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17. Essential

Niall

Unbarmherzig holte der Wecker meines Handys mich aus dem Tiefschlaf. Das frühe Aufstehen machte mir heute doch etwas zu schaffen, aber ich hatte keine andere Wahl. Wir mussten pünktlich am Flughafen aufkreuzen, um unseren Flug nach Seattle zu erreichen, wo wir am Abend auftraten. Gott sei Dank musste ich meinen Koffer nicht packen, sondern nur die herumliegenden Klamotten einsammeln und hinein werfen. Normalerweise war ich eigentlich relativ ordentlich, wenn es um solche Dinge ging, doch heute hatte ich keinen Nerv dazu.

Viel wichtiger war nämlich das Abfragen meiner E-Mails, was jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnis führte, da Jess noch nicht geantwortet hatte. Seit Tagen lebte ich in zwei Welten. In der Realität und in dieser Virtuellen, in der ich eine junge Frau namens Jess getroffen hatte, die mich nicht mehr losließ. Am Anfang war es nur ihr Schicksal gewesen, doch jetzt fühlte ich mich so verbunden mit ihr, als würden wir uns seit Jahren kennen. Nicht, dass mir dieser Umstand Angst einjagte, es fühlte sich sogar ziemlich gut an, sie aufmuntern zu können und ein Teil ihres Lebens zu sein, so wie sie auch immer mehr ein Teil meines Lebens wurde.

Seufzend verschloss ich meinen Koffer, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass auch nichts im Zimmer liegengeblieben war, was mir gehörte, und verließ dann die Suite, um geradewegs das Besprechungszimmer aufzusuchen. Wie immer warteten alle auf Zayn, unsere Schlafmütze, der in letzter Minute doch noch auftauchte, bevor unser Tourmanager seine Zimmertür einrennen konnte.

„Guten Morgen, Prinzessin, hast du ausgeschlafen?", wurde Zayn durch Harry begrüßt, dessen Locken heute besonders widerspenstig vom Kopf abstanden.

Genau genommen sah er aus, als hätte er eine wüste Orgie gefeiert und vergessen, sein Haar in Ordnung zu bringen.

Liam verspeiste einen Apfel, blickte dann zu Zayn und sagte: „Wenn du nochmal zu spät kommst, schmeißen wir dich in den Pool!"

Angesichts der Tatsache, dass Zayn immer noch nicht schwimmen konnte, war das wirklich eine gewaltige Drohung, die unser verschlafener Bandkollege jdoch nur mit einem Schulterzucken quittierte. Er wusste, das Liam das nicht ernst meinte.

„Jetzt, da alle anwesend sind, möchte ich gerne noch etwas verkünden", meldete sich unser Tourmanager zu Wort.

„Was denn?", fragte Louis gähnend, während er seine Füße auf den Tisch legte.

„Direkt nach dem Konzert geht es nach Vancouver, also denkt bitte daran, eure Reisepässe griffbereit zu halten, denn wir verlassen die USA."

Gut, dass er uns daran erinnerte, denn keiner von uns dachte an so etwas. Aber dafür hatten wir ja den Tourmanager, der uns immer wieder auf solche Dinge hinwies. Mein Reisepass musste irgendwo in meinem kleinen schwarzen Kulturbeutel herumfliegen, welchen ich immer mit mir herumschleppte, weil er mein Asthma Spray enthielt, das ich stets zur Hand haben sollte. Wenn man meinen Gesundheitszustand betrachtete, hätte ich eigentlich gar nicht rauchen dürfen, doch im Moment juckte mich das nicht. Mir ging es gut, ich bekam ausreichend Luft, also warum sollte ich es aufgeben?

„War sonst noch was, Pauly?", hörte ich Liam fragen, worauf der Angesprochene mit dem Kopf schüttelte.

„Also Abmarsch, Leute", ordnete er dann an.

Fünf Minuten später verließen wir das Hotel durch die Parkgarage; dort standen bereits mehrere schwarze Vans mit abgedunkelten Scheiben, so dass man unsere Gesichter nicht erkennen konnte, was reiner Schwachsinn war, da sowieso jeder wusste, dass wir uns darin befanden. Doch die strengen Sicherheitsvorkehrungen sahen dies nun einmal vor.

