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| DEFENSELESS |
"Unfassbar!" Rief er durch das Wohnzimmer und schlug einmal fest mit seiner äußeren Handfläche auf die Zettel, die er in seiner anderen hochhielt. "Schon wieder eine eins, ich bin stolz auf dich Schatz." Meinte er, drehte sich zu mir um und gab mir meine Koreanisch-Arbeit zurück. "Ich hatte aber auch nichts anderes von meinem Naturtalent erwartet." Lachte er und strich einmal über meine Kastanienbraunen Haare. Ich drehte mich zur Seite und griff nach meiner Schultasche. Aus ihr kramte ich nach meiner Matheklausur, welche ich zögernd zu meinem Vater ausstreckte. Er runzelte seine Stirn beim entgegennehmen der Blätter und räusperte sich laut. "Nur eine Zwei?" Ich schluckte leicht, da mir klar gewesen war, dass er das sagen würde. "Ich gehöre zu den besten meines Kurses, mein Lehrer-.."
"Sophie hat eine Eins." Unterbrach er mich und ich verstummte. "In Sport bin ich aber-.."
"Denkst du, Sport wäre zu vergleichen mit Mathe?" Ich senkte meinen Kopf, schüttelte ihn und starrte auf meine Fußspitzen. "Ich möchte, dass du nun lernst Enya." Er reichte mir meine Blätter wieder zurück und wehmütig machte ich mich in Richtung des Raumes, welcher mir zugeschrieben war. "In einer Stunde ist dein Training!" Auf der obersten Stufe hielt ich an, seufzte, raufte mich jedoch zusammen, wie immer. "Ja!" In meinem Zimmer angekommen stellte ich zunächst meine Tasche ab, doch anstatt mich an meine Bücher zu begeben, begab ich mich zuvor an meinen Kleiderschrank und suchte meine Sachen zusammen. Daraufhin kniete ich nach meiner Schultasche, öffnete diese, holte meine Bücher und Ordner heraus, legte sie auf meinem Schreibtisch ab und machte mich ans Lernen.
Ich gehörte zu den Klassenbesten, war letztes Jahr sogar zweitbeste der gesamten Jahrgangsstufe, hatte jedoch in Philosophie eine zwei bekommen, da ich wegen eines Turniers einen Test versäumt hatte und diesen nicht nachholen konnte. Somit fiel meine eins auf eine zwei und ein schlauer Junge aus meinem Spanischkurs erhielt den Titel des Jahrgangsbesten. Weshalb es nun um so wichtiger war, mich ran zu halten, auch wenn dies auf viel Stress hinauslief. Doch ich konnte es mir schließlich nicht aussuchen.
Gähnend stützte ich meinen plötzlich so schwer erscheinenden Kopf auf meiner Hand ab, welche ich auf einem Buch stützte. Ich war heute bereits um vier Uhr aufgestanden um vor der Schule nochmal den Stoff des Vortags durchzunehmen. Meine Augenlider erschienen so schwer, so lustlos und keinerlei Spannung aufzuweisen. Ich faltete meine Arme auf meinen Unterlagen und legte meinen Kopf auf diesen ab. "Nur einen Moment." Besänftigte ich meine Neutronen, welche Alarm schlagen wollten, dennoch wach zu bleiben. Nur eine Minute, eine Minute ohne Druck.
