Chapter 11
(Sicht: Mimi)
Das Wochenende vergeht schnell und erst am Montagmorgen realisiere ich, dass die Woche schon wieder von neuem beginnt.
Ich habe die meiste Zeit mit Kira und meinen Eltern Zuhause verbracht und eigentlich waren es schöne Tage.
Aber nur eigentlich. Denn da ist eine Sache, die ich einfach nicht vergessen kann: Chanyeol.
Ich bin verwirrt.
Verwirrt, verletzt und deprimiert.
Eingewickelt in eine Kuscheldecke sitze ich auf meinem Bett und werfe mein Handy von der einen Hand in die andere. Grüblerisch starre ich Löcher in die Luft.
Ich wünsche mir das es nur ein Missverständnis ist.
Ich wünsche mir das Chanyeol dafür eine Erklärung hat und meine Hoffnung berechtigt ist, aber die Angst, dass es genau das war wonach es ausgesehen hat, hält mich davon ab auf Chanyeols Anrufe und Nachrichten zu reagieren.
Letztendlich bin ich einfach nur feige. Zu ängstlich, um mich dem zu stellen, wovor ich Angst habe.
Aber wovor hast du Angst?
Vor einer Abfuhr? Davor, dass er sagt er will nichts von dir?
Ich merke selber wie kindisch das ist.
Zum Glück werde ich aus den Gedanken gerissen, als meine Zimmertür aufgestoßen wird und Kira reinplatzt:
"Lee Jaemin! Du kommst sofort aus deinem Zimmer!", kommandiert sie rum und krabbelt zu mir aufs Bett. Sie reißt mir die Decke weg, gibt mir einen Stoß und ich falle von der Bettkante.
Hart komme ich auf dem kalten Fußboden auf und verziehe das Gesicht. Sofort sehne ich mich nach der warmen Geborgenheit meiner Matratze.
"Kira...", sage ich kraftlos. "Es ist zu früh, ich habe noch Zeit bis ich wegmuss."
Allerdings hat meine kleine Schwester andere Pläne und schleift mich hinter sich her in den Flur.
"Du hast vielleicht Zeit, aber ich nicht", stellt sie klar. "Außerdem verhältst du dich eindeutig nicht normal und ich habe die Pflicht dich davor zu beschützen etwas anzustellen."
Ich ignoriere sie einfach, da ich keine Lust habe mit ihr zu diskutieren.
Als wir in der Küche ankommen zwängt sie mich auf einen Stuhl und stellt einen Teller vor meine Nase.
"Sind Eomma und Appa schon bei der Arbeit?"
Müde greife ich nach einem Glas.
Kira bejaht meine Frage und setzt sich mir gegenüber.
Den Blick auf die Tischplatte gerichtet grüble ich weiter.
Warum kann ich heute nicht einfach zuhause bleiben?
-Etwas später-
Langsam betrete ich den Musikraum und sehe mich um.
Als ich die gesuchte Person entdecke stolpert mein Herz kurz und ich muss mich dazu zwingen den Blick von ihm zu reißen.
Chanyeol sitzt in der vorletzten Reihe, also werde ich mich eindeutig in eine andere setzen.
Ich spüre seinen Blick in meinem Nacken als ich mich auf den Platzt vor ihm niederlasse. Nervös hole ich meine Schreibsachen raus.
Ignoriere ihn und achte dann auf seine Reaktion, hat mir Lian gestern geraten.
Frau Lyn teilt uns mit, dass es nur noch ein paar Tage bis zu unseren Auftritten sind und wir deshalb weiter an unseren Duetten arbeiten sollen.
Es wird mir also unmöglich sein, Chanyeol zu ignorieren.
Obwohl ich es nicht will drehe ich mich um und sehe ihn an. Dieses perfekte Gesicht, das ich einfach nicht vergessen kann.
Unsicher lehne ich mich zu ihm rüber und achte darauf ihn nicht weiter anzustarren und den Blick auf meinen Noten zu halten.
Wie soll ich mich verhalten, was soll ich tuen?
"Wir müssen vor allem die zweite Strophe üben...", sage ich schließlich leise.
Chanyeol erwidert: "Gut... Dann lass uns da anfangen."
Allein seine Stimme wieder zu hören macht mich glücklich und dafür könnte ich mich schlagen.
Doch heute klingt sie nicht wie sonst. Sie hat einen Unterton, den ich nicht ganz beschreiben kann...
Während wir arbeiten ist die Stimmung angespannt, fast so als wäre da eine Wand zwischen uns, bei der keiner genug Mut hat, sie zuerst zu durchbrechen.
Doch bald halte ich es nicht mehr aus.
"Was war das zwischen uns eigentlich?". rutscht es mir raus. "Wolltest du es mir überhaupt irgendwann erzählen?"
Chanyeol sieht mich an, als würde er nicht verstehen. Und das macht mein Gefühlschaos noch schlimmer.
Er weiß nicht mal, was er getan hat?
Ich gucke wieder zum Boden.
"Ich wollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber... du hättest mir einfach gleich sagen können, dass du eine Freundin hast und..." Der Kuss deshalb ein Fehler war.
Ich breche mitten im Satz ab und versuche mich zu sammeln.
Chanyeol sagt weiterhin nichts.
Er versteht es wirklich nicht...
Wegen ihm habe ich letzten Tage an mir selbst gezweifelt, wegen ihm ist mein Vertrauen schon wieder gebrochen worden.
