Na Gut, irgendwie ist das schon Hogwarts
Es war einer dieser normalen, gähnend langweiligen Tage.
Ray saß angelehnt an seinem gezwungem Lieblingslesebaum und las das achte Buch Harry Potter und das bodenlose schwarze Loch.
Mehrmals fing Ray beim Lesen immer wieder an zu gähnen.
»Mann, ist das Buch langweilig«, dachte er sich, »Von wegen spannend oder tiefgründig auf 3750 Seiten. Da waren ja Harry Potter rettet seine Freunde, Harry Potter rettet seine Freunde nochmal und Harry Potter rettet seine Freunde schonwieder wie das letzte Jahr auch und das Jahr davor - dieses Buch wird nie langweilig so viel besser und nicht langweiliger.«
Ray war gerade mit dem Lesen des Buches fertig, da rannte Phil auf ihn zu, griff nach dem Buch, schmiss es direkt in Rays Gesicht und brüllte ihn an: »Guten Morgen, Ray!«
»Wir haben mittag. Au...«
»Wie auch immer! Wir spielen jetzt heute Hogwarts! Daher musst du nun mitgenommen, damit wir alle Erstklässler begrüßen können!«
»Hogwarts?! Ernsthaft? Ist das schon wieder nur eine Ausrede, damit wir dumme coldmirror-Witze reißen? Und was ist das für eine dumme Einleitung, Phil?!«
»...«
»...«
»...«
»...«
»Du kommst jetzt mit!«, sagte Phil und zog Ray an seinen Haaren.
»Gah! Lass mich los!«
»Liebe Schüler! Willkommen in Hogwarts! Die Schule für Hexerei und Zauberei!«, brüllte Phil durch den ganzen Essensraum. Auf seinem Kopf trug er einen spitzen Hut, dass er vorhin aus Papier gebastelt hat.
»Darf ich mich dazu vorstellen? Ich bin euer Schulleiter Professor Philbus Philmbledore!«
»Wasn das für 'n kreativer Name...«, murmelte Ray, der gelangweilt seine Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte.
»Was macht ihr denn hier?«, fragte Emma neugierig, die gerade im Essensraum reinging.
Ray zuckte die Schultern.
»Phil hat Bock bekommen Hogwarts zu spielen. Daher machen wir alle mit. Sei es freiwillig oder nicht.«
Emma schaute fragend, aber auch lächelnd in die Runde.
»Mir sagt zwar Hogwarts überhaupt nichts, aber das hört sich bestimmt lustig an.«
Alle schauten sie geschockt an.
»WAAAAS?! DU HAST NOCH NIE HARRY POTTER GELESEN?! DAS IST DAS WELTKULTURERBE ALS BUCH SCHLICHTHIN!«
»Nö, hab ich nicht.«
»UND AUCH NOCH NIE DIE SYNCHROS ODER DEN HARRY PODCAST GEHÖRT?! DAS IST DAS WELTKULTURERBE DER PARODIEN SCHLICHTHIN!«
»Nö. Aber ich finde, es klingt lustig. Daher will ich mitmachen.«
Norman tauchte auf einmal plötzlich hinter Emma auf.
»Solange Emma mitmacht, wird es doch super«, sagte er und Ray bekam das Gefühl nicht los, dass Norman kurz Nasenbluten bekam.
»ERSTKLÄSSLER!«, brüllte Phil, »Seid gefälligst ruhig und quarkt mir nicht dazwischen, während ihr in eure Häuser eingeteilt werdet!«
Phil schaute in die Runde: »Habt ihr ansonsten noch Fragen?«
Don meldete sich.
»Du da, schlaksige Bohne da drüben.«
»Wollen Sie nicht noch eine Rede halten, Professor?«, fragte Don.
Phil seufzte: »Na, ihr Clerasiltestgelände? Wie war es bei euren Kompostis?«
»Hä?!«, riefen alle murmelnd, »Wovon redet er?«
»Es ist doch ziemlich heavy hier, oder? Die Schule ist die Wucht!«
»Ich versteh ihn nicht...«
»Nächste Frage! Ja, du da. Das einzige Kind mit Brille, was nicht Harry Potter heißt.«
»Gilda«, zischte Gilda, »Und wie werden wir in unsere Häuser eingeteilt?«
»Natürlich mit dem sprechenden Hut, der immer ein Jahr lang in meinen Büro rumsitzt.«
Emma meldete sich.
»Ja, die Antenne dort drüben!«
»Ähm... Welche Häuser gibt es denn hier?«, fragte Emma vorsichtig.