Nachdem ich meinen Platz neben Harry eingenommen hatte, warf ich erneut einen Blick auf mein Handy. Noch immer hatte ich keine Nachricht von Jess erhalten, dabei war ich doch so ungeduldig! Ich wusste nicht, auf was ich mehr wartete: Das Bild von ihrer Unterwäsche sehen zu können, das sie hoffentlich mitgeschickt hatte, oder ihre Reaktion auf meine ehrliche Antwort bezüglich meines Sexlebens.

Meine Neugierde darauf brachte mich beinahe zum Platzen. Doch so wie es im Moment aussah, wurde meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, eine sehr harte sogar. Was sollte ich tun, wenn sie damit nicht klar kam und plötzlich nicht mehr mit mir schreiben wollte? Das würde ich nicht überleben!

Jess war so ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden, dass ich mir dieses ohne ihre E-Mails gar nicht mehr vorstellen konnte. Sie brachte mich zum Lachen, obwohl es ihr psychisch nicht gerade gut ging und manchmal war das der Grund, warum ich weinte, wenn ich eine Textpassage las, aus welcher gerade das hervorging. Was würde Jess ohne mich tun? Was würde ich ohne sie tun? Würde mein Leben noch das gleiche sein, jetzt, da ich wusste, dass irgendwo in England eine junge Frau lebte, deren Lebenstraum zerstört worden war? Mit Sicherheit nicht, denn dass wir uns begegnet waren, schien kein Zufall zu sein.

„Niall, träumst du schon wieder?"

Ein wenig unsanft stieß Harry mich an, sodass ich aufschreckte und ihn erstaunt angaffte.

„Was ist denn?", fragte ich unwirsch.

„Ich wollte wissen, wann Nathalie dich besuchen kommt."

„Am vierten August", seufzte ich leise.

Wieso erinnerte er mich gerade jetzt an Nathalie, wo ich doch mit meinen Gedanken bei Jess war? Ich konnte doch nicht zwischen einer meiner Fuckbuddies und einem Menschen, der an einen Rollstuhl gefesselt sein Dasein verbrachte, gedanklich hin- und herspringen. Multitaskingfähig zu sein zählte bedauerlicherweise nicht gerade zu meinen Stärken.

„Das klingt aber nicht sehr erfreut", meinte Harry grinsend, woraufhin ich zum Fenster hinausschaute, um dann zu antworten.

„Ich bin erfreut, glaube mir, aber ich könnte gerade wieder einschlafen."

Die Sache mit dem Einschlafen war eine glatte Lüge, die er jedoch ohne mit der Wimper zu zucken schluckte. Louis hätte ich diese vermutlich nicht so einfach auftischen können, denn er war schlimmer als Sherlock Holmes und peilte sofort, wenn man ihm die Unwahrheit erzählte. Selbst Prinzessin Zayn hätte bemerkt, dass ich ein Problem mit mir herumtrug, was jedoch in seinem Fall keine Kunst war, da er ein bisschen besser Bescheid wusste, welche Ausmaße der Kontakt mit Jess angenommen hatte, als der Rest. Doch so oft ich auch in meinem E-Mail Account nachschaute, es tat sich nichts.

Seufzend stieg ich aus dem Van, als wir am Flughafen eintrafen, um dann von den Security Leuten zu unserem Privatjet begleitet zu werden. Dann ging alles ganz schnell. Wir nahmen unsere Plätze ein, das Flugzeug schloss die Türen und schon rollten wir los.

„Seattle, wir kommen", vernahm ich Liams euphorische Stimme hinter mir.

Natürlich freute ich mich auf das Konzert am heutigen Abend, trotzdem machte ich mir immer wieder Gedanken über Jess. Warum antwortete sie nicht? Hätte ich die Sache mit meinen Fuckbuddies besser für mich behalten sollen? Doch dann wäre ich nicht ehrlich zu ihr gewesen.

