25 » Bring Licht ins Dunkle
H A N N A H
Melbourne, Februar 2016
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„Schätzchen, du kannst dich auch einfach hier breit machen, auf drei Personen mehr kommt es nun wirklich auch nicht mehr an", hörte ich Martha hinter mir sagen. „Unsere Sofas im Wohnzimmer sind zwar nicht die bequemsten, aber für eine Nacht wird es wohl reichen, oder?"
Gerade war ich dabei, die Koffer von Kenoah, Aaron und mir umständlich vom Flur ins obere Stockwerk zu schleppen, während Kenoah sich den älteren Damen angeschlossen hatte, Ed anhimmelte und Aaron fieberhaft versuchte, meiner besten Freundin schöne Augen zu machen.
„Das ist wirklich nett von Ihnen, Martha, aber ich glaube das wird ziemlich eng und Kenoah ist ein Langschläfer", erwiderte ich höflich.
„Sei nicht albern, das wird schon gehen", versicherte sie mir, zwinkerte mir zu und verschwand dann die Treppe hinunter, bis ich hörte, dass sie im Garten von ein paar laut quiekenden Gästen in Empfang genommen wurde.
Als ich den ersten Koffer die Treppe hoch gehievt hatte, kramte ich meine bequemsten Schuhe aus dem Koffer und setzte mich für einen Moment auf den weichen Teppich. So gut es mir auch in Australien gefiel und so viel Glück ich auch mit Kenoah hatte, hatte ich was andere Dinge anging ein unbeschreibliches Pech. Erst vor zwei Tagen hatte ich meinen besten Bikini im Hotelzimmer vergessen. Für das Teil hatte ich zwei Monate sparen müssen. Zu allem Überfluss hatte ich noch mein Armkettchen verloren, was weitaus schlimmer war, den daran hingen so viele schöne Erinnerungen. Meinem Vater würde das sicher sofort auffallen und ich konnte sein trauriges Gesicht bereits jetzt vor mir sehen.
Kenoah hatte es sogar einen ganzen Tag mit mir ausgehalten, als ich mich in den verschiedensten Läden auf die Suche nach einem Ersatz gemacht hatte. Nach ein paar Stunden wurde ich jedoch wirklich anstrengend und wir verbrachten stattdessen den Tag an der Promenade. In Gedanken freundete ich mich schon mal damit an, dass ich das Armkettchen nie wieder sehen würde.
Dafür, dass wir hier auf einer Seniorenparty gelandet waren, ließ Martha es ordentlich krachen. Wir waren beinahe seit zwei Stunden hier und Martha schien es nicht einmal zu stören, dass ich mich als Fremde durch das Haus bewegte. Als würden sie uns jahrelang kennen, drückte sie mir bei der Begrüßung wie selbstverständlich einen Rotwein in die Hand und führte uns durch das Haus. Dass ich Kenoah und Aaron selbst erst seit gut zehn Tagen kannte, tat dabei nichts zur Sache. („Weißt du was, Hannah? Ich habe noch Vertrauen in die Menschen. Hier gibt es nichts zu holen und wenn ihr uns im Schlaf erschicken wollt, dann haben wir endlich unsere lang verdiente letzte Ruhe.")
Gesagt, getan, und so nahmen wir uns vor, am Ende der Feier das Wohnzimmer zu beziehen. Allerdings wurde das erst einmal nichts mit dem Schönheitsschlaf, denn als ich das Gepäck endlich im Gästezimmer verstaut hatte, damit die Gäste im Wohnzimmer nicht darüber stolperten (Schließlich war der Großteil über siebzig), nahm Martha mich in Beschlag und stellte mich den gut gelaunten Frauen vor.
Eine der Frauen hieß Roberta und zog minutenlang über ihren Ehemann her. Ich bekam nur Bruchstücke mit, den die Gute hatte gefühlt schon zwei Flaschen Wein geleert und nuschelte so furchtbar, dass ich Probleme hatte ihren Worten zu folgen. Höflich nickte ich, wenn sie in meine Richtung schaute und lachte gezwungen, als die anderen Frauen am Tisch den Kopf in den Nacken warfen. Einige Wortfetzen konnte ich jedoch aufschnappen und dachte mir den Rest dazu. Als dann jedoch heraus kam, dass der besagte Ehemann bereits seit zwei Jahren das Zeitliche gesegnet hatte, wurde es mir zu bunt und ich machte mich auf die Suche nach Kenoah.
Ich hatte ein unglaubliches Glück mit ihm. Er war zuvorkommend, witzig und ich konnte mich bei weitem nicht daran erinnern, dass ich mich jemals so schnell in jemanden verknallt hatte. Er kam gerade erst aus einer langen Beziehung und wir waren uns beide einig, dass wir es langsam angehen sollten, doch wenn er vor mir stand, setzte mein Gehirn plötzlich aus und ich sah alles praktisch durch die rosarote Brille. Ein Gefühl, dass mir so lange gefehlt hatte und das führte dazu, dass ich mich Hals über Kopf in etwas fallen ließ, worüber ich noch vor ein paar Wochen nie drüber nachgedacht hätte.
Anders als Charlie stürzte ich mich jedes Wochenende unter die Leute, tanzte bis zur Besinnungslosigkeit und wachte des öfteren in fremden Betten auf. Mein bisheriger Lifestyle kam mir sehr gelegen, neben meinem Studium und dem Job bei Mrs Clark hatte ich kaum Zeit für eine feste Beziehung.
Aber ich habe immer an das Schicksal geglaubt und dass Kenoah mir gerade jetzt begegnet war, sah ich als Zeichen an. Was sonst sollte es sein, außer Schicksal, dass ich alles in Kenoah fand, was ich mir immer erträumt hatte. Er sah unglaublich sexy aus mit seinem dunklen Haar und den verträumten braunen Augen. Und dass er in meiner Nähe wohnte, war ein Geschenk des Himmels.
Ich konnte Charlie im Nachhinein verstehen. Ich hatte mich kopfüber dort hinein gestürzt, ohne Kenoah wirklich zu kennen. Man könnte meinen, ich war naiv, doch vielleicht hatte Martha recht, man musste den Menschen vertrauen. Und was hatte ich schon zu verlieren?
Natürlich war es dumm, einfach so mir nichts, dir nichts, mit zwei wildfremden Typen am anderen Ende der Welt allein zu bleiben, doch mein Bauchgefühl hatte etwas anderes gesagt und ich hatte mich nicht getäuscht.
In der letzten Woche war ich jeden Morgen neben Kenoah aufgewacht, während Aaron es sich auf dem klapprigen, provisorischen Bett im Hotelzimmer bequem gemacht hatte. Natürlich waren wir uns deshalb nicht näher gekommen und genau deswegen hatte ich darauf gehofft, dass Martha etwas dagegen gehabt hätte, dass wir unsere Zelte hier aufschlugen. Insgeheim hatte ich mich darauf gefreut, die ganze Nacht mit Kenoah in einem Hotelzimmer zu verbringen. Ohne Aaron, nur wir zwei. Doch daraus wurde nichts und unsere gemeinsame Zeit rückte immer mehr in die Ferne.
Für heute Abend stand jedoch noch etwas anderes, wichtiges im Vordergrund. Es konnte ja nun wirklich nicht sein, dass nur ich Spaß hatte. Ich hatte mir fest vorgenommen, Aaron Charlie vorzustellen. Das letzte Mal, dass die beiden sich gesehen hatten, kam einem Desaster gleich. Charlie vertrug nicht viel Alkohol und das musste ich leider feststellen, als sie nach ein paar Tequila Sunrise zu nichts mehr zu gebrauchen war. Glücklicherweise nahm Aaron ihr das nicht krumm und half mir sogar dabei, meine beste Freundin ins Taxi zu bugsieren.
Es war zwar toll, dass sie so viel Zeit mit Niall verbrachte, doch everybodys Darling musste nun zurück stecken. Es wurde Zeit, dass meine beste Freundin die schönen Seiten des Lebens kennenlernte und Aaron kam da sehr gelegen. Nicht nur, dass er ein waschechtes Sahnetörtchen war, Aaron hatte einiges in der Birne und war genau so ein Familienmensch wie Charlie.
Da ich Kenoah nirgendwo entdeckte, schlenderte ich durch den Garten und entdeckte meine beste Freundin auf der Terrasse im hintern Teil des Grundstückes stehen. Sie schien angespannt zu sein und als ich näher kam, wurde mir auch bewusst wieso das so war. Sie stand zwischen Aaron und Niall, die sich gegenseitig stumm anstarrten. Charlie hingegen schaute immer wieder zwischen den beiden hindurch und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit; so gut kannte ich sie und ich sah es ihr an.
