Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

8 | neogolism

_________________

| 8 |

n e o g o l i s m

juni 2018

_________________

Allison || Seitdem ich vorhin in einer Kurzschlussreaktion beschlossen habe, einen Spaziergang zu machen, bin ich einfach losgelaufen und schließlich vor Harrys Haustür gelandet. In einem Anfall von Selbstzerstörung und einem gewissen Funken Mut habe ich geklingelt. Dabei war ich mir nicht sicher, ob es mir lieber gewesen wäre, wenn Harry mittlerweile woanders wohnen würde und mir jemand wildfremdes die Tür geöffnet hätte.

Doch jegliche Gedanken in diese Richtung sind überflüssig gewesen, denn nach einer Weile hatte mein Exfreund mir die Tür geöffnet.

Ich muss mich zwingen, Harry nicht allzu offensichtlich anzustarren. Das Handtuch, das er sich behelfsmäßig umgebunden hat, ist viel zu klein und bedeckt nur einen Bruchteil seines Körpers. Stattdessen präsentiert es mir all die nackte Haut, die ich am liebsten gar nicht erst sehen würde.

Unwillkürlich beginne ich damit, den Mann vor mir mit dem Jungen zu vergleichen, der Harry vor zwei Jahren gewesen ist. Seine Muskeln sind definierter und er muss trainiert haben, denn der Ansatz des Sixpacks hat während unserer Beziehung ebenfalls noch nicht existiert. Außerdem ist eindeutig mehr schwarze Tinte auf Harrys Haut zu finden, die sich einzeichnet wie ein Lebenswerk, dessen entstehen ich nicht verfolgen konnte. Es ist mir furchtbar fremd und das schmerzt mehr, als ich es gedacht hätte. Viele der Tattoos sind ein Teil seiner Selbst, den ich nicht kennengelernt habe. Sie erzählen Geschichten von Zeiten, die ich nicht erlebte. Geschichten von Momenten und Augenblicken, Sehnsüchten und Wünschen. Ich kann sie nicht lesen, nicht mehr. Vielleicht werde ich sie auch nie verstehen, denn bei manchen Momenten muss man dabei gewesen sein, um sie in aller Fülle greifen zu können.

Ich verfluche das rotblaugestreifte Badehandtuch im Stillen und sehe über Harrys Schulter in den Hausflur, der sich im Gegensatz zu dem Jungen vor mir in den letzten Jahren kaum verändert hat. Die Wände sind immer noch in einem hellen Weiß gehalten und werden nur durch zwei große Leinwandbilder unterbrochen. Auch die Kommode ist immer noch dieselbe. Einzig die Paare Frauenschuhe haben sich geändert.

Während früher noch ein paar meiner eigenen Schuhe fein säuberlich an der Wand aufgereiht waren, liegen nun zwei schwarze Highheels auf dem hellen Holzboden. Bei der Höhe der Absätze bekomme ich schon alleine beim Ansehen größten Respekt vor der Besitzerin.

„Was machst du hier?" Harrys Stimme klingt brüchig. Unsicher, genauso wie ich mich fühle.

Die Worte, die meine Lippen verlassen, klingen erstaunlich sicher, was mich selbst überrascht. Sie sind ein Kontrast zu seinen. Ich bin weiß und er ist schwarz. Wenn ich renne, dann läuft er rückwärts. Schweige ich, dann schreit er so laut, dass es mir das Herz bricht.

„Wir sollten reden, Harry."

Stumm sieht er mich aus seinen grünen Augen an, die weiter aufgerissen sind als normalerweise. Vielleicht vor Überraschung, vielleicht aus Schock, ganz sicher jedoch, weil ich ihn überrumpelt habe. Doch unvorhergesehen in das Leben des anderen zu platzen ist schon seit unserer ersten Begegnung unser Ding gewesen, weswegen Harry nicht so überrascht sein sollte.

