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15 » Abflug

C H A R L I E

Über den Wolken, Januar 2016

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Hast du Angst vorm Fliegen?"

Niall musterte mich eingehend, während ich versuchte meine Kopfhörer aus dem Seitenfach meines Rucksacks zu fischen. Ich konnte sein amüsiertes Grinsen regelrecht vor mir sehen. Wirklich übelnehmen, konnte ich es ihm jedoch nicht. Für Außenstehende machte es wahrscheinlich wirklich den Eindruck, als würde ich jeden Moment in Panik ausbrechen.

Seitdem wir beim Check-In waren, hatte ich kaum ein Wort von mir gegeben. Viel zu groß waren die Eindrücke, die sich mir boten. Ich war bisher nur einmal in meinem Leben geflogen und daran konnte ich mich nun kaum mehr erinnern. Es war auch gar nicht der Rede wert, denn es war ein kurzer Flug nach Sizilien mit Nathan und meinen Eltern.

Damals  hatte mein Onkel Luke eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft auf dieser Insel gemacht und sich Hals über Kopf in eine temperamentvolle Kellnerin verliebt. Da mein Vater bereits die italienischen Landschaften auf dem Festland unsicher gemacht hatte, hatte er kurzerhand entschieden, einen Flug zu buchen und meinen Onkel bei seinem Aufenthalt auf der sonnigen Insel zu besuchen. Sizilien stand damals nämlich noch auf seiner Liste von Orten, die er unbedingt sehen wollte. Bereits einen Monat vor unserer Abreise hatte er von der Insel geschwärmt. Er berichtete von Weinreben und Olivenbäumen, die überall wucherten, von sonnengeküssten Früchten, der herrlichen Landschaft und kulinarischen Spezialitäten.

Es war ein Reinfall. Denn als wir im Hotel ankamen, war weder ein Zimmer gebucht, noch hatten wir eine Ahnung, wo Onkel Luke eigentlich steckte. Ausgelaugt waren wir ins nächste Taxi gestiegen und hatten das kleine Dorf nach freien Zimmern abgesucht. Erst Stunden später waren wir fündig geworden und erreichten Luke per Telefon. Der hatte sich nämlich mit seiner Urlaubsliebe einen handfesten Streit geliefert und wollte so schnell wie möglich das Weite suchen und die Insel am liebsten nie wieder betreten.

Im Endeffekt hatten wir uns mit Onkel Luke das kleine Hotelzimmer geteilt und waren zwei Wochen durch Lebensmittelmärkte und historische Dörfer getingelt. Für Nathan und mich war das der erste und letzte große Urlaub gewesen, während unser Onkel an einem gebrochenem Herzen litt und den sterbenden Schwan gab.

„Charlie? Alles okay?" Niall warf mir einen fragenden Blick zu. Der schmale Gang war alles, was uns trennte. Hin und wieder quetschten sich vereinzelte Fluggäste durch und die letzten suchten ihre Plätze. Links neben mir am Fenster kramte Hannah nervös in ihrer Handtasche herum. Sie wirkte eigenartig blass um die Nase. Meine sonst so gelassene Freundin wirkte beinahe aufgelöst und ich musterte sie für einen Moment.

Ed und Niall hatten darauf bestanden, mindestens Sitze in der Business-Class zu buchen, nicht nur weil sie dann ihre Ruhe hatten, sondern auch, weil Niall es wurmte auf kleinstem Raum mit Fremden zu sein.

Ich hatte versucht mich dagegen zu wehren, denn ich wusste von Ed wie teuer die Flugtickets waren. Doch nach kurzem Protest ließ ich nach und Stuart kümmerte sich wie selbstverständlich darum. Keine Ahnung, wie er das so kurzfristig hatte ändern können, aber war man Ed Sheerans Manager, dann war ich mir sicher, er kannte jemanden, der jemanden kannte, der sich darum kümmerte. Nun saßen Hannah und ich am Fenster und Niall saß neben Ed in der mittleren Reihe.

