23 » Trunkenbold
N I A L L
Melbourne, Januar 2016
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Martha war einfach der Knaller. Mit ihren fünfundsiebzig Jahren hatte sie es noch faustdick hinter den Ohren und das gefiel mir. Sie hatte Spaß daran, mir und Ed immer wieder einen Kräuterlikör einzuflößen und über uns herzuziehen.
Eigentlich wollte ich in der letzten Stunde auf der Fahrt nach Melbourne eine Mütze Schlaf nachholen, doch daraus wurde nichts. Martha und ihre Freundinnen hörten gar nicht auf Ed und mich zu umgarnen. Das ging so weit, dass Martha uns anbot, für ein paar Tage bei ihr und ihrem Mann unterzukommen.
In den neunziger Jahren waren Martha und ihr Mann, den sie seit der Schule kannte, von Sydney nach Melbourne gezogen. Trotzdem ließ die ältere Dame es sich nicht nehmen, alle fünf Jahre mit ihren Freundinnen die lange Fahrt von Sydney bis hier her zu machen. Dafür stieg sie extra in ein Flugzeug und trat dann die Reise an. Erst hatte ich nicht verstanden, warum sie das auf sich nahm, doch je länger ich Zeit in diesem Bus verbrachte, desto besser verstand ich, warum sie so erpicht darauf war. Dafür, dass der Altersdurchschnitt, mit uns zusammen im Reisebus, ungefähr bei dreiundsechzig lag, herrschte eine unglaublich tolle Stimmung. Selbst nach acht Stunden Fahrt waren die Damen noch fit wie ein Turnschuh, kicherten um die Wette und lagen sich lachend in den Armen.
Als wir nach einer Ewigkeit in Melbourne ankamen, traf mich die frische Luft wie ein Schlag. Ich hatte den Überblick darüber verloren, wie viele Kräuterliköre ich auf der Fahrt zu mir genommen hatte, jedoch konnte Ed im Gegensatz zu mir noch gerade gehen und musste sich nicht am Bus festhalten. Andererseits hatte Ed zwischendurch frische Luft geschnappt, während ich damit beschäftigt war Charlie zu küssen und den dicken Kloß in meinem Hals zu ignorieren.
Es war erschreckend, wie sehr ich mich zu Charlie hingezogen fühlte. Egal wie sehr ich versuchte, die ganze Sache locker zu sehen, es lief immer wieder darauf hinaus, dass ich mich dabei erwischte, wie ich sie dämlich lächelnd anstarrte. Ich konnte nicht erklären was es war, doch dank des Alkohols, den mir Martha am Abend unter gejubelt hatte, machte ich mir nicht weiter Gedanken darüber.
Ich genoss einfach die Nähe zu Charlie. Sie schien nämlich im Gegensatz zu mir keine Gedanken daran zu verschwenden, wir dämlich das eigentlich war, was wir da taten. Wir waren Freunde und Freunde taten das eben nicht. Sex führte nur dazu, dass gute Freundschaften auseinander gingen und man sich alle Jubeljahre zufällig über den Weg lief und sich nur kurz einen Blick zuwarf.
Es kam mir vor, als hätte Charlie andere Dinge im Kopf. Das sollte mir recht sein, denn ich fand es absolut erfrischend, Zeit mit ihr zu verbringen. Auf welche Art und Weise auch immer, auch wenn ich bedenken hatte, dass es früher oder später eventuell nach hinten los ging.
„Alles in Ordnung, Schätzchen?", riss Marthas raue Stimme mich aus den Gedanken. „Ich dachte wirklich, du verträgst mehr. Hast du nicht gesagt du bist Ire?"
Marthas frechen Kommentar beantwortete ich mit einem breiten Grinsen und lehnte anschließend meinen Kopf am Bus an. In meinem Kopf drehte sich alles, meine Beine gehorchten mir nur noch teilweise und langsam aber sicher wollte ich schon gar nicht mehr reden, weil ich das Gefühl hatte, mich würde eh niemand verstehen.
Also folgte ich einfach Ed, der sich gerade vom Bus entfernte, um eine zu rauchen. Obwohl ich die Gesellschaft der älteren Damen sehr schätze, war ich froh, dass das Geschnatter schnell ein Ende nahm, als die Gruppe sich auflöste und Marthas Mann Earl um die Ecke bog, um uns abzuholen. Jedoch gingen wir nicht ohne ein paar herzliche Umarmungen der anderen.
Draußen war es stockdunkel, die zahlreichen Laternen beleuchteten die Straßen. Auf der Rückbank hatte Ed es sich bereits gemütlich gemacht und schlummerte mit geschlossenen Augen vor sich hin. Neben mir, in der Mitte, saß Charlie und beäugte interessiert das Fotoalbum, das Luke ihr mitgegeben hatte. Ohne darüber nachzudenken legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter und beobachtete, wie ihre zierlichen Finger über das alte Papier strichen.