„Dann rede, Ally." Er räuspert sich leicht. „Du kannst mir alles sagen."
Ich presse kurz die Lippen zusammen, denn diese Worte sind mir allzu vertraut. Harry ist immer der Mensch gewesen, der mich nie verurteilt hat. Er hat mir zugehört, wenn mir niemand anderes Gehör schenken wollte. Er hat geschwiegen und mich festgehalten, wenn die Welt zu viel wurde und mich überwältigt hat. Doch vor allem ist er immer für mich dagewesen, egal wo genau auf der Welt er sich gerade befand. Bis er es dann schließlich nicht mehr gewesen ist.

An dem Tag, an dem ich ihn zusammen mit dem Mädchen in seinem Hotelzimmer aufgefunden habe, habe ich nicht nur meine Beziehung verloren. Auch mein bester Freund ist mir genommen worden und das ist noch viel schlimmer gewesen. Auf die schmerzhafteste Art und Weise.

„Ich bin Spazieren gewesen im Hampstead Heath Park, weil ich über etwas nachgedacht habe, was Helen mir neulich gesagt hat. Meine Gedanken sind geflogen und als ich dann vor dem Kenwood House stehen geblieben bin, habe ich einen Jungen gesehen. Er spielte Gitarre, mit solcher Inbrunst, das man förmlich spüren konnte, wie sehr er die Musik liebt." Ich stocke kurz, um mich zu sammeln und sehe Harry dann unsicher an. „Er hat mich an dich erinnert, weißt du? Oder zumindest an den Jungen, der du früher einmal gewesen bist."

Harry lächelt leicht. „Dieser Junge bin ich noch heute."

Ich schüttele den Kopf. „Nein, der bist du nicht mehr. Du hast dich verändert."

Er hebt protestierend die Hand, wobei beinahe das Handtuch von seinen Hüften rutscht und kann das Stück Stoff gerade noch aufhalten. Ich spreche, bevor er die Chance hat, Protest zu üben.

„Wir haben uns beide verändert, Harry", meine ich, ohne eine Spur von Bedauern. „Alle verändern sich. Das ist der Lauf der Zeit und das ist auch gut so."

Harry fährt sich durch die Haare, die aufgrund des Wassers viel dunkler wirken. Seine Locken beginnen langsam, sich wieder herauszukristallisieren. Dann beißt er sich auf die Unterlippe und legt die Stirn leicht in Falten, wie immer, wenn er seine Worte sammelt und über etwas nachdenkt.

„Manchmal ist es nicht gut, Ally." Seine Zähne bohren sich erneut in seine Lippe, so fest, dass ich Angst habe, dass er sie sich aufreißt. „Manchmal wünschte ich einfach, dass man die Zeit anhalten und zurückdrehen könnte."
Harry klingt nicht wütend. Stattdessen liegt ein verzweifelter Unterton zwischen seinen Worten, was das ganze umso schlimmer macht.

„Aber das kann man nicht", entgegne ich sanfter, als ich anfangs beabsichtigt hatte. Als täte es mir immer noch weh, ihn traurig zu sehen. Vielleicht wird sich das auch nie ändern. Vielleicht können einem Menschen, die man einmal mehr als alles andere auf der Welt geliebt hat, nie wirklich egal sein. Vielleicht ist man aber auch erst wirklich über sie hinweg, wenn man sich nicht mehr um ihre Gefühle schert.

„Ich wünschte, ich könnte diesen einen Nachmittag auslöschen, Allys. Es tut mir so furchtbar leid und es ist nie –" Die Worte fliegen über Harrys Lippen, erst langsam und zögerlich, als könnte er sie selbst nicht richtig greifen. Als müssten sie erst fliegen lernen, bevor sie sich in den Himmel erheben können. Danach jedoch sind ihnen Flügel gewachsen und sie kommen so schnell aus seinem Mund, dass ich ihrem Flug gar nicht mehr folgen kann.

