~ 9. Kapitel ~
An diesem Tag war ich früh zurück ins Bett gekrochen, obwohl ich sonst eigentlich jemand war, der immer sehr lange wach blieb. Nachts konnte ich einfach besser denken und kreativ sein. Zu dieser Tageszeit hatte man seine Ruhe, seinen Frieden und niemand unterbrach einen. Danach hatte mir aber nach diesem schrägen Zusammentreffen definitiv nicht mehr der Sinn gestanden.
Nachdem ich zu Fuß nach Hause gelaufen war, um mich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen – und das obwohl es ein fast einstündiger Fußmarsch gewesen war – war ich körperlich und auch geistig so erschöpft gewesen, dass ich einfach nichts mehr hatte sehen wollen. Ich hatte mir schwer damit getan überhaupt einzuschlafen, aber irgendwann war es mir dann doch geglückt, wenn auch erst nach mehreren Stunden des Herumwälzens.
Der Sonntag zog sich wie Kaugummi und das obwohl ich erst gegen zwei Uhr am Mittag überhaupt wieder aufwachte. Eigentlich saß ich den ganzen Tag nur vor meinem Fernseher, schaute irgendeinen Kram auf Netflix, bei dem ich sowieso so abwesend war, dass ich überhaupt nichts von der Handlung mitbekam und aß dabei kalte Reste aus dem Kühlschrank. Gott, ich fühlte mich wie ein elendiger Teenager.
Natürlich hatte meine Schwester mehrfach versucht mich zu erreichen, aber ich reagierte weder auf die Nachrichten, noch auf die Anrufe. Sie konnte sich ja wohl denken, was das zu bedeuten hatte. Sie sollten mich einfach alle mal in Ruhe lassen. Aylin war vermutlich auch längst informiert, denn sie meldete sich den Tag über weniger bei mir. Bestimmt hatte Lina ihr schon alles gesteckt, wie immer.
Die Nacht auf den Montag war ich fast durchgehend wach, da mein Herz so sehr schlug, dass ich mich einfach nicht beruhigen und somit einschlafen konnte. Ich hatte Angst vor der neuen Arbeitswoche, Angst ihn wiederzusehen, ihm in die Augen zu blicken, in denen man sich allzu schnell verlor. Es würde ab sofort komisch zwischen uns sein. Hoffentlich würde er es nun einfach darauf beruhen lassen und jeder von uns tat einfach seine Arbeit und fertig. Ich würde das Thema jedenfalls auf keinen Fall mehr zur Sprache bringen, oh nein. Professionalität war nun das Zauberwort.
Ich hatte wohl noch nie so viel Make-Up in mein Gesicht gehauen wie an diesem Montagmorgen. Das Letzte was ich wollte war, dass er mir sofort ansah, dass mich sein Verhalten so fertig gemacht hatte. Diese Genugtuung wollte ich ihm auf keinen Fall geben. Zu meiner großen Überraschung war er, nachdem ich mich pünktlich ans Set geschleppt hatte, aber nicht einmal da.
Mark fluchte mehrfach – mal freundlicher, manchmal weniger – wieso er wieder so spät dran war. Erst über eine Stunde später als ausgemacht, trudelte er langsam ein. Ich sah ihn nicht an, ging ihm aus dem Weg, bekam aber mit, wie er sich bei Mark entschuldigte und meinte, dass sein Wochenende ziemlich übel gewesen war und er verschlafen hatte. Keine Ahnung, ob er mich bemerkt hatte, aber er klang nicht gut. Egal, nicht mein Problem. Ich suchte das Weite, versuchte mich mit irgendetwas zu beschäftigen, tat mehr, als ich eigentlich musste oder gar sollte.
Wir gingen uns den kompletten Tag aus dem Weg. Außer vor der Kamera bekam ich nichts von Benedict mit. Er ignorierte mich komplett, sah nicht einmal in meine Richtung. Wir mussten ständig unterbrechen, weil Ben offensichtlich nicht richtig bei der Sache war. Er vergaß seinen Text, es fehlten die passenden Emotionen, die passende Gestik – er wirkte völlig unkonzentriert. Es war wirklich seltsam, doch ich dachte nicht näher darüber nach. Er war mir egal, zumindest redete ich mir das ein.
Mir entgingen jedoch nicht die nicht gerade seltenen Seitenblicke, die Mark mir ab und an verstohlen aus den Augenwinkeln zuwarf. Er war zum Mittag hin fuchsteufelswild geworden, weil Benedict alles aufhielt – selbst Martin hatte ihn irgendwann erneut am Arm gepackt, zur Seite gezogen und energisch auf ihn eingeredet. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, aber es ging mich nichts an. Es war sein Bier. Ich machte hier nur meine Arbeit, mehr nicht.
Auch Mary sah ich fast den gesamten Tag nicht. Wenn dann huschte sie nur immer mal wieder eilig an mir vorbei, es schien ihr peinlich zu sein. Besser so.
Schlussendlich war dieser schreckliche Tag endlich vorbei, niemand behelligte mich großartig und ich war einfach nur froh, dass ich wieder nach Hause konnte, wo ich mich wieder verkriechen und Netflix widmen konnte. Wieder ignorierte ich Aylin und Lina, schrieb beiden nur eine kurze Nachricht, dass ich mich bald bei ihnen melden würde, ich einfach nur zu viel Stress hatte. Naja, ganz gelogen war das jedenfalls nicht. Ich war wirklich nicht in der Stimmung mit irgendjemand zu reden oder mir gar Ratschläge geben zu lassen. Ich wollte einfach nur alles verdrängen.
Trotz meiner ganzen guten Vorsätze – und ich war wirklich stolz auf mich, weil ich bisher fast jedweden Gedanken zu diesem ganzen Schlamassel erfolgreich verscheucht hatte – hatte meine Stimmung einen extremen Tiefpunkt erreicht und ich merkte selbst, wie miesepetrig und unausstehlich ich langsam aber sicher wurde. Zum Glück ließ ich aber niemanden daran teilhaben – bis zum nächsten Morgen.
Wie immer drückte ich mich an einem unserer bulligen Security Leute in feinem Anzug vorbei, die mich mittlerweile kannten und daher nicht mehr nach meinem Ausweis verlangten, sondern einfach nickten und mir Platz machten. Ich bahnte mir durch das hektische Treiben hindurch einen Weg zu Speedy's Cafe und wollte gerade daran vorbeigehen, als Mark auf einmal herauskam und mich sanft am Arm griff.
„Yasi, wir müssen kurz reden", sagte er und die Art wie er mich ansah, erschreckte mich beinahe.
„Hallo Mark, was ist denn los? Sitzt dir die BBC wieder wegen irgendetwas im Nacken?", fragte ich also sofort nach, versuchte lustig zu sein, scheiterte aber kläglich wie ich bei ihm sofort bemerkte, als er den Kopf schüttelte – ich wurde schnell ernst. „Was ist denn los?"
„Es tut mir wirklich leid, Yasi. Ich habe dich wirklich sehr gern, du bist echt ein toller Mensch, aber ich muss das leider tun", entgegnete er gequält lächelnd und ich spürte, wie meine Nervosität stieg.
„Was? Was musst du tun, Mark?"
„Du brauchst nicht mehr zu kommen, Yasi. Ich hätte dich ja angerufen, aber ich... wollte dir das lieber persönlich sagen, das ist das Mindeste, was ich tun kann. Du kannst wieder nach Hause gehen. Gib mir bitte deinen Ausweis und dann..."
„Was?! Du feuerst mich? Aber wieso? Ich... Warte...", unterbrach ich ihn verwirrt stammelnd, bis mir ein Gedanke in den Kopf schoss. „Es ist wegen ihm, nicht wahr? Wegen Ben!", fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich starrte ihn fassungslos an.
Er brauchte nichts zu sagen, ich sah ihm die Wahrheit an. Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ich ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen.
„Elendes Arschloch", zischte ich wütend, stapfte entschlossen an Mark vorbei, ließ ihn einfach stehen und steuerte auf die Tür mit der Aufschrift 221B darauf zu.
„Yasi, warte!", hörte ich Mark, der sich hinter mir wohl gerade aus seiner Schockstarre löste, doch ich ignorierte ihn vollends, betrat das Gebäude und hechtete die schmale Treppe nach oben – diese plötzlich aufkeimende Wut ließ mich jegliche Vernunft vergessen.
Und da erblickte ich ihn. Er stand direkt oben am Treppenabsatz, umringt von zwei Technikern aus dem Team und Martin, die gerade etwas zusammen zu besprechen schienen. Natürlich fuhren alle Köpfe sofort zu mir herum, nachdem ich mich mit solch einem Lärm und Tempo nach oben verfrachtet hatte. Benedicts Gesichtsausdruck verhärtete sich sofort, als er mich sah.
„Du Mistkerl! Was fällt dir eigentlich ein? Nur weil du der große Benedict Cumberbatch bist glaubst du, dass du mit einfachen Leuten wie mir machen kannst was du willst, was?", zischte ich aufgebracht und wild gestikulierend und es kümmerte mich einen Scheißdreck, dass ich ihm genau ansehen konnte, wie ihn jedes einzelne meiner Wörter traf. "Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie lange und hart ich dafür gekämpft habe, überhaupt mal so eine Chance wie diese hier zu bekommen? Verdammt nochmal! Wie kann man sich nur so unprofessionell verhalten, wenn man schon so lange in dieser Branche tätig ist wie du!"
Meine Stimme war während ich sprach immer lauter und lauter geworden und mir war sehr wohl bewusst, dass plötzlich eine drückende Stille rund um mich herrschte und mehrere perplexe Augenpaare auf mir ruhten, aber ich blendete sie vollends aus. Jetzt war es sowieso egal, ich war hier – leider – fertig, also konnte ich ebenso auch genau das sagen, was mir auf der Zunge brannte. Ich würde vermutlich keinen von den hier Anwesenden jemals wiedersehen. Ich war so wütend und aufgebracht, dass ich bereits zitterte und bebte – meine Hände waren schmerzhaft fest zu Fäusten geballt.
"Es tut mir leid, Yasi, aber...", brachte er es nach mehreren erfolglosen Versuchen auf einmal fertig zu sagen und sah mich dabei das erste Mal seit Samstag wieder so direkt an. Ich ließ ihn allerdings nicht ausreden.
Bevor ich noch einmal näher darüber nachdenken konnte, ging ich schnaubend auf ihn zu, hob meine Hand und klatschte ihm eine. Sein Kopf drehte sich wie im Film etwas zur Seite, er blinzelte ein paar Mal perplex und sah dann wieder zu mir – seine Wange glühte feuerrot.
"Wag es nicht mich nochmal so zu nennen. Nicht nach dieser Aktion... Ich hoffe wir sehen uns nie mehr wieder, Mr. Cumberbatch", sagte ich kühl, schenkte ihm einen letzten abfälligen Blick, machte dann auf dem Absatz kehrt und ging.
Erst als ich wieder ins Freie trat, wagte ich es wieder zu atmen. Ich holte tief Luft, verharrte kurz dort und ließ meinen Blick ein letztes Mal über den Anblick vor mir gleiten. Es machte mich wahnsinnig traurig, dass das bereits mein verfrühter Abschied von diesem Set war, aber vielleicht war es ja auch besser so. Das was sich hier abgespielt hatte, war wirklich einfach nur noch lächerlich.
Mein Kopf schwirrte. Zum Glück folgte mir niemand. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde ich mich gleich dafür schämen, weil ich überreagiert hatte. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Verbaut hatte ich es mir jetzt sowieso, aber nach so einem Vorkommnis hätte ich mir eh nicht vorstellen können, nochmal mit jemandem hier zusammenzuarbeiten.
Ich sah Mark auf mich zukommen, als ich gerade im Begriff war abzuhauen, doch als ich ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, blieb er sofort stehen. Natürlich konnte er am aller wenigsten etwas dafür, aber trotzdem. Ich wollte gerade wirklich nicht mehr darüber reden, also nickte ich ihm nur zu, was er auch umgehend erwiderte, bis er aus meinem Blickfeld verschwand und ich mich unter den Absperrungen unten durch quetschte.
Zuhause angekommen begriff ich erst so richtig, was ich gerade getan hatte. Scheiße. Das war schon eine Nummer gewesen und klar schämte ich mich jetzt dafür, aber es spielte ja keine Rolle. Ich seufzte, rieb mir zittrig mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken und entschied mich dann dafür, dass ich mich nach dem ganzen Mist der passiert war, doch mal wieder bei Aylin und Lina melden sollte. Kurzerhand entschied ich mich dazu, sie einfach in eine Telefonkonferenz zu packen. Es dauerte nicht lange und beide nahmen ab – völlig hysterisch. Und dann ließ ich die Bombe platzen.
"Ich habe Benedict Cumberbatch eine geklatscht."
~~~*~~~
Ich hatte eine Ewigkeit gebraucht, um Lina und Aylin alles zu erklären. So stumm hatte ich sie meiner Meinung nach noch nie erlebt. Vermutlich staunten sie beide nicht schlecht über meine Dummheit, aber sie sagten nichts diesbezüglich. Sie wussten beide nicht so wirklich, was sie dazu sagen sollten. Sie waren wohl genauso geschockt über das Verhalten von Benedict, wie ich selbst. Beiden hatten versucht, mich von meinem nächsten Vorhaben abzuhalten, aber natürlich hörte ich nicht.
Irgendwie war ich in dieser Bar gelandet. Ich konnte nicht mehr genau sagen wie, aber ich hatte trotz des skeptischen Barkeepers immer noch ein Cocktail bestellt, bis es mir schon auf dem Barhocker schummrig geworden war. Sich alleine betrinken. Super.
Irgendwann hatte ich bezahlt und mich auf den Weg nach Hause begeben wollen, aber ich konnte kaum noch geradeaus laufen. So viel hatte ich glaube ich noch nie getrunken, aber irgendwie war das wie ein logischer Impuls gewesen. Ich hatte einfach nicht mehr weiter gewusst und diese ständigen Gedanken, die nur noch darüber kreisten, machten mich noch wahnsinnig.
"Hey du Hübsche, mach mal langsam", quatschte mich einer der Kerle am Ausgang der Bar lachend an und grinste schief, als ich lediglich eine wegwerfende Handbewegung machte.
„Hau ab", murmelte ich, drängte mich an ihm vorbei und trat aus der stickigen und lauten Bar – meine Ohren klingelten.
„Lass mich dich doch nach Hause bringen, Süße. Du kannst ja kaum noch stehen", beharrte der breit gebaute Blonde und lief mir nach, wobei er mehr lief als ich – ich konnte nur noch torkeln.
„Ich... ich wohne grade um die Ecke und jetzt... verpiss dich!", fauchte ich, hielt kurz inne, stützte mich auf den Knien ab und sammelte mich kurz. Himmel, mir war so schlecht.
„Immer mit der Ruhe, Kleine. Ich will doch nur helfen", säuselte der Mann, griff mich auf einmal fest am Arm, zog mich zurück zu sich, ehe ich mich rechtzeitig wehren konnte.
„Lass mich verflucht nochmal los!", schrie ich panisch, schlug wild um mich, doch der Kerl lachte nur gehässig.
„Ich tu dir schon nichts, ich bin bloß ein besorgter Mitbürger mehr nicht", entgegnete er lachend – ich spürte bereits seinen Atem, so nahe kam er mir auf einmal. Mir rutschte das Herz augenblicklich in die Hose, denn so sehr ich auch gegen ihn ankämpfte, ich hatte lange nicht so viel Kraft. Ich hatte keine Chance.
Verunsichert sah ich mich um, doch ich konnte weit und breit niemanden sehen, also machte es auch keinen Sinn um Hilfe zu rufen. Es war schon sehr spät und dieser Ort lag ziemlich abgelegen hier, aber ich konnte meine Wohnung bereits sehen. Shit. Was sollte ich bloß machen? Dieser Typ führte mit Sicherheit irgendetwas im Schilde. Ich konnte nicht mehr klar denken, ich war froh, dass ich mich in diesem Moment nicht noch übergeben musste, mein Kopf tat furchtbar weh und alles drehte sich.
„Lass mich... einfach los, okay?", versuchte ich es erneut, erhob meine Stimme, so sehr ich es nur konnte, aber das klang selbst in meinen Ohren kläglich.
„Alles wird gut, Süße", sagte seine raue Stimme hinter mir nur und ich spürte, wie mir langsam Tränen in die Augen schossen, weil ich einfach nicht mehr wusste, was ich noch tun sollte – der Alkohol in meinem Blut und alle die vielen Ereignisse übermannten mich.
„Hey! Lass sie sofort los!", drang auf einmal eine aufgeregte, neue Stimme an meine Ohren, doch sie schien noch weiter weg zu sein. Hatte ich doch endlich jemanden auf mich aufmerksam machen können?
Es dauerte nicht lange und der Kerl wurde von mir weggerissen, woraufhin ich haltlos zu Boden stürzte. Es entstand ein Handgemenge um mich herum, aber ich konnte nicht genau sagen, was da vor sich ging, dafür war dieser harte, kalte Boden auf einmal doch viel zu angenehm. Ich ließ meinen Kopf zurück auf den Asphalt sinken, auf den ich gerade so unsanft aufgeschlagen war.
„Yasmin? Yasi?", ertönte wenige Augenblicke später die neu hinzugekommene Stimme direkt neben mir und als ich mehrfach blinzelnd die Augen aufschlug, sah ich drei Gesichter, die unmittelbar über meinen Kopf gebeugt waren – bis ich sie endlich zu seinem Gesicht zusammensetzen konnte.
„Ben? Was zum Teufel...", murmelte ich, wollte mich trotzig aufsetzen, dachte mein Hirn spielte mir einen üblen Streich.
„Sachte, sachte! Geht es dir gut? Komm, ich helfe dir", drang diese besorgte Stimme wieder zu mir durch, die sich verdammt echt anhörte, aber es konnte nicht Ben sein – wieso sollte er sich jetzt noch um mich scheren?
„Ich... brauche keine Hilfe", entgegnete ich trotzig und versuchte erneut wieder zurück auf meine Füße zu kommen, aber es misslang mir kläglich – ich seufzte.
„Ich bringe dich jetzt nach Hause", beschloss er einfach so, als er sah, wie sehr ich mich abmühte und ehe ich noch einmal die Gelegenheit bekam um zu protestieren, hatte er mich auch schon schwungvoll hochgehoben und eng an seine Brust gedrückt.
„Lass mich runter, du elender Vollidiot!", zeterte ich, sobald ich erkannte, was mein eingebildeter Ben tat – Gott, ich hätte wirklich weniger trinken sollen. Wenigstens hatte ich jetzt aber noch ein gutes Ventil für meinen Ärger gefunden! „Du weißt, dass du ein verdammtes, hinterhältiges Arschloch bist oder?"
Benedict setzte sich in Bewegung, ich blinzelte und sah wutschnaubend zu ihm nach oben – sein Blick ging ins Leere.
„Ja. Ja, das weiß ich. Glaub mir, ich weiß das", entgegnete er leise, blickte starr geradeaus und es lag etwas in seinem Gesicht, was ich nicht richtig deuten konnte – wenn es denn überhaupt das richtige der drei Gesichter war, die wild in meinem Blickfeld tanzten.
„Du bist so wahnsinnig sexy, lieb und alles, aber gleichzeitig auch so verdammt dumm, so dumm!", fuhr ich unbeirrt lallend fort, entschloss mich dazu, meine Schimpftirade auf den bloß eingebildeten Ben einfach so fortzusetzen, da ich sowieso längst nicht mehr begriff, was sich hier gerade abspielte – ich hoffte einfach nur auf das Beste.
„Ich... es tut mir leid", flüsterte Ben beinahe, etwas zögerlich, eilte dann mit mir über die Straße, sah besorgt kurz zu mir herab, ehe er wieder deutlich langsamer weiterlief.
„Ich hab dich wirklich gern, Ben. Mehr, als es gut für mich ist. Aber du... du...", brummte ich, schloss erneut meine Augen, konzentrierte mich auf seine langsamen Schritte, seinen unruhigen Herzschlag, den ich hörte und spürte, weil mein Kopf unmittelbar an seiner Brust anlehnte.
„Ich weiß. Gott, ich weiß, Yasi", hörte ich ihn noch frustrierend stöhnend sagen, ehe ich abdriftete und in einen unruhigen Schlaf verfiel, der gerade aber sowas von angenehm war – ich wehrte mich nicht länger dagegen.
Mit seiner warmen, tiefen Stimme in meinem Kopf und einem scheuen Lächeln auf meinen Lippen, was ich am nächsten Morgen mit großer Sicherheit verabscheuen würde, schlief ich in den warmen und angenehmen Armen von Ben ein, der gerade nur in meiner Vorstellung hier war. Wenigstens war er überhaupt irgendwie hier – hoch lebe der Alkohol.
~~~*~~~
Auf fanfiktion.de ist diese Geschichte nun fertiggestellt :) Wer will darf mich gerne auch dort unterstützen :) Wer freut sich jetzt schon auf eine Fortsetzung? ;)
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