Kapitel 3
• T R A V I S •
"Du erzählst mir, dass du mit Evelyn schläfst und stellst dann die Frage, ob du mir etwas bedeutest?"
Ein Brotkorb wird geworfen. Der Kerl, den es treffen sollte, weicht gerade noch rechtzeitig aus.
"Zur Hölle, Susan! Du bist durchgeknallt!"
"Nein, mit dir zur Hölle! Es ist vorbei!"
"Ich weiß, ich habe ja auch eben mit dir Schluss gemacht!"
Susan zittert am ganzen Körper, wahrscheinlich vor Wut, wenn nicht sogar vor Schmerz.
Begeistert beobachte ich das Schauspiel vor mir mit einen breiten Grinsen. Mein bester Freund schnappt neben mir nach Luft. "Die Frau tut mir so leid."
"Warum? Sie bewirft ihren Stecher mit Brot", murmle ich, kassiere dafür von allen dreien einen verwerflichen Blick. "Mich sollte es nicht wundern, dass du keine Gefühle wie Mitleid empfingen kannst", entgegnet Tristan genervt.
"Hattest du etwa Mitleid mit deiner Ex, als du Gavin bestiegen hast?" "Travis!", zischt daraufhin dieser und gibt mir einen Klaps gegen dem Arm.
Warum sollte ich überhaupt erst mitkommen, wenn ich sowieso meinen Mund halten soll?
Augenverdrehend schaue ich wieder nach vorne, wo sich das nun nicht mehr bestehende Pärchen immer noch streitet.
Mitten in einem Café ist für sowas natürlich der geeignete Schauplatz.
"Verschwinde, Max. Ich will dich nie wiedersehen. Du bist ein krankes, verlogenes, armseliges-"
"Entschuldigung, ist der Tisch hier frei?" Alle Augen richten sich auf mich. Erstaunt darüber, dass ich mich in diese "Unterhaltung" einmische.
Auch die Streithähne schauen mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.
Wenigstens bewerfe ich mich in aller Öffentlichkeit nicht mit Gebäck...
"Wenn Sie so nett wären, ihre Diskussion irgendwo anders weiterzuführen, dafür wären alle Anwesenden sehr dankbar-" "Entschuldigen Sie mal. Aber was gibt es Ihnen das Recht, sich hier einzumischen?", fragt die Furie aufgebracht.
"Das tue ich für das Wohl anderer. Dieser absurde Streit ist jedem hier wahnsinnig unangenehm-" "Sollen diejenigen doch gehen!" Ich verschränke nickend die Arme vor der Brust. "Könnten sie tun. Oder aber Sie akzeptieren, dass Max lieber Evelyn vögelt, anstatt sich ihre nervig piepsige Stimme anzuhören, und verschwinden aus diesem Café. Ich würde nämlich sehr gerne etwas essen und Ihre Anwesenheit stört mich gewaltig."
Ich spüre eine Hand an meinem Arm. Gavin versucht, mich davon abzuhalten, eine Grenze zu überschreiten. Wobei ich das wahrscheinlich schon getan habe.
Ob es mich interessiert? Absolut nicht.
Das einzige, was ich will, ist in einer ruhigen Atmosphäre zu brunchen.
Aufschnaubend schnappt sich Susan ihre Tasche vom Stuhl und stürmt durch die Räumlichkeiten aus der Tür hinaus. Diese wird mit einen lauten Knall zugeworfen.
Augenblicklich lässt die Anspannung um uns herum nach. Einige gehen ihren Tätigkeiten wieder nach und beachten den vermeintlichen Fremdgeher nicht weiter.
Zufrieden gebe ich den anderen ein Zeichen, mir zum Tisch zu folgen, an welchem Max noch steht. Ohne ihn wirklich zu beachten, schiebe ich mich an ihm vorbei und setze mich an den nun unbesetzten Tisch.