Für mich war es allerdings komisch zu wissen, dass sich Eds Manager um unsere Tickets kümmerte. Für Ed war das mittlerweile Alltag, für mich war das wahrer Luxus. Mein bester Freund war es gewohnt, dass andere für ihn den roten Teppich ausrollten, wann immer er unterwegs war. Auch wenn er selbst kein Problem damit hatte sich die Hände schmutzig zu machen, denn er war immer bescheiden gewesen, genoss er es sichtlich, dass Stuart gewisse Sachen für ihn regelte.

Mein bester Freund hatte es sich mittlerweile auf den komfortablen Sitzen bequem gemacht und zog sich die Kapuze seiner Sweatshirt-Jacke tief ins Gesicht. Ich ahnte bereits jetzt, dass er den ganzen Flug über schlafen würde, vermutlich genau so wie Niall. Die beiden waren schließlich schon an gefühlt jedem Fleck dieser Erde gewesen und hatten etliche Stunden in der Luft verbracht. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Niall und der Rest seiner Band wohl eher einen Privatjet vorzogen, als in der Business-Class zu reisen.

Als mir schlagartig auffiel, dass ich dem Blonden immer noch nicht geantwortet hatte, nickte ich stumm schob meinen Rucksack unter den Sitz. Als würde mir Niall nicht abnehmen, dass es mir gut ging, huschte ein Grinsen über seine Lippen und er lehnte sich schmunzelnd zurück.

Es dauerte nicht mehr lange und das Flugzeug würde vom Boden abheben. Ich hatte keine Flugangst, nicht im geringsten. Ich hatte weder eine angehende Panikattacke, noch würde ich den Verstand verlieren, auch wenn es seit geschlagenen zwei Stunden den Eindruck machte. Ich war lediglich aufgeregt und ein wenig nervös. Die Reise lag mir schon seit Wochen schwer im Magen. Mit meinen mittlerweile dreiundzwanzig Jahren, war ich nie länger als eine Woche von Zuhause weg gewesen.

Das war zweieinhalb Jahre her. Ich hatte mit meinem damaligen Freund eine Woche in Brighton verbracht. Er hieß Adam und ich hatte ihn während der Arbeit kennengelernt. Ich hatte mich damals Hals über Kopf in ihn  verliebt. Er war unglaublich lieb und zuvorkommend und genau das, was ich nach dem Tod meines Vaters brauchte. Ein Anker.

Seitdem hielt es sich mit meinen Liebelein in Grenzen, worüber ich nicht wirklich traurig war. Das schonte meine Nerven und ich hatte auch nicht wirklich vor, das in näherer Zukunft zu ändern.

„Ich glaube, ich schaffe das nicht", riss Hannah mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich schaute meine beste Freundin erstaunt an. „Ich muss kotzen, Charlie."

Für Hannah war das das erste Mal in einem Flugzeug und es machte ihr sichtlich zu schaffen. Mit ihr konnte man weder auf einen Jahrmarkt gehen, noch konnte man beim Autofahren richtig auf das Gas treten, wenn sie anwesend war. Je näher wir dem Start kamen, desto nervöser wurde sie. Erst heute Morgen hatte sie mühevoll ihre kurzen, dunklen Haare in Form gebracht, jetzt standen die kurzen Strähnen in alle Himmelsrichtungen ab. Sie fuhr sich ununterbrochen durch die Haare und ihre Stirn glänzte bereits seit einigen Minuten. Wortlos hielt ich ihr eine der Tüten hin, die in dem kleinen Fach des Vordersitzes untergebracht waren.

„Und wo genau soll ich die hin packen, wenn ich da rein gekotzt habe?",sagte Hannah und schaute mich, mit der Papiertüte in der Hand, empört an. Anschließend legte sie sie sorgfältig auf ihren Schoßund atmete tief durch. „Tausch mit mir den Platz!"

