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| EPIPHANY |
Ich wurde nervöser, mit jeder weiteren Minute, dabei hatte ich noch eine Stunde Zeit. 'Du bist ein verdammtes Miststück Enya.' Kam es wieder in meinem Kopf hoch. 'Weißt du, was dich von den anderen unterscheidet? Du bist ein Einzelgänger und wirst es auch immer sein, weil du komisch bist, niemand will was mit dir zutun haben. Denn du bist eine Huang.' Ich legte meine Haarbürste auf den Tisch, atmete tief durch. Niemals hätte ich Jisung so nah an mich ran lassen sollen, niemals hätte ich mich an ihn wenden sollen, als ich am schlimmsten litt, denn damit hätte ich rechnen müssen. Damit, dass auch er mir in den Rücken fallen würde. Genauso wie Yejin damals.
Ich sah auf die Uhr, dann lauschte ich der Stille um mich herum. Ich war allein, allein, in diesem Haus, in meinem Leben. Eunji war wie zu erwarten krank geworden und schrieb mir gestrige Nacht, dass sie zum Arzt ginge, ich solle doch bitte Jeremy informieren. Als ich ihre Nachricht heute Morgen laß, tat ich jedoch nicht worum sie mich bat. Zunächst wollte ich meinem Chauffeur Bescheid geben, aber dann realisierte ich, dass es das erste Mal wäre, wo ich die Gelegenheit hätte, mich von meinen Fesseln zu lösen und atmen könnte. Nicht einfach atmen, nein, durchatmen. Kein 'sich verstellen', kein 'es allen gerecht machen', kein 'Drang zur Perfektion'. Einfach Luft holen und ich selbst sein und genau dieser Gedanke verlieh mir zum ersten Mal ein aufrichtiges Lächeln auf die Lippen, welches nicht zuvor von einer anderen Person ausgelöst wurde. Also beschloss ich, niemanden zu informieren. Zudem schien es wie ein Geschenk gewesen zu sein, ausgerechnet am heutigen Tag, am Tag der Feier, mir diesen Freiraum zu schenken.
Ich setzte gerade die letzten Akzente meines Make-up's als plötzlich mein Handy vibrierte und mein Herz bei dem aufleuchten von Johnny's Namen schneller schlug. Nicht nur, da er es war, sondern auch, da ich Angst wegen der heutigen Veranstalten hatte. "Johnny?" Hob ich ab. Er schien draußen, unterwegs zu sein. "Wo bist du?" Fragte ich etwas besorgt, da es schien, dass er schon länger unterwegs war, das oder er war zuvor gerannt. "Prinzessin?" Erleichtert atmete ich aus, immer wenn er mich so nannte beruhigte sich etwas in mir. Es gab mir nicht nur Bestätigung, sondern auch Gewissheit, dass er vermutlich niemals damit aufhören würde. "Machst du dich schon fertig?" Hackte er nach. Ich kicherte leicht auf, seine Stimme besänftigte mich auf so viele verschiedene Weisen. "Ich bin so gut wie abholbereit." Scherzte ich, blickte an mir hinunter, auf meine blanken Füße. "Hör mir nun genau zu, ok? Und bitte, vertrau mir, es ist alles gut, kein Grund zur Panik." Stirnrunzelnd horchte ich den Worten des anderen.
"Ich schaffe es nicht, dich von Zuhause abzuholen." Nickend, obwohl mir klar war, dass er mich nicht sah, hörte ich weiter zu. "Einer von den Jungs wird dich aber abholen und am Clubeingang werde ich da sein, versprochen. Kleine? Bist du noch dran?" Etwas mulmig zumute schwieg ich zunächst, antwortete dann jedoch. "Ja, ich bin noch hier Johnny." Bestätigte ich. "Und es ist wirklich alles gut bei dir? Ich weiß, dass du Angst hast aber-.." Ich unterbrach ihn schmunzelnd. "Nein, es ist alles..bestens. Mach dir keine Sorgen." Wollte ich ihn nicht noch mehr stressen. Ich hörte ihn erleichtert aufatmen, dann sich räuspern. "Ok, perfekt. Schuhe gibt dir übrigens derjenige welcher dich abholt, okay?" Der Junge auf der anderen Seite der Leitung schien noch immer etwas außer Atem zu sein, aber ich ging nicht drauf ein. "Bis heute Abend John." Beendete ich unser Gespräch, von ihm kam nichts zurück.
Ich hasste mich für das was ich tat, aber ich konnte nicht aufhören mir die Zeilen von Jisung's Nachricht durchzulesen. Warum tat er mir das an? Weshalb schrieb er sowas? War Yejin der Grund, für sein merkwürdiges Verhalten den letzten Monat über? Hatte er wieder Kontakt mit ihr aufgebaut? Hatte sie vielleicht Kontakt zu ihm gesucht und er war darauf einfach so, ohne weiteres drauf eingegangen? Nach allem was vorgefallen war? Meine Gedanken versuchend vom Thema abzulenken, legte ich mein Handy beiseite und übte vorm Spiegel nochmal, was mir Johnny beigebracht hatte. "Was mach ich hier bloß..?" Fragte ich mich nach über einer halben Stunde durchgehen und Proben ratlos, als es plötzlich vor der Haustür hupte. Aus meinem Fenster schauend erkannte ich ein glänzend silbernen Sportwagen. Direkt realisierend, dass es einer der Jungs sein musste und es mittlerweile Zeit zum Gehen war, griff ich hektisch nach den letzten nötigen Sachen und schloss die Tür hinter mir ab.
Als ich die Beifahrertür aufzog, öffnete sich mein Mund einen Spalt. "Y-Yuta?" Stotterte ich voller Sprachlosigkeit, er verdrehte seine Augen und schenkte mir daraufhin seinen Todes-Blick. "Glotz nicht so, als ob du mich zum ersten Mal sehen würdest und steig' ein. Ich möchte keine weitere Sekunde in deiner Bonzen Gegend verbringen." Gehorchend setzte ich mich, schloss die Tür und schnallte mich an. Die Fahrt über wechselten wir kein Wort und da weder Radio noch sonstige Ablenkungsmöglichkeiten um kurz vor halb zwölf auf den Straßen zu sehen waren, schwiegen wir einander weiter an. Meine Finger spielten unbehaglich miteinander in meinem Schoß und auf diese war auch mein Blick gesenkt. Warum musste ausgerechnet er mich abholen, ging kein anderer? Weshalb gerade derjenige, der mich am meisten verabscheute? "Hinten sind deine Schuhe, zieh sie jetzt ab besten schon an." Mich nach hinten drehend und nach den funkelnden Schuhwerk greifend, zog ich die High-Heels an.
Nichts zu ihrem Aussehen beitragend, bemängelte ich innerlich ihr Erscheinungsbild und wie ich mich mit diesen fühlte. Jedoch, was mir aufgefallen war, war die Marke. Es war eine japanische, eine kleine aber sehr exklusive. Nicht viele kannte sie, eigentlich nur einheimische, ich kannte sie, da mein Vater mir einige Unikate von dieser mitgebracht hatte als er im Land war. Ich mochte die Dinge so sehr, dass ich mich über das Unternehmen schlau machte. Ob er sie ausgesucht hatte? Nein, es konnte wohl nur ein dummer Zufall gewesen sein und war bestimmt auch nur einer.
Seine Augen huschten immer mal wieder von der Fahrbahn zu mir hin, was mich skeptisch machte. "Ist etwas?" Fragte ich kleinlaut, er drehte nun direkt sein Kopf zu mir. Ein Glück, dass die Straßen so leer waren. "Und du willst das wirklich durchziehen?" Redete er garnicht erst um sein Anliegen herum. Ich nickte energisch. "Selbstverständlich, ich halte was ich verspreche." Der Fahrer gab mir keine Mimik. "Wie naiv." Gab er angewidert von sich. Ich drehte mein Kopf zum Fenster hin. "Außerdem, mache ich es für Johnny." Fügte ich nun, mit deutlicher Stimme, hinzu. "Ich würde dir an deiner Stelle raten, nicht mehr so leichtgläubig zu sein und den Menschen aufhören zu vertrauen. Menschen hintergehen, ohne Reue zu haben." Seine Tonlage war distanziert und kalt, allerdings anders als sonst, so als wolle er selbst eine Emotion unterdrücken. "Yuta?" Aber er antwortete mir nicht und ich fragte kein zweites Mal.
Wir stoppten nach beinahe einer Stunde im Ghetto, was nicht anders zu erwarten war, aber wir befanden uns auf einem recht kahlen Teil. "Wo sind wir?" Fragte ich, er lief einfach vor. "Komm einfach hinterer." Aber da der Boden so uneben und von Frost überdeckt war, wackelte ich auf diesen ungetragenen Schuhen nur und bewegte mich wahrscheinlich keinen Zentimeter voran. "Kommst du-.." Er stand vor einer Absperrung einer Baustelle, betrachtete mich in der Dunkelheit. Mit seiner Zunge schnalzend kam er wieder zurück und hielt mir seinen Arm zum Einhacken hin, unsicher griff ich nach diesem und langsam liefen wir voran. "Entschuldige, ich wollte euch nicht so viele Unbehaglichkeiten bereiten." Murmelte ich durch die eisige Luft und sah meinen Atem vor mir. "Hör auf so zu sprechen, du blamierst mich noch." Ich nickte, er atmete tief durch und öffnete kurzerhand das Tor welches eigentlich hätte gesichert sein sollen. "Ich dachte, wir würden in einen Club gehen?" er stellte sich an eine Treppe welche hinunter führte, eindeutig eine Baustelle für ein Bahnhof. "Gehen wir doch auch." Er reichte mir wieder seine Hand und ich griff rasch nach dieser, da ich Angst allein in diesem Viertel hatte. "Also ist dieser Club versteckt, wenn ich das richtig verstehe?" Versuchte ich langsam das Eis zwischen uns zu brechen, gerade da wir uns im Augenblick so nahe waren.
"Hör besser auf so viel nachzufragen." Meinte er nur, aufhalten tat mich dies jedoch nicht. "Versteckt auf- oder spezifischer gesagt- in einer Baustelle." Wir kamen unten an und ich betrachtete das leerstehende Bauwerk. "Erstens, hör' auf so zu reden und zweitens, du liegst erneut falsch. Es ist keine Baustelle, jedenfalls nicht mehr. Sie wurde stillgelegt, wegen Betrug in der Baufirma und solchen Problemen."
"Und da habt ihr kurzerhand beschlossen, ein Club zu errichten?" Betrachtete ich die Gleisen, Yuta sprang zu diesen hinunter und bot mir seine Hilfe an, welche ich annahm. "Es ist nicht unser Club, er gehört einer Nachbar-Gruppe. Außerdem, liegt die Baustelle in unserem Revier, sie gehört sozusagen uns." Ich lachte auf und langsam gingen wir immer weiter in den Tunnel hinein. Und ich vergaß über den eigentlichen Grund, weshalb ich noch gleich hier war. Doch als ich von weitem plötzlich laute Musik und Stimmen hörte, entsandte ich mich wieder. Vor den Club erkannte ich bereits einige von den Jungs und plötzlich griff jemand nach meinem Armgelenk. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich in die Johnny's und beruhigte mich schnell wieder. Yuta ließ von mir los und gesellte sich zu den draußen stehenden. Johnny zog mich um eine Ecke und abgesehen von einigen komplett betrunkenen die übereinander herfielen oder am Boden saßen und mit ihrer Übelkeit sowie Schlafmangel kämpften waren wir allein.
"So, und du weißt auch noch alles, was ich dir gesagt habe?" Ging er auf Nummer sich, ich bejahte. "Jaja, diesen Seunghwa in Beschlag nehmen und das war es, ich schaffe das schon, hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln." Kreuzte ich meine Arme vor der Brust. Er hob spielerisch eine Braue an. "Soll ich dich stattdessen wie eine Frau behandeln, Prinzessin?" Stemmte er auf einmal seine rechte Hand an die Mauer hinter welcher wir uns versteckten, ließ sein Oberkörper nach vorn kippen und seine linke Hand an mein Kinn anlegen. Innig küsste er mich daraufhin und grinsend löste ich mich aus dem Kuss. "Wir sollten langsam zu den anderen, es soll uns doch niemand sehen." Zwinkerte ich meinem gegenüber zu, doch er drehte meinen Kopf wieder zu ihm, nahm meine Hand, küsste mich erneut und ließ unsere Hände miteinander verschränken.
"Du hast recht, lass uns gehen." Meinte er daraufhin und zunächst ließ ich ihn vor gehen, damit auch niemand Verdacht schöpfte, dass ich zu ihnen gehörte, stellte mich dann direkt ihnen in die Reihe, um rein zu kommen. Dies gelang mir leichter als gedacht, nachdem nur einmal an mit hinunter gesehen wurde. "Viel Glück." Hauchte noch kurz Johnny's raue Stimme an meinem Ohr vorbei und er war in der Masse verschwunden. Ich an der anderen Hand lief, wie es mir gezeigt wurde, durch die Masse auf der Suche nach meiner Zielperson. Bis jetzt verstand ich das Verlangen nach meiner Person nicht, war ich nicht eigentlich total überflüssig für sie? Meine Augen stoppten an der Bar, auf einem der lilafarbenen Lederstühle erkannte ich ihn. Mich neben ihm unauffällig nieder lassend, wartete ich einige Sekunden. Das Foto passte perfekt, er hatte die Tattoos, die Piercings, alles. Seine Augen suchten immer wieder die Ferne, bis er mich dann plötzlich bemerkte, mich kurz musterte. Meine Chance.
"Bisschen voll oder?" Seine Augen betrachteten mich kurz, dann sahen sie wieder in die Masse. Verdammt. "Ich bin nicht hier, um Freundschaften zu schließen Kleine, du kannst also ruhig zum nächsten Typen gehen und es bei ihm versuchen." Kam es dann aber doch von ihm, perfekt. "Für Freundschaften bin ich auch nicht hier.." Ich führte sein Glas langsam zu mir hin. "..aber für Bekanntschaften hätte ich Zeit." Ich nahm ein Schluck, versuchte mir das angeekelte Gesicht des Alkohols zu unterdrücken. "Suchst du deine Freundin in der Menge oder weshalb siehst du mehr dort hin, als zu mir?" Händigte ich ihm sein Getränk wieder aus. Von der tanzenden Massen zu mir blickend drehte er sich nun zu mir hin. Ich hatte ihn soweit. "Ich-..so etwas wie 'Freundin' existiert in meinem Wortschatz nicht Süße." Fing er nun an zu schmunzeln. Nun verstand ich das Spiel, ich verstand was Johnny damals meinte mit 'Jungs wie ihm'. Diese Typen wie Seunghwa dachten, sie würden das Gespräch führen, sie hätten es in der Hand und unter Kontrolle, dabei spielte man mit ihnen, da sie so leichtsinnig waren.
"Und ein Verlobtenring sehe ich bei dir auch nicht, also auch kein Mann?" Versuchte er amüsant zu sein, gefälscht lächelte ich und zeigte unechten Humor. "Jemand so gutes, der diesen Titel bei mir tragen dürfte, ist mir noch nicht unter die Augen getreten, aber sag mal, was mich viel mehr interessiert.." Meine Finger fuhren die Linien eines seiner Tattoos am Oberarm entlang. "..weshalb dieses Motiv?" Und dann verbrachte ich die darauffolgende halbe stunde damit, mich bei diesen Möchtegern Macho einzuschleimen. Er schien bereits etwas angetrunken zu sein, denn während er ein Glas nach dem nächsten bestellte, hatte ich noch immer mein erstes, unberührt, vor mir stehen. "Ich muss mal eben..die Getränke drücken schon etwas." Stand er auf und legte mir seine Hände an die Hüfte. "Halt mir mein Platz frei, ja?" Ich schmunzelte verführerisch. "Selbstverständlich."
Befreit atmete ich aus als er außer Sichtweite war. Ich drehte mich der Masse zu und erkannte auch in einer Ecke Johnny mit den anderen feiern.
Wofür diente ich noch gleich? Belustigt von ihrem Anblick lächelte ich etwas vor mich hin, als sich einige Mädchen erschöpft neben mich fallen ließen und Getränke bestellten. "Ich bin am ölen Solji!" Beschwerten sie sich über die Hitze vom Tanzen. "Hey, sag mal, war das vorhin eigentlich Johnny?" Ich drehte mein Kopf direkt zu den Mädchen, diese waren sowieso zu angetrunken, um mich zu bemerken. "Ich glaub schon. Den hab ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen nach allem was er abgezogen hat." Verdrehte das eine Mädchen ihre Augen. Neugierig stand ich auf, griff nach meinem Getränk und kam zu den Mädels hinüber. "Tut mir leid, falls ich mitgehört habe, aber hab ich das richtig verstanden? Ihr redet über Johnny? Den Johnny?" Schauspielerte ich weiter. Die Mädchen schienen Gesprächs freudig zu sein. "Sag mir nicht, er hat dich auch so benutzt? Der Johnny?!" Kam es aufgeregt von der anderen und ich machte ein entsetztes Gesicht. "Er hat die selbe Scheiße also auch bei euch abgezogen?! Oh mein- ihr müsst mir erzählen, was er bei euch gemacht hat." Vertuschte ich meine Ahnungslosigkeit, ihnen fiel dies kein bisschen auf. "Wir wurden nicht alle von ihm verarscht, nur Solji, aber wir kennen mittlerweile mehrere Mädchen denen er ähnlichen wie anscheinend auch dir angetan hat." Erklärte eine weitere Freundin.