"Musste das jetzt sein, Travis?", fragt mein bester Freund leise und macht eine leichte Kopfbewegung zu dem Mann neben uns. Ich zucke nur mit den Achseln und nehme die Karte in die Hand. "Sowas klärt man entweder draußen oder in den eigenen vier Wänden. Aber in einem Lokal ist das wirklich unangebracht."
Als die drei keine Andeutung machen, sich ebenfalls hinzusetzen, stöhne ich genervt auf. "Was ist denn jetzt schon wieder das Problem? Wäre es besser gewesen, wenn die beiden sich am Ende noch die Köpfe eingeschlagen hätten? Ich habe Max sicherlich einen Gefallen getan", ich wende mich diesem zu, "Oder etwa nicht?"
Der Braunhaarige, der bisher noch geistesabwesend wirkte, scheint nun wieder in der Gegenwart angekommen zu sein.
"D-danke. So sollte es definitiv nicht verlaufen. Entschuldigen Sie, wenn es Unannehmlichkeiten bereitet hat." Uninteressiert winke ich ab. "Schon gut. Aber eine Frage hätte ich noch. In welcher Beziehung stehen diese Hexe und Evel-" "Travis, das reicht jetzt aber!"
Überrascht sehe ich Josh an, der sich damit zum ersten Mal heute bemerkbar macht. Zumindest habe ich ihn bisher relativ gut ignorieren können.
Er wendet sich dem Kerl zu. "Es wäre wahrscheinlich besser, wenn Sie gehen würden." "Natürlich. Ähm, genießen Sie Ihren Brunch." "Dankeschön. Auf Wiedersehen", meint nun Tristan.
Als Max verschwunden ist, gesellen sich die anderen nun endlich zu mir an den Tisch.
"Das war wirklich unangebracht, Travis." "Gavin, ich erläutere es nicht nochmal, warum ich mich eingemischt habe", knurre ich und widme mich der Karte in meiner Hand.
Ich höre Gavin seufzen. "Naja, würdest du für uns schon mal bestellen? Wir gehen kurz auf die Toilette." Nun horche ich interessiert auf. "Ahja, und was wollt ihr dort machen? Sicherlich nicht euch gegenseitig das Händchen halten, während ihr-" "Wir müssen einfach nur auf Toilette, du Idiot", fällt er mir schmunzelnd ins Wort und schnappt sich dann die Hand seines Freundes.
Blondie und ich sehen den beiden hinter. Automatisch lasse ich meinen Blick auch durch den Raum wandern, um kritische Leute zu entdecken. Aber anscheinend ist niemand auf Stress aus. Gut so.
Nun alleine mit ihm, gehe ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Josh nicht zu beachten.
Er hat wohl aber etwas anderes vor, als er mir die Menükarte aus der Hand reißt. Als ich meinen Kopf hebe, funkelt er mich voller Verachtung an, ein Ausdruck, den ich immer wieder an ihm schätze.
Vor allem, weil man ihn dann noch weniger ernst nehmen kann, als sonst.
Unbeeindruckt mustere ich ihn, während er mich weiterhin grimmig betrachtet. "Hat diese Aktion irgendeinen Grund oder wollte Ken nur beachtet werden?", frage ich unbekümmert.
"Du musst dich echt überall aufspielen, als wärst du der König der Welt oder? Denkst, dich in Angelegenheiten anderer einmischen zu müssen. Stell dir vor, Arschloch, nicht jeder will dich in seinem Leben haben."
"Also erstens, habe ich nichts Verwerfliches getan, lediglich den Streit geschlichtet beziehungsweise ihn beendet. Es wäre für beide nur noch peinlicher geworden. Und zweitens", ich beuge mich zu ihm vor, "schätzen es so einige, wenn ich ein Teil ihres Lebens bin. Wenn ich mich recht erinnere, gehörtest du für ein paar Stunden auch dazu-" "Halt deine Schnauze!", zischt er daraufhin und sieht sich um, als ob es jemals gehört hätte, "Das war etwas einmaliges, was sich später als großen Fehler herausgestellt hat. Vor allem war es nicht mal so gut..."