Stöhnend quetschten wir uns aneinander vorbei, sodass ich nun diejenige war,die die Vorzüge eines Fensterplatzes genießen konnte. Doch auch das stimmte Hannah nicht milde und sie fummelte nervös an den Henkeln ihrer Handtasche herum. Sie beschwerte sich darüber, dass sie von dem Platz, auf dem ich bis gerade noch gesessen hatte, immer noch einen prima Ausblick aus dem Fenster hatte und sie das nicht wirklich beruhigte. Im Augenwinkel sah ich sie schlucken und ich wünschte sie würde in die Tüte atmen, weil ich mir fast sicher war, sie würde jeden Moment hyperventilieren.

Während Ed in aller Ruhe seine Augen geschlossen hatte und die Welt um sich herum völlig zu vergessen schien, warf Niall meiner besten Freundin einen irritierten Blick zu. Hannah hatte währenddessen alle Mühe das Zittern ihrer Hände in Schacht zu halten, bevor sie den Blick des Blonden bemerkte, die Augen zusammenkniff und losblökte: „Was guckst du so doof?"

Erschrocken riss Niall die Augen auf und warf abwehrend seine Arme nach oben: „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir den Platz tauschen willst. Aber wer nicht will, der hat schon."

Schneller als ich gucken konnte, war meine beste Freundin von ihrem Sitz aufgesprungen und stand abwartend im Gang. Die brünette Stewardess, die sich nach dem Befinden der anderen Fluggäste zwei Reihen hinter uns erkundigte, bat meine Freundin, sich hinzusetzten und anzuschnallen. Die übertriebene Freundlichkeit der jungen Frau stand ihr auf der Stirn geschrieben, selbst als Niall sich nur langsam in Bewegung setzte, um Hannah seinen Platz zu überlassen, lächelte sie in unsere Richtung und wiederholte ihre Bitte.

„Wird's bald, Blondie?", fuhr Hannah ihn an und stemmte ungeduldig die Hände in die Hüften. Als Niall sich erhob, schob Hannah sich förmlich an ihm vorbei und ließ sich schwer atmend in den Sitz fallen. Niall rollte genervt mit den Augen, als er sich zu mir setzte und flüsterte: „Hättest sie von mir aus auch Zuhause lassen können."

„Kein Respekt vor den oberen Zehntausend", gab ich gespielt empört zurück und entlockte ihm dabei ein amüsiertes Lachen.

Keine zehn Minuten später kam die Durchsage, auf welchem Flug wir uns befanden und welche Flughöhe wir erreichten. Zeitgleich wurde ein kleiner Werbefilm auf den Bildschirmen der Vordersitze gezeigt und ich beugte mich vor, um meine beste Freundin zu beobachten. Wie erwartet starrte sie ungläubig auf das Display und schüttelte fast unmerklich mit dem Kopf. Dann hing sie ihre Jacke darüber, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Anspannung in ihren Gesichtszügen war kaum zu übersehen und ich fühlte mich beinahe schuldig, als ich losprusten musste. Als Niall es mir gleich tat, streckte Hannah uns die Zunge raus und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sie sich von uns abwendete und die beleidigte Leberwurst spielte.

Mein Blick wanderte weiter zu meinem besten Freund, der rechts neben Hannah saß und sich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht einen Zentimeter bewegt hatte. Es schien als wäre er bereits tief am schlafen, selbst Hannah brachte ihn nicht dazu sich zu regen. Obwohl sie immer wieder ruhelos mit den Fingern auf den Armlehnen herumtrommelte.

Ed schlief viel in letzter Zeit, das war mir besonders in den letzten Wochen aufgefallen. Während er die Feiertage bei mir verbrachte, fast den lieben langen Tag auf dem Sofa herumlümmelte und ich ihn zeitweise allein in meiner Wohnung ließ, hörte ich mir typische Berichte meiner Grandma am Telefon an. Teilweise stellte ich den Lautsprecher an und spülte währenddessen das Geschirr, das sich ansammelte. Ich murmelte einfach vor mich hin und stimmte ihr zu. Im Hintergrund hatte ich Amy stöhnen hören, die sich im Schottland-Urlaub mit unseren Großeltern und Mason zu Tode langweilte. Ich war lange damit beschäftigt gewesen, meine Grandma abzuwürgen und war anschließend zurück nach unten gegangen, um Ed Gesellschaft zu leisten.

