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Als das Flugzeug startete und die lauten Geräusche der Triebwerke das Innere erfüllten, fühlte ich mich schlagartig wieder unwohl.
Ich versuchte tief durch zu atmen, jedoch wollte das ungute Gefühl in meinem Magen nicht verschwinden.
"Der kurze Trip war wirklich schön. Hat mich auch endlich mal wieder von dem ganzen Trubel im Fußball abgelenkt." begann Leon zu sprechen. Ich hatte das Gefühl, dass er gemerkt haben musste, wie angespannt ich wieder war.
"Fand ich auch" ich grinste "Danke, dass du das organisiert hast. Sonst hätte ich mich wohl nie getraut." das Flugzeug rollte auf die Startbahn und nahm rasant an Geschwindigkeit auf.
Ich wurde in den Sitz gepresst und krallte mich in der Lehne fest.
Draußen war es längst dunkel, außerdem regnete es zum ersten Mal, seit wir hier waren.
Mir wäre es lieber gewesen, hätte es heute den ganzen Tag geregnet, anstatt jetzt, wo wir in einem riesigen Metall Vogel saßen, der tausende Kilometer über festem Boden flog.
Das beklemmende Gefühl verging so schnell, wie es gekommen war und tatsächlich war mir dieses Mal überhaupt nicht übel geworden.
Ich öffnete meine Augen, die ich zusammen gekniffen hatte und musste mich erstmal an die Helligkeit gewöhnen.
"Du bist süß, wenn du so angespannt bist." vernahm ich plötzlich wieder Leons Stimme neben mir.
Ich blickte auf, um sein breites Lächeln sehen zu können "Äh, danke?" gab ich fragend zurück, da ich nicht wusste inwiefern das ein Kompliment sein sollte.
Der Fußballer schüttelte bloß lachend den Kopf und lehnte sich zurück.
Wir würden erst mitten in der Nacht in München landen, jedoch war ich viel zu angespannt um auch nur ein Auge zu zubekommen.
Leon schien es aber gottseidank nicht anders zu gehen.
"Hast du dir deine Mutter so vorgestellt?" fragte er, nachdem ich eine Weile dem Surren der Triebwerke zugehört hatte.
Ich zuckte mit den Schultern "Hab eigentlich nie drüber nachgedacht wie sie sein könnte, weil ich nicht enttäuscht werden wollte." antwortete ich schließlich "Aber niemals hätte ich mir vorgestellt, dass das ganze so gut verläuft." mit dem Gedanken an unser gemeinsames Frühstück heute morgen lächelte ich.
Meine Mutter hatte wirklich alles besorgt, was zu einem typisch englischen Frühstück dazugehörte. Baked Beans, Eier, sogar Würstchen. Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber es hat wirklich himmlisch geschmeckt.
Weston war immernoch hin und weg von Leon und hatte ihn mit in sein Zimmer geschliffen, wo er ihm seine Sammlung an Star Wars Figuren zeigte.
In dieser Zeit unterhielt ich mich ausgelassen mit meiner Mutter und ihrem Mann. Wie es sich heraus stellte, arbeitete John für eine Nachrichtenagentur. Seine Erzählungen machten mich ziemlich neugierig, weshalb ich beschlossen hatte mich zurück in München mal darüber zu informieren.
Auch ich erzählte von meinem Job, den ich bald anfangen würde.
Ich war etwas unsicher, ob die beiden das vielleicht abwertend finden könnten, zumal es eben auch mein erster Job sein würde und ich auch nicht studierte, wie es andere taten.
Aber entgegen meiner Erwartungen fand es vorallem meine Mutter wirklich toll und sie war tatsächlich stolz auf mich, dass ich mich selbstständig gemacht hatte. Und das hatte wiederum mich stolz gemacht.
Gegen Nachmittag hatten ich und Leon uns dann schweren Herzens verabschiedet. Jedoch hatte meine Mutter mir hoch und heilig versprochen, dass sie uns in naher Zukunft auch mal in München besuchen kommen würde. Außerdem hatten wir natürlich Nummern ausgetauscht, um in Kontakt zu bleiben.
Den Rest des Tages hatten wir am Strand verbracht, obwohl es ein wenig bewölkt war.
Wir waren auf dem Sand entlang gelaufen, wobei wir uns nach einer Weile einfach auf einem Steg niedergelassen hatten und unsere Füße über dem tosenden Meer baumeln ließen.
Nachdem ich mich tausende Male versichert hatte, dass es Leons Fuß gut ging, waren wieder zurück gelaufen.
Keine drei Stunden später waren wir dann auch schon am Flughafen gewesen.