Es lag mir bereits schwer im Magen, dass ich ihr nicht die Wahrheit bezüglich meines Berufes sagen konnte, da wollte ich ihr nicht noch eine Lüge auftischen. Aber vielleicht war mir gerade diese Einstellung zum Verhängnis geworden. Sollte ich bis morgen keine Antwort von Jess erhalten, dann würde ich nochmals schreiben, um vielleicht einiges klar zu stellen.

In Seattle angekommen, fuhren wir direkt in Richtung Stadion. Da wir bis zum Soundcheck noch etwas Zeit hatten, tischte man uns zunächst etwas zu Essen auf, was auch dringend nötig war, da ich das Gefühl hatte gleich zu verhungern.

Kaum war das Essen verputzt, rief Pauly auch schon zum Soundcheck, welchen wir sogleich erledigten. Nun hatten wir noch reichlich Zeit bis zu unserem Auftritt, welche die anderen mit Fußball spielen überbrückten. Ich jedoch zog mich alleine in unsere Garderobe zurück, um erneut nach meinen E-Mails zu schauen. Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich auf die Buchstaben [email protected] starrte. Endlich! Es fühlte sich an wie eine Erlösung, als ich die E-Mail öffnete und zu lesen begann.

Lieber NJ,
es tut mir leid, dass ich dir nicht gleich antworten konnte, doch ich wurde von einer starken Migräne heimgesucht, die mich buchstäblich ans Bett gefesselt hat. Das passiert ungefähr zweimal im Jahr, also mach dir keine Sorgen deswegen!

Migräne? Auch das noch! Jess hatte weiß Gott schon genug mit anderen Sachen zu tun, es war echt unfair, dass sie auch noch zusätzlich mit so etwas zu kämpfen hatte! Nach einem kurzen Seufzen las ich weiter.

Da die Kopfschmerzen jetzt aber besser geworden sind, möchte ich dir natürlich antworten. Bei uns ist es gerade Mitternacht, ich sitze vor meinem Laptop und frage mich, wo ich einen French 21 herbekommen soll. Schließlich möchte ich mitreden können, was diesen Cocktail, der dich scheinbar umgehauen hat, angeht. Die Zutaten klingen so, als würde er gut schmecken! Ich liebe Champagner und Fruchtsäfte in Kombination mit Wodka. Also bereite dich darauf vor, dass ich diesen Cocktail irgendwann probieren werde! Vielleicht hättest du nur zwei davon trinken sollen, dann wärst du besser weggekommen!

Warum nur, sah ich plötzlich zwei schelmisch dreinblickende braune Augen vor mir? Jess lachte, das wusste ich genau! Oder besser gesagt, sie hatte gelacht, als sie das schrieb. Auch bei ihren nächsten Sätzen glaubte ich ein Schmunzeln herauslesen zu können.

Du Ärmster hast dir also deinen Rücken verbrannt! Das ist natürlich unangenehm, aber ich kenne ein gutes Hausmittel, um das Brennen und den Juckreiz abzustellen. Lass dir von deinen netten Arbeitskollegen Quark oder Joghurt draufschmieren, das wirkt Wunder. Keine Angst, ich verarsche dich nicht! Meine Mum hat uns früher immer so behandelt, wenn wir uns einen Sonnenbrand geholt hatten.

Quark oder Joghurt? Beides war in unserer gesunden Küche durchaus zu finden, das sollte also kein Problem sein. Nur wem würde ich meinen lädierten Rücken anvertrauen, ohne Angst haben zu müssen, dass dieser noch stärker misshandelt wurde? Louis auf keinen Fall, denn wie ich ihn kannte, würde er aus Spaß irgendeinen Mist unter den Quark mischen, Lebensmittelfarbe zum Beispiel. Vermutlich würde Liam oder Zayn am ehesten dafür in Frage kommen. Als ich über meinen Rücken nachdachte, spürte ich schon wieder diesen brennenden Schmerz, insbesondere im Bereich der Schultern. Verdammt! Hoffentlich hörte das bald auf! Wahrscheinlich sollte ich einfach weiterlesen, um auf andere Gedanken zu kommen.