Ich mochte das sanfte Lächeln, das sich auf ihre Lippen legte, wenn sie in Erinnerungen schwelgte. Sie sah so friedlich aus, wenn ihre blauen Augen über die Erinnerungen von ihrem Vater huschten. Es kam mir vor, als wäre sie dann ganz in ihrer eigenen Welt. Kleine Grübchen zeichneten sich auf ihren blassen Wangen ab, wenn sie lächelte und mich überkam ein eigenartig warmes Gefühl. Sie strich sich immer wieder die blonden Haarsträhnen hinter das Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und ich musste mich zusammenreißen, sie nicht weiter von der Seite anzuschauen. Das war der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür. Immerhin hatte Ed nur wenige Zentimeter neben uns die Augen geschlossen und Marthas Blick begegnete mir immer wieder im Rückspiegel.
Ihr Mann war ein netter alter Mann, eher von der schweigsame Sorte. Für das Geschnatter war wohl eher Martha in ihrer Ehe zuständig. Earl hatte kurzes graues Haar, tiefe Falten zierten sein Gesicht und er hatte eine Brille mit dicken Gläsern auf der Nase sitzen.
„Nächste Woche feiern wir unsere goldene Hochzeit und mein Earl wird im Mai schon achtzig", ließ Martha uns wissen und strich ihrem Mann liebevoll über den Arm.
„Herrgott, Martha, das musst du doch nicht immer erzählen", fauchte ihr Mann sie vom Fahrersitz an.
Charlie schaute von ihrem Fotoalbum hoch und lächelte glücklich: „Keine Sorge, wenn ich in dem alter so gut aussehen werde wie Sie, dann kann ich mich glücklich schätzen."
„Ich mag die Kleine", sagte Earl zufrieden. Grinsend zwinkerte er ihr durch den Rückspiegel zu.
„Ist es wirklich in Ordnung, dass wir bei Ihnen unterkommen, Martha? Wir können uns immer noch ein Hotel suchen, das können wir ja gar nicht mehr gut machen", sagte Charlie anschließend und die alte Dame drehte sich prompt zu uns um.
„Jetzt rede keinen Unsinn, wir haben euch sehr gerne bei uns. Ihr habt mir die Busreise wirklich versüßt und wie kann ich solch stattliche Männer einfach gehen lassen?", entgegnete Martha und haute mir mit einem frechen Grinsen auf den Lippen leicht auf de Arm. „Vielleicht kann ich die zwei ja noch gebrauchen. Wir müssten ganz dringend mal unsere Garage ausmisten, vielleicht könnt ihr mir ja dabei behilflich sein."
Ich mischte mich sofort in das Gespräch ein und bemühte mich deutlich zu sprechen. Ihr ein wenig unter die Arme zu greifen war das Mindeste, das wir tun könnten. Immerhin konnten wir ein paar Tage praktisch umsonst dort bleiben.
In Charlies Augen sah ich, dass sie sich unheimlich darauf freute. Ich konnte mir vorstellen, dass sie es einem Hotel vorzog. Einfach weil sie nun aus erster Hand erfuhr, wie der Alltag von Martha ablief. Sie war der Typ dafür, sich stundenlang Geschichten anzuhören und es war schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich daran erfreute.
Ich fand es unglaublich nett von Martha, dass sie uns angeboten hatte, dass wir ein paar Tage bei ihr und ihrem Mann unter kommen konnten. Sie kannte uns nicht einmal vierundzwanzig Stunden und vertraute uns direkt ihr Gästezimmer an.
Das kleine Haus lag eine halbe Stunde vom Großstadttrubel entfernt. Eine kniehohe Mauer umrahmte das Grundstück, bunte Blumen zierten den leicht beleuchteten Vorgarten und das kleine Haus sah äußerst einladend aus. Innen standen wuchtige dunkle Möbel und der Teppich verschluckte unsere Schritte.
Ed schlurfte verschlafen die Stufen nach oben und folgte Martha. Am Fuß der Treppe musste ich mich am Geländer festhalten. Der Alkohol war mir mehr zu Kopf gestiegen als ich dachte und Charlie, die in der Mitte der Treppe Halt machte, beäugte mich misstrauisch. Dann erschien ein schadenfreudiges Grinsen auf ihrem Gesicht und sie streckte mir wortlos ihre Hand entgegen.
Dankbar ergriff ich diese und wieder überkam mich dieses warme Gefühl, wenn ich in ihrer Nähe war. Kichernd zog sie mich die paar Stufen hoch und ich zog kraftlos meinen Koffer hinter mir her.
Im Zimmer angekommen, verschwand Ed im Bad, Martha verkündete wir sollten uns wie Zuhause fühlen und ich ließ mich erschöpft auf das ausziehbare Sofa fallen. Charlie breitete ihren Koffer auf der Fensterseite des Bettes aus, während ich versuchte zu ignorieren, dass sich in meinem Kopf alles drehte.
Eine halbe Stunde später schlummerte Ed zufrieden auf der anderen Seite des Bettes und auch Charlie kam aus dem Bad, um sich anschließend unter die Decke zu kuscheln. Meine Augen streiften ihr hübsches, ovales Gesicht und wanderten ungeniert an ihr herunter. Sie hatte nicht sonderlich lange Beine, aber in den kurzen Shorts passte einfach alles perfekt zusammen. Ich erwischte mich dabei, wie ich darüber nachdachte, Ed einfach aus dem Zimmer zu scheuchen und mich, statt ihm, neben Charlie zu legen.