Phil grinste Emma an und zählte mit den Fingern ab: »Es gibt das Haus Flauschischaf, Sahne Souffle, Legolas und Gift-Schlabber-Schmieri-Jizz-Schleim.«
Ray schubste genervt Phil beiseite, legte eine Hand auf Emmas Schultern und antwortete gelangweilt: »Phil-«
»Professor Philmbledore!«
»Wie auch immer. Er meinte eigentlich Ravenclaw, Hufflepuff, Gryffindor und Slytherin.«
»Sehr schöne Antwort, mein lieber Kafkaneki. Das klingt schon sehr nach Ravenclaw«, antwortete Phil zurück.
»Danke Prof-«, wollte Ray antworten, doch ihm fiel etwas auf, »Moment mal! Wer zum Geier ist Kafkaneki?!«
Phil zuckte mit den Schultern.
»Das ist jetzt spontan dein Nachname, Ray. Ray Kafkaneki. Schließlich stellen sich alle Kinder hier mit Vor- und Nachnamen vor.«
»Wasn das fürn weiterer kreativer Name?! Einfach nur Kafka und Kaneki zusammengeklatscht-«
»Unterbrechen Sie mich nicht, Ray! Sie müssen mir zuerst eine Frage stellen, Mr. Kafkaneki!«
Norman stand neben Ray und lächelte ihn an: »Zumindest wirst du nicht Ray Die-unglaubliche-Göttin-der-Weisheit-Atehne-in-einem-verrückten-Flugzeug-The-Return-of-the-First-Avenger-Ich-glaub-mich-knutscht-ein-Elch genannt.«
»Minerva wäre mir dann lieber«, murmelte Ray.
»Sonst noch Fragen bevor wir mit der Häusereinteilung beginnen?«
Ray meldete sich.
»Ja, Kafkaneki?«
»Ray, verdammt nochmal! Egal, es macht mich eins stutzig. Warum alle Leute in Häuser aufteilen? Wir leben hier in Grace Field House. Das Waisenhaus, indem super-intelligente Kinder leben. Müssten dann nicht eigentlich alle Kinder hier Ravenclaws sein?«
»Natürlich nicht, Ray! Alle Schüler werden nach ihren Charaktereigentschaften eingeteilt.«
»Und nicht, damit jedes Haus die gleiche Anzahl von Schülern hat...«
»Ray!«, brüllte Phil genervt zurück, »Hör auf so frech zu sein!«
»Das wird nichts bringen«, sagte Isabella, die direkt hinter Phil stand, »Ich werde auch immer als Toastbrot bezeichnet.«
Ray starrte Isabella an.
»Ah, ich verstehe. McGonnagall ist also das Toastbrot«, grinste er sie an.
»Sieht ihr, was ich meine...«
Phil schaute Isabella irritiert an.
»Mama ist nicht McGonagall. Das ist schon jemand anderes.«
»Ach ja? Und wer denn?«
Phil holte ein Buch raus, stellte es hin, klappte den Buchdeckel auf und zeigte auf das Symbol einer Eule.
»McGonagall heißt ja mit Vornamen Minerva. Daher ist William Minerva unsere McGonagall.«
»Was?!«, zischte Ray, »Das macht doch überhaupt keinen Sinn!«
Das Buch kippte um.
»McGonagall hat gesprochen!«, brüllte Phil.
Connie lief an den Tisch hin und her, weil der Hut (der einfach nur eine angemalte Pappkiste mit Gesicht war) immer andere Häuser sagte und Connie deswegen immer voller Naivität zu den anderen Tischen ging.
»Oh mein Gott! Ich glaubs ja nicht«, brüllte der Hut lachend (der von Thoma gesprochen wurde), »Darauf fällst du auch rein! Du bist echt so naiv! Du gehörst auf jeden Fall nach Hufflepuff!«
Connie saß sich verwirrt am Hufflepuff-Tisch hin.
Ray klatschte langsam - und ironisch - in die Hände.
»Es gibt doch tatsächlich mal Hufflepuffs«, sagte er genervt.«
»Kafkaneki!«, meckerte Phil, »McGonagall und ich haben doch gesagt du sollst nicht frech sein!«
Ray zuckte mit den Schultern.
»Is' mir doch egal. Ich bin doch sowieso der einzige Ravenclaw hier. Der Rest sind doch nur ein paar Hufflepuffs und eine Menschenmasse voller Gryffindor...«
»Ey, Hallo?!«, zischte Anna, die direkt neben Ray saß, »Mich gibt es auch noch! Wir sind die einzigen Ravenclaws! Also gibt es hier auch zwei Ravenclaws.«
Ray schaute gelangweilt Anna an.
