Ist Liebe nun nicht nicht kompliziert, oder was?
Ray las ein Buch.
Ja, das klang nicht sonderlich spektakulär, aber so was nun mal halt bei Ray. Er las ein Buch.
Was für ein Buch das war? Keine Ahnung.
Das werden wir auch nie erfahren, denn in dem Moment kam Emma auf ihn zugerannt, nahm das Buch aus seinen Händen, klappte es zu und verprügelte Ray damit.
»Rayyyy!«, brüllte Emma - ohne anscheinend zu merken, dass sie gerade Ray mit einen Buch verprügelte, »Ich verstehe es nicht!«
»Ich - Au- Würde - Au - Dir - Au- Gerne - Au - Helfen - Au - Aber - Au - Würdest - Au - Du - Au - Gefälligst - Au - Aufhören - Au - Mich - Au - Mit - Au - EINEN BUCH ZU VERPRÜGELN - Au!«, brüllte Ray zurück.
Erst jetzt verstand Emma, was sie da mit Ray machte und hörte sofort auf.
»Oh Gott! Es tut mir so leid, Ray! I-ich verarzte dich sofort. Es tut mir so leid, aber ich bin gerade so verwirrt, dass ich nicht mal merkte, dass ich dich verprügelt habe!«, entschuldigte sich Emma und rannte los um Pflaster für Ray zu besorgen.
»Merkste überhaupt noch was, du kabelverschmorrte Antenne ohne Empfang...«
Nachdem Emma Ray verarztete (sie klebte ein paar Pflaster ins Gesicht) gingen die beiden zu Emmas Schlafzimmer. Da um diese Uhrzeit die meisten Kinder draußen spielten, standen die beide nun alleine mitten im Zimmer vor Emmas Bett.
»Nun sag schon«, begann Ray zu sprechen und schmiss sich mit dem Rücken auf Emmas Bett, »Was verstehst du denn ni- JAAAAUUUUTSCH!«
»Ähm... Ray... Ich wollte dir gerade sagen, dass Phil, Thoma und Lannion gerne spitze Bauklötze auf meinen Bett raufschütten. Deshalb sollte man nicht so einfach auf meinen Bett raufspringen.«
»Meine Güte! Du hättest mich doch trotzdem warnen können, du Antennenbrot!«
»Wollte ich ja gerade, du Pflastergesicht, das alle als Brote bezeichnet!«
Ray seufzte.
»Jetzt sag schon. Was hast du denn nicht verstanden, damit du mich mit einen Buch verprügeln wolltest.«
Emma überlegte kurz und antwortete: »Gilda hatte letztens ein Buch gelesen, was sie als romantisch bezeichnete und davon schwärmte. Ich habe da kurz reingelesen und nicht verstanden, was man da als romantisch bezeichnen sollte.«
»Ernsthaft? Das war der Grund, warum du mich verprügelt hast?!«, unterbrach Ray sie gernevt.
»Nein, natürlich nicht! Ich war noch nicht fertig, du Sohn eines Toas-«
»PSSSSST!«, zischte Ray sie an, »Sonst beleidigst du wieder Mama! Nur ich darf sie so bezeichnen.«
»Aber ich hab doch nicht sie, sondern dich als Toast bezeich-«
»Emma! Gildas Buch! Schon vergessen?!«, lenkte Ray sie vom Thema ab.
»Ah! Ach ja!«, fiel es Emma wieder ein und erklärte weiter, »Naja... Ich hab Gilda dann gesagt, dass ich das mit den romantischen Teil nicht verstanden habe. Gilda meinte nur darauf ›So ist das nun mal halt in der Liebe. Das muss man doch wissen. Emma, weiß du denn nicht, wie das in der Liebe funktioniert?‹. Nachdem sie das sagte, habe ich darüber lange nachgedacht. Aber ich fand keine Antwort.«
Ray schaute zum Fenster.
»Das klang ja schon fast wie eine Beleidigung.«
»Nein, ich weiß ja, wie das Gilda meinte. Ich habe danach das Buch gelesen, obwohl es nach einer bestimmten Zeit langweilig wurde. Weil ich wegen der Langeweile immer noch keine Antwort fand, hab ich dich danach verprügelt.«
Ray starrte Emma mit einen Ja-sieht-man-Blick an und machte ein paar Pflaster ab.
Emma seufzte und ließ ihre Arme herumschlackern.
