Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

2


24.09.2017

Thalia tollte im Gras und sammelte Blätter, aller Form und Farbe. Sie liebte es im Herbst die Blätter, die vom Wind langsam Richtung Erde getragen wurden aufzufangen oder ihnen dabei zuzusehen, wie sie durch eine kühle Brise zu einem kleinen Tornado aufwirbelten und dann schlagartig wieder zu Boden fielen. Sie hüpfte dann gleich in den Hurrican und drehte sich, beide Arme ausgebreitet, mit ihnen mit. Das gab ihr das Gefühl sie könnte die Blätter beherrschen. Zu gerne würde sie die Gabe besitzen Dingen Leben einzuhauchen. Sie sah zu ihren Eltern hinüber, die zusammengekuschelt auf einer Holzbank saßen. Geschwind lief Thalia zu ihnen und präsentierte stolz ihre bunte Sammlung.

Die Sonne hinterließ einen Schimmer auf den etwas nassen, roten, gelben und orangenen Blättern. »Hier, für dich! «, Thalias Augen leuchteten auf als sie ihrer Mutter das Päckchen auf den Schoß legte. »Danke Schatz! «, sie beugte sich nach vorne, strich ein paar schwarze Strähnen aus Thalias Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

»Eleina bringt euch gleich noch welche! «

»Mäuschen...Eleina ist nicht mehr da! «, ein dunkler Schatten legte sich über das eben noch fröhliche Gesicht ihrer Mutter.
»Natürlich ist sie da!", erwiderte das kleine Mädchen empört, »Sie hat mir geholfen auszusuchen welches Blatt am schönsten ist. «
»Hör auf Thalia. Eleina ist nicht hier. «, ihr Vater wurde ernst.
Thalia lauschte dem Rauschen, den der Wind in den Bäumen verursachte.

»Wieso glaubt ihr mir nicht? Wieso sagt ihr sowas? «, ihre Stimme klang zittrig. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie fühlte sich missverstanden und hilflos. Sie wollte nicht wahrhaben was ihre Eltern sagten.

Sie drehte sich um und lief los. Ihre Eltern standen auf, riefen ihr nach, doch sie wollte einfach weg.

Immer lauter wurde das Rauschen und brachte sie dazu noch schneller zu laufen. Der Kies unter ihren Füßen flog in alle Richtungen und man hörte das Klackern der Steine wenn sie wieder am Boden aufkamen. Abrupt blieb Thalia stehen, denn auch der Wind hatte sich gelegt. Erschöpft atmete sie kräftig ein und aus. Die kalte Luft stach in ihre Lunge. Sie schloss die Augen und stellte sich vor wie sie im warmen Sand lag, die Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten und sie die winzigen, rauen Steine zwischen ihren Zehen spürte. Hand in Hand mit Eleina.

Etwas störte Thalias Gedanken. Sie hörte einen Vogel zwitschern. Das Mädchen verwarf ihren Tagtraum und betrachtete ihre Umgebung. Sie erblickte eine große Statue, die vor ihr aus dem Boden ragte. Ihre Eltern sah sie nicht, dafür flog eine kleine Blaumeise um sie herum. Sie fasste in ihre Manteltasche und zog ein paar Körner hervor, die sie zum Füttern der Vögel mitgenommen hatte. Das Geschöpf setze sich auf Thalias Hand und legte die Flügel an.

Das kleine Mädchen staunte. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Langsam streckte sie einen Zeigefinger nach der Maise aus und strich über ihren glänzenden Kopf. Der Vogel sprang auf Thalias Hand herum, bis er sich setzte und das Mädchen aus seinen gelben, funkelnden Augen heraus ansah. Er legte seinen Kopf schief und erzeugte so ein metallisches knarzen. Thalia erkannte unter den Kupferplatten einige Drähte und Zahnräder. Die Blaumeise beugte sich nach vorne und pickte behutsam ein paar Körner auf.

Da Mädchen hatte ihren Kummer vergessen. Ungläubig blinzelte sie, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich nicht träumte. Sie war fasziniert und erstaunt. Wie war so etwas möglich?

Der Vogel breitete seine, mit Schnörkeln verzierten Flügel aus und erhob sich in die Luft. Bei jedem Flügelschlag war ein mechanisches Surren zu hören. Er drehte noch eine Runde über Thalias Kopf und flog dann einfach davon.