"Ms.Huang? Ms? Ms? Sie sind zu spät." Verschlafen fing ich an aus meinem Nickerchen aufzuwachen, blickte dabei in die grauen Augen einer mir bekannten Person. "Eunji~" Kam es noch halb abwesend von meiner Kehle, als ich mir mein Auge rieb und mich etwas streckte. "Warum bist du schon so früh hier? Deine Arbeit hat doch noch garnicht angefangen?" Richtete ich mich nun fragend an die Frau vor mir. Schätzungsweise hätte ich gesagt, das sie nicht älter als 28 war. "Nein mein Fräulein, Sie sind eingeschlafen." Die Dame legte mir ihre Hand auf die Schulter. Verwirrt drehte ich mein Kopf zu dem kleinen Wecker auf meinem Schreibtisch, auf welchem ich feststellen musste, dass wir es bereits fünf Uhr hatten. Hektisch riss ich meine Lider auf, sprang von meinem Stuhl, haute unbeabsichtigt die Hand von Eunji von mir und griff nach meinen Utensilien. "Mist, Mist, Mist,..." Wiederholte ich fassungslos, suchte alles nötige zusammen und hing mir meine Tasche um. "Und Ihre Sportklamotten?" Rief mir die Frau hinterher als ich in Windeseile die Treppe hinunter rannte und mir meine Schuhe anzog. "Ich zieh mich dort um!" Damit verschwand ich aus der Tür und atmete erleichtert auf, da mir jetzt erst klar geworden war, dass mein Vater, wie des Öfteren, vertagt war. Ansonsten wäre ich wohl nicht so unproblematisch geweckt worden.
Ich sprintete in richtig U-Bahn Station, um noch eine ans Ziel bringende Bahn zu erwischen. Genau genommen sollte ich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, allerdings blieb mir anscheinend nichts anderes übrig, weil ich Jeremy nirgends ausfindig machen konnte. Er ging wohl davon aus, als ich um halb fünf nicht aufgetaucht war, dass ich wohl krank sei und fuhr weiter. Jeremy war der private Chauffeur unserer Familie, welchen ich schon seit Kindheitstagen an kannte. Die Frau welche mich zuvor geweckt hatte und siezte, war unsere Home-Nanny, eine Art Hausmädchen. Sie räumte ebenso auf und kochte für uns, aber verschwand nach ihren geregelten Zeiten, welche von Tag zu Tag unterschiedlich für sie verliefen. Ebenso blieb sie für bestimmte Zeiträume dort, falls mein Vater wieder mal vertagt war und ich nicht anwesend. Jedoch blieb sie auch, wenn ich da war. Mein Vater überließ nichts dem Zufall.
Unwohl schaute ich mich zwischen den Leuten um mich herum um. Zwar gab es hier und da mal etwas ungewöhnliches oder ungewohntes zu betrachten, aber sonst war es recht angenehm, nicht wie mein Vater oder die Töchter einiger seiner Kollegen immer meinten. Noch zwei Stationen, dann wäre ich fast da, ein Glück, dennoch würde das Betreten des Geländes nachher nicht harmonisch verlaufen, dem war ich mir bewusst. Die Bahn stoppte, die Türen öffneten sich, einige stiegen aus andere traten ein. Eine durchschnittliche Situation hätte man annehmen können, doch plötzlich wurde mir etwas mulmig als ich die eintreffende Jungs-Gruppe etwas weiter hinter mir erblickte.
Ich kannte sie, jedenfalls von Erzählungen und, eher selten vorkommenden, Beobachtungen. Diese Typen dort gingen auf meine Schule und waren in unterschiedlichen Jahrgängen verteilt. Einige über mir, einige unter mir und auch welche, in meinem Jahrgang. Ihr Ruf war schnell zusammenfassend aufgebaut; Es waren die typischen Badboy's. Schlechte Noten, hohe Anzahl an Fehlstunden, aber gerade immer noch so, dass sie weiter kamen und nicht sitzen blieben, meistens jedenfalls. Rauchen, Streiche spielen, Klauen, Trinken, Partys und gelegentlich Drogen, so den Erzählungen zumindest nach. Ich gab mich nicht mit ihnen ab, nicht mit ihres Gleichen. In meiner Schule musste ich immer aufpassen, mit welchen Leuten ich sprach und mich umgab, ansonsten hätte ich ihm noch schaden können. Unter diesen Jungs gab es vier, deren Namen ich immerhin kannte und auch zuordnen konnte. Da hätten wir zunächst einmal Jung Jaehyun, der Meister, wenn es um's Klauen ging, einmal nicht hingesehen und dein Handy sowie Geldbörse waren verschwunden. Das Schlimme bei ihm; wenn man ihn darauf ansprach und selbst durchsuchen ließ, war es, als ob er nichts bei sich tragen würde, er wusste jedenfalls wie es richtig gemacht wurde.
