Juni, 2015

(Sicht: Mimi)

Gedanken versunken starre ich aus dem Fenster.

Die dunklen Wolken am Himmel spiegeln meine Laune genau wider, dieses drückende Unheil verkündende Gefühl, welches sich in meinem Magen befindet seit ich die Schule betreten habe.

Ich sitze im Kurs für Darstellendes Spiel.

Nicht das ich etwas gegen den Lehrgang hätte, aber zum einen höre ich unserer Tutorin nur mit halbem Ohr zu und zum anderen ist es die letzte Stunde vor dem Gesangsunterricht.

Die letzte Stunde in der ich mir Gedanken darüber machen kann wie ich IHM am besten gegenübertrete und die letzte Stunde bevor ich mich wieder meinen Gefühlen stellen muss.

Seufzend richte ich den Blick auf die Tafel, an der nun unzählige Stichpunkte stehen. Ich verstehe nichts davon.

Meiner Freundin Lian geht es wohl genauso. Sie streckt sich, wobei eine Strähne ihrer dunklen Haare aus dem improvisierten Dutt gleitet, und sieht unauffällig zu mir rüber.

Sie lächelt als ich ihren Blick fange und deutet auf die Uhr.

Noch 5 Minuten.

Gequält erwidere ich das Lächeln. Meinetwegen kann die Stunde noch ewig dauern.

Als es zur Pause klingelt verlassen wir so schnell wie möglich den Raum und machen uns auf den Weg zum Mädchenklo.

"Unsere Dozentin könnte uns ruhig mal ein paar Minuten früher rauslassen.", beschwert sich Li. "Ich meine, wenn sie uns sogar die Pause zwischen den Stunden streicht..."

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mich an und wartet darauf das ich ihr zustimme. Aber meine Gedanken sind schon wieder wo anders.

Erst als sie beginnt vor meinen Augen rum zu schnipsen, blinzele ich und kehre zurück in die Realität.

"Ja... ich meine...Du hast vollkommen Recht."

Entschuldigend sehe ich sie an, in der Hoffnung sie merkt nicht, dass ich keine Ahnung habe worüber sie erzählt hat. Allerdings durchschaut sie mich.

"Mimi du denkst doch wohl nicht immer noch an diesen Idioten?"

Ich antworte nicht.

"Weißt du, er ist es echt nicht wert. Er hat mit dir gespielt, als wärst du sein Spielzeug. Irgendwann hat er das Interesse an dir verloren, dich weggeworfen und sich ein neues gesucht. So tickt dieser Typ nun mal."

Ich bewundere Lian für ihre offene, direkte Art und das sie alles so ausspricht wie sie es meint, ohne einen dabei verletzen zu wollen. Dafür liebe ich sie, nur diese eine Sache versucht sie mir bereits seit Tagen klar zu machen und ich kann es nicht mehr hören.

"Du würdest dir in meiner Situation auch Gedanken machen", entgegne ich.

"Und du würdest genauso auf mich einreden, wie ich jetzt auf dich!", kontert sie und lächelt erneut. "Hey, lass dir von ihm einfach nicht den Tag vermiesen."

Sie dreht mich zum Spiegel, der über dem Waschbecken hängt und ich sehe meinem blassen, von dichten, hellbraunen Haaren umgebenen Gesicht entgegen.

"Du bist ein selbstbewusstes, hübsches Mädchen und da draußen warten bestimmt haufenweise Typen, die dich am liebsten auf der Stelle heiraten würden. Also vergiss dieses Arschloch und sei wieder du selbst."

Sie sieht meinem Spiegelbild in die Augen.

"Du hast Recht... Er ist mir jetzt schon sowas von egal, wenn ich an all die Typen da draußen denke", sage ich übertrieben und ihr Lächeln wird zu einem Grinsen.

"Gleich machst du sie alle mit deiner wunderschönen Stimme fertig!", versichert sie mir und ich mache mich auf den Weg zum Musikraum.

Ich weiß echt nicht womit ich so eine tolle Freundin verdient habe.

(Sicht: Chanyeol)

Tag eins an der Uni.

Ich bin schon den ganzen Tag ziemlich unruhig und als mein Dad mich aus dem Auto lässt kann er das Lachen nicht mehr unterdrücken.

"Chanyeol, vergiss bitte nicht warum du hier bist", seufzt er.

Mein Vater ist ein netter Mann und auch wenn er und ich manchmal nicht dieselben Ansichten bezüglich meiner Zukunft haben, habe ich es ihm zu verdanken das ich hier bin.

Ich will an dieser Uni eine Möglichkeit finden mich darauf vorzubereiten was passiert wenn meine Zeit in der Boygroup Exo vorbei ist, wo unser Debüt jetzt schon fast 4 Jahre her ist.
Ich brauche schließlich einen Abschluss.

Ich winke meinem Dad zu, dann drehe ich mich um und blicke einem riesigen Neubau entgegen.

Glasfenster flankieren die Vorderseite des Eingangs und auf dem vor mir liegenden Campus tummeln sich eine Menge Leute aller Altersstufen.

Ich krame kurz in meinem Rucksack und bringe meinen zerknitterten Stundenplan zum Vorschein.

1. Tanzen (Theorie)
2. Singen (Praktik)

Unsicher mache ich ein paar Schritte in Richtung des Eingangs, allerdings stutze ich als ein Junge zielstrebig auf mich zukommt.

Er sieht etwa so alt aus wie ich, hat verwuscheltes schwarzes Haar und ist um einiges kleiner als ich. Direkt vor mir bleibt er stehen.

"Du bist bestimmt Park Chanyeol. Du kannst nur der neue sein, so verloren wie du gerade hier gestanden hast." 

Er grinst.

"Mein Name ist Choi und bevor du fragst, nein ich bin ein ganz normaler Student und kein Idol. Das ist immer die erste Frage, die mir gestellt wird, wenn ich jemanden neu einführe."

Ich lächele zurück.

Der Typ ist mir sofort sympathisch, denn er behandelt mich ganz normal, wie jeden anderen auch.
Nicht dieses Getue, nur weil man mich vielleicht aus dem Fernseher kennt.

"Folge mir bitte ins Innere dieses wundervollen Metallklotzes, du hast sicher keine Ahnung wo du hinmusst. Fragen kannst du mir unterwegs stellen", verkündet er überschwänglich bevor ich etwas erwidern kann und kehrt mir den Rücken zu...

  _____________________________________

Quellen:
(wattpad.com)
(studyinternational.com)