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22 » Du und dein Sturkopf

C H A R L I E

Sydney, Januar 2016

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Um ehrlich zu sein, war ich Hannah sogar dankbar, dass sie mich gestern zu ihrem Date mit Kenoah mitgeschleppt hatte. Auch wenn ich die erste halbe Stunde alleine dort stand, weil meine beste Freundin wie ein Magnet an dem hübschen Hawaiianer klebte, konnte ich so zumindest ein bisschen abschalten. Leider klappte das nur bedingt. Während Kenoah von seiner Heimat erzählte und Hannah gebannt an seinen Lippen hing, wanderten meine Gedanken immer wieder zu Niall.

Seit gestern Morgen war ich ihm aus dem Weg gegangen und hatte es nicht einmal gewagt ihm in die Augen zu gucken. Irgendwie überkam mich jedesmal wieder ein komisches Gefühl, wenn unsere Blicke sich kreuzten. Immer noch dachte ich darüber nach, ob er die Sache einfach unter den Teppich kehrte oder ob er einfach so viel getrunken hatte, dass er sich nur teilweise daran erinnern konnte. Seine sarkastischen Kommentare zeigten mir allerdings, dass er sehr wohl wusste, was zwischen uns gelaufen war und das brachte mich zunehmends mehr auf die Palme. Also versuchte ich, so gut es eben ging, seine spitzen Bemerkungen zu ignorieren und keine große Sache daraus zu machen. Meinem schweren Herzklopfen schenkte ich keine Beachtung und abgesehen davon, waren wir beide Erwachsen. Das war kein Grund ein Fass aufzumachen. Das war ohnehin nicht meine Art.

Am gestrigen Abend konnte ich nach drei Tequila Sunrise dann endlich an was anderes Denken, als Nialls süffisantes Grinsen. Der Vorsatz, nicht mehr so viele süße Cocktails zu trinken, hatte damit nicht einmal zwölf Stunden angehalten und meiner starke Wille sich in Luft aufgelöst.

Ich konnte Hannahs Schwärmerei wirklich verstehen. Nicht nur, dass ihr Kenoah wirklich gut aussah, er hatte einen tollen Humor, war charmant und unheimlich aufgeschlossen. Sobald er uns einen Moment aus den Augen ließ, redete meine beste Freundin drauf los, schwärmte von seinen dunklen Augen und seinem schwarzen Lockenkopf. Ich erkannte meine Freundin kaum wieder, aber das Lächeln auf ihrem Gesicht machte auch mich glücklich.

Dank der süßen Getränke hatte ich nur am Rande mitbekommen, dass Kenoahs Kumpel aufgetaucht war und mich laut Hannah zu einem weiteren Tequila Sunrise eingeladen hatte. Danach war mein Gehirn wie in Watte gepackt und ich hatte einen Hollywoodreifen Filmriss. Das Einzige was ich schemenhaft mitbekommen hatte war, wie Hannah mich ins Bett bugsierte und meine Augenlider dann so schwer waren, dass ich mich noch nicht einmal bei ihr dafür bedanken konnte, dass sie mich heile ins Hotel gebracht hatte.

Heute Morgen war ich mit Kopfschmerzen aufgewacht und meine beste Freundin saß mit einem amüsierten Grinsen an der Bettkante. Schnell warf ich mir die Schmerztabletten, die sie mir unter die Nase gehalten hatte, in den Mund und nahm einen kräftigen Schluck Wasser. Anschließend zwang sie mich zu einem Frühstück und starrte mich währenddessen immer wieder an.

„Hab ich irgendwas im Gesicht?", fragte ich sie schließlich. Mein Magen grummelte laut und ich zwang mir ein Croissant rein, damit ich etwas im Bauch hatte.

Mit einem unterdrückten Grinsen schüttelte sie hastig den Kopf und nippte an ihrem Kaffee. Ich wollte gar nicht wissen, was sie so sehr amüsierte. Wahrscheinlich war ich in der kleinen Bar gestern über einen Hocker gestolpert und hatte mich zum Vollidioten gemacht. Dennoch war ich froh, dass ich es im Nachhinein nicht wusste, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich wieder ins Bett verkrochen.

Als ich mein zweites Croissant mit Erdbeermarmelade bestrich, stießen Ed und Niall zu uns und machten sich über den reichlich gedeckten Tisch her. Es war unangenehm still am Tisch, niemand sagte ein Wort. Das einzige Geräusch waren die Löffel, die hin und wieder ans Porzellan der Kaffeetassen eckten und die Stille durchbrachen. Irgendetwas lag in der Luft, selbst Hannah redete ausnahmsweise mal nicht ohne Punkt und Komma.

Schweigend aßen wir unser Frühstück. Ich war verwundert, dass Ed so früh schon auf den Beinen war. Hätte ich den Lifestyle, den er in den letzten Wochen führte, wäre ich dauernd erschöpft und träge, es würde mich sicherlich wahnsinnig machen. Es kam mir stets so vor, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Als wäre er mit den Kopf in den Wolken. Ich wollte unbedingt wissen, was in seinem Kopf vor sich ging und was ihm auf dem Herzen lag. Andererseits wollte ich ihn nicht verärgern und ihm seine verdiente Ruhe lassen. Hinzu kam noch, dass er zu einem großen Teil die Kosten für meine Reise übernommen hatte. Ich fühlte mich einfach, als stünde ich in seiner Schuld und meine Gedanken machten mir jeden Tag erneut einen Strich durch die Rechnung.

„Charlie?" Eds vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich starrte erschrocken in seine blauen Augen. „Ich rede mit dir."

„Entschuldige", erwiderte ich seufzend und warte darauf, das er sich wiederholte.

„Luke hat gestern Abend angerufen und gefragt, ob er vorbei kommen kann, bevor wir nach Melbourne aufbrechen", sagte der Rothaarige und musterte mich.

Ich musste schwer schlucken, als mir bewusst wurde, dass ich meinen Onkel für eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Vor lauter Gedanken, die ich mir in den letzten zwei Tagen gemacht hatte, hatte ich fast vergessen, dass wir das Hotel nur bis heute gebucht hatten und unser Flug nach Melbourne in nicht einmal mehr drei Stunden gehen würde.

Der dicke Kloß in meinem Hals ließ mich schwer atmen. Am liebsten würde ich einfach bei Luke bleiben, die vergangenen drei Wochen waren so schön gewesen, dass ich den Gedanken völlig verdrängt hatte, Luke zurück zu lassen. Was die Sache mit meinem Onkel anging, war die Reise bis jetzt ein voller Erfolg gewesen. Es behagte mir nicht, dass wir uns nun wieder trennen mussten und uns bald wieder so viele Kilometer trennen würde. Wer wusste schon, wann ich ihn das nächste mal sehen würde.

 „Apropos", warf Hannah ein, „Kenoah hat mir ein Angebot gemacht, das ich eigentlich nicht abschlagen kann."

Ihr scheinheiliges Lächeln machte mich zunehmends nervöser. Der Typ hatte ihr anscheinend binnen zwei Tagen völlig den Verstand vernebelt. Gespannt schauten Niall und Ed sie an, während ich mit meinen Fingern krampfhaft die Kaffeetasse umschloss. Schnell erzählte sie Ed von ihrer Bekanntschaft vom Strand und schwärmte abermals von ihrem Traumprinzen.

„Kenoah und Aaron bleiben noch für ein paar Tage hier in Sydney", murmelte sie vor sich hin. Ich ahnte Schlimmes, verstärkte meinen Griff um die Tasse und versuchte meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten. Der zweite Name sagte mir überhaupt nichts, aber da sie ihn im Zusammenhang mit ihrem Hawaiianer erwähnt hatte, ging ich davon aus, dass es sich um den Kumpel von Kenaoh handelte. Ich sollte nächstes Mal definitiv weniger trinken, so etwas war mir noch nie passiert. „Was haltet ihr davon, wenn ich einfach in einer Woche nachkomme?"

„Hannah-", setzte ich gerade an, da unterbrach Ed mich: „Wer ist Aaron?"

Fast unmerklich stöhnte ich, als in Hannahs Gesicht ein Grinsen aufleuchtete.

„Aaron ist Kenoahs bester Freund", erklärte sie geduldig und plapperte abermals drauf los. Danach blieben mir bei ihren nächsten Worten beinahe die Krümel im Hals stecken. „Er hat ein Auge auf Charlie geworfen. Hättest du gestern nicht einen nach dem anderen gekippt, würdest du bestimmt jetzt mit ihm frühstücken und nicht mit uns", sagte sie an mich gewandt und zwinkerte mir zu.

Gegenüber am Tisch verkneifte sich Niall ein verächtliches Lachen und runzelte anschließend die Stirn. Er stieß einen undefinierbaren Laut aus und ich kämpfte gegen das Verlangen an, ihm mein halbes Croissant ins Gesicht zu schmeißen.

„Wirklich?", schmunzelte Ed. Hannah ignorierte meine flehenden Blicke und erzählte gut gelaunt von unserem gestrigen Abend. Ich konnte mich nicht einmal genau daran erinnern, wie Aaron eigentlich ausgesehen hatte. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte er dunkle Haare und war ein ganzes Stück größer als ich. Während ich mich krampfhaft zu erinnern versuchte, berichtete Hannah darüber, dass ich sogar getanzt hätte, oder zumindest hatte ich es versucht.

„Ihr hättet sie sehen sollen", sagte Hannah amüsiert. „Zu schade, dass du nicht mehr ganz bei Sinnen warst. Ich wusste gar nicht, dass du flirten kannst, Charlie. Vielleicht sollte ich dir öfter mal ein paar Drinks unterjubeln."

Ed schien sich prächtig auf meine Kosten darüber zu amüsieren. Niall hatte in der Zwischenzeit sein Handy aus der Hosentasche gezückt und schien dem Gespräch nicht mehr zu folgen. Stumm hörte ich mir an, wie Hannah über gestern berichtete und kam mir vor, als würde sie mir ein Märchen erzählen. Hätte ich keinen Filmriss und würde als Folge davon mein Schädel nicht gleich in alle Einzelteile zerplatzen, würde ich Hannah kein einziges Wort davon glauben, was sie gerade erzählte.

Nachdem Ed vor Lachen fast vom Stuhl gefallen war, weil Hannah erzählte, dass ich dem Taxifahrer auf der Rückfahrt zum Hotel meine halbe Lebensgeschichte erzählt hatte, stand ich mit einem falschen Lächeln vom Tisch auf und verschwand im Bad.

Nach einer ausgiebigen Dusche, trocknete ich mir die blonden Haare, zog mich an und huschte durch den Flur ins Zimmer. Dort angekommen packte ich meinen Koffer, um soweit fertig zu sein, wenn wir auscheckten.

Während ich ordentlich meine Klamotten zusammenfaltete, kam Hannah und setzte sich auf das große Bett: „Ich wollte dich nicht verärgern."

„Schon in Ordnung", log ich sie an. Ich schaute sie nicht an, packte weiter meinen Koffer und ließ mir nichts anmerken.

„Aaron ist ein klasse Kerl", sagte Hannah. „Warum bleibst du nicht mit uns hier und wir fliegen in einer Woche zusammen nach Melbourne, um die anderen dort zu treffen."

„Ich bin nicht hier, um irgendwelchen Typen schöne Augen zu machen, Hannah, sondern um die Orte abzuklappern, an denen mein Dad war", entgegnete ich bissig. „ Und denkst du nicht, es ist eine ziemlich blöde Idee, dich Hals über Kopf gegen seine beste Freundin zu entscheiden, für einen Typen den du gerade mal seit zwei Tagen kennst?"

Empört runzelte sie die Stirn und kreuzte die Arme vor der Brust. „Weißt du, erstens bin ich alt genug, um das selbst zu entscheiden. Zweitens entscheide ich mich nicht gegen dich, denn ich komme ich einer Woche nach. Und drittens würdest du nicht einmal erkennen, dass dich jemand mag, wenn er einen Zentimeter vor dir steht und ihm sein Interesse an dir förmlich auf der Stirn geschrieben wäre."

War sie von allen guten Geistern verlassen?

„Nur weil ich nicht die Englein singen höre, wenn jemand Interesse zeigt, heißt es nicht, dass ich das nicht merke", fauchte ich sie an, nachdem ich mich zu ihr umgedreht hatte. „Du kennst ihn seit vorgestern, Hannah. Was ist, wenn er nicht so ist wie du denkst. Ich habe jedenfalls keine Lust eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufzugeben."

„Jetzt halt mal die Luft an, Charlie", zischte sie zurück. Ihr zierliches Gesicht war in Falten gelegte, die dunklen Augenbrauen zusammen gezogen. „Du bist immer so misstrauisch. Du würdest das Glück nicht mal erkennen, wenn es an deine Tür klopfen würde."

„In welchem Ratgeber hast du denn geblättert?", entgegnete ich verächtlich.

„Ja, tu' das was du am besten kannst", stieß sie aus, „Verschanz' dich hinter deinen sarkastischen Kommentaren und geh bloß kein Risiko ein."

„Was heißt denn hier Risiko?", wollte ich wissen und starrte sie stirnrunzelnd an. Hinter meiner Stirn wütete ein Feuerwerk und der Ärger tat meinem Kopf keinesfalls gut. „Komm bloß nicht nachher an und heul mir die Ohren voll, weil dein ach so toller Kenoah dich mitten im Nirgendwo hat stehen lassen."

„Du kannst echt gemein sein, Charlie. Gönn' mir das doch einfach."

„Mach das, was du für richtig hältst", war mein Kommentar und ich widmete mich wieder meinem Koffer.

Kopfschüttelnd stampfte Hannah zum Bett und zog ihren eigenen Koffer hervor. Anschließend riss sie wütend ihre Kleidung, die sie in den letzten Tagen im Zimmer verteilt hatte, aus den Ecken und pfefferte sie in ihren Koffer.

„Was tust du da?", fragte ich perplex. Wie der Wind huschte sie quer durch das Zimmer und sammelte ihre Sachen ein.

„Wie sieht es denn aus?", entgegnete sie fluchend. Ihr Hab und Gut landete im Koffer und sie zog anschließend hastig den Reißverschluss zu, bevor sie zur Tür stiefelte und sie energisch aufriss.

Vor der Tür konnte ich Ed und Niall ausmachen, die anscheinend jedes Wort mit angehört hatten und nun prompt versuchten, so zu tun, als wären sie zufällig an der Tür vorbei spaziert. Schnell brachten sie einige Meter zwischen sich und die Tür und starrten unbeholfen durch die Gegend.

„Wir sehen uns in Melbourne. Bis dahin kannst du ja mal versuchen deinen dämlichen Sturkopf aus dem Sand ziehen und darüber nachzudenken, was ich dir ans Herz gelegt habe", fuhr Hannah mich an, verschwand dann durch den Flur und verließ mit einem lauten Knall der Tür unsere Unterkunft.

Gerade wollte Niall seinen Mund öffnen, da schnitt ich ihm das Wort ab: „Spar' dir den doofen Kommentar, Horan." Dann schloss ich mit Schwung die Tür vor seiner Nase und ließ mich anschließend auf das Bett fallen.

Als die plötzliche Stille mich einholte, bekam ich Bauchschmerzen. Das letzte was ich gewollt hatte, war es, mich mit meiner besten Freundin zu streiten. Nun war sie weg und ich wusste ganz genau, dass wir beide stur genug waren, dass keiner einen Rückzieher machte und sich so schnell bei dem jeweils anderen entschuldigen würde.

Ich wollte nicht, dass sie jemand verletzte. Hannah war sonst so unabhängig und vor allem ließ sie sich normalerweise nicht so schnell den Kopf verdrehen. Das alles war untypisch und bestärkte nur mein Bedenken, dass sie sich zu schnell auf ihn einließ. Noch dazu kam, dass wir nicht in London waren, sondern am anderen Ende der Welt, wo sie nicht mal eben schnell nach Hause konnte, wenn etwas schief lief.

Seufzend ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern und erspähte auf dem Nachttisch Hannahs Armkettchen. Ich streckte meinen Arm aus und nahm das goldene Kettchen in die Hand. Sie ging nirgends ohne dieses Ding hin, außer zum Duschen legte sie es nie ab.

Das Bettelarmband hatte sie zu ihrem sechszehnten Geburtstag von ihrer Mum geschenkt bekommen. Bisher zierten nicht viele Anhänger das Armband. Darunter ein kleiner Eifelturm aus ihrem Urlaub in Paris vor ein paar Jahren, ein kleiner Cowboystiefel, den ihr Dad ihr aus Oklahoma mitgebracht hatte und ein Herz von ihrer großen Schwester.

Ich war mir sicher, dass sie so in Rage war, dass es ihr so schnell nicht auffallen würde, dass es fehlte. Zumindest nicht in den nächsten Stunden. Behutsam legte ich das Armband in meine Hosentasche und stand auf. Bis wir uns in Melbourne wieder treffen würden, würde ich es in meine Obhut nehmen.

Bevor unser Flug ging, musste ich unbedingt noch zu Luke, um ihm seinen Laptop zurück zu geben und mich zu verabschieden.

Ich stürmte halb durch die Tür und schnappte mir den Laptop vom Esstisch, anschließend zog ich mir im Flur die Schuhe an. Ed fragte, was ich vor hatte und bot sich an mich zu begleiten, als ich erzählte, dass ich auf dem Weg zu Luke war. Hastig verneinte ich und kam erst im Aufzug wieder dazu, tief durchzuatmen.

Ich hatte das Gefühl, unser Abenteuer würde langsam eine unerwartete Wendung machen. Alles ging schief und ich versuchte angestrengt meine Tränen zurück zu halten.

Meine beste Freundin hatte sich aus dem Staub gemacht, um mit irgendeinem dahergelaufenen Urlaubsflirt ihre Zeit zu verbringen, mein bester Freund war wie ausgewechselt und ich entfernte mich immer weiter von ihm. Und dann war da Niall und die Gedanken an ihn, die mir schwer im Magen lagen. Zusätzlich vermisste ich meinen Vater von Tag zu Tag mehr und ich zweifelte langsam an mir selbst. Noch hinzu kam, dass ich Luke zum letzten Mal für eine lange Zeit sehen würde.

Als die Tür zur Lobby sich öffnete, atmete ich erneut tief durch und versuchte nicht jeden Moment in Tränen auszubrechen. Zu allem Überfluss stieß ich in der Lobby mit jemandem zusammen und ließ beinahe den Laptops meines Onkels fallen, den ich mir unter den Arm geklemmt hatte.

Ich murmelte ein schnelles „Entschuldigen Sie" vor mich hin und wollte gerade meinen Weg fortsetzen, als mich jemand am Arm festhielt.

„Wohin so eilig?", sagte eine mir vertraute Stimme. Ich hob den Kopf und schaute in die liebevollen Augen meines Onkels. Unter seinem Arm hielt er zwei große Bücher und ein kleines Paket, kaum größer als Schuhkarton.

Als ich ihm in die Arme fiel, wurde mein Herz schwer und ich drückte mich mit aller Kraft an ihn. Die Tränen, die ich so krampfhaft versucht hatte aufzuhalten, rollten nun erbarmungslos meine Wangen hinunter und ich schluchzte hemmungslos in sein Hemd.

„Kann ich nicht für immer hier bleiben?", murmelte ich.

Ein dunkles aber sanftes Lachen entfuhr seiner Kehle. Dann hielt er mich eine Armlänge von sich entfernt und legte anschließend seinen Arm um meine Schulter:„Magst du mir erzählen was passiert ist?"

Langsam nickte ich und er führte mich schweigend zum Aufzug zurück. Unter Tränen erzählte ich ihm, dass Hannah einfach so abgezischt war und ich am liebsten gar nicht hier weg wollte. Auf der einen Seite, weil ich Angst hatte, Hannah würde mich brauchen, wenn ihr Angebeteter sie stehen ließ und auf der anderen Seite, weil ich mich nicht von Luke verabschieden wollte. Nicht jetzt wo ich ihn in dieser kurzen Zeit besser kennengelernt hatte, als all die Jahre zuvor.

Mein Onkel kannte mich besser, als ich dachte, sprach mir immer wieder Mut zu und versicherte mir, dass ich ihm, Ella und Riley so oft besuchen konnte, wie ich wollte.

Auf dem Flur vor der kleinen Suite angekommen verweilten wir und er legte noch einmal aufmunternd einen Arm um meine Schulter: „Du solltest nach Melbourne fliegen, Charlie. Hannah kommt schon klar, ich glaube sie weiß genau was sie da tut. Und wenn irgendetwas sein sollte, dann bin ich ja immer noch hier und kümmere mich darum. Schreib ihr meine Nummer, sag ihr, dass du für sie da bist und dass sie sich bei mir melden soll, wenn es ein Problem gibt. Und jetzt Kopf hoch, Brust raus. Du bist eine Harris und wir ziehen den Schwanz nicht ein, wenn es schwierig wird."

Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, wurde die Tür energisch aufgerissen und Niall stand außer Atem im Türrahmen: „Wir müssen los, sonst verpassen wir den Flug."

Es war das erste Mal seit gestern, dass er das Wort direkt an mich richtete. Selbst wenn er für mich undurchschaubar war, das sanfte Lächeln auf seinen Lippen, ließ mein Herz jedes Mal aufs Neue ein kleines bisschen schneller schlagen. Ich konnte mir selbst keinen Reim darauf machen und so sehr er mich mit seinen Kommentaren auch reizte, ich war froh, dass er hier war.

Viel Zeit mich auf die knappe Verabschiedung einzustellen blieb mir nicht. Während Ed meinen und seinen Koffer auf den Flur rollte, verschloss Niall die Tür hinter sich und ich stürmte anschließend gemeinsam mit den dreien in den Aufzug.

Niall hechtete zur Rezeption um auszuchecken, Ed fragte schaute sich nach einem freien Taxi um und ich umarmte meinen Onkel das letzte Mal, für eine sehr lange Zeit.

Er drückte mir das alte Kochbuch meines Vaters in die Hand, ganz so wie er es mir in Perth versprochen hatte. Außerdem hatte er noch ein verstaubtes Fotoalbum gefunden, dass er mir liebevoll in die Hände legte.

„Du brauchst es viel dringender als ich", sagte er lächelnd. Anschließend legte er mir das Paket, welches er unter seinen breiten Armen trug, auf die beiden Bücher. „Das soll ich dir von Ella geben. Sie lässt lieb grüßen und hofft, dass du bald wieder kommst. Spätestens wenn wir im August vor den Altar treten. Jemand muss mir ja in den Hintern treten, falls ich kalte Füße bekomme."

„Keine Sorge," sagte ich lächelnd und wischte mir ein paar Tränen von der Wange, „Den Arschtritt verpasse ich dir gerne. Danke für alles, Luke."

Er festigte den Griff um meinen Oberkörper und drückte mir einen leichten Kuss auf meine Stirn, bevor er leise sagte: „Egal was passiert oder wie viele Kilometer zwischen uns liegen: Du kannst immer bei uns anrufen. Egal ob Tag oder Nacht, hörst du, Kurze?"

Wehmütig nickte ich, löste mich von ihm und hielt die Sachen, die er mir gegeben hatte, ganz nah an meine Brust. Mit einem Lächeln stieg ich ins Auto. Kurz darauf verstaute auch Niall sein Gepäck und nahm auf dem Beifahrersitz platz. Dann ging alles so schnell, dass ich meinen Onkel schnell winkte, bevor das Taxi sich in Bewegung setzte und er allmählich aus meinem Blickfeld verschwand.

Auf dem Weg zum Flughafen realisierte ich abermals, dass ich nicht nur Luke hier zurück ließ, sondern auch Hannah. Abschiede gehörten bekanntlich nicht zu meinen Stärken, im Streit auseinander zu gehen bereitete mir mindestens genau so heftige Kopfschmerzen.

Als wenn das nicht schon genug wäre, waren die Straßen so überfüllt, dass wir letztendlich mit einer riesen Verspätung am Flughafen ankamen und tatsächlich unseren Flug verpassten.

Der Tag konnte einfach nicht noch schlimmer werden.

Mein bester Freund raufte sich die roten Haare, zog eine Mütze aus seinem Rucksack, die er sich kurzerhand über den Kopf zog und fischte anschließend nach seinen Zigaretten. Mit einem kurzen „Bin draußen" verabschiedete er sich und verschwand aus der großen Schiebetür. Draußen zündete er sich eine Zigarette an und lehnte sich an die Wand. Währenddessen erkundigte sich Niall an der Information nach dem nächsten Flug und ich steuerte mit Eds und meinem Koffer die Sitze ein paar Meter weiter weg an.

Stöhnend ließ ich mich auf einen der unbequemen Sitze in der Flugzeughalle fallen und schloss genervt die Augen. Als ich spürte, dass sich jemand neben mich setzte öffnete ich die Augen und schaute in ein blaues Augenpaar. Ich hätte Niall auch ohne Probleme mit geschlossenen Augen erkennen können. Mittlerweile war mir der Geruch seines herben Aftershaves und die Art wie er sich bewegte so vertraut, dass ich seine Anwesenheit sofort spürte, wenn er in meiner Nähe war.

Niall hatte die Kapuze seiner Sweatshirt-Jacke so weit ins Gesicht gezogen, dass man ihn nicht erkennen konnte. Die dunkle Sonnenbrille tat den Rest und war er völlig inkognito unterwegs. So musste er wenigstens nicht wieder Bedenken haben, dass hinter jede Ecke ein Paparazzi lauerte.

„Auch ein scheiß Tag geht mal zu Ende. Der nächste Flug geht in sechs Stunden", war sein schlichter Kommentar zu unserer Pechsträhne. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und legte seine Füße lässig auf seinem Koffer vor sich ab.

„Liegt wahrscheinlich an meinem miesen Karma", erwiderte ich trocken und tat es ihm gleich. So elegant wie er seine Beine auf den Koffer geschwungen hatte, gelang es mir allerdings nicht. Ich scheiterte kläglich und meine Hacken schlugen schmerzhaft auf den harten Steinboden auf. Zusätzlich ging mein Gepäck mit einem lauten Knall zu Boden, was Niall ein amüsiertes Lachen entlockte. „Sag ich doch: Mieses Karma."

Niall richtete sich auf und schaute mich direkt an. Sein sanftes Lächeln verunsicherte mich und wieder machte mein Herz einen Satz. Hätte mir jemand vor einem Monat gesagt, dass ein Mann mich dermaßen aus der Fassung bringen würde,  wäre ich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, dass ich langsam den Verstand verlor. Irgendetwas war in seinen Augen, das mich für einen Moment alles andere vergessen ließ. Doch was es war, das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Oder ich wollte es mir einfach nicht eingestehen.

Ich wünschte, ich wusste die Antwort darauf und ich wünschte, ich hatte den Mut etwas zu sagen. Nur um das Chaos in meinem Kopf zu ordnen und ein bisschen für Klarheit in meinen Gedanken zu sorgen.

„Ladies", durch fuhr Eds Stimme meine wirren Gedanken und nicht nur ich zuckte zusammen, sondern auch Niall. Irritiert huschten unsere Blicke zu dem Rotschopf, der ganz plötzlich vor guter Laune nur so sprühte. „Gute Nachrichten: Ich habe eine Mitfahrgelegenheit für uns organisiert."

„Das sind neun Stunden bis nach Melbourne", entgegnete Niall stirnrunzelnd.

„Ist umsonst", sagte Ed grinsend und forderte uns auf aufzustehen. Träge erhoben wir uns und folgten Ed aus dem Gebäude, während er Feuer und Flamme war. „Ich hoffe ihr seid bereit für eine Runde Bingo, einer Menge alter Geschichten und, dass eure Oldie-Kenntnisse sind nicht all zu eingerostet."

„Bist du dir sicher, dass du dir da 'ne Zigarette angezündet hast und nichts mit mehr Dampf?", zog Niall ihn auf. Der Blonde und ich tauschten einen verwirrten Blick aus und Ed steuerte zielstrebig auf einen dunkelgrünen Reisebus zu.

„Geht in fünf Minuten los", sagte Ed euphorisch, nahm uns die Koffer ab und hievte sie in den Gepäckraum des Busses, bevor er die Klappe schloss und uns bat ihm zu folgen.

Mit dem was dann kam, hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.

Im Bus saßen gut zehn ältere Damen, die heiter durcheinander quatschen. Ganz vorne nahm Ed neben einer der Damen Platz und stellte uns fröhlich vor, bevor er sagte: „Darf ich vorstellen? Das sind Martha und ihre reizenden Freundinnen. Sie sind auf dem Weg nach Melbourne und haben zufällig noch ein paar Plätze frei."

Ein Grinsen konnte ich nun nicht mehr unterdrücken. Wie selbstverständlich boten sie uns die freien Plätze an und stellten sich der Reihe nach vor. Die schick gekleideten Damen trafen sich alle fünf Jahre zu einer Art Klassentreffen und fuhren gemeinsam von Sydney, wo sie damals gemeinsam zur Schule gingen, nach Melbourne, wo sie in ihren jungen Jahren ihre Ferien verbracht hatten.

Auf den langen Fahrten hatten sie, so wie es aussah, immer viel Spaß. Sie zogen über ihre Liebschaften her, nahmen sich gegenseitig auf den Arm und geierten was das Zeug hielt. Sie sangen lauthals zu alten Songs von Neil Diamond und warfen erfreut die Arme in die Luft.

Schon nach einer halben Stunde herrschte im Reisebus eine bombastische Stimmung. Und wie Ed gesagt hatte, wollten sie nicht, dass wir etwas bezahlten. Martha verkündete fröhlich, dass die Busreise sowieso schon bezahlt war und dass sie sich über solch junge Hüpfer freute. Alles um was sie Ed bat, war ein Autogramm für ihre Enkelin.

Martha hatte für alles einen flotten Spruch auf den Lippen und zog, frech wie sie war, über Ed und Niall her. Als Hähne im Korb hatten sie wirklich nicht leicht. Andererseits konnten sie sich vor ironischen, unmoralischen Angeboten kaum retten.

Irgendwann zückte einer der Damen einen Flachmann und schenkte beiden einen großzügigen Schuss in die Kaffeetassen ein. Das Prozedere konnte ich binnen zwei Stunden geschlagene drei Mal beobachten, bevor ich mich nach weiter hinten verzog und im Kochbuch blätterte, das Luke mir gegeben hatte.

Dads Handschrift war fast genau so klein, wie auf seinen Postkarten und ich musste unweigerlich grinsen, als ich sein Brownie-Rezept sah. Wenn sich demnächst die Gelegenheit bot, würde ich sie auf jeden Fall nachmachen.

Als nächstes öffnete ich das kleine Paket, das Luke mir von Ella mit auf den Weg gegeben hatte. Sie hatte mir ein Buch eingepackt und ich musste sofort schmunzeln. Gärtnern für Dummies stand Dick und Fett auf dem Cover und daneben sah ich einen kleinen Kaktus in einem winzigen Tontopf. Wir hatten uns über den grünen Daumen meines Vaters unterhalten und ich hatte erwähnt, dass Pflanzen bei mir nicht länger hielten, als ein paar Tage.

Ich freute mich riesig über ihr Geschenk und schloss behutsam den Deckel. Anschließend schloss ich meine Augen und sank in einen tiefen Schlaf.

Als Nialls sanfte Stimme mich weckte, war es draußen bereits stockdunkel.

„Wo sind wir?", fragte ich ihn verschlafen.

Ein breites Grinsen lag auf seinen Lippen und er zuckte unwissend mit den Schultern. Sein Blick war glasig, es war unübersehbar, dass es bei den drei Kaffee mit Schuss nicht geblieben war.

„Kurze Pinkelpause", murmelte er und ließ sich neben mich auf den Sitz fallen. „Hey Martha, wo sind wir genau?", rief er über die Sitze hinweg in den vorderen Teil des Busses.

„Talarook", rief sie gut gelaunt zurück. „Eine Stunde und wir sind da."

Während der Bus sich leerte, streckte ich mich und setzte mich im Schneidersitz hin. Ed hakte sich bei Martha ein und begleitete sie nach draußen, dann war der Bus wie leer gefegt.

„Du hast 'ne Fahne, Niall", bemerkte ich und fächerte mir mit der flachen Hand vor der Nase herum.

„'Tschuldige", erwiderte er kleinlaut und schmollte theatralisch vor sich hin. „Martha hat es echt gut mit uns gemeint."

„Vielleicht etwas zu gut", meinte ich und lachte.

Für einen Moment war es still und ich starrte nach draußen. Weiter weg an der Raststätte konnte ich Ed erkennen, der sich eine Zigarette anzündete.

„Charlie?"

„Ja?," erwiderte und ich drehte meinen Kopf zurück zu Niall. Er hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Sitz neben mir und schaute mich lächelnd an.

Bevor ich wusste wie mir geschah, legte Niall seine Hand an meine Wange und seine Lippen trafen auf meine.

Für einen Augenblick saß ich wie angewurzelt neben ihm. Dann machte mein Herz einen Satz und fing wie verrückt an zu rasen. Seine Lippen fühlten sich so sanft an, dass ich nicht anders konnte und meine Arme um seinen Nacken legte. Ich schmeckte den Kräuterlikör und den Kaffee, den er getrunken hatte. Sein vertrauter Duft vernebelte mir die Sinne.

Als er sich löste, hielt ich noch für einen Augenblick die Augen geschlossen. Nur um nicht zu vergessen, wie schön das Gefühl war und wie wohl ich mich eigenartigerweise fühlte, wenn Niall mich küsste.

„Du bist wunderschön, Charlie", raunte er leise. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen und mein dummes Herz wollte sich einfach nicht beruhigen.

„Du bist betrunken", erwiderte ich lächelnd. „Das hättest du nie gesagt, wenn du den komischen Kräuterlikör nicht getrunken hättest."

„Wahrscheinlich hast du recht", sagte er schwermütig. „Aber nur, weil ich nicht genügend Mumm hätte."

„Natürlich", entgegnete ich sarkastisch.

„Du glaubst mir nicht?", fragte er verwundert und ich musste mir den nächsten Kommentar wirklich verkneifen. „Ich vertraue dir, wir sind beide erwachsen und du hättest auch Nein sagen können. Ich mag dich wirklich, Charlie, und vor zwei Tagen konnte ich einfach nicht anders. Mag sein, dass der Alkohol da aus mir spricht, aber du bist unglaublich, auch wenn du das anders siehst."

Perplex starrte ich ihn an und fand nichts, was ich darauf hätte antworten soll.

„Du musst nur was sagen und ich höre auf. Aber eigentlich ist dagegen doch nichts auszusetzen od-"

Bevor er weiter um den heißen Brei reden konnte, zog ich ihn an seinem Shirt zu mir und legte blitzschnell meine Lippen auf seine. Jedenfalls so lange, bis die Bustür mit einem lauten Quietschen aufging und das heitere Geschnatter der Damen den Bus erfüllte.

Zufrieden grinsend lehnte Niall sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Nach und nach trudelten auch die letzten Frauen inklusive Ed in den Bus und er setzte sich wieder in Bewegung.

Mein Blick wanderte noch einmal zu Niall. Sein entspanntes Gesicht verriet mir, dass er eingeschlafen war. Keine zehn Minuten später rutschte er auf seinem Sitz hin und her und legte anschließend seinen Kopf an meine Schulter.

So ein Freundschaft-Plus-Ding mochte zwar bei Hannah funktionieren, jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich damit klar kommen würde. Andererseits genoss ich Nialls Nähe und wollte keineswegs, dass das aufhörte.

Jedenfalls nicht so bald.

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Also irgendwie stehe ich mit Wattpad im Moment auf Kriegsfuß. Es ist wirklich zum Mäusemelken. Manchmal kriege ich für einen halben Tag einfach gar nichts angezeigt. Hoffen wir mal, dass das bald der Vergangenheit angehört.

Ich danke euch für die tolle Unterstützung, Postcards hat jetzt schon über 7K Reads (Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, Ambi 😜). Und noch 9 Votes und wir haben die Tausend geknackt. Das haut mich ja immer noch total vom Hocker, ihr seid echt die tollsten Leser die man sich wünschen kann.

Das nächste Update kommt voraussichtlich in einer Woche. Ich wünsche euch einen schönen Valentinstag ❤

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