"Das alles war ein Fehler und ich wollte diesen Fehler nicht mehr machen. Du hättest mich erst gar nicht küssen sollen, dann müssten wir es beide nicht bereuen."
Erst als die Worte bereits ausgesprochen sind, merke ich was ich von mir gegeben habe.
Ich wollte doch eigentlich etwas ganz anderes sagen. Ich wollte sachlich darüber reden und ihm zeigen, das es okay ist wenn er schon eine Freundin hat. Ich wollte Verständnis zeigen.
Aber stattdessen habe ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen.
Mit einem Kloß im Hals stehe ich auf.
Ich muss hier weg bevor ich es noch Schlimmer mache.
Also eile ich auf die Tür zu und presse die Handballen auf die Augen. Ich höre wie Chanyeol meinen Namen ruft, doch ich bleibe erst dann stehen als ich mich im Flur befinde.
"Dumm, dumm, dumm...", murmele ich und schlage mir gegen den Kopf.
Ich fühle mich noch schlechter als zuvor.
(Sicht: Chanyeol)
Ich sehe Mimi hinterher, als sie aus dem Raum stürmt.
Ich weiß, dass sie das, was sie gesagt hat nicht so meint, doch jetzt bin ich endlich dahinter gekommen was los ist.
Mimi hat es gesehen. Sie hat den Kuss zwischen mir und dem Mädchen gesehen und denkt jetzt, sie wäre meine Freundin.
Du Idiot, denke ich mir, Das war doch offensichtlich.
Ich greife nach meiner Jacke und eile ihr nach. Ich muss das klären. Endlich dieses Chaos aus meinem Kopf bekommen.
Mimi steht verlassen im Flur.
Trotz der etwas hängenden Schultern steht sie immernoch aufrecht.
Ich nähere mich ihr langsam, fast so als könnte ich sie verscheuchen, wenn ich nur einen falschen Schritt mache.
"Mimi?", frage ich schließlich. Sie rührt sich nicht. "Ich glaube wir müssen reden."
Sie zeigt ihre Zustimmung durch ein leichtes Nicken und ich sehe das als Erlaubnis an mich näher zu ihr zu stellen.
"Das Mädchen...", beginne ich vorsichtig, "Das du gesehen hast ist nicht meine Freundin. Ich weiß, dass das echt komisch klingt, aber ich habe sie verwechselt."
Seufzend erkläre ich: "Ich dachte sie wäre das Mädchen, das ich mag."
Zögernd dreht sich Mimi um. In ihren Augen glitzern Tränen, doch sonst sieht sie aus wie immer. Wunderschön.
"Ich habe dem Mädchen klar gemacht, dass da schon jemand ist und ich kein Interesse an ihr habe. Ich habe gehofft, dass es niemand gesehen hat und ich es so ungeschehen machen kann. Aber dass das nicht möglich hätte ich wissen sollen."
(Sicht: Mimi)
Erstaunt höre ich Chanyeol zu und beobachte ich wie er sanft eine Hand unter mein Kinn schiebt.
Er verwirrt mich.
"Du wolltest wissen was das zwischen uns war.", fährt Chanyeol fort. "Ich weiß was da war. Und es war nicht nur, es ist immer noch."
Er hebt mein Kinn an und sieht mir in die Augen.
"Ich habe bemerkt, dass du mir wichtig bist. Dass ich bei dir so sein kann, wie ich wirklich bin und dass etwas fehlt, wenn du nicht da bist."
Verblüfft weite ich die Augen, denn damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Er meint mich? Er meint wirklich mich?
Ich hefte meinen Blick an ihn. Mein Gehirn arbeitet.
"Keine... Abfuhr?", ist das erste was ich von mir geben kann.
Augenblicklich verfluche ich mich dafür, dass mir ausgerechnet so was über die Lippen kommt.
Aber Chanyeols Mundwinkel verzeihen sich zu einem wunderschönen Lächeln.
"Nein, niemals."
Ich weiß nicht was ich sagen soll. Mein Kopf ist wie leergefegt, doch Freudentränen bilden sich in meinen Augen und ich murmele: "Ich habe dir nicht mal die Chance gegeben, dich zu rechtfertigen. Tut mir leid."
Ich drücke mich fest an ihn und spüre wie er sich vorbeugt und mir einen leichten Kuss auf die Stirn gibt.
Wie betäubt stehe ich da und kann mich nicht rühren. Doch ich bin glücklich. Einfach nur unglaublich glücklich.
"Komm, lass uns gehen...", sagt er sanft und geht ein paar Schritte den Flur entlang.
Ich kann mich immernoch nicht bewegen. Als Chanyeol fast um die nächste Ecke biegt, rufe ich ihm "Hey, warte!" hinterher.
Er dreht sich um und sieht mich fragend an. Ich lächele breit, renne auf ihn zu und springe ihm in die Arme.
Vorsichtig nehme ich sein Gesicht in meine Hände und sage:
"Ich habe den Kuss nicht bereut."
Dann verbinde ich seine Lippen mit meinen.
Als wir uns wieder lösen flüstere ich: "Channi, ich lasse dich nicht mehr los."
Das bringt ihn zum Lächeln.
"Versprochen?"
"Versprochen."
Hand in Hand gehen wir durch den Hintereingang nach draußen.
Als wir die Uni hinter uns lassen frage ich: "Wohin gehen wir?"
Aber Chanyeol grinst nur und zeigt damit sein Grübchen.
"Wirst du sehen..."
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Quellen:
(Wattpad.com)
(Wattpad.com)
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