Kapitel 18 - Sprēkī - Gespräche
N/A: Wenn Thor sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bekommt man es nicht so schnell wieder heraus...
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»Wir bringen die Kinder zu Limiteti und Svea, dann können wir zu unserer kleinen Reise aufbrechen.«
Warum, bei allen neun Welten, gab Thor keine Ruhe? Ich seufzte innerlich auf. »Ich erinnere nicht.«
»Helheim«, raunte ich ihm zu.
»Audo.«
Ungläubig sah ich zu Loan, der auf Thors Arm thronte. Auto? Sollte ein midgardisches Wort das erste sein, was unser Sohn aussprach? Vielleicht handelte es sich nur um eine zufällige Zusammenfügung von Buchstaben.
»Audo, Audo, Audo.«
Loans Handbewegung dazu war unzweifelhaft – er wollte dieses Plastikgefährt aus Midgard haben. »Mir scheint, dein Ziegenkarren kommt nicht gegen roten Kunststoff an.«
»Wir hätten das Auto mitnehmen sollen. Stark bot es mir an.«
»Audoooo.«
»Vater wäre sicher begeistert. Sieh lieber zu, dass er dieses Wort nicht mehr verwendet.«
»Wie soll ich das anstellen? Svea wird ihn ablenken.« Loan begann sich gegen mein Halten zu wehren und quengelte nun.
»Audo. Audo.«
»Ihr seid zurück!«
Asderia stürmte um die Ecke und kam eiligen Schrittes auf uns zu. Wir blieben stehen und sahen ihr entgegen. Loan verstummte zu unserem Heil, da er gebannt auf die eilende Lady starrte. Als Asderia näher kam fiel ihr offensichtlich auf, dass sich dieses Gebaren für eine Prinzessin nicht geziemte und sie versuchte langsamer zu laufen, auch wenn es ihr sichtlich schwerfiel.
»Galva!« Sie lächelte meine Dienerin an, die drei Schritte hinter uns ging, Tiara auf dem Arm. Als sie sich mir zuwandte, zeichnete Erhabenheit ihren Blick. »Es hat auch lange genug gedauert. Galva, gib das Kind ab und komm.«
Meine erhobene Hand unterband jeden Versuch von Galvas Seite aus. »Liebste Asderia. Galva gehört nun zu meiner Dienerschaft.«
»Nein! Das ist nicht rechtens. Sie gehört mir! Das kannst du nicht machen!«
»Wie du siehst kann ich es doch.« Ohne ein weiteres Wort setzte ich meinen Weg fort. Thor und Galva folgten.
»Ich erlaube dies nicht. Galva ist meine Zofe. Du kannst sie mir nicht nehmen.«
»Dieses Gespräch auf den Fluren zu führen ist unpassend. Triff mich in einer halben Stunde in meinem Kontor.« Ihr wütendes Gesicht konnte ich hinter mir nicht sehen, wohl spürte ich aber ihre vernichtenden Blicke in meinem Rücken.
»Du willst sie behalten?« raunte ich Loki zu.
»Wo denkst du hin? Sie ist nur ein Mittel zum Zweck«, gab ich genauso leise zurück.
»Wie es dir beliebt. So lange wir an unseren Plänen festhalten – Helheim und anschließend Heven.«
Unsere Pläne! Vor unseren Gemächern erwarteten uns bereits die Kindermaiden.
»LIMI!« Tiara zappelte so wild in Galvas Armen, dass sie meine Tochter beinahe fallengelassen hätte.
»Lass sie herunter!« Sofort rannte Tiara in Limitetis Arme. Ebenso wie Loan zu Svea, den Thor bereits zu den Kindermaiden entließ. »Galva, du wartest in der Gesindeküche, bis ich Harivald nach dir schicken lasse.«
»Sehr wohl, Prinz Loki«
Sie eilte davon. Die Kindermaiden und unsere Kinder suchten die Spielräume auf. »Thor, ich sagte dir bereits, dass das Risiko zu hoch ist, ein Portal zu einem Ort zu öffnen, den ich nicht kenne. Der Schaden, den ich dabei anrichten könnte, ist unabsehbar.«
»Keine Sorge. Darum kümmere ich mich.«
Sprachs und eilte davon. »Was meinst du damit... kümmern?« Doch er hörte schon nichts mehr. Svea kam aus den Gemächern zurück.