»Wer warste nochmal?«
»WAS?!«
»Wie bitte.«
»Wie kannst du mich denn bitte vergessen?! Ich bin Anna, 9 Jahre alt, lebe seit langer Zeit hier in Grace Field House und viele Leser wollen mich mit dir verkuppeln, Ray!«
Ray schnippste mit den Fingern.
»Ach, die eine bist du!«
»Nicht einfach nur die eine, sondern Anna. Und jetzt sag mir gefälligst, wie du mich denn hier bitte vergessen konntest?!«
Ray zuckte nur mit den Schultern.
»Ja, sorry. Ich werde durchgehend in jeder FanFiction mit irgendwelchen Mädels verkuppelt, dass ich da schon so oft den Überblick verliere...«
»Dann hör doch mal auf ständig in diesen FanFictions der Protagonist zu sein! Und hör auch auf mich einfach so zu vergessen!«
»Das musst du den Autoren sagen«, seufzte Ray.
Phil räusperte ein paar Mal übertrieben sehr laut, bis sich die Aufmerksamkeit der beiden zu Phil wandte.
»Ravenclaws, ich würde um Aufmerksamkeit bitten-«
»Tun wir doch schon.«
»Und ohne Unterbrechungen! Die Zerenomie muss noch fortgesetzt werden.«
»Und wer ist noch dran?«
»IIICH!«, brüllte Emma und hüpfte vor Aufregung herum wie ein Flummi.
Ray verdrehte die Augen.
»Muss das sein? Wir wissen doch, in welches Haus Emma gehen wird.«
»Genau«, fügte sich Anna mit ein, »Durch ihrer freundlichen Art wird sie auf jeden Fall auch ein Hufflepuff.«
Ray guckte Anna mit einer genervten Grimasse an, zeigte ihr einen Vogel (aber natürlich keinen Raben - die sind schließlich intelligent) und zischte rum: »Hä?! Sach mal, biste bescheuert, oder was?! Emma gehört auf jeden Fall nach Gryffindor!«
»Hä?!«, zischte Anna zurück, »Sag mal, bist du selber bescheuert, du bescheuerter Bescheuerter?! Wie kommst du darauf, dass sie Gryffindor wird?!«
»Na, weil sie die Hauptprotagonistin ist und Hauptprotagonisten ausnahmslos immer Gryffindor sind, du blöde Kuh!«
»Was ist das denn für eine dumme Aussage, du dummer Vogel?! Außer Raben, die sind intelligent. So ein dummer Vogel bist du, dass dich Ravenclaws nicht mal als Raben bezeichnen!«
»Ähm... Leute...?«, rief Emma fragend in den Raum.
»Lass sie einfach«, beruhigte Norman - der auch noch in ein Haus zugeteilt werden muss - sie anlächelnd und zuckte mit den Schultern, »Man sagt ja ›Was sich liebt, das neckt sicht‹.«
»Ey, Norman!«, brüllte Ray, »Du hälst mal jetzt die Klappe! Ich hab keinen Bock noch mit irgendeinen weiteren Mädchen geshippt zu werden!«
Phil schaute Anna und Ray streng an: »Kafkaneki! Anna! Ich hab gesagt, ihr sollt leise sein!«
»Und wieso hab ich einen dummen Namen, während Anna keinen-«
Doch Ray wurde unterbrochen, da Isabella ihn ein Buch mitten ins Gesicht klatschte.
»McGonagall hat gesagt, du sollst jetzt still sein!«, ermahnte sie ihn.
»McGonagall hat gesprochen!«, brüllte Phil und rappte leise vor sich hin, »Yo, und jetzt haltet mal eure Fressn!«
»Gryffindor!«, schrie der Hut, nachdem Emma ihn nur kurz mit den Fingern berührte.
»Wer hätte das gedacht...«, kommentierte Ray sarkastisch, »Sie ist so sehr Gryffindor, dass sie nicht mal den Hut aufsetzen musste.«
»Das du mit dieser Argumentation sogar recht hast...«, murmelte Anna während Ray mit einen desinteressierten Schulterzucken antwortete.
Don und Gilda hingegen standen vom Gryffindortisch klatschend auf und sangen im Chor: »Wir haben Emma! Wir haben Emma!«
»Ähm... Sagt mal...«, fragte Emma in die Runde, »Bekomme ich denn auch einen Nachnamen?«
»Aber natürlich!«, antwortete Phil und las auf einer Küchenrolle was vor, »Dein Nachname müsste Löwenherz sein.«
»Na sowas aber auch!«, brüllte Ray sarkastisch im Raum, »Das Emma ausgerechnet und zufällig einen gryffindorähnlichen Namen bekommt! Wow!«
»Tja, jetzt bin wohl ich dran«, sagte Norman und Phil gab ihm den Hut.
