❌Zu viele Menschen, zu viele Fragen✅⭕️
Sicht Elena
Es ist Montagmorgen. Ich muss aufstehen, der Wecker klingelt und ich habe keine Lust. Ich weiß, was mich heute erwarten wird und das macht es wirklich nicht besser. Mein Gesicht vergrabe ich unter der Bettdecke und drehe mich noch einmal um.
"Auf geht's." Anna kommt in mein Zimmer gerauscht und zieht mir die Bettdecke weg. Zusätzlich öffnet sie das Fenster weit und lässt so eisige Luft in den Raum hinein Strömen. Leise schimpfend schnappe ich mir meine Sachen und verschwinde im Bad.
"Guten Morgen Sonnenschein!" Begrüßt mich ein überaus fröhlicher Baekhyun, als ich das Badezimmer verlasse.
"Morgen." Murmel ich lediglich. Ich bin wirklich kein Morgenmensch und weiß auch nicht, wie es andere sein können. Klar, morgens ist nicht die schlimmste Zeit, aber direkt nach dem Aufstehen muss man noch nicht so überdreht sein.
Als ich das Gästezimmer wieder betrete, sitzt Anna, genau wie am Vortag, schon auf meinem Bett und wartet auf mich.
Die Stille, welche herrscht, während sie meine Haare macht, durchbricht sie mit einer einfachen, leisen und simplen Frage.
"Bist du heute auch sehr aufgeregt?"
"Ja, gestern war meine Aufregung noch schlimmer, doch auch heute lässt sie mich nicht los. Sie sitzt mir, wie ein kleiner Teufel im Nacken." Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, reibe ich meine Hände aneinander. Dies tue ich sehr oft, wenn ich nervös bin.
"Das kann ich gut nachvollziehen." Anna legt meine Haare noch einmal ein wenig anders und gibt ein wenig Haarspray drauf.
"Aber das größte hast du bereits hinter dir. Heute stehen noch lediglich ein paar Gespräche an. Nicht mehr so besonders viel oder so extrem weltbewegend wie gestern."
Ich stimme ihr zu, doch eine Sache hat sie vergessen. "Dabei vergisst du jedoch," erläutere ich ihr, "dass ich nicht besonders oft vor der Kamera stehe, geschweige denn am Mikro. Normal stehe ich dahinter, unterstütze die Leute, welche vor sie treten und habe mir auch nie besonders viele Gedanken darüber machen müssen. Ich hasse es einfach vor der Kamera oder vor einem Mikrofon zu stehen. Es ist einfach super unangenehm für mich."
"Da hast du wohl recht. Ich würde es auch nicht mögen, vor die Kamera zu müssen." Nach diesem kurzen Gespräch schweigen wir beide. Hochkonzentriert gibt sie ein klein wenig Make-up auf mein Gesicht.
"Elena, bist du soweit?" Suho wirft einen Blick ins Gästezimmer. Anna nickt und somit erhebe ich mich.
"Wir sind dann mal weg. Seid nachher ja pünktlich beim Training!" Ruft der Ältere mit gehobener Stimme ins Haus und dann schließt er die Tür.
Der erste Halt für heute ist ein sehr großes, modernes Gebäude. Wir betreten es, die Security lässt uns ohne weiteres herein, eine junge Dame am Empfang führt uns sogleich zu einem Aufzug, mit welchen wir in die Höhe schießen.
Oben angekommen betreten wir einen riesigen Konferenzsaal.
Sehr viele Leute sind schon da, die alle auf ihren Stühlen in mehreren Reihen hintereinander sitzen.
Einige haben Aufnahmegeräte, andere wiederum Unmengen an Blättern und zwei haben sogar eine große Kamera dabei.
Nervös schlucke ich und begebe mich durch die Masse hin zu einem kleinen Podium mit einem Tisch und zwei Stühlen.
Suho setzt sich neben mich, nachdem wir die Runde kurz begrüßt haben.
Kaum habe ich die Nutzfläche berührt, werden bereits die ersten Fragen gestellt.
"Frau Kim, wie kam es zu der Idee von Singing Hill?"
Nervös starre ich auf mein Glas mit Wasser.
Ich habe Angst davor Fehler zu machen. Mein koreanisch ist echt noch nicht gut. Ich lerne es echt noch nicht so lange.
"Zuerst, ich hoffe, es ist für Sie alle Ok, wenn ich Ihnen auf Englisch antworte." Da niemand Einwände erhebt, spreche ich weiter.
"Ich denke, der Auslöser für das ganze, war mein 18 Geburtstag. Ich weiß noch sehr genau, wie ich am Abend mit meiner Familie im Restaurant saß und mich auf einmal ganz elend gefühlt habe.
Am Morgen habe ich dann von dem Tod von Jonghyun erfahren. Für mich, sowie für viele andere auch, brach eine Welt zusammen.
Und das nur, weil einige Leute gedankenlos irgendwelchen Blödsinn und sinnlose und vor allem widerwärtige Hasskommentare geschrieben haben...
