
27
So langsam verlässt mich die Konzentration.Seufzend werfe ich einen Blick auf mein Handy. Der Anrufer, der mich gestern ständig versuchte zu erreichen, war wie vermutet Stefano. Aber ich werde ihn jetzt nicht zurückrufen. Soll er doch herkommen, Papa hat ihm ja sicherlich erzählt wo ich mich momentan aufhalte. Aus Langweile und Nervosität zugleich, scrolle ich mich durch alte Chats mit Ylvi, Ria und sogar mit Jacob.
Dabei fällt mir auf, dass er sein Profilbild geändert hat. Anstatt des Fotos von uns am letzten Silvsterabend ist er nun allein vor dem trostlosen Hintergrund eines Parkhauses zu sehen. Sein Haar ist raspelkurz geschnitten und die Schultern wirken breiter.Doch dunkle Ringe liegen unter den hellblauen Augen. Schuldgefühle überkommen mich, beim Gedanken daran, dass ich mich einfach nicht mehr bei ihm gemeldet habe.
"Wie geht es dir?" Tippe ich ohne nachzudenken, bevor ich den Chat mit Ria öffne.
Einfallslos schicke ich ihr dieselbe Nachricht, die ich Sekunden zuvor Jacob geschickt habe. In diesem Moment muß ich mir eingestehen, dass mir die unbeschwerten Gespräche mit ihr fehlen. Auch wenn ich weiß, dass ich nie wieder diejenige sein werde, die ich war ,bevor ich Sonny aufgrund dieses verrückten Zufalls direkt in die Arme lief und meinetwegen drei Menschen ihr Leben lassen mußten.
Was sie wohl dazu sagen wird , wenn sie erfährt das Amo bald heiraten wird? Schliesslich war er lange Zeit ihr heimlicher Schwarm. Wie dumm von mir zu glauben, sie könnte auf Sonny stehen. Wenn ich ehrlich bin, hat dieses Gefühl mich erst verlassen als sie mich an der Uni nach Amo gefragt hat. Da war irgendetwas in ihrem Augenausdruck gewesen, das mir seltsam vorkam. Es sah aus, als würde sie sich wirklich Sorgen um ihn machen. Doch ich habe sie einfach vertröstet und mich nicht weiter um sie gekümmert.
Und auch Ylvi muß ich dringend mal wieder sprechen. Schließlich haben wir seit dem Moment in der Pizzeria noch nicht wieder geredet. Sicherlich wundert sie sich insgeheim über die seltsame Reaktion ihres Mannes auf Sonny. Ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird, sie anzulügen und das Sonny sich vielleicht bald bereit erklärt mit Niklas über alles zu reden.
Ich beschliesse sie auf meinem Spaziergang einfach direkt anzurufen.Schliesslich muß ich ihr sowieso noch die Sache mit Garfield berichten. Bestimmt haben sie und ihre Schwiegermutter die Suche längst resigniert aufgegeben. Oh Mann, ich bin echt eine schlechte Freundin. War es nicht eigentlich mein Plan mir den Kater zu schnappen und zu ihr zu bringen? Vielleicht kann ich dabei ja auf Sonnys Hilfe zählen. Jedenfalls darf Ylvi nicht hierher kommen. Das Letzte was ich will ist, sie in diese ganze Mafiasache mit reinzuziehen.
Aber bevor ich den Mut aufbringe, wieder Kontakt zur Aussenwelt aufzunehmen, muss ich mich definitiv stärken. Ich könnte einen Blick in die Speisekammer werfen, die Sonny mir gestern gezeigt hat. Und bestimmt ist es nicht verkehrt, sich anschliessend ein bisschen die Beine zu vertreten. Außerdem mache ich mir Sorgen. Seit ich meinen Vater gesehen habe, lässt mich dieses komische Gefühl nicht mehr los. Als ob er einfach so darüber bestimmen könnte, mich mit nach Hause zu nehmen, als wäre ich ein ungehorsames Kleinkind. Egal wie sehr er darauf beharren wird;Ich werde hier bleiben. Der Gedanke von Sonny getrennt zu sein, ähnelt dem an eine bevorstehende Beinamputation.
Resigniert schüttle ich den Kopf .
Diese ganzen Gedanken machen mich noch wahnsinnig ,wenn ich nicht schleunigst mal an die frische Luft gehe.
Doch gerade als ich mir meine Cordjacke vom Stuhl gschnappt habe, klopft es leise an der Tür. "Ja bitte?" Ich lausche erwartungsvoll in die Stille.
"Ich bin es Alina. Ich bringe dir etwas zu essen." Verkündet die Haushälterin.