Ich vermisste die Tage in Perth, das konnte ich nicht leugnen. Seitdem wir miteinander geschlafen hatten, herrschte Stille zwischen uns und es machte mich zunehmends wahnsinniger. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass wir Sex hatten oder einfach daran, dass ihr so viele andere Dinge im Kopf herum schwirrten. Doch ich bereute es keineswegs und hatte auch nichts dagegen, wenn es wieder passieren würde. Es war dumm von mir, doch insgeheim wünschte ich es mir sogar.
Leise sprach ich ihren Namen aus, doch es kam keine Reaktion. Sie war sicher müde, die lange Fahrt steckte nicht nur mir in den Knochen. Außerdem machte ihr der kurze Abschied von ihrem Onkel sicher zu schaffen.
An Schlaf war bei mir, trotz Müdigkeit, leider nicht zu denken. Ich starrte grübelnd an die Decke, wälzte mich hin und her und fand auf dem bequemen Sofa einfach keine passende Position. Meine Gedanken spielten verrückt und ich wusste nicht woran das lag.
Plötzlich vermisste ich es, ständig mit den Jungs aufeinander zu hocken. In London wäre ich jetzt sicher mit meinen Cousins Deo oder Willie in einem Club, oder ich würde einfach mit Liam ein paar Bier zischen und auf seinem Sofa belangloses Zeug quatschen.
Ich vermisste es auf Tour zu sein und mir nicht darüber den Kopf zu zerbrechen, wie es nun weiter gehen sollte. Mein Terminplan war in den letzten Jahren so voll gewesen, dass ich kaum zur Ruhe gekommen war. Immer stand etwas an, sei es ein Radiointerview, der nächste Auftritt oder die Tour. Und wenn ich mal ein paar Tage frei hatte, dann hatte ich so viel Zeit mit meiner Familie verbracht, dass es absolut neu war, die Tage an sich vorbei schweifen zu lassen.
Natürlich genoss ich es, einfach mal das zutun wonach mir der Sinn stand, doch das erste mal seit einer halben Ewigkeit, hatte ich Zeit über so viele Sachen detailliert nachzudenken. Sei es nun wie ich meine neu gewonnene Zeit nutzte, wo der Wind uns als nächstes hin trug und was ich nach diesem Abenteuer mit mir anfangen sollte. Ich hatte zwar ein paar Termine, die hauptsächlich aus ein paar kleineren Golfturnieren bestanden, aber ich hatte keinen detaillierten Plan, der mich durch die Pause begleitete. Es war wunderbar nichts geplant zu haben, jedoch wurde mir mehr und mehr bewusst, wie sehr mir die Routine fehlte.
Die Gedanken hingen wie eine dunkle Wolke in meinem Kopf und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Kurz entschlossen zog ich mir eine Jacke über und huschte auf Zehenspitzen durch das dunkle Haus nach unten. Es fiel mir schwer die Stufen lautlos herunter zu schleichen, mein Gehirn fühlte sich an wie Watte.
Bevor ich richtig darüber nachdenken konnte, hatte ich bereits die Haustür hinter mir zugezogen und lief zielstrebig durch den kleinen Vorgarten. Ich hatte kein Ziel vor Augen, doch es tat unheimlich gut an der frischen Luft zu sein.
Als ich die Straßen entlang lief, kam mir die Gegend plötzlich bekannt vor. Ich war bereits eine halbe Stunde gelaufen und hatte den kleinen Vorort hinter mir gelassen. Die Gebäude waren viel größer, anstatt kleiner Vorstadt-Familienhäuser, stand ich nur vor Miethäusern mit vielen verschiedenen Apartments. Meine Schritte trugen mich vorbei an kleinen Bars und ich blieb prompt vor einem Restaurant stehen, dass mir genau so bekannt vorkam, wie die Gegend in der ich mich befand.
Schlagartig wurde mir klar, dass ich vor fast genau einem Jahr mit Melissa in diesem Restaurant war. Ich hatte sie kurz davor kennengelernt und hatte sie eingeladen. Ich erinnerte mich daran, dass wir danach gemeinsam in ihre Wohnung gegangen waren, weil ich keine Lust darauf hatte, neben Harry im Hotelzimmerbett zu liegen.
Ganz von allein trugen mich meine Schritte die paar Straßen weiter. Ich wusste nicht warum ich das tat, doch keine zehn Minuten später stand ich vor ihrer Tür und starrte auf das kleine Schild an der Klingel. Dort stand tatsächlich noch ihr Name und ich zögerte.
Während ich wie ein Trottel vor der Haustür stand und darüber nachdachte, ob es nun richtig war was ich tat oder eben nicht, kam ein junger Mann aus dem Gebäude, musterte mich eine Sekunde und verschwand dann Richtung Straße. Schnell stieß ich die Tür wieder auf und huschte in den breiten Flur. Es war kahl, die Wände waren weiß und der helle Steinboden glänzte im künstlichen Licht der Deckenbeleuchtung.
