T W E N T Y
Die Tatsache, dass das letzte Mal, als ich das getan hatte, mehrere Wochen her war, überraschte mich nicht wirklich.
Mit Milo einzukaufen war schon immer eine Qual, aber das lag nur daran, dass wir beide nicht gerne Geld ausgaben.
"Du holst den scheiß Käse", grummelte der Teddybär und sah mich warnend an. "Ich hole den Dreck jedes Mal", konterte ich und dieses Mal meinte ich es ernst.
Das würde das letzte Mal sein. Von jetzt an konnte April mit ihm einkaufen gehen.
"Dann hol ich halt den Käse." Milo schlenderte zum kleinen Regal und kam mit einem Emmentaler zurück. Zufrieden grinste ich ihn an und schob den Wagen weiter.
"Glaub ja nicht, dass ich das für dich getan habe. Ich habe das für meine Nerven getan, denn diese liegen Blank", zeigte er auf mich und nahm mir den Wagen weg.
"Schön, dass es auch dir Scheiße geht", meinte ich und legte eine Chips-Packung dazu.
"Gut, dass wir uns einig sind." Milo lachte mir entgegen und nebeneinander stellten wir uns in die Schlange zur Kasse.
"Denkst du, April hat recht?" Ich wandte meinen Blick vom Polizeiauto ab, welches draußen parkiert war und schaute zu Milo, der mich unschuldig musterte.
"Keine Ahnung. Irgendwie hat sie immer recht", gab ich von mir und riss meine Augen auf, als ich erkannte, wer in den Supermarkt marschierte.
"Oh mein Gott!"
Milo drehte sich schnell um und suchte die Ursache, welche mir diese Reaktion entlockte.
"Was ist? Wen siehst du?" Ich ignorierte seine Fragerei und stellte mich ganz nah an ihn ran.
"Versteck mich!"
"Vor wem?" Milo sah sich unwissend um und schaute dann auf mich herab. "Mein Date?"
Verwirrt und selbst nicht sicher was Ian war, blickte ich um die Ecke und sah ihn mit seiner Uniform durch die Regale stöbern.
"Das ist also der Flachwichser." Kurz wollte ich auflachen.
Hier konnte man definitiv erkennen, dass er Damians Bruder war, denn genau diese Beschreibung hatte auch mein Freund benutzt.
"Der benimmt sich aber auch so, als würde er beim Scheißen nicht stinken", motzte Milo und sah ihn abwertend ab.
Unauffällig schlug ich gegen seine Brust. "Hör auf. Du bringst mich mit deinem Gelaber zum Lachen." Er grinste auf mich herab und zu meinem Pech traf sich mein Blick mit dem von Ian.
"Ich heiße Veronica. Vergiss das nicht", paukte ich Milo zu, als Ian auf uns zukam. Milo verdrehte bloß seine Augen.
"Ja und lass mich raten. Ich werde jetzt dein schwuler bester Freund, nicht wahr?" Ich lachte auf und sah ihn tadelnd an.
"Nein, am besten bleibst du einfach ruhig, denn wenn du auch nur einen Mucks von dir gibst, könnte er kapieren, dass du Damians Bruder bist. Das würde meine Tarnung unschlüssig machen." Der Italiener nickte und drehte sich weg, als Ian sich vor mich stellte.
"Rony? Was für ein Zufall." Er lächelte auf mich herab und schielte kurz zu Milo, welcher verächtlich aufstöhnte.
Ich setzte mein falsches Lächeln auf und umarmte den Beamten innig. Seine Hand fuhr gefährlich nah an meinem Po vorbei und ich konnte im Augenwinkel erkennen, wie Milo seine Augen verdrehte.
Als Ian sich kurz wegdrehte, da ein Hund zu bellen begann, stampfte ich dem Braunäugigen auf den Fuß.
"Was machst du hier?" Ian versuchte verzweifelt ein Gespräch mit mir aufzubauen.
"Wir kaufen ein, du Spargel." Der Italiener drehte sich zu uns und sah amüsiert auf Ians untrainierte Arme. "Das was man im Supermarkt macht. Oder was denkst du, was wir hier tun?"
Seine braunen Augen sahen den Beamten spielerisch an und ich hoffte einfach, dass Ian es nicht raffte, dass Milo der Sohn von Matteo war.
"Und du bist?"
"Er ist mein Kumpel. Keine Sorge. Er steht auf Männer", warf ich hastig dazwischen und drehte Milo von uns weg. "Er kann ziemlich beschützerisch sein, also ignoriere ihn einfach."
Ich lächelte unentschlossen und nahm instinktiv Ians Hand in meine. "Und dieser Kumpel, der übrigens wirklich auf Männer steht, kann trotzdem ordentlich verteilen, wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst." Milo sah Ian böse an und lief zu einem Regal in der Nähe.