»Vermutlich hat Gilda einfach recht. Ich habe keine Ahnung und bin vermutlich einfach nur verrückt.«
Ray antwortete auf Emmas Seufzen auch mit einen Seufzen.
»Um was ging denn das Buch?«
»Um ein Liebespaar.«
»Ja, ach Ne! Das hätte ich auch noch gewusst! Ich meine eigentlich damit, was das Paar macht. Ging es um eine Literaturstudentin, die einfach nur in einen Geschäftsmann ala Mr. Reichi McReichReich verliebt ist?«
Emma schüttelte den Kopf.
»Nein. Um glitzernde Vampire, die bei Tageslicht zu einer Diskokugel mutieren.«
»Okay Emma, ich kann dich beruhigen«, seufzte Ray und musste gleichzeitig lächeln, »Du bist nicht verrückt oder dumm. Gilda hat einfach nur einen schlechten Buchgeschmack. Die ist bestimmt ein Fan vom Genre Chick Lit.«
Emma schaute ihn erleichtert an: »Danke, Ray. Du hast mir geholfen. Auf dich kann man verlassen.«
»Pssst!«, flüsterte Ray und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, »Drücke dich bei sowas bitte nicht so schwammig aus! So etwas darf Normi nicht hören, denn sonst versteht er das falsch.«
»Was darf ich nicht hören, denn sonst was verstehe ich dann falsch?«, fragte Norman, der hinter Ray stand und ihn genervt anstarrte.
»HIIAAAARGH!«, schrie Ray mit einen hohen Schrei und knallte vom Bett auf dem Boden, »Musstet du mich denn so sehr erschrecken?!«
Emma schaute Norman fragend an, ohne sich über sein plötzliches Auftreten zu wundern: »Oh, Hallo Norman. Hast du unser Gespräch nicht mitbekommen?«
»Nein, nicht wirklich«, antwortete er und ging zu Ray um ihm beim Aufstehen zu helfen.
»Irgendwann beherrscht dieser Trottel noch Telelportation...«, murmelte Ray vor sich hin.
Norman stellte sich lächelnd neben Emma und ignorierte Rays Gemurmel.
»Naja... Was ich eigentlich machen wollte...«, fing Norman an zu sprechen und streckte seine Arme weit auseinander.
»Emmaaa!«, sagte er mit einen Strahlen im Gesicht, »Meine Lieblingsemma! Komm, lass dich knuddeeeln!«
»Naja... Jetzt nicht unbedingt-«, fing sie an zu antworten, doch als Norman ihr näher kam erwiderte Emma seine Umarmung, indem sie Norman auch umarmte.
Warum nicht?, war ihr Gedanke, Dann umarme ich halt Norman. Stört mich ja nicht.
»Warum auf einmal in Knuddellaune?«, fragte Ray Norman mit verschränkten Armen.
»Weiß nicht «, war Normans Antwort, »Ich wollte einfach nur mal so Emma umarmen.«
Während Norman Emma weiter umarmte, strich Emma ihre rechte Hand an Normans Hinterkopf und schaute nachdenklich.
»Naja... Weißt du Norman...«, überlegt Emma laut und spielte gleichzeitig mit den Fingern an Normans Strähne herum, »Ray und ich sind am überlegen, wie ich das mit der Liebe nur verstehen soll?«
Norman löste langsam die Umarmung auf (obwohl er die natürlich zu fünfhunderttausend Prozent genossen hat) und schaute sie fragend an.
»Emma, wie meinst du denn das?«
»Ich-«
»Emma denkt, sie sei verrückt, weil sie beim Buchlesen das eine Buch von Gilda nicht romantisch fand«, unterbrach Ray Emma, indem er für sie antwortete.
Emma nickte nur.
Norman hingegen lächelte sie einfach nur an (was er ja eh die ganze Zeit tat) und sagte ermutigend zu ihr: »Ach, komm schon, Emma. Du weißt doch, dass jeder Romantik anders empfindet. Nur weil Gilda etwas romantisch findet, heißt das doch nicht, dass du das auch so empfinden musst. Liebe und Romantik sind ein persönliches Empfinden und was einzigartiges. Emma, bei so etwas bist du doch nicht verrückt. Du bist einfach nur was einzigartiges, Emma. Und das ist normal.«
Emma lächelte zurück.
»Danke, Norman. Ich glaube, du hast Recht. Ich sollte mir da nicht so einen Kopf darum machen.«
»Du bist du. Du bist Emma.«
Norman lächelte zurück.
Ray hingegen schaute emotionslos die beiden an.
