Kapitel 48 - Der verbotene Wald
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Das Bild zeigt ein Bilgenschwein.
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»Ich bin Loki.«
Es raschelte. Die Dornenhecke entwirrte sich und enthüllte einen Weg. Ich hörte einige erstaunte Ausrufe hinter mir.
»Die Hecke wird sich schließen, wenn wir hindurchgegangen sind. Ihr anderen versteckt euch, wie ausgemacht.«
Merida trug Zachy und Loan vor sich in einem Tuch. Jotan hielt Rie auf seinem Arm. Um die Hüfte geschlungen trug er Aleski in seiner Scheide.
»Merida?« Sie zögerte einen Moment, warf einen schüchternen Blick zurück zu Harivald und sah mich fast ängstlich an. Als sie keine Anstalten machte meine Hand zu nehmen, fasste ich einfach nach ihrer Hand. »Los!«
Der schmale Pfad war nicht breit genug, um mit der ganzen Gruppe gleichzeitig loszugehen. Zuerst wollte ich die Babys in Sicherheit wissen.
Merida und ich liefen nebeneinander, Jotan hinter uns. Ich sah nicht zurück als ich hörte, wie sich die Dornenhecke wieder schloss. Mit Loki an meiner Seite war es ein Abenteuer gewesen, diesen Wald zu betreten. Jetzt war es ein gefahrvoller Weg, der meinen Begleitern das Leben kosten konnte.
Merdia blickte peinlich berührt auf den Boden und wäre fast mit dem Kopf gegen einen herunterhängenden Ast gelaufen.
»Merida, achte auf deinen Weg. Es gibt nichts, was dir unangenehm sein müsste.« Mir war nie bewusst gewesen, wie groß die Ehrfurcht vor dem Königshaus wirklich war.
»Ja, Hoheit.«
Zachy wurde unruhig, begann leise zu wimmern. Merida strich ihm über den Kopf. Es lagen noch etwa fünfzehn Minuten Weg vor uns. »Hält er noch ein wenig durch?« Merida steckte dem Jungen ihren kleinen Finger in den Mund und er begann daran zu saugen.
»Es wird gehen, Hoheit.«
Ich wusste nicht, ob Wölfe durch das Weinen angelockt werden würden und versuchte schneller zu laufen, wurde aber wieder langsamer, da Merida mir nicht folgen konnten. Es raschelte rechts von uns. Ich stoppte und hielt Merida fest, die weiter gehen wollte. Gerade rechtzeitig, bevor ein riesiges Bilgenschwein aus dem Wald geschossen kam. Rie kreischte und klammerte sich an Jotan fest. Das Bilgenschwein riss sein Maul auf. Ich zog mein Schwert aus der Scheide und stieß Merida zu Jotan.
»Kein guter Tag für dich!«
Leider war ein Schwert nur bedingt geeignet für den Kampf mit einem Bilgenschwein. Heute musste es ohne Speer gehen. Dies war eindeutig eine Sau, da sie nur zwei Kopf größer als ich maß. Von den drei tödlichen Stellen brachte mir die Sau nur eine dar. Ihre Stirn, mittig, knapp über den Augen.
Mit einem Schrei stieß ich mich vom Boden ab, um ihr im Sprung das Schwert mit beiden Händen in die Stirn zu treiben. Sie schrie. Die Klinge drang bis zum Heft ein. Als ich es wieder herausziehen wollte, schlug die Sau mit dem Kopf um sich. Meine Hände rutschten vom Griff ab und ich schlug mit dem Rücken auf den Boden. Mein Schwert blieb im Kopf des Bilgenschweins stecken. Verdammt!
Es brüllte zornig, versuchte mich mit seinen sechs Beinen zu zermalmen. Ich rollte zur Seite und sah, wie Jotan sein Kind absetzte und Merida losließ. »NEIN!«
Die Weiber kreischten. Ich sprang auf die Beine und stürzte zu Merida und Rie, um sie zu schützen. Jotan hastete an mir vorbei und hielt Aleski in die Höhe.
