Am nächsten Tag war das erste, was Manu tat duschen. Danach frühstückte er und zog dann los, um Jake fressen zu besorgen.

So ging er also erst zusammen mit dem Hund einkaufen. Leider musste Jake draußen bleiben, aber Manu beeilte sich extra und kam kurz darauf mit den gesuchten Dingen wieder nach draußen.

"Komm, Großer. Wir beide gehen jetzt in den Park und da kriegst du dann was zu mampfen, wie hört sich das für dich an?"

Jake, dessen Augen schon weniger stumpf aussahen, kläffte zustimmend, als hätte er Manu verstanden.

Mit der blauen Leine in der Hand ging Manu also langsam Richtung Park. Das humpeln des Hundes hatte nicht nachgelassen. Vielleicht musste er mit ihm zum Tierarzt.

Dort setzte er sich auf eine rot angestrichene Bank und holte aus seinem Rucksack einen Hundekauknochen. Jake stürzte sich begeistert auf die Leckerei und Manu nahm sein Handy aus seiner Jackentasche. Er wusste nicht genau wieso, schließlich schrieb ihm nie jemand und auch sonst gab es nicht viel zu sehen, aber das war ihm egal. Keine fünf Minuten später steckte er es wieder weg und sah zu Jake, welcher unruhig an der Leine zog. Musste er vielleicht Mal?

"Hoffentlich nicht groß... Ich hab keine Tüte."

Also machte er Jake ab und beobachtete, wie dieser in einem Gebüsch verschwand. Da Jake nicht sonderlich schnell laufen konnte, machte Manu sich keine Sorgen um ihn. Zwei Minuten später ging Manu hinterher und kam genau in dem Moment, in dem der Hund fertig war.

"Na toll." Manu ging sich durchs Haar und musterte Jake belustigt. "Sag mir jetzt Mal bitte, was ich tun soll! Ich meine, ich kann das ja nicht einfach liegen lassen."

Jake legte verwirrt den Kopf schief und zuckte mit dem Schwanz.

"Ich sehe schon, du hast auch keine Ahnung."

Sie beide wurden von einem lauten Bellen und rufen unterbrochen.

"Nein, Balu, warte!"

Plötzlich stürmte ein Hund durch das Gebüsch und kläffte Jake und Manu an. Verwundert hob Manu die Hände und hoffte, das Jake nicht kläffen oder abhauen würde. Der aber schien gar keine Lust auf Stress oder Schmerzen zu haben und blieb einfach ruhig sitzen.

Ein junger Mann mit braunen, etwa kinnlangen Haaren stolperte durch das Gebüsch und schien dann erst zu bemerken, das sein Hund nicht weiter gerannt war.

"Man Balu, du sollst doch nicht immer die Leine anfressen! Jetzt ist schon wieder eine im Arsch! Zum Glück habe ich Ersatz."

Der junge Mann zog eine Leine aus seiner Jackentasche und harkte diese im Halsband des Hundes ein. An dem Ring hing noch der Überrest einer anderen Leine.

Erst jetzt sah der Mann hoch und direkt in die grünen Augen von Manu.

Eisig blaue Kristalle trafen auf sein warmes grün und Manu bekam eine Gänsehaut.

Er kannte diesen Mann. Er kannte diese Augen und diese Stimme.

Doch der andere kam ihm zuvor.

"Manu? Bist das echt du?"

Stumm nickte Angesprochener und lächelte leicht, weil der andere ihn erkannt hatte.

"Micha."

"Lang nicht mehr gesehen! Wie geht's dir so?" fragte Micha begeistert und lächelte aufgeregt.

Süß...

"Naja, es ist... Viel passiert."

Micha blinzelte verwirrt. "W-was ist mit deiner Stimme passiert?"

Manu musste lachen. Bei jedem anderen war es ihm unangenehm, aber Micha war früher sein bester Freund gewesen.

"Lange Geschichte."

"Willst du mit zu mir kommen? Dann könnten wir Mal wieder reden."

Jake kläffte zustimmend und auch Balu schien nicht mehr stillsitzen zu wollen.

"Alles klar. Aber vorher haben wir noch ein Problem."

"Und das wäre...?"

"Ich brauche ne Tüte. Jake musste mal."

—————

Neugierig sah Manu sich in der Wohnung seines früheren besten Freundes um. Sie war so unglaublich schön!

Micha setzte sich belustigt neben Manu und reichte ihm ein Glas Wasser. "Bitteschön der Herr."

"Danke..." murmelte Manu verlegen und nahm einen Schluck.

"So und jetzt musst du mir alles erzählen!"

Und Manu begann zu erzählen. Erst von den verschiedensten Reisen und dann von diesem Gefühl, das ihn so weit weg zog, von dem Verwandten und...

Sauer sprang Micha auf. "Wie kann ein Mensch nur so abgrundtief gemein sein? Jemanden wie dich einfach so wegzuwerfen. Der hatte dich wirklich nicht verdient!"

Auch wenn Manu wusste, das Micha Recht hatte, zog sich sein Herz bei den Worten zusammen.

"Rede nicht so über ihn... Patrick war gar nicht so übel... Er hat einfach nur jemand besseren gefunden und wollte mich nicht verletzen."

"Das ergibt aber doch gar keinen Sinn, so hat er dich viel stärker verletzt als wenn er es dir einfach gesagt hätte..."

Manu zog Micha am Handgelenk wieder aufs Sofa.

"Ist schon okay, Micha. Reg dich nicht auf, Pat ist Vergangenheit."

Sie unterhielten sich noch sehr lange, lachten und zwischendurch flossen bei Manu einige Tränen, doch Micha heiterte ihn sofort mit einem schlechten Witz oder einer Geschichte aus seinem Leben wieder auf. Abends aßen sie zusammen Pizza und dann war es an der Zeit für Manu um zu gehen.

Unentschlossen stand Manu im Flur. Jake saß geduldig neben ihm. Micha sah zögernd auf den Boden.

"Das war wirklich schön, das wir uns Mal wieder getroffen haben... Es ist alles schon so lange her gewesen... Ähm... Willst du vielleicht meine Nummer haben? Wir könnten ja wieder was zusammen machen..."

"Ja, das wäre wirklich toll." seufzte Manu und spürte einen leichten Schmerz im Herzen. Er wollte nicht gehen...

Nachdem sie Nummern ausgetauscht hatten, umarmte Micha ihn lange und ausgiebig. Manu kamen einmal wieder die Tränen. Micha war sein bester Freund gewesen, schon immer. Und er roch so gut...

Als Manu zurück ging, waren seine Füße schwer wie Blei und auch Jake wollte nicht von dort fort, wo beide sich so wohl fühlten.

Verliebte Manu sich etwa gerade? Nein, er war wahrscheinlich einfach gerade nur froh, jemanden gefunden zu haben, von dem er verstanden wurde.

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Reunión aleatoria =
Zufälliges Wiedersehen