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8 » Ausnahmezustand

C H A R L I E

Cardiff, Juni 2015

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Ich bildete mir ein, Amys nervöses Herzklopfen zu hören, als wir gemeinsam im Auto saßen um Hannah abzuholen. Sie hatte in der letzten Nacht nicht eine Sekunde geschlafen und ich hatte mich von ihrer Euphorie anstecken lassen, sodass wir stundenlang nebeneinander lagen und die Decke anstarrten. Hätte sie gewusst, was sie nachher erwartete, hätte sie wahrscheinlich noch nicht einmal ihre Cornflakes am Morgen runter gekriegt.

Gemeinsam hatten wir die ganze Nacht auf einer ausgelegenen Matratze in meiner neuen Wohnung gelegen und ungesundes Zeug in uns hinein geschoben. Ich hatte lange mit mir gerungen, ob ich bereit dazu war einen neuen Schritt zu wagen und letztendlich hatte es sich richtig angefühlt. Immer hin wohnte ich noch im selben Haus. Seit ein paar Tagen renovierten Nathan, der nun wieder öfter vorbei schaute, und ich die kleine Wohnung. Anfang nächsten Monat sollte es dann so weit sein und ich würde meine Sachen nach unten schaffen.

Heute allerdings ging es für uns nach Cardiff.

Zu meiner Erleichterung hatte Amy sich nach dem Zayn-Desaster schnell wieder eingekriegt. Spätestens als eine Art Twitter-Krieg zwischen ihm und Louis ausbrach, hatte die Wut meiner Schwester die Überhand genommen und ihn zum Teufel gewünscht. Verstand das mal jemand.

Heute Morgen stand sie mindestens eine Stunde vor dem Schrank und überlegte fieberhaft was sie anziehen sollte. Nachdem sie sich zig mal um entschieden hatte, war sie zufrieden. Stolz stand sie vor dem Spiegel und betrachtete ihr Fan-Shirt auf dem die Band abgebildet war. Dass Zayn darauf zu sehen war, störte sie und ich hielt sie in letzter Sekunde davon ab, sein Gesicht mit der Schere aus dem Shirt auszuschneiden.

Hannah hatte ich mittlerweile darüber aufgeklärt, woher ich die Meet and Greet-Tickets hatte. Ich hatte mehrere Tage damit gerungen ihr alles zu erzählen, sowohl was die Freundschaft mit Ed anging, als auch die Tatsache, dass ich drei Viertel von One Direction kennengelernt hatte.

Erst starrte sie mich mehrere Minuten ungläubig an, dann klappte ihr Kiefer in die Tiefe und sie schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. Ihre Kommentare dazu ließ ich über mich ergehen, sie schlug mir an diesem Tag mehrmals auf die Schulter und redete sowas wie: „Du bist immer so unscheinbar, Charlie. Und dann haust du mal eben raus, dass du mit Harry Styles abfeierst." Dass ich keineswegs gefeiert hatte und ihn eigentlich weniger zu Gesicht bekam, interessierte sie herzlich wenig.

Danach folgten mehrere Tage, an denen sie mich einfach anstarrte und Fragen darüber stellte, wie genau das alles Zustande gekommen war. Es war kaum auszuhalten und ich atmete erleichtert aus, als die löchernden Fragen endlich nachließen und sie der ganzen Sache neutraler gegenüber stand. Sie versprach mir hoch und heilig, Amy gegenüber die Klappe zu halten und kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren.

Hannah war mein kleinstes Problem. Das eigentliche Problem saß nun in meinem Auto auf der Rückbank und starrte stumm aus dem Fenster.

Nachdem meine Großeltern und Nathan plus Anhängsel zum Kaffeekränzchen vorbei gekommen waren, hielt mein Bruder es wohl für eine tolle Idee, dass wir Victoria zum Konzert nach Cardiff mitnahmen. Ich hätte das Extra-Ticket, dass wir wegen Hannah übrig hatten, einfach nicht erwähnen sollen; ich war also selbst Schuld. Er hatte die Hoffnung, dass wir uns besser kennen lernten und somit nicht mehr aneinander gerieten. Als meine Grandma sich dann auch noch einmischte und der Idee von Nathan zustimmte, gab ich mich kurzerhand geschlagen und bereitete mich mental auf eine Katastrophe vor.

Sie war zwar kein Fan, hatte aber auch nichts gegen die Musik und so ließ sie sich nach Nathans eindringlichem Bitten dazu breitschlagen uns zu begleiten. Mein Bruder drückte mir das Geld für das Ticket in die Hand, welches ich dann an Hannah weiter gereicht hatte, der ich dann von den äußerst tollen Neuigkeiten erzählte. Sie redete mir gut zu und versprach mir sogar Victoria aufzuklären, wenn ich mit Amy zum Meet and Greet ging.

Hannah und ich hatten lange an dem Plan gefeilt, das wichtigste dabei war, dass wir uns hinterher wieder fanden. Aber das würden wir schon hinkriegen.

„Kannst du bitte das Fenster zu machen, es zieht fürchterlich", beschwerte sich Victoria von hinten. Ich presste den Kiefer aufeinander und machte kommentarlos die Fenster zu. Auch wenn ich damit das Risiko einging, dass Amy neben mir erstickte. Die atmete nämlich so schwer, dass ich Bedenken hatte, dass der Sauerstoff im Auto für uns alle reichte.

Als ich vor Hannahs Wohnung hielt, stand sie freudestrahlend am Straßenrand und sprang anschließend voller Tatendrang ins Auto: „Na Mädels, kann's losgehen?"

Ich murmelte ein kurzes „Mhm-hm" dahin, Victoria stellte sich unterkühlt vor und Amy brachte kein einziges Wort hervor. Die Aufregung stand ihr auf die Stirn geschrieben und sie rutschte nervös aus dem Sitz hin und her.

Schweigend stellte ich das Navi ein und nahm einen Schluck Kaffee, den ich mir extra hatte mitgenommen, um wenigstens ein bisschen wach in Cardiff anzukommen.

Es dauerte keine zehn Minuten, da hielt mir Amy eine CD unter die Nase und kurz darauf ertönte Steal My Girl aus den Boxen. Ich ließ mich dazu hinreißen hin und wieder mitzusummen, ein Ohrwurm war es alle Male.

Nachdem wir zwei Alben komplett durchgehört hatten und Victoria auf dem Rücksitz eingeschlafen war, wurde es ruhig im Auto. Wir hatten über die Hälfte der Strecke hinter uns, als Amy neben mir wieder unruhig wurde: „Charlie, ich muss mal."

Ein paar Minuten später fuhr ich rechts ran und Amy verschwand in einem Lokal in einer kleineren Ortschaft. Während sie weg war, stiegen Hannah und ich aus, um uns ein wenig die Beine zu vertreten.

„Ich bin so gespannt auf deinen Bericht. Du musst dir unbedingt ihr Gesicht einprägen wenn ihr vor den Jungs steht", sagte Hannah und klatschte in die Hände.

Ich grinste sie breit an und versicherte ihr, dass ich das auf jeden Fall tun würde: „Ich glaube ich bin gerade noch aufgeregter als sie selbst."

„Ich wünschte, ich wäre dabei", sagte sie und seufzte.

„Nächstes Mal kommst du mit, okay?", versprach ich ihr. „Du könntest natürlich auch anstelle von mir mit Amy rein gehen."

Empört schaute sie mich an: „Das soll doch wohl ein Scherz sein, oder? Das ist deine Überraschung für sie und das ziehst du ganz allein durch."

Kurz darauf verstummte unser Gespräch, denn Amy kam auf uns zu und wir stiegen gemeinsam ins Auto zurück.

Ich war dankbar, dass Victoria schlief. So konnte ich das Fenster wenigstens einen kleinen Spalt auflassen und musste mir ihr dämliches Gerede nicht anhören. Still und heimlich hoffte ich, dass sie, bis wir in Cardiff ankamen, weiter schlief.

Ob Nathan wohl sauer wäre, wenn er herausfinden würde, dass ich seine Freundin einfach auf dem Parkplatz im Auto zurück gelassen hatte?

Meine Schwester neben mir war sonderbar still und ich ließ meinen Blick über sie wandern um sicher zu stellen, dass es ihr gut ging und sie weiterhin regelmäßig atmete.

Mit der Ruhe war es schlagartig vorbei, als wir dem Stadion immer näher kamen. Amy drückte sich die Nase an der Scheibe platt und sprang ungehalten aus dem Auto, als ich auf dem großen Parkplatz zum Stehen kam. Ich hatte alle Mühe ihren schnellen Schritten zu folgen und Hannah zerrte hinter mir eine müde Victoria hinter sich her. Der Weg war länger als erwartet und ich schnappte nach einigen hundert Metern schon nach Luft. Amy schien anscheinend nichts von all dem mitzukriegen, ohne Anstrengung ging sie schnellen Schrittes auf das große Stadion zu. Würde sie immer so vor Euphorie trotzen und in so einem Tempo laufen, hätte sie eine deutlich bessere Sportnote auf ihrem Zeugnis.

Als ich Amy kurz vor dem Stadion eingeholt hatte, wurden wir empfangen von einem riesen Lärmpegel. Überall standen Teenager mit ihren Eltern, die angestrengt versuchten ihre Schützlinge in Schacht zu halten. Alle redeten heiter durcheinander, aus manchen Ecken drangen uns bekannte Songs entgegen und es hatten sich kleine Grüppchen zusammen gefunden, die sich aufgeregt um den Hals fielen und den Tränen nah waren.

Meine Schwester stand in Mitten der Menge und schaute sich perplex um. Ihr Mund stand weit offen und es sah aus, als wäre sie endlich in ihrer eigenen kleinen Welt angekommen.

Überall versammelten sich Gleichgesinnte die sich von unten bis oben angepasst hatten. Die Fan-Shirts waren erst der Anfang. Von Armbändern, Kappen und Schuhen war alles dabei; bis hin zu aufwendig bemalten Plakaten und den Namen der Band auf vereinzelten Gesichtern.

„Da ich natürlich super gut vorbereitet bin, hole ich uns jetzt was zu Essen. Bei meiner nächtlichen Recherche hab ich gesehen, dass ganz in der Nähe ein McDonald's ist", sprach Hannah gut gelaunt und schaute uns abwechselnd an. „Dankt mir später! Was wollt ihr haben?"

„Ich kann doch jetzt nicht essen", empörte sich Amy laut.

Victoria war mit einer Portion Pommes zufrieden, Hannah und ich fuhren da härtere Geschütze auf und wollten jeweils zwei Cheeseburger, Pommes und eine Cola. Ich bat Hannah meiner Schwester einen Schoko-Milchshake mitzubringen, damit sie etwas im Magen hatte. Als ich ihr anbot sie zu begleiten, weil ich mir kaum vorstellen konnte, dass sie diese Menge alleine tragen winkte sie lässig ab und bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge.

Obwohl es bis zum Einlass noch ein paar Stunden waren, war halb England vor der Halle versammelt. Amy und ich suchten uns ein freies Plätzchen auf dem Asphalt und ich ließ mich kurz darauf neben meine Schwester auf den Boden fallen.

„Geht's dir gut?" Ich strich ihre sanft über den Arm und beobachtete aufmerksam ihr Gesicht, das nun ein großes Lächeln zierte als sie mir antwortete: „Es ging mir noch nie besser. Danke, dass wir tatsächlich hier sind, Charlie, ich kann's noch gar nicht glauben."

„Das kommt schon noch. Spätestens wenn wir im Stadion sind und sie die Bühne betreten", versicherte ich ihr.

„Denkst du, wir finden einen Platz an dem wir einen guten Blick auf die Bühne haben? Ich will unbedingt so nah ran wie möglich."

„Das kriegen wir schon hin", sprach ich. Wenn sie wüsste, dass sie ihren Helden heute näher kommen würde, als sie ahnte.

Victoria stand einige Meter weiter weg und telefonierte. Ich nahm an, dass sie gerade mit Nathan sprach und sich bei ihm über mich beschwerte. Ich hatte mit ihr bis jetzt kein Wort gewechselt und hatte es ehrlich gesagt auch nicht vor.

Nach einer Stunde stand sie immer noch regungslos da und schaute in der Gegend herum, während Amy sich neben mir mittlerweile beruhigt hatte und erschöpft den Kopf an meine Schulter lehnte. Als ich die Hoffnung, dass Hannah endlich auftauchte, bevor Amy und ich zum Seiteneingang gehen mussten, fast aufgab, kam sie durch die Menge gestürmt und war beladen bis oben hin. Eine Stunde hatten wir noch Zeit und ich bekam langsam richtig Herzrasen.

„Tut mir leid, die Schlange war ewig lang", sagte sie völlig aus der Puste und ließ sich mit gegenüber auf den Asphalt sinken. Ich zwang meine kleine Schwester dazu, den halben Milchshake zu trinken und verschlang derweil meine Cheeseburger in affenartiger Geschwindigkeit.

Mit jeder Minute wurde ich nervöser und als es endlich so weit war, pochte das dämliche Ding in meiner Brust so laut, wie schon lange nicht mehr. Ich war so gespannt auf Amys Gesicht, dass alles andere in den Hintergrund rückte. Als ich aufstand und meine Schwester dazu aufforderte es mir gleich zu tun, schaute sie mich verwirrt an.

„Komm mit mir", war alles was ich sagte, Hannah lächelte mich zuversichtlich an und reckte ihre Daumen in die Höhe, um mir Glück zu wünschen. Ohne einen weiteren Blick auf Victoria zu werfen, nahm ich Amy an die Hand und zog sie von den anderen beiden weg.

„Was hast du denn vor?", fragte sie irritiert und folgte mir zögernd. Ich zog sie ein paar Meter von der Menge weg und schaute sie grinsend an. Sie runzelte ihre Stirn: „Was guckst du denn so irre?"

„Ich hab was für dich", ließ ich sie wissen. Aufmerksam folgte ihr Blick meinen Händen, die in meine Tasche griffen und die laminierten Meet and Greet-Tickets hervor holten. Grinsend wedelte ich ihr damit vor der Nase herum und ganz plötzlich verschlug es ihr die Sprache.

Tränen bildeten sich in ihren blauen Augen, sie fing an zu kreischen und fiel mir um den Hals. Als sie ihre Arme um meinen Nacken schlang blieb mir fast die Luft weg. Mein Blick schweifte unweigerlich durch die Gegend, da ich gedacht hatte Amys Gefühlsausbruch hatte einiges Aufsehen erregt. Doch nicht eine Menschenseele drehte sie zu uns um. Kreischen war hier wohl das Normalste der Welt, hätte ich mir auch vorher denken können.

„W-Wo hast du die her... wie lange hast du die schon?", brachte Amy unter Tränen heraus, als sie sich von mir löste und sie ließ ihre Finger über die Tickets wandern. Aufgelöst wischte sie mit ihrem Handrücken über ihre Wangen und trocknete ihre Tränen.

„Ed hat mir ein bisschen unter die Arme gegriffen." Es war ja nicht gelogen, es war lediglich nicht die ganze Wahrheit. In gewisser Weise hatte Ed mir tatsächlich geholfen, denn ohne ihn wäre ich nie auf Harry getroffen.

„Ich... Danke", brachte sie mühevoll heraus und fiel mir ein zweites mal in die Arme. So aufgelöst hatte ich sie selten erlebt und schon jetzt war die Freude meinerseits riesengroß. „ H-Heißt das, dass ich... Ich kann das nicht", stotterte sie vor sich hin und ich sprach ihr Mut zu.

„Ja, das heißt es", erwiderte ich grinsend. „Du willst doch jetzt wohl keinen Rückzieher machen, oder?"

Sie schüttelte heftig mit dem Kopf und dann ging alles ganz schnell. Als es Zeit war mit den anderen, die ebenfalls die Ehre hatten die Band persönlich kennenzulernen, durch einen separaten Eingang das Stadion zu betreten, nahm Amy meine Hand und sagte keinen Ton.

Als ich einem der muskelbepackten Security die Tickets zeigte, klammerte sie sich an meinem Arm fest und atmete noch schwerer als am Morgen. Ich spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte und betrachtete immer wieder ihre aufgeregten Gesichtszüge. Ich wusste nicht, was in ihr vorging, aber ich war mir sicher, dass ihr Herz ganz knapp davor war, aus ihrem Brustkorb zu entfliehen.

Nachdem alle halbwegs heile durch die Tür gekommen waren - einige Fans waren so aufgeregt, dass sie sich regelrecht zu viert durch den Türrahmen quetschten -, gingen wir durch einen langen Gang. Überall waren schwere Metalltüren und vereinzelnd standen mehrere Security-Männer im Weg. Der lange Flur wirkte furchtbar kühl und unscheinbar, der Boden war so sauber, davon hätte man essen können.

Amy wich keinen Millimeter von meiner Seite, als wir um die Ecke bogen. Vor uns war eine Mutter dabei ihrer Tochter Wasser einzuflößen, da diese ganz kurz davor war zu kollabieren. Hinter uns quietschen zwei Mädchen, die ungefähr in meinem Alter waren und sich immer wieder aufgeregt die Arme um die Schultern legten. Eine nette Dame, im schicken Kostümchen, geleitete uns in eine Art Vorraum, wo sie uns bat zu warten, bis es los ging.

Der Raum war groß genug um uns alle unter zu bringen. Wir waren geschätzt vierzig Leute, mindestes ein Fünftel davon waren Eltern oder Begleitpersonen. Überall standen runde Tische und Sofas. Ich zog meine Schwester hinter mir her und verfrachtete sie auf eines der weißen Sofas am Rand: „Atmen nicht vergessen."

„Ich glaube, ich schaffe das nicht." Sie starrte mich an, in ihren Augen spiegelte sich Panik wieder. Sie schüttelte mit dem Kopf und schluckte schwer.

„Natürlich schaffst du das. Ich bin doch bei dir", munterte ich sie auf und legte meinen Arm um sie. „Was soll denn passieren?"

„Ich weiß nicht, vielleicht stolper ich, oder mir ist so schlecht, dass ich einen von ihnen auf die Schuhe kotze."

Ich musste lachen, hörte jedoch sofort auf, als ich merkte wie ernst es ihr war: „Ich verspreche dir, dass ich in deiner Nähe bin, es wird nichts passieren, okay? Und wenn doch, dann können sie sich hinterher eh nicht mehr dran erinnern", versicherte ich ihr.

Dass sie sich wahrscheinlich doch daran erinnern würden, wenn Amy sich auf ihren Schuhen erleichterte, weil sie meine Schwester war, verschwieg ich ihr ganz einfach.

„ Charlie?", fragte sie und ich nickte bevor sie weiter sprach: „Meinst du ich kriege einen Horan-Hug?"

„Einen was?"

„Eine Umarmung von Niall. Das sollen die besten Umarmungen der Welt sein", verkündete sie lächelnd.

Zuversichtlich nickte ich. Wenn Niall nur annähernd so nett zu den Fans war, wie zu mir oder anderen flüchtigen Bekannten, dann sollte das kein Problem sein. Ich fragte mich, wen Amy wohl gleich länger anstarren würde; Niall oder Louis. Dass die beiden ihre Lieblinge waren, war natürlich kein Geheimnis. Immerhin begrüßten mich tagtäglich ihre beiden Pappfiguren in Amys Zimmer. Wen sie von den beiden jedoch lieber mochte, hatte sie mir nie gesagt.

Eine halbe Stunde später hatte ich Amy soweit, dass sie wenigstens ein bisschen Flüssigkeit zu sich nahm. Es konnte jedoch nicht verhindern, dass sie immer noch wie Espenlaub zitterte und ich ihren unregelmäßigen Atem vernahm. Als ein dunkelhaariger Typ herein kam und verkündete, dass es soweit war, stand meine Schwester plötzlich kerzengerade auf dem Holzfußboden und erstarrte.

„Wir nehmen immer eine kleine Gruppe mit rein, der Rest wartet bis wir sie reinbitten", brüllte der Mann durch den großen Raum. Sofort drängen sich einige Mädchen nach vorne und plapperten aufgeregt durcheinander. Der Typ mit dem Walkie-Talkie hatte allerhand zutun die Mädchen in Schacht zu halten und sie in kleine Gruppen aufzuteilen.

„Können wir als letztes gehen?", kam es von Amy, die immer noch wie angewurzelt vor dem Sofa stand und zur Tür starrte. Ich zog sie am Arm zu mir runter, sodass sie wieder neben mir saß: „Natürlich, wenn du das willst."

Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und schwieg vor sich hin. Ich nahm ihre Hand in meine und strich sanft über ihren Handrücken. Ihre Finger waren eiskalt und sie spannte ihre Muskeln an, als die nächste Gruppe reingeholt wurde. Sie fummelte nervös an den Spitzen ihres hellblonden Haares herum und seufzte angespannt. Jede Gruppe die hinein gebeten wurde, verließ nach zehn Minuten wieder den Raum und wurde dann nach draußen geleitet. In den Gesichtern der Fans, die gerade ihre Lieblinge getroffen hatte, war die pure Freude zu sehen. Einige weinten unaufhaltsam, die anderen quietschen in einer Tonlage, dass mir fast die Ohren abfielen.

Der Raum leerte sich, neben Amy und mir waren nur noch eine Mutter und ihre beiden Töchter anwesend. Ich schätze die beiden auf zehn. Es war furchtbar niedlich wie die beiden Mädchen immer wieder verschüchtert Richtung Tür schauten. Das Gekreische war groß als die Tür sich öffnete und ehe ich mich versah, zog meine kleine Schwester mich so ruckartig vom Sofa, dass ich fast das Gleichgeweicht verlor.

Die vorletzte Gruppe wurde aus dem Raum geholt und durch den Flur nach draußen geschickt. Amy umklammerte fest meine Hand: „Mir ist schlecht, Charlie."

Je näher wir der Tür kamen, umso fester drückte sie meine Hand und als wir unmittelbar davor standen, schlang sie ihre Arme um meinen Oberkörper und vergrub ihr Gesicht in meinem Shirt. Die Mutter und ihre beiden Töchter gingen voraus und ich schob meine Schwester vor mir her, sodass ich sie rückwärts, immer noch mit dem Gesicht in meinem Shirt, in den Raum drängte.

Und da standen sie und hielten freudestrahlend ihre Arme auf.

Während die beiden Mädchen vor uns kreischend in die Arme der Jungs rannten, versteifte sich meine Schwester in meinen Armen und murmelte etwas unverständliches in den Stoff meines Oberteils.

Das Mädchen, das in Harrys Armen lag, stellte sich nach seiner Frage nach dem Namen vor und brach in unkontrolliertes Gestottere aus. Sie zitterte mindestens genau so doll wie Amy, die es nicht eine Sekunde wagte sich umzudrehen.

Liam widmete sich währenddessen dem anderen Mädchen und kritzelte seine Unterschrift auf ihr Fan-Shirt. Die Mutter beobachtete das ganze Geschehen von Rand aus und nickte ihren Mädchen immer wieder aufmunternd zu.

Als ich meinen Blick zu den vier jungen Männern, die keine fünf Meter vor mir standen, schweifen ließ, begegnete ich Nialls wachsamen Augen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen, als er mich entdeckte und ich tat es ihm gleich. Er nahm das wohl als Aufforderung, denn er trat aus der Reihe, kam auf uns zu und legte seine Hände sanft auf Amys Schultern.

„Charlie?", hörte ich Amy murmeln. Wenn ich dachte, das Zittern konnte nicht noch schlimmer werden, dann hatte ich mich geirrt. Ich hatte das Gefühl, ihre Beine würden jeden Moment nachgeben und sie würde flach auf den Boden fallen. Niall nahm seine Hände wieder weg und trat grinsend einen Schritt zurück.

Ich strich ihr ihr über das Haar, beugte mich ein Stück runter und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich will dich nicht stressen, aber du weißt, dass wir nur ein paar Minuten Zeit haben, oder?"

Als sie nickte, hielt ich sie eine Armlänge von mir weg und lächelte sie aufmunternd an: „Dreh dich um."

Wie in Zeitlupe ging sie meiner Aufforderung nach und ehe sie Zeit hatte noch weiter darüber nachzudenken, schlang sie ihre Arme um Niall und drückte sich an ihn. Ihre Zweifel, ob sie eine seiner Umarmungen bekommen würde, waren also völlig umsonst gewesen.

In mir machte sich ein riesen Glücksgefühl breit als ich sah, wie glücklich meine Schwester war. Es schien als würde sie ihn gar nicht mehr loslassen wollen, aber Niall schien das überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, er grinste bis über beide Ohren und wieder einmal hatte ich das Gefühl, als würde er es sichtlich genießen in einer Boyband zu sein.

„Alles okay?", fragte er Amy und sie schaute ihn ungläubig an. Niall fragte sie nochmal und dann endlich nickte sie überwältigt. „Ich beiße nicht, versprochen", fügte er lächelnd hinzu und ab da war das Eis für Amy gebrochen.

Sie löcherte ihn mit Fragen, ließ sich sämtliche Sachen die sie dabei hatte, unterschreiben und umarmte ihn zwei weitere Male. Danach war sie kaum aufzuhalten, denn sie stürmte sofort zu Louis und den anderen. Während ich meine Schwester amüsiert dabei beobachtete, wie sie wie ein Wirbelwind zwischen den anderen dreien umher raste, nutzte Niall die Gelegenheit und sprach mich an: „Überraschung gelungen?"

"Auf jeden Fall", erwiderte ich. „Sieh sie dir an. Noch vor ein paar Minuten war sie ein nervliches Wrack."

Niall verkniff sich ein Lachen: „Seid ihr denn wenigstens heile hier angekommen? Oder hast du die Leitplanken geknutscht?"

„Die Fahrt war erschreckend ruhig. Ich glaube es ist eher die Rückfahrt, vor der ich mich fürchten sollte. Wenn du nichts mehr von mir hörst, dann weißt du warum."

„Ich drücke dir die Daumen, wir wollen ja nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen", sagte er lachend und ging anschließend seinem Job nach, indem er zu den beiden kleineren Mädchen ging, die sich nach einer Ewigkeit von Liam und Harry gelöst hatten.

Als ich Harrys Blick begegnete, formte ich mit meinen Lippen ein wortloses Danke und er zwinkerte mir kurz zu.

Amy war Feuer und Flamme, machte etliche Fotos mit ihrem Handy und strahlte über das ganze Gesicht. Louis nahm sie sogar Huckepack und poste mit ihr für ein Foto. All ihre Unsicherheiten hatte sie abgelegt und ich war überglücklich, dass meine Überraschung gelungen war und alles glatt lief.

Hastig ging ich auch meinem Vorhaben nach und fragte die Jungs, ob sie mir eine Autogrammkarte unterschreiben würden, was Niall zum Schmunzeln veranlasste und in leiser Stimmlage sagte: „Bist also doch ein Fan."

Empört schaute ich ihn an: „Nein, vielleicht nach dem Konzert, wenn ihr euch anstrengt", zog ich ihn auf. „Die ist für meine beste Freundin. Die wartet draußen. Ich dachte, ich nutze die Gelegenheit, wenn ich euch alle mal auf einem Haufen sehe." Ich hatte mir fest vorgenommen Hannah ein etwas mitzubringen, da sie wirklich neidisch zu sein schien, dass sie nicht mit rein konnte.

„Wie heißt sie?", lachte der Blondschopft und schrieb ihr kurzerhand eine Widmung auf die Karte. Während Amy mit sich mit Louis unterhielt, ging ich zu Liam um die Karte auch von ihm unterschreiben zu lassen. Ein bisschen dämlich kam ich mir schon vor und die Tatsache, dass ich Liam vor einem halben Jahr halbnackt durch Stuarts Haus hatte laufen sehen, trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich wohler fühlte.

Liam unterschrieb jedoch kommentarlos und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. Ich war mir sicher, dass er bereits wusste wer ich war, jedoch sagte er kein Wort und reichte die Karte an Harry weiter. Dieser kritzelte seinen Namen auf das Stück Papier und reichte sie an Louis weiter, der sich immer noch mit meiner Schwester unterhielt.

Ich war jedem von ihnen dankbar, dass sie meine Bitte, vor Amy geheim zu halten, dass ich sie bereits kannte, nachgingen und kein Wort darüber verloren. Richtig war es nicht, denn ich wusste, dass ich meiner Schwester früher oder später davon erzählen musste, gerade jetzt wo sie wusste, dass ich mich wieder mit Ed traf.

„Es wird Zeit, Mädels", ertönte eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich den wichtig aussehenden Kerl mit dem Walkie-Talkie im Türrahmen stehen. Er klatschte in die Hände: „Verabschiedet euch und dann raus hier."

„Wie reizend", kommentierte ich seine Aussage und Niall schnaubte amüsiert.

Amy ließ enttäuscht die Schultern hängen, drückte jeden einzelnen nochmal der Reihe nach und umarmte Niall am Schluss so fest, dass er stöhnte: „Hey, lass mich am leben, ich muss doch noch auf die Bühne."

Ich schritt zu Louis, der schnell die Autogrammkarte signierte und sie mir reichte: „Ed hat übrigens seine Jacke bei mir vergessen, als ihr da wart." Hektisch blickte ich mich um, um sicher zu stellen, dass Amy nichts von seinen Worten mitgekriegt hatte, dann fügte er hinzu: „Kannst du ihm ja sagen, wenn du ihn siehst."

„Ich glaube, ihr werdet ihn eher zu Gesicht bekommen als ich. Außerdem ist es ja nicht so, als er hätte nur eine Jacke, oder kein Geld um sich eine neue zu kaufen", erwiderte ich grinsend, was ihm ein Lachen entlockte. „Aber falls ich ihn doch sehe, sag' ich ihm Bescheid."

Warum er unnötiger Weise nach fast zwei Monaten so ein Thema an schnitt, wusste ich nicht. Vielleicht war es seine Art höflich zu sein oder ins Gespräch zu kommen.

Die Zeit des Abschiedes war gekommen und ich musste meine kleine Schwester förmlich aus dem Raum zerren. Sie weigerte sich allerdings, bis sie ihnen nochmal gewunken hatte, was ihr jeder von ihnen gleich tat.

Dann war alles vorbei und Amy brach in Tränen aus.

„Danke, Danke, Danke", sagte sie überschwänglich, als wir durch den Raum nach draußen geführt wurden und fiel mir um den Hals. „Das ist der beste Tag in meinem Leben."

Wie erhofft empfing Hannah uns freudestrahlend am Ausgang und hörte sich Amys begeisterten Bericht an. Meine kleine Schwester war im Redefluss und schwärmte was das Zeug hielt. Victoria schien von ihrer Euphorie wenig begeistert zu sein und als ich Hannah fragte, wie sich die Freundin meines Bruders in der Zwischenzeit geschlagen hatte, verdrehte sie genervt die Augen. Geduldig hörte meine beste Freundin ihr zu und sie freute sich riesig über das Autogramm: „Dafür werde ich dir auf ewig dankbar sein."

Die Zeit bis zum eigentlichen Konzert verstrich rasend schnell und ehe ich mich versah, zog Amy uns hinter sich her und wir waren begeistert, dass wir einen relativ guten Stehplatz erwischten, bei dem wir eine hervorragende Sicht auf die Bühne hatten.

Die Vorband heizte allen ordentlich ein und als One Direction endlich die Bühne betraten, da kochte die Stimmung über.

Es war wie eine riesen große Party, als die ersten Takte angeschlagen wurden. Die Jungs sangen sich die Seele aus dem Leib und Amy grölte mit als gäbe es kein Morgen mehr.

Ich ließ mich von Hannah überreden das Tanzbein zu schwingen und genoß gemeinsam mit ihr und meiner Schwester jeden einzelnen Moment.

Es war überwältigend, wie laut der Gesang der Fans war, wie alle für eineinhalb Stunden zusammen hielten und sich glücklich in den Armen lagen. Es flossen zahlreiche Tränen, Freundschaften wurden geknüpft und One Direction gab wirklich alles um ihre Fans zufrieden zu stellen.

Das Ende kam viel zu abrupt.

Niemals hätte ich erwartet, dass ich so viel Spaß haben würde und ich bereute es keine Sekunde, mitgekommen zu sein. Der Abend war ein voller Erfolg; für jeden von uns. Außer vielleicht für Victoria, die genervt hinter uns her stolzierte als wir das Stadion gut gelaunt verließen.

Federleicht schwebte Amy zum Auto und ließ sich überglücklich auf den Beifahrersitz sinken.

Dass Nathans Plan nach hinten los gegangen war, da ich nicht sonderlich viel mit Victoria geredet hatte, war mir herzig egal. Das einzige was zählte war, dass Amy glücklich die Augen schloss und das breiteste Lächeln auf den Lippen hatte, das ich je gesehen hatte.

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