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34 » Home sweet home

C H A R L I E

London, März 2016

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„Meine Güte", beschwerte Hannah sich lautstark, „was ist denn hier los?"

Die Flughafenhalle war gerappelt voll. Überall standen kleine Grüppchen Teenager, die heiter durcheinander quasselten. Niall hatte mich ja vorgewarnt, dass hier ein riesen Chaos herrschen würde, aber mit diesem Theater hätte ich bei weitem nicht gerechnet. Während Ed und der Blonde ohne Zwischenfälle einfach durch den Ausgang geflüchtet waren, standen Hannah und ich nun mitten drin. Hier ging gar nichts mehr. Und obwohl die beiden schon weg waren, löste sich die Traube an Menschen nicht auf.

Auf Zehenspitzen stehend, versuchte ich Ausschau nach meiner Mum zu halten, die sicher irgendwo am Rand stand und uns in der Menge suchte. Schnell fiel mir auf, dass wir wirklich mittendrin gelandet waren. In einem Radius von fünf Metern war die Hölle los und Hannah hatte uns geschickt dort hinein gelotst, denn kaum ein paar Schritte weiter, konnte man ganz gemütlich stehen, ohne dass jemand den anderen auch nur berührte.

„Scheint so, als müsstest du deinen Niall jetzt wieder mit allen anderen teilen", sagte meine beste Freundin zwinkernd und wackelte mit den Augenbrauen.

Mit aufgerissenen Augen schaute ich sie an. „Geht das auch leiser?", flüsterte ich halb und schaute mich hektisch um. „Außerdem ist er gar nicht mein Niall", verbesserte ich sie.

„Natürlich nicht." Hannah rollte theatralisch die Augen. „Das sah gerade aber ganz anders aus. Ich kam mir schon richtig bescheuert vor, als ich neben euch stand."

Anstatt darauf zu antworten, schob ich sie kommentarlos durch eine Gruppe junger Mädchen, die gebannt auf die Displays ihrer Handys schauten und immer wieder in unkontrolliertes Gequietsche verfielen. Bedacht darauf, dass ich meine Mum womöglich verpasste, ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen und versuchte dabei meinen sperrigen Koffer hinter mir her zu ziehen.

Es war komisch wieder in London zu sein und dabei hatten wir noch nicht einmal den Flughafen verlassen. So sehr ich mich anfangs auch dagegen gewehrt hatte, ich hatte den Spaß meines Lebens und hatte nun ein wenig Angst, dass all die Magie plötzlich verschwand und der Alltag mich schneller einholte, als ich dachte.

Auf eine Art war es albern, doch ich vermisste Niall bereits jetzt, dabei hatte er sich erst vor einigen Minuten aus dem Staub gemacht. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass wir wenigstens auf dem langen Flug nebeneinander saßen, aber Ed hatte sich nicht breit schlagen lassen mit mir zu tauschen. Im Endeffekt hatte ich neben der asiatischen Familie sitzen müssen, die einerseits unheimlich nett, aber auch furchtbar anstrengend war.

Heimlich tastete ich nach dem kleinen Zettel, den Niall mir erst vorhin an den Kopf geschmissen hatte und welchen ich dann sicher in meiner Hosentasche verstaut hatte. Bei dem Gedanken daran, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Hannah schien meine Gedanken lesen zu können, denn sie musterte mich aufmerksam und konnte sich kaum das Grinsen verkneifen.

Als wir einen Weg aus dem Gedränge gefunden hatten und wir beinahe das letzte Stück über einen ungünstig platzierten Rucksack gestolpert wären, atmeten wir tief durch und ließen uns auf unsere Koffer nieder. Von meiner Mum fehlte nach wie vor jede Spur. Vielleicht hatte sie uns nicht gefunden und bahnte sich jetzt ebenfalls ihren Weg durch das Chaos. In diesem Moment war ich mir jedenfalls noch sicher, dass ich sie entdecken würde, sobald die Aufruhr sich langsam in Luft auflöste.

Doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass meine Mum überhaupt nicht da war. Mindestens drei Mal hatte ich Amy gesagt wo und um welche Uhrzeit wir landeten, da es einfach viel zu kompliziert war, meine Mutter überhaupt an die Strippe zu bekommen. Meine kleine Schwester hatte hatte genervt gestöhnt, als ich sie wiederholt daran erinnert hatte und nun schien es so, als hätte ich das am besten noch ein viertes Mal getan.

Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen. Als ich versuchte meine Mum telefonisch zu erreichen, wurde ich jedes Mal direkt zur Mailbox weiter geleitet. Anschließend rief ich Zuhause und auf Amys Handy an, doch auch dort erreichte ich niemanden. Draußen wurde es allmählich dunkel und als Hannah genervt aufstöhnte, gab ich es auf.

„Ich wette sie hat es vergessen", seufzte meine beste Freundin und tippte anschließend auf ihrem Display herum. „Ich versuche Kenoah anzurufen, wenn das nicht klappt nehmen wir ein Taxi."

Die Minuten strichen vorüber und jetzt war auch ich mir sicher, dass meine Schwester mich einfach vergessen hatte. „Die kleine Kröte hat doch tatsächlich vor zwei Tagen noch Theater gemacht und jetzt hat sie mich einfach vergessen."

„Nimm es ihr nicht übel", sagte Hannah grinsend, „sie hat sicher viel zu viele andere Dinge im Kopf."

Glücklicherweise hatte Kenoah sofort eingewilligt und empfing uns eine halbe Stunde später mit wehenden Fahnen auf dem Parkdeck. Hannahs Augen leuchteten förmlich auf, als sie ihn entdeckte. Sie ließ alles stehen und liegen, lief wie in einem Hollywoodfilm auf ihren Traumprinzen zu und legte die Arme um ihn.

Ich schämte mich dafür, dass wir uns in Sydney gestritten hatten. Denn Hannah war glücklich, das spürte ich mit jeder Faser meines Körpers. Und das war alles was zählte. Die Bauchschmerzen, die ich jedes Mal verspürt hatte, wenn ich daran dachte, dass die beiden es einfach zu schnell angingen, waren plötzlich wie weggeblasen. Und auch Hannahs Sorgen, weil er sich nicht gemeldet hatte und sie Angst hatte, dass er nichts mehr von ihr wissen wollte, waren Geschichte.

Schnell erwischte ich mich dabei, dass ich mir wünschte, jemand würde mich einfach so abholen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Unweigerlich wanderten meine Gedanken zu Niall und prompt machte mein Herz einen Satz.

Ich wünschte es wäre nicht so furchtbar kompliziert.

„Willst du da Wurzeln schlagen?"

Die Hände in die Hüfte gestemmt stand Hannah neben Kenoah und sah mich auffordernd an. Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf und setzte mich in Bewegung. Ganz selbstverständlich kam Kenoah mir entgegen und nahm sowohl meinen Koffer, als auch Hannahs, welcher immer noch an der gleich Stelle stand.

Kenoahs dunkle Haare lagen kreuz und quer. Erst als ich genauer hinsah erkannte ich, dass er eine Jogginghose trug. Sicher hatte er schon auf dem Sofa gelegen und hatte keine Sekunde gefackelt, als Hannah ihn darum gebeten hatte uns abzuholen.

Mit einem breiten Lächeln nahm er mir den Rucksack ab und beförderte unsere Sachen anschließend mit Leichtigkeit in den Kofferraum seines silbernen Volvos. Ich nahm hinter Hannah auf der Rückbank platz und bedankte mich bei Kenoah, dass er so spontan hier aufgetaucht war.

Es dauerte nicht lange, da fuhren wir in unsere Straße und schon kurz darauf erkannte ich das vertraute Gartentörchen vor unserem Haus. Kenoah stellte den Motor ab und wollte gerade die Fahrertür öffnen um mir mit dem Koffer zu helfen, da hielt Hannah ihn auf und stieg selbst aus.

„Versprich mir was", sagte Hannah, als sie mir den Rucksack überreichte. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem sanften Lächeln und ich schaute sie fragend an. „Versprich mir, dass du dich nicht wieder Zuhause verschanzt und da weiter machst, wo wir aufgehört haben."

Ein kleines Seufzen entglitt mir und ganz unerwartet nahm sie meine Hand in ihre. Sie war warm und ich spürte ihre zierlichen Finger, die über meinen Handrücken streichen.

„Versprochen, Hannah."

Bevor sie loslassen konnte, holte ich das Armband, das ich seit dem Tag in Sydney in meine Obhut genommen hatte, aus meiner Hosentasche und legte es ihr behutsam in die Hand. Ich hatte den kleinen Flugzeuganhänger, den ich in Kilmore gekauft hatte, daran befestigt.

Meine beste Freundin erkannte diesen sofort und riss erleichtert die Augen auf. „Ich dachte ich hätte das Armband verloren."

„Und ich dachte, ich passe solange darauf auf", erwiderte ich grinsend. „Du hast es in Sydney vergessen."

„Danke", sagte sie ehrlich und schenkte mir ein weiteres Lächeln.

Es folgte eine herzliche Umarmung, die ich nur zu gerne erwiderte. Ihre kurzen Haare kitzelten mich an der Wange und sie drückte mich so fest an sich, dass mir fast die Luft weg blieb. Sie löste sich von mir und schaute mich lächelnd an, sodass ich es ihr gleich tat.

„Genau das meine ich", sagte sie. „Verlier' dieses Lächeln nicht wieder, Charlie. Das steht dir viel besser als die blöden Sorgenfalten auf deiner Stirn." Daraufhin verabschiedete Hannah sich und stieg wieder zu Kenoah ins Auto.

Im Haus brannte Licht. Ich konnte sogar in die Küche schauen, doch zu sehen war niemand. Wenn Amy wirklich vergessen hatte, unserer Mum mitzuteilen, wann wir landeten, dann hing sie sicher noch in der Galerie fest und würde erst spät nach Hause kommen.

Ich zog meinen Koffer hinter mir her und ging durch den Vorgarten zur Haustür. Unter der Weide stand einsam das Ruderboot, was mich zum Lächeln brachte, da es längst vergangene Erinnerungen wieder belebte.

Schon draußen hörte ich laute Musik. Wenn mich nicht alles täuschte, lief gerade der Titelsong von Ghostbusters. Irritiert kramte ich meinen Haustürschlüssel aus dem kleinen Fach meines Rucksacks und schloss die Tür auf.

Das Bild das sich mir bot, brachte mich augenblicklich dazu, in schallendes Gelächter auszubrechen. Meine Schwester stand mit dem Rücken zu mir und tanzte tatsächlich mit dem Staubsauger in der Hand zum Ghostbusters Titelsong. Dabei warf sie unkontrolliert den freien Arm in die Luft und gab ihre Tanzkünste zum besten.

Schlagartig drehte sie sich um, als sie mein Lachen hörte und starrte mich erschrocken an. Ihre Gesichtszüge wechselten in Sekundenschnelle von erschrocken zu schuldbewusst, was sie zusätzlich mit einem „Oh" kommentierte, als sie realisierte, dass sie etwas vergessen hatte. Schnell tippte sie mit den Zehenspitzen den Staubsauger an, damit er aus ging. Auch die Musik war schnell ausgestellt und die Bluetoothbox auf der Kommode gab endlich Ruhe.

„Bist du gelaufen?", fragte sie vorsichtig.

Erst wollte ich sie auf den Arm nehmen, mich erschöpft auf den Koffer setzen und schwer atmend die Frage bejahen, jedoch war ich einfach viel zu froh sie endlich wieder zu sehen. Deshalb erzählte ich ihr, dass Hannahs Freund so nett gewesen war uns abzuholen, worauf sie die Stirn runzelte.

„Seit wann hat die einen Freund?", wollte sie wissen.

„Lange Geschichte, erzähle ich dir in Ruhe", ließ ich sie wissen. Anschließend bugsierte ich meinen Rucksack in die Ecke und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich muss schon sagen, dass ich mir eigentlich eine schönere Begrüßung gewünscht hätte."

Sofort leuchteten ihre Augen, sie kam auf mich zu gestürmt und fiel mir in die Arme. Ich hätte mich wirklich daran gewöhnen können, an einem einzigen Tag so viele Umarmungen zu bekommen. Prompt fühlte ich mich wie Zuhause, obwohl die Gedanken an die letzten Wochen permanent in meinen Gedanken kreisten.

„Bist du noch sauer auf mich?", flüsterte ich in ihr Ohr und ich spürte, wie sie heftig den Kopf schüttelte. Daraufhin drückte ich sie noch fester an mich, bevor sie sich losriss und mich breit angrinste.

Von einer Minute auf die andere war sie wieder ganz die Alte. Heiter plapperte sie drauf los, fragte mich ob ich ihr etwas mitgebracht hätte und stürzte sich halb auf meinen Koffer. Nachdem sie aufgeregt neben mir stand und meinen Koffer in Gedanken schon durchsucht hatte, konnte ich sie besänftigen und sie zog grinsend mit dem Shirt, das ich ihr in Sydney gekauft hatte, nach oben ab.

Den Rest der Souvenirs verstaute ich wieder sicher im Koffer. Mason übernachtete bei einem Freund und Mum war tatsächlich noch auf der Arbeit.

Umständlich hievte ich mein Gepäck die Treppe herunter und stiefelte ohne große Umschweife ins Bad, um zu duschen. Der lange Flug steckte mir in den Knochen und ich konnte es gar nicht abwarten heißes Wasser über meinen Rücken laufen zu lassen.

Nachdem ich mir extra lange Zeit gelassen hatte, mir ausgiebig die Haare geföhnt hatte und mir einen beliebigen Pyjama aus dem Kleiderschrank gekramt hatte, ließ ich mich seufzend auf das Sofa fallen.

Zwischenzeitlich hatte ich eine Nachricht meiner Mum auf dem Handy, in der sie mich fragte, was ich denn gewollt hatte. Augenscheinlich hatte sie nicht einmal mehr auf dem Schirm gehabt, dass ich heute wieder nach Hause geflogen war. Ich antwortete erst gar nicht darauf, wahrscheinlich hätte sie die Nachricht erst gelesen, sobald sie hier spät am Abend auftauchte.

Ich hatte nicht einmal genügend Motivation das Licht anzumachen, geschweige denn die Jalousien herunter zu lassen. Draußen war es beinahe dunkel, hinter dem Nachbarhaus sah man noch ganz eben einen hellblauen Streifen. Kurz überlegte ich die restlichen Postkarten meines Dads in der Pappkiste zu sortieren, doch es war, als wäre ich am Sofa festgeklebt.

Hätte Hannah mich so sehen können, hätte sie sich sicher an den Kopf gefasst und mich schon jetzt verflucht. Sie hätte sicher gesagt ich hätte einen Vogel und Wörter in den Raum geworfen wie 'Fernweh-Depression'. So wie Amy, die nach dem Konzert letztes Jahr fast eine Woche schlechte Laune hatte, weil dieser schöne Tag einfach ein viel zu schnelles Ende genommen hatte.

Ich fragte mich, ob ich nicht einfach Ed begleiten könnte, der sich morgen früh auf die Socken zu seiner Familie machte. Ich hatte seine Eltern geschlagene vier Mal gesehen, hatte sie aber sofort ins Herz geschlossen. Aber es kam mir albern vor und so ließ ich den Gedanken sofort wieder fallen. Ed hatte sie ewig nicht gesehen und ich war froh, dass er endlich wieder nach Hause fuhr – da hatte ich schließlich nichts zu suchen.

Lustlos griff ich nach der Fernbedienung, die mir prompt vom Sofa fiel und auf dem Teppich landete. Als ich mich bückte, bildete ich mir tatsächlich ein, Nialls Lachen zu hören und ich war mir sicher, dass ich mittlerweile den Verstand verloren hatte. Schlagartig verspürte ich ein Ziehen im Bauch und richtete mich so schnell wieder auf, dass ich mir den Kopf am Couchtisch stieß.

Wieder hörte ich es und ich ging stirnrunzelnd zur Tür um zu lauschen. Kurz war es mucksmäuschenstill. Dann hörte ich Amy reden. Auf Socken ging ich zum Fuß der Treppe, vielleicht war Mum doch schon früher nach Hause gekommen. Doch als ich das Lachen nochmal hörte, war es glasklar.

Das war Nialls unverkennbares Lachen.

Mein Herz raste und meine Füße trugen mich wie von selbst die Stufen nach oben. Dass ich gerade wahrscheinlich aussah wie eine Wahnsinnige, störte mich nicht im Geringsten. Ich stürmte nach oben, stieß mir das Knie an der Kommode im Flur und kam im Türrahmen der Küche zum Stehen.

Und tatsächlich. Das saß er und schmunzelte, als er mich sah. Augenblicklich fiel alles von mir ab und ich konnte mein dämliches Grinsen nicht mehr länger kontrollieren. Mir war egal, wie viel Zeit verging, denn ich starrte ihn einfach nur an und ignorierte mein dämliches Herz, das einfach keine Ruhe geben wollte.

„Hübsch." Nialls Blick wanderte zu meiner Pyjamahose und ich folgte seinem Blick. Von all den Hosen die ich im Schrank hatte, musste ich unbedingt die schwarze mit den kleinen knallgrünen Dinos im Dunkeln aus der Schublade ziehen. Nathan hatte sie mir vor Ewigkeiten aus Spaß als Souvenir aus Tokio mitgebracht. Ich mochte sie sehr, aber rückblickend gesehen hätte ich vielleicht doch lieber das Licht angemacht.

„Ich merke schon", durchschnitt Amys Stimme die peinliche Stille, „ich bin hier überflüssig."

Fast mechanisch drehten Niall und ich gleichzeitig den Kopf zur Seite, um meine kleine Schwester anzuschauen. Die verdrehte nun nämlich theatralisch die Augen, bevor auch sie grinste und einen weiteren Kommentar abgab. „Habt ihr euch nicht vorhin erst gesehen?"

Kommentarlos riss ich die Augen auf. Sie schien den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben, denn kurz darauf zuckte sie mit den Schultern und verschwand nach oben. Allmählich schien sie sich an Niall gewöhnt zu haben, sonst hätte ich sie wahrscheinlich durch das ganze Haus gehört.

„Du hast nicht aufgemacht, als ich bei dir geklingelt habe", sagte Niall. Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich lässig an die Anrichte. „Und da hier oben Licht an war, dachte ich-"

Ich schnitt ihm das Wort ab, indem ich in einem Anflug von Mut auf ihn zuging und meine Arme um ihn legte. Sofort tat er es mir gleich, hielt mich fest und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

„Was machst du hier?", nuschelte ich in sein Hemd. "Ich dachte du bist verplant."

„Pustekuchen", erklärte er stöhnend. „Zuhause herrscht gähnende Leere."

Zufrieden gluckste ich vor mich hin, bei dem Gedanken daran, dass er alles hätte machen können, anstatt hier aufzutauchen. Doch er war hier und alle anderen Gedanken waren wie weggeblasen.

Bevor ich noch etwas sagen konnte, schob er mich ein Stück zurück, nur um dann seine Finger unter mein Kinn zu legen und seine Lippen auf meine zu legen.

Ein wenig erschrak ich mich. Es war mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass es mich selbst wunderte, wie mutig ich war und es einfach geschehen ließ. Ich spürte seine weichen Lippen, wusste genau, dass er lächeln musste, wenn ich in den Kuss hinein seufzte. Ich war wie Butter in seinen Händen und nichts um mich herum schien noch zu existieren. Die Zeit blieb stehen, nur für mich und für einen Augenblick. Aber ich war glücklich, wenn er bei mir war.

Ich ging einen Schritt zurück und schaute ihn an. Seine blauen Augen waren so vertraut, dass ich stundenlang hätte damit verbringen können, ihn einfach nur anzuschauen.

„Hast du Hunger?", wollte er schließlich wissen.

Auf Kommando knurrte mein Magen und ich nickte. „Ich weiß nicht, was wir da haben. Zur Not klauen wir Mason eine von seinen fünftausend Lucky Charms", sagte ich amüsiert.

„Wir könnten auch woanders essen", erwiderte er.

Verwundert schaute ich ihn an. „Wirklich?", sagte ich. „Es ist Freitag. Du willst wirklich in irgendeinen überfüllten Imbiss?"

Niall zuckte mit den Schultern und mir kam eine Idee in den Sinn. „Wir könnten zu Tom in die Kneipe. Er hat sicher ein paar Sandwiches übrig."

Er stimmte zu und ein paar Minuten später hatte ich mir eine Jeans angezogen. Ungeduldig wartete er in meinem kleinen Flur, während ich mir die Schuhe anzog. Ich schnappte mir meine Tasche und sortierte schnell meine Sachen aus dem Rucksack um, bevor ich fertig vor ihm stand und ihn ein weiteres Mal musterte.

„Können wir?"

„Warte kurz", entgegnete ich und kramte an meiner Garderobe nach Nathans schwarzer Sweatshirtjacke, die er irgendwann mal hier liegen gelassen hatte. „Zieh die an", forderte ich ihn auf und ohne nachzufragen, zog er sich stirnrunzelnd die Jacke über.

Anschließend schob ich ihm noch eine meiner Sonnenbrille auf die Nase und zog ihm die Kapuze über den Kopf.

„Ernsthaft?", fragte er mit wenig Enthusiasmus und begutachtete sich skeptisch im Spiegel an der gegenüberliegenden Wand.

„Ich will dich nicht teilen", kommentierte ich seinen misstrauischen Blick. „Nicht heute."

Ein Lächeln später hatte er sich geschlagen gegeben und wir kamen zwanzig Minuten später bei Tom an. Er freute sich riesig uns zu sehen, fragte uns aus und spendierte uns eine Cola aufs Haus.

Ähnlich wie bei Niall Zuhause, war hier gähnende Leere angesagt. Außer uns saßen nur zwei ältere Herren am Tresen, die ich schon öfter gesehen hatte. Niall war enttäuscht, dass Big Fred nicht dort war. Aus Spaß sagte er, dass er eines Tages seine Armbanduhr zurück gewinnen würde, wenn er ihn wieder zum Pokern heraus forderte.

Als Tom uns die Sandwiches auf den Tresen schob, fühlte ich mich fast wie an dem Tag, als ich das erste Mal mit Niall hier gewesen war. Prompt hatte ich Ed vor Augen, der wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf den Barhockern hing.

Einmal mehr war ich froh, dass wir an diesem Abend im letzten Jahr hier gelandet waren. Ich erinnerte mich genau daran, wie viel Angst ich davor hatte, einfach meine Sachen zu packen und für eine Weile zu verschwinden. Umso erleichterter war ich nun, dass Niall mich dazu überredet hatte. Vielleicht hatte hier sogar alles angefangen und dafür war ich sehr dankbar.

Auch Niall schien an den Abend zu denken. Immer wieder lächelte er und dann stand er auf und machte sich an der alten Jukebox zu schaffen. Er kramte sein Kleingeld aus dem Portemonnaie und wir brachen beide in schallendes Gelächter aus, als Let's Twist Again ertönte.

Wir lachten viel an diesem Abend. Um genau zu sein, hatte ich in den letzten Wochen viel mehr gelacht, als in den letzten Jahren und das genoss ich.

Mitten in der Nacht machten Niall und ich uns auf den Weg zu mir. Es regnete wie aus Eimern und immer wieder musste ich an den Abend zurück denken, als Niall und ich so betrunken gewesen waren, dass wir Mrs Wellingtons Lorbeerbusch nieder gewalzt hatten. Kurz bevor wir bei mir ankamen, nahm Niall mich Huckepack und brachte mich abermals damit zum Lachen.

Meine Haare waren klitschnass, die Klamotten klebten mir schwer am Körper. Niall stöhnte, als er mir erzählte, dass er morgen früh raus musste und dass er eigentlich überhaupt keine Lust hatte, gleich noch nach Hause zu fahren.

Ich fragte mich, wann ich ihn wieder sehen würde und bekam Bauchschmerzen, als ich daran dachte ihn gleich wieder gehen zu lassen. Noch vor Wochen hatte ich darüber gelacht, dass meine Freunde ständig von Abenteuer redeten, denn ehrlich gesagt, hätte ich mir das alles niemals zugetraut, wenn Niall nicht gewesen wäre.

Aber mit Niall war alles wie ein riesen großes Abenteuer.

„Du hattest recht", sagte Niall. „Es ist schön im Regen zu laufen, wenn man alle Gedanken einfach fallen lässt."

Im Vorgarten ließ er mich runter und stellte mich vorsichtig auf den nassen Gehweg ab. „Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?"

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das an dir liegt", ließ er mich mit einem spitzbübischen Grinsen wissen.

Ich konnte nicht anders, als ihn einfach wortlos anzustarren. Hatte er überhaupt die leiseste Ahnung, was er mit mir machte, wenn er so etwas sagte. In mir brannte irgendwas durch, ich hatte das Bedürfnis die Notbremse zu ziehen, denn mein dummes Herz machte sich Hoffnungen. Also machte ich in meinen Augen das einzig richtige.

„Du solltest gehen, du musst früh raus", sagte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Sichtlich überfahren schaute er mich an. „Hab ich was falsches gesagt?"

Stumm schüttelte ich den Kopf. Am liebsten wäre ich einfach selbst gegangen und über alle Berge verschwunden.

„Warum soll ich gehen, Charlie?"

„Weil ich dich sonst nicht mehr gehen lasse", sagte ich ehrlich und musste schlucken. „Jetzt geh schon."

„Sag mir den Grund", forderte er mich auf, endlich etwas zu sagen. „Vorher gehe ich nicht."

In mir sträubte sich alles dagegen. Sein Blick wich meinem nicht aus, mein Herz raste bis Unermessliche und ich hatte das Gefühl mir wurde schlagartig eiskalt.

„Weil ich mich in dich verliebt habe, Niall."

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Ich hatte das Kapitel zwar für Samstag angesetzt, aber mir kam etwas wichtiges dazwischen

Vielen lieben Dank für all eure Unterstützung und die tollen Kommentare, die ich mit immer wieder durchlese, wenn ich einen schlechten Tag habe

Ich weiß, es hat lange gedauert, bis Charlie endlich mal etwas gesagt hat. Und das war Absicht. Und jetzt hoffe ich, dass ihr mindestens so erleichtert seid wie ich, weil es endlich raus ist

Und jetzt mache ich mich auf den Weg all die versäumten Updates nachzuholen, die ich verpasst habe. Ich habe unheimlich viel Lesestoff vor mir und freue mich wahnsinnig darauf

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