Kapitel 28
• J O S H •
"Die Schwangerschaft steht dir ausgezeichnet, Mum", sage ich zu Kylie, als ich ihr gegenüber im Wohnzimmer sitze. Ihr kleiner Bauch ist langsam sichtbar, behutsam streicht sie darüber.
"Dankeschön, Liebling. Du siehst aber auch sehr gut aus! Es scheint zurzeit gut in deinem Leben zu laufen."
"Also nach dem ganzen Stress hätte ich ihn nun auch geköpft, wäre er jetzt nicht glücklich", mischt sich Colton ein, der in diesen Moment mit einer Tasse Tee zu uns kommt und sie vor der Schwangeren auf den Tisch stellt. "Du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Theater mit ihm und Travis war."
"Du kannst auch mal deinen Schnabel halten", entgegne ich augenverdrehend und greife nach meiner Cola.
"Wie läuft es denn mit deinem Freund, Josh? Erzähl doch mal etwas über ihn", bittet Kylie lächelnd und sieht mich erwartungsvoll an.
Mein Herz macht einen Sprung, als ich an den Afroamerikaner denke. Er bringt mich vollkommen durcheinander. Ich fühle mich so unfassbar gut bei ihm. Er weiß, welche Knöpfe er bei mir zu drücken hat, damit ich mich bei ihm wohl fühle.
"Ich glaube, er ist der Richtige für mich, Mum", bringe ich über die Lippen und höre sie nach Luft schnappen. "Es ist nur so ein Gefühl. Aber es fühlt sich nicht falsch an, das zu sagen. Auch wenn es vielleicht ein wenig naiv ist. Immerhin ist er der erste Mann, mit dem ich zusammen bin. Aber Travis ist...Er ist so perfekt."
"Und du liebst ihn?"
"Ich liebe ihn so wahnsinnig. Ich klinge wie ein verliebter Teenager, aber so fühle ich mich in seiner Gegenwart auch. Er bringt Seiten von mir zum Vorschein, die ich selbst nicht kannte."
"Er hat auf jeden Fall einen Waschlappen aus meinen kleinen Bruder gemacht", scherzt Colton neben ihr und fängt lachend das Kissen auf, das ich nach ihm werfe.
Dad betritt mit Alyssa das Wohnzimmer und schaut in die Runde. "Um was geht es?"
"Joshs Freund."
Die Augen meiner Schwester beginnen zu leuchten. "Ich bin ja so neugierig, wie er so ist! Warum lädst du ihn nicht mal zu uns ein?", fragt sie aufgeregt, als sie sich neben mich auf das Sofa setzt.
Meine Augen weiten sich und als auch meine anderen Familienmitglieder zustimmen, beginnen meine Hände vor Nervosität zu schwitzen. "Ähm, ich weiß nicht so recht. Ist es dafür nicht noch etwas früh?"
"Immerhin kannst du schon sagen, dass er dein Mr. Right ist", fällt Colton mir in den Rücken, wofür ich ihn am liebsten an die Gurgel springen würde.
So ein Verräter!
"Wir würden uns jedenfalls freuen, ihn kennenzulernen", sagt Dad, der hinter seiner Frau steht und ihre Schultern massiert.
"Hast du eigentlich ein Foto von ihm?" Verwundert drehe ich meinen Kopf zu meiner kleinen Schwester. "Was denn? Ich will wissen, wie er aussieht!"
"Das geht dich gar nichts an, Schwesterherz."
"Du kannst die heißen Kerle nicht für sich behalten. Das ist unfair!"
"Woher willst du denn wissen, ob Travis heiß ist?", wirft unser großer Bruder ein, wofür einen warnenden Blick von mir kassiert.
"Also bitte. Er muss sich wahnsinnig sexy sein, sonst hätte sich Josh doch niemals auf einen Kerl eingelassen."
Dazu werde ich jetzt einfach mal nichts sagen. Es kann nur falsch sein, egal, was ich von mir geben würde.
Zu meinem Glück bekomme ich in diesem Moment eine Nachricht, als sich meine Geschwister gegenseitig in eine wilde Diskussion führen.
Ich öffne Whatsapp und verkneife mir augenblicklich ein Lächeln, als ich sehe, wer mir geschrieben hat.
Travis♡ [18:34 Uhr]: Babe, hast du einen Wunsch fürs Abendessen? Ich würde jetzt Schluss machen und auf dem Weg nach Hause einkaufen gehen.
Schnell antworte ich zurück.
Josh [18:35 Uhr]: Ich lasse mich gerne von dir überraschen ❤
Josh [18:35 Uhr]: Bin noch bei meinen Eltern.
Ich schicke die Nachricht ab, bevor ich den Wunsch meiner Familie, ihn kennenlernen zu wollen, erwähne.
Bei seiner Familiengeschichte kann ich nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn ich ihn in mein Elternhaus einlade.
Und womöglich überrumple ich ihn damit auch. Nein, wenn es zur Sprache kommt, sollte es schon von Angesicht zu Angesicht sein.
"Mit wem schreibst du?"
Travis♡ [18:36 Uhr]: Soll ich dich abholen?
Verblüfft lese ich die Frage ein paar Male, um mir über die Bedeutung klar zu werden. Das würde heißen, er würde auf meine Familie treffen und es würde ihm nichts ausmachen? Wow, ich kann ihn noch absolut gar nicht einschätzen offenbar...
Josh [18:37 Uhr]: Danke, aber das ist nicht nötig. Ich bin mit meinem Wagen da.
Josh [18:37 Uhr]: Tue mir lieber den Gefallen und leg das Handy weg, wenn du dann im Auto sitzt. Ich hätte gerne noch eine Weile was von dir.
Travis♡ [18:38 Uhr]: Würdest du mich denn vermissen, wenn ich nicht mehr da wäre?
Travis♡ [18:38 Uhr]: Oder bist du nur scharf auf meinen Körper? 👅💦
"So wie er grinst, kann ich mir denken, mit wem er schreibt."
Josh [18:39 Uhr]: Ich schweige...
"Erde an Josh!"
Ich hebe den Kopf und sehe in die belustigten Gesichter meiner Familie. Meine Wangen glühen vor Scham, als ich mein Smartphone beiseite lege.
"Wir haben zwar nicht solche guten Argumente wie ein Sixpack wie dein Freund, aber es wäre trotzdem nett, wenn du uns deine Aufmerksamkeit schenkst", sagt Colton schmunzelnd, was mich noch mehr zum Erröten bringt.
Alyssa neben mir springt aufgeregt auf und ab, dass ich Angst um das Sofa habe. "Er hat ein Sixpack? Jetzt musst du mir unbedingt ein Bild zeigen, Josh! Mach schon!"
Unsere Eltern lachen, scheinen aber auch neugierig darauf zu sein, wie der Mann aussieht, der mein Herz erobert hat.
Gerade als ich wieder nach mein Handy greifen möchte, meint mein Stiefbruder: "So besonders ist er nun auch nicht. Habt keine zu großen Erwartungen von ihm, nicht, dass ihr am Ende enttäuscht seid."
"Ey, Travis ist sehr wohl besonders!", verteidige ich meinen Freund gekränkt.
Colton hat zwar das ganze Chaos zwischen uns beiden mitbekommen, aber ihn selbst halt er nie wirklich kennenlernen können. Also seine guten Seiten, in die man sich nur verlieben kann.
Er hat Travis nur als ein arrogantes Arschloch mit großem Mundwerk kennengelernt. Aber das kann man auch schnell ändern.
"Was tust du?", fragt mich Dad, als ich auf meinem Handy herumtippe und es dann an mein Ohr halte.
Es klingelt nur kurz, dann ertönt sich schon die raue Stimme am Ende der Leitung. "Kannst du es etwa doch nicht abwarten?" Er klingt belustigt.
Im Hintergrund höre ich, dass er schon fährt. "Ich hoffe für dich, dass du beide Hände am Lenkrad hast."
"Wo denn sonst? Denkst du schon wieder pervers?"
"Hör auf, Idiot", brumme ich schnunzelnd. "Bist du jetzt aus dem Büro?"
"Bin gerade vom Gelände gefahren und wollte jetzt zum Supermarkt. Warum?"
Ich schaue zu meinem Bruder, der meinen Blick provokant erwidert. Als sich unsere Blicke treffen, blitzt etwas in seinen Augen auf.
"Könntest du mich eventuell doch von meinen Eltern abholen?", frage ich Travis. Der Teenager neben mir kreischt entzückt auf und klatscht in die Hände.
"Bist du dir sicher, dass du nicht auf einem Shawn Mendes Konzert bist?", entgegnet der Afroamerikaner, der meine Schwester natürlich nicht überhören konnte.
Ich stupse sie von der Seite an, dass sie sich beruhigt, und gebe Travis die Adresse durch.
"Bin gleich da", verspricht er daraufhin und legt dann auch schon auf.
Zufrieden lege ich das Handy auf den Tisch und informiere meine Familie darüber, dass mein Freund jeden Moment kommen würde.
Colton verschränkt immer noch schmunzelnd die Arme vor der Brust, was mich stutzig macht. "Was ist?"
"Du bist immer noch so leicht zu beeinflussen, kleiner Bruder", meint er nun grinsend. "Ich musste Travis nur ein wenig infrage stellen, schon greifst du nach den Hörer, um ihn hierher zu bestellen. Damit unsere Eltern sich ein eigenes Bild von ihm machen können. Und das, obwohl du es vor ein paar Minuten noch abgelehnt hast."
Als ich mir über seine Worte bewusst werde, lege ich stöhnend den Kopf in den Nacken. Meine Familie lacht.
"Du hast mich ausgetrickst!", rufe ich frustriert darüber aus, dass ich darauf reingefallen bin.
So süß, wie naiv Josh ist. Da hat Colton ihn wohl ganz schön veräppelt 😂
Aber Travis scheint ja nicht ganz so abgeneigt sein, dass er gleich auf die Familie seines Freundes trifft 🙂
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