Kapitel 6
• T R A V I S •
"Travis, warte noch kurz. Billy macht mit den Neuen einen Rundgang und wollte noch zu dir", berichtet mir Gianna, als ich meine Unterlagen zusammenpacken möchte.
Sie lehnt mit verschränkten Armen am Türrahmen und mustert mich grinsend. "Dein Sexdate muss wohl noch warten." "Wie kommst du darauf, dass ich heute ein Vögelchen habe?" "Warum sonst trägst du ein so schickes Hemd?" "Also bitte, ich sehe immer heiß aus", sie lacht, "Ich gehe gleich noch ein paar Bierchen trinken." "Mit Gavin?" "Wir treffen uns im Club, in welchem sein Schätzchen arbeitet. Du kennst mich, ich bin so nett, ihn so spät abends nicht alleine herumlaufen zu lassen."
"Du bist zu gut für diese Welt", erwidert sie grinsend und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Im Flur ertönt bereits ein Stimmengewirr, das vorhersagt, dass unser Chef im Anmarsch ist.
Gianna wirft einen Blick über die Schulter, um die Gruppe zu beäugen. "Viel Spaß, Schätzchen. Friss das Frischfleisch nicht auf." Augenzwinkernd winkt sie mir zu, bevor sie weggeht.
Genervt seufzend klappe ich meinen Laptop zu und verstaue sie in der dazugehörigen Tasche.
Später darf ich noch eine Menge Arbeit Zuhause erledigen. Ein Großprojekt wird mir die nächsten Monate die Nerven rauben. Der erste wichtige Auftrag, seit ich befördert wurde.
"So jetzt sind wir auch schon am Büro des Mannes angekommen, dem ihr lieber in der nächsten Zeit in den Arsch kriechen solltet."
Leere Versprechungen.
Billy Patterson, der Enkelsohn des Gründers von Patterson Construction, leitet das Unternehmen seit fast dreißig Jahren und trägt stolz das Familienerbe auf den Schultern.
Er kann einem ziemlich auf die Nerven gehen. Mir besonders. Als Chef ist er in Ordnung - Patterson lässt mich machen, was ich für richtig halte. Er vertraut mir.
Aber ihn als Privatperson zu erleben, ist absolut anstrengend.
Billy betritt mein Büro, junge Menschen folgen ihm aufs Wort. Misstrauisch beäuge ich die kleine Gruppe.
Den meisten gebe ich netterweise zwei Wochen. Länger halten sie es nicht aus.
"Travis, ich wollte dir die Neulinge vorstellen. Sie werden ab nächster Woche täglich an deiner Seite sein und den Ablauf im Unternehmen und auf der Baustelle beobachten."
Mit einem Kopfnicken deutet er mir an, dass ich nun das Wort ergreifen soll.
"Guten Abend, Studenten! Mein Name ist Travis Payne. Ich bin der Projektleiter bei Patterson Construction, also euer Boss in diesem Unternehmen, wie auch auf jeder Baustelle. Also...mir wurde aufgetragen, euch über die nächsten Monate zu beobachten, um Mr. Patterson über eure Entwicklung zu berichten", ich schaue jeden einzelnen in die Augen, "Allerdings gehört es nicht zu meinen Aufgaben, mich um euren Scheiß zu kümmern. Also wenn ihr irgendwelche Probleme mit euch herumtragt, lasst sie gefälligst Zuhause! Hier sollte man diszipliniert sein. Und ich erwarte von euch allen, dass ihr euch an jede einzelne Regel haltet, die ich aufstelle. Zum einen müsst ihr zu jeder Teambesprechung kommen, ihr dürft nicht zu spät kommen. Und was viel wichtiger ist, ihr müsst mich respektieren. Und zuletzt, jeder einzelne von euch muss meine Worte befolgen. Sonst haben wir ein ernstes Problem miteinander. Verstanden?!"