„Stopp! Hör auf, Harry. Hör einfach auf zu reden. Ich will es nicht wissen, ich will es nicht hören. Ich will keine weiteren Lügen, keine fadenscheinige Entschuldigung. Ich will einfach nicht mehr daran denken. Also hör einfach auf! Lass uns nicht darüber reden", unterbreche ich ihn, als ich seine Worte begreife. Als ich verstehe, worauf er hinauswill.

Auf diesen einen Nachmittag, der alles zwischen uns verändert hat. Unsere Hölle auf Erden. Unseren tiefsten, schmerzhaftesten Fall.

Wenn ich die Augen schließe, kann ich immer noch seine Lippen auf denen des Mädchens sehen. Seine Hand in ihrem Haar, ihre Finger unter seinem T-Shirt. Das Stöhnen, das ich selbst von der Tür des Hotelzimmers aus habe hören können, werde ich nie wieder in meinem Leben vergessen können. Es hat mir das Herz gebrochen, fast so sehr wie die Tatsache, dass Harry nicht einmal die Augen offen hatte beim Küssen dieses fremden Mädchens. Er hat nicht einmal gesehen, dass ich dagewesen bin, bis ich vor Schreck angefangen habe zu schluchzen.

Ich will nicht daran denken, will diesen Tag aus meinem Gedächtnis streichen. Aber so läuft das Leben nicht. Die schönsten und schlimmsten Momente bohren sich in die Erinnerungen, so unfassbar kraftvoll, das man sie nie wieder loswerden wird.

Harry beißt sich auf die Unterlippe. „Aber vielleicht sollten wir darüber reden."

Ich schüttele den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Stattdessen klammere ich mich an das Gefühl des Hier und Jetzt. An die Hitze auf meiner Haut, die ich in den letzten Tagen verflucht habe, die ich jetzt aber Willkommen heiße. Denn sie erinnert mich daran, dass ich wirklich hier bin. Das Alles Vergangenheit ist. Das zwei Jahre vergangen sind.

Meine Lungen weiten sich und ziehen sich wieder zusammen. Tief durchatmen hat immer schon geholfen, das hat meine Oma mir als kleines Kind prophezeit. Und wenn alles andere nicht hilft, dann trinkst du einfach einen ordentlichen Schnaps, Kind, hatte sie dann noch hinzugefügt. Leider habe ich gerade keinen zur Hand.

„Deswegen bin ich nicht hier. Ich will keine Entschuldigung und schon gar nicht will ich darüber reden, Harry."

„Warum bist du dann hier?" Er hebt die Hand, als würde er mich berühren wollen, lässt sie dann jedoch wieder sinken. Seine Finger krallen sich in das blaurote Badehandtuch, als wäre es seine Rettungsleine in dem tiefsten Sturm. Doch um uns herum weht nur ein leichtes Lüftchen, so täuschend sanft, dass es uns einlullt in seinem Griff.

Ich zucke mit den Achseln, als würde ich Beiläufigkeit vortäuschen wollen. Doch wir wissen beide, dass ich alles andere als entspannt bin. Jede Faser meines Körpers ist zusammengezogen und in Habachtstellung. Etwas, was auch Harry ohne Zweifel erkennen wird. Denn er kennt mich zu gut, um es nicht zu bemerken. Also versuche ich erst gar nicht, etwas anderes vorzugeben.

„Ich habe in letzter Zeit viel über dich nachgedacht", gebe ich zu. Leise, in dem Versuch, den Worten nicht allzu viel Gewicht zu verleihen. Doch gerade aufgrund ihrer stillen Existenz schlagen sie ein wie eine Bombe.

„Und?", wispert er.

Harry sieht mich an und ich kann die Hoffnung neben der Angst in seinen Augen sehen. Die verzweifelte Hoffnung darauf, dass ich zu der richtigen Erkenntnis gekommen bin. Ich habe einen Entschluss gefasst, jedoch weiß ich nicht, ob es der richtige ist. Eigentlich ist es auch egal, denn zumindest fühlt sich die Entscheidung, die ich getroffen habe, nicht falsch an.

