
Kapitel 1
Die Luft in der Maschine fühlt sich stickig an. Ich krächze bei dem Versuch zu husten und ringe nach Luft. In den Spiegelungen der metallischen Wände sehe ich vielfache Abbildungen der zwanzigköpfigen Gruppe, die sich in der Maschine befindet.
Die Spannung ist fast greifbar als sich endlich die Tür öffnet und wir von einem hageren, kahlköpfigen Mann begrüßt werden. Ich erhasche durch die Öffnung der Tür einen Blick auf die Außenwelt, kann jedoch nur das Grün einiger Baumwipfel erahnen, da mir Bens große Gestalt sie Sicht verdeckt.
Als wir alle der Reihe nach aus der Maschine steigen werde ich zunächst von den Lichtstrahlen der Sonne geblendet. Ich kann einige Stimmfetzen hören und drehe mich erstaunt um. Dann sehe ich die zwei anderen Gruppen. Eine steht dicht zusammengedrängt in der Nähe des dichten Waldes und scheint in eine heftige Diskussion vertieft zu sein. Auch die andere Gruppe spricht heftig miteinander, steht aber in großer Entfernung zu der anderen Gruppe, als wollten sie nicht, dass diese etwas aus ihrem Gespräch belauschen könnten.
In einiger Meter Entfernung zu der Maschine versammeln uns alle um den kahlköpfigen Mann, nachdem dieser die Türen wieder verriegelt hat. Als seine Stimme erklingt, zucke ich kurz zusammen. Eine solch tiefe Stimme hätte ich nicht von ihm erwartet.
„Ich begrüße euch: Willkommen in einer noch menschenfreien Vergangenheit. Wie ihr sehen könnt haben wir einen guten Platz für den Start einer Zivilisation ausgesucht. Hier gibt es einen Fluss, Wals, Berge und Flachland. Es ist also ein idealer Platz, um zu überleben. Die Gruppen werden sich, jeweils um einige Kilometer getrennt, am Fluss entlang niederlassen. Wenn die Gruppe das so will kann sie sich auch von den anderen Gruppen abspalten und autark leben, das ist vollkommen euch überlassen. Ihr habt bereits einen Monat Vorbereitungszeit gehabt, nicht nur im Bezug auf körperliche Fitness, sondern auch im Bereich Psychologie und Gemeinschaft. Nun kommt es zu dem Zeitpunkt erneut zu beginnen. Ihr sollt die Begründer einer Zivilisation sein, der ihr selbst entstammt. Damit ihr die Vergangenheit nicht verändern könnt und somit die zu diesem Zeitpunkt lebende Gesellschaft haben wir in jahrelanger Forschungsarbeit ein Paralleluniversum geschaffen-".
Zoe unterbricht ihn harsch: „Dann sind wir also gar nicht in die Vergangenheit zurückgereist, sondern wir leben ab jetzt in einer Simulation? Dann könnt ihr uns hier zuschauen, wie wir hier verloren durch die Gegend steifen und uns streiten?" „Bitte, mäßigen Sie ihren Ton etwas. Nein, wir können ihnen nicht zuschauen und ich hoffe im Übrigen auch für Sie, dass Sie weder hilflos durch sie Gegend streifen, noch sich hier in Streitigkeiten verlieren. Wir werden Sie hier also auch nicht herausholen, falls etwas schief gehen sollte. In genau 50 Jahren werden wir erneut nach ihnen schauen um zu sehen wie sich ihre Zivilisation in diesem Zeitraum entwickelt hat. Haben Sie den Vertrag nicht durchgelesen, Miss?". Zoe schnaubt: „Doch, aber anscheinend nicht genau genug."
Der hagere Mann, der sich nicht namentlich vorgestellt hat fährt unbeirrt fort, als habe er diese Diskussion auch schon mit den anderen Gruppen geführt: „Nun kommen wir zum wichtigen Teil, seht ihr diese schwarze Kiste vor der Felswand?"
Zwanzig Köpfe drehen sich in die Richtung, in die der Mann zeigt. Ich erkenne vor der unebenen Felswand eine mattschwarze Kiste, die sich klar von dem helleren Gestein abhebt. „In dieser Kiste befindet sich drei Blätter und drei schwere Säckchen. Ihr nehmt euch jeweils eines, die anderen sind für die beiden Gruppen, die wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwanzig Minuten eintreffen werden. Auf dem Blatt findet ihr eine Liste voller Werte, die ihr gut für eure neue Zivilisation gebrauchen könnt. Jeder Wert ist aber nur einmal für jede Gruppe vorhanden. Wählt weise, diese Werte entscheiden maßgeblich wie eure spätere Gesellschaft aussehen wird In dem Säckchen findet ihr Münzen in dem Wert von 1000 Talern. Die Werte werden in etwa einer Stunde zur Versteigerung angeboten. Ihr müsst dann in einer Versteigerung um die Werte kämpfen, die ihr euch für euere spätere Gesellschaft ausgesucht habt. Bis zur Versteigerung habt ihr Zeit euch in der Gruppe zu einigen für welche Werte ihr wie viel Geld maximal ausgeben wollt. Ihr seht, die ersten beiden Gruppen sind schon fleißig dabei."
Fynn kratzt sich nachdenklich am Kinn und fragt dann: „Und was passiert nach der Versteigerung, ich meine wie ist bestimmt, dass wir uns auch an die von uns ersteigerten Werte halten?" „Nun, wenn ihr beispielsweise den Wert der Ehrlichkeit ersteigert, wird die gruppe in die Maschine geführt und dort werdet ihr dann einer Elektostimulation ausgesetzt, die es euch nicht mehr ermöglichen wird zu lügen. Oder in Zahlen ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr in eurem weiteren Leben noch einmal lügt liegt bei unter 5%."
Die Gruppe schaut sich schweigend an. Die Blicke der anderen verraten mir, dass sie sich ähnlich fühlen wie ich. Zwar haben wir die letzten vier Wochen nur zusammen in einem Trainingscamp verbracht und doch sind wir alle – jetzt wo wir hier sind – skeptisch ob das so funktionieren wird wie wir uns das vorgestellt hatten. „Also," sagt der kahlköpfige Mann, „geht nun zur Truhe, schaut euch die Liste mit den werten an und diskutiert eifrig. Ich muss nun die nächste Gruppe einweisen, sie wird in wenigen Augenblicken erscheinen. Viel Glück!" Mit diesen Worten entfernt er sich und lässt uns stehen.
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