»Warte auf mich! «, das Mädchen lief los. Sie durfte ihn nicht gehen lassen. Sie folgte der Maise einmal um die Statue herum. Dann sah sie einen älteren Jugen. Die Kapuze seines Pullovers war über seinen Kopf gezogen und warf dunkle Schatten in sein Gesicht. Er stieß einen Pfiff aus und öffnete seine Jacke einen Spalt. Gerade groß genug, dass Thalia die Innenseite erkennen konnte. Der Vogel begab sich in den Sturzflug und landete geradewegs in der Innentasche des Unbekannten. Eilig legte er die Jacke wieder an seinen Körper und blickte auf.

Thalia erschrak und versuchte seinen grauen Augen auszuweichen.
Der Fremde machte einige Schritte auf Thalia zu und ging in die Hocke. Gebannt starrte sie ihm entgegen und verfolgte seine Hände mit ihrem Blick. Er griff in seinen Ärmel und zog einen silbernen Würfel hervor. Er legte ihn vor den Füßen des kleinen Mädchens ab, bevor er schnell wieder aufstand und hastig den Platz verließ. Thalia sah ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war.

Erstaunt blickte sie zu ihren Füßen. Der Würfel war fort, stadessen erhob sich vor Thalia ein silberner Schmetterling der langsam davonflog und das kleine, sprachlose Mädchen allein zurück ließ...

..............................

Da stand er wieder. Wie immer, hing auch heute die Kapuze in sein Gesicht, sodass Thalia keine Chance bekam es zu betrachten. Er bewegte seine rauen Hände im Kreis. Wie ein Zauberer, der kurz davor war seinen neuen Trick zu präsentieren. Immer wieder flog das Rotkehlchen aus seinem Ärmel, machte kleine Kreise in der Luft und tauchte am anderen Arm wieder ab. Gebannt sah Thalia im zu. Geistesabwesend strich ihr Bleistift übers Papier. Zeichnete Formen, Schattierungen und kleine Details. Die feinen, grauen Striche häuften sich und verbanden sich zu einem faszinierenden Bild. Thalia betrachtete kurz ihr Werk und schloss dann behutsam ihr Notizbuch. Weitere Minuten vergingen in denen sie mit ihrer Handfläche über den roten Einband fuhr und erstaunt zu dem Mann herübersah. Sie blendete alles um sich herum aus. In diesem Moment gab es nur sie, ihn und die kleinen Maschinen, die das Leben in sich trugen. Sie fragte sich ob die mechanischen Tiere ein Bewusstsein hatten. Ihre Begegnung mit der kleinen Maise im Herbst hatte ihr Leben verändert. Sie wollte mehr erfahren. Wo kamen diese Wesen her und wie erschuf man sie?

Gedankenversunken senkte sie ihren Blick auf ihre Hand und fühlte wieder die kleinen, kalten Krallen des Vogels, die sich in ihre Haut bohrten. Dieses schwache Druckgefühl, breitete ein Kribbeln auf ihrem Körper aus. Sie streckte ihren Arm nach vorne, sie wollte das Geschöpf noch einmal berühren. Wenigsten das schöne Rotkehlchen. Sie blickte auf.

Er war fort.

Sofort hatte sie die Realität eingeholt. Hastig sah sie sich um. Weit konnte er nicht gekommen sein, erst einige Sekunden davor war er in einiger Entfernung gestanden.

Nein das konnte nicht sein. Wo war er? Sie stand auf, zog ihre Jacke über die Schultern und ging schnellen Schrittes zur Säule. Den Rucksack ließ sie auf der Bank, gleich würde sie ihn holen. Thalia war alleine auf dem Platz. Nur die Frau auf der nächsten Bank sah ihr nach. Sie spürte, dass ihr jemand folgte. Wer war das? Nichts war schlimmer für Thalia. Schon als Kind hatte sie Angst vor einer Entführung oder einem Fremden, der sie beobachtete. Viel schlimmer noch. Sie hatte Angst vor dem Fremden der Eleina beobachtet hatte. Der sie ihr genommen hatte. Der sie ermordet hatte. Es war kein Unfall gewesen, davon war Thalia damals fest überzeugt gewesen. Eleina war immer vorsichtig gewesen. Sie hatte den Beschützerinstinkt, sie hatte Thalia geschützt. Hatte sie immer vor Gefahren gewarnt. Nein, Eleina wäre nie zu nah an den Fluss gegangen.

Doch wer glaubte einem 7-jährigen kleinen Mädchen, das den Tod ihrer großen Schwester nicht verkraftete?

Ihr Atem beschleunigte sich und damit auch ihre Schritte.

