Kapitel 22
(Dieser Moment, wenn einem am Ende erst auffällt, dass das Kapitel in einer anderen Sichtweise geschrieben werden sollte. Upsi 😅😂😂)
• T R A V I S •
"Travis, du bist einfach ein Meister in der Küche! Du solltest deinen Job wegwerfen und ein eigenes Restaurant eröffnen!", schwärmt Gavin, als er nach seinem Glas Wein greift.
"Jeder kann Nudeln kochen", erwidere ich schmunzelnd, schaue dann aber Josh an. "Mit ein paar Ausnahmen." "Ey! Ich kann sehr wohl Nudeln kochen! Entschuldige, dass ich vorhin ein wenig abgelenkt war", brummt er beleidigt und nimmt dann ebenfalls einen großzügigen Schluck Wein.
Wir anderen lachen. Unter dem Tisch lege ich meine Hand auf seine. Er dreht seine mit der Handoberfläche nach oben und verschränkt dann unsere Finger miteinander. Mit dem Daumen streiche ich über seinen Handrücken.
Als sich unsere Blicke treffen, lächelt Josh und ich kann nicht anders, als es ihm gleich zu tun. Sein Lächeln ist ansteckend.
"Ihr beide seid so wahnsinnig süß!", ruft mein bester Freund entzückt aus und klatscht in die Hände. "Ich wusste, ihr beide passt perfekt zueinander!"
Augenverdrehend sehe ich erst ihn an und deute dann auf Tristan. "Du solltest dir lieber zukünftig um deine eigene Beziehung Sorgen machen, Gav. Das Vertrauen scheint bei euch beiden wohl nicht so groß zu sein, wenn es ein Problem darstellt, dass du bei mir bist."
"Daran liegt es doch gar nicht!", entgegnet der Barkeeper sofort. "Ich vertraue Gavin total. Es ist nur, dass-" "Ich bin ganz Ohr", schneide ich ihm das Wort ab und warte gespannt auf eine Antwort. Tristans Augenbrauen ziehen sich zusammen, als er zu überlegen scheint.
Er scheint nicht ganz zufrieden darüber zu sein, dass ich das Thema angeschnitten habe. Das ist mir aber vollkommen egal.
"Ich hatte nun mal die Befürchtung, dass du dich an ihn ranmachen würdest", murmelt er schließlich und weicht meinem Blick aus. Ich beobachte ihn, wie er peinlich berührt das Abendessen fortsetzt.
"Wie oft sollen wir eigentlich noch sagen, dass die Sache vorbei ist?", sage ich trotzdem. "Weder Gavin noch ich haben das Bedürfnis, unsere Beziehung von damals wieder aufleben zu lassen." Dieser stimmt mir mit einem Nicken zu und schmiegt sich an seinen Freund heran. "Tristan, du wirst es nicht ändern können, dass wir beide in das Leben des anderen gehören. Das wird immer so bleiben. Ich werde mich auch damit abfinden müssen, dass Gav sich ausgerechnet in so einen Idioten wie dich verliebt hat."
"Travis!", rügt mich mein bester Freund, worauf ich aber nicht eingehe. Stattdessen drücke ich Joshs Hand. "Ich akzeptiere eure Beziehung deshalb, weil du meinen Freund glücklich machst. Und weil du ihm wichtig bist. Mir ist das Wichtigste, dass es Gavin gut geht und ich vertraue dir dabei, dich gut um ihn zu kümmern."
Bei meinen Worten muss er schlucken.
Neben ihm rollt der Wedding Planner mit den Augen. "Tut ruhig weiter so, als wäre ich nicht hier. Finde ich vollkommen in Ordnung", gibt er von sich, was mich zum Schmunzeln gibt. "Du musst damit leben, dass ich mich ewig um dich sorge." "Kümmere dich lieber um deinen Freund." Er deutet mit einem Kopfnicken auf Josh.
"Keine Sorge", ich lege ihm einen Arm um die Schulter, "Das werde ich tun."
