Kapitel 2: Besuch für den Prinzen
Zelda hörte eine ihr bekannt vorkommende und weibliche Stimme, doch sie nahm sie nur verschwommen war. Erst als sie aus dem Halbschlaf komplett erwachte und die Augen öffnete, konnte sie die Stimme verstehen.
"Bitte steh' endlich auf, Zelda ... Ich hab' dich schon zwei mal geweckt.."
Müde rieb sich das junge Mädchen die Augen und setzte sich langsam in ihrem Bett auf. Die Decke rutschte von ihrem Oberkörper und entblößte ein schlichtes, graues Nachthemd. "Ja...", murmelte sie.
Zelda brauchte ihre Zeit, bis sie sich die Haare gemacht hatte und in die Kleidung geschlüpft war, nur um sich letztendlich wieder an das Nähen von Kleidern zu setzen.
Das Mädchen, welches sie geweckt hatte, arbeitete mit ihr und war sehr still.
Sie war schlank, wunderschön, hatte lange glatte und blonde Haare, meistens zu zwei dicken Pferdeschwänzen geknotet. Ihr Gesicht war sehr zärtlich und man könnte meinen, ihre magisch violetten Augen hätten die Fähigkeit zu verzaubern ...
Ihr Name war Agnetha.
Zelda hatte sie in einer schweren Zeit von Hyrule gefunden. Es hatte geregnet, war sehr kalt und Agnetha hatte reglos unter einem durchgeweichten Gemüsekarren gelegen. Viele Menschen waren an Agnetha vorbeigegangen, doch nicht Zelda. Sie hatte sie mitgenommen, angekleidet und ihr zu essen gegeben. Seitdem half Agnetha in ihrer Schneiderei und machte jeden Abend heißen Tee. Doch seitdem Agnetha bei Zelda in der Schneiderei lebte, wurde der Herrscher von Hyrule, Link, noch herzloser zu seinem Volk.
Zelda nähte und nähte. Gerade arbeitete sie an einem schönen roten Kleid aus Seide. Sie wollte es sehr teuer verkaufen, denn dann könnte sie sich und Agnetha einen ganzen Monat lang versorgen. Seide war sehr teuer und Zelda konnte es sich nicht leisten, immer so viele Kleidungsstücke aus Seide zu fertigen. Und selbst wenn doch - es wäre auf Dauer rausgeworfenes Geld, denn nur die wenigsten konnten sich so teure Kleidung leisten.
Als die Glocken wie jeden Tag zu jeder Stunde schlugen, lehnte Zelda sich zurück und versuchte kurz die Anspannung aus ihrem Rücken zu treiben. Die Schneiderin atmete einmal tief durch und während sie sich streckte, zählte sie wie immer die Glockenschläge mit.
... 14 ... 15 ... 16 ...
Das blonde Mädchen lehnte sich wieder nach vorne und seufzte. Doch dann schreckte sie hoch.
"Komme morgen, wenn die Glocken zum 16. mal schlagen."
Bei der Arbeit war der Prinz ganz und gar in Vergessenheit geraten! So tollpatschig war Zelda sonst nie. Wahrscheinlich hatte sie es schon verdrängt gehabt, jedoch sollte sie sich jetzt schleunigst zum Schloss begeben, denn sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was Link mit Zuspätkommern machen ließ.
Zelda zog ihr bestes Kleid an und steckte sich schnell ein paar rosane Blümchen in das zu einem Dutt hochgesteckte Haar. Dazu hohe Schuhe , die das Kleid davon abhielten über den Boden zu schleifen.
"Ich muss weg!", rief sie laut, bekam aber keine Antwort. Das störte sie jedoch nicht, denn Agnetha sprach nie viel und ein eher unnötiges "Ja!" oder "Alles klar!" brachte sie nur sehr selten heraus.
Da Zelda nicht genug Rubine hatte, um sich ein Pferd leisten zu können, musste sie mit den hohen Schuhen den ganzen Pflasterweg zum Schloss gehen, was sich noch mehr hinauszögerte.
Doch dann war es endlich soweit. Zelda stand vor dem großen Schlosstor. Die große braune Tür öffnete sich von selbst und hinter ihr sah sie eine junge Frau. "Guten Tag."
"G-Guten Tag.."
"Bitte kommen Sie herein."
Die Tür wurde ihr vom Personal offen gehalten. Zelda bedankte sich nervös, während sie eintrat. Sie befanden sich im Schlossgarten. Meterhohe Statuen aus reinsten Gold standen dort, von Link, wie er wie ein Gott auf seinem Thron saß. Hohe Hecken, Gras und ein Pflasterweg führten zu dem eigentlichen Eingang zum Schloss. Auch klares Wasser plätscherte in den hohen Springbrunnen.
"Ihr seid zu spät", murmelte das Personal. "E-es tut mir leid...!"
Zeldas Magen zog sich zusammen.
"Hier entlang."
Zelda folgte der jungen Frau in das Schloss, welches von innen mit einem roten Teppich den ganzen Flur entlang ausgelegt war. Die Wände waren mit teuren Gemälden geschmückt. Der Flur kam Zelda endlos lang vor.
Das weibliche Personal führte Zelda erfolgreich zu dem von Link gewünschten Raum. Die Dame öffnete Zelda die Tür und ging zur Seite. Mit einer schwungvollen Bewegung mit dem Arm wurde Zelda von ihr gebeten einzutreten.
Zelda zuckte erschrocken zusammen, als die Tür hinter ihr in das Schloss zurückfiel. Sie sah einen großen Raum mit einem meterlangen Tisch. Der rote Teppich führte unter ihm hindurch. An den Seiten des Tisches saßen nur junge, hübsche Damen. Traurig und leer starrten sie allesamt auf die Köstlichkeiten vor ihnen auf dem Tisch.
Und ganz am Ende des Tisches saß Link auf einem besonders majestätischen Stuhl.
Der junge Mann hatte ein grünes Gewand mit einem blauen Schal an. Auf ihm war in karminrot das Wappen Hyrules zu sehen. Link stemmte die Ellbogen auf den Tisch vor ihm, hatte die Finger ineinander verschränkt und seinen Kopf darauf gelehnt. Er neigte diesen leicht, während er Zelda mit den meerblauen Augen beäugte.
Eine kurze, für Zelda sehr unangenehme Stille erfolgte.
"Setz dich", murmelte Link dann. Das Mädchen atmete aus und setzte sich auf den einzig freien Platz: am Ende des Tisches, gegenüber vom Prinzen.
"Du bist zu spät!" Link klang plötzlich wütend. Zelda musste schlucken, bevor sie erneut herausbrach, dass es ihr Leid täte.
"Ist ja jetzt auch egal...", zischte Link und löste seine Haltung. Er lehnte sich zurück und starrte sie eindringlich an.
"Bedien dich."
"Danke, Eure Hoheit."
Sie nahm sich ein Stück Torte, welche vor ihr auf dem Tisch stand und legte sie auf ihr teures Geschirr.
Zelda betrachtete die Frauen um sich herum, die mit den beiden am Tisch saßen. Link schwieg in dieser Zeit.
Bei näherer Betrachtung bemerkte Zelda, dass all diese Mädchen Puppen waren.
Puppen, die aussahen wie echte Menschen.
Ihre leblosen Blicke starrten auf das köstliche Essen. Mit Überwindung, da sie von Schmerzen in der Magengegend geplagt war, schob Zelda sich eine Gabel mit der Torte in den Mund. Sie wollte nicht, jedoch konnte sie nicht anders, als Link zu fragen:
"Eure Hoheit, was ... was machen all diese Puppen hier mit uns an diesem Tisch?"
"Könntest du bitte aufhören so fein zu reden!", Link klang wütend. "Es tut mir leid!", sagte Zelda schnell und erneut erstand eine Stille. Sie sah sich die Puppen an. Allesamt wären sie wunderschöne Mädchen ... Doch, was war das ? Eine der Puppen sah genauso aus wie eine von Zelda sehr gut bekannte Person! Diese zärtlichen Gesichtszüge, diese blonden Kunsthaare, wie sie zu zwei Pferdeschweifen geflochten waren und diese violetten Zauberaugen: Sie sah eins zu eins aus wie Agnetha. War das Zufall? Es konnte nur Zufall sein.
Doch Zelda wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Link sich von seinem Platz erhob. Aufgeschreckt beobachtete sie ihn wie er, während er auf sie zuging, mit den Fingern sanft den Rand des Tisches entlang strich, bis er sich von diesem trennen musste, weil nun die Plätze der Puppen im Weg waren. Während Link um den Tisch herum ging begann Zeldas Herz viel schneller an zu schlagen. Als Link bei ihr angekommen war legte er sanft seine Hände auf ihre Schultern und gab ihr ein Zeichen, aufzustehen. Als sie dies tat umarmte er sie sanft und legte seinen Kopf auf ihre Schulter.
"Ich weiß, dass du Angst hast, Zelda...", flüsterte er ihr in das Ohr.
In diesem Moment ... In diesem einen kurzen Moment ... blieb Zelda die Luft weg. Sie konnte spüren, wie sie rot wurde und ein schöner Schauer lief ihr innerhalb einer Sekunde über den Rücken, als sie seinen Atem spürte. Doch in der nächsten Sekunde fühlte sie nur noch Schmerz - denn Link hatte ihr sein Knie in den Bauch gerammt! Im selben Moment packte er sie grob am Hals und riss sie zu Boden. Sie begann zu schreien! Link trat ihr mit voller Wucht in den Bauch und sie krümmte sich am Boden. Link spuckte der kraftlosen Zelda in das Gesicht, lachte und fragte schreiend: "Na, immer noch so ängstlich, Zelda?" Erneut spuckte er sie an, schob dann den Stuhl vor auf dem sie gesessen hatte, nahm sich ihr Stück Torte und ass davon, während er seine Beine auf Zeldas reglosen Körper lagerte. "Zelda, Zelda, Zelda...", flüsterte er und sah ständig auf sie herab. Zelda war wie benommen, sie fühlte nur noch Schmerz. Warum hat Link das getan?
Nachdem er ihren Kuchen gegessen hatte, ging er einfach und ließ sie reglos am Boden liegen. Tränen liefen dem Mädchen über die Wangen, doch sie versuchte immer und immer wieder aufzustehen. Sie hatte Link nie ihren Namen genannt, woher kannte er ihn überhaupt? Doch dies tat nun nichts zur Sache. Zelda wollte hier nur noch weg. Mit Mühe und in Not schaffte sie es sich noch durch den langen Flur zu schleppen, doch letzten Endes brach sie dann doch noch vor dem Schloss zusammen. Alles verdunkelte sich um sie herum.
"Glaubst du nicht, sie ist zu stark?"
"Glaubst du nicht, sie wird dich vernichten?"
"Sie ist ein dummes Bauernmädchen oder so was! Sie weiß nicht, wer sie wirklich ist!"
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