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"Bist du soweit?" Leon hatte sich bereits den Helm über seinen Kopf gezogen und seine Motorrad Schutzkleidung an, in welcher er einfach total heiß aussah. Ich konnte es mir nur schwer verkneifen ihm nicht auf den Hintern zu hauen, der einfach zu knackig in dem Leder aussah.
Ich nickte und zog mir den Helm über, den mir der Münchner gegeben hatte. "Los geht's!" rief ich aufgeregt und wartete bis Leon seine Maschine aus der Garage gerollt hatte.
Schon viel zu lange hatte ich darauf gewartet, endlich eine Runde mit ihm drehen zu können.
Da Leon jedoch erst wieder vollkommen von seiner Verletzung genesen musste, hatte ich mich gedulden müssen.
Der Arzt hatte dem Fußballer zwar das okay zum Mannschafts Training gegeben, jedoch musste er das Spiel dieses Wochenende noch aussetzen.
Und genau diese Lücke nutzten wir nun, um ein wenig Zeit für uns zu haben.
Inklusive der roten Kawasaki.
Mit einem lauten Röhren startete Leon den Motor der Maschine und sofort hatte ich dieses freudige Flattern in meinem Bauch. Mit zittrigen Beinen klappte ich die Fußstützen für den Mitfahrer aus und schwang mich anschließend auf den Sitz, der etwas höher als Leon's lag.
Unbemerkt hatte ich mich in die Lederjacke gekrallt, weshalb ich meinen Griff sofort lockerer ließ. "Sorry" murmelte ich peinlich berührt.
"Kein Stress, ich bin auch nervös." brüllte mir Leon durch den Helm entgegen.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, was der Münchner natürlich nicht sehen konnte, jedoch antwortete er trotzdem.
"Das ist das erste Mal, dass ich jemanden mitnehme."
Schockiert riss ich meine Augen auf "Was!", mein pikierter Schrei ging noch im selben Moment in dem dröhnen des Motors unter, ehe wir aus der Einfahrt rollten.
Ich hatte umgehend meine arme um Leon's Bauch geschlossen und presste mich gegen seinen Rücken.
Zu Beginn wackelte die Maschine mit uns beiden wirklich stark und ich hatte enormen Angstschweiß bekommen, aber nach einiger Zeit hatte der braunhaarige alles unter Kontrolle bekommen.
Wir waren schon ein ganzes Stück aus München raus gefahren, bevor ich meine Umarmung leicht lockerte und endlich die vorbeiziehende Landschaft inspizieren konnte.
Der strahlend blaue Himmel endete am Horizont und vereinte sich dort mit dem saftigen Grün der ewig langen Wiesen. Der kühle Wind pfiff mir um die Nase und sorgte dafür, dass ich mich wieder näher an Leons Rücken schmiegte.
Für einen Moment dachte ich an das Meer zurück, doch ich musste feststellen, dass der jetzige Ausblick absolut mit Englands Sandstrand mithalten konnte.
"Alles okay da hinten?" der Münchner hatte leicht seinen Kopf gedreht, als wir an einer roten Ampel warten mussten.
Verträumt nickte ich und brüllte ein "Ja" hinterher, um den Motor zu übertönen. "Wollen wir gleich eine Pause machen?" fragte er, woraufhin ich bejahte, ehe die Ampel auf grün unsprung.
Mittlerweile merkte ich zunehmend, wie die Position ungemütlicher wurde. Weshalb ich ungemein froh war, als wir auf eine schmale Straße fuhren und Leon auf einem Parkplatz anhielt.
Unter einem schmerzvollen Stöhnen stieg ich von der Maschine herunter und schüttelte meine Beine aus, während der Fußballer ebenfalls abstieg und den Helm über seinen Kopf zog.
Die braunen Haare klebten nass geschwitzt und platt gedrückt an seiner Stirn, weswegen ich es nicht lassen konnte ihn einmal durch die Haare zu wuscheln.
"War doch gar nicht so schlimm" grinste er selbstsicher.
"Nein, ich hatte am Anfang auch gar keine Todesangst oder so." gab ich sarkastisch von mir. Leon quittierte dies nur mit einem belustigten Augenrollen und griff nach meiner Hand.
"Du lebst ja noch."
Ich lachte auf "Ja. Noch.".
Schließlich hatten wir noch die Rückfahrt vor uns.
"Glaub mir, ich werde alles daran setzen, dass das auch so bleibt." schnell bückte Leon sich und küsste mich, bevor er mich weiter zog.
Wir liefen einige Meter, bevor direkt vor meinen Augen ein großer See auftauchte, den man über eine breite Brücke überqueren konnte.
Die Oberfläche glitzerte, durch die hellen Sonnenstrahlen, die sich auf dem Wasser brachen.
"Da lebe ich mein Leben lang in München und hab diesen Ort noch kein einziges Mal gesehen." staunend blickte ich mich um, während wir die Brücke entlang liefen.
Der gebürtige Bochumer räusperte sich "Dann wurde es ja höchste Zeit."
Der Stausee erinnerte mich an den deutlich kleineren See, der in der Nähe meines Wohnsitzes lag. Früher hatten ich und Luisa dort ziemlich viel Zeit verbracht, vorallem an heißen Sommertagen, aber auch einige Male schon vor der Schule zum Früh Schwimmen.
Es war wirklich immer herrlich dort gewesen.
"Leon?" wie angewurzelt war ich stehen geblieben, der braunhaarige schaute mich irritiert an.
"Könntest du mich auf dem Rückweg vielleicht bei Luisa absetzen?" fragte ich schließlich leise, nachdem ich tief eingeatmet hatte.
Sofort nickte er "Äh, ja klar.", bevor er fragen konnte hatte ich ihn schon wieder an der Hand weiter gezogen.
Ich konnte den Streit nicht noch länger herauszögern und Luisa würde sich sicherlich auch nicht bei mir melden. Zumal sie auch überhaupt keine Schuld betraf, das musste ich mir wirklich eingestehen.
Schon seit einiger Zeit hatte ich, verständlicherweise, absolut keinen Mucks mehr von ihr gehört und unsere gemeinsame Zeit fehlte mir wirklich sehr. Irgendwie musste ich das in Ordnung bringen und komischerweise hatte ich gerade das sicherer Gefühl, dass alles gut gehen würde.
Wir spazierten noch etwas am Ufer des Sees entlang und genossen die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, bis wir schließlich wieder am Parkplatz ankamen.
Die rote Verkleidung des Motorrads glänzte durch die Sonneneinstrahlung und stach stark zwischen den vereinzelten Autos hervor.
Ich wollte gerade wieder meinen Helm aufziehen, der am Lenker hing, als ich spitz aufschrie. Leon hinter mir erschrak sich tierisch und ließ fast sein Helm fallen, konnte ihn jedoch noch rechtzeitig auffangen.
"Alisa, schrei doch nicht so. Also, zumindest nicht hier." er wackelte spitzbübisch mit den Augenbrauen und entlockte mir ein genervtes Stöhnen. "Gott, Leon!" blind schlug ich gegen seine Brust, was er lachend zur Kenntnis nahm.
"Warum hast du denn jetzt so geschrien?" fragte er anschließend, woraufhin ich nur auf den fetten grünen Grashüpfer zeigte, der auf dem kleinen Bildschirm saß. "Das ist doch nur ein Grashüpfer." meinte er entrüstet und streckte seinen Finger nach dem Vieh aus.
Sofort schüttelte es mich, ich hasste diese Tiere abgrundtief, wobei ich selbst nichtmal wusste wieso. Sie sahen einfach so eklig aus.
Tatsächlich saß der Grashüpfer wenig später auf Leon's ausgestrecktem Finger, welchen er interessiert betrachtete.
"Als ich kleiner war hatte ich eine Heuschrecke als Haustier. Sie hieß Hopper." er grinste breit über diese Erinnerung, während er das Tier sicher in der angrenzenden Wiese absetzte.
"Nach ungefähr 3 Stunden hab ich sie ausversehen mit meinem Bobbycar überfahren." total ernst schaute er mich an, ehe ich in ein lautes Gelächter verfiel "Wie bitte!" stieß ich atemlos hervor.
Der Münchner konnte sich das Lachen selbst nicht verkneifen "Hallo? Das ist ein traumatisches Ereignis aus meiner Vergangenheit, es gab sogar eine Beerdigung, die sehr traurig war."
Ich konnte nicht anders und musste noch lauter loslachen.
"Oh mein Gott, du warst bestimmt ein ganz komisches Kind."
In meiner Bewegung hielt ich inne, als ich das teuflische Funkeln in Leon's Augen entdeckte. "Oh nein." fluchend trat ich einen Schritt zurück und legte den Helm wieder ab, als ich sah welchen Teufel ich wohl herauf beschworen haben musste.
"Ich würde dir raten jetzt deine Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen" sagte der Münchner deutlich amüsiert.
Also rannte ich. Und wie ich rannte.
Ich wusste zwar schon im Voraus, dass ich nicht die geringste Chance gegen ihn hatte, da mich mein lautes Lachen noch kurzatmiger machte, aber mein Wille zählte.
Doch schon nach 50 Metern hatte mich der Fußballer eingeholt und hielt mich davon ab weiter zu laufen, indem er seine Arme um mich schloss.
"Du bist manchmal ganz schön frech, weißt du das?" hauchte er mir ins Ohr, während ich mein Atem nur schwer unter Kontrolle brachte, was nur zum kleinsten Teil an dem kleinen Sprint gerade lag.
"Ja-" ich näherte mich gefährlich nahe seinem Gesicht, so dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte "Weiß ich."
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