»Unter das Horn!«
Rie klammerte sich an mein Bein. Zachy schrie jetzt aus vollem Halse. Die verletzte Sau langte mit ihren mächtigen Pranken nach Jotan. Ich sah bereits vor Jotans Schlag, dass er nicht fest genug sein würde. Die Schneide streifte das Gesicht der Bestie. Das würde sie nur noch wütender machen.
Ein grünes Licht schoss aus Aleski. Sofort war das Bilgenschwein davon eingeschlossen und löste sich auf. Für einen Moment war nur das Weinen von Zachy zu hören. Jotan starrte auf den Boden, der vom Blut der Sau getränkt war und drehte sich dann zu uns um. Rie riss sich los und warf sich weinend an die Brust ihres Vaters.
»Lasst uns weiter gehen.« Meridas Hand zitterte, als ich sie fest umschloss. Ich hob mein Schwert auf, das auf dem Boden zurückgeblieben war und steckte es zurück in die Scheide.
Endlich! Die Lichtung. Keine weiteren Zwischenfälle. Zachy war vor Erschöpfung eingeschlafen, Loan immer noch still. Ich suchte einen Platz, der von umliegenden Bäumen beschattet wurde. »Gib mir Rie und zieh mit der Spitze von Aleski einen geschlossenen Kreis um uns.« Das Mädchen wollte ihren Vater nicht loslassen. Er musste ihre kleinen Hände, die sich an seinem Hemd festkrallten, mit Gewalt lösen und überließ mir das Kind. Sie weinte leise. »Es ist ein magischer Kreis. Wenn ihr darin bleibt, seid ihr vor allem Unheil geschützt.«
Es fiel mir schwer Loan zurück zu lassen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Die anderen warteten auf mich.
Ich hoffte, dass ein Seil ausreichte, um die Verbindung mit mir zu gewährleisten. Sollten wir dennoch Schwierigkeiten mit dem Wald bekommen, würde ich die Pferde opfern müssen.
Ich ritt an der Spitze, nur mit dem Dolch bewaffnet. Mein Schwert war bei Jotan geblieben. Alle ritten in einer Reihe hinter mir. Harivald war am Ende der Gruppe mit Aleski. In meiner linken Hand hielt ich das Seil, das bis zum Ende der Gruppe führte. Jeder hielt sich daran fest.
Ich war angespannt. Es war etwas anderes in einer Schlacht für sich und seine Kampfgefährten Verantwortung zu tragen, als jetzt mit Kindern und Asen aus dem Volk diesen schweren Weg anzutreten.
Meine Augen waren überall.
Was wenn ein weiteres Bilgenschwein ein Mittagsmahl suchte?
Was wenn das Seil für die Verbindung nicht ausreichte?
»Au!«
Alarmiert wandte ich den Kopf. Sikko war an einem der tief hängenden Dornenzweige hängen geblieben und sein Arm zierte nun einen tiefen Kratzer aus dem Blut quoll. Eine Lappalie. Er aber heulte wie ein Weib, als wäre ihm der Arm abgeschnitten worden. »Sei still!« Erschrocken verstummte er und schluchzte nur noch leise.
Friederk lachte und rief spöttisch: »Weichling!«
»Halt auch du deinen Mund, oder willst du Wölfe anlocken?«
Mit den Pferden waren wir schneller an der Lichtung. Jotan, Merida und die Kinder saßen in der Mitte des Bannkreises und standen auf, als sie uns sahen. Erleichterung lag in ihren Gesichtern. Alle wussten, wie die neue Verteilung der Pferde aussehen würde. Unwillig rutschte Friederk von Skrumba und ließ sich von seinem Bruder auf Mani helfen.
»Ich sitze vorn!« protestierte er barsch, da Sikko ihn hinter sich abließ.