»Wenn ich also mitten im Essenssaal mit einen Tutu herumtanze, Bücher um mich herumschmeiße und gleichzeitig diese RhabarberBarbaraBar-Geschichte erzähle, gelte ich also nicht als verrückt, sondern als einzigartig; weil ich Ray bin?«, kommentierte er das Geschehen.
»Mensch, Ray!«, meckerte Emma ihn an, »Musst du denn immer die Stimmung vermiesen?!«
»Ja.«
»Wie ich halt sagte«, sprach Norman weiter, »Einige Menschen finden auch Umarmungen romantisch. Oder auch einfach nur den Anblick eines Lächelns-«
»Boaaah! Ne Ey!«, nörgelte Ray und tat so, als würde er Zeige- und Mittelfinger im Rachen schieben, »Ich hab echt kein Bock noch mehr von diesem Gesülze zu hören! Da kriege ich ja gleich einen Brechreiz!«
Nach weiteren Rumgelaber dachte Ray wieder über das Buch mit den Diskokugelvampiren nach.
»Sag mal, Emma«, begann er zu fragen, »Was genau für eine Szene kam denn vor, damit Gilda es als romantisch bezeichnen konnte?«
Emma überlegte kurz nach.
»Eine Kussszene.«
Ray hob eine Augenbraue hoch.
»Und das war der Grund, warum du das nicht verstanden hast? Na gut... Das Buch hatte bestimmt mehrere Kussszenen... Aber das hat dich irritiert?«
»Das lag ja auch daran, dass ich das Küssen selber nicht als romantisch empfinde, sondern als was alltägliches.«
Norman überlegte kurz, bis ihm was einfiel.
»Ah, stimmt! Küssen kann ja in verschiedenen Kulturen ja auch eine andere Bedeutung besitzen. Für manche ist das eine Begrüßung, ein Zeichen des Vertrauens und Handelns oder auch zur Beruhigung bei Mutter und Kind.«
Emma nickte zu Norman.
»Genau. Besonders Mama gab uns früher Gute-Nacht-Küsse. Ab und zu mache ich das auch bei jüngeren Geschwistern auf der Stirn, wenn sie nachts nicht gut schlafen können.«
Ray überlegte auch: »Stimmt. Mama hat ja früher, wo wir gerade noch ins Grace Field House kamen, oft solche Küsse auf die Stirn gegeben. Auch, wo wir uns mit zwei Jahren oft verletzt haben, hat sie das manchmal getan.«
Emma und Norman starrten ihn verwirrt hat.
»Woher willst du das wissen?«
»Äääh... HAB ICH BEI ANDEREN KINDERN BEOBACHTET!«
Emma und Norman starrten ihn weiter.
Ray seufzte.
»BETRIEBSGEHEIMNIS!«
»Darauf haben wir gewartet, Ray«, lachte Emma.
Ray versuchte das Thema wieder zu lenken: »Also Fazit: Emma fand die glitzernden Kussszenen nicht romantisch, weil es für sie keine wirklichen Bedeutungen gab.«
Emma schüttelte den Kopf.
»Nicht nur das«, ergänzte sie, »Ich fühle sowas auch nicht. Alles, was man da beschrieb... Das fühle ich nicht. Es berühren sich einfach nur ihre Lippen, mehr nicht. Was soll daran besonders sein?«
»Verstehe...«, überlegte Ray, »Wie halt Norman es schon sagte. Das kann für einige Menschen eine andere Bedeutung besitzen.«
»Selbst in der Praxis ist das nichts besonderes«, erklärte Emma und ging einen Schritt zu Norman.
»Keine Sorge, Emma«, beruhigte Norman sie lächelnd, »Du bist erst elf. So wie Ray und ich. Das ist auch normal.«
Ray grinste ihn an.
»Sagt der, der im erstem Kapitel einen Korb bekam«, kommentierte er grinsend.
»Ray!«, zischte Norman, »Musst du mich daran erinnern?!«
»Ja.«
Emma legte ihre beiden Händen auf Normans Wangen.
»Ich habe zwar keine Ahnung, wovon ihr redet, aber ich gebe deine Aussage recht, Norman.«
»Äh... Emma?«, fragte Norman sie, »W-was ma- machst d-du d-da?«
Ray starrte Emma an.
»Emma! Moment!«, mahnte Ray, »Halt! Warte!«
Doch Emma ignorierte die beiden.
Sie zog Normans Kopf zu sich, während sie sich gleichzeitig Normans Gesicht näherte, ihre Augen schloss und ihre Lippen schnell und gleichzeitig vorsichtig auf Normans legte.
Ehe Ray und Norman noch reagieren konnten, schloss sich Emmas Mund um Normans und ließ ihn nicht mehr los.
Drei Sekunden erstarrten beide in dieser Pose. Emma, die Normans Gesicht mit beiden Händen festhielt und ihre Augen weiterhin schloss; und Norman, der sich nicht rührte und mit weitaufgerissen Augen in die Ferne starrte.
Es war Emma, die diese Pose beendete. Sie löste sich von Norman, nahm die Hände von seinem Gesicht weg, öffnete wieder die Augen, drehte sich zu Ray um und seufzte mit einem ausdruckslosem Gesicht.
»Siehst du, Ray«, seufzte Emma, »Ich merke kaum was.«
Sie wandte sich wieder zu Norman.
»Was meinst du, Norman?«
Kuss. Emma. Kuss. Emma.
Das waren die einzigen beiden Worte, die durch Normans Kopf herumschwirrten.
Nein, nicht nur durch seinen Kopf. Durch seinen gesamten Körper durchflossen diese Worte.
Es entwickelte sich nur in Bruchteil von einer Sekunde in seinem Körper Gefühle, die Norman noch gar nicht kannte und sie nicht beschreiben konnte. Diese Gefühle entwickeltem sich in ihm, wie die Knospen einer Blüte. Diese Gefühlsknospen wanderten auch in nicht mal im Bruchteil einer Sekunde durch Normans Inneren. Gleichzeitig öffneten sich die Gefühlsknospen im Inneren und die geöffneten Gefühlsblüten durchschwammen und erkundeten Normans tieftes Inneres.
Sein Herz pumpte tiefer und schneller, wodurch sein Blut wie spritzige Kohlensäure durch seine Adern schwamm. Besonders durch seinem Kopf, wodurch auch sein Kopf langsam rot wurde.
Durch das schnelle Herzklopfen wurde sein Atem immer schneller und um seinem Schulter- und Nackenbereich bildete sich eine kleine, aber angenehme Gänsehaut.
Sein Bauch fühlte sich am merkwürdigsten an. Als würde ein zäher Klumpen aus Kohlensäure durch seinen gesamten Bauch langsam herumwandern und ihn vom Inneren abkitzeln und streicheln. Durch sein herumpochendes Herz fühlte es sich auch so an, als würde sein Herz mitten im Bauch reinrutschen und gemeinsam mit dem zähen Kohlensäurenklumpen durch den Bauch wandern, kitzeln, streicheln und herumpochen.
Es war alles für Norman so unbekannt und fremd, dass er mit diesem Gefühl nicht klar kam. Trotzdem empfand er gleichzeitg dieses Gefühl so angenehm und wünschte sich, dass es nie aufhören solle.
...rma...
Er war von diesem Gefühl so benebelt, dass er seine Umwelt nicht mehr wahrnahm.
...orman...
Er starrte weiter durch den Raum, ohne auch nur auf die Stimmen zu achten.
Norman!
Wer redete mit ihm? Er weiß es nicht. Nichts existierte mehr für ihn, außer dieses wundervolle Gefühl.
Norman! Hörst du überhaupt noch zu?!
Gute Frage, ob er noch zuhörte.
Seine Augen rollten nach innen.
»Norman! Hey Norman! Erde an Norman!«, rief Emma nach Norman und wedelte ihre Hand vor seinem Gesicht.
»Gibs auf, Emma«, sagte Ray zu ihr mit verschränkten Armen, »Der ist völlig benebelt.«
Emma ignorierte Rays Aussage und schaute Norman weiter an.
»Norman...?«
Norman hatte sich zu sehr auf Emmas Kuss konzentiert, dass er kerzengerade wie ein Toastbrot umfiel.
Oder Waffel.
»Waaah!«, schrie Emma, »Oh Nein, Norman!«
»Na Super...«, seufzte Ray.
Emma kniete sich neben Norman hin und schaute ihn besorgt an.
»Ray!«, sprach sie zu Ray und schaute ihn auch besorgt an, »Woher sollte ich denn wissen, dass Küssen gefährlich ist?!«
»Emma, ganz ruhig«, beruhigte Ray sie, »Du weißt doch, dass Küssen was völlig harmloses ist. Norman war nur von deinem Kuss überfordert.«
Emma strich über Normans Haare und seiner Strähne.