Ein kurzer Blick zur Seite verriet mir, dass dieser Junkie Seunghwa noch immer unterwegs sein musste, also konzentrierte ich mich wieder auf das Gespräch, welches schien eine unangenehme Wendung mit sich zu tragen. "Er hat mich in einem Club angemacht und dabei mir die Welt versprochen. Er war so charmant, schien so anders zu sein, you know? Nachher haben wir jedenfalls...ich sag es mal so, wir sind uns näher gekommen und-.." Eine Freundin unterbrach diese Solji. "Sie hatten fast Sex!" Mir wurde kurz etwas übel, da ich immerhin sehen konnte, wie sich dieses Mädchen anzog und verhielt. Johnny stand nicht auf sowas, da war ich mir sicher. "Halt die Klappe! Ja, aber nur fast! Denn ich war so drunk, dass ich davor eingeschlafen war. Am nächsten Morgen war er weg und hinterlassen hatte er mir eine Nachricht. Darin Fotos von mir in Unterwäsche und solche Dinge halt, damit hat er mich dann einige Monate lang erpresst. Es ist mir ja so peinlich." Ihr war es ganz klar nicht peinlich, sie war froh dadurch im Mittelpunkt zu stehen, das sah ich ihr an. Aber bei dem was ich hörte, wurde mir schlecht, John war nicht so einer, er tat solche Dinge nicht!
"Er hat das mit so vielen Mädchen gemacht, Solji hat während dieser Zeit einige von ihnen getroffen." Mir reichte es, ich drückte ihnen mein Drink in die Hand und drehte mich Richtung Tanzfläche. Doch da, wo zuvor noch die Jungs tanzten, war nun keiner mehr von ihnen. Noch immer aufgebracht und verwirrt, was ich glauben sollte, ging ich in die Menge, bahnte mir meinen Weg in der Hoffnung, auch nur einen von ihnen zu finden. Nach einigen Minuten des vergeblichen Suchens entdeckte ich dann aber ein mir vertrautes Gesicht, das des mir Namenlosen. Den Schwarzhaarigen folgend endete ich schließlich vor einer Tür vor welcher ein breitgebauter Mann stand. Dieser sah an dem Jungen hinunter, der zog dann seine Lederjacke aus und zeigte ihm das Symbol. Schnell wurde dieser rein gelassen und der Türsteher folgte. Ich kam den beiden Männern unauffällig hinterher und war nun in einem Nebenraum, ohne Musik und mehr ausschauend wie ein Wohnzimmer. Ich hörte Stimmen und versteckte mich schnell hinter einer verwinkelten Ecke. "Er soll bluten, dieser Bastard hat schon zu oft in unserem Ghetto Ärger gemacht." Ich blickte um die Ecke und erkannte den Fremden mit dem Blond-Grau-Haarigen. "Wenigstens einer mehr für uns." Lachte der andere zurück und sie liefen wieder in Richtung Tanzflächen.
In meinem Kopf war plötzlich alles so leer, ich verstand gar nichts mehr. Einer mehr? Bluten? Was ging hier bitte vor sich? Doch dann hörte man plötzlich ein lautes Krächzten und ein Poltern. Rasch lief ich weiter nach hinten, stoppte vor einer weiteren Tür und als ich die ganzen lauten Stimmen hinter dieser vernahm hielt mich nichts mehr. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und sah einige der Jungs, darunter auch Johnny, alle in die selbe Richtung blickend. Auch meine Augen sahen zu diesem Punkt des Raumes hin und erblickten mit Erschrecken ihn dort stehen sehend. Ich sah die Jacke, ich sah das Messer in seiner Hand, ich betrachtete das herunterlaufende Blut an deren Klinge und ebenso erblickte ich die am Boden liegende, blutende Person. Ab dann war es mir egal, die Jungs, Johnny, diese verletzte Person am Boden, alle waren sie mir egal. Ich lief geradewegs auf die, mich entsetzt anstarrende Person mit dem Messer zu und schubste ihn. Ich schubste Jisung mit meiner kompletten Kraft von der Stelle an welcher er stand. "Deshalb benimmst du dich also so?!" Schrie ich ihn vorwurfsvoll an.
"Jeno und Jaemin kennst du also aus dem Sportkurs, huh?! Die Jacke ist also von einem Freund?! Das Messer ein Erbstück! Du hast mich die ganze Zeit über belogen und musst' ausgerechnet Yejin und alles was damals passiert ist wieder erwähnen?! Du bist das letzte Jisung!" Mit offenem Mund starrte er mich nur an, unfähig etwas zu sagen, etwas von sich zu geben, was ihn hätte verteidigen können. Aber genau das ging nicht mehr, er konnte sich nicht mehr rausreden, denn die Fakten lagen auf dem Tisch. "Prin-.." Drehte ich mich ruckartig um und sah zu Johnny, welcher seine Hand nach meiner ausstrecken wollte. "Sprich mich nie wieder an." Die anderen im Raum wurden nun ganz still und blickten zu dem Braunhaarigen welchen ich genau im Blickfeld hatte. Ich trat näher an ihn heran. "Nicht nur das du ein widerliches Arschloch bist, du hast mir zudem auch noch schamlos ins Gesicht gelogen." Meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Sicht wurde mit jeder weiteren Sekunde verschwommener. "Du wusstest ganz genau, was mit Jisung war und hast mich stattdessen lieber für dumm verkauft!" Seine Hände anspannend senkte er seinen Kopf zu Boden. "Du kannst es nicht verstehen." Murrte er zwischen seinen Zahnreihen hindurch, hob dann sein Kopf und hatte diese entschlossene Miene aufgesetzt, welche ich verabscheute. Er war sich so sicher, dass er keinen Fehler begangen hatte, ich hasste diesen Blick.
Ein lautes Schallen war zu vernehmen, doch als meine Tränen an meinen Wangen stumm hinunterliefen war mir der Schmerz in meiner Hand egal. Mir war es egal, dass ich Johnny gerade geschlagen hatte. "Ich war nur eine deiner anderen Schlampen mit denen du gespielt hast, das kannst du aber anscheinend nicht verstehen." Dann wischte ich mir die Tränen von den Wangen, der Junge hatte noch immer sein Kopf zur Seite gedreht gehabt, und ich lief aus dem Raum hinaus. Dabei Yuta's eindringlichen Blick bemerkend, verstand ich nun, weshalb er so mit mir sprach. Er wollte mich warnen, er wusste von Beginn an, dass ich verletzt werden würde und deshalb wollte er nichts mit mir zutun haben. Dem Japaner war klar gewesen, dass nur mit mir gespielt wurde und alles eine einzige Show war. Aus dem Club austretend waren mir die Blicke der anderen Leute gleich gewesen, sollten sie doch meine verlaufende Schminke sehen, mein Schlunzen hören und die glasigen Augen von mir begutachteten. Sollten sie von mir aus über mich urteilen, was anderes kannte ich doch sowieso nicht. Mich von meinen Schuhen befreiend torkelte ich auf den eisigen Bahnschienen zurück, sah auf meine blauen Zehenspitzen hinab. Mir fehlte jegliches Gefühl in den unterkühlten Gliedmaßen, um den stechenden Schmerz, der zuvor getragenen Schuhe, spüren zu können.
Nach meinem Handy greifend rief ich die einzige Person an, welche mir jetzt noch in den Sinn kam, welche mich nie allein gelassen hatte. Oben auf dem Baustellengelände angekommen sah ich einigen Schneeflocken beim Fallen zu bis dann abgehoben wurde. "Ms? Wo sind Sie?" Hörte ich die besorgte Stimme meines Chauffeurs erklingen. "J..Jeremy? Erinnerst du dich noch, an den Gefallen, den du mir schuldest? Dieser Zeitpunkt ist jetzt."
.. Fortsetzung folgt..
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