Kürbistumor
Poesie
Mit einem kleinen Notizbuch trat der Brünette in den Raum und wurde direkt von seiner Clique empfangen.
"Ist was passiert?"fragte Maudado direkt. Es war, als würde er spüren, dass etwas nicht stimmen konnte.
"Allerdings. Meine Lehrerin lässt mich in Poesie durchfallen. Das würde mein komplettes Zeugniss runter reißen."war die Antwort. Es stimmte, denn das ganze Zeugniss von Manuel bestand aus lauter Einsen.
"Wieso, dass denn?"fragte Paluten direkt und bekam das kleine Notizbuch zugeworfen.
Er öffnete es und lass sich die ersten paar Zeilen vor und verzog dabei das Gesicht.
"Manu, Poesie ist doch das einfachste Fach."beschwerte sich Paluten und reichte das Buch an Zombey weiter, der zusammen mit Maudado einen Blick hinein warf.
"Überhaupt nicht. Gefühle und so ein Kram bringen mich nicht weiter."meinte er resigniert.
Paluten ließ die Schultern kopfschüttelnd hängen.
"Und jetzt?"fragte Zombey und gab das Buch an Manu zurück.
"Meine Lehrerin meinte, dass ich noch eine Chance bekommen würde meine Note aufzubessern, aber diese ist doch unmöglich."er seufzte,"Ich sollte morgen beim Literatur Vormittag ein selbstverfasstes Gedicht vortragen."
"Aber das ist doch die Chance."meinte ich.
Manu sah mich an, als hätte ich einen Stein auf ihn geworfen.
"Wie soll ich es denn je schaffen etwas
brauchbares aufs Papier zu
bringen?"fragte er zweifelnd.
"Ich kann dir beim Prozess gerne helfen. Ich locke dir schon ein paar Gefühle hinaus."meinte Patrick motiviert.
"Ja, viel spaß dabei."belächelte Manuel den Versuch und wollte sich schon wieder aus dem Staub machen, doch wurde vorher von Zombey an der Schulter gepackt und zurück gezogen.
"Du willst nach all der Arbeit nicht wirklich wegen Poesie aufhören? Das wäre wirklich traurig."meinte Zombey.
Manuel kniff die Augen zusammen.
"Du setzt dich jetzt hier hin und lässt dir von Patrick irgendwie helfen. Maudado und ich sehen euch dann morgen." meinte Zombey und zog seinen Kumpel mit aus dem Zimmer.
Ein wenig perplex verschränkte Manuel die Arme und ließ sich neben Patrick auf die Couch fallen.
"Was ist dein Plan."fragte er.
Patrick überlegte. Wie konnte er seinem Freund irgendwie ein paar nützliche Emotionen entlocken, die ihm beim schreiben seines Gedichts helfen konnten.
"Katzenbabys."meinte er schließlich.
"Katzenbabys?"fragte Manuel verwirrt.
"Ja."
"Wo willst du Katzen herbekommen? Und inwiefern soll mir das helfen?"
"Meine Tante hat eine Katze, die bis vor kurzem noch trächtig gewesen ist. Wie können sicher kurz vorbei schneien. Außerdem kann doch niemand bei kleinen Kätzchen unglücklich sein."
"Sicher."Manuel schien genau das überhaupt nicht zu sein.
Nach einem kurzen Telefonat zwischen Patrick und seiner Tante, zog er seinen Kumpel auf die Beine.
"Wir können direkt los."sagte er.
"Palle, wir haben bloß einen Tage. Bist du dir sicher, dass wir diesen mit Katzen verschwenden sollten?"fragte Manuel ziemlich verwirrt und hielt Patrick kurz auf.
"Ich bin mir tot sicher."sagte er und lief weiter.
Kurze Zeit später kamen die zwei in der Wohnung von Patrick's Tante an, doch eine richtige Reaktion auf die Kätzchen von Manuel war nicht dabei.