Merida kam neben ihre Jungs und hielt Friederk am Arm fest. »Du wirst dich benehmen und tun, was man dir sagt! Was ist mit deinem Arm, Sikko?«
Der Junge sah trotzig zu seiner Mutter. »Nur ein Kratzer!«
»Aber er hat geheult wie ein Weib«, brachte Friederk vergnügt an.
»Los! Aufsitzen! Wir müssen weg von hier. Das Haus ist nicht mehr fern.«
Der Weg wurde breiter. Nun ritten wir immer zu zweit nebeneinander. Harivald am Ende mit Aleski.
Meine Zuversicht wuchs. Das Seil schien als Verbindung auszureichen. Hinter mir konnte ich Friederk und Sikko hören, die sich leise zischend miteinander stritten. Ob unsere Zwillinge genauso werden würden? Ob es Loki und Tiara gut ging?
»Nein! Hast du nicht!«
»Friederk! Sikko!« kam Anmols mahnende Stimme.
»Er hat angefangen!«
»Nein er!«
»Weichei!«
»Bilgenschwein!«
Ich drehte mich um »Hey, ihr beiden...«
Osara blieb abrupt stehen und schnaubte aufgeregt. Auf dem Weg stand ein riesiger, grauschwarzer Wolf. Ich starrte ihm in die gelben Augen und hielt eisern den Blick. Wölfe griffen immer im Rudel an. Einer sperrte den Weg ab das hieß, der Rest war schon dabei uns zu umkreisen.
»Von den Pferden! Bildet einen Kreis! Haltet die Pferde mit den Köpfen zu euch hin!«
Der Wolf kam einen Schritt näher auf mich zu. Ich ließ das Seil los, presste die Beine an Osara, trieb sie vorwärts. Als sie aus dem Stand den Galoppsprung vorwärts machte, riss ich sie herum und zwang sie in den Widdersprung.
Vor mir kreischten die Kinder erschrocken auf. Der Wolf sprang, erkannte die Gefahr zu spät. Osaras auskeilende Hinterhand traf frontal Kopf und Brust des Angreifers. Mit einem Aufjaulen stürzte der Wolf zu Boden. Wieder wandte ich Osara herum, auf der Stelle tänzelnd, von meinen herrischen und schnellen Befehlen aufgedreht. Der Wolf lag in seinen letzten Zuckungen.
Inzwischen umkreiste das Wolfsrudel die Pferde, die mit den Hinterhänden drohten. Ein Wolf nutzte eine Lücke, um an den Pferden vorbei zu den Asen zu kommen. Ich trieb Osara auf die Gruppe zu, wollte Harivald zurufen, dass er Aleski einsetzen sollte, da riss überraschend Limiteti das Schwert aus der Scheide und hieb auf den Wolf ein. Genau wie zuvor beim Bilgenschwein löste sich das Tier in einer grünen Wolke auf.
Mani trat nach hinten aus und riss Friederk die Zügel aus den Händen. Die Stute drehte sich um und galoppierte los. Sikko begann zu schreien und verlor das Seil. Die Wölfe ließen von uns ab und nahmen die Verfolgung des flüchtenden Pferdes auf. Es war verloren. Tumult entstand im Kreis der Asen. Ich sprang von Osara und sah, dass Sikko auf den Boden gepresst wurde. Dicke stachelige Ranken versuchten ihn ins Erdreich zu ziehen. Der Wald wollte die Nichtmagier vernichten!
»Limiteti! Das Schwert! Die Gruppe!« Sie verstand und versammelte alle um sich, damit sie wieder von der Magie des Schwertes geschützt wurden.