Kommen wir nun zum Jack Daniels. Leider konnte ich noch nicht testen, ob er mild genug ist, doch sicherheitshalber werde ich gleich eine Cola bereitstellen, falls er sich geschmacklich als zu herb erweisen sollte.

„Das ist eine gute Idee, Jess", murmelte ich leise vor mich hin. Tatsächlich kannte ich nur wenige Frauen, die Jack Daniels pur verkrafteten, und diese lebten in Irland. Unsere Gaumen zeichneten sich durch eine gewisse Unempfindlichkeit aus, doch ich glaubte nicht, dass Jess diese ebenfalls besaß. Ein zierlicher, braunhaariger Engel mit Ballettschuhen an den Füßen schwebte gerade durch meine Gedanken, als die Tür sich kurz öffnete. Caroline, unsere Stylistin, was die Outfits betraf, steckte ihren Kopf hinein, um dann zu fragen: „Kannst du mir sagen, wo Louis sich gerade aufhält?"

„Nein, sorry, ich habe keine Ahnung", erwiderte ich mit klopfendem Herzen.

Glücklicherweise verschwand Caroline gleich wieder und ich konnte mich ungestört der E-Mail widmen.

Ich korrigiere dich nicht, denn du liegst nicht falsch mit deiner Annahme, dass ich keine neuen Freundschaften eingehen will, zumindest nicht im Moment. Vielleicht wird sich meine Einstellung dahingehend irgendwann ändern, aber bestimmt sagen kann ich das nicht. Im Augenblick reicht es mir vollkommen, wenn sich Anne und vor allem du, um mich kümmern. Ich denke, das sagt aus, wie wichtig du für mich geworden bist und wie sehr ich es vermissen würde, wenn wir nicht mehr miteinander schreiben könnten. Irgendwie habe ich gerade Angst davor, dass du ein Mädchen kennenlernen könntest, die etwas gegen unsere Brieffreundschaft hat, was unglaublich traurig wäre. Nenn mich egoistisch, aber ich würde sie dafür bestimmt hassen!

Wie kam sie denn auf solch einen absurden Gedanken? Niemals würde ich diese Brieffreundschaft aufgeben wollen! Für keine andere Frau der Welt! Wer auch immer mein Herz in der Zukunft erobern sollte, sie musste mit Jess leben, oder besser gesagt, mit unseren Korrespondenzen, die niemandem Schaden zufügten, jedoch für uns beide äußerst wichtig waren. Aufmerksam betrachtete ich die nächsten Zeilen.

Es ist gut zu wissen, dass du gerne eine meiner Stützen sein möchtest. Anne ist die Zweite, meine Familie die Dritte. Nun brauche ich noch eine vierte Stütze, aber ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte. Vielleicht kannst du einen Vorschlag machen?

Ich würde gründlich in mich gehen müssen, um eine akzeptable Antwort darauf zu finden, doch für Jess wollte ich das gerne tun. Nichts lag mir mehr am Herzen, als ihr zu helfen, denn Hilfe war das, was sie am meisten benötigte.

Vermutlich wird es noch einige Zeit dauern, bis ich mich traue, eine Untersuchung über mich ergehen zu lassen und wenn, werde ich dich ganz sicher vorher um Rat fragen. Ich vertraue dir sehr, was Aussagen über Knie OPs angehen. Wie geht es deinem Knie eigentlich? Ist es immer noch beschwerdefrei?

Das fand ich immer so beeindruckend an Jess. Es konnte ihr noch so schlecht gehen, sie erkundigte sich stets nach meinem Befinden.

„Du süße, kleine Maus, mir geht es doch viel besser als dir", wisperte ich leise, bevor ich weiterlas, um dann in lautes Gelächter auszubrechen.

Bezüglich der Tampons kann ich dir keinen Tipp geben, da ich nicht weiß, welche dir passen würden, wenn du eine Frau wärst.

Immer wieder stellte ich fest, welch genialen Humor sie doch besaß! Wir würden uns sicher köstlich amüsieren, wenn wir uns gegenüber sitzen, und reden würden. Neugierig hefteten sich meine Augen erneut auf den Text.