»Wie lautet denn eigentlich schon mal mein Nachname?«, fragte er Phil.
»Voigt.«
Norman zog eine Augenbraue hoch.
»Das ist aber ein ziemlich neutraler, fast schon langweiliger Name. Naja, ist ja auch egal«, sagte er und wollte den Hut aufsetzen.
Ray kommentierte gelangweilt: »Der wird auf jeden Fall ein Ravencla-«
»SLYTHERIN!«
»WAS?!«
»WAS?!«
»WAS?!«
Keine Ahnung, wer alles dieses ›Was‹ brüllte. Zumindest war es nicht Emma, die in dem Moment fragend in die Runde guckte.
Alle Schüler vom Gryffindortisch (also alle außer Emma, Ray, Anna und Connie) starrten hasserfüllt Norman an.
Derjenige war - so wie Emma - verwirrt und fragte schon etwas zitternd: »Ähm... W-wieso starren mich alle so an?«
Phil überreichte Norman die grüne Krawatte, schubste ihn Richtung Slytherintisch und antwortete, während sich Norman hinsaß: »Ach, nichts besonderes. Es ist nur bekannt, dass Slytherins und Gryffindors sich abgrundtief hassen. Mehr nicht.«
»Bitte WAS?!«
Alle Gryffindors starrten immernoch Norman hasserfüllt an - außer Emma, die bisher gar nichts verstand.
»A-aber... Warum hasst ihr Gryffindors mich denn?«
»Weil Slytherins immer böse sind! Jeder Slytherin wechselt zur Seite des Bösens!«
»Hey Leute!«, meckerte Emma die anderen Gryffindors an, »Ihr kennt doch alle Norman! Norman würde niemals die Seite des Bösens wechseln!«
»Aber er ist ein Slytherin! Und Slytherins sind alle böse!«
In der Zwischenzeit unterhielten sich Ray und Anna darüber.
»Naja, wenn es um die Charaktereigentschaften geht, tendiert Norman sogar wirklich mehr zu Slytherin«, sagte Ray zu Anna, »Vermutlich ist er 50:50 Ravenclaw und Slytherin und der Hut hat ihn mehr zu Slytherin tendiert.«
Anna nickte zu Rays Aussage: »Slytherin zu sein ist nicht schlimmes. Der große Zauberer Merlin war ja auch ein Slytherin. Das Bild der Slytherins wirkt nur daher so, da es in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen davon gab.«
»Ach übrigens, Voigt«, erklärte Phil Norman, »Du hast übrigens noch einen Zweitnamen.«
»Und der wäre?«
»Theoseemeau.«
»Was ist denn das für ein bekloppter Name?!«, brüllte Ray, »Da klingt sogar Kafkaneki besser! Und wie zum Geier wird das ausgesprochen?!«
»Norman Theoseemeau Voigt...«, murmelte Emma.
Norman seufzte: »Solange mich das nicht böse darstehen läs-«
»Hey! Wenn man die Buchstaben neu ordnet, kommt ja der Satz I AM THE GREAT ONE VENOMOUS raus!«, bemerkte Emma.
»Was man mit ›Ich bin der Große Giftige‹ oder ›Ich bin der Große, der giftig ist‹ oder auch ›Ich bin der einzig wahre, große Venomous‹ übersetzen könnte«, überlegte Ray.
»Hey!«, zischte Norman, »Was soll der Scheiß?!«
Alle schreckten auf.
»Norman hat geflucht! Er ist eindeutig böse!«
»Ich bin nicht böse! Dann fluche ich halt in einer anderen Sprache! Стоп, мои друзья!«
»Er spricht parsel! Er ist böse!«
»Das war kein parsel, sondern russisch! Und ich hab nicht mal geflucht! Hört ihr jetzt mal auf! Ich werde niemals böse sein!«
»Naja...«, sagte Anna und las den vierzehnten The Promised Neverland Band.
»Naja...«, sagte Emma und las den fünfzehnten The Promised Neverland Band.
»Naja...«, sagte Ray und las den sechszehnten The Promised Neverland Band.
»Oh, doch. Du bist sowas von böse und dumm«, sagte Ray und las den siebzehnten The Promised Neverland Band.
»Jup. Du bist einfach nur ein Dummkopf und eine Heulsuse noch dazu. Slytherin halt«, sagte Ray und las den achtzehnten The Promises Neverland Band.
»Ich habe es ja verstanden!«, meckerte Norman.
Connie tippte auf Little Bernies Schulter, zeigte auf Norman und sagte: »Das ist Norman. Der ist böse. Und der bleibt böse!«
»Ich hasse es!«
Bevor die erste Unterrichtsstunde anfing saßen Emma, Norman und Ray am Treppenhaus, hatten ihre Uniformen angezogen, hängten ab und unterhielten sich.
Emma sah den betrübten Norman an und versuchte ihn zu beruhigen: »Mach dir doch nichts daraus, Norman. Ray und ich wissen doch, dass du kein böser Mensch bist.«
»Das ist zwar schön, dass du mich aufmunterst, Emma; aber was bringt mir das wenn mich alle, bis auf zwei Schüler, mich ausgrenzen.«
»Der Anblick ist aber trotzdem eine Seltenheit«, sagte Ray, der sich an der Wand lehnte und die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte, »Gryffindors haben ja einen Groll gegen Slytherins, aber gerade, dass Emma neben dir steht, ist was besonderes. Gryffindors stehen für Mut; und gerade, weil Emma weiß, wie die meisten hier Slytherins hassen, besitzt sie trotzdem den Mut, alle Gryffindors zu widersprechen. Dieser Mut zeigt wirklich einen wahren Gryffindor aus.«
»Ray, ich verstehe nichts«, sagte Emma.
Aber Ray murmelte weiter: »Anna hat mit ihrer Aussage gar nicht so unrecht gehabt. Emma vertraut den Menschen als Charakter - wie ein Hufflepuff. Vermutlich ist es bei ihr auch 50:50 Hufflepuff und Gryffindor. Nur dass ihr Mut und ihr sturer Charakter noch viel mehr ausgeprägter waren.«
»Äh...«
Emma war verwirrt und kippte wie ein Toastbrot um. Oder Waffel.
Sie wäre beinahe auf dem Boden geknallt, doch Norman konnte sie gerade noch an den Schultern auffangen.
»Emma, pass auf! Ist alles okay?«
Emma lächelte ihn nur an: »Siehst du? Du bist nett und hilfsbereit, Norm-«
»Es heißt immer noch Voigt!«, brüllte Phil dazwischen und alle drei erschraken sich.
Phil ignorierte die Reaktionen und redete weiter: »Aber Emmas tolerantes Verhalten toleriere ich. 50.000 Punkte für Gryffindor.«
»Hä?«
»Hä?«
»Hä?«
Norman fiel eine Frage ein und fragte - duh - Phil danach: »Gibt es irgendwas, was ich machen kann, damit die anderen Schüler mich mehr akzeptieren können?«
Phil überlegte für seine Antwort: »Nun ja... Das einzige, womit du die Gryffindors beeindrucken könntest, wäre ein gutes Quidditchspiel.«
»Quidditch?«
Ray guckte gelangweilt zu Norman: »Aber du wärst in Quidditch eine totale Pfeife!«
»Ray!«, zischte Emma ihn an, doch Ray antwortete nur mit einen Schulternzucken und einen ›Das stimmt doch aber‹.
»Ray hat recht«, antwortete Norman zu Emma, »Auch wenn Quidditch ein merkwürdiger Name ist. Das müsste ja auf norwegisch Rumpeldunk heißen.«
Phil schaute Norman geschockt an: »Bitte übersetze das nicht ins schwedische!«
»Wieso nicht?«
»So hat Phil auch bei Gullsnoppen reagiert«, antwortete Ray.
Emma schaute genervt zu Ray: »Musst du denn immer so bescheuert kommentieren? Du bist ja auch nicht besser zu Norman wie alle anderen.«
»Aber Emma«, sagte Norman, »Ich fühle mich von Ray aber auch gar nicht ausgegrenzt.«
»Wie jetzt?«
Phil räusperte und erklärte: »Das ist halt der Charakter der Ravenclaws. Das Klischee sagt zwar, dass sie nur intelligent sind, aber Ravenclaws besitzen eine besondere Eigentschaft zu ihren Mitmenschen. Sie sind zwar, wenn es um das Vertrauen geht, schon vorsichtiger als Hufflepuffs, sind aber auch nicht so misstrauisch. Sie warten ab, bis sie ihr Vertrauen finden. Wenn ein Ravenclaw dann jemanden wirklich vertraut, so ist er auch umso ehrlicher zu seinen Mitmenschen. Das bedeutet, Ray redet euch nur so direkt an, weil er euch vertraut und ihr für ihn was besonders bedeutet.«
»Boah ey!«, brüllte Ray dazwischen, »Reicht das auch mal mit den Gesülze, Phil?!«
Ray bekam ein Schlag am Hinterkopf.
Es war Anna, die neben ihm stand und genervt anschaute.
»Machste jetzt mal hinne? Steh hier nicht so rum! Wir haben nun Verwandlungsunterricht mit Minerva McGonagall und den Hufflepuffs, du schwarzes Schaf!«
»Wieso denn nun, Schaf, Anna?«
»Auf italienisch hieß Ravenclaw anfangs Pecoranera. Was übersetzt ›schwarzes Schaf‹ bedeutet.«
»Ähm... Habt ihr mal das Schulwappen von Ravenclaw angeguckt?! Da ist 'n Vogel drauf. Und wenn ich die Worte Raven und Claw einzeln übersetze, kommt da weder Schwarz noch Schaf raus!«
»Das ist den Italienern nach drei Büchern auch aufgefallen und es wurde in späteren Ausgaben mit ›Corvonero‹ - ›Schwarzer Rabe‹ umgenannt.«
»So, als wär nie was gewesen!«
»Machste jetzt mal hinne, du Vogel?!«
»Ja ja... Du gammelige, schimmelige Mandarine...«
Ray und Anna verschwanden.
Emma schaute sich das Spektakel an und wandete sich zu Norman.
»Neben uns beiden und Mama ist Anna der einzige Mensch, wo Ray auch sehr direkt zu ihr spricht...«
Norman zuckte mit den Schultern.
»Ach, hat bestimmt keine Bedeutung.«
Norman schaute hingegen zur Treppe hoch und sagte zu Emma: »Ich hab ja auch gleich mit euch Unterricht. Na, das wird ja lustig...«
Emma machte einen wütenden Blick und redete schon fast mit sich selbst: »Wie kann es sein, dass man jemanden einfach so ausgrenzt, nur weil man ein bisschen anders ist als die größere Gruppe? Warum vergleicht man einen Menschen, der nur ein kleines bisschen anders ist als die größere Gruppe, mit Klischees anstatt mal mit den wahren, ehrlichen Charakter dieses Menschens. Warum hasst man solche Menschen, obwohl sie einen nichts tun oder verletzen? Warum will man solche Menschen ausgrenzen, obwohl die Menschen nicht Schlimmes machen? Und warum stellt man diese Klischees als einzig wahren Fakt heraus, obwohl man sie sofort wiederlegen kann? Meine Güte! Das macht doch alles überhaupt gar keinen Sinn!«
»Wow...«, sagte Ray, der plötzlich neben Emma stand, »Du hast ja mal perfekt erklärt, wie unsinnig Rassismus ist, Emma.«
Es vergingen Monate. Na gut, eigentlich vergingen nur ein paar Minuten, aber interessiert denn schon jemand diese Zeitangaben?
Was soll das heißen, vom Zauberschloss soll mehr Zauberunterricht gezeigt werden?
Ja ja, ich sehe schon, für den Leser sieht das nicht viel nach Zauber aus, Cyrille. Cyrille, ich finde hier sind zu wenig Zaubersachen! Cyrille, wir brauchen mehr vom Zauberkelch im Zauberschloss mit den Zaubersee und Zauberwald und der Zaubermülltonne und den Zauberzigarettenkippen, Cyrille!
Cyrille, ich finde hier sind so wenig Zaubersachen!
»Was ist denn wieder mit den Erzähler los?«, fragte Emma am Essenstisch, während sie, Norman und Ray Soup Soup Soup aßen.
»Die Soup Soup Soup hat aber einen sehr eigenen Geschmack«, sagte Ray, der die Soup Soup Soup langsam schlürfte.
Norman zuckte mit den Schultern und antwortete: »Soup Soup Soup halt.«
Norman saß rechts neben Ray. Was dazu führte, dass sie sich - schon wieder - mit den Ellenbogen gegenseitig stießen und die Soup Soup Soup vom Löffel auf den Tisch tropfte.
»Verdammt nochmal, Normi!«, zischte Ray ihn an, »Das ist heute schon das vierte Mal!«
Norman lächelte verlegen: »Sorry, Ray von Rayvenclaw. Das passiert mir auch immer nur bei der Soup Soup Soup.«
»Linkshänder zu sein ist ziemlich unpraktisch...«, sagte Emma leise.
Ray starrte Normans Hand an und überlegte: »Früher im Mittelalter galt man schon vom Teufel besessen, wenn man Linkshänder war. Und manchmal musste man nur Linkshänder sein um verbrannt zu werden... Selbst Neville Longbottom wirkte auf alle tollpatschig und das vermutlich nur weil er Linkshänder war. Ich hoffe, die haben dir nicht sowas am Kopf geworfen, Normi.«
Norman seufzte und Emma schaute genervt.
»In der ersten Unterrichtsstunde wollten mich schon manche Gryffindors deswegen als Schlammhand bezeichnen. Es hieße dann ›Slytherin und dann noch eine Schlammhand? Der muss einfach böse und verdorben sein!‹«, erklärte Norman und schaute zu Emma rüber, »Da hat es Emma den Kragen geplatzt und sie hat allen Gryffindors eine Standpauke gehalten. Ein sehr lange Standpauke sogar.«
»Aber dann haben sie auch endlich aufgehört«, ergänzte Emma.
Norman nickte und lächelte ein bisschen.
»Und du hast denen nicht in die Fresse geschlagen?«, fragte Ray überrascht.
»Ray!«, meckerte Emma ihn an, »So etwas macht man nicht! Das musst du als Ravenclaw doch wissen!«
»Rayvenclaw«, korriegierte Norman, »Zumindest hat Emma dadurch 500.000 Punkte erhalten.«
»Oha!«, staunte Ray, »Das hat ja wohl mehr reingeballert als die Eröffnungsmusik von der Winkelgasse!«
»Danach hat es sich gelegt«, erzählte Norman weiter und zuckte mit den Schultern, »Manche haben dann gemerkt, dass ihr Verhalten ein Fehler war, nachdem ich weitere Hauspunkte gesammelt habe.«
»Nur zu schade dass die Hauspokalzerenomie ausfällt wegen der Spielverderberin Corinna«, seufzte Emma.
Norman schaute Emma fragend an.
»Wer zum Geier ist denn Corinna-«
»Ray!«, hörte man Anna hinter Ray brüllen.
Ray schaute Anna genervt an.
»Was gibt es denn jetzt schon wieder?«
»Was ›schon wieder‹? Wegen dir haben wir kaum Punkte bekommen um den Hauspokal zu gewinnen! Interessiert dich das denn gar nicht?!«
»Nö, nicht wirklich.«
»Gah! Warum bist du immer so gleichgültig?! Und sowas nennt sich Ravenclaw?!«
»Rayvenclaw, wenn dann schon.«
»Ach, sei doch still!«, murmelte Anna zischend und klatschte mit der linken Hand Ray eine rein.
Alle drei starrten Anna überrascht an. Sie hingegen lief rot an, schaute zum Boden und murmelte: »Na gut... Immerhin hast du schon die meisten Punkte gemacht...«.
Weiter mit rotem Kopf tippelte Anna weg.
Ray schaute wieder gleichgültig zurück zu Emma und Norman und sagte: »Schon merkwürdig...«
Doch Emma war das Geschehen egal und haute genervt mit der Faust auf dem Tisch, so, dass etwas von ihrer Soup Soup Soup auf dem Tisch schwappte.
»Mir egal, ob die Sache nun gut ausging! Es stört mich immer noch, dass man auf die Idee kam, Norman einfach ausgrenzen!«
Ray zuckte mit den Schultern.
»War halt die Idee von der schäbigen, kleinen Kinderbücherei.«
»Ey, ich rufe da jetzt an und beschwere mich!«
Emma nahm ein Becher vom Schnurtelefon und hielt es sich am Ohr.
Nach ein paar Sekunden hielt sich Connie den andern Becher am Ohr.
»Hallo. Schäbige, kleine Kinderbücherei, Zentralbüro. Was kann ich für Sie tun?«
Emma schaute fragend zum Becher und dann zu Connie.
»Äh... Heißen Sie echt so?«
»Ja. Danke für Ihre Interesse. Auf Wiederhören.«
»Hey, aber ich-«
Connie legte den Becher auf den Boden und ging weg.
Man hörte vom weitem Connie sagen: »Hm, das war jetzt schon die dritte Person, die diese Frage gestellt hatte. In einer Minute. Sollte ich vielleicht warten, ob die Anrufer noch mehr Fragen haben? Och, Nö.«
»Ey, die hat einfach aufgelegt!«, meckerte Emma.
»Kannst es ja mit Sturmklingeln probieren«, kommierte Ray sarkastisch.
Isabella lief an Ray vorbei und sah ihn überrascht an.
»Ach, hier bist du ja, Ray«, sagte sie, nachdem sie ihn bemerkte.
»Kafkaneki, wenn dann schon«, meckerte Ray.
Doch Isabella hörte nicht zu und drückte Ray ein Buch in die Hand.
»Du kennst dich doch so toll mit der Bibliothek aus, kannst du vielleicht dieses Buch zurückbringen? Danke«, erklärte Isabella ihn und ging weg.
Ray seufze, stand auf und ging weg.
»Bis später«, sagte er zu den beiden.
»Bis später.«
Nachdem Ray vom Tisch wegging, kam Anna zu den beiden und kommentierte: »Und weg ist er.«
»Benehmen sich eigentlich Ravenclaws denn immer so untereinander?«, fragte Emma sie.
Anna schaute Emma überrascht an und antwortete: »Nein, eigentlich nicht. Warum fragst du, Emma?«
»Weil es Emma halt komisch fand, dass du Ray immer so anmeckerst«, antwortete Norman.
»Magst du ihn etwa nicht, Anna?«, fragte Emma.
»Ach Quatsch«, antwortete Anna lächelnd, »Er ist zwar ein Miesepeter, den immer alles gleichgültig ist und er muss auch immer alles sarkastisch kommentieren, aber...«
Anna schaute zu Ray rüber, der gerade den Raum verließ.
»Aber er ist dennoch ein interessanter und pfiffiger Mensch. Er weiß bestimmt noch viel mehr als wir alle.«
»Ich verstehe...«, überlegte Emma.
»Und er hat lange schwarze Haare und deswegen lieb ich ihn. Forkt euch«, sagte Anna mit einem belustigten Ton.
Norman und Emma schauten Anna fragend mit hochgezogener Augenbraue an.
Annas Gesicht wurde rot und stotterte: »Ah! Äh... Das... Das habe ich mal in einem Podcast gehört. Das sollte ein Anmachspruch sein!«
»...«
»...«
Es war nun wieder abends. Ray hatte sich, nachdem er aus der Bibliothek kam, an die Wand gelehnt und las stehend ein Buch, was er vorhin aus der Bibliothek rausnahm.
Emma und Norman kamen langsam auf Ray zu.
»Hey Ray!«, rief Emma, »Liest du schon wieder ein Buch?«
»Man sieht doch Ray sonst immer mit Buch«, antwortete Norman zu Emma.
Ray schaute die beiden gelangweilt an und erklärte: »Ich lese gerade das offizielle achte Buch. Dieses Theaterstück. Obwohl ich das Buch mit den bodenlosen schwarzen Loch und Stephen Hawking besser fand.«
»Wie findest du denn das Buch, Ray?«
»Es fühlt sich einfach an wie eine FanFiction. Und es ist ja quasi auch eine FanFiction. Als Theaterstück bestimmt wunderschön. Aber als Buch Schrott. Und selbst als FanFiction-«
»Hey Ray!«, begrüßte Anna Ray, da sie zufällig an den drei vorbeilief.
»Schrott!«, redete Ray weiter, der Anna nicht bemerkte und das Buch wegschmiss. In Annas Richtung.
Anna wich noch gekonnt aus. Dummerweise bekam Isabella das Buch mitten ins Gesicht ab.
»Verdammt nochmal!«, meckerte Ray, »Das olle Toastbrot war im Weg!«
»Ich - bin - kein - Toastbrot!«
»Mir doch egal!«
»Ähm... Ray?«, sprach Anna dazwischen.
Ray starrte Anna an.
»Hallo... Ähm... Wer warst du nochmal?«
»Du hast mich schon wieder vergessen?!«
»Sorry. Ich hab doch gesagt, mich wollen so viele FanFiction-Autoren mit so vielen Mädels verkuppeln, dass ich schon keinen Überblick mehr von den ganzen Mädchen habe.«
»Ray und sein FanFiction-Harem«, lachte Norman.
»In wie vielen FanFiction warst du denn schon wieder als du zur Bibliothek gegangen bist, Ray?«, fragte Emma ihn.
Ray überlegte: »Müsste die magische Zahl sieben gewesen sein.«
Norman betrachtete das achte Buch und ihm fiel was auf.
»Interessant, das achte Buch gehörte anscheinend auch William Minerva«, bemerkte er.
Das achte Buch kippte um.
»McGonagal hat gesprochen!«, brüllte Phil und alle erschraken.
Doch sie ignorierten alle Phil.
»Woher hat Ray wohl dieses Buch?«, fragte Emma in die Runde.
Ray gab keine Antwort.
Emm räusperte: »Woher hat Ray dieses Buch?«
Ray erschrak sich und antwortete hastig: »Äh... Äh... Äh... BETRIE-«
»Zu spät«, sprachen Norman und Emma lachend.
Phil schaute nun zum Leser und sagte ihn zum Schluss: »Hoffentlich höre ich, hört ihr mich, wir hören uns alle gegenseitig beim nächsten Kapitel.«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro