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~ 15. Kapitel ~


Als es am nächsten Morgen klingelte, saß ich bereits seit einigen Minuten vollkommen fertig in meiner schmalen Küche an dem einfachen weißen Klapptisch. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich ruckartig auf, nahm hastig den letzten Schluck aus meiner Kaffeetasse und schnappte mir dann meinen kleinen Trolley, in den ich alles was ich für dieses Wochenende und die Drehtage in Cardiff benötigte gepackt hatte.

"Ja?", krächzte ich nervös in die Gegensprechanlage, obwohl ich ganz genau wusste, wer um schlag acht Uhr unten vor meinem Wohnhaus stand.

"Guten Morgen Yasi, ich bin es."

"Morgen Ben, ich komme runter", antwortete ich sofort, spürte aber die angenehme Wärme, die aufgrund seiner tiefen Baritonstimme meinen gesamten Körper durchzog.

Selbstverständlich entrüstete er sich umgehend darüber, dass ich ihn nicht hatte den Koffer runtertragen lassen, auch wenn er kurz darauf selber merkte, dass das Ding wirklich kein Gewicht hatte, schließlich waren darin fast nur Klamotten. Ich gab ihm nur einen beschwichtigenden Kuss und er gab sich dann damit zufrieden den Koffer zum Auto zu bringen und dann in den Kofferraum hieven zu können – das wiederrum geschah sehr zum Missfallen von Henry.

Henry war mir gegenüber freundlich wie auch schon beim letzten Mal, aber an diesem Morgen hatte ich den Eindruck, dass er es auch wirklich aufrichtig meinte oder zumindest bildete ich mir ein das so wahrzunehmen.

"Fahren wir mit dem Auto nach Cardiff?", fragte ich Ben leise und betrachtete verträumt seine Hand, mit der er meine umschlungen hatte.

"Ja, so weit ist das ja schließlich nicht und es ist deutlich angenehmer so", entgegnete Ben lächelnd und drückte meine Hand ganz sanft. "Mach ruhig noch etwas die Augen zu, wenn du möchtest", bot er dann im gleichen Atemzug an und streckte wie bereits gestern auffordernd den Arm aus, damit ich mich besser an ihn lehnen konnte.

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, rutschte näher an ihn und kuschelte mich an seine Brust, während er mir schützend seinen Arm um die Schultern legte, mir ruhig über den Rücken strich und mich sachte aufs Haar küsste, wie er es schon einmal getan hatte. Erst jetzt bemerkte ich so richtig meine Schläfrigkeit und es dauerte nicht lange bis ich wegdämmerte, hier an Benedicts Brust gelehnt, mit seinem vertrauten Geruch in der Nase und dem leichten Holpern des Autos über die vollen Straßen Londons.

~~~*~~~

Das Nächste woran ich mich erinnerte war, dass mich jemand sachte auf die Stirn küsste und etwas an mir rüttelte.

"Wir sind da", murmelte Ben eng an mein Ohr gelehnt und setzte sich wieder etwas aufrechter hin. Noch halb schlafend murmelte ich irgendetwas Schwammiges, rieb mir kurz über die Augen und sah dann mehrfach blinzelnd zu ihm nach oben – er lächelte.

"So schnell? Aber wir sind doch gerade erst..."

"Du hast einen sehr tiefen Schlaf, weißt du?", witzelte Ben etwas, sah dann aber nach vorne zu Henry, der gerade von der Straße abbog und auf eine lange Kieseleinfahrt einbog.

Ich erwiderte daraufhin nichts mehr, entschied mich dafür einfach stumm zu bleiben und linste zwischen den Vordersitzen hindurch, um besser sehen zu können, wo wir unterkommen würden. Bei dem Gebäude am Ende des Kieswegs, der links und rechts mit schönen, alten Obstbäumen gesäumt war, stand ein beinahe schnuckelig wirkendes Hotel, welches im klassischen englischen Baustil errichtet worden war. An der Hauswand schlängelte sich Efeu entlang und wilder Lavendel wuchs vor den hohen, alten Fenstern.

"Wow, es ist wunderschön hier", sagte ich und sah dann mit leuchtenden Augen wieder zu Ben. "Findet hier auch die Convention statt? Mir scheint nicht genug..."

"Nein, die Convention findet in einem dieser Klötze statt, die näher an der tatsächlichen Stadt dran liegen. Das hier ist die Unterkunft für das Team", kam Ben mir zuvor, löste sich dann von mir und öffnete nun schwungvoll die Autotür, nachdem Henry den Wagen zum Stehen gebracht hatte. Dieses Mal war es allerdings Henry, der mir die Tür öffnete.

Kaum, dass ich draußen stand und um das Auto herumgegangen war, trat sofort Benedict wieder neben mich und legte mir intuitiv seine Hand federleicht auf den unteren Rücken. Ich erschrak etwas, weil wir nicht darüber gesprochen hatten, wie wir uns nun hier verhalten würden, doch scheinbar hatte er mir das umgehend angesehen.

"Wir haben das komplette Hotel gemietet, hier sind wirklich nur Mitglieder des Teams und die Angestellten anwesend. Wir kommen immer hier unter, wenn wir drehen. Fühlt sich fast wie Urlaub an", sagte er freudig. "Die Mitarbeiter sind per Vertrag zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Was hier passiert, bleibt auch hier."

"Ich verstehe", murmelte ich und rieb mir dabei etwas unschlüssig über meinen Unterarm.

"Komm, wir gehen lieber rein. Es sieht nach Regen aus. Henry kümmert sich um das Gepäck", sagte Ben schließlich, nahm seine Hand von meinem Rücken und umgriff damit stattdessen meine Hand.

"Guten Morgen, Mr. Cumberbatch", begrüßte ihn sofort eine der Angestellten an der Rezeption der urig eingerichteten, kleinen Lobby und lächelte ihn höflich an, allerdings entging mir nicht der scheue Seitenblick auf unsere verschlungenen Hände.

"Guten Morgen. Ich würde gerne einchecken. Außerdem bräuchten wir noch ein Zimmer. Wenn ich mich richtig erinnere, stehen sowieso immer ein bis zwei noch leer, solange wir hier sind, richtig?"

Als ich das hörte, stutzte ich. Natürlich hatte ich darüber mal wieder noch überhaupt nicht nachgedacht. Wo würde ich schlafen? Automatisch bildete sich ein Bild in meinem Kopf, wie ich zusammen mit Benedict in einem Bett lag und das trieb mir sofort die Schamesröte ins Gesicht. Nein, das war definitiv zu früh. Gut, dass wenigstens einer noch klar nachdenken konnte. Ich gab mir innerlich eine Ohrfeige.

"Selbstverständlich. Auf welchen Namen soll ich das Zimmer eintragen?"

"Miss Yasmin Chase, bitte", erklärte Ben, deutete mit einem leichten Kopfnicken auf mich und ich sah erneut, wie die professionelle Fassade der Rezeptionistin etwas bröckelte, als ihre Augen kurz zu mir und dann wieder zurück zu Ben huschten. Es war zwar irgendwie eine unangenehme Situation, aber gleichzeitig musste ich mir auch ein breites Grinsen unterdrücken, weil ich mir gut vorstellen konnte, was für kühne Deutungsversuche bei der Dame vor uns genau in diesem Moment vor sich gehen mussten.

"Sehr gerne, Mr. Cumberbatch. Hier sind die Keycards", bestätigte sie nachdem sie eine Weile ihre laut klickende Tastatur malträtiert hatte und hielt dann Ben beide Karten hin, ohne mich auch nur anzusehen.

"Danke", murmelte Ben, sah kurz auf die kleinen weißen Umschläge, in denen die Karten jeweils steckten und führte mich dann zum Aufzug. "Dein Zimmer ist ein Stockwerk unter meinem", sagte er, sobald sich die Fahrstuhltür vor uns geschlossen hatte. "Ich dachte deine eigenen vier Wände für die Zeit hier sind angenehmer für dich."

"Ja, äh... ist es", entgegnete ich etwas hilflos, wusste nicht recht, was ich dazu sagen sollte. Ben klang dabei mehr als sachlich, trotz des Vorfalls gestern Nacht. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, wie er sich in dieser Situation richtig verhalten sollte, zumal er gestern klar gemacht hatte, dass er es auf jeden Fall nicht überstürzen wollte, auch wenn sein Körper eine andere Sprache gesprochen hatte.

Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür des Lifts wieder und Benedict ging vor, um mich zu meinem Zimmer zu geleiten. Er öffnete die Tür zum Zimmer und ließ mich natürlich zuerst eintreten. Mein Koffer stand bereits im Gang. Neugierig beäugte ich das Zimmer, wobei sich nach einem zweiten Blick schnell herausstellte, dass es sich dabei eher um eine Suite als um ein einfaches Hotelzimmer handelte. Vom Flur aus zweigten drei Türen ab. Der Gang war mit alten englischen Ölgemälden geschmückt, die wunderschöne Landschaftsaufnahmen zeigten. Das Schlafzimmer war riesig und beherbergte ein gigantisches Doppelbett mit direktem Blick in den wundervollen Garten hinter dem Hotel. Das Badezimmer war äußerst luxuriös bestückt und in das Wohnzimmer, das mit einer kleinen Küche verbunden war, hätte locker eine kleine Familie ihren Platz gehabt. Das absolute Highlight war aber der große Balkon, der mit Rosen umwachsen war.

"Ich glaube ich will nicht wissen, was hier eine Nacht kostet", sinnierte ich abwesend, setzte mich auf einen der weißen Stühle auf dem Balkon und blickte über die Landschaft, die wie in einem kitschigen Stillleben wirkte. „Dieses Hotelzimmer ist fast doppelt so groß wie meine gesamte Wohnung in London", sagte ich lachend, auch wenn es irgendwie nicht lustig war.

"Es ist wunderschön oder?", meinte Ben, betrachtete ebenfalls verträumt die Natur direkt vor unseren Augen und setzte sich zu mir an den Tisch.

"Also doch nicht durch und durch ein Stadtmensch?", fragte ich, wendete meinen Blick wieder auf ihn.

"Nur weil ich in London geboren und aufgewachsen bin heißt das noch lange nicht, dass ich ein bisschen Ruhe und den Ausgleich zum oftmals hektischen Stadtleben nicht zu schätzen weiß", entgegnete Ben und sah nun ebenfalls wieder zu mir, ehe er wieder aufstand und sich zum Gehen wandte. "Jetzt gönne ich dir erst einmal etwas Ruhe, wir müssen erst gegen Nachmittag weiter. Möchtest du dich uns zum Mittagessen nachher anschließen?"

"Wen meinst du denn mit uns?"

"Martin und Amanda sind auch schon angekommen, er hat mir vorhin eine Nachricht geschickt. Amanda freut sich sehr darauf dich kennenzulernen, nachdem sie bisher ja noch nicht am Set gebraucht wurde", erklärte mir Benedict und musterte mich fragend.

"Klingt gut, sehr gerne."

"Schön, ich hole dich in einer Stunde ab, ja?"

"Okay", murmelte ich und folgte Ben nebenher zur Tür, an der er kurz innehielt, zögerte, sich dann aber doch noch einmal zu mir umdrehte und mich sanft auf die Lippen küsste.

"Bis später, Yasi", hauchte er mir mit warmen Atem ans Ohr, eher er schließlich das Zimmer verließ und mich erneut mit einer heftigen Gänsehaut zurückließ.

~~~*~~~

Ich hatte die eine Stunde kurz genutzt um mich frisch zu machen, meine wenigen Habseligkeiten zu verstauen und schlussendlich noch etwas auf dem Bett zu liegen und durch die offenen Fenster nach draußen zu blicken. Trotz der immer mal wieder kalt reinblasenden Brise, war es gerade mehr als angenehm.

Auf dem Weg nach unten stellte ich fest, dass sich Ben ein frisches Hemd angezogen hatte. Jenes Jeanshemd, welches ich schon öfter auf Bildern an ihm gesehen hatte, aber noch nie live. Es stand ihm verdammt gut und ich fragte mich unwillkürlich, ob er absichtlich die oberen beiden Knöpfe offen gelassen hatte, was es mir wirklich schwer machte, nicht dauernd auf die so einladend freigelegte Hautpartie zu starren.

„Ach, da sind ja unsere beiden Turteltauben", kommentierte Martin mit seinem üblichen Sinn für Humor, als er uns im sonst noch gänzlich leeren Hotel-Restaurant sofort erblickte, als wir zusammen eintraten.

„Sei doch einfach still, Idiot", scherzte Ben, ging auf seinen Freund und Schauspielkollegen zu und nahm ihn kurzerhand in eine herzliche Umarmung, ehe sich die Frau neben Martin erhob, die bis eben noch mit dem Rücken zu uns gesessen hatte. „Hi Amanda, schön dich endlich mal wieder zu sehen", begrüßte Ben nun auch Martins Frau, zog sie ebenfalls in eine freundschaftliche Umarmung, während Amanda ihm kurz über den Rücken strich.

„Es ist wirklich schon lange her, Ben. Jetzt stell mir aber doch endlich deine reizende Begleitung vor", ermahnte sie ihn umgehend, sobald sie sich wieder voneinander gelöst hatten – ich lächelte nervös.

„Natürlich. Amanda, das ist Yasmin", sagte er, legte einen Arm um mich und schob mich vorsichtig etwas näher zu den anderen.

„Es freut mich wirklich sehr dich kennenzulernen, Yasmin. Ich habe schon viel von dir gehört", sagte sie zwinkernd und drückte mich kurz darauf fest an sich.

„Ja, das kann ich mir gut vorstellen", murmelte ich nur und linste dabei verstohlen zu ihrem Partner, der nur frech grinste.

Wir verlagerten uns schließlich nach draußen auf die schöne Terrasse. Es war zwar durchaus etwas frisch, aber glücklicherweise doch relativ angenehm, zumal sich die dicken Regenwolken doch wieder verflüchtigt hatten. Die Ruhe hier war ganz wunderbar, nach dem Trubel in Englands Hauptstadt und alle Anwesenden schienen das zu schätzen zu wissen. Es dauerte nicht lange und das Essen wurde serviert – einer der Vorteile, wenn das Küchenpersonal niemand anderen zu bedienen hatte. Amanda stellte sich als wirklich sehr liebeswerte Frau heraus und wir verstanden uns sofort sehr gut, irgendwie waren wir genau auf einer Ebene. Das Essen war wie von Ben und Martin versprochen echt verdammt gut und das obwohl ich zugegebenermaßen nicht der größte Fan von englischem Essen war.

Wir saßen noch lange nachdem wir längst fertig mit dem Lunch waren hier, genossen die vereinzelten Sonnenstrahlen, die uns immer mal wieder Wärme schenkten und ich fühlte mich selbst mit einer mir noch fremden Person am Tisch unfassbar wohl. So, als ob ich schon ewig in diesem Freundeskreis Teil war. Es wurde viel gelacht und gescherzte und mir entgingen die neugierigen Blicke der beiden uns gegenüber Sitzenden nicht, wenn Ben sich etwas näher zu mir lehnte, mich beiläufig auf die Wange küsste oder mir schützend einen Arm um die Schultern legte.

„Hm, leider müssen wir bald los. Bestellt ihr doch schonmal die Rechnung, ich bin gleich wieder da", meinte Benedict irgendwann, nachdem er mit hochgezogenen Augenbrauen auf seine Armbanduhr gesehen hatte.

Sobald er den Tisch verlassen und drin verschwunden war – vermutlich um auf die Toilette zu verschwinden – sahen sich Martin und Amanda beinahe verschwörerisch an. Ich schluckte schwer.

„Also, Yasi. Jetzt haben wir kurz mal etwas Ruhe vor Ben", sagte Martin grinsend und lehnte sich etwas näher zu mir über den Tisch hinweg. „Wie läuft es mit ihm?", wollte er wissen und zwei Augenpaare warteten nun gespannt auf jegliche Regung von mir.

„Hm, gut schätze ich", brabbelte ich schulterzuckend und wusste nicht so recht, was ich daraufhin nun sagen sollte, was sie wissen wollten.

„Du glaubst gut? Das klingt für mich so, als ob er es wieder völlig vergeigt", witzelte Martin, wirkte aber trotzdem irgendwie ernst – er musste die Vorgeschichte doch wohl kennen, was erwartete er also, das ich sagte?

„Naja, es ist... eben noch alles sehr am Anfang", entgegnete ich vage und Amanda nickte wissend. „Ich denke das braucht einfach etwas Zeit, auch wenn wir... naja...", fügte ich unsicher hinzu, ließ den Satz unvollendet, doch Martin schien das nicht zu genügen.

„Moment, das heißt ihr hattet noch keinen Sex?"

„Martin!", schaltete sich sofort Amanda ein, sah ihren Partner streng von der Seite an und schlug ihm gegen den Arm.

Au! Das ist doch eine wichtige Frage", beschwerte sich dieser, entließ mich aus seinem bohrenden Blick, womit ich mich plötzlich verdammt glücklich schätzte, weil ich nämlich gerade rot wie eine Tomate wurde – verdammt, hatte er das gerade wirklich gefragt?!

„Mach nicht einen auf Weichei! So etwas fragt man doch nicht, Himmel! Wie alt bist du nochmal?", empörte sich Martins Lebensgefährtin darüber und sah dann entschuldigend zu mir. „Tut mir leid, sonst ist er nicht so... kindisch", beeilte sie sich zu sagen, doch ich kam nicht mehr dazu etwas darauf zu erwidern, denn in diesem Moment kam Ben zurück und ließ sich wieder neben mir auf seinen Platz sinken. Als er zu mir blickte, schien er mir sofort anzusehen, dass irgendetwas vorgefallen war. Mit leicht verengten Augen sah er zu Martin, da er natürlich sofort ihn verdächtigte.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?", wollte er umgehend von seinem Freund erfahren, doch ehe dieser den Mund aufmachen konnte, legte ich beschwichtigend eine Hand auf Bens Unterarm und drückte diesen leicht, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken.

„Alles in Ordnung, Ben. Ich denke wir sollten dann wirklich los, schließlich solltet ihr die Fans nicht warten lassen", meinte ich lächelnd. Er zögerte kurz, musterte mich durchdringend, nickte dann aber.

~~~*~~~

Die Fan-Con fand tatsächlich in einem dieser klassischen Hotelklötze statt, wie Ben es bereits angekündigt hatte. Bisher war ich noch nie in Cardiff gewesen und was ich zu Gesicht bekam war nicht wirklich sonderlich schön, aber vielleicht war das ja auch nur der erste Eindruck, der täuschte. Vielleicht lag dieses Schwarz-Weiß auch an meiner Nervosität.

Vor dem Hotel herrschte schon reges Treiben, aber Henry hielt nicht direkt davor, wofür ich unendlich dankbar war und auch die dunkel getönten Scheiben des Wagens wusste ich plötzlich ziemlich zu schätzen. Diese riesige Menschentraube trieb mir doch zugegebenermaßen kalten Schweiß auf die Stirn. Als wir dann wenige Momente später am hinteren kleinen Angestellteneingang ausstiegen und von einem fein rausgeputzten Angestellten in den VIP Bereich geführt wurden, wirkte Ben neben mir wie die Ruhe selbst. Ich fragte mich wirklich, ob das der Wahrheit entsprach oder ob er mittlerweile einfach Meister darin war, bei solchen Events einfach Dinge auszublenden.

"In einer halben Stunde wird die Veranstaltung eröffnet und dann ist auch direkt das erste Panel des Abends mit dem gesamten Team", erklärte gerade ein Mitarbeiter des Eventteams, der Ben kurz eine Liste unter die Nase hielt, die dieser jedoch nur flüchtig musterte.

"Okay, sag mir einfach wann ich wo sein muss."

Martin und Amanda schoben sich sachte an uns vorbei, da wir irgendwie mitten im Gang zum Stehen gekommen waren. Ich lächelte ihnen entschuldigend zu, wurde wieder etwas rot, als ich Martins schiefes Grinsen wahrnahm und Amanda legte mir mitfühlend im Vorbeigehen kurz die Hand auf den Unterarm.

Ich war noch nie auf einem solchen Event gewesen und ich musste doch zugeben, dass es mich verdammt nochmal erschlug und das obwohl ich die verschiedenen Räumlichkeiten noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Dieses ganze Gewusel hier im Backstagebereich war noch deutlich schlimmer als am Set und ließ mich schwer schlucken. Ich konnte mich nicht daran erinnern, mich jemals wo so fehl am Platz gefühlt zu haben.

"Ist alles in Ordnung?", riss mich Ben aus den Gedanken, strich mir beruhigend über den unteren Rücken – ich nickte nur.

"Ja, es ist nur... alles etwas viel", gestand ich, lächelte schwach zu ihm nach oben.

"Ich weiß, das ging mir beim ersten Mal nicht anders und ich musste da ja auch noch auf die Bühne", sagte er, beugte sich zu mir nach unten und gab mir einen kurzen Kuss auf den Mund, was mich innerlich noch mehr zum Taumeln brachte. "Wenn du möchtest kannst du dich zu den Fans in die Halle setzen, dort wird dich niemand behelligen. Es gibt doch sicherlich noch irgendwo einen freien Platz für meine Freundin oder?", schlug er vor und sah dann hinüber zu der Angestellten, die immer noch neben ihm stand.

Moment, hatte Ben das gerade wirklich gesagt oder hatte ich mich verhört? Oder meinte er das vielleicht nur freundschaftlich? Ich hatte das Gefühl nicht nur ich zog bei dieser Bemerkung scharf die Luft ein. Die Eventmitarbeiterin schien sichtlich dagegen anzukämpfen, dass ihre Augen nicht aus dem Kopf fielen, aber wenigstens gab sie sich Mühe. Zum Glück hatten all diese Leute auch einen Vertrag unterschreiben müssen, der sie zu Stillschweigen verpflichtete. Manchmal machte es mich echt fertig, dass wirklich jede Frau auf diesen Mann zu stehen schien, der absolute Wahnsinn.

"Ja, natürlich. Soweit ich es im Kopf habe ist sogar noch in den ersten Reihen etwas frei."

"Wunderbar. Wäre das nicht etwas für dich? Dann kannst du dich ganz in Ruhe zurücklehnen und zusehen", bekräftigte Ben und obwohl ich mir nicht sicher war, ob das eine wirklich gute Idee war, stimmte ich schließlich zu.

Nachdem ich zu meinem Platz in der dritten Reihe geführt worden war, sah ich mich das erste Mal richtig um. Der Saal war der größte von allen hier und zum bersten gefüllt mit Menschen. Ein ohrenbetäubender Geräuschpegel herrschte im Raum und bei näherem Hinsehen wurde mir schnell klar, dass ich beinahe wie ein bunter Hund aus den Fans herausstach. Fast alle hatten sich passend für das Event in Schale geworfen. Sei es nun in den unterschiedlichsten Cosplay Outfits oder einfach nur Fanshirts und anderen Dingen. Manche Fans wirkten echt mega schräg, wohingegen andere wiederrum richtig tolle Kostüme trugen mit allem drum und dran. Das Schlimmste fand ich allerdings die Frauen – größtenteils waren natürlich weibliche Fans anwesend – die Shirts trugen, auf denen Benedict prangte und auf denen irgendwelche seltsamen Sprüche standen. Manchmal musste ich wirklich zwei Mal hinsehen, damit ich glauben konnte, was dort geschrieben stand. Es erschloss sich mir nicht so ganz, wieso man mit solchen seltsamen Shirts rumlaufen würde.

Kurz darauf wurde das Licht gedimmt und die Menschenmenge wurde von jetzt auf gleich mucksmäuschenstill. Alle Augenpaare waren auf die riesige Bühne gerichtet, die im Stil des Wohnzimmers von Sherlock und John gestaltet worden war. Als der Moderator die Bühne betrat und das Event offiziell eröffnete, ging bereits ein gespanntes Raunen durch die Reihen und als dann die Titelmelodie der Serie ertönte und alle anwesenden Castmitglieder auf die Bühne gerufen wurden, gab es absolut kein Halten mehr. Ich konnte nicht genau sagen, ob die Fans bei Martin oder Ben lauter schrien, aber die Beiden waren definitiv – natürlich – die Favoriten. Alle lächelten der Menge zu, winkten und Ben schenkte ihnen sogar einen Handkuss.

Er und Martin nahmen auf ihren angestammten Sesseln platz, die eigentlich genau wie in der Serie aussahen. Die anderen – Andrew, Amanda und Una – verteilten sich auf dem Sofa. Anscheinend hatte sonst keiner Zeit gehabt für die Con, das konnte ich aber durchaus nachvollziehen, schließlich war es mit dem Dreh gerade zusätzlich ziemlich voll und einige von ihnen hatten auch parallel noch andere Projekte am Laufen. Una hatte ich seit meiner ersten Woche am Set leider nicht mehr gesehen, ich musste unbedingt später noch mit ihr reden. Sie war wirklich wahnsinnig nett. Andrew hatte ich bisher leider noch gar nicht kennenlernen dürfen, was ich definitiv noch nachholen musste, vor allem nachdem er mich auf der Bühne nun schon mehrfach doch wirklich zum Lachen gebracht hatte.

Die meiste Zeit fokussierte ich mich jedoch nur auf Ben. Es war irgendwie lustig ihn die ganze Zeit beobachten zu können, während er nicht einmal richtig zu wissen schien, wo ich saß. Vermutlich fiel das nur mir auf, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass er die Menge nach mir absuchte, während er Fragen beantwortete, die der Moderator oder die Fans stellten oder seinen Kollegen und Freunden lauschte. Dennoch wirkte er voll bei der Sache.

"Wie war es für dich als Sherlock diese Kussszene zu spielen?", fragte da ein Fan, dem eben das Mikro gereicht worden war und ich wurde plötzlich hellhörig, sah mit pochendem Herzen zu Ben, doch dieser lächelte nur professionell.

"Sagen wir mal so: Es hat nie etwas Schlechtes an sich für den Beruf eine Frau zu küssen, die sehr hübsch ist", gab er frech zwinkernd zurück, woraufhin einige Fans nur zu lachen begannen – wenn die nur wüssten, was das alles ausgelöst hatte.

"Macht dir das denn nicht auch privat mal wieder Lust auf eine Frau an deiner Seite? Wir haben dich schließlich schon sehr lange mit keiner Partnerin mehr gesehen", schob die gleiche Fragestellerin noch hastig hinterher, ehe der Mann mit dem Mikro ihr dieses wieder entziehen konnte.

Wer Benedict privat kannte, konnte bei dieser Frage deutlich sehen, dass ihm für den Bruchteil einer Sekunde doch tatsächlich etwas die Gesichtszüge entglitten, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und ehe der Moderator auf der Bühne einschreiten konnte, um den Fan darauf hinzuweisen, dass solche privaten Fragen eigentlich nicht gestattet waren, antwortete er.

"Durchaus, aber momentan bin ich noch ungebunden", antwortete er gelassen, auch wenn ich ihm ansah, dass ihm dieses Thema nicht sonderlich behagte. Vielleicht wollte er uns einfach nur noch etwas Zeit verschaffen, damit wir herausfinden konnten, was das zwischen uns eigentlich war oder noch werden konnte? Dennoch konnte ich nicht ganz verhindern, dass es mich etwas traf, als er das sagte, auch wenn ich es besser wusste.

"Das heißt also es gibt jemanden, der dein Interesse geweckt hat?", bohrte der Fan weiter, doch daraufhin zuckte Ben dann nur mit den Schultern und antwortete kryptisch: "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht."

~~~*~~~

Es war irgendwie ein seltsames Gefühl sich frei zwischen all den Fans zu bewegen, die bei jeder Kleinigkeit die gesagt wurde in Jubel ausbrachen, auch wenn ich zugeben musste, dass ich es mir doch etwas... schlimmer vorgestellt hatte. Spätestens bei den ersten Fotoshootings, für die die Fans viel Geld ausgeben mussten, hatte ich fest damit gerechnet, dass die ein oder andere Anwesende hier kurzzeitig vor lauter Aufregung zusammenklappte, aber glücklicherweise passierte das nicht. Alles lief wunderbar, die Leute verhielten sich zivilisiert und somit beäugte ich nur von sicherem Abstand wie in wenigen Minuten etliche Fans an Ben klebten, um das möglichste beste Foto mit ihm zusammen zu bekommen. Er alberte mit vielen herum, lachte und machte so manchen Spaß mit. Ben duldete es sogar, wenn ein Fan ihn darum bat, ihm für das Foto einen unschuldigen Kuss auf die Wange zu geben oder umgekehrt. Das löste in meiner Magengegend allerdings ein wirklich widerwärtiges Gefühl aus, auch wenn er immer mal wieder ab und an ein unauffälliges, beinahe entschuldigendes Lächeln in meine Richtung schickte. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, eigentlich war ich schließlich nicht so.

Irgendwann hatte ich mich etwas zurückgezogen, was dank meines exklusiven Backstage Passes den ich bekommen hatte kein Problem darstellte. So saß ich also im Pausenraum des Casts, der aktuell leer war, hatte mir ein Glas Cola eingeschenkt und grübelte etwas vor mich hin, als sich jemand neben mich an den kleinen Tisch setzte.

"Hallo Yasmin", sagte eine mir vertraute Stimme und ich musste sofort lächeln, als ich Una neben mir sitzen sah.

"Una! Wow, ist echt schon wieder eine Weile her", sagte ich und ließ mich von ihr in eine kurze, aber feste Umarmung ziehen.

"Allerdings, schön dich zu sehen. Benny hat mir eben erzählt, dass du auch da bist", meinte Una und strahlte urplötzlich über das gesamte Gesicht. "Es freut mich ja so für euch. Ich wusste von Anfang an, dass das zwischen euch etwas werden könnte", offenbarte sie mir, woraufhin ich etwas verlegen zu Boden sah.

"Ich dachte er hasst es, wenn Leute ihn Benny nennen", entgegnete ich, um etwas vom Thema abzulenken.

"Tut er auch, aber ich kenne ihn schon seit so vielen Jahren, da habe ich dieses besondere Privileg. Da kann er sich aufregen so viel er will", sagte sie lachend, musterte mich kurz und zog mich dann noch einmal unvorhergesehen an sich. "Ich habe euch vorhin schon kurz zusammen gesehen. Es ist die Art, wie er dich ansieht, Yasmin. Du tust ihm gut und ich hoffe, dass er weiß, woran er mit dir ist", murmelte Una mir ins Ohr, strich mir aus lauter Freude fast ruppig über den Rücken, während sie mich, so wie es meine Oma immer getan hatte, etwas hin- und herwiegte.

"Das hoffe ich auch", flüsterte ich fast, während ich über Unas Schulter hinweg ins Leere starrte und mir nicht einmal sicher war, ob sie das überhaupt gehört hatte. "Ich hoffe er gibt uns eine Chance", murmelte ich weiter und versank etwas in trüben Zweifeln, die sich natürlich irgendwo weit in meinem Hinterkopf dennoch festgesetzt hatten.

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