"Ihr seid solche Spinner", sagt er daraufhin und errötet, als ich ihm über seinen Arm streiche. Als ich ihm zuzwinkere, dreht er lächelnd den Kopf weg.
"Und habt ihr schon einen Plan, wie es mit euch beiden weitergehen wird?", fragt Tristan, der offenbar seine Stimme wiedergefunden hat. "Macht ihr an dem Punkt weiter, an welchem ihr aufgehört habt?", möchte Gavin ebenfalls wissen.
Bevor ich antworten kann, meint Josh: "Wir wollen das nachholen, was wir nicht getan haben. Uns kennenlernen. Also werden wir von vorne anfangen." "Das bedeutet?" Er zuckt mit den Achseln. "So wie es wahrscheinlich hätte sein sollen. Wir haben uns sofort in eine Affäre gestürzt-" "In eine wirklich leidenschaftliche", ergänze ich grinsend, woraufhin ich einen Klaps von Josh einstecke.
"Aber jetzt ist es mir wichtig, dass wir uns von unsere anderen Seite kennenlernen."
Unsere Freunde stimmen seinen Worten mit einen Kopfnicken zu, während ich wachsam werde. "Moment, das bedeutet aber nicht, dass wir kei-" "Natürlich denkst du wieder nur an Sex", lacht Gavin, als er meinen überrumpeltes Gesicht sieht. "Ey, ich habe mich in der letzten Zeit echt zusammengerissen", behaupte ich, werde aber still, als mir Josh einen fragwürdigen Blick zuwirft.
"Und was ist mit dem Kleinen?"
"Du kannst mir Drew nicht vorwerfen, wenn du selbst nicht artig warst", entgegne ich brummend und denke an diesen blonden Idioten zurück. Meine Laune verschlechtert sich noch weiter, als er mich verwirrt anschaut. "Ernsthaft? Hast du den Überblick verloren oder was? Mit wie vielen Typen hast du bitteschön geschlafen, während wir getrennt waren?!"
"Moment mal! Erstens waren wir nicht einmal zusammen und außerdem wäre ich dir gar keine Rechenschaft schuldig!", wirft mein Freund mir an den Kopf und scheint nun ebenfalls gereizt zu sein.
"Jetzt sind wir es aber, Herrgott nochmal!"
"Das heißt aber nicht, dass ich mir jetzt vorwerfen lasse, in der Gegend herumgevögelt zu haben, obwohl du derjenige warst, der seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte!", zischt er mir entgegen. Seine Augen funkeln vor Wut.
"Leute."
"Ach, du willst mir also weismachen, dass du nichts mit diesem Mistkerl aus dem Juweliergeschäft hattest?", frage ich ihn unbekümmert.
"Nein, hatte ich nicht, verdammt. Weil er mein verfickter Bruder ist!"
"W-was?"
Meine Augen weiten sich ungläubig. Und auch Gavin schnappt überrascht nach Luft, während Tristan sich räuspert. Er wusste es offenbar. Natürlich, die beiden kennen sich nun mal schon länger, da kennt Tristan auch Joshs Familie.
"Colton ist dein Bruder?", höre ich meinen besten Freund geschockt fragen und sehe aus dem Augenwinkel, wie er seinen eigenen Freund mustert. Dieser zieht entschuldigend die Schultern nach oben. "Du wusstest es also und hast mir nichts erzählt?" "Babe, du bist eine Tratschtante. Der Plan hätte niemals funktioniert, hättest du es gewusst."
"Moment, welcher Plan denn bitteschön?"
Der Blondhaarige wirft seinem Kollegen und Freund einen warnenden Blick zu. "Danke, Idiot."
"Rede mit mir, nicht mit ihm da."
"Ey!"
"Du bist jetzt still, Freundchen!", bringt Gavin ihn zum Schweigen und sieht zwischen uns beiden hin und her. "Was geht hier jetzt ab? Ich glaube, eine Erklärung wäre ganz sinnvoll, nicht wahr?"
Seufzend reibe ich mir über die Stirn. "Gav, nimm es mir nicht übel. Aber ich glaube, das sollten Josh und ich alleine klären." Sein Gesichtsausdruck spricht Bände, dass er wenig begeistert zu sein scheint. "Lass es dir von Tristan erklären. Er weiß ja offenbar über alles Bescheid."
