~ 4. Kapitel ~
Auch dieser zweite Tag in meinem Praktikum ging nach dieser kurzen Mittagspause sehr schnell vorbei. Ich fühlte mich mittlerweile schon so angekommen und akzeptiert im Team, dass es mir beinahe so vorkam, als ob ich bereits mehrere Wochen hier tätig war. Es schien das Normalste der Welt zu sein hier mit diesen unglaublichen Leuten zusammenzuarbeiten, die ich bisher nur aus dem Fernseher gekannte hatte und dabei war es immer noch erst der zweite Tag in meinem unglaublichen Praktikum.
Ich hatte seit diesem Zwischenfall im Hinterhof nicht mehr mit Ben alleine gesprochen, aber dennoch wirkte er ganz normal. Auch Martin gegenüber. Ich hatte keine Ahnung, was ihm da vorhin über die Leber gelaufen war, aber vielleicht hatte es auch gar nicht daran gelegen. Vielleicht war er generell von irgendetwas genervt gewesen.
Nachdem Mark den heutigen Drehtag um exakt sechs Uhr für beendet erklärte, nachdem die letzte Szene, die für heute eingeplant gewesen war deutlich schneller als gedacht über die Bühne gegangen war, herrschte wieder reges Treiben am Set. Ich besprach gerade noch mit Steven einige Dinge für morgen, als er sich schlussendlich auch von mir verabschiedete, mir noch einen schönen restlichen Abend wünschte und ich langsam zur Garderobe ging, um mir meine Handtasche zu holen. Gerade überlegte ich, was ich heute noch machen könnte, nachdem ich nun um einiges früher Feierabend hatte als angenommen, als ich hinter mir schwere Schritte hörte, ehe Ben neben mir auftauchte und mich anlächelte.
„Hi", sagte er schlicht, schnappte sich seine Lederjacke und zog sie sich behände über.
„Hi", murmelte ich leise zurück und musterte ihn kurz. Er schien gerade erst aus der Maske gekommen zu sein und sah nun ohne das ganze Make-Up und den Mantel nach dieser kurzen Zeit schon wieder aus wie einfach nur Ben, auch von der Körperhaltung her – diese Verwandlung war wirklich faszinierend.
„Ist... äh... alles okay bei dir?", fragte ich kurzerhand und tat dabei so, als ob ich etwas in meiner Tasche suchte, was natürlich nicht der Fall war.
„Klar, wieso auch nicht?", antworte er schnell, ich spürte seinen aufmerksamen Blick auf mir.
„Naja, du schienst vorhin etwas... aufgebracht. Tut mir leid, wenn ich...", begann ich etwas verunsichert, weil ich nicht genau wusste, was ich darauf nun sagen sollte, doch er unterbrach mich.
„Ach so, das meinst du. Nein, es ist alles in Ordnung und das hatte auch nichts mit dir zu tun", stellte er hastig klar, woraufhin ich nun doch aufsah und mich direkt in diesen graublauen Augen verlor, die mich intensiv musterten.
„Hm, okay, na dann", entgegnete ich nur achselzuckend, zog mein Handy hervor und schaute nach, ob ich in den letzten Stunden etwas verpasst hatte, was mich eigentlich überhaupt nicht interessierte, aber dieses Gespräch hatte wieder einmal diesen unangenehmen Touch – da knurrte unvorhergesehen mein Magen. „Oh Gott", brummte ich und musste auf einmal lachen, weil dieses verhasste Geräusch so laut gewesen war, dass es mich selbst überrascht hatte.
„Ich glaube das ist dann wohl meine Schuld", meinte Ben nun selbst lachend und sichtlich amüsiert über mein Unbehagen aufgrund dieser Situation.
„Wieso denn deine Schuld? Ich hätte etwas zu Essen mitbringen sollen, ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen", meinte ich und sah wieder zu ihm hoch.