Dann wäre da Lucas. Ein Rat von mir, halte dich von ihm fern. Würdest du einmal was mit ihm zutun haben, wärst du bereits zu tief drin. Man sagte, dass er einer der großen Köpfe war, wenn es um Drogen ging. Das Verticken, Einnehmen und Unterjubeln war genau sein Gebiet. Auch wenn du es selbst vielleicht nicht wusstest, doch einmal mit ihm gesprochen, schon gehörtest du zu seinen kleinen nichts wissenden Schmugglern. Besser man hielt also immer etwas Abstand, sonst würde man noch einmal ein Tütchen bei sich tragen.
Als vorletzten hätte ich den mir einzig bislang bekannten Japaner in diesem Bruchteil der Gruppe. Sein Name war Yuta Nakamoto, die meisten kannten ihn aber nur als Osaka Prince. 'Meide immer den Weg des Prinzen', hieß es, was man sich wirklich zu Herzen nehmen sollte. Ein falsches Wort oder eins was ihm nicht gefiel und schon war die erste Faust in deinem Gesicht, nicht entscheidend welches Geschlecht. Auf seine Kappe gingen wohl rund ein Drittel aller geschehenen Auseinandersetzungen unserer Schule, wenn nicht sogar der Stadt. Das fatalste bei dem Japaner, keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen, da er nicht nur als Schläger sondern auch als Spitzel bekannt war. Er selbst lauschte nicht, doch seine Ohren waren überall. Ein Grund weshalb du immer aufpassen musstest, was du wem wann und wo erzähltest. Yuta hatte immer etwas gegen dich in der Hand, auch wenn du eine weiße Schürze trugst, er hatte immer ein Mittel zum Zweck.
Und zu guter letzt sprachen wir wohl über Johnny. Was ließ er sich wohl zu Schulden kommen? Wahrheitsgemäß musste ich beichten, dass ich es nicht wusste. Man hörte einmal von Überfällen, aber dann von einem recht ruhigen Jungen, welcher er doch sein sollte. Aber wenn man mich fragte, war er nicht besser als der Rest und hatte bestimmt bei allem seine Finger mit im Spiel. Jedenfalls hatte jeder Angst vor ihm, denn er strahlte das pure Dunkle aus. Auch nur in seine Augen zu schauen hatte angeblich mal eines der Jüngeren Kinder der Schule zum Weinen gebracht und das nicht schon zum ersten Mal. Er schubste, lachte, ärgerte und klaute ebenso. Ich hielt nicht viel von ihnen, hatte aber auch genauso viel Respekt/Angst. Am besten man mied sie, wenn man sie vom weitem sah, drehte sich weg, schaute sie niemals an und sprach sie niemals an. Niemals.
Meine Station erschien an der Leiste, hektisch griff ich nach meiner Tasche und stieg aus. Erst als sich die Türen wieder hinter mir geschlossen hatten, riskierte ich einen Blick und musste feststellen, dass mehr als nur ein Augenpaar von ihnen auf mich gerichtet war. Alle sahen mich an, weshalb ich versteinerte und garnicht meine Augen abwenden konnte. Ich hätte in diesem Moment von Glück sprechen können, dass bereits die Türen geschlossen waren, denn in Yuta's Augen lag bereits etwas aggressives. Aber dies lag immer in seinem Blick.
Unbekümmert setzte ich mein Weg fort und kam in einer modernen, etwas abgelegeneren Gegend raus. Hier gab es eindeutig ein Gehaltsniveau der Superlative, zu welchem ich gehörte. Ich prallte nicht damit, wusste aber auch, dass ich es nicht verstecken konnte. Ich war die Tochter eines erfolgreichen Maklers, welcher ein eigenes Unternehmen besaß und noch nie rote Zahlen zu vermerken hatte. Als eine Huang sonnte ich mich mit einem hohen Ansehen und einem entsprechenden Status. Ich kam auf dem edel aussehendem Anwesen des großen Geländes an und machte mich auf den Eingang des riesigen Gebäudes zu. Ich schaute auf die Uhr der Eingangshalle, nur 15 Minuten, keine schlechte Leistung eigentlich. Aber auch nicht gut. Mein Vater hatte mich zum perfektionistischen sowie kritischen Denken erzogen, gut war niemals gut genug.
Ich wurde von der Empfangsdame bei meinem Namen begrüßt und lächelte rasch zurück. Eine Huang wurde nicht ignoriert, niemals. Ich lief in Richtung Kabinen, wo ich mich umziehen könnte. Die gold-glänzenden Fliesen am Boden wurden von einem dunkelroten Teppich bedeckt, welcher einem die verschiedenen Richtungen anwies. Über meinem Kopf erstreckten sich vereinzelte Kronenleuchter, welche ihr Licht im reflektierenden Bodenbelag spiegelten. Die Wände wurden von Bildern und Vitrinen mit Pokalen verschiedener Teams und Spieler geziert. Wie immer war alles recht protzig gehalten und hätte den ein oder anderen ins Staunen versetzt, doch ich hatte mich an die übertriebene Fassade des Clubs gewöhnt. Ich bog in einem der Flure ab und verschwand in einer der Umkleiden der Kabine. So schnell es ging wechselte ich von einer Uniform in die andere. Von Schulkleidung zur Sportklamotte. Ich trug den weißen Rock und das blaue, enganliegende T-Shirt meines Vereins. Auf meiner linken Brust war das kleine goldene Siegel des Clubs abgebildet. Weiße Schuhe, hochgezogene und ebenso weiße Tennissocken und ich machte mich auf in Richtung Wiese.
Ich hörte einen Schlag und sofort sah man den Ball über die Landschaft fliegen. So unauffällig wie möglich versuchte ich mich hinter die Anderen zu platzieren, kam aber garnicht erst so weit. "Schaut mal, wer sich auch mal blicken lässt." Ich presste meine Zahnreihen aufeinander und unterdrückte mir ein fluchendes Schnauben als ich eines ihrer Gesichter sah. "Hat dich dein Vater nicht gehen lassen oder warum so spät Enya?" Kam es spöttisch von seinem Ebenbild und, anstatt ein genervtes Gesicht zu machen oder Widerworte von mir zu geben, verbeugte ich mich tief. "Ich bitte um Verzeihung für meine Verspätung." Nuschelte ich ergebenst und presste meine Augen wütend zusammen, als ich das Lachen der beiden Jungen vernahm. Als ich wieder gerade stand, drehte sich mein Trainer für einen Moment weg und ich musterte im Augenwinkel die beiden Idioten von vorhin. Es waren zwei meiner Gleichaltrigen 'Freunde' als welche ich sie jedoch nicht anerkannte.
Sie waren die Söhne eines reichen Chinesenpaars aus Tianjin. Ihre Namen waren Tian und Thien und obwohl sie eineiige Zwillinge waren, konnte man sie dennoch gut auseinander halten. Beginnen wir beim älteren, Tian. Sowie auch sein Bruder war er gut gebaut, kein Hungerhacken aber auch nicht dick, groß und männlich. Tian hatte starke Sommersprossen und trug Kontaktlinsen, hatte einen Bob-Schnitt und das noch größere Ego von beiden. Dann wäre da sein Bruder Thien, seine Sommersprossen waren nicht so ausgeprägt wie die seinen Bruders, er besaß eine Brille, weil seine Augen die Linsen nicht vertrugen. Seine Haare waren etwas seitlicher gelegen und gingen schon fast in einem leichten Scheitel über. Wegen ihrem Reichtum, besser gemeint, dem ihrer Eltern, dachten sie, dass sie sich alles erlauben konnten. Schrecklich. Doch etwas sagen konnte ich nicht. Für eine weibliche Person in meiner Schicht war es ungepflogen sich gegen die Männer, die älteren oder sonstige Leute aufzulehnen oder gar zu widersetzten. Immer lieb und brav lächeln, alles befürworten und niemals aus der Rolle fallen. Das war meine Aufgabe.
"Hier, du machst weiter Longhitter." Tian hielt mir meinen Schläger hin und nichts erwidern tat ich wie er meinte. Auf dem Rasen kannten mich viele als Longhitter, da meine Schlagtechnik immer perfekt ausgeübt war. Ich schlug den Golfball am weitesten, ja, ich spielte Golf. Seit ich schätzungsweise vier Jahre alt war hatte mich mein Vater in diese Sportart hineingesteckt. Anfangs hasste ich es, ich hasste es über alles. Ich wollte lieber Ballett tanzen oder Reiten, doch ich musste mich dem Willen meines Vaters beugen und fand mich schließlich mit seiner Entscheidung für mich ab. Letztlich gab ich mich der Sportart dann doch hin, denn in ihr konnte ich meinen Frust und leid auf eine Ausgeglichenheit mit meiner inneren Ruhe bringen.
Nach dem Training war ich am Ende meiner Kräfte, als es draußen bereits dämmerte und ich mich darauf freute von Jeremy abgeholt zu werden. Einfach in unser Auto, mit den abgedunkelten Fenstern, nieder lassen und keinen Muskel mehr beanspruchen. Doch als ich keinen Jeep erkennen konnte, entsandte ich mich wieder und atmete leise frustriert aus. Er hatte mich doch auch nicht hergebracht, woher sollte er dann wissen, mich abzuholen? Ich hätte weinen können, so müde war ich und als eine schwarze Limousine langsam heranfuhr fasste ich mir an den Kopf. Die Scheibe fuhr langsam hinunter und Thien schaute mich mit seinem Macho-Blick an. "Sollen wir dich mitnehmen? Oder vielleicht irgendwo absetzten?" Mit einem aufgesetzten Lächeln winkte ich ab und strich mit spielerisch eine Strähne hinter mein Ohr. "Nein, als gut. Jeremy kommt jeden Augenblick, er steckt wahrscheinlich nur mal wieder im Stau. Trotzdem danke und bis Freitag." Grinste ich und verbeugte mich leicht. Er nickte nur und wünschte mir noch einen schönen Abend bis er dann mit seinem Bruder und ihrem Chauffeur davon düste.
Ich musste wohl allen Übels erneut mit der U-Bahn fahren, denn mein Handy hatte ich in der Eile vergessen gehabt. An sich war nichts schlimmes dabei, doch nun wurde es langsam dunkel und, zwar wohnte ich in einer sicheren Gegend, dennoch gab es viele zwielichtige Leute in unserer Stadt und gerade die ganzen Banden erschwerten uns das Leben. Ohne noch weitere Zeit zu verlieren lief ich schnellen Schrittes auf die Treppen zur Unterführung. Einige hätten mich für dumm abgestempelt, warum ich nicht das Angebot von Thien angenommen habe, er und sein Bruder hätten mir immerhin kein Haar gekrümmt. Doch das fatale bei ihnen wäre gewesen, dass ich mich erklären müsste. Warum mich niemand abgeholt hatte, weshalb ich zu spät gekommen war, wie es in der Schule lief, wo mein Vater gerade steckte und immer so weiter. Ein falsches Wort, ein Wort zu viel und sofort könnte etwas unserem Ruf schaden. Da würde ich das Risiko einer Belästigung oder eines Raubs eher eingehen.
In der Bahn war erstaunlich wenig los, nur ich, ein älterer Herr und zwei etwas jüngere Männer, vielleicht um die 19 herum. Ich, mit meinen frischen siebzehn Jahren war da natürlich gefundenes Frischfleisch, doch bislang schien alles recht geregelt zu verkaufen.
Als ich endlich aussteigen konnte, folgten auch die drei weiteren Personen und schnell lief ich die Treppen der Unterführung wieder hinauf, doch stoppte für einen akuten Moment. Meinen Kopf konnte ich nicht abwenden, zwang mich aber dazu, als ich die Jungs meiner Schule wiedererkannte. Sie standen einige Meter vor mir und schienen wohl grade zu dealen. Ich drehte mich um und lief eine andere Station hinauf, da ich ihre angespannten Blicke bereits auf mir liegen sah. Ich hörte Schritte hinter mir und versuchte nicht loszuschreien, vielleicht wollten sie gerade das bezwecken? Ich befand mich in einer Gegend in welcher ich eine halbe Stunde länger nach Hause brauchte und das nur wegen diesen möchtegern Badboy's meiner Schule, welche nun auch noch meinten, mich verfolgen zu müssen nur, weil ich zufällig bei ihren Geschäften vorbeischaute. Der Griff um meine Tasche verstärkte sich als die Klänge der Schritte hinter mir lauter und schneller wurden. Sich umdrehen und nachschauen, wäre unangebracht gewesen, Neugierde widerspiegelte nur Ungehorsam, so jedenfalls meinem Vater zu Folge.
Plötzlich wurde ich bei meiner Schulter gepackte und in eine Gasse geschubst, doch als ich gegen eine kalte Wand gedrückt wurde, war ich etwas überrascht. Es waren die beiden Männer aus der Bahn und nicht die Jungs meiner Schule. Egal wer es nun war, die Situation war dennoch gefährlich und ich befand mich in einer heiklen Lage. "Du bist aus Golden Bounce gekommen." Meinte der eine Typ zu mir und ich schluckte schwer. Sie mussten mich also schon von dem Golfplatz an verfolgt haben. "Nur reiche Millionärs-Kinder können sich diesen Scheiß leisten." Zu entgegnen, dass er recht hatte und sowieso niemals dieses Anwesen auch nur betreten könne, wäre im derzeitigen Moment wohl eines der unangebrachtesten Dinge gewesen, welche ich hätte machen können. Denken durfte ich es jedoch. "Jetzt rück schon raus mit der Kohle!" Brüllte mich der Typ vor mir an und ich drehte mein Kopf zur Seite. Sein Kumpel zückte ein Taschenmesser was ich an der aufklappenden Klinge hörte. "Jetzt sprich schon!" Ich wimmerte. "Oder müssen wir dich erst zum Reden bringen?" Sein Freund trat nun ebenso an mich heran und ich schaute zu meiner Tasche. "I-Im Außenfach, da i-ist mein Portmonee." Wisperte ich und sein Kumpel machte sich an meinen Sachen zu schaffen. "Was wohl deine Eltern für dich springen lassen würden?" Murmelte der Mann vor mir zu sich selbst hin und noch bevor er weiter reden konnte, wurde er zu Boden geschubst, wobei ich ebenso hin fiel.
Erschrocken schrie ich für einen Moment auf und beobachtete die beiden Männer, wie sie verprügelt wurden. Es waren vier weitere Jungs, die mir zur Hilfe kamen und welche ich im Gerangel auch flüchtig wiedererkannte. Es waren die Jungs meiner Schule, was das ganze nicht großartig angenehmer oder ungefährlicher für mich machte. Ich sah zu meiner Tasche hinüber, zog sie zu mir und versuchte keinen Murks von mir zu geben. "Verpisst euch!" Hörte ich plötzlich jemanden aufschreien und die beiden Typen aus der Bahn, welche mir ans Leib wollten, rannten aus der Seitenstraße hinaus. Vor mir standen nun alle vier, nun konnte ich sie genauer mustern und direkt vor mir stand Johnny, der einzig mir bekannte der Truppe. Alle vier waren wirklich groß, blickten zu mir hinunter, hatten hier und da Schrammen, Blut oder gar blaue Flecken. Der vordere von ihnen zog seine Augenbrauen zusammen, legte sein Kopf schief und blickte gereizt zu mir hinunter. Ich umgriff verängstigt die Bänder meiner Tasche und stand hektisch auf, lief rasch an ihnen vorbei, zur Kreuzung zurück, drehte mich jedoch noch schnell um. Ausdruckslos betrachteten mich ihre Augenpaare und ich verbeugte mich tief vor ihnen.
Dann rannte ich weiter und wollte nur noch nach Hause.
..Fortsetzung folgt..
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Eine Fanfiction über unseren lieben Johnny?
Ja!
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