Ich drehe den Schlüssel herum, um sie hereinzulassen und versuche die Enttäuschung darüber, dass es nicht Sonny war, der da angeklopft hat zu verbergen. Sie lächelt entschuldigend als wisse sie was in mir vorgeht, bevor sie ein Tablett auf den kleinen Esstisch stellt.
Beim Anblick der dampfenden Nudeln läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Alina deutet auf den Salat neben dem Teller. "Ich hoffe du magst Joghurt Dressing. Sonst hole ich noch ein anderes."
"Nein. Schon okay."
Sie mustert mein Gesicht und holt eine schmale Pappschachtel aus ihrer Schürzentasche. "Deine Wange sieht schon viel besser aus." Sie hält mir die Schachtel hin."Trage diese Salbe am besten jeden Tag zweimal auf. Signor Andolini hat sie extra für dich besorgen lassen."
"Wie nett von Sonnys Vater," bringe ich hervor. Der Anflug eines Lächelns ziert ihr pausbäckiges Gesicht." Der junge Signor Andolini," erklärt sie und ich erröte.
"Weißt du zufällig wie die Cuppola-Sitzung verläuft?" Lenke ich ab, gehe zum Spiegel und trage vorsichtig die angenehm kühle Salbe auf.
Im Spiegel sehe ich ihren fragenden Blick, bevor sie den Kopf schüttelt. "Leider nein. "
Als sie gegangen ist, setze ich mich an den Tisch und häufe ich mir reichlich Nudeln und Sauce auf den Teller. Auch an geriebenen Gouda wurde gedacht. Grosszügig verteile ich den Käse auf den Nudeln und fange an zu essen.
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Den Bauch gefüllt mit den köstlichen Nudeln fühle ich mich etwas zuversichtlicher. Bestimmt kann ich Sonny entgegen gehen und ihn dann endlich wieder in meine Arme schließen.In meiner Vorstellung stehen wir eng umschlungen mitten auf der Wiese am Waldrand. Vielleicht haben wir ja dann auch noch Zeit für eine kleine Revanche im Minigolf. Beim Gedanken daran, wie er sich einfach so neben mir in den kleine See fallen liess, breitet sich ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht aus.
Ein paar Bodyguards nicken mir zu, als ich an ihnen vorbei Richtung Ausgang gehe, und ich bin schon fast der Meinung ich schaffe es unbehelligt nach draussen, als ich eine Hand schwer wie ein Gewicht auf der Schulter spüre,
"Wohin so eilig, Kleine?"
"Ähhh..."ich starre in das verlebte Gesicht eines Mittvierzigers von der Statur eines Kleiderschrankes. "Spazieren."
" Soso. " Er nimmt die Hand von meiner Schulter. " Dann viel Spaß dabei."
Verblüfft wende ich mich den Flügeltüren zu und kann es kaum glauben, als ich tatsächlich auf dem Vorplatz stehe. Es laufen zwar überall diese bewaffneten Anzugtypen herum, aber sie scheinen kaum Notiz von mir zu nehmen.
Mein Blick fällt auf die Stelle an der Mauer zum Wassergraben, wo Capriccios Leiche im Wasser trieb . Sofort spüre ich den vertrauten Anflug von Übelkeit. Hastig wende ich mich um, bevor ich in Richtung der Wiese gehe, die ich durch ein kleines Törchen betrete, dass sich quietschend öffnet.
Der Weg führt mich ziemlich nah an den Wald heran.
Als ich weiter gehe, sehe ich in der Ferne das Dach eines altertümlichen Gebäudes aufragen und mein Magen zieht sich zusammen. Ein paar Luxuskarossen parken im plattgedrückten Gras. Wie zu breit geratene Zinnsoldaten stehen mehrere Anzugträger um das Gebäude herum.
Ratlos bleibe ich stehen und sehe mich um. Hier an dieser Stelle geht die Wiese bereits in das Dickicht des Waldes über. Ich gehe noch ein kleines Stück weiter, bevor mich wieder dieses ungute Gefühl beschleicht. Vielleicht war es doch eine blöde Idee mir die Beine zu vertreten. Aber Sonny hat immerhin gesagt nach zwei Stunden wäre Pause. Diese zwei Stunden sind jedoch laut Handy längst vergangen. Was wenn ihm etwas passsiet ist? Wenn es eine Schlägerei oder schlimmer noch eine Schiesserei gegeben hat? Beim Gedanken daran, dass ihm irgendetwas zugestossen sein könnte, beginnt mein Herz panisch zu rasen.