Nur Friederk war auf die Knie gesunken und versuchte mit einem kleinen Dolch die Ranken von Sikko loszuschneiden. »Geh zu den anderen!« herrschte ich Friederk an. Er warf mir einen wütenden Blick zu, bevor er laut schrie. Ich sah, dass seine Beine von den Ranken gepackt worden waren. Beide Knaben schrien vor Pein, als sich die festen Stacheln in ihr Fleisch gruben. Ich schlug mit dem Schwert auf die lebendig gewordenen Pflanzen ein, warf mich auf die Knie und griff mit der freien Hand nach Sikko.
»Friederk! Nimm die Hand deines Bruders!«
Sobald beide Kinder mit mir verbunden waren, wurden die Ranken schlaff und bewegten sich nicht mehr. Mit dem Schwert begann ich die Knaben zu befreien.
***
Den ganzen restlichen Weg über waren wir alle unter einer schweigsamen Anspannung. Jedes noch so kleine Geräusch ließ alle zusammenschrecken. Ab und an hörte ich die Jungs schniefen, denn noch immer steckten etliche Dornen in ihrer Haut.
Endlich tauchte das Haus vor uns auf. Es wirkte baufälliger, als in meiner Erinnerung. War es überhaupt bewohnbar?
Zwischen zwei Pfosten hing ein Tor halb aus den Angeln. Als ich durch die beiden Torpfosten reiten wollte, scheute Osara, obwohl ich keinen Grund erkennen konnte.
»Ich steige ab. Nicht das Seil loslassen!«
»Sind wir jetzt da, Mutter? Ich bin so hungrig.«
Hörte ich Ansa quengelig fragen. Loan fing an zu weinen. Die Knaben stöhnten zwischen zusammengebissenen Zähnen. Gleich.
Mit der Hand tastete ich mich vorwärts und stieß gegen eine unsichtbare Barriere. Ich erinnerte. Onkel Vili hatte sein Grundstück vor Eindringlingen geschützt. Es war mit einem magischen Bannkreis umschlossen.
Nicht auch noch das!
Bei den Nornen!
Ich dachte, ich hätte immer ein gutes Verhältnis zu den Göttern gehabt, damit mir das Heil treu bliebe.
Jetzt und hier schien ich mein Heil verloren zu haben.
Ich drehte mich zur Gruppe um, die mich alle aus müden und hungrigen Gesichtern anblickten. Nochmal den ganzen Weg zurück? Und dann? Wohin?
Limiteti stieg ohne Aufforderung von ihrem Pferd. Ich wollte schon etwas sagen, wartete aber ab, als sie von Harivald erneut das Schwert verlangte. Sie brachte es mir und neigte kurz ihren Kopf.
»Prinz Loki ist der mächtigste Magier von Asgard.«
Sie hatte Recht. Inzwischen war er sicher mächtiger als Vili. Ich hob Aleski über den Kopf und schlug das Schwert zwischen den Zaunpfählen bis zum Boden. Es vibrierte in meinen Händen, als würde Strom durch sie hindurch fließen. An der Stelle, wo die Schneide die Luft durchschnitt blitzte kurz eine grüne Schneise auf. Grünes Licht stob rechts und links von dem Schnitt weg und raste wie eine Feuerschneise um das Grundstück herum.
Probeweise trat ich einen Schritt nach vorne und die Barriere schien verschwunden. Ich war unendlich erleichtert. »Los! Kommt!«
Noch während alle hinein ritten, begann ich mit der Spitze von Aleski einen eigenen magischen Schutzkreis zu ziehen, der einmal um das Grundstück führte. Als ich wieder am Tor ankam, standen alle neben den Pferden und blickten sich neugierig um.
»Da sollen wir wohnen?« wollte Ansa wissen.
»Seht nach, ob ihr Wasser findet, um die Pferde zu tränken. Niemand darf den Kreis, den ich gezogen habe, überschreiten.«
Harivald stand bei seiner Frau und sah nach den Babys. Ich nickte Jotan zu und übergab ihm Aleski. »Wir werden nachsehen, ob das Haus sicher für alle ist.« Jotan nickte.
Vielleicht hatte ich das Heil doch nicht verloren.
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