Dabei habe ich dann überlegt, würde er heute noch leben, wenn es ihm psychisch besser gegangen wäre?
Ich persönlich denke schon.
Aber ich glaube, das gilt auch für sehr, sehr viele andere.
Ich kenne selber das Problem, ich habe Freunde, denen es psychisch gesehen nicht so gut geht.
Jedoch lassen sich sehr, sehr viele auch nicht helfen. Gerade hier in Asien tun es viele nicht, weil sie es beschämend finden oder es einfach nicht mit der Ehre vereinbaren können...
Und wenn man schon nicht mit einem ausgebildeten Arzt darüber reden möchte, so sollte man doch zumindest untereinander über seine Probleme reden können.
Aber häufig gibt es einfach nicht Leute, die 100% verstehen können. Zumindest nicht in der eigenen Gruppe.
Aus diesem Grunde denke ich, dass es wichtig ist, den Zusammenhalt unter den Gruppen zu stärken, mehr Freundschaften zu schließen und einen stärkeren Zusammenhalt zwischen Gleichgesinnten zu erfahren.
Außerdem, in einem solchen Gelände, wo nur Leute mit gleichen sozialen Status sind, wird doch jeder gleich behandelt.
Jeder von ihnen würde, wie jeder andere normale Mensch von einander behandelt werden und so würde höchstwahrscheinlich, so hoffe ich zumindest, eine große Einsamkeit verschwinden.
Zumindest ein Teil."
Kurz hole ich tief Luft, dann sehe ich den Reporter wieder an. Es war lediglich das Kratzen einiger Stifte auf Papier zu hören, das Knipsen und Klicken der Kamera und das Atmen und hin und wieder leise Husten der Leute.
Suho neben mir war durchgehend still, lächelt mich jedoch nun aufmunternd an und schiebt mir mein Glas entgegen.
Dankend nehme ich es an und trinke einen kleinen Schluck.
"Beantwortet dies Ihre Frage?" Erkundigt er sich höflich. Der Reporter nickt und ein anderer kommt zu Wort.
"Sie haben gesagt, das Ziel ist es, die Einsamkeit zu nehmen und Freundschaften zu schließen. Haben Sie auch noch andere Ziele im Sinn?"
Kurz lächel ich. Zuvor hatte ich einen kleinen Zettel auf den Tisch gelegt. Er war zuvor in meiner Hosentasche und nun entfalte ich ihn. Ich hatte es mir nämlich extra aufgeschrieben und ausformuliert. Mein koreanisch ist nicht so brillant und die Aussprache holpert auch noch ein wenig, dennoch wollte ich es unbedingt versuchen.
"Das Ziel von Projekt Utopia - Singing Hill ist es im Grundgedanken, Menschen zusammenzubringen, Einsamkeit zu besiegen und von einander, sowie miteinander zu lernen.
Natürlich soll auch die Kreativität mit- und untereinander gesteigert werden. Junge Gruppen sollen eine gute Starthilfe bekommen und ältere Gruppen die Möglichkeit länger zu bestehen.
Die Leute sollen sich wohlfühlen, ein gesundes Arbeitsumfeld erhalten und auch miteinander schaffen.
Es sollen mehr Kooperationen möglich sein, ein großes familiäres Gefühl und vor allem auch eine starke Überarbeitung und somit einen frühen Tod vermindern."
Die Reporter schreiben fleißig und eifrig mit. Als ich geendet habe, meldet sich seinen Nebenmann und Suho nickt ihm zu.
"Wie wollen Sie das alles schaffen?"
"Wir haben ein großes Gelände, mehrere Gebäude und eigene Einrichtungen. Beispielsweise werden wir eine kleine Arztpraxis auf dem Gelände haben, dort werden wir neben körperlicher Versorgung natürlich auch mit seelischer Unterstützung arbeiten. Uns ist es wichtig, diese Hemmungsbarriere zu senken und wenn jemand wirklich ein Problem hat, soll er bitte auch dorthin gehen. Es bringt nichts, immer alles in sich hinein zu fressen.
Außerdem haben wir gemeinschaftliche, sowie einzelne kleine Arbeitsräume, Tanzstudios, eine gemeinsame Mensa und auch Aufenthaltsräume mit Spielen und anderen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Ebenso eine Art kleinen Supermarkt mit viel Obst und Gemüse, einfach auch, um dort eine Möglichkeit zu bieten, in Ruhe einkaufen zu gehen und ein wenig Normalität ins Leben zu bekommen.
Besonders wichtig ist uns natürlich auch, dass die Bewohner ihre Haustiere mitbringen können. Ein Haustier steigert erwiesenermaßen die Produktivität und ist ein treuer Freund und Begleiter. Ein Haustier ist vor allem meist eine Art Seelenverwandter und mit die beste Stütze, die man haben kann."
Kurz herrscht Stille.
Dann kommen ein paar persönliche Fragen zu mir, welche Suho immer stets freundlich dürfte beantwortet, gleich ablehnt oder ausweicht. Dies hat auch einen guten Grund. Ich möchte, zumindest für die nächsten paar Jahre, noch halbwegs normal leben können. Ohne die ganze Zeit verfolgt zu werden und immer im Rampenlicht zu stehen. Ich meine, ich muss noch mein Abitur machen, das ist wirklich nicht ohne.
"Wer wird kommen?" Fragt auf einmal eine junge Frau. Ihre Haare sind hochgesteckt, ihr Lächeln ist sanft und sie hat schon vor einer ganzen Weile gemerkt, dass persönliche Fragen abgelehnt werden.
"Wir wollen auf jeden Fall kommen." Antwortet ihr der Exo-Leader mit einem breiten Lächeln.
"Ja," Stimme ich dem Ganzen zu, "doch auch SuperJunior, BTS und Ukiss haben bereits zugesagt. Sie waren gestern auch bei der Grundsteinlegung. Weiterhin werden wir auch noch weitere Einladungen verschicken, jedoch kann ich Ihnen jetzt bereits versprechen, dass wir auch schon weitere Zusagen haben."
"Sie sprechen immer von 'wir'. Wen genau meinen Sie damit alles?" Kommt auch sofort schon die nächste Frage und ich muss kurz lächeln.
"Aktuell setzt sich das 'wir' aus mir und zwei Freundinnen zusammen. Später könnte eventuell noch eine weitere hinzustoßen, dies ist jedoch noch nicht sicher. Außerdem haben wir natürlich ein größeres Team an unserer Seite. Leute, die Betriebswirtschaft studiert haben, Architekten und Logistiker. Aber ebenso ein paar Ärzte und Köche. Auch ein paar Gärtner und eventuell interessante Firmen stehen bereits an unserer Seite. Ebenso natürlich Ikea und weitere Großkonzerne, welche als Sponsoren uns unterstützen. Anders wäre dieses gigantische Projekt auch nicht zu meistern, geschweige denn zu stemmen."
Noch weitere 30 Minuten lang werden wir mit Fragen bombardiert. Suho nimmt sich immer mehr und mehr zurück. Man merkt wirklich sehr stark, dass ich, je länger das ganze hier dauert, immer ruhiger werde. Ich gewinne mehr Routine und mehr Sicherheit.
Früher bekam ich schon oft gesagt, wenn ich von etwas überzeugt bin, dann sprühe ich nur so von Begeisterung und packender Energie. Dies scheine ich auch nun zu versprühen, denn die Leute notieren fleißig mit, blicken mich zeitweise auch einfach nur gespannt an und lauschen meinen Worten. Auch Suho trägt ein breites Lächeln auf den Lippen.
Nach schier endlosen zwei Stunden sind wir fertig. Der Ältere führt mich aus dem Raum und wir steigen wieder in das bereitstehende Auto ein.
Nun geht es noch zu zwei Radiosendern. Ich werde dort ebenfalls noch ein Interview geben müssen.
Doch ich fühle mich nun schon um einiges sicherer und entspannter.
Mir geht es so viel besser und ich merke wirklich, so schlimm ist das Ganze gar nicht, auch wenn ich zuvor so unglaublich nervös war und eine solch riesige Angst hatte.
Doch diese Angst verspüre ich nun nicht mehr und freue mich sogar schon fast darauf.
"Und? Geht es dir jetzt besser?" Fragt mich der junge Koreaner und ich strahle ihn breit an.
"Ja, mir geht es so viel besser, ich bin wirklich sehr erleichtert und es fängt sogar an, ein ganz klein wenig Spaß zu machen."
Er lacht und klopft mir nur anerkennend auf die Schulter.
"Wir fahren jetzt zu Arirang und danach weiter. Ich fürchte, heute Abend wird es ein wenig später und morgen früh musst du ja bereits wieder fliegen."
Ich lächele traurig.
"Ja leider, aber das ist okay. Ich habe wirklich viel geschafft und kann sehr stolz darauf sein, was ich getan habe. Jedoch muss ich es natürlich auch schaffen, meine Schule gut abzuschließen und das geht nur, wenn ich in dieser auch anwesend bin."
Suho lacht. "Ich mag es wirklich gern, dass du so gewissenhaft bist und immerzu versuchst, dein Bestes zu geben."
Ich möchte zwar noch etwas erwidern, doch der Wagen hält bereits und wir müssen wieder aussteigen. Nun bin ich doch wieder ein wenig nervös, jedoch hoffe ich, dass es genauso gut wird, wie das Interview zuvor. Ich meine, was soll schon großartig passieren? Ich werde einfach reden und Fragen beantworten und mich nicht aus der Ruhe bringen lassen!
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Teil 4 der Basickapitel...
Ich hoffe wie immer sehr, dass es euch gefallen hat und wünsche euch noch eine schöne Woche.
Bis zum nächsten Mal,
liebe Grüße
Ellen^-^
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