Es freut mich, dass dir mein Mickey Mouse Schlafanzug gefällt, das macht es nicht ganz so peinlich. Deine Calvin Klein Boxershorts besitzt durchaus Sexappeal, und da ich über 18 bin, darf ich mir auch vorstellen, wie heiß du darin bestimmt aussiehst. Vorausgesetzt du lügst mich nicht an und trainierst regelmäßig, was ich hoffen will. Wie gewünscht, habe ich dir nun ein Foto von meiner Unterwäsche geschickt, die du hoffentlich magst. Ich würde mich über ein Feedback freuen, denn ich habe lange gebraucht, um diese auszusuchen. Also streng dich an, wenn du etwas dazu zu sagen hast!

Schon wieder brachte sie mich zum Lachen. Selbstverständlich würde ich einen Kommentar zu ihrer Unterwäsche abgeben, das gehörte sich schließlich so! Jess sollte nicht denken, dass ich das nicht zu würdigen wusste. Da ich ziemlich neugierig auf das Foto war, scrollte ich schnell zum Ende der E-Mail, um den Anhang zu öffnen, welcher eine wirklich sagenhafte und sexy Unterwäsche enthüllte.

Jess traf genau meinen Geschmack, was solche Dinge anging und es fühlte sich toll und auch gleichzeitig verrückt an, mir dieses Mädchen in der heißen Unterwäsche vorzustellen. Wie so oft fragte ich mich, wohin das noch führen sollte! Mit jeder E-Mail wurden unser Bilder und Anspielungen gewagter, wir überschritten fast schon eine Grenze. Aber vielleicht brauchten wir das beide, um aus unserem Alltag auszubrechen. Gespannt starrte ich nun auf die Antwort, auf welche ich so lange hatte warten müssen. Die Antwort auf die Geschichte mit den Fuckbuddies.

NJ, ich bin erstaunt über deine Ehrlichkeit, was dein Liebesleben angeht, weiß diese jedoch zu schätzen. Nicht jeder Kerl würde so offen darüber reden, dass er sich mit Fuckbuddies über Wasser hält, um seine Hände ein wenig zu schonen. Keine Angst, ich bin kein kleines, unwissendes Mädchen, ich weiß, was bei euch Jungs abgeht und gerade deswegen liegt es mir fern, dich dafür zu verurteilen. Du hast keine Freundin, warum also solltest du auf den Sex verzichten?

Ihre Einstellung war sowas von super, dass ich es kaum fassen konnte. So viel Toleranz hatte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet, umso erfreuter reagierte ich natürlich darauf. Aber wie so oft geizte Jess nicht mit den lustigen Sprüchen.

Ich habe mir in diesem Zusammenhang vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn alle deine Fuckbuddies (hast du noch mehr außer die beiden in USA?), sich an einem Ort vereinen und mit dir treffen würden. Dann würde ich allerdings gerne dein Gesicht sehen! Hoffe bitte nicht auf Mitleid, Frauen können echte Bitches sein, wenn sie Konkurrenz wittern!

Lachend japste ich nach Luft. Die göttliche Jess hatte wieder zugeschlagen. Doch sie konnte nicht ahnen, dass diese Frauen keine Konkurrentinnen waren, sondern wirklich nur ein reiner Zeitvertreib, der keine tieferen Gefühle meinerseits aufkommen ließ. Tiefe Emotionen wollte ich mir für die Frau, die mein Herz erobern würde, aufheben. Ihre nächsten Sätze bewirkten, dass mir plötzlich ganz heiß wurde.

Ich stehe darauf, wenn ein Typ mir die Klamotten langsam und zärtlich auszieht, doch manchmal mag ich es auch heiß und wild. Kommst du damit klar? Ich nämlich gerade nicht, weil ich mir vorgestellt habe, wie du meine Klamotten ausziehst. Ich weiß, ich sollte das nicht tun, doch ich konnte es nicht verhindern. Das Schlimme war nur, dass ich in diesem Traum, wie ich es am besten nennen sollte, meine Beine ganz normal bewegen konnte. Als ich dann in die Realität zurückgeplumpst bin, kam das böse Erwachen. Ich kann nicht laufen, ich kann sie nicht einmal im Liegen bewegen. Ist das nicht traurig? Ich glaube, ich muss gerade heulen, sorry für den emotionalen Ausbruch, es tut mir so leid.