Kurz vor der Säule blieb sie plötzlich stehen. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf und schielte über ihre Schulter. Die Frau war gegangen. Sie war allein. Jetzt waren es nur sie und der eisige Wind, der ihr die Nackenhaare aufstellte.

Kein Wind.

Es war etwas anderes. Etwas das in einiger Entfernung wartete und sie beobachtete. Thalia wischte ihre schweißnassen Hände an ihrer Hose ab. Was war los? Eben noch war die Welt in Ordnung gewesen und mit einem Schlag hatte sich Panik über sie gelegt. Wie eine Wolke, die sie nicht klar denken ließ.

Sie spürte, dass jemand hinter ihr war. Nicht nah genug um sie zu berühren, jedoch nah genug um sie zu überraschen zu packen und ins Gebüsch zu ziehen. Würde sie jemand schreien hören? Der Park war wie leer gefegt, nur das Rauschen ihres Blutes konnte sie hören.

Angewurzelt stand Thalia da. Sie wusste nicht was als Nächstes zu tun war. War sie nur wahnsinnig oder war da tatsächlich jemand der nur darauf wartete an sie zu gelangen? Ihr kleines, jämmerliches Leben auszulöschen? Thalia schloss die Augen. Die Verfolgungsängste packten sie. Machten sie verrückt.

Vor ihr waren Blutspuren, die ins Gebüsch führten. In ihrer Hand ein Messer. Blutverschmiert. Ein Tropfen fiel herunter und zersprang auf einem Stein. Ein zufriedenes Grinsen lag auf Thalias Gesicht. Auch ihre andere Hand war voller Blut. War es ihr eigenes? Sie hörte die Stimme in ihrem Kopf. "Du bist Schuld daran!", das Mädchen schrie. Schrie immer weiter. Voller Hass. Zog an den Ketten. In dem Moment, in dem diese zerbarsten schlug Thalia die Lieder auf. Ihre Pupillen vergrößerten sich. Sie musste hier weg. Die ganzen Gefühle kamen hoch. Angst, Panik, Wut, Unverständnis und das quälende Gefühl der Schuld überkamen sie und trieben sie dazu zu rennen. Immer weiter. Sie setzte sich in Bewegung. Nur Weg von hier. Ohne jede Logik. Einfach nur weg. Ohne jeglichen Verstand. Sie wusste nicht was es war, dass sie auf solch kranke Gedanken brachte, doch was auch immer es war, es wollte Thalia.

Ein Fuß vor den anderen. Geradeaus. Ihr Blick war auf den Horizont gerichtet.

Ein Schrei entfuhr Thalias Lippen. Kalte Finger umklammerten ihr Handgelenk eine Hand presste sich auf ihren Mund. Sie Schrie, doch nur ein gedämpfter Ton war zu hören. Sie wand sich doch eine starke Hand positionierte ihren Arm auf ihrem Rücken. Schmerz durchfuhr ihren Körper mit jedem Mal in dem sie versuchte sich zu befreien. Tränen flossen über ihre Wangen. Tausende von kleinen Wassertröpfchen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht, auf die rauen Hände über ihren Lippen, hinunter bis auf den Boden, der sie gierig aufsog. Ihr ging die Luft aus. Scharf sog sie den Sauerstoff durch die Nase ein. Immer mehr Tränen entwichen ihren Augen. Immer mehr vergebliche Schreie drangen aus ihrem Mund. Ihr Körper wurde an einen anderen gepresst. Thalia fühlte die kräftige Statur hinter sich. Sie spürte wie sich der Angreifer langsam nach vorne lehnte. Seine Lippen streiften ihr Ohr. Sie spürte seinen warmen Atem. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihr aus. „Sei still! Willst du, dass wir beide sterben? «, das Flüstern war rau und tief. Thalias Schreie verstummten, doch die Tränen flossen weiter. Ihr Atem beruhigte sich. Sie lauschte und blickte so gut es ging zu ihren Seiten. Sie standen hinter dem Podest, der Statue, und ein metallisches Scharben hallte über den Platz. Langsam wurde es immer lauter. Ein langgezogener, schmerzender Laut. Wie ein Messer, das über Stein geschliffen wurde.

Wieder beugte sich der Fremde nach vorne. »Wir müssen hier weg. Versprich mir, dass du nicht anfängst zu schreien wenn ich meine Hand wegnehme. Lauf mir nach. Schau nicht zurück. Ich würde es tun wenn dir dein Leben etwas bedeutet. «, sie spürte das er grinste, jedoch sofort wieder ernst wurde. Was wollte er von ihr? „Hast du das Verstanden? "

Thalia rührte sich nicht, nicht eine Träne fiel zu Boden. Sein Griff um Ihr Handgelenk wurde fester. Sie spürte den Schmerz in ihrem Arm. »Hast du das Verstanden? «, wiederholte er etwas lauter. Sie bewegte ihren Kopf langsam auf und ab. Er zog seine Hand weg und auch sein Griff lockerte sich etwas.

Das war ihre Chance. Thalia sprang nach vorne und schrie aus Leibeskräften.

Sie sah hinter sich. Wollte ihrem Peiniger in die Augen sehen. Sie erschrak. Sie sah in die selbe, graue Farbe, die sie bereits vor 10 Jahren erblickt hatte. Sie hörte auf sich zu wehren. Ließ sich mitziehen.

Thalia war verblüfft. Sie war zu verwirrt um in diesem Moment irgendetwas zu realisieren. Die Beiden rannten durch den Park und verschwanden im Gewirr der Stadt. Sie liefen einen Block weit und huschten in eine kleine, dunkle Seitengasse. Er hatte immer wieder nach hinten geblickt, doch Thalia verstand nicht was ihm solche Angst machte.

Erschöpft ließ sie sich an der Hauswand zu Boden sinken. Er ging nervös vor ihr auf und ab.

»Wieso musstest du nochmal schreien. «, verärgert schlug er mit der Faust gegen die steinerne Mauer. Etwas Putz bröckelte ab.

Verdattert sah Thalia im entgegen, sie hatte aber nach kurzer Zeit ihr altes ich wieder gefunden. Sie wischte ihre Tränen mit ihrem Ärmel fort. »Nächstes Mal wenn mich ein kranker Fremder angreift, werde ich mich etwas zuvorkommender Verhalten. «, warf sie wütend zurück.

»Ohhh nein, «, er kniete sich vor sie hin und stützte seinen muskulösen Arm neben ihrem Kopf ab. Zum ersten Mal konnte Thalia das Gesicht ihres Idols erkennen. Er war etwas älter als sie. Mitte zwanzig vielleicht und hatte einen drei Tage Bart, der ihm eine gewisse Männlichkeit verlieh. Präzise, volle Augenbrauen lagen über seinen grauen Augen, in denen Thalia eine unendliche Weisheit aber auch unendlichen Schmerz sehen konnte. Kurze schwarz-gelockte Haare hingen in seiner Stirn und betonten sein eckiges Gesicht, »...ich bin kein Fremder für dich, Thalia. «, entgegnete er bissig.
»Wo...Woher kennst du meinen Namen? «
»Wenn dich jemand seit 10 Jahren, jeden Samstag beobachtet, findet man seinen Namen schon mal heraus.«, sein Tonfall wurde weicher und er zog einen Mundwinkel nach oben. Thalia wurde rot. Es war ihr peinlich, dass er wusste dass sie ihn seit einem Jahrzehnt nicht aus den Augen ließ. »Ich kenn deinen aber nicht...und ich weiß gar nichts über dich. «, entgegnete sie. »Johne.«, er stand wieder auf und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. "Wieso beobachtest du mich immer? "
Thalia zuckte mit den Achseln, bevor sie wieder das Wort ergriff. Sie wollte ihn nicht wissen lassen, dass er ihr Halt gab und sie träumen ließ.

»Warum hast du mich entführt? «, sie wurde ernst und funkelte ihn misstrauisch an. Nur weil sie ihn und seinen Vater wie eine Verrückte seit 10 Jahren studierte, hieß das noch lange nicht, dass sie ihm vertraute. Verschmitzt lächelte er zu ihr hinüber. »Zum Spaß! Und jetzt werde ich dich töten und deine Leiche vergraben. « Sie wurde bleich. Entsetzten breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Komm runter Blondchen. «

»Ich bin nicht blond. «, er verdrehte die Augen, »Ach was du nicht sagst. Kommen wir zum Punkt. Ohne mich wärst du jetzt nicht mehr hier und weil du mir nicht vertraut hast, werden sie uns in Kürze finden und spätestens dann kannst du, wenn du jetzt nicht aufhörst Fragen zu stellen, Lebewohl sagen. «

Thalia stotterte. »Wer sind sie? «. Ein Schauer lief Thalia über den Rücken. Plötzlich hörte man in der Ferne wieder das metallische Scharben. Johne drehte ihr erschrocken den Kopf zu. »Das wirst du gleich erfahren! «. Fort war seine ironische Art. Zurück war der eiserne Gesichtsausdruck. »Was wollten sie von dir? «, murmelte Johne kaum hörbar und schaute Thalia grübelnd in die Augen.