Er schien weder begeistert von den Kleinen, noch schien er sich für sie zu interessieren. Er setzte sich neben Patrick auf den Boden, schrieb wahrscheinlich irgendwelche Hausaufgaben nebenbei in seinen Collegeblock, den er extra noch mitgenommen hatte und blickte zwischendurch auf, als Patrick ihm die ein oder andere Katze unter die Nase hielt und sie dann wieder zu ihrer Mutterkatze legte.
Manuel schien recht abwesend, mit seinen Hausaufgaben und Patrick störte es wohl kaum, er war schließlich daran gewöhnt, dass Manuel seine Aufgaben immernoch nebenbei erledigte.
Aber eine kleine Reaktion hatte er doch erwartet. Hinterher war das ganze doch bloß unnötig gewesen. Schließlich verabschiedeten dir zwei sich von Patrick's Tante und liefen über die leeren Straßen.
Es war noch hell, kein Wunder, der Sommer hatte begonnen und die warme stickige Luft war unerträglich, der staubige Boden gab der ländlichen Ortschaft noch ein wenig mehr Flair.
Manuel spazierte auf der offenen Straße, während Patrick versuchte auf dem Bürgersteigkante zu balancieren. In dieser Gegen fuhren selten Autos vorbei, weshalb das erst möglich war.
Die zwei Jungs schwiegen und die Ruhe wurde erst gebrochen, als Patrick's Handy klingelte.
"Maudado?"fragte er,"Klar, wir kommen noch kurz rum, es ist Freitag...ich weiß nicht, vielleicht...Ok, bis gleich."
Dann legte er auf.
"Was wollte er?"fragte Manuel.
"Er fragt, ob wir noch kurz zur Wiese runter kommen."antwortete Patrick.
Manuel nickte.
Die Wiese war für das Dorf ein Ort, wo gefeiert wurde, doch meistens hangen dort die Jugendlichen am Wochenende rum. Manchmal brannte ein kleines Lagerfeuer in einer Feuerschale, die dort bestimmt seit Jahren vor sich hin rostete, manche brachten Getränkekisten mit und andere Musikboxen, über die dann die unterschiedlichsten Songs liefen.
Von Rap, bis hin zu Schlagersongs, zu denen dann jeder mit singen konnte. Es waren dort schon so viele Geschichten passiert, über die die vier Jungs gerne lachten, aber im Augenblick machte Manuel sich bloß um diese Gedicht Sorgen.
Es war schon seltsam wie so eine kleine Sache ihm die Laune verderben konnte. Trotzdem lief er unbeirrt hinter Patrick her. Seinen Collegeblock hielt er in der Hand. Minuten später kamen sie dann an der Wiese an und liefen hinunter zu den anderen, wo schon sicher die Hälfte der Dorfjugend in kleinen Gruppen verteilt hatte.
Patrick und Manuel setzten sich natürlich zu Maurice und Michael.
"Wie seid ihr voran gekommen?"fragte Maurice.
Manu blickte seufzend auf seinen Collegeblock.
"Also überhaupt nicht weit. Manu hat nur seine Hausaufgaben gemacht und ich hab Katzen gestreichelt?"
"Ja, Hausaufgaben."murmelte Manuel.
"Katzen?"fragte Michael.
"Unwichtig."antwortete Patrick.
Es wurde Nacht und auch die Sonne verschwand irgendwann und mir ihr die Hitze. Es wurde kühler und die Jungs setzten sich irgendwann zum Feuer rüber, bis auf Manuel, der eine Seite aus seinem Collegeblock riss, zusammen knüllte und hinter sich warf.
Er starrte rüber zum Feuer und eine einzelne kleine Träne, aus Schmerz entstanden, bahnte sich ihrem Weg auf den Boden. Die Dunkelheit verschluckte sie. Manuel wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
Das war wohl das meiste an Gefühl, was er je gezeigt hatte. Aber es sah keiner und nach Manuels Überzeugung sollte es auch nie jemand sehen.
Es ging niemanden an, wie er sich fühlte. Er lief zurück auf die Straße, den Weg hinauf ins Dorf.