»Aber das Norman so empfindlich darauf reagiert, dass er bewusstlos wird...«, flüsterte sie leise vor sich hin.
»Keine Sorge. Wir warten einfach bis er wieder aufwacht. Norman würde dann denken, das wäre nur ein Traum gewesen.«
Emma hob Normans Kopf vorsichtig an und überprüfte seinen Hinterkopf.
»Ich hoffe wirklich, dass Norman vom Sturz keine Beule bekam.«
»Emma, solange Norman die Beule nicht an einer anderen Stelle bekommt, musst du dir wirklich keine Sorgen machen«, kommentierte Ray und grinste dabei.
»???«
»Okay, ich sollte solche Witze lieber unterlassen. Bin zu unlustig dafür.«
»Ray, jetzt ist nicht die Zeit für dumme Witze, die ich nicht verstehe-«
»Bist ja auch ein Mädchen, den Witz kannst du nicht verstehen.«
»Ray! Hör auf so sexistisch sein!«
»Den Witz meine ich nicht sexistisch, sondern biologisch!«
»Meine Güte! Das ist doch jetzt unwichtig. Junge, Mächen, hin oder her! Versuchen wir lieber, dass Norman wieder aufwacht.«
»Ich habe doch gesagt, der wacht bestimmt von alleine-«
»Da hilft bestimmt nur eins«, sagte Emma und holte tief Luft.
»Ähm... Emma...? Was willst du machen?«
In dem Moment wachte Norman langsam auf und murmelte: »Was...? Komischer und doch schöner Traum. Ich hab geträumt, dass Emma-«
Doch ehe Norman zu Ende sprach, rief Emma dazwischen.
»Mund-zu-Mund-Beatmung!«
Emma holte nochmal tief Luft und legte wieder ihren Mund auf Normans.
Norman starrte wieder erschrocken mit weitaufgerissenen Augen Emma an, während Ray einen Facepalm machte und Nicht schon wieder murmelte.
Emma beendte nach einigen Sekunden die Mund-zu-Mund-Beatmung und schaute vorsichtig Norman an.
»Norman, geht es dir wieder besser?«
Norman starrt durch die Ferne. Seine Gefühlsknospen-Gefühlsblüten-Kohlensäureklumpen-mit-Herz-dingsdabumsda-wat-auch-immer-Gefühl-Dings begann wieder von vorne und Norman kippte wieder kerzengerade wie ein Toastbrot um. Oder Waffel.
Was kein Sinn machte, da er schon auf dem Boden lag.
»Oh Nein! Nicht schon wieder!«, schrie Emma.
»Vielleicht solltest du das doch unterlassen, Emmi«, kommentierte Ray mit einem sarkastischen Ton.
»... Emmi?«
»Oh, ich hab dich wohl schon so sehr aufgezogen und veräppelt, dass sich wohl daraus ein Spitzname entwickelt hat, Emmi.«
»Warum mit i?«
»Seit wann kannst du das bitte raushören?!«
»Jetzt sag schon! Warum mit i?«
»Keine Ahnung«, zuckte Ray mit den Schultern, »Ist halt wie mit Normi. Wirkt halt harmonischer. Und ein i sieht halt hübscher aus, als dieses komische y.«
»Aber du wirst doch mit y geschrieb-«
»Würdest du dich bitte auch mal um Normi kümmern, Emmi-«
»Emma!«
»NORMAN!!«
»Ray!«
»Emma!«
»Phil!«, schrie Phil in den Raum und rannte wieder weg.
Ray rollte mit den Augen.
»Meine Güte! Mach doch einfach die Schneewittchen-Variante.«
Emma hob eine Augenbraue hoch.
»Ich soll ihn hochheben, dann wieder fallen lassen, so, dass er ein Apfelstück ausspuckt und wieder aufwacht?«
»Seit wann kennst du denn die Version von den Gebrüdern Grimm?«
»Ich lese auch Bücher, Ray.«
»Waaas? Du kannst lesen, Emmi?«
»...«
»Ich meine ja eigentlich die Version von Disney.«
»Und die wäre?«, fragte Emma und stand mit genervten Blick auf.
»Ihn wachküssen.«
»Also das, was ich schon vorher gemacht habe?«
»Yo.«
»...«
»...«
»...«
»Ray?«
»Was denn, Emmi?«
Emma packte Ray an den Schultern und sagte ihn genervt: »Anstatt dumme Kommentare zu geben, kannst du das auch einfach mal selber machen.«
»Halt, Halt, Halt, Halt, Halt!!! Norman und ich sind doch zwei Jungs!«
»Meine Güte!«, schrie Emma genervt, »Reiß dich doch mal zusammen, Ray! Es ist völlig okay, in Ordnung und normal, wenn zwei Jungen sich küssen! Auch bei Mädchen. Solange ich einen Kuss als wunderschön empfinde, ist es doch egal, ob ich dich, Norman oder ein Mädchen küsse! Ich bin ich. Und meine Gefühle sind einzigartig!«
»Wow, Emma. Du hast wirklich was aus Normans Aussage gelernt. So langsam verstehst du das mit den Gefühlen-«
»Hör auf zu kommentieren!«, zischte Emma und drückte Rays Kopf zu Normans.
In dem gleichen Moment wachte Norman auf und sah Ray auf ihn zukommen.
Ray und Norman reagierten blitzschnell. Beide streckten ihre Arme aus und drückten sie an den Schultern des Gegenübers und versuchten sich wegzudrücken.
»Ich will doch keine Ray-Spucke in mir drin haben!«, zischte Norman.
»Gut so!«, kommentierte Ray grinsend zurück, »Wenn ich jetzt Norman-Bazillen bekomme, müsste ich bestimmt auch dein Gesülze nachsprechen. Der pure Horror.«
Emma schubste Ray weg und half Norman hoch.
»Norman, geht es dir wieder besser?«
Norman lächelte Emma an und legte seine linke Hand an seinem Hinterkopf.
»Keine Sorge, Emma. Mir gehts wirklich gut. Zumindest hab ich keine Beule vom Sturz bekommen.«
»Ein Glück nicht woanders«, murmelte Ray schon fast flüsternd.
Emma schaute Norman an.
»Aber weißt du, Norman... Während du bewusstlos warst, habe ich deine Aussage von vorhin mehr und mehr verstanden. Jetzt bin ich nicht mehr so sehr verwirrt.«
»Ähm... Das klingt doch super! Hoffe ich.«
»Meine Güte...«, murmelte Ray, »Warum muss Liebe so kompliziert sein...«
Emma und Norman wollten das Zimmer verlassen, bis auf einmal Ray Emmas Schultern packte.
»Was ist denn, Ray?«
»Mach bitte das mit diesem Küssen nicht noch einmal!«
»Hä? Wieso denn?!«
»Hast du das schon wieder vergessen?! Wie Norman und ich reagiert haben?! Besonders Norman hasts ja wohl gestört!«
»Naja...«, kommentierte Norman, »Mich hat es jetzt nicht-«
»Nicht - Noch - einmal!«, sagte Ray und schaute bedrohlich Norman an.
»Äh... Äh... Ähm... Ja. B-bitte nicht noch einmal. Außer im Notfall.«
Emma zuckte mit den Schultern.
»Na gut, wenn ihr darauf besteht. Wenigstens habe ich wieder was gelernt.«
Urplötzlich kam Isabella ins Zimmer rein.
»Was hast du gelernt, Emma?«
Emma schaute die beiden Jungs an.
Norman und Ray legten ihre Zeigefinger auf ihren Lippen.
Emma schaute wieder lächelnd Isabella an.
»Naja, einmal, dass ich nicht einfach so mit Bücher um mich schlagen soll, Gilda einen komischen Buchgeschmack hat und das Ray gerne Spitznamen gibt.«
»Das Ray gerne Spitznamen gibt, ist nichts Neues«, kommentierte Isabella genervt.
»Aber Toastbrot ist doch kein Spitzname, Mama«, sagte Ray, »Sondern deine Bezeichnung.«
»Ray!«
»Ist ja schon gut, Toasti.«
»Wow...«, kommentierte Emma, »Ray hats aber auch mit seinem i...«
»Soll ich jetzt darauf mit BETRIEBSGEHEIMNIS antworten, Emmi?«
»Warte mal! Woher kanntest du eigentlich die Disney-Version von Schneewittchen, Ray?«
»VHS-KASSETEN-REKORDER!«
»...«
»BETRIEBSGEHEIMNIS! Zufrieden?«
»Vielleicht«, lachte Norman ihn an.
»Das ist mir hier alles zu blöd«, sagte Ray und schmiss sich wieder mit dem Rücken auf Emmas Bett.
»Ähm... Ray...«
»Vielleicht sollte ich mich einfach hinleg- JAAAAUUUUTSCH!«
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