Zielstrebig lief ich auf die drei zu und überredete Niall prompt, mit mir zu kommen. Erst schien er mich gar nicht zu bemerken und runzelte dann die Stirn, als er mich entdeckte. Widerwillig ließ er sich von mir von der Terrasse führen und starrte mich dann fragend an, als wir auf dem Rasen zum Stehen kamen.
„Was willst du?", fragte er schroff und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust.
„Du störst, Blondi", antworte ich darauf.
Ich konnte ihn wirklich gut leiden, aber er hatte grade wirklich ein Brett vorm Kopf, wenn er nicht bemerkte, wie unbehaglich die Situation war. Zwar war Aaron keineswegs schüchtern, aber ich kannte meine beste Freundin und die tat sich auch so schon schwer genug, Worte zu finden. Ich war sicher, dass Aaron interessiert genug an ihr war, um sie aus der Reserve zu locken und ich wollte auf keinen Fall, dass Niall dazwischen stand und es den beiden unnötig schwer machte.
Anfangs hatte ich so meine Probleme, mich daran zu gewöhnen, Niall zu behandeln, als wäre er ganz normal. Denn das war er nicht. Immerhin war er Teil der größten Boyband dieses Planeten und überall bekannt. Dass ich unter der Dusche lauthals zu allen Songs zu One Direction sang, trug nicht gerade dazu bei, dass es leichter für mich wurde. Wann traf man als Normalo schon mal auf einen Weltstar, oder in meinem Falle sogar auf zwei.
Da Niall es uns jedoch ziemlich einfach machte, hatte ich mich relativ schnell daran gewöhnt, neben ihm am Tisch zu sitzen. Denn auch er aß seine Cornflakes nicht mit einem goldenen Löffel. Er war wirklich am Boden geblieben und steckte voller Energie, was schon so einige Male unseren Trip erleichtert hatte. Vor allem Charlie kam gut mit ihm aus, sie war wie ausgewechselt seit dem sie so viel Zeit mit ihm verbrachte.
Ich kannte sie erst nachdem ihr Vater gestorben war und umso schöner war es, dass sie mittlerweile so viel lachte. Ich war froh, dass wir sie dazu überredet hatten, diese Reise anzutreten. Man konnte sich nicht mehr ansehen, wie sich Zuhause verschanzte und so tat, als wäre alles so, wie sie sich das Leben vorstellte. Denn wenn ich jetzt das Strahlen in ihren Augen sah, wusste ich, dass es richtig war, dass wir hier waren.
Nur Ed war unser Sorgenkind. Dabei hatte ich anfangs gedacht, dass ich gerade mit ihm blendend auskommen würde. Die Realität sah jedoch anders aus. War ich anfangs noch motiviert, als er mich überraschend kontaktiert hatte, um Charlie an ihrem Geburtstag zu überraschen, so würde ich ihm mittlerweile am liebsten tagtäglich den Kopf abreißen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie Charlie es mit ihm aushielt. Wenn Ed nicht gerade den lieben langen Tag rumdöste, dann saß er teilnahmslos bei uns und war mit den Gedanken sonst wo.
„Ich störe?", riss Nialls Stimme mich aus den Gedanken. „Der Typ schläfert einen mit seinem langweiligen Gelaber regelrecht ein."
Genervt verdrehte ich die Augen und ließ ihn einfach dort stehen, um mich weiter auf die Suche nach Kenoah zu machen. Jedoch traf ich ihn weder im Garten an, noch im Haus und ich konnte mir nicht erklären, wo er abgeblieben war.
Kurz entschlossen setzte ich auf eine Holzbank im Garten und genoss die Stille. Jedenfalls so lange, bis Aaron und Charlie sich in Bewegung setzten. Immer wieder huschte mein Blick zu ihnen und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Obwohl ich Charlie ansah, dass ihr das Ganze nicht geheuer war, fand ich die beiden zusammen wirklich niedlich. Aaron legte sich wirklich ins Zeug, berührte immer wieder beiläufig ihren Arm und entlockte ihr ein Lächeln.
Als Charlie auf mich zukam, da wackelte ich mit den Augenbrauen und sie riss unbeholfen die Augen auf. Ganz der Gentleman entschuldigte sich Aaron, als er merkte, dass meine Freundin auf mich zusteuerte.