"Ich finde sie waren wirklich alle drei super nett." erwiderte Leon und sprach weiter "Weißt du was ich auch super nett fände?"
Ich schüttelte fragend den Kopf.
"Wenn wir jetzt endlich mal reden könnten." er schaute mich eindringlich an, woraufhin ich meinen Kopf neigte und lieber auf die Karte mit den Sicherheitsanweisungen starrte.
"Das ist taktisch wirklich klug-" setzte ich an "jetzt wo ich keine Chance habe weg zu laufen."
grimmig schaute ich den Münchner wieder an. Er schmunzelte "Ja, darauf habe ich gewartet."
Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte "Leon, ich weiß wirklich nicht was ich dazu sagen soll." gab ich ehrlich zu.
Er nickte, doch ich merkte wie sich sein Kiefer anspannte "Ich weiß, ich will auch nur wissen, ob du das gleiche fühlst, mehr musst du gar nicht sagen."
Ein Seufzen drang aus meiner Kehle. Das Problem war es nicht, dass ich mir meine Gefühle nicht eingestehen konnte. Denn mir war schon länger, als ich vielleicht dachte, bewusst, dass ich mehr für Leon empfand.
Mir gefiel die Situation, wie sie jetzt war und ich dachte die Art, wie wir miteinander umgingen war Beweis genug. Klar, wollte ich Gewissheit, aber was wäre, wenn sich danach alles ändern würde.
Es war eine Art Barriere, darüber zu sprechen, die für mich gerade unüberwindbar war.
Der Münchner wirkte ein wenig gekränkt, straffte jedoch seine Schultern und begann zu sprechen "Gut. Wenn du noch nicht den Mut findest ist das okay, wobei ich weiß, dass du sonst immer so taff bist. Dann mach ich eben den Anfang." er griff wie selbstverständlich nach meiner Hand.
"Weist du, es ist für mich auch nicht leicht über Gefühle zu sprechen. Es war eigentlich nie mein Ding überhaupt Gefühle in etwas hinein zu bringen, mein Ruf als Macho und Frauenheld war eben auch nicht von weit hergeholt." der braunhaarige drückte meine Hand etwas fester, während ich in seinen braunen Augen ein wunderschönes Glänzen ausmachte.
"Nach unserer Nacht hatte ich wirklich einen krassen Filmriss, aber ich konnte mich an dich erinnern, deine Silhouette, die zarte Stimme, der Vanille Duft deiner Haare. Es hat mich ehrlich gekränkt, dass ich dich am Morgen nicht noch einmal zu Gesicht bekommen hatte. Obwohl es mir normalerweise immer lieber war, dass die Frauen weg waren, bevor ich wach wurde.
Als Marius mir erzählt hatte, wie du dich heimlich raus schleichen wolltest war ich wirklich in meinem Stolz verletzt." leicht lachte er, ehe ich meine Augen weit aufriss.
"Was! Er hat mir geschworen, dass er dir nichts erzählt." rief ich empört aus, senkte meine Stimme jedoch direkt wieder, als mir bewusst wurde, dass andere Menschen hier gerade schlafen wollten.
Leon lachte schließlich "Tja, Marius konnte Geheimnisse nie für sich behalten. Ich hätte dich ja gewarnt, aber-" er zuckte mit den Schultern.
Schmollend lehnte ich meinen Kopf zurück und hörte dem Fußballer weiter zu.
"Naja, aufjedenfall wurde das Verlangen in deiner Nähe sein zu wollen von Mal zu Mal stärker.
Und wirklich in jeder Sekunde in der ich dein Lachen höre und dein Lächeln sehe, intensiviert sich dieses Gefühl. Gott, und erst wenn ich dich küsse, mein Herz schlägt Loopings, davon wird mir ja selbst fast übel." Leon lachte nervös und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare.
Mein Magen kribbelte vor lauter Glücksgefühlen. Ich hätte Bäume ausreißen können, wäre ich nicht gerade in einem Flugzeug gesessen.
Noch nie hatte jemand so etwas zu mir gesagt und es dabei auch noch ernst gemeint.
Sachte hob ich meinen Kopf an und legte meine Hand in Leon's Nacken, um ihn zu mir zu ziehen.
"Mir auch." murmelte ich gedankenverloren, bei dem Blick in die unendliche Tiefe seiner Augen.
Er hob leicht die Augenbrauen "Hm?"
Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen, mein Herz klopfte in einem rasenden Tempo gegen meine Brust. Dabei hätte ich gar nicht aufgeregt sein müssen, wo ich doch wusste, dass es Leon genauso ging.
"Mir geht es genauso." hauchte ich, bevor ich den Abstand zwischen uns schloss und den Fußballer küsste.
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