Ich war erschrocken darüber, wie selbstverständlich ich in den Aufzug stieg, um die drei Stockwerke nach oben zu fahren. Ich war nur drei mal hier gewesen, jedoch wusste ich genau, wo ich lang musste. Ehe ich mich versah, stand ich vor ihrer Tür. Der leichte Lichtschein, den ich durch den Türspion wahrnahm, verriet mir, dass sie noch wach war.
Ich hätte einfach zurück gehen sollen. Zu Charlie. Doch das tat ich nicht.
Stattdessen klopfte ich fast wie von selbst an die weiße Holztür und wartete geduldig darauf, dass Melissa mir aufmachte. Für einen Moment appellierte ich an den Rest meines Verstandes, einfach die Flucht zu ergreifen, doch meine Füße wollten mir einfach nicht gehorchen. Es war nicht fair, dass ich sie hier einfach so überfiel. Das lag zum größten Teil sicher an dem Alkohol in meinem Blut und genau deshalb hätte ich nie hier her kommen sollen.
Doch als Melissa die Tür öffnete und mich sekundenlang verdutzt anstarrte, war es zu spät für eine Flucht.
„Niall?" Melissas Stirn lag in Falten, ihre dunklen Augen musterten mich erschrocken. „Was zur Hölle tust du hier?"
Lässig zuckte ich mit den Schultern und hatte alle Mühe die nächsten Worte deutlich auszusprechen: „War in der Nähe. Dachte ich besuch' dich mal."
„Bist du betrunken?", fragte sie skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nein... Ein bisschen vielleicht", winkte ich lässig ab und schenkte ihr dann ein Lächeln. „Willst du mich nicht rein bitten?"
„Ich halte das für keine sonderlich gute Idee, Niall", seufzte sie. Ihre Finger umklammerten nun die Türklinke und mein Gehirn fühlte sich komplett matschig an.
„Ach, komm schon, Mel", sagte ich, „Wir schmeißen uns aufs Sofa, quatschen und zappen durchs TV-Programm. So wie früher."
„Du meinst bevor du mich abservierst und dich nie wieder gemeldet hast?", fragte sie verächtlich. In ihrer Stimme schwangen die Vorwürfe nur so mit sich.
Ich wusste, dass die Entscheidung damals richtig war, denn wir waren, was manche Dinge anging, einfach zu verschieden. Trotzdem hatten wir eine schöne Zeit und Melissa war auf ihre ganz eigene Art und Weise eine tolle Frau.
„Lass mich rein und ich mach es wieder gut", schlug ich ihr vor. Und tatsächlich wurden ihre Gesichtszüge etwas sanfter als zuvor. Den Satz hätte ich mir besser sparen sollen, denn ich wusste, wie schnell Melissa darauf ansprang.
Sie trat einen Schritt zur Seite und forderte mich stumm dazu auf, das Apartment zu betreten. Zielstrebig stiefelte ich ins Wohnzimmer, ließ mich kraftlos auf das Sofa sinken und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen.
Viel hatte sich hier nicht verändert. Die Möbel waren immer noch die gleichen, ein paar Bilder waren an ihrer Wand dazu gekommen und an der anderen Wand hingen ihre Hüte an ein paar Haken, die liebevoll nebeneinander drapiert wurden.
Darunter erkannte ich auch den Hut, den ich ihr letztes Jahr im Sommer in London gekauft hatte. Ein brauner Filzhut, so wie ihn Harry eine Zeit lang gerne getragen hatte. Bevor sie mich besuchte, hatte Harry mich eingehend beraten und war ganz entzückt, dass ich ihn um Hilfe gebeten hatte.
Melissa betrat den Raum und hielt mir stumm ein Bier unter die Nase, das ich dankbar annahm. Wie selbstverständlich machte ich mich auf dem Sofa breit und sie setzte sich neben mich.
„Du hast den Hut noch", sprach ich und lächelte sie dümmlich an.
„Wieso sollte ich den weg tun, nur weil er von dir ist?", sagte sie, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Dann schaltete sie den Fernseher an und lehnte sich zurück. „Der sieht niedlich an mir aus."
„Wo du recht hast", erwiderte ich und nahm einen kräftigen Schluck, mit dem ich fast die halbe Flasche leerte.
Melissas Wangen nahmen eine zarte rosa Farbe an und sie räusperte sich, bevor sie durch das Programm schaltete.
Danach war es still zwischen uns und ich leerte bereits nach wenigen Minuten die Flasche Bier. Eine Weile schauten wir einem Pärchen im Fernseher dabei zu, wie sich in einer Talkshow zum Affen machten.
Zwei Bier später, konnte ich mich allerdings kaum gerade halten und rutschte unbequem auf dem Sofa hin und her.
Doch irgendwann rutschte ich auf dem Sofa näher zu ihr und betrachtete sie. Dann fand meine Hand wie von allein zu ihrem braunen Haar, um ihr eine Strähne hinter das Ohr zu legen.
Was zum Teufel tat ich hier eigentlich?
Und bevor der kleine Rest an Verstand, der noch in mir schlummerte, mich daran hindern konnte, küsste ich sie. Einfach so.