"Ja, aber..."
Das mehrfache Piepen eines Handys unterbricht diese hitzige Unterhaltung.
"Das ist meins", murmle ich, plötzlich erschöpft. Bevor ich aber aufstehen kann, tut es mein Gegenüber. "Ist es wichtig?", frage ich Gavin, der in diesem Moment auf den Bildschirm schaut. Er scheint mit einem Mal wie erstarrt. "D-du willst nach Afrika?"
"Was soll das denn jetzt schon wieder?" Josh richtet sich auf und geht zu ihm, um ebenfalls einen Blick auf mein Smartphone zu werfen. "Wer ist Hudson?" "Travis' Stiefvater." "Und warum fragt er dich nach Kapstadt?", sagt er in meine Richtung.
"Das ist egal."
"Er fragt, ob du es dir mit der Reise überlegt hättest. Welche Reise, Travis?"
Gavin, halt die Klappe! Du hilfst mir nicht gerade!
"Du bist echt in Schwierigkeiten", höre ich Tristan flüstern, der danach an seinem Wein nippt.
Ich brauche definitiv etwas Stärkeres.
"Travis!"
"Sagt mal, was soll das hier eigentlich werden? Ich dachte, wir haben eines dieser dämlichen Doppeldates. Warum werde ich jetzt so behandelt, als würde ich vor Gericht stehen?" "Glaube mir, das wäre nicht mal ansatzweise so schlimm", zischt mein bester Freund und fuchtelt mit meinem Handy in der Luft herum. "Hast du ernsthaft daran gedacht, wegzugehen? Ohne ein Wort?"
"Natürlich nicht!" Seufzend stehe ich nun ebenfalls auf und gehe auf die beiden zu. Josh weicht mir aus, als ich nach seiner Hand greifen möchte.
Dann halt nicht.
"An dem Tag, als Gavin bei mir eingezogen ist, habe ich mit Hudson telefoniert. Er hatte mir erzählt, wie wundervoll er die Arbeit in der Hilfsorganisation findet. Dass er glücklich damit ist, anderen Menschen zu helfen. Und dann habe ich in den Raum geworfen, ihm zu helfen, falls er sie benötigte."
Sie sehen mich fassungslos an, als könnten sie meine Worte nicht fassen.
"Ich war in der letzten Zeit nicht sonderlich zurechnungsfähig. Das wisst ihr doch", versuche ich mich zu retten. "Ihr müsst euch nun wirklich nicht darüber aufregen. Dafür gibt es keinen Grund." "Natürlich! Immerhin hast du es mir, deinem besten Freund, vorenthalten", schmollt Gavin vor sich hin und flüchtet zu Tristan, der sich weitestgehend raushält.
Zurück bleiben Josh und ich, ihm ist allerdings nicht anzusehen, was in seinem Kopf vorgeht. Nochmals mache ich einen Versuch, ihm näher zu kommen. Dieses Mal lässt er es zu, dass ich meine Arme um seine Taille lege.
"Hast du wegen uns mit den Gedanken gespielt, über Monate wegzugehen? Weil ich es versaut habe?", fragt er, mit einem Mal sieht er mitgenommen aus. Als er den Kopf zu senken versucht, umfasse ich sein Kinn mit meiner Hand und zwinge ihn, mich anzusehen.
"Ich wollte den Kopf frei kriegen. Und ich gebe es zu, es war wegen dir. Ich wollte wieder einmal vor meinen Gefühlen flüchten. Aber wichtig ist, dass ich hier bin. Bei dir. Und das wird sich auch nicht ändern."
"Wir sind beide so kaputt", murmelt er vor sich hin und lehnt unsere Stirn aneinander. Zufrieden drücke ich ihn enger an mich und schließe die Augen. Genieße für einen Moment diese Friedlichkeit und Nähe zu ihm.
"Also ich bin immer noch angepisst", meldet sich dann aber Gavin, was mich von Josh zurückweichen lässt. "Gavin, ich schlage vor, wir machen hiermit an einem anderen Tag weiter. Anscheinend haben beide Paare untereinander noch einiges zu bereden. Und das sollte alleine geschehen", sage ich nachdrücklich.
Er verdreht die Augen, folgt aber meinen Worten und gibt Tristan ein Zeichen, dass dieser aufsteht und die Jacken holt.
"Ich packe deine Klamotten zusammen. Hole sie ab, wenn du mal die Gelegenheit hast. Hat keine Eile", verspreche ich meinem besten Freund, der nur abwinkt. "Alles gut. Es ist immer gut, ein paar Sachen hier zu haben. Falls-" "Wenn ich es nochmal erlebe, dass ihr euch wegen solcher Kleinigkeiten in die Haare kriegt, sperre ich euch für eine Woche in den Keller", drohe ich ihm und anscheinend rechtzeitig, da in diesem Moment auch Tris zurückkommt.
"Ich habe keine Lust, das alles nochmal durchzumachen, vor allem will ich Gavin nicht mehr in meinem Bett haben-" "Du hast in seinem Bett geschlafen?", fragt daraufhin der Barkeeper überrascht. Ich fahre aber fort, bevor Gav sich erklären kann: "Das hat dich gar nichts anzugehen. Für dich ist wichtig, dass dieser Schwachkopf dich liebt und wir beide uns nur noch auf freundschaftlicher Basis etwas bedeuten. Und das mittlerweile auch seit über zehn Jahre. Also entspann dich endlich mal."
Als es danach unangenehm still wird, gebe ich den beiden mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass es Zeit ist zu gehen. Sie winken uns nur zu, bevor sie das Wohnzimmer verlassen. Wir hören sie miteinander reden, dann fällt die Haustür zu.
Wir sind alleine.
"Irgendwie sind wir alle schon ganz schön durchgeknallt, oder?", scherzt Josh und versucht sich an einem Lächeln. Das vergeht ihm aber ganz schnell, als er meinen Blick sieht. "Ähm, es war nicht sonderlich nett, die beiden so rauszuwerfen."
"Sie werden es überstehen. Außerdem haben wir noch etwas zu bereden. Was sollte das mit deinem Bruder?", frage ich ihn direkt. "Das ist doch Vergan-" "Versuche es gar nicht erst, Josh. Warum hat dein Bruder sich für deinen Lover ausgegeben?" Er seufzt. "Colton ist mein Stiefbruder erstmal. Und er hat das alles zwischen uns irgendwie mitbekommen und wollte mir helfen, rauszufinden, wie du für mich empfindest..."
"Also?"
"Also wollten wir dich eifersüchtig machen. Und es hat ja auch funktioniert."
Schwingt da ein wenig Stolz in seiner Stimme?
"Ich fasse es ja nicht", brumme ich und schüttle benommen den Kopf, als ich mich von ihm lösen möchte. Doch Josh klammert sich wie ein Äffchen an mich. "Sei nicht wütend. Wir haben beide ein paar Dinge gemacht, die wir bereuen."
Ein Blick in diese blauen Augen und es ist um mich geschehen.
"Naja, immerhin weiß ich jetzt, dass du dich nach uns mit keinen anderem getröstet hast. Da bin nur ich das Arschloch. Wie immer."
Schmunzelnd schmiegt er sich enger an mich und legt seinen Kopf in den Nacken, um mich ansehen zu können. "Du bist aber mein Arschloch", sagt er glücklich und zieht mich am Nacken zu sich herunter, um unsere Lippen zu vereinen.
Und endlich fühle ich mich wieder an einem Ort geborgen. Dort, wo Josh ist, ist mein Platz. An seiner Seite.
Das nenne ich mal ein reines Chaos. An deren Tisch hätte ich nicht gerne gesessen 😂
Ein Essen zu viert sollten sie wohl in nächster Zeit erstmal unterlassen, unsere Chaoten.
Aber wenigstens sind schon ein paar Karten auf den Tisch gelegt worden 🤷🏻♀️
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