
09 - hacking
𝒯𝒶𝑒𝒽𝓎𝓊𝓃𝑔
Jeongguk. Das war der Name des Jungen, den er suchte.
Und oh je, Taehyung kam sich wirklich vor, als wäre er ein Geheimagent, der sich in die Mitte von völlig Unschuldigen schlich, als er den Jungen auf sein Vorhaben ansprach.
„Und was bekomme ich dafür?", gluckste es ihm entgegen und Taehyung sah in zwei vor Schalk sprühende braune Rehaugen und auf schmale Lippen, die sich selbstgefällig nach oben verzogen und ja - Min Yoongi hatte wie immer Recht behalten.
Der Junge roch nicht nur nach Ärger, er war der personifizierte Ärger in Gestalt eines jungen Mannes mit großen treu dreinblickenden Augen und Hasenzähnchen, die seine Opfer wohl auf die nicht-vorhandene Unschuld täuschen sollte.
Taehyungs Lippen verließ ein tiefer Seufzer. Er hatte absolut keine Ahnung, wie er dem Grünspross - okay vielleicht übertrieb er es hier auch, denn der Junge konnte nicht jünger als zwei oder drei Jahre sein - beibringen sollte, dass das hier durchaus verdammt wichtig für ihn war.
Er musste sie kennenlernen. Unbedingt.
„Ich überlege mir noch etwas.", druckste er hervor und legte alle Überzeugungskraft, die er aufbringen konnte, in seinen Blick, der den Jüngeren flehend fixierte.
Jeongguks schelmisches Grinsen verlor ein wenig an Schärfe und Taehyung konnte die Rädchen in seinem Kopf beinahe ineinandergreifen sehen.
Seine Augen suchten rastlos nach einem Hinweis, der ihm erklären konnte, was in dem Braunschopf vor sich ging und seine Finger spielten unruhig mit dem Saum seines T-Shirts und gerade als er schon dachte, Jeongguk würde definitiv nein sagen, war da wieder dieses feurige Lächeln auf den Lippen des Jüngeren.
„Okay.", Taehyung atmete erleichtert auf und rutschte augenblicklich ein wenig näher an den Jungen, um einen Blick auf das Gerät vor ihm zu erhaschen, an dem Jeongguk sich bereits zu schaffen machte, „Nur weil du mit diesem Shorty befreundet bist, der Jimin schon die ganze Zeit mit seinen Blicken erdolcht."
Dabei nickte er in Richtung Yoongi, der sich lässig auf eine der vielen Sitzgelegenheiten platziert hatte und mit dem Kopf zu einer ihnen unbekannten Melodie wippte, die der Ältere vermutlich bereits später auf einem Blatt festhalten würde.
Taehyung schaffte es nicht das amüsierte Schnauben zu verstecken, das sich sich aufgrund des Spitznamens einen Weg nach draußen erkämpfte.
Yoongi würde an dieser Stelle wohl entrüstet prusten oder explodieren, wie der Gartenzwerg seiner Mutter, den er nur zwei Tage nach Neujahrsbeginn in seinem achten Lebensjahr mit einem Böller in die Luft gejagt hatte. Okay, vielleicht konnte er doch ganz gut mit Jeongguk auskommen.
„Wieso? Was hat Yoongi-Hyung damit zu tun?"
„Mein Freund hier", Jeongguk sah kaum von seiner Arbeit hoch und seine Finger huschten flink über den Hologramm-Bildschirm, aber Taehyung erkannte dennoch, dass er von dem Blonden sprach, der immer wieder skeptisch in ihre Richtung blickte, „Ist glaub' ich nicht so erbaut von dieser neu erworbenen Feindschaft. Und vielleicht kannst du ja an ein paar Fäden ziehen, sodass-"
„Er hat Yoongi verärgert?", entkam es ihm überrascht und er lugte neugierig zurück zu dem Blondling, der seinen Blick von Weitem erwiderte ohne mit der Wimper zu zucken, „Wie das?"
Deshalb war Yoongi vorhin also so schlecht gelaunt gewesen. Er hatte also ganz Recht mit seiner Annahme gehabt, dass sich irgendetwas an den Verhaltensweisen seines Freundes leicht verschoben hatte.
„Unwichtig.", winkte Jeongguk ab und dann zog er ihn frech am Arm zu sich rüber, sodass er den perfekten Blick auf das Hologramm vor sich hatte, das die verfluchte Liste, die ihm zurzeit das Leben schwer machen wollte, zeigte. Nur ohne, dass sein Name unter dem Doktor Chois stand.
„Du bist schon fertig?", entkam ihm ein überraschtes Keuchen, als seine Augen die drei Silben seines Namens erkannten und ein ruheloses Flattern sich in seinem Magen breit machte, dass je länger Jeongguk ihn aus seinen Rehaugen abwartend betrachtete, schneller schlug. Und Taehyung verstand augenblicklich, auf was der Jüngere wartete.