Und dann nahm ich alles nur noch durch eine Art Schleier wahr.
Am nächsten Morgen wurde mir jedoch schmerzlich bewusst, was ich getan hätte. Mit nichts als meiner weißen Boxershort bekleidet, lag ich in Melissas Bett und bekam plötzlich Herzrasen, als ich realisierte was passiert war. Mein Schädel brummte und mich überkam die Übelkeit.
Hastig blickte ich neben mich, doch von Melissa fehlte jede Spur. Mit Herzklopfen sammelte ich meine Klamotten vom Boden auf und zog mich schnell an, bevor ich mich im Rest der Wohnung nach der Braunhaarigen umsah. Doch sie war nirgends anzutreffen. Sollte mir recht sein, denn ich hatte nicht sonderlich Lust auf eine Konfrontation.
Auf der Anrichte in der Küche lag ein weißer Zettel und als ich näher kam, konnte ich die Worte 'Bin Kaffee holen' erspähen. Darunter hatte sie ein kleines Herz gemalt und mein eigenes Herz rutschte mir schlagartig in die Hose. Sie konnte mir doch nun wirklich nicht erzählen, dass meine dumme Aktion ihr Hoffnung gegeben hatte, oder?
Verdammte Scheiße, ich war der größte Vollidiot dieses Universums.
Panik erfüllte mich und ich wusste mir nicht anders zu helfen. Schnell zog ich mir die Sweatshirt-Jacke, die noch über dem Sofa hing, über und rief einen meiner besten Freunde über Facetime an.
Mir war egal wie viel Uhr es bei ihm gerade war, ich wusste noch nicht einmal ob er überhaupt in London war und nicht wie so oft spontan nach LA gejettet war. Es war mir in diesem Augenblick egal. Ich brauchte nur ein vertrautes Gesicht, das mir ein wenig Normalität verschaffte.
Sollte ich nun bleiben, um Melissas wutentbranntes Gesicht zu sehen, wenn ich ihr sagte, dass das ein riesen Fehler war? Oder sollte ich abhauen, in der Hoffnung ich wäre schnell genug außer Landes, um mich vor einem Tritt in die Eier zu bewahren?
Ungeduldig wartete ich darauf, dass Louis meinen Anruf entgegen nahm. Ich saß unbeholfen an Melissas Esstisch, raufte mir die Haare und sendete ein Stoßgebet in den Himmel, dass Melissa nicht so schnell zurück kam.
Dann endlich erschien sein Gesicht auf meinem Display und meine angespannten Muskeln entspannten sich ein wenig.
„Hallo, mein blonder Freund, alles fit?", sagte er fröhlich. Im Hintergrund hörte ich ein Baby kreischen und mir wurde bewusst, dass er Freddie bei sich hatte. Ich sah die vertrauten Möbel seines Hauses in Los Angeles und ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es dort nun Mittag sein müsste.
„Ja, alles cool, was machst du?", erwiderte ich nervös. Äußerlich versuchte ich locker zu bleiben. Schließlich wollte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
„Ich bin in LA. Briana hat Freddie übers Wochenende hier gelassen", sagte er seufzend.
„Wie läuft es so als frisch gebackener Daddy?", fragte ich gespannt.
„Hörst du doch", seufzte er erschöpft. „Weißt du zufällig wie man so ein schreiendes Ding zum Schweigen bringt? Bei Doris und Ernest war das irgendwie einfacher."
„Sorry, Bro, da kann ich dir nicht helfen."
„Wo bist du gerade?" Louis stand auf und verschwand für einen Augenblick von der Bildfläche. Anschließend kam er mit Freddie, der schlagartig aufhörte zu schreien, wieder zurück und setzte sich.
„Melbourne", sagte ich schlicht, dann fiel ich tatsächlich mit der Tür ins Haus und redete drauf los. „Ich glaube, ich hab' Scheiße gebaut, Lou", rückte ich endlich mit der Sprache raus.
„Hau raus", erwiderte er lässig, „So schlimm kann es ja nicht sein. Es sei denn du hast genau so eine große Scheiße gebaut wie ich. Ein Kind reicht erstmal."
Louis schweifte schnell vom Thema ab und stupste dem kleinen Knirps auf seinem Arm vorsichtig auf die Nase. „Obwohl das der schönste Fehler ist, den ich je gemacht habe. Ist er nicht total cool? In ein paar Jahren können wir mit ihm Fußball spielen, Nialler."
Ich freute mich wirklich für Louis, keine Frage. Obwohl tiefe Augenringe sein Gesicht zierten, hatte ich ihn lange nicht mehr so glücklich gesehen. Selbst durch die Webcam konnte man das Strahlen auf seinem Gesicht deutlich sehen. Es war nicht mal ein ganzes Jahr her seit dem er und Eleanor getrennte Wege gingen und er hatte gewiss ein paar harte Monate hinter sich. Aber als ich einen meiner besten Freunde nun ansah, das sah er überglücklich aus.
Ganz in Gedanken versunken, merkte ich erst gar nicht, wie Louis hektisch vor der Kamera zu winken begann und mich skeptisch musterte: „Was ist jetzt dein großes Problem?"
„Nehmen wir mal an du schläfst mit jemandem, den du gern hast und ihr habt euch darauf geeinigt, dass es was Unverbindliches ist. Und dann besuchst im Rausch deine Ex-Freundin und ihr landet im Bett. Aber du-"
„Warte, warte, warte", unterbrach Louis mich. „Du willst mir doch nicht gerade sagen, dass du bei Melissa bist, oder?"
Fast unbewusst nickte ich, bevor ich jedoch dabei war, mich zu rechtfertigen, klatschte sich Louis mit der freien Hand vor die Stirn und fluchte.
„Verdammt", seufzte er, „Jetzt schulde ich Liam hundert Pfund."
„Ihr habt gewettet?", fragte ich ungläubig. Gleichzeitig ärgerte ich mich darüber, dass ich mit meinem Problem nicht einen Schritt weiter gekommen war.
„Ja und ich habe dagegen gehalten", murmelte er. Dann widmete er sich wieder Freddie und strich ihm mit dem Finger sanft über die Wange. „Du enttäuscht mich, Niall. Hast du nicht gesagt, sie wäre nichts für dich und sie wäre auf Dauer anstrengend?"
„Das ist ja das scheiß Problem. Wenn ich hier noch länger bleibe, dauert es nicht lange und wir haben uns wieder am Arsch; garantiert", fluchte ich.
„Wo sind die anderen?"
„Ed und Charlie sind bei einer flüchtigen Bekanntschaft untergekommen, da sollte ich jetzt auch sein. Ich wäre am besten nie hier her gekommen", seufzte ich, raufte mir die Haare und stützte anschließend meinen Kopf auf meine Handflächen. „Und Charlies Freundin Hannah ist mit ihrem neuen Stecher in Sydney geblieben. Die beiden hatten Stress."
„Ist ja ganz schön was los bei euch. Und du hast mir der... Lass mich raten", er räusperte sich und zwinkerte mir zu, die nächsten Worte setzte her mit seiner linken Hand in Anführungszeichen, „Du hast mit der flüchtigen Bekanntschaft gevögelt, jetzt herrscht eiskalte Stimmung in eurer Unterkunft und du bist in die Arme deiner Ex-Freundin geflüchtet."
„Gott, Louis, die Frau ist fünfundsiebzig Jahre alt und verheiratet", entgegnete ich empört. „Das war einfach 'ne Kurzschlussreaktion, ich weiß selbst nicht warum."
Louis hielt Freddie beide Ohren zu und lehnte sich dann nach vorne: „Du weißt doch, Niall, auf alten Gäulen lernt man das Reiten."
Unweigerlich brachte er mich zum Lachen. Leider half mir das immer noch nicht weiter und ich fragte mich, wie lange ich noch brauchte, um völlig den Verstand zu verlieren.
„Und mit wem hast du es dann getan?" Mein Bandkollege am anderen Ende der Leitung wog den Kleinen in seinen Armen hin und her, bevor er ihm erneut auf die Nase stupste.
„Das tut nichts zur Sache", entgegnete ich. „Ich mag sie einfach und will nicht, dass sie denkt ich bin ein Arschloch. Ich kann sie in der Sache nicht gut einschätzen und ich-"
„Heilige Scheiße", unterbrach Louis mich erneut und schlug den freien Arm über dem Kopf zusammen. „Du hast es mit Charlie getrieben."
Stöhnend rollte ich mit den Augen und schaute ihm dabei zu, wie er sich sichtlich darüber zu amüsieren schien: „Danke für deine Anteilnahme, du Penner."
„Sorry, aber ich habe es gewusst", sagte er und räusperte sich erneut. „Hätte ich mit Liam mal darauf gewettet."
Entgeistert sah ich ihn an und Louis zuckte entschuldigend mit den Schultern. Jetzt war es wenigstens raus und mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Allerdings schien das den Braunhaarigen nicht zu interessieren und er grinste süffisant in die Kamera.
„Guck nicht so, Tommo."
„Seit dem Augenblick, an dem du mir erzählt hast, dass du mit den dreien für 'ne Weile verschwindest, habe ich gewusst, dass du mit Charlie in der Kiste landest", ließ er mich grinsend wissen. Triumphierend machte er eine Faust und biss den Kiefer fest aufeinander; genau so wie er es immer tat, wenn er sich das Lachen verkneifen musste.
„Halt's Maul", meckerte ich los und stieß verächtlich lachend die Luft aus meinen Lungen.
„Ach, komm schon, Niall, du willst mir doch jetzt nicht weiß machen, dass du der Samariter bist, der nichts anderes im Sinn hat, Charlie dabei zu helfen, dass sie was erlebt. So ein Heiliger bist du nun auch wieder nicht. Außerdem bist du auch nicht so dicke mit Ed, dass du seinetwegen mitgekommen bist", sagte er trocken. „Sie ist sarkastisch, sieht niedlich aus und ihr habt 'ne schöne Zeit. Warum genießt du das nicht einfach? Du machst dir da echt zu viel Stress, Niall."
Es war nicht schwer für mich Charlie zu mögen. Und genau das war das Problem an der ganzen Sache. Ich wollte nicht, dass etwas zwischen uns stand. Ich wollte nicht, dass wir getrennte Wege gingen, wenn wir in ein paar Wochen wieder in London landeten. Es fiel mir schwer, daran zu denken, dass ich bald wieder viel zu wenig Zeit für solche banalen Dinge, wie mit Charlie meine Zeit zu vertrödeln, haben würde.
Ich fühlte mich wohl in ihrer Nähe, einfach als wäre ich nur Niall, und nicht Niall von One Direction. Auch wenn sie es selbst nicht merkte, ich genoss es, dass sie so sarkastisch war. Es war ihr völlig egal, dass man mich fast überall kannte. Sie behandelte mich ganz normal, scheute nicht davor, mir eins reinzuwürgen und genau deshalb war es so lächerlich einfach Zeit mit ihr zu verbringen. Sie blühte förmlich auf und ich fand es absolut toll, wie sehr sie sich mittlerweile auf alles einließ. Ich hatte das Gefühl, sie war viel spontaner geworden. Und als ich an ihr sanftes Lachen dachte, da machte mein Herz einen Satz.
Ich hatte mich lange nicht mehr so gefühlt. Und das ich gerade in Melissas Wohnzimmer saß, trug nicht dazu bei, dass der riesen Kloß in meinem Hals zu schrumpfen begann. Von Sekunde zu Sekunde kam es mir so vor, als hätte ich einen riesen Fehler gemacht. Erstens würde ich Melissa nur wieder verärgern, zweitens würde ich mich nur selbst belügen und davon laufen und drittens war es Charlie gegenüber nicht fair. Obwohl wir beide damit einverstanden waren, dass das zwischen uns was Unverbindliches war, wusste ich nicht, wie sie reagieren würde. Ich war nicht die Art Mensch, die gleichzeitig mit zwei Frauen was am Laufen hatte. Auch wenn es was Lockeres war, ich war so jemand nicht.
Und Charlie zu vergraulen, war das letzte, das ich wollte. Dazu war sie mir mittlerweile viel zu sehr ans Herz gewachsen.
„Erde an Niall James Horan", holte mich Louis Stimme aus meinen Gedanken. „Flüchte einfach aus der Höhle des Löwens und zieh dir mit Charlie ein paar unverschämt leckere Brownies rein."
Ich musste lachen, als er die Brownies erwähnte. Nach dem ersten Mal, als ich mich an Charlies Brownies fast ins Koma gefressen hatte, hatte ich Louis vorgeschwärmt, wie gut diese waren. Danach musste ich ihm versichern, dass ich sie dazu überredete Louis zum Kaffeekränzchen einzuladen. Jedoch hatte ich das bisher noch nicht getan. Vor allem wollte ich nicht, dass Amy plötzlich reinplatzte und in so jungen Jahren schon einen Herzinfarkt bekam, weil wir in aller Seelenruhe mit Charlie Brownies aßen.
Allerdings fand ich Charlies Schwester wirklich niedlich. Schon beim ersten Mal, beim Meet and Greet in Cardiff, war mir aufgefallen, wie ähnlich die beiden Schwestern sich waren. Beide brauchten eine Weile, bis sie auftauten und ich war mir sicher, dass auch Amy sich mit der Zeit daran gewöhnte. Jedenfalls hoffte ich das, denn ich wollte sie nicht jedes mal mit Samthandschuhen anfassen, wenn ich Charlie besuchte. Wenn ich mir das nicht jetzt durch meine ober beschissene Aktion vollends versaut hatte.
Ich nahm mir Louis' Worte zu Herzen und beschloss, mich einfach auf die Socken zu machen und von hier zu verschwinden. In Gedanken machte ich mich schon mal auf ein paar Nachrichten von Melissa gefasst, in denen sie mich zum Teufel wünschte.
Ich stiefelte im Stechschritt in den Flur und hielt dabei mein Handy fest umklammert. Am anderen Ende begann Freddie erneut drauf loszuschreien und ich bekam nur am Rande mit, wie Louis versuchte, den Wurm zu beruhigen.
Hastig zog ich mir die Schuhe an und stellte mein Handy dabei auf dem kleinen Regal im Flur ab. Grinsend beobachtete Louis meine Flucht, bis ich im Aufzug stand und die Verbindung abbrach. Schnell tippte ich eine Nachricht an ihn, dass ihn in ein paar Tagen wieder anrief.
Ich konnte nicht verleugnen, dass meine Bandkollegen mir fehlten. Wir hatten in den letzten Jahren fast jede Minute aufeinander gehockt, da blieb es nicht aus, dass mir die nächtlichen Gespräche und die Club-Besuche fehlten. Louis hatte nun Freddie und verbrachte jede freie Sekunde mit ihm, von Harry hatte ich eine gefühlte Ewigkeit nichts mehr gehört und zu allem übel bandelte Liam seit einigen Wochen mit Cheryl an.
Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum er Sophia hatte gehen lassen. Die beiden passten zusammen wie Arsch auf Eimer und dass er nun sein Herz an die zehn Jahre ältere Cheryl verlor, bereitete mir Kopfschmerzen. Das lag keinesfalls daran, dass sie mir damals bei X Factor ein Nein gegeben hatte, sondern einfach daran, dass ich sie nicht einschätzen konnte. Liam hatte so ein großes Herz und ich hoffte einfach, dass es nicht zum nächsten Drama kam.