Sehr aufmerksam. Davon sollte sich Niall sicherlich mal eine Scheibe abschneiden.
„Ich hasse dich, Hannah", sagte sie prompt und ließ sich neben mich auf die Bank fallen.
„Das ist es mir wert", winkte ich lässig ab. Als Aaron jedoch außer Sichtweite war, quetschte ich sie förmlich aus, fragte sie nach den Details ihres Gespräches und fügte anschließend ein „Ist er nicht toll?" hinzu. Doch Charlie war eher wortkarg und verdrehte die Augen.
„Ja, er ist wirklich nett, aber-"
„Aber?", sagte ich gespielt empört. „Er ist eine Zehn, Charlie, eine Zehn."
„Er ist eher eine Sechs", sagte sie schlicht. Ihre Beine zog sie umständlich an und rutschte unbehaglich hin und her.
Mir fehlten die Worte und ich schnappte buchstäblich nach Luft.
„Wer ist dann bitte eine Zehn, wenn Aaron keine ist?", fragte ich sie gespannt. „Kenoah ist eine Elf, nur um das mal klarzustellen", fügte ich hinzu und zwinkerte ihr zu, was ihr ein Lachen entlockte.
„Ich weiß nicht, Hannah", seufzte sie. „Ja, er ist toll, aber gerade hat er mich danach gefragt, was ich beruflich mache und ich meinte aus Spaß, dass ich mich beim Wanderzirkus bewerbe, wenn ich im Café nicht zufrieden bin. Daraufhin hat er mit so viel Verständnis reagiert, dass ich mir hinterher nicht mal mehr selbst sicher war, ob ich mir die Möglichkeit offen halten sollte. Er hat bestimmt eine Viertelstunde darüber geredet, was die Vorteile sind, wenn man in einem Wohnwagen durch die Städte zieht."
Ich brach in schallendes Gelächter aus und musste mir mit dem Handrücken sogar ein paar Tränen von der Wange wischen. Als ich mich beruhigt hatte, räusperte ich mich und schaute meine Freundin an, die ernst neben mir saß und am Reißverschluss ihrer Sweatshirt-Jacke herumfummelte.
„Na und?", sagte ich angestrengt, um nicht wieder in Gelächter auszubrechen, „Dann versteht er deinen Humor eben nicht. Vielleicht hat er andere Qualitäten."
„Hannah", sagte Charlie schmunzelnd.
„Mach dich locker", erwiderte ich. „Meine Granny hat immer gesagt: Auf jeden Topf passt ein Deckel und bis dahin gibt's Frischhaltefolie."
„Meine Grandma sagt immer: Je schlechter du dich fühlst, desto besser kleide dich", entgegnete sie. „Aber das heißt noch lange nicht, dass ich im Ballkleid in der U-Bahn sitze, wenn ich traurig bin."
„Denk drüber nach", sagte ich zwinkernd und zeigte anschließend Richtung Haus, aus dem Aaron geradewegs zu uns herüber stiefelte. „Wer weiß, vielleicht brauchst du ja einfach nur eine Frischhaltefolie."
Anschließend erhob ich mich lächelnd und überließ Aaron meinen Platz. Da von Kenoah immer noch jede Spur fehlte, schlich ich mich von hinten an Niall an, der immer noch alleine auf dem Rasen stand und sich das Smartphone ans Ohr hielt. Neugierig wie ich eben war, tapste ich ein paar Schritte weiter auf ihn zu, um zu lauschen.
„Nein, Tommo, ich habe nichts von ihr gehört und eigentlich finde ich das auch viel besser so", sagte er verärgert in den Hörer. „Das ist mir scheißegal", fügte er hinzu und fluchte anschließend ungehalten ins Telefon.
Es sah so aus, als hätte unser Blondchen ein Frauenproblem. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, dem Gespräch weiter zu folgen. Einige Sätze verstand ich nicht, da Martha und ihre Freundinnen zehn Meter weiter euphorisch zu den Oldies mitsangen, die gerade aus der veralteten Anlage zu uns drangen.
Niall hielt sich mit der anderen Hand das rechte Ohr zu und lief ein paar Meter weiter. Bedacht darauf, dass er mich nicht entdeckte, folgte ich ihm unauffällig. Nach ein paar Minuten fiel bei mir der Groschen und ich wusste, dass es sich bei Tommo um Louis handelte. Gott sei Dank war ich ein Ass darin, jegliche Klatschzeitungen genauestens zu studieren.