Mit geweiteten Augen nickt jeder einzelne. Eingeschüchtert wenden sie den Blick ab, was mir nur zugutekommt. Zufrieden wende ich mich an Billy, der leicht den Kopf schüttelt wegen meiner Worte.
"Ich mache jetzt auch Feierabend. Am Wochenende arbeite ich von zuhause aus, also erwartet mich morgen nicht im Büro. Wenn etwas ist, ich bin übers Telefon zu erreichen. Bis Montag dann."
Ohne auf die anderen zu achten, packe ich meine Sachen zusammen und gehe an den Anwesenden vorbei.
Was sie von mir halten, ist mir so ziemlich egal. Keiner von ihnen muss mich mögen, lediglich respektieren. Zumindest wenn sie eine gute Einschätzung haben wollen.
Als ich am Büro von Gianna vorbeikomme, winke ich ihr zum Abschied und mache mich dann auf dem Weg zu den Fahrstühlen.
Oft bin ich der letzte, der das Büro verlässt, weshalb es mich durchaus wundert, dass meine Kollegin noch am Arbeiten ist.
Zurzeit beschäftigt sie sich auch nur mit kleinen Aufträgen, wofür sie sicherlich keine Überstunden machen muss.
Aber es kann mir eigentlich auch egal sein. Ich habe jetzt Feierabend!
Nachdem ich das Gebäude ein paar Minuten später verlassen habe, schreibe ich Gavin eine Nachricht.
Travis [21:46 Uhr]: Bist du schon im Club?
Im Auto sitzend, öffne ich die oberen Knöpfe meines Hemdes und atme einmal tief durch. Zurzeit ist es im Büro wirklich turbulent. Nicht, dass ich mich über mehr Verantwortung beschweren würde, das sicherlich nicht.
Allerdings kann ich eine Gruppe von Studenten, die mir ständig hinterher dackelt, echt nicht gebrauchen.
Während ich in den Club fahre, verbinde ich mein Smartphone mit meiner Musikanlage und spiele leise Jazz ab. Nichts ist besser, als nach einen stressigen Tag gute Musik zu hören.
Zwar weiß ich meine Flasche Bier zum Feierabend durchaus zu schätzen, aber Jazz steht definitiv höher. Und auch Blondie an seine Grenzen zu bringen.
So merkwürdig es auch klingt, dass mich das beruhigt. Aber es ist tatsächlich so, dass ich danach durchaus entspannter bin.
Nun frage ich mich aber, weshalb ich schon wieder an diesen Sunnyboy denken muss. Das ist ja nicht mehr normal, wie oft er in letzter Zeit in meinem Kopf sein Unwesen treibt.
Der Bildschirm meines Handys leuchtet auf.
Gavin [21:50 Uhr]: Sitze an der Bar. Aber wo bist du?
Travis [21:51 Uhr]: Bin in wenigen Minuten da. Bestell mir schon mal ein gekühltes Bierchen.
Gavin [21:51 Uhr]: LEGE DAS HANDY BEISEITE, WENN DU HINTERM LENKRAD SITZST!!! 😡😡
Lachend lege ich es tatsächlich beiseite und fahre um die nächste Kurve.
Es ist schon niedlich, wie er immer versucht, auf mich aufzupassen. Deshalb ist er unter anderem mein bester Freund. Weil er wahrhaftig etwas in mir sieht, was man beschützen müsste. In mir - dem Arschloch des Jahrhunderts.
Ich mache natürlich kein Geheimnis daraus, dass ich durchaus manchmal die eine oder andere Grenze überschreiten könnte. Allerdings denke ich mir auch, was soll mich interessieren, was der Rest der Welt von mir denkt?
Solange ich Gavin und meine Familie habe, bin ich zufrieden.
Kurz nach 22 Uhr parke ich mein Auto gegenüber dem Club und steige aus. Ein Blick auf den Eingang verspricht mir, dass ich nicht lange warten muss, um reinzukommen.
Da ich mittlerweile jede Woche hier auftauche, dachte ich mir, es wäre ganz praktisch, mich mit einigen Angestellten anzufreunden.
Unter anderem mit den beiden Türstehern, die heute zufälligerweise Schicht haben.
Diese nicken mir bereits zu, als ich über die Straße laufe, und klopfe beiden auf die Schulter, als ich an ihnen vorbeigehe. Hinter mir höre ich, wie sich einige darüber beschweren. Darüber kann ich nur schmunzeln.
Um mich herum befindet sich ein Nebel aus den üblichen Gerüchen von Schweiß und Parfüm. Mittlerweile störe ich mich nicht mehr so sehr daran, da ich nicht auf die Tanzfläche gehe, sondern nur an der Bar sitze.
Dort wartet auch schon Gavin, der sich angeregt mich Blondie unterhält. Während ich auf die sie zugehe, beäuge ich Josh. Etwas wirkt anders an ihm, ich kann aber nicht sagen, was. Seine Ausstrahlung erscheint auf mich in ein ganz anderes Licht, wenn ich es so beschreiben könnte.
Er ist immer doch ein Idiot, das steht außer Frage. Aber es ist, als würde eine dunkle Regenwolke über ihn wachen. Doch, das trifft es ganz gut.
Als er mich entdeckt, weiten sich seine Augen kaum merklich. Seine Augenbrauen ziehen sich verärgert zusammen, missmutig brummend geht er seiner Tätigkeit nach, Gläser zu säubern.
Lächelnd lege ich meinem besten Freund einen Arm um die Schulter und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Dieser weicht zurück und mustert mich eindringlich. "Ich hoffe für dich, dass du niemanden umgefahren hast." "Nein, Mama", antworte ich augenverdrehend und setze mich neben ihn auf einen leeren Hocker.
Josh stellt mir kommentarlos eine Flasche Bier vor die Nase. Ich versuche, meine Überraschung zu verheimlichen.
Keine blöde Bemerkung? Muss ich mir so langsam Sorgen um den Ken für arme machen?
"Passt du kurz auf mein Glas auf?", Gavin steht auf, "Ich müsste mal kurz auf die Toilette." Damit ist er auch schon in der Menge verschwunden.
Das ist ja sehr nett. Ich bin nicht einmal eine Minute hier, da verpisst sich der Kleine schon.
Meine Augen beobachten jede seiner Bewegungen, was Josh nach kurzer Zeit aufregt. "Was ist?!", fährt er mich genervt an, wodurch mein Blut zu kochen beginnt.
"Hast du irgendein Problem, Blondie?"
"Wenn du so direkt fragst, ja, das habe ich tatsächlich. Und es sitzt mir gerade gegenüber!"
Oh Gott. Ich spüre schon, wie der Vulkan droht auszubrechen... 🔥🔥
Wird Josh seinem Ärger Luft darüber machen, dass Travis mit Drew geschlafen hat? 😈
Im Übrigen habe ich auch noch eine Neuigkeit für euch!! 😄
Heute gegen 14 Uhr wird eine neue Story veröffentlicht, die ich seit langem schon geplant habe. Und darum freue ich mich umso mehr, dass sie nun endlich starten kann! 🥳🥳
Hier der Klapptext zu "Broken Heart":
„Man schwärmt von der wahren Liebe. Aber ist sie wirklich so toll? Denkt man an die berühmten Paare - Rose und Jack oder gar Romeo und Julia - die große Liebe hat ihnen das Leben gekostet.
Das glaubt zumindest Zach. Er vertraut nicht sehr schnell, lässt nur wenige Menschen an sich herankommen. Der Teenager ist der festen Überzeugung, dass man ihm sein Herz brechen könnte.
Doch dann tritt der schüchterne Jonah Campbell in sein Leben. Und der Lehrer schleicht sich schneller in Zach's Herz, als es ihm lieb ist..."
Es würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet 😀
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