Doch all die Tage, an denen er bei mir war und ich Einkäufe erledigte, Wäsche wusch oder eben das machte, was anstand, kam ich jedes Mal zurück und fand Ed auf meinem Sofa vor sich hin vegetieren. Es schien, als wäre er total übermüdet und kaputt, als hätte er einen fünfzig Kilometer-Marathon hinter sich. Doch alles was er tat, war durch das TV-Programm zu zappen und sich ab und an zum Telefon zu bequemen, um Essen zu bestellen.

Ed war immer jemand gewesen, der gerne die Füße hochlegte und an einem freien Tag einfach alles an sich vorbei ziehen ließ. Wenn es dann wiederum um das ging, was er über alles liebte – in seinem Fall die Musik -, war er kaum zu bremsen. Er schlief dann manchmal tagelang nicht, jedenfalls in der Zeit, in der wir uns öfter gesehen hatten. Ich war mir sicher, dass sich in dieser Hinsicht nicht viel verändert hatte, dass wenn er von einer Idee begeistert war, alles dafür tat, es zu verwirklichen. Doch so müde hatte ich ihn wirklich selten gesehen. Ich nahm an, es lag einfach daran, dass er in den letzten Jahren ununterbrochen geackert hatte, um das zu machen, was ihn glücklich machte. Auf der Bühne zu stehen und seine eigenen Songs mit der Welt zu teilen. Davon hatte er schon geschwärmt, als ich ihn kennenlernte. Vermutlich war er einfach erschöpft und gönnte sich die verdiente Pause.

Er nahm die ganze Sache ernster, als anfangs gedacht. Hatte sogar auf sämtlichen Plattformen angekündigt, er würde eine Pause machen und die freie Zeit damit verbringen, alles nachzuholen, was er in den Jahren verpasst hatte.

Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt irgendetwas von elementarer Wichtigkeit verpasst hatte. Ich hatte auch nicht weiter nachgehakt, im Endeffekt musste er selbst seine Fans zufrieden stellen. Vielleicht tat er es genau deswegen.

Er und Niall würden einfach so für eine Weile von der Bildfläche verschwinden, da war es natürlich tröstlich,dass sie irgendeine Art Erklärung abgaben. Ich hatte im Gegensatz nur meiner Mum und Nathan den genauen Plan verraten. Amy und Mason hatte ich in dem Glauben gelassen, dass ich mit Hannah nach Australien reiste, um Onkel Luke zu besuchen, was glücklicherweise zu einem Teil der Wahrheit entsprach.

Australien, genauer gesagt Perth, war unser erstes Ziel.

Mein Onkel war in den achtziger Jahren dorthin ausgewandert, im regnerischen England hielt ihn nichts. Ich hatte meinen Onkel seit der Beerdigung meines Vater nicht mehr gesehen. Das lag nun über drei Jahre zurück und außer ein paar Telefonaten an Geburtstagen oder Feiertagen, hatte ich seitdem nie großartig was von ihm gehört.

Ich mochte Luke immer gerne, er war meinem Vater sehr ähnlich. Er reiste gerne, erzählte von seinen Erlebnissen und hatte ein großes Herz. Ich nahm an, ihm viel es schwer, den Kontakt zu uns aufrecht zu erhalten. Er hatte nie eine besonders enge Bindung zu meiner Mum, spätestens nach dem ruiniertem Sizilien-Urlaub, war ihre freundschaftliche Verbindung irgendwie in die Brüche gegangen.

Nathan hatte einfach wenig Zeit und er gab sich damit zufrieden, ab und an mit Onkel Luke zu telefonieren. Letztes Jahr im Sommer hatte Nathan erst, gemeinsam mit Victoria, seine Koffer gepackt und ihn in Australien besucht. Ich konnte mir genau vorstellen, wie genervt Luke von Victoria gewesen sein musste. Luke war ein echter Kerl, stand mit beiden Beinen im Leben und konnte nur wenig mit derartigen Zicken wie Victoria anfangen. Genau das Problem führte auch dazu, dass er kaum Kontakt zu Amy und Mason hatte. Er hatte zwar ein großes Herz, aber manchmal kam es mir vor, als würde er mit den beiden auch nichts anfangen können. Ich wusste nicht woran das lag, denn gerade für Mason hätte ich mir gewünscht, er hätte engeren Kontakt zu ihm.

Nun saß ich in einem Flieger auf dem Weg nach Perth, um Luke einen Überraschungsbesuch abzustatten. Er hatte keinen blassen Schimmer, dass ich vorbei kam. Vor allem würde er aus allen Wolken fallen,wenn er erfuhr, dass ich nicht alleine war und was der Grund für meinen plötzlichen Besuch war.

Über Amy und ihren möglichen Fangirl-Zusammenbruch konnte ich mir immer noch Gedanken machen, wenn es soweit war. Früher oder später würde sie es wahrscheinlich eh heraus bekommen und bis dahin hatte ich genügend Zeit, mir eine Entschuldigung auszudenken und Mum zu bitten, ihr genügend Baldrian in den Tee zu rühren.

„Du machst mich nervös", hörte ich Niall neben mir sagen und zeitgleich spürte ich, dass sich das Flugzeug in Bewegung setzte. Ein kurzer Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir das Rollfeld ansteuerten und mein Herz machte einen Sprung.

Ohne meinen Sitznachbar anzuschauen, erwiderte ich: „Warum? Ich hab dochgar nichts gesagt."

„Das ist es ja. Du bist zu ruhig, das macht mich nervös." Draußen zogen die weißen Markierungen der Fahrbahn an uns vorbei und mein Herz raste unkontrolliert in meiner Brust.

Wie sollte ich ihm sagen, dass es für mich ein riesen Schritt war, beinahe planlos durch die Weltgeschichte zu reisen? Er war immerhin noch nicht einmal erwachsen gewesen, als er das erste mal ganz ohne seine Familie die verschiedenen Länder unsicher machte.

Mir blieben die Worte im Hals stecken und anstatt ihm eine vernünftige Erklärung zu geben, starrte ich einfach weiter aus dem Fenster. Für einen Moment zwang ich mich dazu, die Augen zu schließen. Ich hörte die anderen Leute in den hinteren Reihen reden, hörte Hannahs unregelmäßiges Atmen, ihr aufgeregtes Jammern und spürte geradezu, wie Niall mich von der Seite musterte.

Erst als ich seine Hand auf meinem Arm spürte, schreckte ich auf und schaute direkt in ein funkelnd blaues Augenpaar.

Niall hatte die Lippen aufeinander gepresst und schaute mich abwartend an. Für einen Augenblick konnte ich mich nicht lösen und starrte ihn einfach an. Seine hellen Augen hatten etwas beruhigendes, etwas sanftes, an sich. Um die Pupille wirkten sie fast grünlich. Und obwohl ich Niall nun schon länger kannte, hatte ich ihm nie so direkt in die Augen geschaut.

Sofort wanderten meine Gedanken zu meiner kleinen Schwester, die ständig von seinen Augen schwärmte, wie so viele andere Millionen Mädchen wahrscheinlich auch. Ich dachte daran, wie sie sich ihren Tagträumen hingab und seine Augenfarbe mit dem Ozean verglich. Ein plumper Vergleich, wenn es nach mir gehen würde. Denn weder erinnerte das Blau mich an die Tiefe des Meeres, noch an einen wolkenlosen Sommerhimmel, wie Amy immer so schön beschrieb.

Sie waren einfach blau. Ich legte nicht viel wert auf Vergleiche, doch mit einem hatte Amy recht: Nialls Augen hatten etwas Schönes an sich. Ich konnte nicht einmal sagen, was genau es war. Doch ich hätte noch eine ganze Weile darüber nachdenken können, was es war, das mich so fesselte.

Verflucht seist du, Amy.

„Du magst keine Veränderungen, stimmt's?", unterbrach er meine Gedanken, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Ich fühlte ein flaues Gefühl im Magen, als das Flugzeug abhob und ich wusste nicht, ob es an Niall lag, oder an der Tatsache, dass wir flogen. Doch das schien gerade mein kleinstes Problem zu sein.

Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf und hatte alle Mühe, mich abzuwenden. Glücklicherweise unterbrach Hannahs Gejammer mein Starren und auch Niall wandte sich von mir ab, um meiner besten Freundin einen Blick zu zuwerfen.

Nicht mal einen ganzen Meter neben uns machte sich in Hannahs Gesicht die blanke Panik breit. Aufgelöst fummelte sie an ihrem Anschnallgurt herum und ihr Gesicht wirkte noch käsiger, als vor einigen Minuten. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich jeden Moment übergeben würde.

Genau so hatte sie ausgesehen, als wir vor ein paar Monaten den Weinvorrat meiner Mum geplündert hatten und uns zu etlichen Adam Sandler-Filmen die Kante gaben.

„Miss, Sie können jetzt nicht aufstehen." Die aufgeregte Stimme der Flugbegleiterin von vorhin hallte durch die Kabine und Hannah riss die Augen auf. Sie ließ sich wieder zurück in den Sitz sinken, schloss die Augen und krallte sich mit aller Kraft an den Armlehnen fest.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die braunhaarige endlich aufstehen durfte. Sie legte einen halben Sprint hin und verschwand Sekunden danach auf den Toiletten. Währenddessen kümmerte sich eine andere Stewardess um unser Wohlbefinden und bot uns Getränke an. Lächelnd reichte sie mir ein Wasser, für Hannah hatte ich in ihrem Namen das gleiche bestellt. Ed hatte sich mittlerweile auch aufgerappelt und schaute verschlafen unter der Kapuze hervor, bevor er sich eine Cola bestellte. Niall lehnte höflich ab und erntete ein paar ziemlich vielsagende Blicke der Flugbegleiterin.

„Hättest du ihr noch zugezwinkert, hätte sie wahrscheinlich härtere Geschütze aufgefahren und dir eine Flasche Champagner gebracht", sagte ich schmunzelnd und Niall schaute mich belustigt an. Ob er wohl wusste, was für eine Wirkung er auf die Frauen hatte und wie charmant er sein konnte?

Ich hätte schwören können, Hannahs Wasser, welches die Stewardess erst vor einer halben Minute auf das Klapptablett gestellt hatte, eigenartig stark sprudelte. Doch bevor ich einen weiteren Blick darauf werfen konnte, kam Hannah den Gang entlang gestolpert und setzte sich stöhnend auf ihren Platz. Sie setzte ein gezwungenes Grinsen auf und hielt mir den Daumen entgegen. Dann leerte sie mit einem Zug ihr Wasser und lehnte ihren Kopf zurück.

Nach knapp einer Stunde wurden meine Augen immer schwerer und ich kämpfte gegen die Müdigkeit an. Der Ausblick aus dem Fenster war einfach viel zu schön, um ihn zu verpassen. Die Wolken zogen an uns vorbei und die Sonne schien durch das kleine Fenster. Ich konnte mich kaum an den dicken Wolken satt sehen. Als ich das erste und einzige Mal geflogen war, hatten wir leider keinen Fensterplatz bekommen. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit, stumm aus dem Flugzeug zu schauen und mir vorzustellen, wie klein die Welt von hier oben sein musste.

Niall hatte die Augen geschlossen und kam mir verdächtig nahe. Ich musste beinahe lächeln, bei dem Anblick der sich mir bot. Er sah friedlich aus und seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt. Der Geruch seines Aftershaves kroch mir in die Nase. Es roch angenehm und leicht. Nicht zu aufdringlich. Und obwohl er mir heute zum zweiten Mal so nahe kam, machte es mir nichts aus. Eigenartigerweise fühlte ich mich trotzdem wohl.

Meine Augen wurden immer schwerer, doch bevor ich mir die Kopfhörer in die Ohren steckte und in den Schlaf sank, wollte ich mich vergewissern, ob Hannah noch atmete, oder ob sie schon Amok lief.

Doch auch Hannah hatte die Augen geschlossen und schlummerte zufrieden vor sich hin. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, denn noch vor einer halben Stunde schien sie alles andere zu sein, als müde. Vielleicht hatte sie den ersten Schock überwunden. In Ohnmacht gefallen war sie jedenfalls nicht, dafür sah sie zu normal aus. Bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte, fielen meine Augen wie von alleine zu und ich fiel in einen tiefen Schlaf.

Der Rest des Fluges verlief relativ unspektakulär. Der Flug dauerte geschlagene zwanzig Stunden und ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, vor Langeweile zu sterben. Das einzige, was mich ein bisschen auf Trapp hielt, war der Zwischenstopp in Singapur. Während Ed den Aufenthalt am Flughafen nutzte um seinen halben Bestand an Zigaretten aufzurauchen, lud Niall mich zu einem überteuerten Cheeseburger ein. Hannah bekam die Augen gar nicht mehr auf und lungerte auf den Sitzen in der Wartehalle. Bevor es wieder ins Flugzeug ging, flößte ich ihr eine Cola ein, damit wenigstens ihr Kreislauf bis zur Ankunft ein bisschen durchhielt.

Wieder auf unseren Sitzen angekommen,hatte ich alle Flugzeug-Zeitschriften gefühlte fünf mal durchgeblättert und mir sogar irgendeinen Film mit Matt Damon auf dem kleinen Display angeguckt. Es war grausig und auch Scarlett Johansson konnte da nicht mehr viel retten.

Zwischendurch erbarmte sich Niall dazu, mit mir eine Runde 'Ich sehe was, was du nicht siehst' zu spielen, doch auch das minderte meine Langeweile in keinster Weise.

Ed und Hannah schliefen, als hätten sie tagelang kein Auge mehr zugemacht, ich hörte zwischendurch Musik oder verfolgte gemeinsam mit Niall die Gespräche unseres Vordermanns. Der hatte seiner Frau anscheinend weiß gemacht, er wäre auf Geschäftsreise und hatte ihr ein wichtiges Detail verschwiegen. Er prahlte in höchsten Tönen über seine Liebelei mit einer blonden Australierin und sein Sitznachbar nickte anerkennend mit dem Kopf. Erst als wir landeten hielt er dieKlappe, nahm seine schnöselige Aktentasche und machte sich vom Acker, als es soweit war.

Als es Zeit war das Flugzeug zu verlassen, kramten Hannah und Ed verschlafen ihre Sachen zusammen und setzten sich in Bewegung. Ich wartete noch einen Moment, denn ich war nicht wirklich scharf darauf, im Gang platt getrampelt zu werden. Ganz der Gentleman trug Niall meinen Rucksack, als ich mir die Sweatshirt-Jacke auszog und ließ mir anschließend den Vortritt.

Entgegen aller Erwartungen, hatten wir nach der Kofferausgabe unsere Ruhe. Sowohl in der Ankunftshalle, als auch vor dem Gebäude war kein einziger Fan. Ich hatte erwartet, dass sich eine kleine Traube irgendwo versammelt hatte, denn irgendjemand wusste immer darüber Bescheid, wo sich die Mitglieder von One Direction aufhielten. Bei Eds Fans ging es da etwas entspannter zu.

Amy hatte mir die Welt eines One Direction-Fangirls mal einen ganzen Nachmittag erklärt. Irgendwer bekam immer Wind davon, wo sie sich aufhielten und das ganze wurde dann auf Twitter-Seiten penibel dokumentiert. Inklusive Paparazzi-Fotos und ausführlichen Berichten.

Doch hier war es wie leer gefegt. Ob es daran lag, dass es mitten in der Nacht war, wusste ich nicht. Hauptsache wir kamen so schnell wie möglich hier weg und ich konnte mich von Jetlag erholen.

Wir waren alle ziemlich fertig. Niall rief uns am Infostand im Flughafen ein Taxi, während ich mit meinen besten Freunden an die frische Luft ging. Ed zündete sich direkt vor dem Gebäude eine Zigarette an und Hannah setzte sich erschöpft auf ihren roten Rollkoffer. Auch ich war alles andere als gesprächig. Ich war einfach nur froh, wenn ich im Hotel war und einige Stunden Schlaf bekam.

„Ich fühle mich, als hätte mich eine Dampfwalze überfahren", stöhnte Hannah. Sie sah wirklich sonderbar zerknautsch aus. Sie klagte über Kopfschmerzen und Übelkeit, war aber froh den Flug überstanden zu haben. „Und ich hab einen richtig ekelhaften Geschmack im Mund."

„Am Essen und den Getränken kann es nicht liegen, wir haben ja alle das gleiche gehabt", verkündete Ed aus heiterem Himmel und lehnte sich lässig an einem Pfeiler ab. „Vielleicht wirst du krank."

Hannah zuckte mit den Schultern und zog sich ihre Strickjacke über. Es war angenehm warm, doch trotzdem zitterte sie am ganzen Körper.

Das war ja ein wunderbarer Start in unseren gemeinsamen Urlaub. Hannah war ein halbes Wrack, Ed ein halber Zombie und ich war unglaublich aufgeregt, weil ich noch nie so weit von Zuhause weg war.

Niall kam nach einigen Minuten aus dem Gebäude und stellte sich neben mich. Nach einem kurzen Blick auf sein Handy hob er den Kopf und sagte zu Ed: „Wo genau müssen wir hin? Müssen wir lange fahren? Ich freue mich echt auf's Bett."

Stuart hatte sich zwar um unsere Flugtickets gekümmert, doch Ed bestand darauf, dass er den Rest allein klärte. Er wollte die Zimmer auf Hannahs und meinen Namen buchen, damit alles für die anderen beiden so anonym wie möglich blieb. Immerhin wollten sie ihre freie Zeit genießen und nicht durch Gekreische vor dem Hotel geweckt werden. Soweit voraus musste man erst mal planen, ich würde mich wahrscheinlich nie daran gewöhnen. Für uns Normalos war es einfach unvorstellbar, ständig auf der Hut zu sein.

Gähnend ließ ich meinen Blick über den grauen Asphalt wandern, als ich Ed plötzlich murmeln hörte: „Ich glaube, ich hab da was vergessen."

Niemand sagte ein Wort. Hannah funkelte Ed an und Nialls Mund stand einfach sperrangelweit offen.

Wollte er uns gerade eigentlich auf den Arm nehmen?

Niall war der erste der seine Sprache wiederfand: „Du blöder Armleuchter! Das kann doch jetzt nicht wirklich dein scheiß Ernst sein!" 

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Wir haben hier einen kleinen Narlie-Moment. Ich wiederhole: Wir haben hier einen kleinen Narlie-Moment.

Ich weiß, das Update kommt viel zu spät, aber ich hab es vorher einfach nicht geschafft. Bei mir ist vor Weihnachten einfach immer die Hölle los. Verzeiht mir.

Ich hoffe, das Kapitel ist euch nicht zu langweilig, aber ich verspreche euch, dass ich etwas sehr wichtiges für die Geschichte geplant habe und in diesem Kapitel ein kleiner Hinweis darauf gegeben wird.

Das Kapitel widme ich MissJadina, weil ich dir sehr dankbar für deine ehrlichen Kommentare bin und weil du mir sehr geholfen hast. Danke nochmal dafür :)

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