„Heute gab es nur diese eine kurze Pause und die haben Martin und ich dir gut verbaut. Sorry dafür", meinte Ben, lehnte sich mit verschränkten Armen etwas an die Wand und ließ mich nicht aus den Augen.
„Kein Problem, ich werde jetzt wohl besser erst einmal etwas zu essen besorgen, also...", erwiderte ich nur achselzuckend, fand es irgendwie komisch, dass Ben nun jetzt doch wieder so locker über das sprach, was ihn vor ein paar Stunden offensichtlich noch ziemlich aufgeregt hatte.
„Hey, warte, Yasmin", hielt mich Ben zurück, als ich gerade im Begriff war mich von ihm zu verabschieden. „Ich wollte heute Abend sowieso in Ruhe etwas kochen. Komm, ich lade dich ein, das bin ich dir schuldig."
Wie um seinen Vorschlag noch weiter zu untermauern, legte er mir seine rechte Hand auf die Schulter und stand auf einmal so nah vor mir, dass ich bereits sein Parfüm riechen konnte. Ein Hauch von Orange. Mein Mund wurde plötzlich ganz trocken.
„Du... kochst gerne? Ist dir das nicht zu zeitaufwendig bei deinem Job?", wich ich aus, weil ich beim besten Willen nicht wusste, was ich nun davon halten sollte. Was antwortete man auf so etwas?
„Wenn die Zeit es mir erlaubt, ja. Das entspannt mich immer sehr und hilft mir einen klaren Kopf zu bekommen. Klingt vielleicht albern, aber ist tatsächlich so. Also? Was sagst du?"
Nervös biss ich mir auf meiner Unterlippe herum, während ich innständig hoffte, dass er das nicht bemerken würde. Wieso fragte er mich das? Wieso sollte er sich die Mühe machen, eine Praktikantin zu bekochen?
„Ben, ich weiß nicht ob...", begann ich vorsichtig, blickte ihm scheu in die Augen, doch als ich das Aufblitzen in ihnen sah, wusste ich schon wieder ganz genau, dass ich längst verloren hatte.
„Ach komm schon, nur ein Essen, nur ein Abend unter Kollegen. Ist doch nichts dabei", ließ Ben auch wie erwartet nicht locker, drückte mit seiner Hand, die immer noch auf meiner Schulter lag, leicht zu. „Lass es mich wieder gut machen, bitte."
„Oh Mann, Ben. Gut, du hast recht, ich gebe mich geschlagen. Mal wieder, auch wenn es echt überhaupt nichts gibt, was du wieder gut machen müsstest", antwortete ich also und rollte nur mit den Augen, behielt meine Fassade oben, obwohl ich innerlich ausflippte.
„Wunderbar, dann komm! Fahren wir", sagte er daraufhin strahlend, ließ von mir ab und stürmte nach unten.
Gott, was machte ich hier eigentlich? Ich hatte mich auf ein Essen mit Benedict Cumberbatch eingelassen – bei ihm zu Hause. Tausende Fans würden mich dafür umbringen. Und ich mich selbst gerade am liebsten auch.
~~~*~~~
Die Fahrt über schwiegen wir fast dauerhaft. Ich linste immer mal wieder versohlen zu ihm rüber, aber Ben schien vollends in Gedanken versunken zu sein. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob er sich überhaupt noch der Tatsache bewusst war, dass ich immer noch neben ihm saß. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen zuzustimmen? Mein Herz raste sowieso schon die ganze Zeit durchgehend, seit ich erneut zu ihm in den Wagen eingestiegen war und mich dieser typische männliche Geruch umfing oder besser gesagt diese typische Ben-Note. Gott, allein schon, dass ich darüber nachdachte wie er roch... Was war nur los mit mir? Himmel, ich hätte mich niemals darauf einlassen dürfen.
„Ben?", fragte ich vorsichtig und ich meinte zu sehen, wie er kurz zusammenzuckte. „Entschuldige, ich wollte dich nicht...", sagte ich schnell, doch er wandte sich zu mir und lächelte entschuldigend, weswegen ich mich sogleich unterbrach.
„Ich war gerade wo anders, sorry. Offensichtlich bin ich mehr müde als gedacht", gestand er, sah zurück auf die Straße und bog in die nächste Straße ein – wir fuhren ganz klar mitten in das Zentrum der Stadt.
„Vielleicht solltest du mich doch besser einfach absetzen. Ich will dich nicht aufhalten", schlug ich umgehend vor, spürte seinen forschenden Blick wieder auf mir ruhen, doch er blieb kurz stumm, ehe er erneut sprach.
„Du hältst mich nicht auf, Yasmin. Ich bin froh, wenn ich heute Abend noch etwas Gesellschaft habe, ehrlich", meinte er schließlich und klang dabei wirklich aufrichtig. „Außerdem sind wir jetzt sowieso schon da."
Bevor ich darüber nachdenken konnte, was er da gerade gesagt hatte, fuhr er auch schon langsamer und fuhr schließlich eine kleine Auffahrt nach oben, ehe er den Motor gänzlich abstellte. Sogleich schnallte er sich ab, stieg aus und ging um seinen Wagen herum, um mir wie immer höflich die Tür zu öffnen. Neugierig stieg ich aus und sah mich um. Auf den ersten Blick wirkte dieses Viertel wie eine ganz normale Wohngegend, aber trotzdem erkannte man mit einem geschulten Auge schnell, dass dem nicht so war. Alles wirkte viel hochgestochener, exklusiver und dennoch heimelig auf eine gewisse Art und Weise. So wohnte also Benedict Cumberbatch hier, mitten vor den Augen aller Leute und dennoch unsichtbar.
„Komm, lass uns reingehen", sagte Ben, ging dann vor, stieg die paar Stufen zu seiner Wohnung nach oben und schaltete im Flur das Licht an.
Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war und ich mich näher umsah, sah ich sofort, dass Wohnung eigentlich der falsche Ausdruck war. Eigentlich war es viel mehr ein kleines Reihenhaus. Der Flur war lang gezogen und modern eingerichtet, wenn auch etwas spartanisch. Mehrere Türen bogen von diesem ab und eine kleine Wendeltreppe führte nach oben in ein weiteres Stockwerk. War diese Räumlichkeit nicht eigentlich viel zu groß für eine Person allein? Naja, es war nicht meine Aufgabe das zu beurteilen.
„Wenn du möchtest geh doch schon einmal vor in die Küche. Die letzte Tür links. Ich ziehe mir kurz etwas anderes an, wenn es dir nichts ausmacht", schlug er vor, sein letzter Satz klang wie eine vorsichtige Frage, aber natürlich nickte ich nur schnell. „Gut, fühl dich wie zu Hause, ich bin gleich wieder da", erwiderte er und sprintete dann auch schon hastig die Treppe nach oben – vermutlich zu seinem Schlafzimmer.
Fühl dich wie zu Hause. Scherzkeks. Wie sollte ich mich bitte hier in seiner Wohnung wie zu Hause fühlen? Ich hatte das Gefühl jede Sekunde einen Herzinfarkt zu erleiden. Okay, ich musste mir wohl dringend eingestehen, dass ich diesen Kerl langsam wirklich anzusehen schien wie eines dieser Fangirlies. Dieser Gedanke machte mich unheimlich nervös, ich schluckte schwer und dabei wusste ich nicht einmal so genau, woher das eigentlich kam. An Ben an sich lag es meiner Meinung nach eigentlich nicht, dass ich mich so seltsam fühlte.
Ich sah mich noch eine Weile um, musterte im Vorbeigehen die wenigen Bilder, die an seinen Wänden hingen, riss mich dann aber hastig wieder von ihnen los – schließlich ging mich das nichts an. Ich wollte seine Privatsphäre nicht verletzen. Generell konnte man aber sagen, dass sein zu Hause wenig Persönliches von ihm aufwies. Wenn ich nicht gewusst hätte, wer hier wohnte, wäre ich wohl nie darauf gekommen. Außer den wenigen Bildern im Flur war alles wirklich sehr überschaubar.
Die Küche war sehr modern gehalten, aber genauso beinahe klinisch wie der Teil der Wohnung, den ich bereits gesehen hatte. Etwas verunsichert setzte ich mich auf einen der Barhocker an die Theke und wartete in der absoluten Stille, bis Ben wieder kommen würde.
„So, da bin ich wieder. Sorry, aber ich brauchte wirklich dringend frische Klamotten", kam es sogleich von hinter meinem Rücken, woraufhin ich mich umdrehte und zu Ben sah, wie er im Türrahmen lehnte.
„Das ist nicht dein ernst", brachte ich lediglich zustande, sah ihn mit geweiteten Augen an und so wie er mich im Gegenzug frech angrinste wusste ich sofort, dass das Absicht gewesen war.
„Doch, das ist mein voller ernst. Ich hasse dieses Shirt eigentlich, aber ich dachte mir schon, dass es dir gefällt", stichelte Ben, kam nun zu mir in die Küche und lehnte sich mir gegenüber mit dem Rücken an die Theke.
„Das hast du dir mit Sicherheit aber doch nicht selber zugelegt oder?", wollte ich ungläubig wissen und scheinbar spielte mein Blick genau diese Mischung von verschiedenen Empfindungen wider, die mich gerade durchliefen. Ich hörte nur sein tiefes Lachen.
„Nein, wohl kaum. Das war ein Geschenk von Martin, er fand das äußerst lustig – genau wie der Rest des Teams auch. Ich wurde gezwungen das einen ganzen Abend nach Drehschluss zu tragen. Die Fans fanden das wohl auch sehr amüsant", erklärte er immer noch breit grinsend. „Also, ich hoffe du fühlst dich geehrt, dass ich das deinetwegen ganz am Boden meines Schrankes wieder rausgefischt habe."
Ich spürte, wie auch mein Grinsen immer breiter wurde, während ich noch einmal auf seine Brust starrte und den Aufdruck begutachtete. Dort stand genau wie damals im selben Stil wie in der Serie I AM JOHN LOCKED. Es war einfach zum Schießen. Wo zum Teufel hatte Martin bloß dieses Shirt aufgetrieben?
„Ich glaube du musst heute nachsichtig mit mir sein, Ben. Wenn ich mal unkontrolliert anfange zu lachen, wenn ich dich von vorne sehe, dann verzeih mir das bitte. Aber das...", warnte ich ihn vor, deutete erneut auf sein Shirt und kicherte leise. Das war so verdammt peinlich, aber ich konnte einfach nicht anders.
„Ist notiert und genehmigt", erwiderte Ben schelmisch zwinkernd. „Wenn ich dich dadurch noch etwas öfter lachen höre, war es das auf jeden Fall wert."
Ich hätte schwören können, dass ich etwas errötete – hoffentlich hatte er das nicht gesehen.
~~~*~~~
Die Küche von Ben war ziemlich groß und ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich so gerne kochte, aber bei den gezielten Handgriffen, die er machte, um sich die Dinge zu holen, die er suchte und wie er die Küchenutensilien handhabte merkte man schnell, dass er das wirklich ernst gemeint hatte. Nun saß ich hier – ich durfte ihm nicht helfen, das hatte ich schwören müssen – und trank einen lieblichen Rotwein, den er mir angeboten hatte. Ben selbst hatte sein Glas neben dem Herd stehen und nahm immer mal wieder einen Schluck, während er die Zwiebeln klein schnitt und Wasser aufsetzte.
„Was genau wird das jetzt eigentlich? Wenn ich dir schon nicht helfen darf verkünstelst du dich hoffentlich nicht zu sehr?"
„Nichts Besonderes, ich hoffe du magst Pasta", meinte Ben, goss etwas Olivenöl in einen kleinen Topf und gab Salz in das Wasser des anderen Topfes.
„Wer mag denn bitte keine Pasta?", fragte ich bestürzt, beobachtete sein Treiben und erwischte mich immer mal wieder dabei, wie ich auf seine muskulösen Arme starrte.
„Wenn du wüsstest", sagte Ben nur und grinste mir über die Schulter zu – ich sah mich erst einmal genötigt einen weiteren, großen Schluck Wein zu nehmen. Mein Hirn spielte langsam aber sicher völlig verrückt.
Kurze Zeit später saß ich in seinem Esszimmer, welches mit dem Wohnzimmer verbunden war. Er hatte mich vorgeschickt, da er der Ansicht war, dass ein guter Gastgeber seinen Gästen das Essen servieren sollte.
Auch dieses große kombinierte Zimmer war irgendwie seltsam. Gut, er hatte einen großen Esstisch mit einer massiven Glasplatte, ein gut gefülltes Bücherregal, ein gemütlich aussehendes Sofa, einen gigantischen Flachbildfernseher, aber alles wirkte hier noch mehr steril als im Rest des Hauses.
„Und da wären wir. Ich hoffe es schmeckt dir", sagte Ben strahlend, als er mir den Teller vor die Nase stellte, ehe er sich selbst auf seinen Platz mir gegenüber setzte. „Möchtest du noch etwas Wein?"
„Ja, sehr gerne. Danke", antwortete ich hastig – vermutlich zu hastig, aber das war mir in diesem Moment egal.
Ohne noch etwas Alkohol wusste ich nicht, ob ich den Abend durchstehen würde. Ich war mir nicht sicher, ob ihm das überhaupt aufgefallen war, als er sofort nach der neuen Flasche griff, sie gekonnt öffnete und uns beiden großzügig einschenkte, ehe er sie in einen Kühler gleiten ließ.
„Lass es dir schmecken."
„Danke, du auch. Es riecht wirklich super."
Ich hatte Angst davor gehabt, dass das Essen ähnlich schweigsam werden würde, wie im Auto vorhin, aber glücklicherweise war es das nicht. Seit wir in der Küche angekommen waren, wirkte er irgendwie anders. Losgelöst. Er schien diesen Abend wirklich zu genießen. Wir redeten über allerlei Dinge, vieles davon war relativ belanglos, aber das störte mich nicht im Geringsten, es war einfach fantastisch so offen mit ihm zu reden. So, als ob ich ihn schon seit Ewigkeiten kennen würde. Die Anspannung fiel langsam aber sicher von mir ab und ich fühlte mich in seiner Gegenwart ungemein wohl.
„Wow, das war echt klasse. Du kannst echt gut kochen", lobte ich ihn, lehnte mich pappsatt auf meinem Stuhl zurück und seufzte. „Ich befürchte, dass du mich später wirst nach Hause rollen müssen."
„Danke für dein Lob, es freut mich, dass es dir so gut geschmeckt hat. Ich mache das wirklich gerne, ich hatte aber auch eine gute Lehrerin", sagte Benedict, stand auf und verschwand hinter meinem Rücken.
„So? Wen denn?"
„Meine Mutter. Anfangs fand ich das äußerst uncool, aber je älter ich wurde, desto eher wusste ich es zu schätzen, dass sie mir so viele Dinge beigebracht hat und wie gesagt manchmal spüre ich einfach das Verlangen danach nach einem anstrengenden Arbeitstag etwas zu kochen", berichtete Ben und als ich mich schon fragte, was er da eigentlich trieb, ertönte leise Musik. Er kam zurück zu mir und setzte sich wieder.
„Du magst Coldplay?", platzte es sofort aus mir heraus, als ich die ersten Akkorde natürlich umgehend erkannt hatte.
„Mögen? Ich liebe diese Jungs. Sie sind einfach unfassbar gut."
„Wow, wer hätte das gedacht. Sie sind schon seit Jahren meine absolute Lieblingsband. Ich wollte schon immer mal auf ein Konzert von ihnen gehen. Sie sollen live wirklich gut sein, aber leider sind die Tickets immer so teuer", meinte ich achselzuckend und versuchte mich etwas zu beruhigen, um mich nicht doch noch wie die größte Vollidiotin zu verhalten. Wahnsinn, dass Ben diese Band auch so zu mögen schien!
„Tja, alles Gute kommt eben aus Großbritannien", entgegnete Ben nach einer Weile, sah mich aber immer noch aufmerksam an. So wie er mich gerade musterte, erinnerte er mich sehr stark an Sherlock. Es arbeitete in seinem Kopf, das sah ich ihm deutlich an.
„Eingebildeter geht es auch nicht mehr oder? Ihr Briten, wirklich...", scherzte ich und rollte gespielt mit den Augen.
„Du kennst doch sicher die Gerüchte über uns. Wir sind eben ein Völkchen für sich", stimmte er ein, räusperte sich dann aber und setzte sich wieder etwas aufrechter hin. „Hör mal, ich habe noch eine Frage an dich."
„Die da wäre?", fragte ich, wurde wachsam bei der plötzlichen Veränderung seiner Haltung.
„Naja, ich werde morgen nicht am Set gebraucht. Da stehen die Szenen ohne mich an, darum ist auch größtenteils nur das Team der Second Unit anwesend. Ich glaube Martin hat auch noch etwas abzudrehen, aber nicht viel... Darum geht es ja aber auch gar nicht", sagte er schnell, lächelte mich etwas entschuldigend an, ehe er fortfuhr. „Jedenfalls bin ich nicht am Set und habe daher einen Termin im Tonstudio."
„Das klingt ja spannend!"
„Ja, ist es auch. Ich wollte schon immer mal meine deutsche Stimme kennenlernen und wie der Zufall es so will, habe ich morgen dieses Treffen mit dem Mann, der mich spricht. Bisher habe ich noch nicht viele Synchronsprecher getroffen, aber dieser Mann möchte ein paar Tipps für die neue Staffel und natürlich habe ich dann sofort zugestimmt."
„Wow! Das ist wirklich ein Zufall, dann kannst du vielleicht ja direkt ein paar Worte Deutsch lernen", erwiderte ich, meinen Augen wurden groß.
„Vielleicht ja, aber dafür habe ich ja eigentlich schon dich", sagte Ben dieses Mal etwas leiser und sah kurz auf seine Finger, die etwas auf der Tischplatte trommelten. War er etwa nervös? „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du Lust hättest mitzukommen. Das wäre doch sicherlich auch für dich sehr interessant, gerade was auch dein Studium betrifft. Warst du schon einmal im Tonstudio?", wollte er wissen, sah wieder zu mir auf und fixierte mich mit seinen Blicken.
„Ich... äh... nein, bisher nicht, aber... Ben, das geht nicht. Ich habe doch den Vertrag mit BBC, ich muss am Set sein und Mark...", stammelte ich beinahe, wusste nicht recht was ich von diesem Angebot halten sollte.
„Das ist alles geklärt. Ich habe heute schon mit Mark gesprochen, er sagt es wäre kein Problem", unterbrach er mich rasch, blinzelte ein paar Mal, sprach dann aber weiter. „Sorry, ich will dich nicht dazu zwingen natürlich, ich dachte nur ich kläre das schon einmal ab. Für den Fall der Fälle, meine ich."
Ich sah ihm an, dass er zu ahnen schien, dass mich das alles gerade etwas überrumpelte. Die Wahrheit war, dass sein Angebot nicht einmal wirklich der Grund dafür war, dass ich zögerte. Viel mehr war es die Tatsache, dass er sich gerade wirklich seltsam benahm oder bildete ich mir das nur an? Ich meine, eigentlich kannte ich ihn ja gar nicht wirklich, aber...
„Ben, ich... äh..."
Was sollte ich sagen? Gott, dieses Angebot reizte mich wirklich, aber ich war mir absolut nicht sicher, ob ich es wirklich annehmen sollte. Was sollte ich ihm also sagen?
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