»Prinz Loki... bitte könnt Ihr mir sagen, was Prinz Loan wünscht. Ich weiß nicht, was er mit Audo meint.«
***
Fand ich schon die Ausflüge nach Midgard zum Thursentöten alles andere als erholsam, schrie der Gedanke von Thor Helheim einen Besuch abzustatten nach dem Schwund aller Sinne. Nach Helheim! Als ob es sich dabei um ein kleines kriegerisches Techtelmechtel handeln würde. Alles nur um Hela eine Frage zu stellen? Hela? Der Göttin des Todes? Was wollte Thor sie denn fragen? Wie lange er noch zu leben hätte? Die könnte ich ihm im Angesicht der Göttin auch beantworten: Leben? Aus und vorbei! Schlechter Zeitpunkt und dergleichen.
Ich stieß die Tür zu unserem gemeinsamen Gemach auf und... stutzte. Warum öffnete sich die Tür nicht ganz? Ich nahm den Griff und drückte sie vorsichtig weiter... traf auf Widerstand. Stirnrunzelnd trat ich neben die Tür und sah hinter sie.
Oh Nein! Der Stamm! Den hatte ich ja ganz vergessen! Ausgerechnet jetzt! Für diese Arbeit hätte ich mir so gerne mehr Zeit genommen. Ich seufzte. Vé meinte, ich solle, was diese Dinge anginge, mehr draufgängerisch und nicht so zögerlich sein. Ich sah über meine Schulter, ob wirklich kein Thor, Kammerdiener oder Brut mit Maiden in der Nähe waren, schloss die Tür hinter mir und versiegelte sie magisch. Dabei überließ ich solche Plackerei lieber Odin und seinen Brüdern...
***
Asderia wartete auf mich, als ich um die Ecke bog. Ihrem Gehabe nach schien sie bereits einen längeren Zeitraum vor meinem Kontor zu verbringen.
»Ich dachte schon, ich wurde vergessen. Wo ist Galva?«
»Ich nehme an, sie stärkt sich nach dem anstrengenden Ausflug nach Midgard.«
Die Wachen öffneten die Tür. Ich trat, eine Verbeugung andeutend, zur Seite und machte eine einladende Geste. »Nach Euch, Prinzessin.« Bevor ich ihr folgte schickte ich einen der Wächter nach Harivald, damit er uns Erfrischungen brachte.
Asderia blickte sich beiläufig in meinem Kontor um. »Du hast in Asgard so viele Diener wie du willst. Du brauchst Galva nicht.«
Wortlos setzte ich mich auf das Kanapee und deutete auf den Sessel mir gegenüber. »Setz dich, bitte.« Asderia musterte mich einen Lidschlag, bevor sie meiner Aufforderung Folge leistete. »Wie ist dein Befinden?«
Irritiert schüttelte Asderia leicht den Kopf. »Was soll das jetzt, Loki? Versuchst du auszuweichen. Du hast so viele Möglichkeiten dir neue Die...«
»Asderia!« Sie verstummte mit zusammengezogenen Brauen. Ihr Blick wanderte in meinem Kantor umher. Ihr Benehmen trug nicht dazu bei, mich zu besänftigen. Noch immer war ich erzürnt darüber, dass sie mein Aussehen annahm und sich ganz und gar unausstehlich benahm.
Seit Asderia in Asgard weilte gab sie die hochnäsige schnippische Prinzessin. Dabei erinnerte ich an eine ganz andere Asderia, als ich in Vanaheim zur Ausbildung lebte. Lebensfroh und immer lachend. Zu allen anderen Wesen aufmerksam und höflich. Wo war diese Asderia?
