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~ 8. Kapitel ~


Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass der Rest des Tages nicht das Schlimmste war, was ich jemals erlebt hatte. Irgendwann hatte ich aufgehört jeden einzelnen Mitarbeiter der BBC zu verfluchen, die Mark dazu gezwungen hatten, diesen verfluchten Drehtag einfach nicht enden lassen zu wollen. Jede Stunde, jede Minute, ja sogar jede Sekunde zog sich ins Unendliche und ich musste schwer an mich halten, mein Gesicht zu wahren. Ich wollte nun wirklich nicht vor der versammelten Mannschaft anfange zu heulen wie ein verdammter Schlosshund – und dabei wusste ich nicht einmal genau wieso. Es machte mich einfach fertig, dass Benedict mich seit diesem... Zwischenfall vollständig ignorierte. Ein paar Mal hatte ich sogar all meinen Mut zusammen genommen und hatte auf ihn zugehen wollen, aber jedes Mal war er mich rechtzeitig ausgewichen.

Offenbar hatte ich wirklich etwas falsch gemacht, auch wenn ich nicht so recht dahinter kam was. Entweder bildete ich es mir auch nur ein oder es entsprach der Wirklichkeit, dass sich Ben in den folgenden Szenen kaum etwas anmerken ließ, in den Pausen jedoch eine Fassade aus Stein aufwies.

Es herrschte definitiv eine angespannte Stimmung am Set, zumindest zwischen mir, Ben, Martin und Mark. Ich beobachtete ihn die ganze Zeit. Er redete mit jedem nur das Nötigste und während den kurzen Drehpausen, in denen das Set angepasst wurde, schien er in die Leere zu blicken, verlor kein Wort. Auch die Albereien hörten komplett auf. Martin versuchte ein paar Mal zu ihm durchzudringen, doch als Benedict nicht reagierte, gab er es irgendwann auch kopfschüttelnd auf.

So gut ich es hinbekam stürzte ich mich in die Arbeit, versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen, aber das wollte mir irgendwie nicht so richtig gelingen. Auch in meinem Umgang mit Mark war es irgendwie seltsam, aber weder ich noch er machte Anstalten das zu klären.

Ich vermied es bewusst auf mein Handy zu sehen oder gar die ganzen verschiedenen Social Media Kanäle zu betrachten. In weiser Voraussicht hatte ich mein Smartphone einfach direkt ganz abgeschaltet. Ich wollte mich wirklich keiner Versuchung aussetzen oder gar anderen unangenehmen Dingen ausgesetzt werden.

Bisher hatte ich jede Minute hier genossen, aber heute fieberte ich einfach nur dem Ende dieses grausamen Tages entgegen. Mein Blick schweifte beinahe permanent auf die große Uhr, die an der Wand hinter den Kameras prangte und als Mark schließlich endlich den lang ersehnten Feierabend verkündete, war es wieder einmal sehr spät. Die Uhr zeigte bereits zwei Uhr morgens.

Ich seufzte erleichtert auf und sah dann sofort zu Ben, der umgehend aufsprang und zur Umkleide eilte. Nein, ich würde ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Verflucht, ich wollte eine Erklärung für das alles hier. Was auch immer das war. Ich musste es wissen.

Kleinlaut verabschiedete ich mich vom Team, beeilte mich dann selbst meine Jacke und Handtasche zu holen und stellte mich dann an den Treppenabsatz. Mit wild pochendem Herzen lehnte ich mich dort an die Wand, umklammerte mit beiden Händen fest meine Handtasche und wartete. Das halbe Team drückte sich mit der Zeit an mir vorbei, ehe endlich die Person auftauchte, auf die ich eigentlich gewartet hatte.

Wieder in seinen Alltagsklamotten sah er beinahe aus wie immer, aber bei einem näheren Blick entging mir nicht dieser seltsame Ausdruck, der nun, nachdem er nicht mehr schauspielern musste, fast unverschleiert auf seinem Gesicht prangte. Er blickte auf sein Handy, wirkte sehr konzentriert, seine Stirn lag in Falten. Ich versuchte erst gleich gar nicht darüber nachzudenken, was er sich da wohl gerade ansah. Nein, besser nicht.