Dieser verdammte Ort, so klein und eindimensional er auch war, Manuel hätte nie weg gewollt. Nicht ohne Patrick. Inzwischen hatte genau dieser seine Abwesenheit bemerkt.
"Hat Manu sich nicht verabschiedet?" fragte er und zitterte leicht. Ihm war doch sehr kalt geworden.
Maurice und Michael schüttelten beide gleichzeitig den Kopf und Patrick began sich Sorgen über seinen Kumpel zu machen. Das tat er jedes mal, wenn es um Manuel ging. Schließlich hatte er ihm auch bei seinem Gedicht helfen wollen.
Patrick war aufgestanden, um nachzusehen, ob sein Kumpel vielleicht noch in der Nähe war. Die Sorge nagte an ihm, also verabschiedete er sich rasch von Maurice, Michael und den anderen Menschen am Lagerfeuer und verließ die Wiese.
Er rannte über dem ungleichmäßigen Asphalt, der bei jedem seiner Schritte Staub nach oben warf. Es war eine klare Nacht und trotz der Dunkelheit konnte er Manuel schon bald durch das Mondlicht erkennen.
"Manu!"rief und kam schließlich neben ihm atemlos zum halt. Er hatte sich die Seele aus dem Leib gerannt. Der Genannte warf ihm einem kurzen schmerzerfühlten Blick zu, der Patrick sofort wehtat.
"Was ist-? Ist etwas schlimmes passiert?"fragte Patrick und malte sich sofort all die Szenarien aus, die passiert sein hätten können.
Manuel schüttelte den Kopf und setzte wieder ein Pokeface auf. Und genau deshalb hasste er es seine Gefühle zu zeigen. Er wollte die Aufmerksamkeit nicht in Form von Mitleid und Sorge.
Klar wollte er die Aufmerksamkeit von Patrick, aber nicht so. Stur lief Manuel weiter und ließ Patrick verdutzt stehen, doch dieser holte Manuel kurz danach erneut ein und spazierte neben ihm her.
"So schlimm, dass du nicht mal mit mir reden kannst?"fragte Patrick.
"Ich muss dir doch nicht erzählen, was alles in meinem Leben abgeht."knurrte Manuel und verschränkte die Arme.
Er wollte Patrick nur verscheuchen, um sein schneller klopfende Herz zu beruhigen.
Eingeschnappt ruhte Patrick's Blick auf Manuel, was diesen bloß unruhiger werden ließ.
"Ist was?"fragte er und wollte wirklich bloß nur noch weg.
"Hab ich dir etwas getan?"fragte Patrick genervt.
Manuel blieb stumm.
"Pff, ich hab dir den ganzen Tag versucht zu helfen und du bist daraufhin so zu mir."Patrick schüttelte den Kopf.
"Ich hab dich nie darum gebeten."war Manuel's Antwort.
Daraufhin packte Patrick ihn an der Schulter und zog ihn in seine Richtung.
Manuel schüttelte ihn ab. Diese Berührungen waren ihm nicht geheuer.
"Ein bisschen Dankbarkeit ist nie überbewertet."zischte Patrick.
Patrick konnte sich nicht erklären woher dieses eingeschnappt sein von Manuel kam.
Manuel's Antwort blieb aus und Patrick drehte sich augenrollend um. Für sowas hatte er keine Nerven. Während er also zurück zur Wiese lief und Manuel zu sich nach Hause, fanden Maurice und Michael den Zettel, den Manuel zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte.
"Umweltverschmutzung."war der einzige Kommentar von Michael, während er ihn auseinander knüllte und nun den Text entdeckte. Denn was die anderen für Hausaufgaben hielten war in Wirklichkeit ein Gedicht, eine Liebeserklärung.
Es war wirklich ein sehr ausbaufähiges Gedicht, wie Michael fand, als er den Zettel vorlas. Doch die Gefühle, sie wirkten echt. Seltsam wie so ein kleines Gedicht jemanden zum Nachdenken bringen konnte.
"Ist der Brief unterzeichnet?"fragte Maurice aufgeregt.
