Vierzehn
Ich wachte in dem Wald auf, in dem ich das letzte Mal aufgewacht war. Wahrscheinlich war ich in der Schule eingenickt, denn das letzte, was ich sah, nachdem ich hier aufgewacht bin, war mein Klassenzimmer. Hoffentlich sahen die Lehrer nicht, dass ich im Moment schlief. Ich sah mich um. Die Dunkelheit machte mir nicht mehr so viel Angst wie zuvor. Nur war da ein fremdes Gefühl, welches ich tief in mir spürte: Verlangen
Automatisch schaute ich mich nach Jeongin, den Monster, um. Wenn ich wieder in dieser Traumwelt war, musste auch das große Plüschtier da sein. Komisch, dass ich zweimal hintereinander vom gleichen Traum träumte. Lange konnte ich mir keine Gedanken darüber machen, denn ich konnte in der Dunkelheit Jeongins Silhouette sehen. Wie von einer unbekannten Kraft gezogen, lief ich zu Jeongin hin und strich ihm über die zerfetzten Stofflumpen.
„Du blutest", knurrte Jeongin und richtete den Kopf zu mir. Er spürte meine Berührungen, meine Bewegungen. Er schmiegte sich an mich, worauf ich ihn streichelte. „Dir gut gehen?", frage es mich. „Nein..."
„Hast du Schmerzen?" Ich horchte in mir und spürte ein leichtes Pochen in meinem Kopf. Erste Zeichen für Kopfschmerzen. Da ich das Blut in meinem Gesicht vermutete, berührte ich es und spürte tatsächlich etwas warmes aus meiner Nase laufen. Blutete ich aus der Nase? Jeongin leckte mit seiner großen Zunge das Blut raus. Es überraschte mich, wie gut er ohne seine Augen auskam. Sein andere Instinkte waren sicher schärfer jetzt. „Nur ein leichtes Pochen im Kopf", meinte ich. Alarmiert richtete sich Jeongin auf. Mittlerweile macht mir das Monster keine Angst mehr. Ich tippte darauf, dass es einsam hier war und Gesellschaft brauchte. „Die Mohnblumen fangen also schon an. Das ist schlecht. Sehr schlecht. Changbin, du musst unbedingt meine Augen finden....sonst stirbst du...", knurrte Jeongin. Er sah aus, als würde er aufbrechen wollen.
Was? Ich soll sterben? Wegen was? Dann erinnerte mich an das letzte Mal, in dem mir Jeongin erzählt hatte, ich sei in Gefahr. Was meinte er nur damit? Und was meinte er mit Mohnblumen? Von den ganzen Fragen wurden meine Kopfschmerzen stärker und ich hob mir den Kopf. Das Pochen dort wurde stärker. Irgendwie lief das Pochen rüber zu meinen Augen. Es fing an wirklich weh zu tun. „Was...was meinst du?", fragte ich schmerzverzerrt. „Keine Zeit es zu erklären...komm mit...du musst jetzt unbedingt meine Augen finden. Schnell!" Er drehte den Kopf in meine Richtung und blieb stehen. Das Plüschmonster wollte wirklich, dass ich mit ihm mitkomme. Wo soll ich überhaupt zu suchen? Ich wusste nicht mal, wie Jeongins Augen aussehen. Jeongin fragen konnte ich nicht, denn er war schon losgelaufen. Ich sollte ihm wirklich helfen, er hat so verzweifelt gehört. Außerdem wurde der Schmerz stärker.
Im Augenwinkel sah ich rote Blumen in der Dunkelheit aufblitzen. Mir kamen sie so bekannt vor, als würde ich die Art von Blumen schon mal gesehen haben. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was sich nicht als leicht rausstellte, weil mein Kopf so vor Schmerzen pochte. Dann erinnerte ich mich. Ich hatte sie auf den Schulweg gesehen. Sie leuchteten genauso in einen unnormal grellen Rotton. Von ihnen vernahm ich ein leises Kichern, die der stille Wald komplett ausfüllten. „Jeongin...hörst du das?"
Jeongin bewegte seine Ohren und lief schneller. „Hör nicht hin, Changbin. Das Kichern treibt dich in den Wahnsinn!" Jetzt verstand ich wirklich nichts mehr. Wieso...ist das alles so plötzlich passiert? Ich war doch erst im Wald aufgewacht und jetzt spielte die Gegend um mich herum verrückt. Der Wald war nicht länger still und einsam. Ich fühlte mich verfolgt. Von Augen, die gar nicht existieren. Immer mehr rote Blumen säumten den Weg und das Kichern der roten Blumen wurde stärker. Ich kam wegen den Schmerzen schlecht voran. Immer wieder musste ich mich an einen Baum abstützen. Nach einer Weile konnte ich wirklich nicht mehr und ich blieb einfach an einem Baumstamm stehen, während ich mich in die Rinde festkrallte. „Jeongin...ich kann nicht mehr." Das Monster drehte sich um und rannte zu mir.
„Ich kann Schwäche und Kraftlosigkeit von dir austreten riechen. Wir sollten eine Pause machen. Dann kann ich es dir erklären." Dankbar lehnte ich mich an den Baumstamm und lies mich nach unten sinken, bis ich das trockene Laub unter meinen Händen spürte. Es tat gut eine Pause einzulegen. „Dieser Wald ist echt. Ich habe dich hier hin gebracht. Die andere Realität sind Halluzinationen. Sie haben sich in deinen Körper eingepflanzt und beschwören sie hoch. Egal was sie dir zeigen, du darfst ihnen nicht glauben. Sie wollen deinen Tod. Nur wenn du meine Augen findest, dann kannst du überlegen und du befreist mich von meinen Fluch." Okay, das war viel zu viel auf einmal. Ich versuchte zu verstehen, was Jeongin von sich gab, doch es machte alles keinen Sinn. Die Kopfschmerzen hielten mich davon ab die Wörter zu verstehen, als würden sie nicht wollen, dass ich weiß, was Jeongin von sich gab. Das Pochen an meinen Augen war mittlerweile so stark, dass ich meine Augen schließen musste, weil es zu anstrengend war. Doch auch mit geschlossenen Augen fühlte es sich an, als würden meine Augen schmelzen. „Was...meinst du damit?" Ich nahm Jeongins massigen Körper neben mir wahr. Er legte sich neben mir hin.
„Changbin, es ist im Moment sehr viel und ich würde es dir besser erklären, doch wir haben jetzt keine Zeit. Komm, wir müssen weiter suchen!" Ich konnte mich nicht vom Fleck wegbewegen. Das Kichern der Blumen hörte sich an, als würden sie mich auslachen. „Ich kann nicht...Jeongin", gestand ich. Meine Kraft war verschwunden und die Schmerzen zu stark. Jeongin knurrte und legte seine krallenbesetzte Hand um meinen Körper. Er hob mich hoch und legte mich auf seinen Rücken. „Halte dich fest. Du wirst jetzt auf mir reiten. Dann kannst du auch besser nach meinen Augen Ausschau halten können." Kraftlos versuchte mich an den Fellfetzen festzuhalten, die zwischen den zerlumpten Stofffetzen herauslugten. Ich schaute mich um. Nur rote Blumen. Weit und breit. Waren die schon immer da? Mein Kopf kann nicht mehr genau denken. Alles war viel zu kompliziert. Jeongin bewegte sich und fast wäre ich runtergeflogen, wenn ich mich nicht im letzten Moment in Jeongins Fell festgekrallt hab. „Halte die Augen offen, Changbin!"
So gut ich konnte, schaute ich durch die Dunkelheit, um irgendwelche Augen zu erkennen. Ich konnte nichts erkennen, als rote Blumen und abgestorbene Bäume. Das Kichern war jetzt so unerträglich, dass ich mir gerne die Ohren zugehalten hätte. Wenn ich das machen würde, könnte ich mich allerdings nicht mehr festhalten. Ich muss Jeongin helfen. Hat er nicht gesagt, er wäre verflucht? Hat er das wirklich gesagt oder waren das Halluzinationen? Jeongin erwähnte, dass ich halluziniere. Passiert das im Moment? Mein Kopf ist reiner Matsch. Ich versuchte die ganzen Zusammenhänge zu verstehen, doch alles war nur ein riesige Pfütze mit Matsch. Es wurde schwerer die Augen offen zu lassen. Meine Lider wurden immer schwerer, bis ich sie nicht mehr öffnen konnte. Meine Berührungen an Jeongins Fell wurden kraftloser bis ich den Halt verlier und unsanft auf den Waldboden aufkam. Bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte ich eine dünner aber spöttische Stimme:
„Du wirst Jeongin nicht retten können."
Mohn ist bekannt für seine halluzinogene Wirkung. Die Mohnblüten werden im englischen 'Poppy' genannt und ratet mal wie die FF heißt :')
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