Aber andereseits, wäre es dann so still?
Ja, natürlich. Das ist die Totenstille! wispert mein Unterbewustsein boshaft.
Ich sollte zurück gehen und dort auf ihn warten. Vielleicht kann mir einer der Wachmänner am Schloß weiterhelfen und weiß näheres zum Verlauf der Tagung. Auch wenn ich wenig Lust verspüre, mit den wortkargen Riesen ein Gespräch anzustrengen.
Unterwegs wähle ich Ylvis Nummer und lausche dem Freizeichen. "Hey Apollonia," begrüßt sie mich freudig, doch ich kann nichts mehr darauf antworten. " Hallo Kleines" Die eisige Stimme hinter mir ist nicht mehr als ein Flüstern.
Vor Schreck lasse ich das Handy fallen. Kalt wie Gift rauscht der Klang dieser Stimme durch meinen Körper. Langsam drehe ich mich um.
"Sorry, ich bin's nur. Leider nicht dein liebestolles Papasöhnchen."
"Raffael," wispere ich während mein Verstand versucht diese Situation einem bösen Traum zuzuordnen.
"Schön dich zu sehen." Lüge ich verzweifelt.
Sein perfekter Mund verzieht sich zu einem sarkastischen Grinsen. "Gib dir keine Mühe. Mir ist durchaus bewußt, dass die Freude einseitig ist. Einzig die Gewissheit, das sich dies noch ändern wird, ist mir ein Trost. Theatralisch legt er sich beide Hände an die Brust.
Ich blicke mich um. Die Bodyguards scheinen keine Notiz von uns zu nehmen. Wahrscheinlich sind wir einfach zu weit weg. Wo sind diese Typen wenn man sie braucht? Doch ich bin ja selbst Schuld. Santino wollte das ich auf meinem Zimmer bleibe. Verdammt. Ich recke das Kinn in die Höhe." Was willst du von mir?" Frage ich selbstbewusst. Doch das Zittern meiner Stimme verrät die Angst in meinem Herzen.
"Er ist noch da drin." Ohne auf die Frage einzugehen deutet Raffael auf das Gebäude. Die haben noch ein paar Sachen auszuhandeln. "Er kann ja so verdammt stur sein, nicht wahr?" Ich mache ein paar Schritte rückwärts. "Geh weg Raffael. Du kannst mir nichts mehr tun."
"Nein? "Er sieht ernsthaft überrascht aus. "Woher kommt dann die Angst in deinen Augen , kleiner Engel?"
Ich wende mich abrupt um und laufe in Richtung Schloss , doch er hat mich im Nu eingeholt. Seine Hände reissen mich an den Haaren zu sich heran und drücken mich bäuchlings zu Boden. Ich will schreien, aber alles was ich zustande bringe ist ein hilfloses Wimmern, als er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich presst. In sekundenschnelle trübt ein schmerzhafter Schwindel mir die Sicht.
"Du wist meine Frau, Apollonia. Und wenn du dich weigerst mich zu heiraten, wird dein lieber kleiner Sonny dafür büssen. Die haben längst gemerkt, das die wahre Schwachstelle nicht dein Vater ist, sondern er. Weil er aus lauter Liebe zu dir so viele Dummheiten begangen hat. Erst kehrt er ihnen den Rücken , dann mordet er nach Lust und Laune in der Gegend herum,um ein Mädchen zu schützen das er doch eigentlich nur benutzen wollte.
Sein heisser feuchter Atem streift mein Gesicht. Seine Stimme ist ein ekelhaftes Raunen.
"Geh runter von mir!" presse ich mit letzter Kraft hervor und versuche mich voller Verzweiflung irgendwie zur Seite zu drehen. Doch er ist zu schwer. Mein Brustbein fühlt sich an, als würde es jeden Moment einfach durchbrechen.
"Ich gebe dir ganze drei Tage Zeit," raunt er. Wenn du ihm am dritten Tag bis Punkt Mitternacht noch nicht gesagt hast, das du ihn nicht liebst und ihn niemals heiraten wirst, wird er sterben. Die Bosse werden ihn beobachten und nicht nur ich will ihn Tod sehen, wenn er mit dir zusammen bleibt. Ein Wort von mir genügt und sie werden keine Gnade mehr walten lassen. Je mehr er dir bedeutet, desto heftiger wirst du ihn gefälligst verletzen und demütigen. Hast du verstanden Mia Tesoro? denn nur dann, wird er dich vergessen und somit am Leben bleiben."
