
Kapitel 29
• T R A V I S •
Josh wartet am Straßenrand, als ich vor dem Haus parke. Ich sehe ihm seine Aufregung an, während ich aussteige und um das Auto herumlaufe. Zur Begrüßung küssen wir uns.
"Alles gut mit dir?", frage ich ihn und greife nach seiner Hand.
Seufzend lehnt er sich gegen mich. "Colton hat mich reingelegt, damit du herkommst. Manchmal hasse ich ihn wirklich."
Er ist also auch da. Das wird ja sehr interessant, wenn wir wieder aufeinandertreffen. Das letzte Mal, als wir uns gegenüberstanden, war als Josh und ich noch kein Paar waren, die beiden aber diesen dämliche Theaterspiel aufgezogen haben. Nur um mich aus der Reserve zu locken.
"Hat er mich vermisst oder warum wollte er, dass ich komme?"
"Meine Familie ist neugierig, dich zu treffen", entgegnet er zähneknirschend.
"Und du möchtest nicht, dass ich sie treffe?"
"Doch, doch! Nur, ähm..." Der Blondhaarige beißt sich auf die Unterlippe. "Ich hätte nicht gedacht, dass es doch so schnell gehen wird. Wir sind noch nicht lange zusammen und ich hätte dich gerne noch ein bisschen für mich allein gehabt", beichtet er schließlich. Und ich habe sofort das Bedürfnis, ihn nochmals zu küssen.
Was ich dann auch tue.
Kurzerhand ziehe ich ihn an mich heran und lege meine Lippen nachdrücklich auf seine. Überrascht keucht er auf, bevor er den Kuss begierig erwidert. Meine Hände wandern über seine muskulösen Arme in seinen Nacken, wo ich sie fest verschränke.
Josh legt seine Arme hingegen um meine Taille und presst sich enger an mich. Unsere Zungen begegnen sich. Seine Bartstoppel schrappen über meine Wange, was mich wahnsinnig erregt. Der Zeitpunkt dafür könnte nicht unpassender sein.
Er wimmert frustriert, als ich mich von ihm löse. Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine Bewegung an der Haustür, die in diesem Moment geöffnet wird, und lehne mich zu seinem Ohr hinunter. "Das, was ich mit dir vorhabe, ist nicht für die Augen anderer bestimmt. Vor allem nicht für die deiner Familie", flüstere ich und hauche ihm einen weiteren Kuss auf sein Ohrläppchen.
"Dann wollen wir mal", meint er dann und zieht mich an der Hand weiter Richtung Haus. "Wir bleiben nicht lange. Ihr sollt euch nur kurz beschnuppern, dann gehen wir auch wieder. Mein Auto hole ich dann irgendwann mal."
Mit hochgezogener Augenbraue belle ich wie ein Hund, um seine Bemerkung zu bestätigen und ernte dafür einen bösen Blick von ihm, was ich aber mit einem breiten Grinsen ignoriere.
Am Türrahmen gelehnt steht eine blondhaarige Frau, die uns interessiert mustert. Sie muss Joshs Stiefmutter sein. Ein wenig überrascht sehe ich, dass sie über ihren gewölbten Bauch streicht. Hinter ihr erkenne ich einen weiteren weiblichen Blondschopf. Der Teenager presst ihre Hände auf dem Mund, als wir näherkommen.
"Kylie, das ist Travis", stellt mich Josh vor und ich strecke ihr die Hand entgegen, die sie lächelnd schüttelt. "Es freut mich, dich zu treffen."
"Geht mir genauso", erwidere ich und präsentiere eine Reihe weiß strahlender Zähne. Seine Mutter tritt zur Seite, sodass das Mädchen nun vor uns steht. "Und du bist?", frage ich immer noch lächelnd. Die Blondine sieht aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
"Alyssa, was ist mir dir?", erkundigt sich Kylie bei ihrer Tochter, die mich einfach nur anstarrt. Neben mir seufzt Josh laut auf, bevor er seine Hand vor ihrem Gesicht wild herumschwenkt, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. "Existiert hier drinnen noch ein Leben?"
"Heiß...", bringt sie über ihre Lippen, bevor sie es steuern kann. Ihre Mutter und ich können uns ein Schmunzeln deshalb nicht verdrücken, Josh wirkt weniger begeistert. Augenverdrehend drückt er meine Hand fester, um sein Revier zu markieren und macht dann eine Kopfbewegung nach vorne. "Geh ins Wohnzimmer, Madame."
Sie macht allerdings keine Anstalten, sich zu bewegen, weshalb Kylie den Teenager am Arm packt und sie mit sich zieht. Alyssa lässt es sich gefallen, ihre Aufmerksamkeit liegt ganz auf mir.
"Habe ich etwas im Gesicht?", frage ich sie deshalb immer noch äußerst belustigt. Immer wieder klappt ihr Mund auf, als ob sie etwas sagen wollen würde, doch kommt kein Ton heraus. "Geht es dir gut? Brauchen wir einen Notarzt?", scherze ich deshalb und lasse mich von Josh ins Wohnzimmer führen, wo Colton und ein Mann auf uns warten.
Die Ähnlichkeit zwischen ihm und meinen Freund ist kaum abzustreiten, weshalb mir sofort klar ist, dass es sein Vater sein muss. Als er auf uns zu kommt, entziehe ich Josh meine Hand und schüttle die des Älteren zur Begrüßung. "Guten Abend, Sir. Schön, Sie kennenzulernen."
"Die Freude liegt ganz bei mir. Travis, richtig?" Ich nicke. "Nenn' mich doch Oliver. Mit Colton scheinst du schon Bekanntschaft gemacht zu haben, wenn ich mich nicht täusche." Hinter ihm tritt dieser hervor und lächelt mich arrogant an. Der Gräuel ihm gegenüber ist sofort wieder da.
"Wir hatten tatsächlich bereits das Vergnügen, uns kennenzulernen", entgegne ich und nicke meinem Gegenüber lediglich zu, der meine Geste erwidert und sich dann an seine kleine Schwester wendet. "Was starrst du denn so, Aly?"
Sie findet ihre Stimme wieder und stellt sich neben ihn und damit in mein Blickfeld. "Du hast nicht zufällig einen jüngeren Bruder, der genauso aussieht wie du?"
"Aly, benimm dich do..."
Ich falle Josh ins Wort und erwidere: "Leider kann ich nur mit einer Schwester dienen. Tut mir leid." Ihr ist die Enttäuschung regelrecht anzusehen, dass ich schon beinahe Mitleid habe und füge schnell hinzu: "Du solltest vielleicht auf eine meiner Baustellen kommen. Dort laufen haufenweise junge, gutaussehende Typen herum."
Kichernd wendet sie sich ab und setzt sich auf eine der Sofas, während sich Josh neben mir anspannt. Mein Kopf schnellt zu ihm und ich sehe ihm seine Missgunst an der Nasenspitze an. "Du musst nicht eifersüchtig sein, Babe. Dafür gibt es keinen Gru..."
"Halt einfach die Klappe, Arschloch", brummt er vor sich hin und ignoriert meinen Versuch, meinen Arm um ihn zu legen, indem er ihm ausweicht. Stattdessen sagt er zu seinen Eltern, dass wir jetzt gehen sollten.
Kylie wirkt ehrlich enttäuscht darüber. "So früh schon? Das ist sehr schade."
"Wenn ihr nichts vorhabt, würden wir uns freuen, wenn ihr am kommenden Wochenende zum Mittagessen kommen würdet", lädt uns dann Oliver ein, um seine Ehefrau ein wenig zu besänftigen.
"Gerne", erwidere ich und verabschiede mich dann von jedem, außer Colton, und folge Josh aus dem Raum durch den Flur und verlasse schließlich mit ihm das Haus. Als er die Haustür hinter sich schließt, bedenke ich ihn mit einem eisernen Blick.
"Was ist?"
"Das war gerade wirklich unhöflich, Josh. Wir hätten wenigstens noch ein paar Minuten uns hinsetzen sollen."
Er zuckt nur mit den Achseln. "Dafür haben wir am Wochenende Zeit genug."
Ich bekomme den Verdacht nicht los, dass er strikt dagegen ist, dass ich seine Familie näher kennenlerne.
Schweigend gehen wir zu meinem Wagen und steigen ein. Ich warte, bis er sich angeschnallt hat, und starte dann den Motor. Während ich losfahre, lege ich ebenfalls meinen Gurt um mich.
"Du hast ziemlich Glück mit deiner Familie, weißt du", meine ich irgendwann und fahre um eine Kurve. Josh seufzt neben mir leise und schaut mich dann an. "Travis, ich habe nichts dagegen, dass du sie getroffen hast." "Und was ist dann dein Problem?" Er zuckt mit den Achseln.
"Du bist echt komisch."
"Aber lieben tust du mich trotzdem, oder?", wirft er ein und lächelt mich entzückend an, dass ich meine Ernsthaftigkeit beinahe verlieren könnte. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. "Du kennst die Antwort."
"Es tut mir leid, okay? Wie gesagt, ich fand es nur ein wenig...zu früh."
"Du hast mich gebeten, dich abzuholen. Vergiss das nicht."
"Nur weil Colton mich reingelegt hat!"
Als ich darauf nichts erwidere, fasst Josh nach meiner Hand und legt sie auf seinen Schoß ab. "Was hältst du von einem Filmeabend?"
"Möchtest du jetzt etwa ablenken?", frage ich und stoppe an einer Ampel.
Doch er schüttelt den Kopf. "Ich möchte einfach nur Zeit mit meinem Freund verbringen. Spricht denn etwas dagegen?"
Schmunzelnd lehne ich mich zu ihm herüber und küsse ihn. "Absolut nicht", hauche ich und presse dann nochmals unsere Münder aufeinander.
Ach, die beiden 😍
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