»Zuerst besprechen wir dein Wohlergehen in Asgard und dessen Inbesitznahme, dann wenden wir uns der Dienerschaft zu. Sollten noch Fragen offenbleiben, besprechen wir diese im Anschluss.«
Ihr kurzes Auflachen klang nicht echt. »Mein Wohlergehen? Seit wann interessiert dich mein Wohlergehen. Seit ich Asgards Boden betreten habe, schlagen mir nur Unwillen, Unmut und Beleidigungen entgegen. Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ich lebe in einem Palast aus Gold, Feuer und Wasser. Odin ließ mich wissen, dass ich bis zur Vereinigung keine Rechte an Freiheit genieße. Er hat mir meine Magie genommen. Nur deiner Mutter verdanke ich es, dass ich euch empfangen konnte und nun hier sein kann. Und jetzt willst du mir noch meine Zofe wegnehmen. Was glaubst du, wie ich mich fühle?«
Ihre Bitternis erfüllte das Gemach. Sie erinnerte mich an eine Zeit, in der ich mich genauso fühlte. Ich konnte ihre Pein nachempfinden. »Ich werde Galva nicht in meiner Dienerschaft behalten.« Ihr Gesicht erhellte sich. »Und du sollst wissen - ich habe deinen Zauber erneuert, als Galva begann Midgardisch zu sprechen.« Asderias Augen weiteten sich. Ich lächelte. »Als Odin dir die Magie nahm, endeten deine Schutzzauber. Ich denke es war in deinem Sinne Kaydance weiterhin Galva sein zu lassen?«
»Bei den Nornen... daran habe ich nicht gedacht. Ich danke dir.«
»Ich werde dich beizeiten an deine Dankbarkeit erinnern, Prinzessin.«
Diesmal lag es an Asderia mich zu mustern. Fast unmerklich richtete sie sich auf und neigte leicht den Kopf. »So sei es! Lass es mich nicht bereuen.«
Ich lächelte. »Das kann ich dir nicht versprechen.« Es klopfte. Harivald trat mit einem Tablett ein, das er zwischen uns stellte. Bestückt war es mir Eronbeerensaft, Kakila und Obst. Asderia wartete, bis Harivald gegangen war und langte dann nach einem der mit Saft befüllten Becher. Sie nippte daran, schloss die Augen und an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, wie sehr sie den Saft genoss. Sie stellte den Becher zurück und langte nach einem Kakila.
»Hm. Die sind sehr lecker. Ich mag die ohne die süßen Bohnen am liebsten.«
»Du teilst meinen Geschmack.« Asderia musterte mich und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Möglich, dass wir beide ein gutes Paar abgegeben hätten.«
»Was meinst du?«
»Wenn du dich nicht mit Thor verbunden hättest, wärst du heute an Falks Stelle. Mir scheint in Asgard gibt es viele unausgesprochene Dinge.«
»Sei dir versichert, nicht nur in Asgard. Nun sprich, willst du dein Leben weiterhin in Ungemach verbringen? Elend und Kummer stehen dir nicht, Asderia.« Ich spürte ihr Zögern, schließlich lehnte sie sich zurück.
»Ich werde die Verbindung mit Falk eingehen – zum Schein. Ich brauche meine Magie zurück, um mein Vorhaben durchzuführen.«
»Deine Magie? Willst du Falk beeinflussen?«
»Nein! Den Rest der Asen.«
Ich hob eine Braue. »Wahrlich keine leichte Aufgabe, die du dir da zumutest.« Asderia lächelte.
»Wollen wir es vorerst dabei belassen. Man berichtete mir, du führtest ein Gespräch mit meiner Kindermaid Limiteti?«
»Dein Informant war nicht zufällig dein merkwürdiger Bediensteter Rorik?« Diesmal gefiel mir ihr Lächeln nicht.
»Rorik? Nein... Er ist mein Stallbursche...«
»Schon gut. Erspare mir weitere Erklärungsversuche deinerseits. Ich habe mit Limiteti gesprochen, ja. Über unsere gemeinsame Zukunft.«
»Ich habe nicht vor, dir Limiteti zu überlassen. Sie wird über Tiara bis zu deren Großjährigkeit wachen. Limiteti kann nur einem Herrn dienen.«
»Das könnte Schwierigkeiten mit sich bringen.«
»Ich kann keine Schwierigkeiten erkennen.« Asderia verzog kurz den Mund und begann, mir ihren Plan zu berichten. Aufmerksam verfolgte ich die Erzählungen, ohne sie zu unterbrechen. Als Asderia schließlich endete rollte ich für einen Lidschlag die Lippen ein. »Ein gewagtes Unternehmen. Limiteti und Falk stimmen dem zu?«
»Falk weiß noch nichts davon. Limiteti erbat Bedenkzeit. Ich nehme an, sie will mit dir darüber sprechen. Sie kann nicht mein Kind großziehen und gleichzeitig über Tiara wachen. Und bevor du dich weiterhin dagegen aussprichst – bedenke: Falk ist dein Stiefbruder und du schuldest es ihm. Schließlich nimmt er deine Stelle ein.«
»Es ist nicht deine Angelegenheit, mich an meine Familienverhältnisse zu erinnern. Wir werden eine gemeinsame Lösung finden, wenn es an der Zeit ist und Falk und Limiteti deinem verwegenen Plan zustimmen.«
»Wieso sollten sie dies nicht tun? Sie können ihre Liebe, trotz aller Widrigkeiten, zelebrieren.«
Ich gab darauf keine Antwort. Ein Doppelleben führen war keineswegs ein leichtes Unterfangen. Niemals würde das Kind Limiteti Mutter nennen. Ob Asderias dies auch bedachte? »Harivald?« Mein Kammerdiener kam aus dem Nebenraum. »Galva soll herkommen.«
»Jawohl mein Prinz.«
»Ich verstehe nicht, was du an Galva findest. Jede vanische, oder asische Zofe wäre dir eine bessere Dienerin.«
»Galva ist mehr eine Vertraute, denn eine Zofe. Und wir alle haben so unsere Geheimnisse um unsere Entourage... nicht wahr, Loki?«
»Ich weiß nicht was du meinst.«
Asderia lächelte breiter, als es angemessen gewesen wäre. »Du hast die Kunst des Gestaltwandelns in Vanaheim erlernt und beherrschst sie sehr gut. Sehr praktisch, wenn man in anderer Gestalt spionieren kann.«
Es ärgerte mich maßlos, dass ich aus allen Vanen die einzige Midgarderin als Spionin auswählte. Wie konnte mir dieser Fehler unterlaufen. »Du sprichst in Rätseln, Prinzessin.«
»So höre doch auf mit dieser Posse. Rorik, wie Galva ihn beschrieb, war dir viel zu ähnlich, als dass er ein anderer, als du selbst sein kannst. Rote gelockte Haare zwar, aber gleich groß gebaut, dürr und voller charmanter Worte. Silberzüngige Worte...«
»Du unterstellst mir, Rorik existiere nicht?« Asderia lachte, während Harivald mit Galva mein Kontor betrat. Ihr Lachen brach ab. Galva sah zunächst unsicher zu mir und erlaubte sich keinen Blick zu Asderia. »Harivald, Rorik soll unverzüglich vorstellig werden.« Harivald verbeugte sich, Galva starrte mich mit großen Augen an und Asderia schüttelte lächelnd mit dem Kopf.
»Ich bin sehr gespannt, wie gut deine Illusionen inzwischen sind.«
Darauf erwiderte ich nichts. »Galva, so lange ich dich nicht benötige, wirst du Prinzessin Asderia dienlich sein.«
»Jawohl Hoheit. Danke Hoheit.«
»Solange du sie nicht benötigst?« wiederholte Asderia ungläubig.
Ich lächelte. »Gib zu, dass Galva an sich einen ungewöhnlichen Spitzel abgibt. Eine midgardische Vanin, die für mich in Asgard Augen und Ohren offenhalten wird, wenn ich es von Nöten halte. Nur zu diesem Zweck wird sie mir dienen. Ansonsten kann sie freien Herzens deine Zofe bleiben.«
Asderia starrte mich an. Galva hielt den Blick gesenkt. »Sie wusste es nicht«, setzte Asderia zu einer Verteidigung an. »Deine Illusion hat ihr schöne Augen gemacht.« Ihre aufgebrachte Rede wurde von einem Klopfen unterbrochen.
»Ja?«
Harivald öffnete die Tür. »Bursche Rorik steht zu Eurer Verfügung.«
»Herein mit ihm!« Galva hob den Kopf. Ihre Augen begannen freudig zu strahlen. Asderia hingegen fand nur ein abfälliges Lächeln.
Harivald zog sich zurück und statt seiner betrat Rorik mein Kontor. Sein Blick huschte durch das Gemach, bevor er mir seine Ehrerbietung erbrachte. »Ihr habt mich rufen lassen, Prinz Loki?«
»In der Tat. Prinzessin Asderia zweifelt deine Hingabe bei der Versorgung ihrer Stute an.«
»Was?« Rorik riss den Kopf hoch. Empörung zeichnete sein Gesicht. Seine sommersprossigen Wangen röteten sich. »Niemals!«
»RORIK!«
Sofort senkte er seinen Kopf und verbeugte sich vor Asderia. Ohne den Blick zu heben sprach er erneut. »Zu jeder vierten Stundo sehe ich nach Eurem Ross. Ihr mangelt es an nichts. Ich habe beim Stallmeister vanisches Trico geordert, falls sie mit asischem Hafer und Gerste Schwierigkeiten haben sollte. Ich...« Er verstummte erschrocken, als Asderia ihn mit gehobener Hand Einhalt gebot und begann um ihn herum zu laufen. Ich sah sein Gesicht nicht, doch spürte ich seine Anspannung. Galva versteckte ihre Hände, damit niemand bemerkte, wie die Aufregung in ihr arbeitete.
Asderias Hand langte nach Roriks Oberarm, was ihn zum Erstarren brachte. Asderias Augen wurden größer. Sie ging weiter. Die Hand strich vom Arm über seinen Rücken. Ich spürte förmlich, wie Rorik nicht wusste, wie ihm geschah.
»Beeindruckend, Loki. Deine Illusionen... sie lösen sich nicht mehr auf. Nimm sie von ihm!«
»Mein Stallbursche ist keine Illusion.« Mich traf der sehr hilflose Blick Roriks von unten. »Nun hör auf, ihn in Verlegenheit zu bringen!«
Ungläubig ließ Asderia ihre Hand sinken. Rorik versuchte seine angehaltene Luft still von sich zu geben. Vergeblich - ein seltsamer Ton entrang seinem Mund.
»Er ist wahrhaftig.«
»Was bitte dachtest du denn? Dass ich eine Illusion zum König der Thursen schicke?«
Noch immer um Fassung bemüht schüttelte Asderia leicht den Kopf. »So ist nun alles gesagt. Ich habe noch wichtige Angelegenheiten zu erledigen.«
Rorik verbeugte sich vor Asderia, dann vor mir und eilte zur Tür. Dort konnte er nicht unterlassen Galva zuzuzwinkern, bevor er verschwand. Galva erschien mir etwas entrückt, denn Asderia musste sie mehrmals ansprechen, bevor sie deren Aufmerksamkeit erhielt. Schließlich verließen auch diese beiden mein Kontor und ich konnte erleichtert aufatmen. Endlich.
Nur für einen Lidschlag... die Tür wurde aufgestoßen und Thor kam mit harschen Schritten herein. Das war es mit meiner Erleichterung.
»Was für eine interessante Mischung, die aus deinem Kontor kam. Wer ist der Bursche? Er roch nach Heu und Holz.«
»Das war Rorik – mein persönlicher Stallbursche.«
Ich blieb stehen und drehte mich zur geschlossenen Tür um. »Rorik? DAS IST RORIK? Der sieht völlig echt aus.«
Ich seufzte. »Könnte es daran liegen, dass er echt ist?«
»Loki! Ich bin beeindruckt. Er ist dir gut gelungen. Endlich klemmt die Tür nicht mehr.«
So langsam nervte mich das Thema Rorik. »Sprich von etwas Anderem!«
»Ich habe einen Weg gefunden, wie du gefahrlos ein Portal nach Helheim bilden kannst. Kommt mit!«
Im tiefsten Innern seufzte ich. War auch nicht besser!
***
Entnervt folgte ich Thor. Blieb mir denn nichts erspart? »Was für einen Weg meinst du?«
»Lass dich überraschen.«
»Ich hasse Überraschungen.«
»Ich weiß.« Mutter und ihre Entourage bog um die Ecke und sie hob die Hand, als sie uns gewahr wurde. Sie bat ihre Begleiterinnen zu warten und kam zu uns. »Heil dir Mutter.«
»Heil dir Mutter.«
Sie nickte uns nur zu und wirkte aufgebracht. »Ich komme gerade von den Kindern und musste hören, dass ihr erster Besuch Midgards hinter ihnen liegt. Meiner Meinung nach viel zu früh. Sie sind beide in einer Phase, wo sie Neues sehr schnell verinnerlichen. Odin wird nicht erfreut sein, wenn er hört, dass Loans erstes Wort einem midgardischen Fahrzeug gilt.«
»Ein Missverständnis. Loan versucht sich vermutlich an dem Alt-Asischen Wort Audaz. Sicherlich spricht er von seinen Besitztümern.«
Mutter hob eine Augenbraue und lächelte mich wissend an. »Davon abgesehen, dass ihr den Kindern als erste Sprache Universal lehren solltet und nicht Alt-Asisch, schlage ich vor, dass ihr schnell einen asischen Ersatz beschafft, um Loan seinen Wunsch zu erfüllen, bevor euer Vater davon Kenntnis erhält.«
»Sehr wohl Mutter.« Als sie ihren Weg fortsetzte, folgte ich erneut Thors zügigem Schritt. »Dieser Ausflug mit den Ziegen bringt nur Ungemach.«
»Ach wo. Mutter übertreibt. Komm hier herein. Da ist er.«
Er? Ich starrte auf den alten Krieger und erkannte ihn sofort. Es war derselbe, der vor einigen Tagen vor mir auf die Knie fiel und sich dann eiligst davonstahl. Von alten Wunden sprach und von Erinnerungen, die zurückkehrten. Fragend blickte ich zu Thor.
»Das ist Hugbrecht. Er hat Vater in viele Schlachten begleitet. In seiner Sturm und Drangezeit wollte er eine junge Maid beeindrucken und tat, was viele junge Asen damals versuchten - er ging nach Helheim und kehrte unversehrt zurück.«
»Nach Helheim? Um eine Maid zu beeindrucken? Wie lange hat sie Euch gefoltert, um Eure Sinne dermaßen weichzukochen? Habt Ihr sie noch alle zusammen?« Ich lief einige Schritte auf und ab »Dies kann nicht dein Ernst sein, Thor. Diesem alten Krieger blieb der Tod auf dem Schlachtfeld verwehrt. Seine Gedanken sind nicht mehr klar. Ich bin ihm bereits begegnet und er faselte Irrigkeit.«
»Hugbrecht verdient deine Anerkennung, nicht deinen Spott. Und dass er nicht auf dem Schlachtfeld gen Walhall fahren durfte ist dem Umstand zu schulden, dass er ein ausgezeichneter Krieger ist.«
»War.« Fast wäre ich über ihn gestolpert, als sich Hugbrecht erneut vor mir auf die Knie warf.
»Nein, nein, mein Prinz. Ihr tut mir Unrecht. Ich wurde weder gefoltert noch haben sich meine Sinne vernebelt.«
»In Hubrechts Erinnerungen kannst du einen passenden Ort finden, damit wir mit dem Portal reisen können.«
Offensichtlich würde Thor sich diesen Plan nicht mehr ausreden lassen. »Steht bitte auf!« Ich reichte dem alten Krieger meine Hand.
Hugbrecht kam mühevoll auf die Beine. »Ja, mein Gedächtnis mag nicht mehr das Beste sein und viele Schlachten sind meinem Geist entschwunden, doch als ich diesen heftigen Magiestoß vernahm, als ich in der Heilkammer lag, haben sich lange vergessene Momente zurück in meinen Geist gekämpft. Ich sah... einen großen Verlust... viel Schmerz... Wut... Verzweiflung...«
»Von welchem Verlust redet Ihr?«
»Ich weiß, dass man kein Wort mehr darüber verliert, doch erinnere ich daran, dass der Allvater ein Kind verlor und großes Ungemach über Asgard fiel. Als ich erneut diese Energie spürte und von Eurem Missgeschick hörte, fühlte ich großes Unwohl. Wäret ihr nach Hel gezogen... nicht auszudenken.«
Aldrif! Er musste von Aldrif reden. Ich gab Loki einen Stoß gegen die Schulter und formte wortlos mit den Lippen: Aldrif! »Habt Dank, dass Ihr uns davon berichtet.«
Hugbrecht nickte uns zu. »Was kann ich sonst noch tun? Ein Krieger ohne Krieg ist nur ein alter Mann. Ich werde den Strohtod erleiden und niemals nach Walhall reisen. Mir bleiben nur meine Erinnerungen. Ja, es war irr nach Helheim zu reisen. In jenen Tagen überschlugen wir Burschen uns, die Maiden zu beeindrucken. Fragt nicht wie ich dorthin gelangte. Ich erinnere nur, wie mich der Wächter fast erwischte bei meiner Flucht zurück.«
»Wie ist Euch diese gelungen?«
»Ich kletterte an den Wurzeln von Yggdrasil ins Leben. Der einzige, dem dies jemals gelang. Danach unterbanden neue Wächter in Helheim dies. Nun bitte... wenn ich Euch helfen kann.
»Selbst, wenn Ihr nicht in einer Schlacht gefallen seid hat Hela die Macht tapfere Krieger nach Walhall zu entsenden.« Hugbrechts Gesicht erstrahlte.
»Legt Ihr ein Wort für mich bei Hela ein, wenn Ihr in Helheim ankommt?«
»Das werden wir tun und nun gestattet mir einen Blick in Eure Erinnerungen.«
Ich rieb mir zufrieden die Hände. Helheim lag in greifbarer Nähe...
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