Er fand die Idee dieses Briefes so niedlich, dass er dem Menschen, der ihn geschrieben hatte helfen wollte.
M
ichael schluckte und zeigte nun Maurice das Stück Papier und deutete auf den Namen.
"Manu?"fragte er,"Aber an wen geht dann der Brief?"
Die zwei blickten sich um.
"Vielleicht die da am Feuer mit der Gitarre."vermutete Michael, aber Maurice war überzeugt davon, dass dieser Mensch nicht Fremd sein konnte.
"Die zwei müssen vetraut miteinander sein. Außerdem spricht der Text von braunen Haaren."meinte er.
"Leute, wisst ihr was mit Manu los ist? Er war so seltsam zu mir. Wollte sich nicht mal berühren lassen."Patrick zuckte mit den Schultern.
Michael und Maurice sahen sich an.
"Nein."war Michaela Reaktion.
"Doch."antwortete Maurice.
"Sind wir uns sicher?"fragte Michael.
Maurice nickte.
"Worum geht es?"fragte Patrick.
Zähneknirschend blickten Maurice und Michael sich in die Augen. Sie konnten das wohl behütete Geheimniss von Manuel doch nicht einfach ausplappern, vor allem nicht, wenn Patrick dabei eine so große Rolle spielte.
Also winkte Maurice ab.
"Versuch morgen doch nochmal mit Manu zu reden."schlug Michael vor.
"Ja, morgen ist sowieso dieser Auftritt. Er braucht dich sicher."meinte Maurice.
Patrick schien sich unsicher. Die Reaktion von Manuel hatte in ihm ein unwohles Gefühl geweckt, immerhin hatte er nichts falsch gemacht.
Er wollte ein einfaches Danke. Mehr verlangte er von Manuel nicht, doch seine Sinne sträubten sich. Egal wie gerne er streiken würde und Manuel nur wegen so einer Kleinigkeit nicht beachten wollte, so sehr wollte er ihm doch um den Hals fallen und sagen, dass Manuel das mit seinem Gedicht schon hinbekommen würde.
Ja, wahrscheinlich war es nur der Stress, der den Brünetten so wütend machte. Wenn Manuel den Tag morgen hinter sich gebracht hatte, sah sicher alles anders aus. Patrick nickte.
"Wenn ihr das sagt. Ich kann ihn ja morgen kurz anrufen oder so."meinte Patrick schulterzuckend und musterte verwirrt die Blicke seiner zwei Freunde die sich immer wieder vielsagende Blicke zu warfen, nur konnte Patrick nicht deuten, ob diese positiv oder negativ waren. Ob sie etwas wussten, was er selbst nicht wusste?
Kopfschüttelnd ließ er schließlich auf dem Rückweg ins Dorf, die Blicke seiner Freunde passieren. Sie würden ihm schon bescheid sagen, wenn es wichtig wäre.
Kurz darauf lag Patrick im Bett. Es war schon lange nach null Uhr und Patrick spürte noch immer dieses nagende Gefühl.
Da war doch was mit Manuel.
Es konnte doch nicht nur Stress sein, oder?
Da war doch mehr.
Es war zum Haare raufen, dass so ein Thema ihn um seinen Schlaf brachte, der sowieso nur wenige Stunden betragen würde, da die Vorstellung von Manuel's Gedicht morgen Vormittag stattfinden würde.
Patrick fragte sich, was wohl Manuel durch den Kopf ging.
Ob er Angst davor hatte?
Ob er überhaupt schon etwas aufs Blatt gebracht hatte?
Ob der Nachmittag mit den Kätzchen etwas gebracht hatte?
Ob er sich wohl schlecht fühlte, wegen dem was er zu Patrick gesagt hatte?
Seufzend drehte er sich zur Seite und versuchte diese aufdringlichen Gedanken runter zu schlucken. Es war schrecklich, wie ein einzelner Mensch den Kopf eines anderen füllen konnte und dort wie ein Kaugummi fest saß, den man nicht von der Straße abziehen kann und der dort für Wochen, Monate, wenn nicht Jahre kleben blieb. Man gewöhnt sich dran und irgendwann gehört er einfach zur Straße dazu. Man weiß, dass man ihn nicht abgekratzt bekommt, das passiert entweder von selbst oder nie.
Wie lange saß Manuel jetzt schon in Patrick's Kopf? Zu lange, wie er es selbst empfand, aber was konnte er schon groß machen als abzuwarten. Und er wartete und konnte nicht schlafen, doch irgendwann wurden auch seine Augen schwer und er sank in den Schlaf.
Das klingeln seines Weckers rieß ihn aus seinen Träumen. Seufzend schaltete Patrick ihn aus und er rieb sich durch die Augen. Warum musste er auch so ein guter Freund sein, dass er für Manu extra früher aufstand?
Kopfschüttelnd griff er nach seinem Handy und rief Manuel an. Das hatte er Maurice und Michael immerhin vor ein paar Stunden noch versprochen.
Es piepte eine Weile, doch Manuel nahm nicht ab. Ob er wohl immernoch beleidigt war?
Patrick war von sich selbst genervt und davon, dass er sich um seinen Kumpel solche Sorgen machte, obwohl dieser ihn wie Luft behandelte.
Es war zum Haare raufen. Trotzdem würde er in der Schule erscheinen um sich Manuel's Gedicht anzuhören. Er sollte seine volle Unterstützung bekommen.
Also machte er sich rasch fertig, frühstückte noch mit seiner Familie und lief dann in die Garage zu seinem Fahrrad und fuhr damit zur Schule, einen Ort weiter, wo Maurice und Michael schon auf ihn warteten.
Sie saßen draußen auf der Mauer, die die Schule umgab und sprangen ab, um zu Patrick rüber zu laufen.
"Manu hat grade angerufen und gemeint, dass er es nicht schaffen würde."erklärte Maurice knapp.
"Wie nicht schaffen?"fragte Patrick verwirrt.
Michael zuckte mit den Schultern.
"Dieser Junge macht mich noch fertig."seufzte Patrick und plötzlich waren da wieder die vielsagenden Blicke zwischen Maurice und Michael.
"Was habt ihr?"fragte Patrick ziemlich genervt von der Gesammtsituation.
Natürlich bekam er keine Antwort.
Patrick seufzte.
"Ich schätze mal, dass er es nicht geschafft hat ein Gedicht anzufangen, nicht?"fragte Patrick.
"Naja eigentlich schon."meinte Michael und kassierte einen Boxer in die Rippen von Maurice.
Jetzt verstand Patrick überhaupt nichts mehr.
"Und warum ist er dann nicht hier?"fragte er.
"Sollen wir es ihm zeigen?"fragte Michael Maurice,"Wäre das fair?"
Maurice schüttelte den Kopf.
"Nein, das ist nicht fair, andererseits könnten wir ihn endlich aus der Reserve locken."überlegte er laut.
"Könnt ihr mal Klartext reden?"
Ein paar weitere Sekunden verstrichen bevor Maurice Patrick den zerknüllte Zettel mit dem Gedicht von Manuel gab.
Kurz ließ er seinen Blick darüber schweifen und blickte dann wieder hoch zu seinen Freunden.
"Was wollt ihr mir damit sagen?"fragte er.
"Naja, du kannst es dir denken, wenn du die Frage schon so stellst."antwortete Maurice.
Patrick's Gedanken rasten. Er wusste nicht mehr, ob das alles real war.
Es war so unvorstellbar und trotzdem plötzlich ganz logisch.
Und was sollte er jetzt tun?
Wie sollte er handeln?
Und warum konnte er dem Ganzen keinen Glauben schenken?
Warum wirkte es so unwirklich?
Wie ein Traum?
"Ich muss zu Manu!"sagte er verwirrt und griff sich an den Kopf, bevor er los fuhr um bei Manu zu klingeln und zu ihm ins Zimmer zu stürmte, wo er sich Hals über Kopf schon fast auf ihn warf, und ihn an sich drückte und plötzlich alles logisch war.