Er kam immer näher, also sammelte ich mich, holte noch einmal tief Luft und legte mir die Worte, die ich ihm entgegenbringen wollte, genauestens zu recht. Glücklicherweise hatte beinahe das gesamte Team bereits das Gebäude verlassen. Kein Wunder um diese Uhrzeit. Jeder wollte nun wohl einfach nur noch nach Hause, mich eigentlich eingeschlossen, aber ich wollte das heute noch klären. Musste es klären.

"Ben?", fragte ich zaghaft, als er bei mir angekommen und gerade im Begriff gewesen war, einfach an mir vorbeizugehen – sein Blick war immer noch auf das helle Display seines Handys gerichtet. "Können wir kurz reden? Ich... ähm... Über vorhin?"

Ich wartete kurz, aber er schien keine Anstalten zu machen mir zu antworten oder mich zumindest anzusehen. Noch immer starrte er auf sein Handy, hatte aber aufgehört zu tippen. Vielleicht überlegte er, was er sagen sollte? Immerhin war er ja stehengeblieben, das war doch schonmal gut oder? Auf jeden Fall ein Fortschritt zu den letzten Stunden am Set.

"Sag mir bitte, was da vorhin los war, Ben. Bitte, ich muss es wissen. Du...", setzte ich wieder an, kratze all meinen letzten Mut zusammen und versuchte meine Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen – was mir kläglich misslang.

"Nicht jetzt, ich bin auf dem Sprung", unterbrach er mich leichtfertig. Seine Stimme war kühl, aber bestimmend.

"Ich weiß, du willst sicher nur nach Hause, aber..."

"Gute Nacht, Yasmin", murmelte er knapp, ließ mich erneut nicht ausreden und ging dann zügig die Treppe nach unten, schenkte mir nicht ein einziges Mal auch nur für einen kurzen Augenblick seinen Blick, ließ mich einfach hier stehen.

Wie angewurzelt stand ich dort, starrte nach unten auf die längst geschlossene Tür, durch die er so plötzlich verschwunden war und schrie innerlich, weil sich mir einfach nicht eröffnen wollte, was das plötzlich für eine Kälte zwischen uns war.

~~~*~~~

Während des gesamten Heimwegs grübelte ich weiter darüber nach. Ich war gerade wirklich nicht in der Stimmung mich in eine volle U-Bahn zu setzen also hatte ich mich kurzerhand für ein Taxi entschieden, auch wenn die hier immer so sündhaft teuer waren.

Es war Freitagabend. Die Straßen Londons waren immer noch sehr voll. Während ich nach draußen blickte sah ich immer mal wieder Gruppen von Menschen, die sich amüsierten, das Wochenende einläuteten. Irgendwann ertrug ich es nicht mehr und sah weg.

Ja, es war Freitag. Das bedeutete, dass ich zwei lange Tage nicht die Chance haben würde mit Ben zu sprechen oder zumindest zu versuchen ihn endlich zu einem Gespräch darüber zu bewegen.

Immer wieder stolperte ich darüber, dass er mich bei meinem vollen Namen genannt hatte. Das erschien mir mehr als sehr seltsam, nachdem ich ihm als erstes angeboten hatte mich doch einfach Yasi zu nennen. Um ehrlich zu sein verpasste mir das einen ziemlichen Stich.

Kümmerte ihn das wirklich alles so wenig? War ich ihm auf einmal so egal, dass es ihn nicht störte, wenn auf einmal so eine Distanz zwischen uns herrschte? Klar, wir kannten uns noch nicht sehr lange – nach wie vor nicht – aber wir waren über die Zeit so etwas wie Freunde geworden oder etwa nicht? Hätte ich das alles wirklich so falsch interpretieren können?

"Wir sind da, Miss", riss mich der Taxifahrer aus meinen trüben, sich immer wieder wiederholenden Gedankengängen.

Schnell bezahlte ich dem Kerl den horrenden Preis, murmelte ein leises Gute Nacht und schleppte mich dann schweren Schrittes die Treppe hoch in meine Wohnung. Kaum dass die Tür hinter mir ins Schloss fiel, lehnte ich mich von innen gegen sie und ließ mich langsam daran herabsinken.

Da saß ich nun, im schmalen Flur meiner kleinen Wohnung, im Dunkeln und einem Gefühl der Ungewissheit, was mich langsam aber sicher umbrachte. Keine Ahnung wie lange ich hier schon so saß, als ich mich schließlich dazu entschloss doch mal mein Handy hervorzukramen. Nicht um etwas dummes zu tun, einfach nur, um mich mit irgendetwas abzulenken.

Mein Kopf brumme und meine Augen waren mittlerweile sehr schwer, ich war wirklich hundemüde, aber gleichermaßen auch immer noch hellwach. Nein, jetzt konnte ich sowieso nicht schlafen, niemals.

Gerade hatte ich mein Handy entriegelt und spielte mit dem Gedanken erst einmal etwas auf Netflix zu stöbern – vermutlich würde ich mich hier so schnell nicht wegbewegen – als es auch schon prompt massiv zu vibrieren begann.

Meine Augen weiteten sich in Unglauben, als ich sah, wie viele ungelesene Nachrichten mir entgegen leuchteten und wie viele Anrufe in Abwesenheit meinen Display schmückten.

Ich hätte damit rechnen müssen. Eigentlich hatte ich es längst gewusst, aber einfach nicht daran denken wollen. Scheinbar hatte sowohl Lina, meine kleine Schwester, als auch meine beste Freundin Aylin bereits davon gehört. Die beiden hatten sich eine rege Schlacht geliefert, wenn es darum ging, wer mein Smartphone am meisten zugespamt hatte. Gott, das Netz musste voll davon sein! Scheiße! Diese Art der Aufmerksamkeit wollte ich noch nie, ich war kein wirklicher Freund von diesem ganzen Social Media Kram und dann auch noch das!

Gerade war ich schon wieder dabei in Selbstmitleid zu ertrinken, bereute es mein Handy überhaupt angeschaltet zu haben, als es auf einmal anfing zu klingeln. Ein schneller Blick auf das Display verriet mir, dass es Lina war. Eigentlich hatte ich gerade wirklich wenig Lust mir ihr zu sprechen, aber gleichzeitig brauchte ich gerade wirklich jemanden, der mich etwas aufbaute und mir vielleicht sogar sagen konnte, was ich nun tun sollte.

Also zögerte ich nicht länger, nahm das Gespräch kurzerhand entgegen und hielt es an mein Ohr.

"Yasi! Endlich! Wieso zum Teufel hast du dein Handy aus! Was war da denn los bei dir? Das Netz ist voll davon! Wow! Ich meine wow! Du hast Benedict Cumberbatch geknutscht! Wieso hast du mich nicht mal eher angerufen? Ich habe immer nur mal etwas von Mum mitbekommen, ich will alles wissen, du musst mir alles erzählen, du musst auf jeden Fall...", plapperte und plapperte sie und bei jedem Wort spürte ich, wie ich immer mehr in mich zusammensank und schließlich all das zuließ, was ich den ganzen Tag mit aller Kraft zurückgehalten hatte.

Ich hörte gar nicht mehr hin was sie sagte, spürte wie die Tränen schlussendlich begannen zu fliesen, kämpfte nicht länger dagegen an. Mir war wohl entgangen, wie meine Schwester mitten im Satz abgebrochen hatte und es nun am anderen Ende plötzlich mucksmäuschenstill geworden war.

"Yasi? Gott, Yasi! Was ist denn los?", wollte sie sanft, aber sehr alarmiert von mir wissen, ehe wieder Stille zwischen uns einkehrte und ich mich kurz sammeln konnte.

Ich schluckte schwer, schluchzte laut auf, schloss meine Augen und lehnte nun auch meinen Hinterkopf an die harte, weiß lackierte Holztür.

"Ich... ich weiß es nicht", sagte ich so leise in mein Telefon, dass ich nicht einmal sicher war, ob sie mich überhaupt gehört hatte und begann dann zu erzählen.

~~~*~~~

Es war bereits später Nachmittag, als ich wieder aufwachte. Mir tat alles weh und meine Kopfschmerzen waren noch weitaus schlimmer geworden, als die Nacht davor. Ich hatte bestimmt bis um halb fünf mit meiner Schwester telefoniert. Sie hatte mir aufmerksam zugehört, denn obwohl sie eine Labertasche sondersgleichen war, war sie ebenso auch eine verdammt gute Zuhörerin. Glücklicherweise war sie nur marginal jünger als ich, darum verstand sie mein momentanes Gefühlschaos auch sehr gut.

Irgendwann war ich so erschöpft gewesen, dass ich mich von ihr verabschiedet hatte, allerdings hatte sie mich schwören lassen, nachdem ich ihr mein Herz ausgeschüttet hatte, dass ich mich unbedingt regelmäßig bei ihr melden sollte. Sie war wirklich sehr fürsorglich nur wusste ich nicht so recht, was ich von ihren Vorschlägen halten sollte – vor allem von ihrem Verdacht.

Ich seufzte, ließ mich zurück in mein weiches Kissen fallen und starrte müßig an die Decke. Je mehr ich über das Gespräch mit ihr nachdachte, desto mehr kam mir dieser vermaledeite Kuss zurück in den Sinn. Wie Ben dort gestanden hatte. Die nassen, in sich zusammengefallenen Locken, die ihm in der Stirn geklebten und getropft hatten. Das beinahe durchsichtige Hemd, was ihn fast hatte nackt wirken lassen. Ich spürte immer noch die leicht kratzigen, aber dennoch irgendwie angenehmen Stoppeln seiner etwas schlampigen Rasur auf meiner Haut.

Himmel, hatte Lina womöglich recht? Wie war das bloß passiert? Und vor allem wann? War ich wirklich so blind gewesen? Ich wusste es nicht...Es durfte einfach nicht sein. Aber was wenn doch?

So schnell würde ich mich nicht aus meinem Bett bewegen oder besser gesagt für den Rest des Tages überhaupt nicht mehr, also zog ich mein Notebook unter meinem Bett hervor und schaltete es ohne Umschweife ein.

Lina meinte ich sollte ihn anrufen und um ein Treffen bitten, aber ich hatte seine Nummer nicht. Wozu auch? Schließlich hatten wir uns in den letzten Wochen immer am Set gesehen, jeden Tag. Ich hatte einfach nie daran gedacht und eigentlich wollte ich Ben mit so etwas banalem auch nicht behelligen. Wozu sollte er auch meine Nummer wollen? Mal ehrlich...

Nein, ich würde nicht den Zwischenfall von gestern auf Twitter und Co. Revue passieren lassen, aber dennoch konnte ich es mir nicht mehr länger verkneifen ihn zu googeln. Was sollte ich auch sonst machen?

Bisher hatte ich das noch nie getan, also war ich wirklich sehr überrascht wie viele Interviews, Zeitungsartikel und Videos voll mit ihm waren. Ich vermied es allerdings tunlichst mir irgendein Interview auf YouTube anzusehen. Vermutlich könnte ich es nicht ertragen jetzt seine Stimme zu hören.

Nach ein paar weiteren Artikeln und kleinen Biographien über ihn, stolperte ich schließlich auf die Aussage, dass er aktuell keine Frau an seiner Seite hatte. Seine letzte Beziehung war vor noch gar nicht allzu langer Zeit in die Brüche gegangen, allerdings hüllte er sich in Schweigen, was dafür die Gründe gewesen war. Durchaus nachvollziehbar.

Hatte es vielleicht etwas damit zu tun? Rührte sein merkwürdiges Verhalten da her? Und wieso erleichterte es mich irgendwie etwas, dass er zur Zeit Single war?

Und dann stolperte ich über ein Bild von Ben in einem dunklen Anzug mit einer Krawatte und dieses Lächeln, was er darauf der Kamera schenkte. Verdammt, ich schaffte es gerade so, dass meine Augen nicht bereits wieder feucht wurden.

Eilig klappte ich mein Notebook wieder zu und bereute es sofort, dass ich ihn überhaupt gegoogelt hatte. Naja, wenigstens waren mir die Beiträge über den Kuss gestern erspart geblieben.

Nachdenklich sah ich auf den Wecker neben meinem Bett und blinzelte ein paar Mal verwirrt, als ich feststellte, dass es mittlerweile schon beinahe wieder sechs Uhr am Abend war. Ich hatte mich doch länger damit beschäftigt, als mir aufgefallen war.

Okay, also gut. Ich wusste ganz genau, dass mir das keine Ruhe lassen würde, ehe ich mit ihm gesprochen hatte. Bis ich wenigstens erfuhr, was sein verdammtes Problem war, wieso er sich so lächerlich verhielt...

Lina hatte mir auch dazu geraten, aber letzte Nacht erklärte ich ihr nur, dass ich das nicht wollte, ich es nicht für richtig hielt bei ihm einfach so aufzutauchen, aber in diesem Augenblick wurde mir klar, dass es nicht anders ging. Es musste sein.

Bevor ich doch wieder einen Rückzieher machen würde, stand ich auf, schlüpfte in ein frisches paar Jeans, ein neues Shirt und ging dann ins Bad, um mir eine Aspirin einzuwerfen. Kritisch beäugte ich mein Spiegelbild. Wow, ich sah echt fertig aus, da würde auch Schminke wohl nicht viel helfen, aber dennoch versuchte ich es.

~~~*~~~

Glücklicherweise hatte ich was solche Dinge betraf ein ziemlich gutes Gedächtnis. Nachdem ich mir zum wiederholten Male ein Taxi gerufen hatte, konnte ich dem älteren Mann sofort die Adresse nennen, zu der er mich auch schnell brachte. Für meinen Geschmack beinahe schon zu schnell, denn als ich wenige Minuten später nun vor seiner Wohnung stand, fühlte sich mein Hals wie zugeschnürt an und ich hatte mich immer noch nicht richtig entscheiden können, was ich ihm eigentlich sagen sollte.

Während meine Füße mich mechanisch und ohne mein wirkliches Zutun die kleine Treppe nach oben zu seiner Tür schleppten, dachte ich mir, dass er vielleicht ja auch gar nicht da war. Gut, sein Auto stand in der Auffahrt, aber vielleicht hatte ihn Henry ja auch abgeholt? Vermutlich hatte er selbst an den Wochenende kaum seine Ruhe. Es war eben ein durchaus zweischneidiges Schwert so gefragt zu sein.

Oben angekommen zögerte ich, starrte auf die Klingel, schluckte hart. Mein Herz raste und obwohl ich kurz davor war, doch einfach wieder zu kneifen, überwand ich mich dazu und klingelte zaghaft. Jetzt wieder unverrichteter Dinge abzuhauen wäre wirklich albern. Da ich nun hier war, konnte ich es genauso gut auch versuchen.

Nachdem erst einmal gar nichts passierte, kein Mucks an meine Ohren drang und ich auch bei näherem Hinsehen kein Licht durch die Fenster scheinen sehen konnte, war es ja auch schließlich immer noch möglich, dass er einfach nicht zu Hause war. Oder im schlimmsten Fall hinter der Tür stand, durch seinen Spion sah und keine Lust hatte mir aufzumachen.

Nach einigen verstrichenen Augenblicken klingelte ich erneut und wartete, lauschte in die absolute Stille und spielte gerade bereits schon wieder mit dem Gedanken wieder zu gehen – was ein gleichermaßen erleichtertes, aber auch enttäuschendes Gefühl in mir auslöste – als ich etwas hinter der Tür rumpeln hörte.

„Moment, ich komme", ertönte es gedämpft hinter der Tür hervor und wenige Sekunden später wurde sie dann auch schon aufgerissen und ein Ben mit nur einem Handtuch um die Hüften stand vor – mal wieder.

Er blinzelte ein paar Mal verwirrt, als er erkannte, wer da vor seiner Wohnung stand und dann wurde sein Gesicht wieder ernst und auch beinahe etwas panisch.

„Yasmin! Was machst du denn hier?", fragte er verwirrt, trat etwas nach draußen zu mir, obwohl das mit Sicherheit unangenehm war bei den aktuellen Temperaturen und lehnte die Tür etwas an – und er nannte mich wieder bei meinem vollen Vornamen.

„Ich... Ben, es tut mir leid, dass ich hier einfach so auftauche, aber ich würde wirklich gerne mit dir sprechen. Nur ganz kurz, dann bin ich auch schon wieder weg, versprochen", brachte ich direkt auf den Punkt, worum es mir ging und bemühte mich, nicht auf sein Erscheinungsbild zu achten – vermutlich hatte ich ihn gerade beim Duschen gestört, daher dieser Aufzug. Wobei... seine Haare waren nicht nass.

Nachdem er nur stumm auf den Boden zu seinen nackten Füßen starrte und zu überlegen schien, was er dem entgegenbringen sollte, sprach ich einfach – wenn auch zögerlich – weiter.

„Ich hätte ja angerufen, aber ich habe deine Nummer nicht und naja..."

„Yasmin, ich...", begann er zögerlich, sah mir zum ersten Mal seit dieser ganzen Sache wieder fest in die Augen, als von drinnen erneut Geräusche an meine Ohren drangen und Ben sich sofort unterbrach und beinahe panisch durch den Schlitz zwischen Tür und Schloss starrte.

„Ben?", ertönte eine offensichtlich weibliche Stimme zu uns nach draußen und mir gefror beinahe das Blut in den Adern. „Wer ist es denn?"

„Äh, bleib drin, ich komme gleich wieder", entgegnete Benedict schnell, sah etwas verzweifelt zwischen mir und der Tür hin und her, doch dann war es auch schon zu spät.

Die Tür öffnete sich wieder weiter und zum Vorschein kam die letzte Frau, die ich erwartet hätte. Es ließ sich nicht vermeiden, meine Augen weiteten sich beinahe in blankem Entsetzen und ich musste mich tunlichst darauf konzentrieren nicht wie ein auf Land gestrandeter Fisch zu japsen.

„Oh, äh... das ist jetzt etwas... peinlich", gluckste die Frau vor mir, grinste mich etwas entschuldigend an und spätestens da wusste ich, dass es nicht nur danach aussah, sondern auch wirklich so war.

Vor mir stand allen Ernstes Mary und zu allem Überfluss trug sie das Shirt, was Ben mir angeboten hatte, als ich diese eine Nacht bei ihm verbracht hatte. Ihr Haar war völlig zerzaust und verstrubbelt und es sah nicht so aus, als ob sie irgendetwas anderes tragen würde, außer diesem Shirt. Ich sah schlussendlich zurück zu Ben, der mich mit einer wilden Mixtur aus Emotionen in seinem Gesicht anstarrte, aber er sagte kein Wort.

„Sorry, ich komme wohl gerade ungelegen. Wir... ähm... egal, vergiss es einfach", zwang ich mich an ihn gewandt zu sagen, ignorierte dieses dumme Huhn einfach, wusste nicht mehr genau, woher diese Worte eigentlich gerade kamen.

So langsam wurde mir so einiges klar. Gerade diese dämlichen Anspielungen von Mary die ganze Zeit. Jetzt ergaben sie schließlich einen Sinn. Es tat mehr weh, als ich gedacht hätte. So hätte ich Ben wirklich niemals eingeschätzt.

„Yasmin...", flehte Ben beinahe, kam mir etwas entgegen, aber ich wich entschieden zurück, ehe er auch nur einen Schritt näher machen konnte.

„Nein, ist okay. Wirklich. Alles gut", versuchte ich so überzeugend wie möglich hervorzubringen, versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Bis Montag dann. Noch einen schönen Abend, Ben", setzte ich etwas kleinlauter hintendran und war in diesem Moment einfach nur froh, dass er wenigstens nicht noch ganz klischeehaft behauptete, dass es nicht das war, wonach es aussah.

Und dann drehte ich mich um und ging. Ich ging einfach, drehte mich kein einziges Mal mehr um, versuchte nicht daran zu denken, was sich da gerade abgespielt hatte. Benedict tat gut daran, mir nicht nachzugehen. Ich meinte ihn noch einmal meinen Namen rufen zu hören, aber ich war mir nicht sicher, war zu sehr in meinen Gedanken. Gut, dass er mich so nicht mehr sehen konnte. Meine Tränen übermannten mich erneut, doch ich wischte sie wütend mit meinem Handrücken weg.

Ich war wütend auf Ben, wütend auf diese falsche Schlange Mary und vor allem wütend auf mich, weil ich einfach nicht kapierte, was dieses ganze Gefühlschaos tief in meinem Herzen eigentlich sollte und wo es bloß herkam.

Wenn ich irgendetwas aus dieser ganzen Sache ziehen musste, dann die Bestätigung, dass Lina recht gehabt hatte – leider änderte das aber rein gar nichts. Und vermutlich war es wohl auch besser so.

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