„Nein, Jess, du musst dich nicht entschuldigen, es tut mir leid, dass ich solche Gedanken in deinem Kopf produziert habe", wisperte ich, total fertig.

Mein Herz hämmerte wie verrückt, ich wollte ihr doch nicht wehtun! Weder seelisch, noch körperlich!

Nachdem ich mich wieder ein wenig gefasst hatte, schweiften meine Augen erneut über den Text.

Ich weiß, dass du dir gerade Sorgen um mich machst, und dir vermutlich sogar die Schuld geben wirst, aber das ist falsch. Du kannst nichts für meine Fantasien! Außerdem muss ich dir sagen, dass ich den Begriff Seelenverwandtschaft, was unsere Beziehung beschreibt, wirklich toll finde. Meine Seele fühlt sich bei dir gut aufgehoben und ich denke nicht, dass wir jemals vergessen werden, weshalb wir unsere Korrespondenz begonnen und fortgeführt haben. Weil wir uns wichtig sind, weil wir uns verstehen und weil wir dem anderen etwas geben können.

Sie brachte es genau auf den Punkt, wie so oft. Jess gab mir so viel Wärme, Herzlichkeit und in gewissem Sinne auch Zuneigung, die ich niemals verlieren wollte. Nun kam jener Teil zur Sprache, der ihr wohl am schwersten im Magen lag.

Da es bereits nach Mitternacht ist, kann ich nun sagen, dass ich nachher zu dieser Therapie gehen werde. Ich habe noch immer Angst davor, doch die Vorstellung, dass du in Gedanken meine Hand halten wirst, macht es leichter für mich. Du gibst mir Kraft und Mut, Dinge zu tun, die ich vermutlich alleine nicht schaffen würde. In meiner nächsten E-Mail werde ich dir dann hoffentlich berichten können, wie das Treffen vonstattengegangen ist. Und es gibt noch etwas, was ich dir sagen wollte. Ich fand es so süß, wie du dich bei mir dafür bedankt hast, dass ich dir zeige, was in dir steckt. Es müsste eigentlich umgekehrt sein, denn du zeigst mir täglich, was in mir noch so alles steckt. Innerhalb dieser kurzen Zeit hast du nämlich Dinge bewirkt, die kein anderer geschafft hat. Also sei stolz auf dich!

Ich war stolz auf mich aber noch stolzer war ich auf Jess. Sie begann aufzuleben, ich konnte es förmlich spüren, was eine Art Glücksgefühl in mir hervorrief. Lächelnd wandte ich mich nun den letzten Sätzen der E-Mail zu.

Bezüglich der Musik kann ich sagen, dass ich im Moment am liebsten The Fray höre, vermutlich kennst du die Gruppe. Gleich danach kommt Katy Perry, ich weiß, das klingt komisch, da die Musikrichtungen total unterschiedlich sind. Ansonsten höre ich wirklich fast alles an Popmusik, was die Charts hergeben. Allerdings muss ich dir sagen, dass ich keine Boybands mag, die sind mir zu affig und kommen auch nicht authentisch rüber. Das sind Marionetten, die Lieder singen, deren Texte sie nicht einmal selbst geschrieben haben.

„Oh, oh, ich glaube, da haben wir noch einigen Klärungsbedarf!", schnaufte ich nun ein wenig empört. „Du schreibst gerade mit einem solchen Sänger, der sehr wohl an den Texten mitgewirkt hat!"

Vielleicht sollten sie bei dir Gitarrenunterricht nehmen, damit sie wenigstens lernen, ein Instrument zu spielen. Ich finde es sexy, wenn ein Mann Gitarre spielen kann und dann noch dazu kochen, übertrifft alle meine Erwartungen. Also lass uns kochen, backen, Gitarre spielen und mein Tagebuch lesen. Es steht nichts darin, was du nicht schon weißt. Kommen wir nun zu dem leidigen Thema Haustier, ich habe bis jetzt noch kein geeignetes gefunden, das ich nach dir benennen könnte. Aber sollte mir eines über den Weg laufen, lasse ich es dich sofort wissen.

„Das will ich für dich hoffen", brummte ich, noch immer ein wenig gekränkt. Dass sie so schlecht über Boybands dachte, machte mir doch sehr zu schaffen.

Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich mich nicht nach deiner Penisgröße erkundigt habe? Im eingefahrenen Zustand sagt sie nämlich gar nichts aus und in ausgefahrenem auch nicht viel, jedenfalls nicht, ob du richtig damit umgehen kannst, was ich jedoch fast vermute, ansonsten hättest du nicht zwei (oder sogar mehr) Fuckbuddies.

Sie hatte es echt erfasst, die Damen beschwerten sich niemals bei mir, also sollte ich das wohl einigermaßen hinkriegen. Die nächsten Sätze brachten mein Herz mal wieder zum Schmelzen.

Du kuschelst echt jeden Abend mit mir? Das ist so süß, wirklich! Wo kuscheln wir denn? Auf einem Sofa oder im Bett? Ich würde das Sofa bevorzugen, denn wenn ich müde werden sollte, könntest du mich auf deinen wundervollen Händen, die ich mir sehr genau betrachtet habe, ins Bett tragen. Ich wiege nur 58 Kilo, das schaffst du doch locker, oder nicht?

Sicher schaffte ich das! Kelly wog 62 Kilo und ich konnte sie mühelos durch das Zimmer tragen, also waren 58 nicht wirklich eine Herausforderung. Und sie fand meine Hände wundervoll, wow! So schön waren diese doch gar nicht, jedenfalls nicht in meinen Augen, aber wenn Jess das so sah, fühlte ich mich geschmeichelt.

Zum Schluss möchte ich dir noch sagen, dass du wirklich eine Bereicherung für mein Leben bist, jemand, den ich nicht mehr missen möchte.

Danke für deine vielen aufmunternden Worte und für die Zeit, die du opferst, um mit mir zu schreiben. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, umso mehr berührt es mich.

Alles Liebe, Jess

P.S.: Wollen wir nicht tauschen? Du gehst nachher in diese Therapiegruppe und ich verrichte deine Arbeit in den USA, zwischen all den Stars.

Mit einem lauten Durchatmen lehnte ich mich auf dem Sofa zurück. Was für eine E-Mail! Ich konnte nur hoffen, dass Jess alles gut hinter sich bringen würde. Und über ihre schlechte Meinung bezüglich der Boybands sollten wir unbedingt diskutieren. Die Frage war nur, wie ich das anstellen sollte, ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das hörte sich nach einer großen Herausforderung an, welcher ich mich jedoch stellen wollte.

Keine Sekunde zu früh steckte ich das Handy weg, denn Caroline tauchte erneut im Raum auf, um zu rufen: „Niall, du bist dran mit dem Styling!"

Jess würde eine ganze Weile auf eine Antwort warten müssen, denn vor dem Konzert schaffte ich das nicht mehr und danach auch nicht sofort, da wir unverzüglich in Richtung Kanada aufbrechen würden. Aber zum Glück zeichneten sich die Privatjets durch eine hervorragende Internetverbindung aus. Ich sollte mir allerdings einen Platz neben Zayn sichern, der nicht weiter nachfragen würde, wenn ich eine E-Mail an Jess verfasste.

Mein Plan stand, jetzt musste nur noch die Zeit bis dahin vergehen.

______________
Niall ist also angetan von Jess' Unterwäsche und Jess toleriert seine Fuckbuddies, so lange er Single ist; das sind doch gute Voraussetzungen, oder?
Lasst euch überraschen, was im nächsten Kapitel passiert, denn dort wird Jess die Gruppentherapie aufsuchen....

LG, Ambi xxx


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