"Sein Gesicht kommt mir bekannt vo-"
"Das bekommen wir oft zu hören, aber sag mal. Warum in der Uniform?" Ich deutete auf seine Kleidung und versuchte von dem komischen Geschehen abzulenken.
"Habe Pause und meine Kollegen machen gerade Insassenkontrolle. Da bin ich nicht gerne dabei. Interessiert mich eh nicht, was diese Monster in deren Zellen verstecken." Mein Mund ging leicht auf.
Wow, so einen gleichgültigen Polizisten hatte ich noch nie gesehen.
"Findest du das denn nicht spannend? Ich meine, mich würde es interessieren, was sie alles bauen und verstecken, während sie eingesperrt sind."
Ich sah zu Milo der angepisst Äpfel einpackte. Er hatte die Stirn gerunzelt und blickte kurz in meine Richtung.
"Ja, ich verstehe, was du meinst, aber meistens gibt es immer irgendwelche Schlägereien und darauf habe ich keinen Bock." Es schien so, als würde er kurz über etwas nachdenke. "Wenn ich mich nicht irre, hat dein Patient sogar letztens, bei der letzten Kontrolle eine Prügelei provoziert."
Ich schluckte. Damian würde noch von mir hören. "Dann habe ich ja was zu besprechen, wenn ich ihn morgen wieder befrage."
Ich fühlte mich ziemlich unwohl. Ians Augen klebten auf mir und ich sah wieder mal zu Milo, der jetzt bei den Bananen stand und sie beleidigt musterte.
Der arme Junge.
"Hör mal. Mir hat das Date vorgestern richtig gut gefallen und ich wollte fragen, ob wir das vielleicht morgen Abend wiederholen wollen." Ian kratzte sich nervös im Nacken und sah von seinen Füßen auf.
"Klar, wo lädst du mich denn ein?" Überrascht, dass ich zusagte, riss er seine Augen auf und blickte zu Milo, welcher laut ausatmete.
"Also, ähm. Ich dachte an ein Dinner. Vielleicht Olive Garden und nachher könnten wir vielleicht ein bisschen Zeit bei mir im Apartment verbringen?"
Er war unsicher und ich wurde langsam auch von der Angst umhüllt.
Bei ihm zu Hause?
"Klar, warum nicht? Holst du mich ab?" Ich lächelte falsch und rieb mir über meine Oberschenkel, da sich Schweiß auf meinen Handflächen bildete. "Aber sicher. Wo wohnst du? Wo soll ich dich abholen?"
Ich gab ihm irgendeine Straße, welche ich mal gelesen hatte und speicherte sie in meinem Gedächtnis. Später würde ich selbst herausfinden, wo sie war, damit ich vor dem Date dorthin fahren können würde.
"Dann bis morgen?" Ian rieb sich nervös die Hände und wusste nicht, wie er sich verabschieden sollte.
Ich nahm ihm diese Sorge ab und legte meine Arme um seinen Nacken. An seinem Ohr flüsterte ich, "Bis morgen." Und löste mich langsam. Ich schloss in der Schlange auf und sah noch zu, wie Ian wieder hinter einem Regal verschwand.
Konzentriert legte ich die Lebensmittel auf das Band und stolperte weg, als Milo mich anrempelte. "Du hast gesagt, du wirst mich nicht als deinen schwulen Kumpel vorstellen. Das hast du davon."
Er legte, die von ihm verpackten Äpfel auf das Band und sah mich beleidigt an. "Und ich habe dir auch gesagt, die Fresse zu halten, aber du bist ihm ja fast an die Gurgel gegangen."
Wütend blickte ich zu ihm auf und schüttelte meinen Kopf. "Was habt ihr eigentlich besprochen?", lenkte Milo vom Thema ab und schob den Wagen an.
"Er hat mich auf ein Date eingeladen und da du es gerade ansprichst. Ich brauche morgen deine Hilfe."
Verwirrt sah er mich an und zückte seine Brieftasche, "Bei was?"
"Könnest du mich morgen gegen Abend anrufen, damit ich so tun kann, als würde ich losmüssen, denn ich habe nicht vor meine Nacht mit dem Polizisten zu verbringen." Milos Augen wurden groß und schockiert bezahlte er.
"Kleine, ich weiß ja nicht, ob du das weißt, aber der will dich morgen flachlegen", gab er dann von sich und sah mich mitleidend an.
"Ich weiß, nur wirst du mich anrufen, damit ich mich verpissen kann."
Milo nickte und schlug mir ein.
"Geht klar. Milo to the rescue." Er grinste mich an und schob mich aus dem Supermarkt.
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