→ epilog
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epilog
2022
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Allison || Ich drücke mir die Nase platt am kalten Fensterglas des Flugzeuges. Eigentlich kann ich gar nicht so viel sehen, aber selbst die Bruchstücke, die ich vor meinem Augen erhasche, reichen mir aus für einen Augenblick, in dem ich einfach glücklich bin.
„Wenn du so weiter machst, dann hast du keine Nase mehr, wenn wir gleich aussteigen", zieht Harry mit grinsend auf.
Ich wende meinen Blick von dem Wunder draußen ab und sehe stattdessen auf das Wunder, das neben mir auf dem Sitz herumhängt. Die Beine überkreuzt, die Haare ein wenig durcheinander und eine Sonnenbrille über den grünen Augen, deren Sinn sich mir bisher noch nicht ganz erschlossen hat. Aber bei meinem Freund habe ich schon vor Jahren gelernt, ihn nicht zu hinterfragen, sondern seine Eigenarten einfach hinzunehmen.
„Das ist wohl eher dein Problem, denn ich muss mich ohne Nase ja gar nicht ansehen", entgegne ich und sehe wieder hinaus aus dem Fenster, in der Hoffnung, einen ersten Blick auf das Wahrzeichen der Stadt erblicken zu können, nach der sich mein Herz schon immer sehnt. Ich kann noch nicht ganz glauben, dass ich in weniger als fünfzehn Minuten das erste Mal einen Schritt in sie hineinsetzen darf.
Harrys Hand spielt mit meinen Finger, lässt sie zwischen seine gleiten und verschränkt sie miteinander, bevor er sie wieder loslässt und das Procedere wiederholt. Ich lasse ihn, weil ich weiß, dass es ihm hilft, seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Was der Grund dafür ist, habe ich jedoch noch nicht herausfinden können.
„Vielleicht drücke ich mir auch die Nase platt, dann musst du mich auch so ertragen", schlägt er vor und weicht lachend meinem leichten Schlag gegen seine Schulter aus. „Du bist manchmal so ein Idiot, Hazza."
Mit einem zufriedenen Grinsen gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. „Aber ich bin dein Idiot."
Wir können froh sein, dass wir die einzigen Gäste in diesem Flugzeug sind, denn ansonsten wären wir jetzt sicherlich schon unzählige Mal durch neugierige Kameralinsen abgelichtet worden. Etwas an das ich mich selbst nach all den Jahren noch nicht gewöhnt habe, aber Harry zuliebe komme ich damit klar. Solange ich ihn habe, ist meine Welt in Ordnung.
„Nicht mehr lange, wenn du dich weiterhin so über mich lustig machst", warne ich ihn lachend.
Statt einer Antwort küsst Harry mich bloß und ich schließe die Augen, um den Augenblick vollends auskosten zu können. Egal wie oft wir das in den vergangenen Jahren bereits wieder gemacht haben, jeder einzelne Kuss von ihm schafft es immer noch, mir eine Gänsehaut über den Körper zu zaubern.
Ich verliebe mich jeden Tag ein wenig mehr in ihn.
Harry hat sich geändert, seitdem wir das erste Mal zusammen gewesen sind. Wir haben uns beide geändert, sind erwachsener geworden, ein wenig vorsichtiger vielleicht. Aber dennoch fühlt es sich immer noch unglaublich an, von ihm geliebt zu werden und ihn lieben zu dürfen.
Wie könnte ich auch nicht, wenn er endlich zu dem Mann geworden ist, der seine Versprechen hält und eine Beziehung mit mir führt, in der wir beide gemeinsam Entscheidungen treffen. Außer wenn es um seine Überraschungen geht, da hat er immer noch die Oberhand. Aber heute beschwere ich mich nicht darüber, hat mich diese Vorliebe von ihm doch in dieses Flugzeug bekommen.
Vor fünf Stunden hätte ich jeden noch für völlig verrückt erklärt, hätte er mir den weiteren Verlauf des Tages prophezeit. Wir hatten in unserem Haus gemeinsam gefrühstückt und einen der schönen Tage genossen, an denen wir beide keine Verpflichtungen haben.
„Wenn ich dich jetzt fragen würde, an welchen Ort du gerade reisen willst, was würdest du dann sagen, Al?", fragte mich Harry, während er sich in aller Seelenruhe seine Erdbeermarmelade auf den Bagel strich und ihn dann mit einer Scheibe Wurst belegte. Die Eigenschaft ließ mich wie immer das Gesicht verziehen.
„Paris", antwortete ich, auch wenn wir beide längst wussten, was ich sagen würde. Es war zu einem Running Gag zwischen uns geworden. So oft Harry auch auf Tour bereits in der Stadt der Liebe aufgetreten ist, auch in den Jahren, die wir bereits wieder zusammen sind, so oft hat es auch irgendwie immer etwas gegeben, dass meiner Mitreise dazwischen gekommen sind. Also war ich meinem ultimativem Reisewunsch nicht einen Schritt näher gekommen. „Das weißt du doch, Hazza."
Seine Antwort jedoch viel anders aus als sonst und brachte mich dazu, mich an meinem heißen Kakao zu verschlucken. „Dann pack deine Koffer. Wir fliegen gleich."
Und so sitzen wir nun hier in diesem Privatjet, den ich ansonsten aufs Äußerste abgelehnt hätte. Heute genieße ich es jedoch einfach, Harry neben mir haben zu dürfen, ganz egal wie. Er ist erst letzte Woche von seinem Filmdreh wieder nach London gekommen und nun tun wir alles, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.
„Ist alles okay?", frage ich meinen Freund besorgt, als ich sehe, wie er unruhig mit seiner Jackentasche herumspielt.
Eilig zieht er die Hand wieder hervor und verschränkt sie mit meiner. „Alles super, Al."
„Sicher?"
Ich bekomme keine Antwort, weil in diesem Moment die Türen des Flugzeuges geöffnet werden und Harry mich von meinem Sitz hochzieht. Dann jedoch übernehme ich die Führung, denn ich kann es nicht erwarten, endlich nach draußen zu kommen. Ich eile den Gangway entlang, einen lachenden Harry im Schlepptau, der sich gerade noch unsere Tasche schnappen kann.
Die letzten Stufen der Gangway überspringe ich direkt und fliege einen Augenblick durch die Luft, bevor ich voller Glück das erste Mal Pariser Boden unter meinen Füßen habe.
„Unglaublich", flüstere ich überwältigt und ziehe Harry in meine Arme, der mich lächelnd meinen Moment genießen lässt. Mein klopfender Herzschlag ist sicherlich nicht zu überhören, doch das stört mich nicht, kennt er doch ohnehin jeden meiner Wünsche in- und auswendig.
„Wollen wir los?", fragt Harry mich schließlich, seine Wange immer noch gegen meine gelegt.
Als ich mein Gesicht aus seinem Pullover nehme, wir mir bewusst, dass uns der Fahrer der georderten Limousine amüsiert beobachtet. Sofort fängt mein Gesicht an zu brennen, doch Harry nimmt einfach meine Hand in seine und zieht mich mit aller Ruhe zu dem Wagen herüber. Nachdem wir beide eingestiegen sind, schließt er die Tür hinter uns.
„Wo möchtest du als Erstes hin, Al?", fragt mein Freund, während die Limousine langsam über das Gelände des Privatflughafens Richtung Innenstadt rollt.
„Ich weiß nicht", entgegne ich, während meine Gedanken aufgrund all der Möglichkeiten durchdrehen. Ich kann mich nicht entscheiden, so viele Wunder, so viele Alternativen und viel zu wenig Zeit, die ich aufs Äußerste auskosten will. Wer weiß, wann ich je wieder in diese Stadt reisen werde. Mein Herz, das ständig aufgrund all des Fernwehs schreit, ist zum erste Mal im Leben wirklich still. „Zum Eifelturm?"
„Such dir etwas anderes aus, Al."
„Warum?", frage ich ihn verwirrt.
Harry beißt sich auf die Unterlippe. „Weil...Da gehen wir erst später hin, okay?"
„Du weißt, dass ich Überraschungen hasse", erinnere ich ihn, während er den Arm um mich schlingt.
Er hat ein Lächeln auf den Lippen, so glücklich, dass mein Herz ebenfalls direkt schneller schlägt. „Und du weißt, wie sehr ich es liebe, dich zu überraschen", murmelt er mir ins Ohr.
Nachdenklich tippe ich meinen Zeigfinger gegen den rechten Oberschenkel. „Dann lass uns als Erste nach Montmatre."
Die restliche Fahrt fliegt nur so an uns herüber, viel zu langsam und gleichzeitig viel zu schnell, denn ich will gleichzeitig alles von Paris in mir aufnehmen und jeden Augenblick bis aufs Äußerste auskosten. Ich hätte erwartet, dass Harry sich über meine Begeisterung lustig machen würde, doch stattdessen beobachtet er mich nur schweigend, stets ein kleines Lächeln auf den Lippen.
Die Limousine quält sich die steilen Straßen hinauf und ich bin froh, dass wir diese nicht per Fuß erklimmen müssen, denn meine sportliche Ader ist so gut wie nicht vorhanden und wird es sicherlich auch niemals sein. Schließlich hält der Fahrer den Wagen in einer Nebenstraße und lässt uns aussteigen.
„Bringen sie das Gepäck bitte zu uns ins Hotel. Wir kommen von hier alleine zurecht", bittet Harry und drückt dem Mann ein ordentliches Trinkgeld in die Hand, bevor wir uns verabschieden.
„Sieht du das?" Ungläubig drehe ich mich einmal um die Achse und sehe zu dem wimmelnden Platz herüber. „Wir sind in Montmatre. In Paris, Hazza!"
„Ich weiß", entgegnet er amüsiert und nimmt dann meine Hand in seine, als hätte er Angst, dass ich vor lauter Begeisterung vor ihm weglaufen werde. Keine so abwegige Vermutung, wenn man bedenkt, dass wir uns bei meinem letzten Tourbesuch mitten in Venedig verloren haben. Was allerdings garantiert nicht meine Schuld gewesen ist, sondern bloß seine, weil er viel zu langsam unterwegs war.
„Sieh dir all die Künstler an", meine ich begeistert, während wir über den Place du Tertre schlendern und immer wieder stehen bleiben, um ihnen bei der Arbeit zusehen. „Helen würde glatt neidisch werden."
Zustimmend nickt Harry und zieht mich dann zu einem der Maler herüber, der uns ein Lächeln schenkt. „Wie sieht's aus, Al? Lassen wir uns malen?"
Eine halbe Stunde halten wir ein Bild in den Händen, das uns beide äußerst realistisch wiedergibt. Wir bedanken uns bei dem Künstler, geben ihm ein wenig Trinkgeld und rollen das Kunstwerk dann vorsichtig zusammen, damit es auch den weiteren Tag übersteht, bevor wir es dann in unserem Hausflur aufhängen können.
Als nächstes führe ich Harry zu der berühmten ‚Ich Liebe Dich'-Mauer, die sich in dem Park nahe des Place de Abbesses befindet. Es dauert, bis wir das versteckte Kunstwerk schließlich finden, aber dafür lohnt es sich umso mehr, denn der Anblick ist wirklich beeindruckend. Ehrfürchtig fahre ich die Worte nach, die die Liebesbekundung in mehr als dreihundert Sprachen wiedergibt.
„Weißt du, welche Sprache das ist?", frage ich Harry nachdenklich.
Sein Blick gleitet zu den Worten, die meine Finger nachfahren. Ein leichtes Stirnrunzeln bildet sich in seinem Gesicht, wie immer, wenn er sich wirklich konzentriert und versucht, einen Sinn zu erschließen. „Wǒ ài nǐ", meint er schließlich. „Das heißt ‚Ich liebe dich' auf Chinesisch."
„Und das hier? Volim te?"
Harry beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Keine Ahnung, Al."
„Volim te", murmele ich die Worte leise und genieße ihren Klang auf meinen Lippen.
Der Park wird durch Vogelgezwitscher erfüllt, durch das gleichmäßige Stimmengewirr all der Menschen, die nur ein paar Meter weiter von uns entfernt stehen und damit doch durch eine ganze Welt von Harry und mir getrennt sind.
„Und welche Sprache ist ‚ Ek is lief vir jou'?", frage ich.
„Ich bin kein wandelndes Wörterbuch", entgegnet Harry amüsiert „Ich weiß, dass du diesen Ort hier liebst, aber wir müssen jetzt wirklich weiter, Al."
Er wirkt scheinbar tiefenentspannt. Doch seine Stimme ist ein wenig zu schnell, um mich durch seine vorgegebene Ruhe zu täuschen. Langsam lasse ich meinen Finger über seinen Oberarm wandern, was ihm eine Gänsehaut verpasst.
„Was bist du eigentlich so nervös?"
„Bin ich nicht", antwortet Harry stur.
Lachend stupse ich ihn an. „Du bist ein ganz schlechter Lügner."
„Bin ich nicht."
„Gut, bist du nicht", gebe ich zu. „Aber ich bin zu gut darin, dich zu durchschauen. Also, was ist los?"
Seine Finger fahren durch die Locken, die mittlerweile wieder länger geworden sind und unordentlich in sein Gesicht fallen. Für seinen Filmdreh hatte er sich die Haare kurz schneiden müssen, doch sie erreichen langsam wieder die Länge, die ich so liebe. Spätestens jetzt hat er seine Nervosität für mich vollkommen offen gelegt, denn diese Geste ist so typisch für ihn, wenn ihn etwas beschäftigt.
„Ich...Kann ich dir noch nicht sagen, weil...", entgegnet er langsam und beißt sich dann auf die Unterlippe. „Könntest du mich vielleicht einfach umarmen?"
Ich schlinge meine Arme um ihn und lächele, als er mich fester an sich zieht.
„Besser?", murmele ich.
„Ja." Harry drückt sein Gesicht in meine Halsbeuge, weswegen seine Worte bloß undeutlich zu verstehen sind. Aber ich werde immer wissen, was er sagen will, verstehe ich ihn doch an den meisten Tagen besser als mich selbst. „Könntest du mir vielleicht auch noch sagen, dass du mich liebst, Al? Ich muss das gerade wirklich hören."
Ich schnaube. „Das weißt du doch."
„Bitte", flüstert er so leise, dass es mir einen Augenblick Angst macht. Er wirkt so ernst, so verloren und gleichzeitig wie meine Sicherheit in dieser großen, weiten Welt und es gibt nichts, was ich nicht für ihn tun würde. Selbst wenn ich dafür neben dem Feuer laufen muss, immer einen Millimeter davon entfernt, mich zu verbrennen. Er kann die Flammen steuern und doch vertraue ich ihm, dass er mich nie wieder in sie stürzen wird. Stattdessen wird er eher für mich hineinspringen, um es mir zu ersparen.
„Ich liebe dich, Harry Styles."
Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen. „Schön."
„Das kriege ich als Antwort?" Schön?", lache ich amüsiert. „Wie wäre es mit einem ‚Ich liebe dich auch'?"
Grinsend schüttelt er den Kopf. „Ach, das ist doch viel zu ausgenutzt."
„Wie nett von dir", entgegne ich sarkastisch, lache aber, als er mich einmal durch die Luft wirbelt.
„Komm, lass uns weitergehen. Ich habe um vier Uhr einen Termin", meint er dann schließlich, als wir beide nach Luft schnappen müssen und uns von dem ganzen Drehen schwindelig geworden ist.
Ich verziehe das Gesicht, denn seine Worte lassen ein ungutes Gefühl in meinem Bauch entstehen. „Bitte sag mir, dass du nicht hier bist, um zu arbeiten, Harry."
„Nein, bin ich nicht", versichert er mir und sieht mir dabei so überzeugt in die Augen, dass ich weiß, dass es die Wahrheit ist. „Versprochen, Al."
„Wo genau ist denn dieser mysteriöse Termin?", erkundige ich mich, während er mich zu einem Taxistand herüberzieht.
„Verrate ich nicht", meint er und hält dann eisern den Mund, bis wir schließlich in der Nähe des Eiffelturms herausgelassen werden.
Mit aufgerissenen Augen will schon in die Richtung der Schlange eilen, als Harry meine Hand nimmt und mich aufhält.
„Nicht so schnell, meine Liebe."
Ich strecke ihm die Zunge heraus. „Warum nicht?"
„Weil ich einen Termin habe, schon vergessen?", erinnert er mich und zieht mich dann zu einem Mann herüber, der etwas abseits steht. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen, aber Harry scheint er bekannt vorzukommen und als der Blick des Mannes schließlich auf meinen Freund fällt, ist ebenfalls ein Funken Vertrautheit in seinen Augen zu sehen. Was allerdings nichts heißen muss, denn es wissen viele Leute, wer Harry Styles ist.
„Jean Pierre?", fragt mein Freund den großgewachsenen Herren, der einen Schnurrbart trägt und ein sympathisches Lächeln auf seinen Lippen hat.
„Oui, Monsieur Styles", begrüßt er und schüttelt Harrys Hand, bevor er mir einen Handkuss gibt. Dann drückt er meinem Freund einen funkelnden Gegenstand in der Hand, in dem sich die Sonne bricht. „Hier ist der Schlüssel zum A-"
„Vielen Dank", unterbricht ihn Harry eilig. „Ich bringe den Schlüssel dann morgen früh vor unserem Abflug wieder in ihrer Geschäftsstelle vorbei."
Jean Pierre verabschiedet sich lächelnd von uns und verschwindet dann in den Menschenmassen vor dem Eiffelturm. Es ist so überfüllt, dass Harry mit seiner Sonnenbrille auf der Nase erstaunlich gut im Gedränge untertauchen kann.
„Wofür genau ist der Schlüssel?" Neugierig sehe ich zu meinem Freund herüber, der bloß grinsend den Kopf schüttelt.
Er führt mich an den Warteschlangen vorbei auf einen kleinen Nebeneingang zu und zeigt der Security seinen Ausweise sowie den Schlüssel, bevor diese uns hineinlassen. Dann stehen wir in einem Aufzug und ich will gerade fragen, woher Harry bitte weiß, wie genau man hiermit den Eiffelturm hochfährt, als ich sehe, dass es bloß einen Knopf gibt. Stirnrunzelnd lehne ich mich an meinen Freund und versuche aus der Aktion schlau zu werden, während der Lift ruckelnd nach oben fährt. Ein Pling verkündet unsere Ankunft und als wir aussteigen, sehen wir uns einer weißen Holzflügeltür entgegen. Sie ist beeindruckend hoch, hoheitlich angerichtet und erinnert mich an all die französischen Filme, die ich bereits gesehen habe, wenn mein Fernweh nach Paris zu beißend wurde.
„Willst du öffnen, Al?" Fragend hält Harry mir den Schlüssel hin.
Nickend nehme ich ihm den glänzenden Gegenstand aus der Hand, der ebenfalls unwahrscheinlich wertvoll wirkt mit seiner goldenen Verzierung und sperre dann die Flügeltür auf.
Wir treten ein und finden uns in einem Apartment wieder, das nicht moderner sein könnte. Es ist atemberaubend schön.
Als erstes fällt mein Blick auf unseren Rollkoffer, der neben einem Billardtisch steht. Doch danach wird mein Blick direkt von der unglaublichen Aussicht eingenommen, die einen Blick über ganz Paris ermöglicht.
„Befinden wir uns gerade wirklich mitten im Eiffelturm?", versichere ich Harry überwältigt, der grinsend nickt.
„Es ist das einzige Apartment im Eiffelturm, abgesehen von dem, dass Gustave Eiffel für sich selbst gebaut hat. Ehrlich gesagt wissen die meisten nicht einmal, dass es existiert, aber ich habe ein wenig gegoogelt, weil ... Ich brauchte etwas Besonderes." Er tritt neben mich, nachdem er die Tür wieder geschlossen hat und einen Augenblick lang schweigen wir, während wir die Aussicht in uns aufnehmen. „Wunderschön, oder?"
„Wunderschön", lächele ich.
Harry stützt seinen Kopf auf meinen Haaren ab und ich kann sein schnell schlagendes Herz hören, das lauter ist als tausend Explosionen.
„Wann bitte hast du das alles organisiert, Hazza?", flüstere ich.
„Ich bin eben ganz gut in Organisation, auch wenn du mir das nie glaubst", entgegnet er mit einem kleinen Grinsen. „Kannst du dich jetzt bitte umdrehen, damit ich dich ansehen kann?"
„Ich weiß nicht, die Aussicht draußen ist viel atemberaubender als du", ziehe ich ihn auf.
Das entlockt ihm ein Lachen, bevor er mich mit deutlich zitternder Stimme erneut bittet. „Komm schon. Sieh mich an."
„Was genau ist los?" Fragend lege ich Harry eine Hand auf die Wange. Einen Augenblick lang legt er seine ebenfalls über meine und schließt mit einem genießerischen Seufzen die Augen. Dann lässt er die Hand wieder sinken und zieht stattdessen sein Handy aus der Hose.
„Wen rufst du –" Mein Handy klingelt, woraufhin ich meine Hand von seiner Wange nehme und sie dazu nutze, um mein Telefon aus der Hosentasche zu ziehen. Harrys Name blinkt auf dem Display. Augenverdrehend sehe ich ihn an. „Ist das dein Ernst? Was genau soll das werden?"
„Geh schon ran", murmelt er.
„Wieso?"
Mit roten Wangen sieht er mich an. „Bitte."
„Hallo, hier ist Allison Baker", spiele ich sein Spiel seufzend mit und gehe ans Telefon.
„Hey, hier ist Harry", spricht er in sein eigenes, was seine Stimme irritierenderweise zwei Mal durchs Apartment fliegen lässt.
„Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht", entgegne ich mit einem durchaus sarkastischen Unterton.
Harry lacht und wird dann wieder ernst. Ich sehe, dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten, so fest, umklammert er sein Telefon. Sein Atem geht leicht hektisch und er beißt sich auf die Unterlippe, bevor die nächsten Worte über seine Lippen gleiten. Langsam, dann immer schneller. „Ich habe dir mal gesagt, dass ich dich anrufen werde, falls ich irgendwann mal jemanden heiraten will. Also mache ich das jetzt."
Mir fällt vor Schreck mein Handy aus der Hand, als ich den Sinn hinter seinen Worten realisiere. Es landet mit einem Knall auf dem hölzernen Boden, hinterlässt vielleicht sogar eine Schramme auf dem teuren Untergrund, doch ich sehe nicht nach, weil es gerade völlig egal ist.
„Hast du nicht", flüstere ich mit zittriger Stimme. „Ich habe dich gefragt, ob du mich anrufen wirst, wenn du heiraten willst und du hast mir gesagt, dass das hoffentlich etwas anders ablaufen wird."
Harrys Lippen verziehen sich zu einem unsicheren Lächeln. „Stimmt, weil ich dich nicht am Telefon, sondern persönlich fragen will."
Er steckt sein Handy in die Tasche und zieht stattdessen ein Schmuckkästchen aus seiner Jackentasche.
Mit glänzenden Augen sehe ich Harry dabei zu, wie er vor mir auf die Knie geht. Hinter ihm ist ganz Paris zu sehen, doch ich kann nicht anders, als nur ihn anzustarren, jedes Detail in mich aufzusaugen, damit ich mich bis an mein Lebensende an diesen Augenblick erinnern kann.
An seine Finger, die vorsichtig die Schachtel öffnen und einen Ring enthüllen, der mir die Luft abschnürt. Die vorsichtige Hoffnung in seinen grünen Augen, so funkelnd und kämpfend, als hätte er Angst davor, dass ich ihm wirklich das Herz brechen würde. An die Locke auf seiner Stirn, die aus seiner sonst so ordentlichen Frisur gerutscht ist. Und immer wieder an sein Lächeln, so wunderschön und magisch, das es mich in den Himmel fliegen lässt.
„Ich liebe dich, Al. Das habe ich irgendwie bereits in dem Moment, in dem wir uns das erste Mal gesehen haben, damals auf dieser Party. Dieser Abend hat mein Leben verändert, du hast es verändert und ich würde es mir immer wieder so wünschen, wenn ich wählen könnte. Denn du machst alles so viel besser." Er holt zittrig Luft. „Ich liebe dich so unfassbar sehr und jeden Tag denke ich, dass ich dich nicht mehr lieben könnte, nur um dann am nächsten Morgen aufzuwachen und es doch zu tun. Es gibt nichts Schöneres und ich will das für den Rest meines Lebens tun."
Langsam streckt Harry mir den Ring entgegen. „Willst du mich heiraten, Allison Baker?"
Zum ersten Mal in meinem Leben zögerte ich nicht eine Sekunde, sondern warf mich mit vollem Schwung in das Abenteuer. Denn solange ich Harry an meiner Seite habe, ist das jedes Risiko wert.
„Ja", wispere ich.
Er springt auf, zieht mich in seine Arme und wirbelt mich so schwungvoll durch die Luft, dass wir garantiert stürzen werden. Es ist mir egal, zum ersten Mal ist mir das Risiko egal. Ein Lachen fliegt durch den Raum, vielleicht ist es seines, vielleicht auch meines, vielleicht unser beider, vereint zu einem unglaublichen. Eigentlich ist es auch egal, wissen wir beide, dass wir in diesem Moment nicht glücklicher sein könnten.
Minuten später stellt Harry mich wieder auf die Beine und sieht mich kurz fragend an, wartet mein Nicken ab, bevor er mir überraschend vorsichtig den Ring überstreift.
„Wunderschön", murmele ich, während ich meinen Blick nicht von dem Schmuckstück abwenden kann. Ihm geht es nicht anders, er sieht mit glänzenden Augen hinunter, als könnte er nicht wirklich glauben, dass ich ihn wirklich trage.
Harry atmet erleichtert aus. „Findest du? Denn wenn nicht, dann kaufe ich dir einen anderen oder gleich zehn andere oder wir gehen gemeinsam einen aussuchen oder –"
Lachend ziehe ich ihn zu mir herunter und küsse ihn, bis wir beide keine Luft mehr bekommen. Dann küsse ich ihn noch einen Augenblick länger, weil ich noch nicht bereit bin, ihn loszulassen.
„Du bist meine Zukunft, Allison Baker", flüstert er gegen meine Lippen, klaut sich einen weiteren Kuss, dann noch zwei weitere, während ich immer breiter lächele. „Und ich verspreche dir die Ewigkeit, Al."
Dieses Mal hält er sein Versprechen.
E N D E
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Hallo ihr Lieben,
Ich will hier gerade gar nicht so viele Sachen sagen, sondern bloß drei:
1. Die Danksagung kommt in einem eigenen Kapitel.
2. Das Prequel zu Promise startet nun und ist unter dem Titel SERENDIPITY auf meinem Profil zu finden.
3. Ich würde mich über eine Rückmeldung zur Geschichte und einen kleinen Abschlusskommentar sehr freuen, gerade auch von den Leuten, die eher stillere Leser sind. Es freut mich dann immer, wenn ich doch mal von euch höre :)
DANKE EUCH!
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