Sie rappelte sich auf und ging zur Hauskante. In einiger Entfernung erkannte sie eine Gestalt. Es war die blonde Frau aus dem Park. Elegant schritt sie voran, ihre Haut glänzte in der Sonne. Ihre Schuhe schlürften über den Boden. Thalia hörte den grausamen Ton. Das metallische Scharben. Thalia betrachtete das Gesicht der Dame. Ihre Augen waren nach vorne gerichtet. Sie waren so leer, so schwarz, so leblos. Ihr Mund formte sich zu einem Lächeln. Strahlend weiße Zähne blinzelten dem Mädchen entgegen. Johne stand hinter Thalia. »Wir bekommen Besuch! «, flüsterte er ihr zu. Sie blinzelte. Die Frau war fort. Es war kein Mensch. Zu perfekt war ihr Körper und zu seelenlos die Augen. Wie eine leere Hülle deren Geist entflogen war. Eine kalte Schale ohne Herz.

»Was ist das, Johne? «, dieser warf Thalia einen entsetzten Blick zu, »Du...du kannst sie sehen? «, misstrauisch setzte er einen Schritt nach hinten. »Wer bist du?«, entwich es ihm so leise, dass das Mädchen es nicht verstand.

Metallisches Scharben. Es kam von oben. Beide hoben ihre Köpfe Richtung Hausdach. Thalia schielte zu Johne. Sie spürte, dass er den Atem anhielt.

Eine kalte Hand legte sich auf ihre Schulter und ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper. Schlagartig drehte sie sich um, doch hinter ihr war nur die Gasse.

Rattern. »So sieht man sich wieder...Du kannst nicht ewig davonlaufen! «.

Das Scharben wurde erneut lauter. Die Frau bewegte sich auf die Dachkante zu. »Eins. Es ist gleich meins. «Sie ging einen Schritt. Ihre Stimme klang wie Fingernägel, die über eine Tafel gezogen wurden, trotzdem hatte sie einen sanften Ton, der Thalia müde werden ließ.

»Zwei. Hör auf zu spielen, Johne! «Ein weiterer Schritt. Thalia hatte das Verlangen im Boden zu versinken.

Sie konnte nicht leugnen, dass sie Angst hatte. Es war wie im Park. Schweißnasse Hände, Gänsehaut, schneller Atem, das Rauschen ihres Blutes. Nein, es war noch schlimmer. Diesmal wusste Thalia, dass es tatsächlich eine Gefahr gab. Sie stand in der Ungewissheit und konnte nicht ahnen was als nächstes passieren würde. Ein schwarzes, klaffendes Loch, das sich immer weiter ausbreitete und drohte Thalia zu verschlingen, hatte sich an die Stelle ihrer Hoffnung und Zuversicht gedrängt.

Ruckartig drehte sich Johne Thalia zu. »Nimm meine Hand. Wir können jetzt nicht mehr weglaufen. Es ist gefährlich, aber besser als der Tod. Wir haben keine andere Wahl. «
»Was? «, Panik lag in ihrer Stimme. Sie wollte noch nicht sterben. Johne streckte ihr die Arme entgegen.

»Drei. Du weißt ich werde dich immer finden. Du kannst dich nicht verstecken! «, ein weiterer Schritt auf den Abgrund zu.

»Vertrau mir. Nimm meine Hand! «, Verzweiflung war in seiner Stimme zu hören. Zu viele Gefühle überrollten Thalia. Immer wieder hüpfte ihr Blick zwischen Johnes Armen und dem Hausdach hin und her. Ihr wurde schwindelig. Nein. Das durfte alles nicht passieren. Es war nur ein böser Traum. Sie wusste nicht was zu tun war. Es wurde ihr alles zu viel. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Die Hilflosigkeit machte ihr Angst. Sie verlor die Kontrolle.

»Vier.«, ein grausiges Lachen erschütterte Thalia bis ins Mark.