Ich schreie auf, als er meine Hand nimmt und mir die Finger nach hinten biegt. "Versprich das du ihn verlassen wirst!"Zischt er. Verzweifelt presse ich die Kiefer aufeinander, damit ich das fatale Versprechen nicht aussprechen kann, das der Schmerz mir auf die Lippen zwingen will. Doch er durchfährt jeden einzelnen meiner Finger und gibt mir das Gefühl das Raffael dabei ist, sie mir alle auf einmal auszureissen.
"Ich verspreche es," keuche ich mit tränenerstickter Stimme.
Gierig ziehe ich die Luft in meine schmerzende Lunge ein, als das Engelsgesicht von meinem Rücken steigt . "Brave kleine Principessa" säuselt er auf widerliche Art. "Und komm ja nicht auf die Idee, ihm irgendetwas hiervon zu erzählen, solltest du es tun, wird er noch am selben Tag Tod sein. Der arrogante Hitzkopf ist mir nicht gewachsen, und das weißt du! Schliesslich haben schon genug Menschen deinetwegen den Tod gefunden, findet du nicht?" Ohne eine Antwort abzuwarten, streicht er mir mit einer Hand über das Haar und presst die Fingerkuppen in meinen Nacken.
" Du wirst übermorgen um kurz nach Mitternacht genau hier sein. Dann werden wir gemeinsam eine kleine Reise machen und heiraten. Ich habe uns einen Ort ausgesucht der dir gefallen wird." Er seufzt albern. "Wir werden ein wundervolles Paar sein. Ich erwarte Übriges, das du in unserer Hochzeitsnacht noch Jungfrau bist, andernfalls f*cke ich dich so hart das du anschliessend keine Kinder mehr bekommen kannst. Das Gute daran ist , dann muß ich dich wenigstens mit niemandem teilen, Kinder können ja so besitzersteifend sein." Ohne ein weiteres Wort spuckt er neben mir auf den Boden und lässt mich mit seiner teuflischen Drohung zurück. Schwer atmend liege ich da und höre wie seine Schritte sich immer weiter entfernen.
Leise schluchze ich in das kühle Gras, während sich um mich herum die Insekten tummeln, ohne etwas von all dem Schmerz und Leid in dieser Welt zu erahnen. Wenn ich jetzt tot wäre, würden sie sich wahrscheinlich schon bald über meinen Körper hermachen. Der Gedanke von Insekten gefressen zu werden, erscheint mir sehr viel tröstlicher als die Aussicht darauf, die Ehefrau dieses psychopathischen Monsters zu sein.
"Apollonia?" Krampfhaft schliesse ich die Augen.
"Geh weg jammere ich. Ich tue was du sagst, aber geh weg!"
"Hey." Beim vertrauten Klang der Stimme blicke ich vorsichtig auf. Nunzio kniet neben mir. Was ist los?" Er hilft mir dabei mich aufzurichten. Besorgt mustert er mein Rotz und tränenverschmiertes Gesicht.
"Ich komme gerade von der Tagung. Sie ist jetzt bald beendet. Carlo hat mich schon mal rausgeschickt um nach dir zu sehen. War die richtige Entscheidung , wie sich sehe."
Verstört lege ich die Hände auf seine Arme, die auf meinen zitternden Schultern ruhen. Verdammt, ich darf mir nichts anmerken lassen. Beim Gedanken daran, was Raffael Sonny antun könnte, spüre ich eine nie zuvor gekannte Form der Angst.
"Alles gut," lüge ich mit wild klopfendem Herzen. "Ich bin hingefallen nichts weiter. "Der Ausdruck seines gesunden Auges verrät, dass er mir kein Wort glaubt. Du hast geweint, und gesagt..."
"Nunzio," unterbreche ich ihn." Es ist die Wahrheit, okay?" Einen Moment ist nur das Zirpen der Grillen Im Gras zu hören.
"Okay" wiederholt er tonlos und hält mein Handy hoch. "Das ist dann wohl deins, oder?"
"Ja, danke," ich nehme es und stecke es in meine Jackenstasche, während er mich immer noch voller Misstrauen mustert. "Ist wirklich alles in Ordnung?", nachdenklich blickt er in die Richtung in der Raffael verschwunden ist. Ahnt er etwas? Aber nein, das kann nicht sein. Dann hätte er etwas davon gesagt oder zumindest die Verfolgung aufgenommen.
"Ja absolut.Ich bin eben manchmal etwas tollpatschig," rede ich mich heraus und zwinge mich zu einem Lächeln. Schnell verberge ich die schmerzende Hand hinter meinem Rücken.
"Du hast geweint," sein gesundes Auge taxiert mich jetzt regelrecht.
"Vom Sturz," haspele ich, "es tat weh, danach hatte ich sowas wie einen Alptraum als ich im Gras lag. " Ich kann meiner eigenen Stimme anhören, wie lächerlich das alles klingt. Hätte jemand mir diese Geschichte aufgetischt, ich hätte mir das Lachen nicht verkneifen können. Ich kann nur hoffen, das Nunzio mir trotzdem glaubt.
"Soso." Er verschränkt die schlaksigen Arme vor der Brust. "Komm erstmal mit, ich bringe dich rein. Da kannst du auf Carlo warten." Er reicht mir ein Taschentuch mit dem ich mir die Mascaraspuren und den Rotz aus dem Gesicht wische.
In der Eingangshalle erwartet mich ein bekanntes Gesicht. Es ist Marcio, Sonnys Bruder.
Ohne Umschweife schliesst er mich in eine freundschaftliche Umarmung, ohne auf die säuerlichen Seitenblicke der Bodyguards zu achten, die im Flur herumstehen und sich über irgendetwas aufregendes zu unterhalten scheinen.
"Hallo Schwägerin,"grinst er als wir uns voneinander lösen. "Haha," versetze ich lakonisch.
"Alles in Ordnung?" Der Blick, mit dem Sonnys Bruder mich mustert, gleicht dem von Nunzio, nachdem er mich schluchzend im Gras vorgefunden hat.
"Klar," grinse ich mit aller Kraft. "Bin nur gestolpert. Da lag ein Stein oder sowas." Erst jetzt bemerkte ich, dass Nunzio mit verschränkten Armen dasteht und uns beobachtet. Ich bin mir absolut sicher das er mir kein Wort glaubt.
"Ich dachte du wärst gestürzt?" Hakt er nach.
"Meine Güte," ich verdrehe die Augen. "Ist doch dasselbe. Sei mal nicht so kleinlich." Erleichtert stelle ich fest, dass der erste Schock meiner Stimme nicht mehr anzuhören zu sein schient. Einer der Bodygaurds lacht auf. "Frauen. Ich sags ja immer." Kopfschüttelnd wendet er sich wieder seinen Kollegen zu.
"Komm," Marico legt mir eine Hand in den Rücken. "Wir gehen ins Esszimmer. Da können wir auf Carlo warten."
"Ich weiß nicht recht," erkläre ich unsicher. "Mein Vater...er will das ich mit ihm mitkomme. Ich glaube ich sollte nochmal mit ihm reden. Vielleicht hat er ja Recht." Ich zucke hilflos die Schultern.
Marcio legt die Stirn in Falten. "Und Carlo? Er wird nicht wollen das du gehst. Zumindest nicht ohne ihn."
Ich werde es ihm erklären, meine ich und zucke erneut die Schultern. Schon bahnt sich ohne jegliche Vorwarnung die erste Träne ihren Weg.Mist! was bin ich nur für eine Heulsuse?! Ich komme mir auf einmal so hilflos und allein vor. In was für eine Situation habe ich Sonny nur gebracht? Hätte ich doch nur niemals darauf bestanden auszuziehen. Dann hätten wir uns nie kennengelernt und er würde jetzt nicht meinetwegen in Lebensgefahr schweben.
"Hey...Apollonia." Marico schliesst die Tür hinter mir, als wir das Esszimmer erreicht haben. "Was ist denn los?"
"Nichts, "lüge ich und lasse ich mich auf einen der Stühle fallen. Meine Beine fühlen sich schwer an und Brustbein und Rücken schmerzen immer noch von der Wucht mit der Raffael sich auf mich gepresst hat. Ganz zu schweigen vom dem pochenden Schmerz in meinen Fingern.
"Wo ist sie?" Der warme Klang der mir bereits mehr als alles andere vertrauten Stimme reisst mich aus den trübseligen Gedanken. Ich blicke auf, als die Türen aufgerissen werden und Sonny auf mich zustürzt. "Apollonia, Kleines!"
Er zieht mich vom Stuhl direkt in seine Arme. "Dir geht es gut. Mio Grazie." Er küsst meine Stirn und streicht mir über das Haar. "Nunzio sagte du seist gestürzt. "
"Ja," nuschle ich in den Stoff seines Hemdes hinein, der den vertrauten Geruch verströmt auf den mein ganzer Körper mit einem warmen Kribbeln reagiert. Drei Tage, hallt es in meinem Kopf. Und plötzlich bin ich entschlossen, keine Sekunde dieser drei Tage zu vergeuden, denn sie werden für ein ganzes Leben reichen müssen.
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