Etwas irritiert drückte Manuel Patrick weg, was ihm jedoch nicht so recht gelang, weshalb er die Berührungen wohl oder übel aushalten musste.
"Was willst du?"fragte Manuel schließlich und schien wütend,"Du kannst doch nicht einfach hier rein stürmen ohne Vorwarnung und dich halb auf mich legen."
Patrick grinste bloß, ließ sich von Manuel beschimpfen, doch das Grinsen konnte er ihm nicht nehmen und irgendwann als Manuel die Beleidigungen ausgingen, fragte er:"Was lachst du so?"
Jetzt kam wohl der schwerste Part und der, der gewaltig schief laufen konnte.
Patrick nahm vorsichtig Manuel's Gedicht aus seiner Tasche und reichte es seinem Kumpel, der den Text verunsichert entgegen nahm.
"Du weiß-du weißt es?"fragte er.
"Schon, aber das ist nur ein Grund warum ich hier bin, der andere ist, dass wir jetzt sofort zur Schule fahren müssen. Die beginnen in,"Patrick blickte auf die Uhrzeit auf dem Display seines Handys,"in fünf Minuten."
Er wurde hibbelig.
"Los."meinte er also zu Manuel und wollte ihn mit ziehen, doch Manuel zog sich aus der Bewegung raus.
"Ich hab doch nichts was ich vortragen kann."erklärte er fast flüsternd.
Sofort zeigte Patrick auf den Zettel.
"Doch."meinte er schmunzelnd, doch Manuel grinste nicht. Er blickte bloß unsicher auf seine Poesie. Furcht blitzte in seinen Augen.
Patrick hielt inne. Er wusste, dass er an einem Gespräch nicht vorbei kam und dass wohl er auch mittlerweile seine Gedanke, die Nachts durch seinen Kopf gingen, verstanden hatte. Wenn Manuel dort wohl immer spukte, hatte das auch seinen Grund.
Also setzte Patrick sich auf Manuel's Bett, klopfte auf den Platz neben sich, damit Manuel sich setzte, was er auch unter sehr viel Anspannung tat, er brauchte es ja nicht mehr zu verstecken.
"Ich will nicht, dass es komisch wird."erklärte Manuel.
"Du wirst das Gedicht schon vorlesen können."munterte Patrick ihn auf, doch Manuel winkte ab.
"Das meine ich doch überhaupt nicht. Ich meine zwischen uns. Wir kennen uns sicher schon ewig und die ganze Zeit war ich überzeugt davon gewesen, dass das normale freundschaftliche Gefühle sind. Dann dachte ich, ich würde mir das alles einbilden."
"Ich-"Patrick wollte etwas einwerfen, doch Manuel hob die Hand, um ihn zu deuten still zu sein.
"Lass mich aussprechen."bat er ihn,"Vor fast einem halben Jahr wurde mir klar, dass ich mir überhaupt nichts einbilde und es hat mich fertig gemacht. Ich war frustriert. Ich wusste nicht, wie ich es so lange aushalten konnte. Und immer hatte ich gehofft, dass du endlich aus meinem Kopf verschwinden würdest, weil ich all das gar nicht will. Ich will mich nicht in meinen besten Freund verlieben. Das wäre zu seltsam. Ich hab versucht die Gefühle zu übersehen, hab versucht sie wegzuwischen. Patrick, es tut mir Leid. Es tut mir so Leid."und plötzlich flossen Tränen aus seinem Augen. Glänzende Tropfen tropften und es sah nicht danach aus, als wollten sie versieben.
"Ich kann doch nichts für all das. Es hört nicht auf und ich will doch bloß, dass alles so ist wie vorher ist. Ich will, dass wir all das hier vergessen. Die letzten Tage bin ich durch die Hölle gegangen. Ich war so gestresst von meinen Gedanken und Gefühlen. Warum kann ich meine Gefühle nicht auch vergessen? Warum ist es jetzt so? Warum habe ich solche Angst? Ich will das alles doch gar nicht. Ich will Normalität. Ich will dieses verdammt Gedicht nicht vorlesen. Es tut weh. Es tut so unvorstellbar weh und schon alleine hier zu sitzen macht mich fertig. Warum kann ich mich nicht abschalten? Warum muss alles so wirr sein? Und warum wird es nicht besser? Ich kann nicht mehr."
Er musste wirklich nicht mehr können. So wie er mit seinen Gefühlen und Gedanken heraus geplatzt war, musste er all diese Fragen und Ängste schon so viel länger mit sich schleppen, als er zugeben wollen würde.
Seine Augen glänzten durch die Tränen und er schluckte ein Schluchzen hinunter. Er fühlte sich so müde durch das viele Reden und dennoch auf eine seltsame Weise befreit.
"Du musst auch nicht mehr können. Es ist vorbei. Und jetzt los."drängte Patrick und Manuel's Blick verriet, dass er ihn damit verletzt hatte.
Patrick seufzte. Er wusste doch nicht was er fühlte. Die Gedanken an Manuel hielten ihn wach, aber ob das schon alles war wusste er noch nicht.
Er wollte es zuerst selbst herausfinden, statt Manuel etwas falschen vorzugaukeln. Er konnte sich noch nicht stellen, zumindest noch nicht jetzt. Dennoch wollte er Manuel nie wehtun. Niemand wollte sowas seinen Freunden antun.
"Dir muss nichts Leid tun, Manu. Du hast selber gesagt, dass du nichts für all das kannst. Ich hab dich wirklich gerne, nur in welcher Form muss ich erst noch herausfinden. Ich werd's dir sagen, sobald ich es weiß, das bin ich dir schuldig. Es wird alles gut, aber du musst jetzt aufhören zu weinen und mit mir zur Schule fahren. Du wirst das durchziehen."versuchte Patrick ihn zu motivieren und legte die Arme um ihn, damit er endlich die Tränen los wurde.
"Dieses dumme Gedicht hat alles ins Chaos geworfen."warf Manuel heulend dazwischen.
"Deshalb wirft man keinen Müll in die Umwelt."war die Antwort von Patrick, woraufhin er Manuel doch ein Schmunzeln schenken konnte.
"Vielleicht ist dieses Chaos ja gut."meinte Patrick und ließ Manuel schließlich wieder los.
Dieser wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
"Bist du soweit?"fragte Patrick schließlich und nach einem kurzen nicken von Manuel saßen sie wieder auf den Fahrrädern, dass Gedicht fuhr mit zur Schule und grade als sie ins Gebäude kamen wurde Manuel aufgerufen.
Nach einem aufmunternden Nicken von Patrick lief er nach vorne, während Patrick sich zu Michael und Maurice gesellte und nun selbst ganz nervös wurde, als er Manuel vorne beobachtete, der tatsächlich das Gedicht, beziehungsweise die Liebeserklärung an Patrick vorlesen würde.
Wie das Leben manchmal verrückt spielte.
Patrick hätte nie nur ansatzweise Gedacht, dass Manuel so viele Gefühle hatte und er hatte sie heute alle erlebt.
Angst, Wut, Nervosität, Verwirrung und all das kam ihm doch sehr bekannt vor, wenn er an Manuel dachte. Er würde wirklich nochmal gründlich nachdenken müssen.
Aber im Augenblick wollte er sich einzig und allein auf das Gedicht konzentrieren, dass nur an ihn selbst gerichtet war. Und er musste Lächeln, was Michael und Maurice nicht unkommentiert ließen. Da würde noch einiges passieren, da waren die zwei sich sicher.
Mal sehen was die Zukunft so bringen würde. Aber Patrick war das in dieser Sekunde egal. Er genoss die Poesie, die nur an ihn gerichtet war. Worte die in ihm ein seltsames Kribbeln auslösten und er kopfschüttelnd alles geschehen ließ.
Was ein seltsames Timing Gefühle haben konnten.
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Mein ganzer Stolz ;-;
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