03 Kapitel
J U L I E T T E
Wir hatten jetzt Mittagspause, weshalb ich zurück ins Haus A, zur Mensa lief.
Super, jetzt durfte ich auch noch allein essen. Ich musste mich wohl erstmal daran gewöhnen komplett allein zu sein. Ich lief also in die Cafeteria und holte mir dort etwas zum Essen. Als ich mich mit mein Tablett bepackt umsah, sichtete ich draußen einen großen Tisch, der noch komplett leer war. Es war der einzige Tisch, der noch nicht komplett überfüllt war. Ich lief also nach draußen, stellte dort meine Sachen ab und setzte mich. Als ich drauf und dran war, in mein Sandwich zu beißen, nahm ich ein arrogantes Räuspern neben mir wahr.
Ich drehte mich um und sah Noah und einige andere Jungs, welche ich noch nicht kannte.
„Wen haben wir denn da?", stützte er sich mit beiden Armen am Tisch ab und hob eine Augenbraue. ,,Verpiss dich.", sprach er diese Worte so klar und deutlich.
„Vergiss es.", gab ich klar und deutlich zurück, woraufhin ich genüsslich in mein Sandwich biss.
„Das ist unser Tisch, also verpiss dich, Freshman!" Noah wurde lauter.
„Nö.", sprach ich provozierend und blickte direkt in seine kalten eisblauen Augen. „Hier ist genug Platz für euch alle, also schieb nicht so 'ne Welle, du Egoist."
„Lass sie jetzt in Ruhe, Noah.", seufzte eine Stimme hinter uns. Ich drehte mich um und da stand er.
,,Nur, weil sich Miss Hochnäsig nicht an klare Regeln hält, beweg ich mich kein Stück hier weg. Sie ist nur die Neue, Aiden."
Ich zog einmal scharf Luft ein, wobei ich mich fast an ein Krümmel meines Sandwiches verschluckt hätte. Was denkt er, wer er ist? Dämliches Arschloch.
„Halt jetzt die Fresse und setz dich."
So gelangten wir wohl zum nächsten Klischee. Der wohl typischste, aller typischen Machos, wie es ihn nur in den typischen Mädchenfilmen geben konnte.
Den Quarterback. Wie er vor uns stand, mit seiner Football-Ausrüstung bekleidet und den Helm unter seinem Arm. Die Mädchen begafften ihn nur so mit bewundernden Blicken, sodass ihnen schon fast die Sabber aus dem Mund triefte.
Als wäre er ein pornöser, geiler Schokokuchen. Ja, der Mädchenschwarm und angebliche Sexgott, stimmts?
Und, dass er ziemlich nett zu mir war?
Noah setzte sich genervt gegnüber von mir.
Aiden saß neben mir, wo er auch die Sportasche abstellte und sich kurz mit den Fingern durch seine nassen Haare fuhr.
Naja, also... scheiße sah er nun auch nicht aus. Ich spürte den Blick von Noah auf mir, doch ich ignorierte ihn gekonnt und aß den Rest meines Sandwichs weiter. Gerade, als ich aufstehen wollte, um das Tablett weg zu bringen, wurde einer der sportlichen Typen von einem Mädchen mit hüftlangen roten Haaren leicht zur Seite geschubst. Sie trug ein Cheerleaderoutfit und hatte einen sehr hellen Teint mit einigen Sommersprossen.
„Du bist eingeladen mit uns am Tisch zu sitzen.", stand sie vor mir und stützte ihre Hände an den Hüften.
Aiden schaute schockiert zu mir, rollte dann aber mit den Augen. Ich wischte die restlichen Krümmel vom Mund weg.
Ich bin kein Feigling, aber das konnte nur eine Falle sein. Das war so klar. Warum sollte ich sonst eingeladen werden? Ich mein, ich war neu und kein Schwein kannte mich.
Aber ich war auch neugierig, weshalb ich erst so tat, als würde ich überlegen.
„Und? Kommst du jetzt, oder bleibst du hier, bei den unterbelichteten Footballhelden?" Sie klang genervt und schaute ungeduldig auf ihre langen, perfekt lackierten Fingernägel. „Ich geb dir gleich unterbelichtet, Madison!"
Ich nickte und so kam es dazu, dass ich mitten in der Cafeteria an einem beliebten Tisch saß und alle sich mit neidischen Blicken fragten:
„Wie zum Fick schafft die es, an einem beliebten Tisch zu sitzen?"
Ich saß also hier, vor den ganzen Cheerleadern am Tisch und blickte sie genauso skeptisch an, wie sie mich.
„Und, wie gefällt es dir bisher an dieser Schule?", sprach schlussendlich eine von ihnen und trug dabei ein so fakes Lächeln, wie die Frauen in der Zahnpasta-Werbung.
„Gut.", antwortete ich kurz und knapp.
Reine Lüge. Ich fand es richtig beschissen hier und wollte zurück nach Dallas, wo ich wenigstens eine Freundin hatte. Lacie.
Sie war meine Kindergartenfreundin.
Ich hatte mit ihr schon zusammen in den Windeln geschissen und Sand gefressen.
Irgendwie traurig, wie schnell der Kontakt abbrechen konnte, obwohl man doch so gut befreundet war.
Oliwia blickte einmal nichtssagend in die Runde. „Also gut, Ju." „Wie gesagt, Jule."
„Mein ich doch.", schnalzte sie mit der Zunge. „Hast du einen Freund?"
Die Frage, welche alle am Tisch einmal unmittelbar zu mir schauen ließ.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Was juckt dich das?"
„Neugier.", legte sie ebenfalls ihr bestes Fake-Zahnpasta-Werbungs-Lächeln auf.
Ich hatte keinen Freund. Um ehrlich zu sein, war der einzige Freund, welchen ich mal hatte, in der siebten Klasse. Wincent Peters. Popelfresser und Streber mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Ich weiß, peinlich, peinlich. Das ganze ging auch nur eine Woche. Es sah so aus, als würde es jeden am Tisch interessieren.
Oliwias Blick war so durchbohrend und verunsichernd, weshalb es mir nach einer geschlagenen Minute unangenehm wurde.
„Nein."
„Nein?", triumphierend zogen sich ihre Mundwinkel in die Höhe.
Ich wusste nicht wieso, aber ich hätte mir die Haare dafür ausreißen können, es gesagt zu haben. Was aber noch beschissener war, dass sich das Verlangen in mir breit machte, bei den Cheerleadern gut da stehen zu müssen.
„Mäuschen, nur weil du am Tisch bei den Sportlern gesessen hast und jetzt bei uns sitzt, heißt es nicht, dass du dazugehörst." , sprach Madison arrogant.
„Bist du bitte freundlicher zu unseren Zuwachs!?, Oliwia blickte zur Madison.
„Sonst sitzt du den Rest deiner Zeit auf Toilette"
„Na bitte, dann werde ich Dad erzählen, dass du deine Kreditkarte für Filler überzogen hast und dich neuerdings aus dem Haus schleichst, wie eine Nutte!"
Oliwia stockte. Die anderen Mädels schauen empört.
„Entschuldigung?!"
Das sind also Geschwister? Wow, hätte ich nicht erwartet.
„Madison, fass dir an deiner eigenen Nase. Du landest sonst auf der Shameful List."
Madison stand wutentbrannt auf, und verließ mit den anderen Mädchen die Mensa. „Was ist denn die Shameful List?", fragte ich Oliwia.
Sie beugte sich zu mir rüber und sprach leise: ,,Das ist eine fast wöchentliche Liste, mit all den peinlichsten und dreckigsten Geheimnissen, an unserer Schule."
Ihr Blick schwirrt dabei einmal durch die Mensa.
„Das schlimmste ist aber nicht, auf dieser Liste zu stehen", sie presste ihre Lippen aufeinander.
„Das schlimmste sind die Auswirkungen. Du wirst von allen auf die schlimmste Art und Weise geshamed. Die Liste klebt in tausendfacher Ausführung überall in der Schule."
Ich nickte und hörte wie gebannt zu.
„Keiner weiß, wer die erstellt...aber jeder hat extremen Respekt davor. Vor einiger Zeit stand ein Lehrer drauf, der etwas mit einer Schülerin im Abstellraum hatte. Der wurde gekündigt und mit Essen beworfen."
„Hört sich übel an." , antwortete ich.
„Deswegen meine Liebe, sag nichts, was du nicht auch der ganzen Schule sagen würdest.", zwinkerte sie.
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