„Okay. Ich schau einmal, was sich gegen Yoongis Zorn unternehmen lässt.", er wagte es kaum zu atmen, als Jeongguks Finger auf den Enterbutton traf und ein nervöses Zittern durch seinen Körper ging, also fügte er stattdessen bekräftigend hinzu, „Versprochen."
Eine kräftige Männerhand schlug ihm auf den Rücken und Taehyung japste erschrocken nach Luft, dann sah er wieder in das breite Grinsen Jeongguks, der seine Hand von seinem Rücken zog und ihn belustigt musterte: „Es war schön mit dir Geschäfte zu machen, Taehyung."
Taehyung war erleichtert, aber gleichzeitig nistete sich in seinem Kopf der listige Gedanke ein, dass das hier vermutlich ein Deal mit dem Teufel höchstpersönlich war, den er später einmal bereuen könnte.
Taehyungs Lachen, das darauf folgte, war deshalb halb erleichtert halb angespannt, während er einem weiteren spielerischen Hieb des Jüngeren auswich, der sich vor Schalk glucksend wand, als er Taehyungs Reaktion in Augenschein nahm.
„Viel Spaß bei Doktor Kobayashi.", zwitscherte der Jüngere gut gelaunt und zog dabei den Namen der Ärztin verspielt in die Länge, aber bevor Taehyung noch etwas erwidern konnte, hatte der Junge sich schon zu dem Blonden davon gestürzt, der ihn mit einem ernsten Blick empfing.
Taehyung konnte es sich allerdings nicht nehmen, noch ein übervorsichtiges Mal an dem Hologramm der Liste vorbei zu spazieren, bevor er sich mit einem lauten Plumps auf die Armlehne Yoongis Sitzgelegenheit fallen ließ.
„Du...", zog er das erste Wort in die Länge und schon umspielte ein kleines nachdenkliches Schmollen seine Lippen, während die dunklen Augen seines Freundes ihn beargwöhnten, „Yoongi?"
„Was willst du?"
Taehyung gluckste leise, als er in Yoongis Augen schon die Bedenken heranwachsen sah, also griff er schmunzelnd nach den langen Fingern seines älteren Freundes und drückte sie sanft zur Bestätigung, bevor er wieder von vorne ansetzte.
„Du... Yoongi?"
Ein Schnauben entkam dem Älteren und er fegte Taehyungs Hand gespielt entrüstet mit seiner eigenen weg, bevor er sich kerzengerade aufsetzte und ihn in Augenschein nahm:
„Sag jetzt, was du von mir willst. Muss man dir alles aus der Nase ziehen?"
Taehyung sollte vielleicht nicht allzu offensichtlich das Gespräch auf den Blondschopf lenken, aber er hatte noch nie das Talent besessen etwas vor Yoongi zu verheimlichen. Nicht in all den Tagen, die sie bereits zusammenwohnten und in denen diese Freundschaft zwischen ihnen erblüht war. Er war nie gut daran etwas zu verstecken und wenn er jetzt noch viel länger vor sich hin druckste, würde Yoongi vielleicht sofort dicht machen, also beschloss er es anders anzugehen.
„Der kleine, Blonde dahinten...", er nickte kaum merklich mit dem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war, wo Jeongguk immer noch mit dem Blonden stand und ein kleines aber freches Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, „Ist er nicht-"
„Nein."
Okay, er hatte nicht mit einer so heftigen Reaktion gerechnet. Ehrlich gesagt, hatte er auf Unverständnis oder Gleichgültigkeit gezählt, aber das hier, das war etwas ganz anderes.
„Woah, Woah. Ganz ruhig Brauner.", brummelte er und ließ seinen Blick von Yoongi zu Blondie schweifen und wieder zurück, „Was ist denn zwischen euch beiden passiert?"
Yoongis Miene wirkte tatsächlich angespannt und Taehyung entging nicht, wie sein Kiefer anfing zu malmen und das war stets ein Zeichen dafür, dass der Ältere nicht gut zu sprechen war.
Taehyungs Hand fand schließlich zielstrebig ihren Weg zu Yoongis Nacken, wo er anfing seinen Freund sanft zu massieren in der Hoffnung, dass zumindest das ihn irgendwie beruhigen würde.
„Er sieht doch ganz nett aus. Eigentlich genau dein-"
„Taehyung, lass das.", zischte Yoongi aufgebracht und schon im nächsten Moment war der Andere aufgesprungen und starrte ihn aus gereizt funkelten Augen an,
„Ich meine es ernst. Kümmere dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten."
Über Taehyungs Rücken lief ein unheimlicher Schauer, während seine Augen sich in den Hinterkopf seines Freundes bohrten, der in eiligen und vor Wut nur so strotzenden Schritten davoneilte.
Ohje, das wollte er nun wirklich nicht.
„Yoongi! Hyung!"
Er stolperte seinem Freund in einigen Schritten hinterher und ignorierte dabei die neugierigen Blicke manch anderer Teilnehmer, während er mit großem Schwung die Tür zu den Schlafplätzen aufriss und Yoongis Gestalt in dem dunklen Raum suchte.
„Yoongi, bitte. Jetzt warte doch mal."