»Thalia, bitte.. nimm meine Hand. «, er klang ruhig und ernst. Johne sah ihr fest in die Augen. Sie fühlte sich wieder wie ein kleines, verlorenes Kind. Sie erwiderte den Blick. Er gab ihr Halt. Es wirkte so vertraut, wie eine seiner Locken zur Seite wehte. Wie er ihr die Hand zu streckte und hoffte, dass sie ihm glaubte. Er ließ sie die Realität vergessen. Er zeigte ihr, dass alles möglich war. Er war es. Er war immer da gewesen. Seit Eleinas Tod. Die Stimmen in ihrem Kopf verstummten, nur das Pochen ihres Herzens lag in ihrem Ohr.

Thalia nahm keine Hand. Sie warf sich dazwischen. Presste sich an seine starke Brust und ließ ihren Tränen und ihrem Schluchzen freien Lauf. Sie ließ alles los. Sie spürte, wie sich seine Arme um sie legten.

»Fünf. «, Thalia sah über Johnes Schulter, genau auf die Hauskante. Jemand trat an den Abgrund. Ihre Sicht war verschwommen, doch sie konnte eine silbrige Gestalt erkennen und die bedrohliche Dunkelheit, der Seitenstraße. »Lebe wohl! «

Johne beugte sich noch stärker über Thalia. Sie drückte ihr Gesicht in den weichen Stoff seiner Jacke. Sie wollte einfach nur aufwachen. Sie wollte, dass alles vorbei war. Und in diesem Moment fühlte sie sich sicher.

Ein Knall. Thalia zuckte. Johnes Glieder wurden schwach. Das Mädchen brach unter dem Gewicht zusammen, schaffte es aber ihn im letzten Moment zur Seite zu stoßen. Sie kroch zu ihm herüber. Tränen sammelten sich erneut in ihren Augen, der Ton blieb ihr im Hals stecken. Seine Lieder waren geschlossen. Er regte sich nicht. Sie begann schmerzlich zu schreien. »Johne! Nein! Das ist alles meine Schuld! «Eine Blutlache bildete sich um seinen Körper. Ihre Worte waren gebrochen und vermischten sich mit ihrem schniefen und dem Husten wenn sie sich an ihren Tränen verschluckte.»Neeeeeiiinnn. «, schrie sie immer wieder. »Wieso habe ich nicht deine Hand genommen? «, sie schluchzte.

»Wie herzerwärmend! «, Thalia blickte erschrocken auf. Langsam richtete die Frau ihre Waffe auf ihre neue Zielperson. Das Mädchen fuhr Johne über die Schulter und glitt seinen Arm herab, schob ihre Finger in seine und drückte zu. »Schade, dass ich kein Herz habe! «, die Frau lachte.

Alles wurde langsamer, bewegte sich in Zeitlupe.

Thalias Kopf wurde plötzlich nach vorne gedreht. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Sie fing an heftig zu atmen, schnell und kurz. Sie erstarrte komplett und ihre freie Hand fing an zu zittern. Ihr Herz raste. Und dann geschah es. Sie kauerte noch immer über Johne, dessen lebloser Körper unter ihr lag, aber sie hatte das Gefühl nach hinten gerissen zu werden. Sie sah tausende Bilder vor ihrem inneren Auge, die jedoch nur Bruchteile einer Sekunde zu sehen waren und dann wieder verschwanden. Die Frau drückte ab. Auf einmal dröhnte ihr ganzer Schädel und ein hoher schriller Ton erfüllte ihren Kopf und brachte ihn fast zum Explodieren. Erneut ein lauter Knall. Dann spürte sie einen Druck unterhalb der linken Brust, der ihren ganzen Körper mit Energie durchströmte. Ein stechender Schmerz der sie alle Muskeln anspannen ließ. Adrenalin floss durch ihre Adern.

Sie fiel, doch ließ Johnes Hand nicht los. Ihr Kopf traf den harten Asphalt. Etwas Warmes breitete sich um ihr Ohr aus. Verursachte ein Kribbeln.

Sie nahm ein Lachen in weiter Entfernung war. Dann ein zischen. Gefolgt von einem Schrei. Johnes Finger wurden aus ihren gezogen. Alles brannte, alles schmerzte. Mit letzter Kraft öffnete sie ihre Lippen einen Spalt. Ein letzter Seufzer kam aus ihrem Mund, bevor sich ihre Augen schlossen. Sie war zu schwach, sie konnte nichts mehr tun. Langsam stieg der Laut, der ihr über die Lippen gekommen war, hinauf. Vermischte sich mit der warmen, frühen Abendluft und verschwand inmitten des Klangs der Großstadt.

»Wieso?...«, ein Tropfen Wasser, eine Träne, rollte über ihre Wange, fiel herab und traf auf den blutrot getränkten Boden...


.............................................................................

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro