17 » Ihr müsst die Weasleys sein
C H A R L I E
Perth, Januar 2016
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Vier Tage dauerte es, bis Hannah wieder einigermaßen auf den Beinen war. Da sie sich strickt dagegen geweigert hatte, dass wir sie zum Arzt schleppten, verbrachten sie die Tage im dunklen Zimmer der Pension. Am dritten Tag hatte ich die Nase voll und stiefelte zur nächsten Apotheke. Eingedeckt mit reichlich Mitteln gegen Übelkeit und Kopfschmerzen, ließ ich sie tagsüber allein und flüchtete mit Niall aus der Pensions-Hölle.
Gut gelaunt hatte Niall in den letzten Tagen an die Zimmertür geklopft und hielt mir jeden Morgen, in aller Herrgottsfrühe, breit grinsend einen Becher Kaffee unter die Nase. So euphorisch wie er war, würde es mich nicht wundern, wenn er die ganze Nacht nach der nächsten Schandtat gegoogelt hatte.
Am zweiten Tag schnappten wir uns an einem Verleih zwei Fahrräder und fuhren an der Promenade entlang. Niall war ganz der Gentleman und spendierte mir jedes Essen, jedes Getränk, das wir uns zwischendurch holten und bezahlte ungefragt jede einzelne Taxifahrt. Er hielt stets wachsam die Augen offen und verschwand blitzschnell in den Schatten, wenn er jemanden sah, der ein Paparazzi hätte sein können.
Selbst an Tag drei war er noch genau so paranoid wie zur Zeit des Ankunfts. Aber wie konnte man ihm das verübeln? Im Gegensatz zu Ed verließ er einfach mir nichts dir nichts die Pension und stürzte sich in die Öffentlichkeit. Dank seiner komischen Mütze, die mich an einen Zeitungsjungen erinnerte, und der Sonnenbrille, die permanent auf seiner Nase saß, schien er bis jetzt niemandem aufgefallen zu sein.
Er verstand wirklich was davon, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Zuerst hatte ich Bedenken, dass es mich nerven würde, doch als Niall mich am gestrigen Tag in eine Seitengasse zog, weil ein paar Teenager unseren Weg kreuzten, da fanden wir einen kleinen Laden, der mein Interesse weckte.
Das kleine Geschäft war in einem schmalen Hinterhof. Die Frau, der der Laden gehörte, verkaufte allerhand handgefertigtes Geschirr und Dekoration aus Ton und Steingut. Ich fand eine weinrote Teekanne, die ich meiner Grandma mitnahm. Rückwirkend betrachtet war das keine besonders schlaue Idee. Denn ich war mir nicht mal sicher, ob das Teil überhaupt ein paar Tage überlegte. Wir waren gerade mal am Anfang und ich musste von nun an auf mein Gepäck achten, als hätte ich ein rohes Ei darin.
„Bist du noch dran? Hallo?" Die Stimme meiner Mutter ließ mich zusammenzucken. Ich hatte mir Eds Handy geschnappt, um Zuhause anzurufen und die neue Adresse meines Onkels zu erfahren und hatte mich auf die Terrasse hinter der Pension zurückgezogen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Luke zu Weihnachten eine Karte geschrieben hatte, auf der sie seine Adresse finden würde.
Da meine Mutter aber offenbar mehr zutun hatte, als der Präsident der vereinigten Staaten, war es mir erst jetzt gelungen, sie an den Hörer zu bekommen. Mit Internet sah es in der Pension, mitten im Senioren-Resort (wie Niall es so schön sagte), wirklich schlecht aus. WLAN war hier ein Fremdwort. Meine Mutter hatte es ohnehin nicht so mit Nachrichten und allem, was nur unwichtiger Small-Talk war. Im Gegensatz zu Niall hatten wir alle kein mobiles Internet. Ed hatte daran ohnehin kein Interesse und für Hannah und mich war es überflüssig. Wir hatten ja Niall, der sich liebend gerne die Finger wund tippte und laut seiner Aussage natürlich auf dem Laufenden bleiben musste.
Als ich vor zwei Tagen Zuhause anrief hatte ich nur Amy an der Strippe, die mich fast zu Tode gequatscht hatte. In aller Seelenruhe versorgte sie mich mit dem neuesten Klatsch und Tratsch, während ich betete, dass Eds Telefonrechnung noch in einem erschwinglichem Rahmen lag. Aufgeregt erzählte meine Schwester, dass ihr geliebter Niall den Medien zufolgte irgendwo in der Welt unterwegs zu sein schien und die Band-Pause genoss. Auf ihre belustigte Aussage, dass es ja möglich war, dass ich ihm irgendwo begegnete, erwiderte ich lieber nichts. Abgesehen davon, dass Niall zu diesem Zeitpunkt nicht einmal drei Schritte von mir entfernt stand, hatte sie meiner Meinung nach eine viel zu blühende Fantasie. Gezwungen stieg ich in ihr Gelächter mit ein, bevor ich zu stammeln begann und nach einem vorgetäuschtem Verbindungsfehler einfach auflegte.
Meine Mum erbarmte sich nach einer halben Ewigkeit endlich dazu, mir die neue Adresse von Luke zu geben und redete dann eine geschlagene halbe Stunde über die letzten Ereignisse in der Galerie. Vorher allerdings ließ sie mich wissen, dass sie schon seit einer Weile wusste, dass Luke umgezogen war und sie war der festen Überzeugung, dass sie mir das mit Sicherheit schon erzählt hatte. Doch die Unterhaltungen meiner Mum beschränken sich vor allem in letzter Zeit auf Tür- und Angelgespräche, jeder zweite Satz handelte dabei von ihrer Arbeit.
Während meine Mutter mich in Grund und Boden redete, setzte sich Niall mir gegenüber auf einen der Stühle und musterte mich gespannt.
„Mum, ich muss jetzt auflegen. Ich weiß nicht, ob ich die Schulden, die ich gerade mit diesem Telefonat mache, je bei Ed abzahlen kann", wimmelte ich sie ab.
Fünf Minuten später hatte ich es dann geschafft und ich drückte stöhnend auf den roten Hörer auf dem Display des Handys.
„Und, warst du erfolgreich?", wollte Niall wissen und faltete grinsend seine Hände auf der Tischplatte.
„Ja, nachdem meine Mutter sich den Mund fusselig geredet hat", ließ ich ihn wissen und schob ihm den Zettel mit Lukes Adresse zu. Neugierig schnappte er sich das Stück Papier und googelte nach dem Ort. Er hielt mir Sekunden später das Display vor das Gesicht und ich erkannte, dass sein neuer Wohnort nicht einmal eine halbe Stunde von hier entfernt war.
Begeistert sprang Niall auf und schaute mich abwartend an: „Worauf wartest du?"
Als er mich in die Pension zurück schleifte, damit wir uns so bald wie möglich auf den Weg machen konnten, das musste ich unwillkürlich anfangen zu grinsen.
Ich mochte es, dass Niall so spontan war. Dass er mich, wie er versprochen hatte, nicht hängen ließ und mich keinesfalls als Last ansah. Ich hatte das Gefühl er fand an allem Freude. Seine Motivation steckte mich an, ich fühlte mich locker in seiner Gegenwart.
Am Zimmer angekommen, stand Hannah im Türrahmen. Sie war heute wieder fit wie ein Turnschuh, kleine Magenkrämpfe machten ihr allerdings zwischendurch immer noch zu schaffen. Ich berichtete, dass ich die neue Adresse endlich hatte und Niall lief zur Rezeption vor, um uns ein Taxi zu organisieren.
„Jetzt kann es endlich losgehen", sagte Hannah glücklich und atmete tief durch. „Wenn noch mal sowas sein sollte, dann erschieß mich bitte. Ich glaube, ich hab mich noch nie so oft übergeben."
„Danke, aber das wollte ich gar nicht wissen", erwiderte ich.
„Wollen wir morgen shoppen gehen?", ignorierte sie meine Aussage und gab sich ihren Tagträumen hin. „In jeder großen Stadt in der wir Halt machen, müssen wir bummeln gehen. Versprich mir das, Charlie. Das wird unser Urlaubs-Ritual."
Wir wussten beide, dass ich ganz und gar nicht gerne durch die Läden schlenderte. Doch da ich unbedingt etwas mit ihr unternehmen wollte und ich in den letzten Tagen, während meine beste Freundin im Bett lag, schon mehr gesehen hatte, als gedacht, willigte ich ein.
Hinter uns quietschte eine Tür. Als ich mich umdrehte, sah ich Ed, der voll bekleidet im Türrahmen stand und mich schuldig anschaute: „Kann ich mitkommen?"
Es war nicht verwunderlich, dass er uns durch die Tür gehört hatte, die Wände waren so dünn wie Papier. Erst gestern Abend hatten Hannah und ich das Vergnügen einem alten Pärchen durch die Papp-Wand dabei zuzuhören, wie sie sich in einer undefinierbaren Sprache unterhielten. Selbst als sich einer der beiden die Nase putzte, kam es uns vor, als würde er direkt bei uns im Bett sitzen.
„Sicher?", sagte ich an Ed gewandt. „Wir fahren nur eine halbe Stunde, ich glaube das lohnt sich nicht zum schlafen."
Ed ließ den Kopf hängen und ich ärgerte mich schwarz, dass ich es einfach nicht schaffte, ihm ordentlich den Marsch zu blasen. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Er war unzuverlässig und antriebslos. Insgeheim hoffte ich darauf, dass dies der Einklang auf seinen verdienten Urlaub war und er sich schon wieder fangen würde. Ich wusste wie anstrengend sein Job sein konnte, es war also möglich, dass er in den ersten Tagen seine Ruhe genoss. Trotzdem hätte ich ihn am liebsten zum Teufel gewünscht. Glücklicherweise hatte ich Hannah und Niall, die an meiner Seite waren, denn auf Ed konnte ich allem Anschein nach nicht zählen.
„Komm", gab ich kurzerhand nach.
Zu viert stiegen wir in das Taxi, das wenige Minuten später vor der Pension hielt. Die Fahrt verging wie im Flug, je näher wir unserem Ziel kamen, desto schneller raste mein Puls. Ich fragte mich, ob sich mein Onkel in den letzten Jahren wohl sehr verändert hatte.
Exakt eine halbe Stunde später kam der Wagen auf einem Hof zum Stehen. Das gesamte Grundstück sah aus wie eine kleine Farm. Weiter hinten erkannte ich durch die Bäume neben dem Haus eine Art Scheune. Der Boden war trocken und ich spürte die dicken Kiesel unter meinen Sohlen, als ich aus dem Taxi stieg.
„Sind wir hier überhaupt richtig?", sagte ich verwundert, doch da hatte sich das Taxi schon aus dem Staub gemacht. Als Niall angestrengt auf seinem Handy herum tippte und anschließend nickte, trat ich auf das Haus zu.
Ringsherum um das weiße Holzhaus zog sich eine Veranda. Auf den Fensterbänken wuchsen bunte Blumen aus Tontöpfen. Um das Gebäude standen dicht bewachsene Bäume, die es kaum zuließen, dass man den Rest des Geländes sehen konnte. Neben der dunkelgrünen Tür klimperten ein paar Windspiele und auf der Holzveranda vor der Tür lag eine Fußmatte mit einem großen 'Home Sweet Home' darauf geschrieben.
Je näher ich der Tür kam, umso skeptischer wurde ich. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mein Onkel hier wohnte. Weder die bunten Blumen, noch die alberne Fußmatte sprachen dafür. Ich fand mich in Gedanken schon mal damit ab und plante einen weiteren Anruf bei meiner Mutter. Das konnte nun wirklich nicht die richtige Adresse sein.
Hier war weit und breit kein Namensschild zu sehen, zögerlich drückte ich auf die Klingel. Kurz drehte ich mich zu den anderen um, die geduldig am Fuß der Veranda standen und mich aufmunternd anschauten.
Es dauerte viel zu lange, bis sich im Haus etwas regte. Ich wurde immer nervöser und meine Handflächen begannen zu schwitzen. Und das lag gewiss nicht an der Hitze, die uns umhüllte.
Plötzlich hörte ich Schritte. Ich musste schlucken und wischte meine Hände an meiner Jeans ab.
Als die Tür endlich geöffnet wurde, war es tatsächlich nicht mein Onkel Luke, der dort im Türrahmen stand. Es sei denn, er war plötzlich vierzig Jahre jünger und um sechzig Zentimeter geschrumpft.
„Hallo", sagte der kleine Junge vor mir und lächelte mich freundlich an. Er hatte dunkles, kurzes Haar und unzählig viele Sommersprossen auf der Nase. Seine rechte Hand ruhte auf der Türklinke. „Kann ich euch helfen?"
In mir machte sich ein eigenartiges Gefühl breit. Ich hatte mir erhofft auf meinen Onkel zu treffen, jetzt machte der kleine freundliche Junge all meine Hoffnungen zunichte, indem er bestätigte, was ich befürchtet hatte. Luke wohnte hier nicht, ich hatte mir das schließlich schon vor einigen Minuten gedacht.
Den kleinen Jungen dafür verantwortlich zu machen, wollte ich jedoch nicht. Er konnte schließlich nichts dafür. Dennoch war ich mir sicher, dass mir die Enttäuschung breit auf der Stirn geschrieben stand.
Hinter mir hörte ich Schritte und kurz darauf war es Ed der neben mich getreten war und zuerst etwas erwiderte: „Hey Kumpel, entschuldige die Störung, wir dachten eigentlich ein Freund von uns würde hier wohnen."
Höflich lächelte Ed den kleinen Mann vor uns an, legte dann einen Arm um meine Schulter und drehte mich in die entgegengesetzte Richtung. Ohne etwas zu sagen, ließ ich mich von Ed die Veranda herunter führen und schaute in Hannahs Gesicht. Ein warmes Lächeln zierte ihr schmales Gesicht und sie schaute mich aufmunternd an.
„Wie heißt denn euer Freund? Vielleicht weiß ich ja wo er wohnt", hörte ich den Jungen sagen und Ed drehte sich wieder zu ihm um. Ich jedoch verharrte für einen Augenblick in meiner Bewegung und schaute zu Niall, der neben Hannah stand und mit seinen Füßen wahllos Muster in den trockenen Boden malte.
„Er heißt Luke. Danke, aber wir werden ihn schon finden", ließ Ed ihn wissen. Anschließend verabschiedete er sich höflich und wir gingen zu den anderen beiden zurück.
„Mum! Hier sind Leute die zu Luke wollen", rief der Junge ins Haus. Augenblicklich drehte ich mich um und starrte ungläubig in seine Richtung. Auch Ed tat es mir gleich und machte eine hastige Wendung.
Verwundert beobachteten wir den Jungen dabei, wie er geduldig an der Tür wartete und ins Innere des Hause schaute. Nicht mal zehn Sekunden später stand eine zierliche Frau neben ihm. Sie hatte dunkles Haar und hatte eine ausgewaschene Latzhose an. In ihrer Hand hielt sie ein Trockentuch. Genau so höflich, wie es ihr Sohn ebenfalls war, begrüßte sie uns. Anschließend musterte sie erst Ed skeptisch und schaute dann zu mir. Ihre Stirn lag in Falten, bis ihre Gesichtszüge schlagartig sanfter wurden und sie mich freudestrahlend anblickte. Ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, sie stemmte ihre Hände in die Hüften und dann sagte sie etwas, das mich völlig aus der Fassung brachte.
„Du bist Charlie, hab ich Recht?"
Irritiert blinzelte ich eine Male, um zu realisieren, dass sie wusste, wie ich hieß. Sie kannte Luke offensichtlich, vielleicht war sie eine Freundin. Allerdings irritierte mich das Trockentuch in ihrer Hand, genau so wie ihr Sohn, der nicht weniger lächelnd neben ihr stand.
Da mir die Worte immer noch die Worte fehlten, übernahm Ed das für mich: „Das ist Charlie, ich bin Ed", sagte er und zeigte dann mit dem Daumen über seine Schulter.„Das sind Hannah und Niall."
„Ich weiß genau, wer du bist", erwiderte die zierliche Frau zwinkernd, steckte sich das Trockentuch elegant in ihre Hosentasche und kam lächelnd auf uns zu. "Ich wohne ja schließlich nicht hinter dem Mond."
Fast hüpfte sie die paar Stufen der Veranda herunter und hielt ihm eine Hand hin. Anschließend winkte sie über seine Schulter den anderen beiden zu und stellte sich dann vor: „Das ist ja eine riesen Überraschung. Schön euch kennenzulernen. Ich bin Ella, die Verlobte deines Onkels."
Jetzt viel ich wirklich aus allen Wolken. Zuerst bemerkte ich gar nicht, dass sie mir höflich die Hand hinhielt. Erst als Ed mich anstupste, erwachte ich aus meiner Starre und reichte ihr meine.
„Ich lade euch gerne auf eine Tasse Kaffee ein, dann können wir uns drinnen in Ruhe unterhalten, ohne, dass wir so verloren hier herum stehen", bot sie an und zeigte auffordernd zur Haustür. „Kommt rein und fühlt euch wie Zuhause."
Fast musste Ed mich schieben, damit ich mich endlich in Bewegung setze. Zu viert folgten wir Ella ins Haus. Ihr Sohn rannte aufgeregt voraus und bog daraufhin um die Ecke.
Das Haus war lichtdurchflutet, hell und freundlich. Alles ließ darauf schließen, dass hier eine Frau am Werk war. Bilder zierten die Wände, auf dem großen Ecksofa des Wohnzimmers, welches wir gerade durchquerten, lagen unzählige Kissen, die ordentlich darauf platziert waren. Das Haus strahlte eine unglaubliche Ruhe aus und gleichzeitig gab es hier so viel zu entdecken. An den Wänden erkannte ich mehrere Fotos von Menschen, die ich nicht kannte, bis mein Blick an einer Fotografie meines Vaters hängen blieb.
Er sah glücklich aus, hatte den Arm um seinen Bruder gelegt und grinste freundlich in die Kamera. Ich kannte das Foto, denn das gleiche hing bei uns im Wohnzimmer. Er zeigte meinen Vater und Onkel Luke bei einem ihrer Wanderausflüge in Kanada. Beide trugen karierte Flanellhemden und machten eine alberne Pose. Ich mochte dieses Bild schon immer. Ich erinnerte mich daran, dass es aufgenommen wurde, als er mit Luke dem Wildschwein begegnet war. Sofort musste ich lächeln, als ich wieder daran dachte. Ich würde Luke auf jeden Fall danach fragen, wenn ich ihn sah.
„Du siehst ihm sehr ähnlich, weißt du das?" Als ich zur Seite schaute, blickte ich in Ellas braune Augen. Sie war wirklich unheimlich hübsch. Ihre dunkelbraunes Haar war zu einem lockeren Knoten gebunden und beim genaueren Betrachten fiel mir die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn auf. Auch die hatte Sommersprossen in ihrem blassen Gesicht, beide hatten ein warmherziges Lächeln und volle Lippen.„Ich bin froh, dass ich dich endlich kennen lerne. Luke spricht so oft von euch."
„Tut er das?", fragte ich sie ungläubig. Wenn ihm anscheinend so viel an ihm lag, wie kam es dann, dass ich nichts davon wusste, dass er sich verlobt hatte, geschweige denn, dass er mittlerweile auf einer verdammten Farm lebte. Noch dazu mit einer Frau, die einen Sohn hatte.
Ich hätte ihr am liebsten all das an den Kopf geschmissen, dennoch schaute ich sie abwartend an. Sie hatte schließlich nichts damit zutun, ich sah sie gerade zum ersten Mal und noch dazu kam, dass ich in ihrem Zuhause stand.
„Ständig, das kannst du mir glauben. Manchmal erzählt er zig mal das selbe", beantwortete sie amüsiert meine Frage. Ihre offene Art und ihr Lächeln waren es schließlich, die mich davon überzeugten, dass ich mich hier absolut wohl fühlen sollte. Selbst in einem fremden Haus, mit einer fremden Frau und ihrem Sohn fühlte ich mich augenblicklich wie Zuhause. Die Bauchschmerzen verschwanden und machten Platz für das Glücksgefühl, das ich nun verspürte.
Normalerweise dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis ich mich wohlfühlte, wenn ich jemanden kennen lernte. Jedenfalls war das seit einiger Zeit so, aber bei Ella war es komischerweise anders.
Hinter uns hörte ich Niall und Ed reden. Als ich mich umdrehte, sah ich die beiden einige Schritte weiter weg stehen, dann fiel mein Blick auf Hannah, die sich neugierig umsah und aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam.
Mein Blick fiel wieder auf die Fotos an der Wand. Über dem Foto meines Vaters und Luke erkannte ich eins von Nathan, Amy, Mason und mir. Es war vom vorletzen Dezember, als wir zusammen auf dem Teppich saßen und gemeinsam an Masons Karrera-Bahn herumgebastelt hatten. Ich erinnerte mich daran, dass Mum meinem Onkel in dem Jahr das Foto per Post gesendet hatte.
„Eigentlich seht ihr euch sogar alle sehr ähnlich. Außer eurer Mum, die sticht mit ihren dunklen Haaren wirklich hervor", sagte Ella und zeigte auf ein weiteres Bild. Mein Vater selbst hatte blonde Haare gehabt, bevor sie ergrauten. Auf dem Foto hatte er kurze Haare und sah im Gegensatz zu meiner Mum neben ihm, wirklich blass aus. Als Teenager hatte ich mir immer gewünscht, so dunkle Haare zu haben, wie meine Mutter, doch mit der Zeit fand ich mich damit ab. Und jetzt gehörte es einfach dazu. Als ich mir das Foto meiner Geschwister und mir nochmal genauer anschaute, dann war es unbestreitbar, dass wir zueinander gehörten. Fast so, als wären wir die Weasleys, nur eben in blond.
„Darf ich Sie etwas fragen?", wandte ich mich an Ella.
„Du darfst mich alles fragen", sagte sie liebevoll und neigte den Kopf zur Seite. „Aber nur, wenn du mich duzt, sonst fühle ich mich schrecklich alt. Ich schätze, dir liegen einige Fragen auf dem Herzen. Vielleicht sollten wir deinen Freunden den versprochenen Kaffee machen und uns dann auf die Veranda zurückziehen."
Sie legte einen Arm um mich und führte mich in die Küche. Dort angekommen setzte sie einen Kaffee auf und kramte in den Schränken herum. Die Küche war groß und geräumig. In der Mitte stand ein großer Tisch, der Platz für mindestens zehn Leute bot. Auf den Fensterbänken waren die verschiedensten Kakteen in bunten Töpfen eingepflanzt. Alles war mit so viel Liebe eingerichtet, dass man sich sofort willkommen fühlte.
Sowohl Ed als auch Hannah machten es sich auf den Stühlen am Tisch bequem. Niall bot Ella seine Hilfe an, jedoch lehnte sie höflich ab und forderte ihn auf, sich ebenfalls zu setzen. Schweigend setzte sich auch Ellas Sohn an den Tisch neben Niall und stellte sich als Riley vor. Auf die Frage von Ed, wie alt der kleine Knirps war, antwortete er mit sechs. Schüchtern schien er jedenfalls nicht zu sein, denn er forderte die drei zu einer Runde Jenga auf und holte prompt den hohen Karton aus dem Wohnzimmer nebenan. Niall strahlte vor Freude und rieb sich die Handflächen, ganz so als hätte er vor, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Hannah musste man das Spiel erstmal erklären und Riley erklärte ihr geduldig, was sie zutun hatte.
„Komm mit, Charlie."
Stumm folgte ich Ella aus dem Haus. Auf der Veranda, auf der ich vor nicht einmal einer halben Stunde stand und nicht wusste, was hier vor sich ging, setzte ich mich gemeinsam mit Ella auf eine Holzbank und nahm ihr dankbar eine der zwei Tassen ab. Für einige Minuten war es still zwischen uns. Ich starrte in die Ferne, pustete meinen Kaffee und genoss die Stille. Als ich Ella fragte, wo Luke denn nun sei und ob er in absehbarer Zeit wieder kam, da versicherte sie mir, dass es gar nicht mehr lange dauern konnte, bis er hier aufschlug.
Es gab anscheinend noch viel mehr, das ich in den letzten Monaten verpasst hatte. Ella erzähle mir, dass sie ihr ein kleines Blumengeschäft in der Nähe gehörte. Mein Onkel hatte seinen Job als Buchhalter in einer Firma aufgegeben und übernahm nun den ganzen Papierkram in Ellas Laden. Sie erzählte mir, dass er zwei mal in der Woche unterwegs war, um auf den Großmarkt zu fahren und ein paar Einkäufe für ihr Unternehmen besorgte. Ihre Freizeit verbrachten sie Zuhause und kümmerten sich um das Gelände. Ella erzählte stolz davon, dass sie einige Pferde und andere Tiere hatten, allerdings war das ganze noch sehr neu für sie und Luke übernahm das meiste.
Riley stammte aus der ersten Ehe von Ella, von ihrem Mann hatte sie sich vor drei Jahren scheiden lassen und war in einer Nacht- und Nebelaktion von Sydney nach Perth gezogen. Ella zufolge waren Luke und Riley mittlerweile ein richtig tolles Team. Wenn man ihren Berichten glauben schenkte, dann war Riley anfangs überhaupt nicht begeistert von meinem Onkel. Schließlich gab es nun wieder einen zweiten Mann an der Seite seiner Mutter.
„Jetzt sind sie ein Herz und eine Seele. Die beiden gehen gerne in den Wildlife-Park hier in der Nähe. Und glaube mir wenn ich dir sage, dass mehr als einmal vorgekommen ist, dass ich gar nicht erst mit durfte und die zwei einen waschechten Männertag gemacht haben", ließ Ella mich wissen.
Es machte mich glücklich, dass Luke endlich jemanden gefunden hatte, der zu ihm passte. Er war ein herzlicher Mensch, dennoch war er jemand, der bis jetzt ein echter Pechvogel in Sachen Liebe war. Umso schöner fand ich es, dass er nun Ella hatte, die ihm offenbar voll und ganz verfallen war.
„Wie hast du Luke kennengelernt?", fragte ich sie schließlich.
„Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Es ging alles ganz schön schnell, aber dein Onkel hat mich sozusagen buchstäblich im Sturm erobert", sagte sie lächelnd und fuhr mit ihrem Daumen über den Henkel ihrer Tasse.„Ich war mit Riley am Strand in Cottesloe. Es war schrecklich windig an diesem Tag und Riley wollte unbedingt seinen neuen Drachen steigen lassen. Als ich mich dann allerdings in der Schnur verheddert habe, hatte sich das für uns erledigt und es gelang uns einfach nicht, mich aus dem Wirr-Warr zu befreien. Glücklicherweise traf ich auf deinen Onkel, der zum Joggen am Strand war und mich kurzerhand mit einem Taschenmesser befreit hat. Es klingt kitschig, aber es war Liebe auf den ersten Blick."
Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte. Dass es wirklich Menschen gab, die an die Liebe auf den ersten Blick glaubten, oder dass Onkel Luke anscheinend freiwillig joggen war. Ich hatte ihn anders in Erinnerung. Nämlich so, dass er gemütlich auf dem Sofa saß, wenn ich ihn mir vorstellte. Er war keineswegs faul, dennoch genoss er hin und wieder gerne in Ruhe seinen Feierabend mit einem Bier vor dem Fernseher.
„Du siehst immer noch so überrascht aus", fügte sie hinzu. „Luke sagte ja, dass du ziemlich still bist, aber du kannst ruhig mit mir reden. Ich beiße nicht."
„Es ist einfach komisch für mich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Luke bald heiraten wird", gab ich zu und nahm dann einen Schluck von meinem Kaffee.
„Das kann noch ewig dauern", lachte sie. „Dein Onkel ist ein echter Muffel, wenn es darum geht, die Hochzeit zu planen. Es war schon so weit, dass Riley mir dabei helfen musste die richtigen Einladungskarten auszusuchen. Ihr hättet selbstverständlich auch eine bekommen. Um ehrlich zu sein, bin ich schockiert, dass du davon nichts wusstest. Das tut mir leid, dein Onkel hält wirklich große Stücke auf dich." Ihre Stimme klang sanft und ehrlich.
„Um ehrlich zu sein habe ich länger nicht mehr mit Luke gesprochen und bin überhaupt nicht mehr auf dem neusten Stand", erklärte ich.
„Aber du wusstest, dass wir zusammengezogen sind. Immerhin hast du ja hier her gefunden", erwiderte Ella lächelnd. Als ich den Kopf schüttelte, schaute sie mich empört an und ich sah ganz deutlich, dass sie schlucken musste.
„Ich wusste nicht, dass er mit dir zusammen ist. Das ist das erst Mal, dass ich davon Wind bekomme und dass ich euch hier gefunden habe, habe ich einem einstündigen, nervenaufreibenden Gespräch mit meiner Mutter zu verdanken. Die hat nämlich Lukes Briefe mit der neuen Adresse erst nicht gefunden, bis ihr dann aufgefallen ist, mir zu erzählen, dass sie schon seit ein paar Monaten weiß, dass er gar nicht mehr in Cottesloe wohnt", verkündete ich. „Deshalb war ich wahrscheinlich so überrascht und hab dich erst fünf Minuten angestarrt, als wäre ich geisteskrank."
Als ich ausgesprochen hatte, musste sie lachen. Es wunderte mich nicht, dass Luke sich in Ella verliebt hatte. Ihr Lachen klang angenehm, herzlich und wenn sie sich freute, dann strahlten ihre braunen Augen.
„Das ist natürlich verständlich", sagte sie, dann wurde sie erst und kniff die Augenbrauen zusammen. „Und mit deinem Onkel hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen."
„Dann lass mir wenigstens fünf Minuten Zeit, um ihn zu begrüßen", sagte ich.
„Darauf lasse ich mich ein", erwiderte sie grinsend. „Aber dann ist hier die Hölle los."
Es war so leicht sich mit Ella zu unterhalten. Ich hatte das Gefühl, ich würde sie schon länger kennen. Ihre liebevolle und offene Art sorgten dafür, dass ich mich in ihrer Gegenwart absolut wohl fühlte. Sie fragte mir Löcher in den Bauch und ich antwortete, ohne zu zögern. Ich erzählte ihr, warum ich so spontan hier war und was die Postkarten meines Vaters damit zutun hatten. Fast ununterbrochen lächelte sie, als ich ihr davon berichtete und ich war mir sicher, dass sie sich ein paar Tränen verkneifen musste, als ich ihr erzählte, dass ich nun versuchte mit meinen Freunden an die Orte zu reisen, an denen mein Dad so glücklich war.
Als lautes Gequietsche aus dem Haus ertönte, drehte sich Ella lachend um. Ich hörte Nialls unverkennbares Gelächter und musste schmunzeln. Jedesmal wenn ich ihn lachen hörte, verspürte ich das große Verlangen, einfach lauthals mitzulachen. Er klang so glücklich und sorglos, dass man nicht anders konnte, als sich mitreißen zu lassen.
Um ehrlich zu sein, hatte ich die letzten Tage mit ihm sehr genossen. Nach den vergangenen Tagen war ich unheimlich froh, dass er uns begleitete. Nicht nur, weil Hannah sich nicht wohl gefühlt hatte und Ed pausenlos faulenzte. Eher, weil ich die Zeit mit ihm sichtlich genoss. Er machte sich nichts draus, dass ich ihm Sprüche drückte. Im Gegenteil, denn er konnte mindestens genau so gut austeilen wie ich. Ich hatte ihn nicht einmal mit schlechter Laune gesehen. Ständig sprühte er vor Euphorie und Tatendrang, er steckte mich regelrecht damit an.
„Und jetzt erzähl mir, warum du so viel Prominenz dabei hast", riss Ella mich aus meinen Gedanken. Verwundert schaute ich sie an. „Denk nicht, ich wäre so alt, dass ich nicht weiß wer die beiden Herren sind, die du da mitgebracht hast. Allerdings musste ich zugeben, dass Luke mich schon teilweise aufgeklärt hat. Du kennst Ed schon lange, stimmt's?"
„Ja, durch ihn habe ich auch Niall kennengelernt. Ich weiß ja nicht, wie gut du dich mit dem ganzen Klatsch und Tratsch auskennst", sagte ich und gestikulierte wild mit den Armen herum, „Aber Nialls Band macht sozusagen eine Pause und hat sich dann dazu entschieden uns zu begleiten. Wir beide haben schon in den letzten Tagen die Gegend unsicher gemacht und ich bin froh, dass er dabei ist."
Ein Lächeln schlich auf ihr Gesicht und Ella schaute mich vielsagend an:„Das kann ich mir vorstellen, er ist ja auch wirklich niedlich."
Ich musste mich räuspern, verschluckte mich fast an meinem Kaffee und riss die Augen auf: „So wie du denkst, ist das nicht."
„Ich finde jedenfalls, dass-"
Schlagartig hörte sie mitten im Satz auf zu reden und hob ihren Blick. Ein großer, blauer Pick Up fuhr auf den Hof. Unter den Reifen knirschte der Kies und der große Wagen kam ein paar Meter vor der Veranda zum Stehen. Es war mir klar, dass so, wie Ella in Richtung des Auto lächelte, es nur Luke sein konnte. Spätestens als sich die Tür öffnete, war es offensichtlich, dass er es war.
Als er aus dem Auto stieg, da klopfte mein Herz unaufhaltsam drauf los. Dreieinhalb Jahre war es her, dass ich ihn zuletzt gesehen hatte. Er hatte sich kaum verändert, trug immer noch Jeans, die ihm nicht richtig passten und hatte seine Vorliebe für Leder-Boots augenscheinlich nicht abgelegt. Nachlässig hatte er die Hosenbeine in die dunklen Boots gesteckt. Er hatte allerdings abgenommen, sah erholt und glücklich aus. Seine dunkelblonden Haare hatte er wachsen lassen, sie waren unordentlich nach hinten gekämmt.
„Was sehen meine trüben Augen denn da?", rief er uns zu, als er mich sah. „Kneif mich mal jemand."
Grinsend schlug er die Autotür zu und durch die Haustür kam plötzlich Riley gerannt. Er lief so schnell, dass ich dachte, er versuchte die Schallmauer zu durchbrechen. Ihm folgten meine Freunde, die auf der Veranda stehen blieben und die Begrüßung beobachteten. Ungläubig starrte Luke in ihre Richtung und schloss dann Riley in die Arme, der meinem Onkel um den Hals fiel. Gegen die Erwartung, die ich hatte, fiel die Begrüßung kurz aus. Luke kam freudestrahlend auf mich zu und ich stiefelte hastig die Stufen der Veranda herunter, um ihn zu umarmen.
Als mein Onkel die Arme ausbreitete, da verspürte ich für einem Moment Bauchschmerzen. Doch es war das Glücksgefühl, das ich verspürte, überwog und ich lief ihm erleichtert in die Arme. Luke war gut zwanzig Zentimeter größer als ich und als er die Arme um mich legte, da fühlte ich mich so sicher, wie schon lange nicht mehr. All die Anspannung fiel von mir ab und ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich spürte seine großen Hände an meinem Rücken. Sanft strich er einige Male über meine Rücken, bevor er mich los ließ und mein Gesicht zwischen seinen Handflächen hielt.
„Damit hätte ich heute wirklich nicht gerechnet", sprach er leise. Er legte seinen Arm um meine Schulter und ging mir mir die Veranda hoch. „Was machst du hier?"
Ella stemmte euphorisch die Hände in die Hüften: „Lasst uns erstmal reingehen. Ihr seid natürlich alle herzlich zum Essen eingeladen."
Überglücklich ließ ich mich von meinem Onkel zurück ins Haus führen. Sorgsam betrachtete er dabei Niall, der zur Begrüßung kurz die Hand hob und ihn anlächelte. Ed gab er im gehen eine Kopfnuss, immerhin hatten sie sich früher schon ein paar mal gesehen. Als wir in der Küche ankamen, neigte er den Kopf und lehnte sich bei mir an.
„Schön, dass du hier bist, Kurze. Ich warte schon lange darauf, dass du hier aufkreuzt."
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Tadaaa, ein neues Update. Ich hoffe ihr hattet ein tolles Wochenende und ich kann euch ein bisschen den Start in die Woche versüßen.
Jetzt habt ihr endlich Luke kennengelernt, aber ihr erfahrt natürlich erst richtig was über ihn, wenn das nächste Kapitel online kommt.
Danke an horansuniverse , die mir diese wahnsinnig tolle Collage gemacht hat. Einfach so. Und ich bin immer noch total glücklich darüber :) Ich hab sogar noch mehr, aber das folgt im Laufe der Geschichte.
Das nächste Update kommt am Sonntag oder Montag :)
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