„Das ist eine Woche her, Louis", „Nein, ich rufe sie sicher nicht an und kläre die Sache", „Vielleicht weil ich mit ihr geschlafen habe und mich am nächsten Morgen ohne ein Wort aus dem Staub gemacht habe?", „Du bist mir wirklich keine sonderlich große Hilfe", „Ja, du mich auch".
Als Niall ohne Verabschiedung einfach auflegte, nahm ich meine Beine in die Hand und entfernte mich einige Schritte. Er musste schließlich nicht wissen, dass ich mitgehört hatte, vor allem, weil ihm die Sache scheinbar wirklich aufzuregen schien.
Es war klar, dass Niall Horan auch am anderen Ende der Welt nicht auf seinen Spaß verzichtete. Und ich konnte es ihm nicht verübeln, ich war sicher, dass er, ohne mit der Wimper zu zucken, seinen ungezwungenen Spaß haben konnte, wann immer er wollte. Aber das Gespräch zeigte, dass die Gute mit der er es sich augenscheinlich vertan hatte, zu der ganz anderen Sorte gehörte.
Aber das war schließlich sein Problem und so genervt wie er gerade am Telefon reagiert hatte, wollte ich ihm lieber nicht unter die Augen treten und stattdessen lieber schnellstmöglich das Weite suchen.
Für den Rest des Abends gab ich mich dann doch noch damit zufrieden, mich zu Martha und ihren quasselnden Freundinnen zu setzten und mir anzuhören, wie ihre kleine Gruppe früher ihre Sommerferien hier in Melbourne verbracht hatten. Ich ließ mich sogar zwischenzeitlich auf ein Gespräch mit Roberta ein, bis Kenoah endlich auftauchte und mich entführte.
Lächelnd führte er mich durch den Garten und überredete mich, zu alten Songs zu tanzen. Ich schmiegte mich an seine muskulöse Brust und genoss seine starken Hände, die mich sanft hin und her wiegten.
„Wie lange haben wir noch?", flüsterte er sanft ihn mein Ohr. Seine tiefe Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Körper.
Ich musste schlucken, denn ich wusste genau worauf er hinaus wollte. Schon in zwei Tagen trennten sich unsere Wege, denn Charlie, Ed, Niall und ich reisten weiter nach Thailand; unser vorerst letztes Ziel. Kenoah und Aaron hingegen blieben noch eine Woche in Melbourne und machten sich anschließend auf den Heimweg nach London.
Ich hatte in den letzten Tagen oft mit Kenoah darüber geredet und war erleichtert, als er mir versicherte, dass wir uns in London sehen würden, sobald auch ich am Ende des Monats wieder Daheim war. Ich konnte es kaum erwarten, ihn zu besuchen. Der Abschied fiel mir jedoch schwerer als anfangs gedacht.
„Ich wünschte, du würdest mit uns kommen", murmelte ich an seine Brust. „Kannst du das nicht einrichten?"
„Aaron bringt mich um, Darling", erwiderte er. „Ich glaube, der Arme hatte es schon schwer genug mit uns beiden."
„Na, eben genau deshalb", jammerte ich ungehalten. „Ich bin an der Sache mit Charlie ganz nah dran. Wenn ihr erstmal weg seid, dann wird es noch schwieriger, die beiden zu verkuppeln. Bitte!"
Er drückte einen federleichten Kuss auf mein kurzes Haar und verstärkte seinen Griff um mich. Ich wollte nicht, dass das alles so ein schnelles Ende nahm. Ich hatte ihn doch gerade erst kennengelernt und es war unfair, dass ich ihn wieder gehen lassen musste. Selbst wenn es nur drei Wochen waren, in denen wir uns nicht sehen würden. Ich schloss meine Augen und genoss jede Sekunde, in der ich ihn noch bei mir hatte.
Als sich die letzten Gäste weit nach Mitternacht von Martha und ihrem Mann verabschiedeten, halfen wir ihr mit vereinten Kräften dabei, das Gröbste aufzuräumen. Kurz darauf wünschte sie uns gähnend eine gute Nacht und stolperte dann, mit Earl im Schlepptau, verschlafen die Stufen nach oben hoch.
Bei Charlie und Niall war von Müdigkeit nichts zu bemerken. Die beiden standen lachend in der Küche am Waschbecken und schrubbten gut gelaunt das Geschirr. Während Kenoah und Aaron nebenan die Kissen vom Sofa aufschüttelten, stiefelte ich auf leisen Sohlen nach oben, um meine Zahnbürste und den Pyjama aus dem Koffer zu holen.
Dort angekommen wurde ich von Charlies Rufton empfangen, der einen Anruf von Amy anzeigte. Da ich sicher war, dass meine beste Freundin nichts dagegen hatte, nahm ich den Anruf entgegen und meldete mich verschlafen.
„Hallo Amelia", sprach ich gähnend in den Hörer.
„Nenn' mich nicht so!", empörte sie sich und schnaufte ins Telefon. „Ist Charlie da?"
„Nein, die ist unten und spült mit Niall ein paar Schüsseln", erwiderte ich schlicht.
„Sie macht was?", kreischte sie schon fast und da rutschte mir plötzlich das Herz in die Hose.
Amy hatte keine Ahnung, dass Niall uns begleitete. Jedenfalls bis jetzt. Ich hörte ihr aufgeregtes Atmen am anderen Ende der Leitung und schaute panisch durch die Gegend. Ganz so, als ob ich irgendwo die Lösung für das Problem finden könnte. Meine Hand wurde schwitzig und ich musste schwer schlucken, als Amy ins Telefon stammelte.
„Amy, es ist ganz schön spät", murmelte ich nervös in den Hörer. „Kannst du- Kannst du morgen nochmal anrufen? Es ist gerade... unpassend."
Bevor sie ihr aufgebrachtes Schnaufen beendet hatte und mir antworten konnte, drückte ich hastig den roten Hörer, stellte das Handy kurzerhand aus und ließ es in Charlies Koffer verschwinden. Einige Sekunden blieb ich wie angewurzelt dort stehen, bevor ich hastig meine Sachen aus dem Koffer zog und wieder auf den Flur verschwand.
„Bist du auf der Flucht?"
Ein weiteres Mal an diesem bekam ich Herzklopfen, als ich Ed auf dem Flur begegnete. Hastig stammelte ich etwas Unverständliches vor mich hin, was ihn irritierte und er anschließend kopfschüttelnd im Gästezimmer verschwand.
Im Bad schloss ich die Tür hinter mir und atmete tief durch. Charlie würde mich umbringen; langsam und qualvoll. Es sei denn, Amy nahm den nächsten Flug nach Australien und brachte vorher ihre Schwester zur Strecke, weil sie sie wieder einmal nicht eingeweiht hatte.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Übermüdet dachte ich darüber nach, wie ich Charlie schonend beibrachte, dass bei ihr Zuhause nun gewaltig der Haussegen schief hing, als ich gedankenlos mit meinem Pyjama die halbe Badeinrichtung auf dem kleinen Regal über dem Waschbecken zu Boden riss.
Zu meinem Glück war nichts zu Bruch gegangen, es hatte trotzdem ordentlich gescheppert. Einzig und allein der Seifenspender und eine Kulturtasche waren herunter gefallen.
Schnell kniete ich mich auf den kalten Fliesenboden und sammelte sämtliche Sachen wieder ein. Ich erkannte, dass es Eds Sachen sein mussten, denn ich kannte sie bereits aus den vergangenen Wochen. Sie war knallgrün und sah ziemlich mitgenommen aus. Er musste sie hier vergessen haben.
Blitzschnell packte ich seine Zahnbürste wieder in die kleine Tasche, als mein Blick auf einige Tabletten fiel die unter dem Waschbecken auf dem Boden lagen. Als ich dann das orangene Döschen, der den Rest der winzigen Tabletten beinhaltete entdeckte, stockte mir für einen Moment der Atem und mir wurde von einer Sekunde auf die andere bewusst, was es mit Eds merkwürdigem Verhalten auf sich hatte.
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Hallo, ihr Lieben. Zuerst wollte ich euch darauf aufmerksam machen, dass ich endlich(!) eine passende Besetzung für Charlie und auch Hannah gefunden habe. Ich habe lange hin und her überlegt und jetzt endlich bin ich zufrieden. Oben ist ein Bild von Hannah, genau so habe ich sie mir immer vorgestellt. Besser spät als nie, nicht wahr? :)
Ich hoffe euch hat das Kapitel aus Hannahs Sicht gefallen. Am Sonntag geht es weiter
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