Ich schließe die Augen und atme tief durch.
Einatmen.
Ausatmen.
Einatmen.
Ausatmen.
"Als du stöhnend unter mir lagst, hast du mir eindeutig besser gefallen", brumme ich. Seine Augen weiten sich erschrocken. "Da hast du wenigstens keine Scheiße gelabert. Ich hätte dich wohl doch mit dem Laken von Gavin erwürgen sollen, als ich die Gelegenheit hatte-" "Rede nicht davon, verdammt!", unterbricht er mich wütend.
Darauf sage ich nichts mehr, sondern sehe ihn nur herausfordernd an. Und er geht darauf natürlich ein. Unsere Blicke halten sich aneinander fest. Wie zwei Magnete.
Meine Haut beginnt, leicht zu prickeln, doch halte ich es stand. Wer wäre ich, wenn ich jetzt wegschauen würde?
Josh runzelt die Stirn, kneift seine Augen zusammen. So als würde er angestrengt über etwas nachdenken.
Provokant beiße ich mir auf die Unterlippe, nur um seine Reaktion abzuwarten. Und tatsächlich, seine Augen wandern zu meinen Mund. Er schluckt.
"Interessant. Ich solle nicht mehr über diesen einmaligen, großen Fehler sprechen, dabei denkst du gerade daran, wie es war, von mir durchgenommen zu werden." "Was redest du denn da? Bist du bescheuert?! Das ist schon längst in Vergessenheit geraten."
Ich lehne mich mit verschränkten Armen zurück und auch er lehnt sich nach hinten. "Gut so. Denke gar nicht erst daran, dass es sich nochmal wiederholen könnte. Wie es dazu kommen konnte, ist für mich zwar immer noch unverständlich. Aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern."
Sein Schweigen interpretiere ich als Zustimmung, sodass ich die Karte wieder an mich nehme und sie durchschaue.
Wir schweigen uns so lange an, bis Gavin und Tristan wiederkommen. Nach irgendwelchen Hinweisen auf einen Quickie hindeutend, mustere ich die beiden.
"Habt ihr noch gar nicht bestellt?", fragt Tris und deutet auf den leeren Tisch.
Indiz Nummer Eins: seine Stimme ist kratziger als sonst.
Auf jeden Fall wurde geknutscht!
"Bisher wurden wir noch nicht bedient", meint Josh daraufhin achselzuckend. "Anders als unser guter Gav, wie es aussieht", füge ich schmunzelnd hinzu und wuschle meinem besten Freund durch die Haare.
Brummend weicht er mir aus und richtet seine Frisur. "Du bist manchmal unmöglich, Travis. Ehrlich." "Ich bin lediglich aufmerksam", erwidere ich und suche weiter.
Indiz Nummer Zwei ist schnell gefunden.
"Wie wäre das, ich erkundige mich mal nach einer Bedienung. Bis ich wiederkomme, womöglich mit einem Angestellten, knöpft Tristan sein Hemd richtig zu."
Dieser läuft augenblicklich rot an und fasst nach seinem Kragen. Breit grinsend stehe ich auf und mache mich auf dem Weg zum Tresen, wo ein niedlicher Kerl im Moment arbeitet.
Es hatte wohl doch etwas Gutes, mich von Gavin hierzu überreden zu lassen.
Gebt zu, wer war über den Anfang total verwirrt? 😂
Travis liebt es offenbar, sich überall unbeliebt zu machen. Für einige wohl sehr unsympathisch, ich liebe ihn dafür wirklich 😅 Es ist vielleicht merkwürdig, aber es ist halt Travis' Art 💁♀️ Und das finde ich toll.
Aber wie es zwischen ihm und Josh weitergehen soll, steht wirklich noch in den Sternen. Die beiden sind wieder dabei, sich nur zu streiten 🙃
Wenigstens reden sie dabei über ihr heißes Geheimnis 😏
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