„Ich bin müde. Morgen, Taehyung.", schallte es zurück und Taehyung konnte ein dumpfes Brummeln und das Rascheln einer Bettdecke vernehmen.
So konnte und wollte er das aber allerdings nicht lassen.
Niemals würde er mit Yoongi auf Kriegsfuß stehen wollen, dafür mochte er seinen Mitbewohner zu sehr und während er sich dem Bett näherte, in dem sich der Ältere soeben verkrümelt hatte, betete er innerlich, dass er ihn nicht zu sehr verärgert hatte.
„Entschuldigung.", murmelte er und bevor Yoongi die Möglichkeit hatte etwas zu erwidern, hatte er die Decke hochgehoben und war hinter ihn gerutscht, um beide Arme in einer entschuldigenden Geste um ihn zu schlingen.
Yoongi grummelte missmutig, aber Taehyung ließ sich davon nicht beirren und suchte weiterhin die Nähe seines besten Freundes, der versuchte sich aus seinem Griff herauszumogeln.
„Taehyung...", Yoongi seufzte und dann lag er plötzlich still da und ließ Taehyungs Kuscheleinheiten mucksmäuschenstill über sich ergehen.
„Tut mir Leid, ich war wohl wieder zu neugierig.", er konnte spüren, wie Yoongis Körper sich langsam entspannte, aber es entging ihm natürlich trotzdem nicht, dass der Ältere jede zweite Sekunde versuchte einige Milimeter zwischen ihre Körper zu bringen und der alleinige Versuch, brachte Taehyung zu einem erleichterten Schmunzeln.
„Schon okay, Taehyung-ie.", ein kurzes aber tiefes und ehrliches Seufzen, „Ich muss mich entschuldigen. Aber kannst du... bitte... ein wenig Platz machen?"
„Nein."
„Nein?"
Bevor Yoongis Stimme sich ein weiteres Mal ungläubig eine Oktave höher schrauben konnte, hatte er seinen besten Freund bereits wieder an seine Brust gedrückt - den winzigen Abstand, den Yoongi sich mühsam erarbeitet hatte, in wenigen Sekunden zunichte gemacht.
„Ich glaube, ich bleibe heute Nacht hier.", murmelte er zufrieden in Yoongis weiches Haar und schloss die Augen, was Yoongi ein wiederholtes ungläubiges Prusten entlockte, das er aber gekonnt ignorierte.
„Taehyung, wie alt bist du noch- Mann, Taehyung, ich muss auch noch Atmen!"
Taehyung entwischte ein freudiges und mit der Gesamtsituation durchaus zufriedenes Lachen, dass durch den Raum wehte und an den glasigen Wänden zurückhallte und vermutlich in dem Rest der Kapsel zu hören war.
„Wenn du mich heute Nacht auch nur zwei Sekunden länger wach hälst, wie nötig, kaufe ich dir nie wieder deinen Lieblings-Kakao, hast du verstanden?"
„Ich habe noch genug als Ration zu Hause, keine Sorge, Hyung.", entgegnete er mit einem breiten Schmunzeln und beobachtete im Dunkeln, wie sich eine tiefe Steilfalte zwischen Yoongis Augenbrauen ausbreitete, die er sofort amüsiert glucksend mit seinem Daumen glättete.
„Okay, ich bin ja schon still. Schlaf gut, ich hab' dich lieb.", säuselte er und er vernahm ein weiteres ungläubiges Schnauben und einen gebrummelten Satz von dem er nicht einmal einen einzigen Wortlaut auffassen konnte.
Für eine ganze Minute herrschte Stille, dann konnte er das Gefühl der Unruhe nicht mehr zügeln und er erwischte sich dabei, wie er Yoongi schon wieder vom Einschlafen abhielt:
„Willst du nichts sagen?"
„Was soll ich denn schon sagen, Taehyung?", Yoongi verließ ein leicht entnervtes Seufzen, „Ich möchte schlafen."
„Ich weiß, dass du weißt, was ich hören will."
Ein weiteres kleines Seufzen erfüllte die Stille und Taehyung lauschte gebannt den ruhigen Atemzügen seines besten Freundes.
Für einige Sekunden hatte er geglaubt, dass Yoongi ihn einfach ignorierte und bereits seelenruhig schlummerte, aber dann entschied sich der Ältere doch noch für die Erwiderung, auf die er sehnsüchtig wartete:
„Ich dich auch."
Die Worte waren so leise und in die Laken des Bettes genuschelt, dass er sie fast nicht wahrgenommen hatte, aber Yoongi tat ihm dieses eine Mal sogar den großen Gefallen und wiederholte sie, sodass er schließlich seelenruhig und voller Erwartungen an den nächsten Tag einschlafen konnte. Aber er wusste natürlich, dass dieses Privileg vermutlich eine einmalige Aktion blieb.
•••
[1916 Wörter]
A/N: Das war eine ziemlich lange Pause mal wieder, was? Ich bin wieder mitten in der Klausurenphase und komme zu gefühlt nichts, Oof.
Ein bisschen Taegi Action für heute, Wuhu.
- Annika.
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