Allerdings hat sich nichts, was je mit Harry zu tun hatte, je falsch angefühlt. Selbst wenn es falsch gewesen ist. Deswegen ist der Junge, der mich nun so ansieht, dass ich bis in seine Seele blicken kann, so gefährlich.

Mein Zeigefinger klopft gegen die weiße Hauswand, wie immer, wenn ich versuche, mich zu beruhigen. „Ich habe beschlossen, dass ich dir eine weitere Chance geben werde, Harry. Also tue uns beiden den Gefallen und versaue es nicht."

Der Herzschlag pocht so schnell in meinem Inneren, das ich nicht mehr eins mit ihm bin. Stattdessen lausche ich beinahe fasziniert den schnellen Schlägen meines Herzens, während ich auf seine Reaktion warte.

Es dauert nicht einmal eine Sekunde, bis Harry die Worte verarbeitet hat und die Augen aufreißt. Die Falte auf seiner Stirn tritt wieder in Erscheinung, während er einen Schritt auf mich zu macht. Dann bleibt er jedoch wieder stehen und schüttelt den Kopf, als könnte er die Worte immer noch nicht ganz glauben.    

„Eine weitere Chance auf Freundschaft, Ally?"

Die Worte fliegen durch die Luft und überwinden die Zentimeter zwischen uns, die sich wie ganze Meilen anfühlen. Harry und ich leben nicht mehr in der gleichen Welt. Und dennoch bin ich heute aus irgendeinem Grund, den ich selbst noch nicht ganz verstehe, vor seinem Haus aufgetaucht.

Als hätten meine Füße mich wie von selbst hierhergetragen, sobald ich aufgehört hatte, zu denken. Stattdessen hatte ich meine Gedanken fließen lassen, während ich versuchte, einen Entschluss zu fassen.

Ich schüttele den Kopf, doch ich kann nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel gefährlich nach oben verziehen, als ich die Hoffnung in Harrys Stimme hören kann.

Vielleicht ist Freundschaft zwischen uns beiden wieder möglich.

Vielleicht aber auch nicht.

Das wird sich nur mit der Zeit zeigen können.

„Erst einmal ist es nur eine Chance, deine Versprechen wieder gutzumachen. Denn das ist doch dein Plan, oder?", entgegne ich. „Ich verspreche dir, dass du eine weitere Chance bekommst."

Harry nickt eilig, so heftig, dass er mich an einen dieser bescheuerten Wackeldackel erinnert, die man sich ins Auto stellen kann. Ich muss grinsen, als ich seinen Enthusiasmus sehe.

Seine Lippen öffnen sich und schließen sich dann wieder. Als wären die Worte in seinem Mund nicht in der Lage, sich den Weg nach draußen zu bahnen.

„Nun, dann fang an. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", meine ich schließlich, als mir die Stille zwischen uns beiden zu unangenehm wird.

Harry sieht mich erleichtert an, als hätte auch ihn das Schweigen belastet. „Wo musst du denn noch hin?"

„Ich habe noch ein Date."

Er runzelt die Stirn. „Mit wem? Sorry, ich sollte nicht fragen, aber –"

„Aber du bist immer schon zu neugierig gewesen", ergänze ich lachend.

Harry grinst frech und schämt sich nicht im Geringsten für diese Eigenschaft. „Komm schon, Ally. Du kannst mir nicht so einen Knochen hinwerfen und mir dann nichts Weiteres verraten. Ich meine, was ist, wenn du meinen Nachbarn datest und ich ihm morgen begegne und keine Ahnung habe? Wie stehe ich denn dann vor ihm dar?"

„Dein Nachbar ist über siebzig, Harry", erinnere ich ihn augenverdrehend.

„Na und? Liebe kennt kein Alter."

„Bist du deswegen mit Kate zusammen?" Die Worte sind mir über die Lippen gerutscht, bevor ich sie aufhalten kann.

Harrys Blick wird kalt. „Kate ist ein besonders Mädchen und ich habe es satt, dass alle uns andauernd vorwerfen, dass das mit uns nicht funktioniert, weil sie älter ist."

„So habe ich das nicht gemeint", erwidere ich leise. „Ich bin einfach nur neugierig. Ich habe so viel in deinem Leben verpasst und will das nun aufholen. Ist das so schlimm?"

Er schüttelt den Kopf und ich sehe, wie die Wut aus seinen Augen verschwindet. Stattdessen schenkt er mir ein halbes Lächeln. „Nein, ich schätze nicht. Denn mir geht es genauso."

„Wann ist die Hochzeit?", frage ich ihn. Wahrscheinlich sollte ich mit etwas leichtem beginnen, aber diese Frage spuckt mir schon seit vorgestern im Kopf herum, als ich in einer Zeitung gelesen habe, dass die Öffentlichkeit nicht die leiseste Ahnung über das Datum der bevorstehenden Traumhochzeit des nächsten Jahres hat.

Harry schüttelt den Kopf. „Lass uns bitte über etwas anderes reden."

Er klingt abwesend, als wäre er dabei, in seinen Gedanken zu verschwinden.

„Ich habe ein Date mit einem Buch", erzähle ich ihm, um ihn wieder in die Gegenwart zu reißen.

Das Licht kehrt zurück in Harrys Augen. „Welchem?", fragt er mich interessiert.

„Harry Potter und der Gefangene von Askaban", entgegne ich und klopfe gegen die Tasche, in der ich eines meiner Lieblingsbücher verstaut habe. Ich habe bereits im Park versucht zu lesen, doch dort war ich zu abgelenkt. Deswegen wird es nun meine Abendlektüre werden.

„Harry Potter ist schon immer der bessere Harry gewesen", entgegnet er grinsend.

Erst jetzt wird mir bewusst, wie absurd die Situation gerade ist. Ich unterhalte mich mit meinem Exfreund, der nur ein Handtuch trägt, über meinen Lieblingscharakter und entgegen aller Vernunft fühlt es sich nicht einmal merkwürdig an. Es ist nicht verkrampft, es ist nicht schwer, sondern einfach nur wunderbar und leicht.

„Besitzt du eigentlich keine Hosen mehr?"

Ich nicke kurz in Richtung des Badehandtuchs, bevor ich eilig wieder woanders hinsehe.

Lachend stemmt Harry seine Hände in die Hüften und zwinkert mir zu. „Ich dachte, ich setze neue Modetrends."

„Wenn du so einem Fangirl die Tür geöffnet hättest, wäre sie in Ohnmacht gefallen."

Harry sieht äußerst zufrieden aus, während er mir ein freches Grinsen schenkt. „Gefällt dir, was du siehst, Ally?"

Ich verdrehe die Augen und hoffe, dass er meine Gedanken nicht lesen kann. Denn leider gefällt es mir wirklich, was vollkommen falsch ist. „Vielleicht solltest du mal einen Realitätscheck durchführen. Der Ruhm ist dir zu Kopf gestiegen."

Harry lacht herzhaft. „Ich sehe, dass du rot wirst, Ally. Deine Haut verbirgt nichts."

Sofort steigt mir das Blut natürlich nur noch schneller in den Kopf.

„Hör auf zu flirten, Harry", entgegne ich und werde plötzlich wütend. Er ist so gut darin, jedes Mädchen um den Finger zu wickeln. Ein Lächeln, ein paar Worte und alle liegen ihm zu Füßen. Wahrscheinlich hat er es mit dem Mädchen aus dem Hotelzimmer genauso gemacht wie nun mit mir. Dabei ist es falsch, so furchtbar falsch.

„Ich flirte nicht mit dir, Ally", erwidert Harry. Ich bin überzeugt davon, dass er die Worte wirklich für wahr hält. Meistens merkt er es nicht einmal, wenn er seinen Charme spielen lässt. Ich weiß nicht einmal, ob ich ihm deswegen böse sein kann. Bei Harry weiß ich ohnehin nicht mehr viel, habe es nie gewusst. Er hat mich schon immer völlig aus der Bahn geworfen, auf die aufregendste Art und Weise. Doch es besteht immer die Gefahr, vom Kurs abzukommen und alles in einem Knall enden zu lassen.

„Vielleicht sollte ich doch wieder gehen", murmele ich. Meine Worte sind leise, doch ich weiß nicht, ob sie es sind, weil ich eigentlich gar nicht wirklich verschwinden will oder weil es mir einfach an Kraft fehlt, ihm weiterhin zu trotzen.

Harry beißt sich auf die Unterlippe. „Bitte geh nicht, Al."

Den Namen von seinen Lippen zu hören, stürzt mich in ein Chaos. Ein Chaos, dem ich nicht gewachsen bin. Es wirbelt in meinem Inneren, kämpft und liebt, weint und lacht.

„Nenn mich nicht so."

„Warum nicht?" Fragend sieht Harry mich an. „Ich dachte, du magst den Namen."

Mein Finger klopft erneut gegen die Hauswand. „Tue ich auch. Aber ich will nicht, dass du mich so nennst. Du hast kein Recht mehr dazu."

Einige Augenblicke starren wir uns einfach nur an. Keiner von uns beiden ist bereit, den Blick als erstes zu lösen. Vielleicht fehlt uns beiden auch einfach nur die Kraft dazu. Als Harry schließlich die Lippen bewegt, erwarte ich Protest.

Doch „Okay" ist alles, was er sagt, bevor er als erstes wegschaut.

Kurz schweigen wir, es ist so leise, dass ich den warmen Sommerwind hören kann, der uns umfliegt, sanft und dennoch klammernd. Als wäre er die schönste Liebe und gleichzeitig eine furchtbare Warnung.

Harry räuspert sich. „Willst du kurz mit reinkommen? Ich muss mich fertig machen, aber danach könnte ich die Mission Versprechen beginnen."

„Ja", murmele ich. „Ich schätze, dass sich das einrichten lässt."

Er lässt mich rein und schließt die Haustür hinter uns.

„Ich würde dir ja eine kurze Hausführung geben, aber –" Harry verstummt kurz und fährt sich mit einer Hand durch seine Haare, während seine andere krampfhaft das Handtuch in Position hält. „Aber du weißt ja bereits, wo alles ist."

Von einem Schlag auf den anderen sind die Unsicherheit und die Anspannung zurück. Wir mögen beide kurz gescherzt haben, als wären die letzten zwei Jahre nicht passiert. Doch die Wahrheit ist, dass die letzten vierundzwanzig Monate sehr wohl existieren. Sie schieben sich zwischen uns beide wie eine Mauer, die die eine Welt von der anderen trennt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt überwindbar ist. Aber ich werde zumindest versuchen, über sie herüberzuklettern. Wenn Harry auf der anderen Seite startet, werden wir uns eventuell irgendwann in der Mitte begegnen und uns die Hand reichen können.

_________________

Ihr Lieben,

Harry und Ally reden zumindest wieder miteinander und versuchen, sich wieder anzunähern. Meint ihr, dass das gut gehen wird?

Und welches Versprechen wird Harry wohl als erstes wieder gutmachen wollen? Irgendwelche Ideen?

Ich danke euch für eure Unterstützung! Wenn euch die Kapitel gefallen, dann würde ich mich sehr freuen, wenn ihr kurz das kleine Sternchen anklicken könntet ;)

Bis zum nächsten Mal.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro