B O N U S C H A P T E R - T W O
2036
"Ich gib mir gleich die Kugel", kam es von meinem ach so starken Ehemann, der erschöpft und zugleich angepisst seine Schuhe gegen die Wand hinter der Schuhmatte knallte.
Ich schmunzelte anhand seines Nervenzusammenbruches und sah zu, wie die zwei Rabauken durch das Wohnzimmer und direkt weiter nach draußen rasten.
Die Sonne schien und es war warm. Da störte es mich nicht, wenn sie abends noch draußen spielten.
Von hier aus konnte ich wenigstens sehen, was sie taten und was sie zerstörten.
Ich erschrak mich leicht, als es sich ein großer Kopf auf meinem Schoß bequem gemacht hatte und ich erblickte die mir allbekannten blauen Augen, die ich nun 5 fach zu sehen bekam.
"Ich hole sie nie mehr ab. Einfach, damit wir das geklärt haben." Damian schloss seine Augen und machte den Anschein, dass er schlafen wollte.
Ich wandte nichts dagegen ein und strich ihm sanft durch seine Locken, welche auch noch nach 13 Jahren pechschwarz waren.
Ja...
Damian hatte das Todesalter seiner Mutter erreicht und an seinem Geburtstag schien es ihm überhaupt nicht gut gegangen zu sein.
Bis vor kurzem war Matteo noch hier, aber dieser flog dann wieder zurück nach Amerika, da dort der liebe Milo auf seine Hilfe angewiesen war.
Alejandro war nun vollkommen in der Pubertät gefangen und mein Teddybär war mehr als nur überfordert.
Ich stoppte mit dem Kraulen meines Ehemannes, als ich Elios Kriegsgeschrei hörte.
"Nicht aufhören. Er wird die Insel schon nicht untergehen lassen", grummelte Damian und zwang mich dazu ihn weiter zu berühren.
Ich vertraute ihm und konzentrierte mich darauf den Schönling auf meinem Schoß zu verwöhnen.
Nach einer Weile neigte ich dazu auch einzuschlafen, aber das konnte man bei unseren Kindern vergessen.
Als hätten sie einen Hai gefangen, jagten sie vor dem Sofa durch und wir beide, Damian und ich, zuckten zusammen.
"Hey! Ihr habt Sand an den Füßen! Raus!" Genervt schob ich den Kopf von Damian von mir runter und dieser stöhnte auf, als sein Schädel auf der Holzlehne landete.
Ich sprang auf und folgte den beiden. "Ja, aber du kannst den Sand ja wegputzen, Mom."
Elio sah mich mit seinen großen blauen Augen an und ich war kurz davor meinen Hausschuh auszuziehen.
Ich musste nichts Weiteres sagen. Mein Blick zeigte ihnen, dass wenn einer von ihnen noch etwas Falsches sagen würde, sie dann fliegen würden. Und das mit dem Kopf voraus.
Sie rannten nebeneinander wieder an den Strand und ich verfluchte die Persönlichkeit meines Ehemannes.
Dieser hatte sich aufgesetzt und rieb sich die Stirn.
"Als ich gesagt habe, dass ich hoffe, dass es nicht noch so einen Kopf wie deinen geben wird, habe ich nicht gemeint, dass ich damit einverstanden wäre, dass es dann zwei von mir geben würde."
"Ja, jetzt weißt du wenigstens, was deine Eltern mit dir durchgemacht haben." Ich grinste und küsste ihn auf den Mund.
Zwillinge.
Genau...
Ich hatte Zwillinge zur Welt gebracht.
Zwei Jungs. Beide wie Damian.
Elio und Nevio.
Sie sahen wirklich wie mein Mann aus. Das einzige, was vielleicht von mir kam, waren die Muttermale, die sie auf dem Rücken und im Gesicht hatten.
Nevio hatte mein berühmtes Muttermal, das auf meiner Unterlippe ist, abbekommen und Elio das, das in meinem Nacken versteckt liegt.
Augen, Haar und Körperbau haben sie beide von ihrem Vater.
Unser Nevio aber sah ganz einzigartig aus.
Als er das erste Mal seine Augen geöffnet hatte und wir erkannten, dass er ein blaues und ein grünes Auge hatte, dachten Damian und ich, dass wir beide den Verstand verloren hatten.
Auch wenn die Jungs uns langsam und qualvoll auseinandernahmen, liebten wir sie ganz doll.
"Ich bringe sie um."
Damian erhob sich und steuerte nach draußen.
Ich sah ihm hinterher und begann zu schmunzeln als Elio und Nevio sich gegenseitig Sand zuwarfen.
Damian hasste Unordnung und Dreck im Haus.
Diese zwei wussten das. Was sie aber auch wussten, war, dass wenn ihr Vater wütend war und auf sie zukam, sie rennen sollten.
Am besten so schnell wie sie nur konnten.
Die Zwillinge erkannten, dass Damian auf sie zukam und ihre Augen wurden ganz groß.
Er schimpfte auf Italienisch und zeigte genervt auf deren Kleidung, welche mit Sand bedeckt war.
Elio, der ältere der beiden, um genau zu sein 6 Minuten, besaß um einiges an Selbstvertrauen und maulte seinem Vater entgegen.
You lost boy...
Ich flüchtete in die Küche, als ich das Gejammer unserer Söhne hörte und im Augenwinkel erkannte, wie Damian beide ins Haus und direkt ins Bad schleppte.
Wir aßen nie wirklich Abendessen, also schnitt ich meist ein paar Früchte zusammen und schaute einfach darauf, dass sie wichtige Vitamine zu sich nahmen.
Ich hörte es poltern und verzog mein Gesicht, da ich wusste, dass entweder gleich Damian mit einem brummendem Kopf angelaufen kommen würde oder einer der Jungs hatte sich selbst den Kopf gestoßen.
Kurz und simpel erklärt...
Im italienischen Hause gab es selten eine Pause.
Ich würfelte die Mango und schob sie vom Brett in die kleine Schüssel, als sich zwei Arme um meinen Bauch schlangen.
"Was hältst du von einem Camp? Wir könnten sie dort zwei bis drei Wochen hinbringen", murmelte mein Schönling in meinen Nacken und küsste diesen federleicht.
"Auch wenn mir Monate lieber wären", gab er noch hinzu und mein Lachen ertönte.
"Jetzt tu nicht so, als würdest du sie hassen."
Ich wusste genau, wie sehr er sie liebte und dass er manchmal sogar stolz auf deren Aktionen war, welche sie immer in Probleme verwickelten.
"Denkst du, ein Mädchen wäre einfacher gewesen?" Ich schüttelte den Kopf.
"Du hättest die Krise bekommen. Ich kenne dich. Du hättest ihr wahrscheinlich noch einen Keuschheitsgürtel umgelegt."
"Wäre ja auch verständlich. Niemand würde meine Tochter so anfassen dürfen."
"Und was, wenn Elio und Nevio irgendwann mal nach Hause kommen und erzählen, dass sie es getan haben?"
Mein Mann kuschelte sich wie ein Faultier enger an mich heran und dachte über meine Frage nach.
"Dann wäre ich stolz auf sie."
"Männer..." Mit diesem Wort schob ich den Blauäugigen von mir weg und sammelte alle Früchteschalen, um sie auf den Tisch bei der Terrasse zu platzieren.
"Warum Männer?"
"Stolz darauf, wenn der Sohn ein Mädchen flachlegt, aber ein halber Zusammenbruch, wenn die Tochter die Hand eines Jungen hält. Eure Logik ist wohl nicht wirklich vorhanden."
Die Jungs hörten, dass Damian und ich auf der Terrasse waren und verstanden so, dass wir jetzt essen würden.
Es rumpelte, als die Brüder mit nassen Locken und frischer Kleidung angerannt kamen und auf ihren Plätzen hinsaßen.
Damian aß abends selten etwas, weshalb er mir kurz einen Kuss auf die Schläfe drückte und dann an den Strand ging, da er dort rauchen konnte, ohne dass unsere Kinder ihn fragen würden, was er tat.
Elio und Nevio waren beide zweisprachig aufgewachsen.
Ich sprach mittlerweile auch schon fließend Italienisch, hing aber noch ziemlich stark an meinem Englisch.
"Mom?" Ich hob meinen Blick an und sah den leisen, schüchternen Nevio an. "Ja?"
"Meinst du, Dad ist sehr wütend auf uns?" Mir wurde warm ums Herz, als er mich mit seinen glänzenden Augen ansah.
Nevio trug zwar oft zu den Streichen bei, aber schlussendlich war er derjenige, der sich dann schlecht fühlte und Angst hatte, dass wir sehr enttäuscht waren.
Er war definitiv der weichere Bruder von den beiden.
"Selbst wenn. Einfach Entschuldigung sagen und es das nächste Mal besser machen, okay?"
Nevio nickte und kaute auf einer Erdbeere rum. "Das gilt auch für dich, Elio." Dieser nickte und sah mich kurz lieblich an.
"Verstanden." Als die beiden sich auf Italienisch um das letzte Mangostück stritten, blickte ich zu Damian, der seine Zigarette an einem Stein ausdrückte und sich wieder auf den Weg zu uns machte.
Ich verstand es einfach nicht.
Dieser Mann war äußerlich kaum gealtert. Er war immer noch fit und trainiert, fast keine Falten und er hatte immer noch die Jugend ins Gesicht geschrieben.
Das einzige, was zeigte, dass er keine 19 mehr war, war der leichte Dreitagebart, welchen er wahrscheinlich bald beseitigen würde.
Ich?
Ja meiner Meinung nach sah ich aus wie eine alte Oma, aber Damian hatte mir aufgetischt, dass ich immer noch jung und hübsch aussah.
Mein Haar war nicht mehr so lang. Ich hatte es bis zu meinen Schultern abgeschnitten und nun standen meine Locken wild von meinem Kopf ab.
Mein Körper war nach zwei Kindern nicht mehr so jung und straff wie vor 13 Jahren, aber ich hielt mich gut in Form.
Da ich wusste, dass mein Mann nervlich auf ganz dünnem Eis war, ging mein kindliches Ich mit mir durch.
Ich drehte mich zu meinen Söhnen und lächelte sie schelmisch an.
"Am besten entschuldigt ihr euch gleich jetzt. Eine ganz dolle Umarmung. So ein richtiger Sprung."
Ich zeigte auf Damian und Elio begann zu grinsen, als er verstand, was ich andeutete.
Der Ältere zog am Arm seines Bruders und dieser begann auch zu lächeln. Und nun war seine süße Seite verschwunden.
Zu zweit sprinteten sie auf meinen Italiener zu und dieser hob verwirrt seinen Kopf an.
"Es tut uns leid, Dad!" Schockiert ließ er seinen Zigarettenstummel fallen und ging einen Schritt zurück.
Ich nahm mein Glas Wasser zur Hand und nahm zufrieden einen Schluck.
Meine Söhne sprangen vom Boden ab und umgriffen die Schultern von Damian.
Da mein Mann das von mir gewohnt war, konnte er sich gut auf den Beinen halten, als unsere Kinder sich an ihn heranklammerten.
Er schwankte zwar ziemlich, aber schaffte es trotzdem mich wissend und böse anzuschauen.
Ich grinste und zog meine Knie an meine Brust.
Damian schüttelte zuerst Nevio und dann Elio von sich ab und lief weiter auf mich zu.
Ich wusste bereits, was sein Blick zu bedeuten hatte, aber ich lachte laut auf, als Elio sich auf den Rücken meines Mannes stürzte.
"Ich habe es verstanden. Es tut euch leid." Da Damian sich selbst sehr gut kannte und unsere Söhne fast gleich funktionierten, wusste er, dass er sie nur mit Essen loswerden würde.
"Eure Mutter hat gesagt, dass es heute noch Eis gibt." Mein Lächeln verfiel und ängstlich blickte ich auf die zwei Monster, welche auf mich zu hechteten.
Schnell stemmte ich mich aus meinem Stuhl und flüchtete in die Küche.
"Stimmt das?" Ich blickte in die Augen von Elio. Dieser ging mir jetzt schon bis zur Schulter.
"Kommt ganz darauf an. Hausaufgaben gemacht?" Mein Sohn verzog sein Gesicht.
"Ja... Morgen, wenn ich sie von Nevio abschreibe."
Ich schüttelte meinen Kopf und schielte zu Damian, der das ganze mit einem lieblichen Blick beobachtete.
"Ich gebe dir jetzt ein Eis, aber nur, wenn du nachher im Wohnzimmer die Hausaufgaben machst."
Elio, der frechere von den beiden, nickte engelsgleich und bedankte sich mit einem Kuss auf meine Wange.
"Danke, Mom." Auch Nevio kam auf mich zu und kuschelte sich an mich.
Als die beiden verschwanden, sah ich zu meinem Mann, der immer noch im Türrahmen stand und seine Hände in seinen Hosentaschen verstaut hatte.
"Das merke ich mir."
"Was denn?", grinste ich wissend und sah hoch in seine Augen, als er sich vor mich stellte.
"Einfach zwei wild gewordene Biester auf mich loslassen. Willst du mich töten?"
Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich hastig von ihm ab, als er nach mir greifen wollte.
Mir entfloh ein kleines Quietschen und mit einem Ruck flog ich zurück an seine Brust.
Auch nach 20 Jahren zusammen, hatten wir es nie geschafft die Teenager-liebe loszulassen.
Sein Kopf legte sich auf meine Schulter und mit nur mäßiger Kraft hob Damian mich vom Boden an und drehte mich in der Luft zu ihm.
Mit meinem Po landete ich auf der Theke und verliebt legte ich meine Arme um seinen Nacken.
Seine Hände umfassten meine Oberschenkel und sanft legte er seine Stirn auf meine. "Ti amo."
"Ich dich auch." Lächelnd umfasste ich seine Lippen mit meinen und spielte mit seinen prachtvollen, nicht grauen Locken.
"Iiiiii! Mom und Dad tauschen Speichel!"
Zwei weitere Damians?
Dude...
HELL YEAH!
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