Zehn
Dunkelheit begrüßte mich, als ich die Augen öffnete. Um mich herum standen gruselig aussehende Bäume, dessen Kronen jegliche Blätter fehlten. Ihre Äste erinnerten mich an Tierklauen. Langsam rappelte ich mich auf, unter mir raschelte Laub. Träumte ich wieder? Je länger ich die Bäume betrachtete, desto deutlicher wurde meine Umgebung für mich. Mein Traum hatte mich in einen dunklen Wald geführt. Eigentlich hatte ich keine Angst vor der Dunkelheit, doch hier herrschten andere Gesetze. Die Dunkelheit, die zwischen den Ritzen der Äste zu mir hervordrang, machte mir sehr wohl Angst. Meine Nackenhärchen richteten sich auf, als ich nun auf meinen Beinen stand und ich ganz alleine in der unheimlichen Stille des Waldes stand. Innie war nicht da. Nur ich alleine. Nicht mal ein Uhu machte seine Laute, keine Blätter, die im Wind raschelten. Besser ich versuchte mich erstmal zu orientieren. Ich wollte so schnell wie möglich aus dem Wald raus. Er machte mir wahnsinnige Angst. Um etwas zu haben, an den ich mich festhalten konnte, trat ich an einer der trocknen Bäumen und berührte die harte Rinde. Ich schaute in die Dunkelheit und erkannte den nächsten Baum, zu dem ich laufen wollte. Meine Taktik würde mich nur langsam durch den Wald führen, doch lieber langsam als gar nicht. Während ich mich durch den Wald begab, hatte ich ein unangenehmes Gefühl, welches mir mitteilen wollte, dass ich nicht alleine hier bin. Ich tippte auf die Tiere der Nacht, die ich einfach noch nicht gesehen hatte. In einem anderen Gebiet des Waldes würde ich sie sicher antreffen und ihre große grellen Augen in der Dunkelheit erkennen.
Ich traf aber auf kein Tier. Weder ein paar Schritte weiter, noch ein Stückchen weiter im Wald. Irgendwie fühlte es sich so an, als würde ich schon für Stunden durch den Wald irren. Mein Handy hatte ich nicht in meiner Hosentasche gefunden. Ich war also noch aufgeschmissener, als ich dachte. Wobei ich nicht dachte, dass ich jemanden kontaktieren konnte. Schließlich war das nur ein Traum und ich würde bald aufwachen. Am liebsten wollte ich früher aufwachen, als ich etwas Rascheln in meiner Nähe hörte. Das ist nur ein Tier, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich hatte ja schon mit so etwas gerechnet, doch es kam so plötzlich, dass es mir dann doch richtig viel Angst machte. Das Rascheln kam näher. Ein markerschütternder Schrei wie der eines Raubtiers folgte. Panisch drehte ich mich zu der Richtung, von der ich das Geräusch hörte, allerdings sah ich nur die bekannte Schwärze, die mich seit dem Anfang verfolgt. Ich verkrampfte mein Hand in die dunkle Rinde des Baumes, an den ich mich gerade festhielt. Das Rascheln wurde lauter. Dann konnte ich etwas großes sehen, was auf mich zu lief. Erst sah ich nur die Silhouette, die sich deutlich von der Dunkelheit des Waldes abhob. Anstatt grelle gelbe Augen zu sehen, sah ich keine. Auch nicht als das Wesen mich näherte. Es besaß keine Augen.
Mein Herz raste und mein Fluchtinstinkt brüllte mich an, ich sollte von hier verschwinden, doch ich war wie am Stamm festgewachsen. Als würde das Wesen, was auf mir zukam, dem Baum sagen, er soll mich festhalten. Das Wesen glich aus einem Alptraum und ich hinterfragte meinen Kopf, woher er die Idee für so ein grauenhaftes Wesen hatte. So ein Monster hatte ich bisher noch nie gesehen. Es war gefühlt drei Meter hoch und hatte eine zerlumpte Haut. Seine langen, schwarzen Krallen blitzten auf und ich konnte trotz der Dunkelheit jede davon erkennen, wie sie das trocknete Laub unter ihnen zerschnitt. Mit den Krallen wollte ich am besten nicht in Berührung kommen. Auf dem Kopf hatte es wahnsinnig große Ohren, die er leicht drehte. Wahrscheinlich fing es damit die Geräusche ab, die im Wald vor sich gingen. Meine Wenigkeit miteingeschlossen. Hinter ihm, zog er es einen großen buschigen Schweif auf den Boden. Ich musste hier weg. Das Monster will mich sicher töten.
Panisch versuchte ich die Kontrolle über meinen Körper wieder zugelangen, doch sie hörte nach wie vor nicht nach mir, sondern auf das Wesen, welches mir immer näher kam. Es war jetzt so nah, dass ich seine langen Reiszähne in seinem Maul sehen konnte. Sein fauliger Atem streifte mein Haut. Bei genauem betrachteten konnte ich erkennen, dass seine Haut nicht zerlumpt war, sondern aus verschiedenen Stoffresten bestand, dessen Farben schon grau und stumpf worden waren. Hier und da lugte beiges Fell hervor, wo die Naht der Stoffresten miserabel an dem Körper des Wesens festgenäht wurde. Das Monster erinnerte mich an ein großes altes Plüschtier, welches man lieber entsorgen musste.
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