Doch es waren nicht nur die Gespräche mit den Jungs, sondern auch mit allen anderen. Basil fehlte mir genau so sehr wie der Rest der Crew, mit denen wir die Touren verbrachten. Gerade wünschte ich mir, alle um mich herum zu haben oder wenigstens Zuhause in Irland bei meinem Dad auf dem Sofa zu sitzen und mir Fußball anzuschauen. Jedoch wünschte ich mir nichts sehnlicher, als bei Charlie zu sein und mit ihr zu lachen. Es war so herrlich unkompliziert mit ihr. Einfach alles war leichter, wenn ich mit ihr zusammen war.
Ich fühlte mich mies und daran war ganz und gar ich allein schuld.
Erpicht darauf, nicht von Melissa erwischt zu werden, huschte ich aus der Haustür und lief schnurstracks in die Richtung, aus der ich letzte Nacht gekommen war. Allerdings verlor ich schon nach kürzester Zeit die Orientierung und ich schrieb Ed eine altmodische SMS auf sein dämliches Klapphandy, damit er mir die Adresse durchgab.
Keine fünf Minuten später hatte ich die Adresse, holte in einem kleinen Bäcker Kaffee für Ed, Charlie und mich und Cappuccino für Martha und ihren Mann. Der Kaffee, den ich Charlie fast tagtäglich mitbrachte, war mittlerweile fast zu einem Ritual geworden. Ich wusste, dass sie starken Kaffee bevorzugte und sie jedes Mal lächelte, wenn ich ihr einen Becher hin hielt.
Ich stieg ins nächste Taxi und versuchte während der Fahrt die fünf Becher gerade zu halten. Der Fahrer schnitt, für meinem Geschmack, die Kurven viel zu sehr und so hatte ich alle Mühe, die heiße Brühe nicht über meine Beine zu gießen.
An Marthas Haus angekommen, das auch bei Tageslicht nichts von seinem liebevollem Charme verloren hatte, betätigte ich die Klingel mit meinem Ellenbogen und kurz darauf öffnete mir Martha freudestrahlend die Tür.
„Du siehst ja grässlich aus, Niall", begrüßte sie mich. „Komm schnell rein, hier haben sich schon alle Sorgen gemacht. Wo hast du gesteckt?"
Schnell zog ich meine Schuhe aus und hob im Wohnzimmer zur Begrüßung meine Hand. In der Küche nebenan lief das Radio, Ed saß auf der Anrichte und es duftete herrlich nach Schokolade. Als ich näher trat und Ed sah, der gierig den schokoladigen Teig aus der Schüssel löffelte, wusste ich, das Charlie gerade ihre traumhaften Brownies machte.
Ed sprang von der Anrichte, platzierte die Schüssel auf dem Tresen und haute mir kurz auf die Schulter, bevor er die Küche verließ und ein Gespräch mit Earl, der in seinem wuchtigen Sessel saß, anfing.
Charlie stand mit dem Rücken zu mir. Ihre blonden Haarsträhnen, die sich, wie so oft, aus ihrem Zopf gelöst hatten, lagen auf ihren Schultern. Sie hantierte auf der Arbeitsfläche und wirkte absolut glücklich. Charlie trug eine Schürze und summte fröhlich zu Rupert Holmes' Escape, welches gerade im altmodischen Radio spielte.
Mutig ging ich einige Schritte auf sie zu und legte kurzentschlossen meine Arme von hinten um sie. Sie erschrak, als ich sie umarmte, entspannte sich aber, als sie mich erkannte. Der Duft ihres leichten, blumigen Parfüm stieg in meine Nase und augenblicklich fiel alles von mir ab.
„Wo warst du denn so lange?", fragte sie und erwiderte meine Umarmung indem sie ihre freie Hand kurz auf meinen Arm legte.
„Konnte nicht schlafen und bin einfach gelaufen", erwiderte ich murmelnd. „Ich hab' dir Kaffee mitgebracht."
Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ich wusste genau, dass sie lächelte.
„Geht es dir gut?", fragte sie besorgt und tätschelte erneut meinen Arm, der sie immer noch fest umschlungen hielt. Meinen Kopf hatte ich auf ihre Schulter gelegt und meine Augen hatte ich geschlossen. Insgeheim wünschte ich, dass dieser Augenblick nie endete.
„Jetzt geht es mir gut", ließ ich sie wissen und drückte sie für einen Moment noch fester an mich.
»«
Einen wunderschönen guten Tag, ihr Lieben. Das Update kommt etwa später als gedacht, aber in den letzten Tagen hatte ich das Gefühl mein Schädel würde jeden Moment platzen. Als Entschuldigung ist dieses Kapitel ein bisschen länger ausgefallen und morgen kommt direkt das nächste :)
Danke für die zahlreichen Votes und tollen Kommentare, ich freue mich jedesmal so sehr auf euer Feedback
Habt einen schönen Tag :)
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