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Noch ewig lange saßen wir mit meiner Mutter am Esstisch und unterhielten uns über all das, was in den letzten 11 Jahren passiert war. Sie war erschüttert über die Erkenntnis, dass Papa im Gefängnis saß, aber sie hatte mir ohne weitere Umstände erklärt, dass sie mich bei allem unterstützen würde.
Diese Überschüttung von Liebe und Aufrichtigkeit überforderte mich im ersten Moment, jedoch nahm ich sie mit ganzem Herzen auf.
Als es Nachmittag wurde lernte ich sogar John und seinen Sohn Weston kennen, die nach der Arbeit und der Schule zum Essen kamen.
Ich hatte zuerst ein komisches Gefühl im Magen, doch die Zweifel legten sich, als ich mit Weston und Leon zusammen vor der Playstation saß und Fifa spielte. Der Junge war schon gleich zu Beginn angetan von dem Fußballer und auch John kannte Leon aus dem Fernsehen.
Wir hatten uns wirklich alle gut verstanden und ich merkte, wie gut es meiner Mutter tat uns so zu sehen.
Für eine kurze Zeit vergaß ich sogar die misslichen Umstände und fühlte mich herzlich willkommen in der kleinen Patchwork Familie.
Für den nächsten Morgen hatte meine Mutter mich und Leon zum Frühstücken eingeladen, ehe wir beide wieder zurück nach Deutschland fliegen würden.
Als ich mit dem Münchner zurück zu unserer Pension lief, fühlte ich mich so unbeschwert wie lange nicht mehr. Wir schwiegen. Und ich ließ die Eindrücke des heutigen Tages auf mich wirken.
Wahrscheinlich würde ich nicht so schnell vergessen können, was in meiner Vergangenheit geschehen ist. Aber vielleicht war das auch ganz gut so, schließlich war es genau das, was die jetzige Bindung zwischen mir und meiner Mutter ausmachte.
"Ey-" ich erschrak, als Leons Hand vor meinem Augen herumwedelte. "Hörst du mir überhaupt zu?"
Ich grinste "Nein. Tut mir leid."
Leon verzog sein Gesicht "Tja, dann musst du wohl einfach mitkommen." er zog mich an der Hand mit sich mit, vorbei an der Straße in der die Pension lag.
Lachend stolperte ich dem Fußballer hinterher. Wir liefen über die breite Straße und durch den schmalen Park, bevor sich vor uns das Meer in seiner vollen Pracht erstreckte.
Die Sonne stand bereits tief und es könnte sich nur noch um Minuten handeln, bis sich der Himmel wieder in alle Rot und Rosa Töne färbte.
"Zieh deine Schuhe aus." forderte mich der braunhaarige auf, bevor wir von dem schmalen Weg auf den Sandstrand treten konnten, der erstaunlich leer war.
Ich tat ihm gleich, schlüpfte aus meinen Schuhen und Socken und nahm beides in die Hand.
Leon schaute mich grinsend an. "Was lachst du denn so blöde?" fragte ich und boxte ihm spielerisch gegen die Schulter.
Er schüttelte den Kopf "Nichts, nichts. Komm jetzt." er half mir an den Händen auf und hielt kurz inne, als ich schwankte und ihm etwas zu nahe kam.
Doch ich beachtete seine Reaktion gar nicht wirklich, viel zu angetan war ich von den unendlichen Weiten des Atlantiks, der vor uns lag.
Ich wandte mich ab und setzte ehrfürchtig einen Fuß nach dem anderen auf den kühlen Sand.
Je näher ich dem Wasser kam, desto entschlossener wurde ich.
Der Sand war so weich, dass ich beinahe das Gefühl hatte, er würde zwischen meinen Zehen zerfließen.
Rauschend schwappten Wellen an den Strand und zogen sich wieder ins Meer zurück. Ein Kreislauf den ich ewig anschauen könnte.
Der Wind rauschte durch mein Haar. Ich fühlte die salzige Luft in meinen Lungen, auf meiner Haut. Ich hielt es nicht mehr aus, riss mich von Leon's Hand los und rannte die letzten Meter auf das Meer zu.
Es war mir egal, dass das Wasser eisig kalt war und es war mir genauso egal, dass meine Jeans nass wurde.
Ich hörte erst auf zu laufen, als mir das Wasser bis zu den Knien stand und in kleinen Wellen meine Beine umspielte.
Mein Blick richtete sich auf den Horizont, an dem die Sonne langsam untertauchte.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um das Farbspiel am Himmel zu betrachten. Die leichten Wolken leuchteten in den wunderschönsten lila, rot und rosa Tönen die ich je gesehen hatte.
Ein lautes Lachen drang aus meinem Mund, ehe ich mich einmal um meine eigene Achse drehte und dabei das Wasser aufwirbelte.
Leon tauchte in meinem Sichtfeld auf, auch er hatte sich keine Mühe gemacht die Hosen hoch zu krempeln.
Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne spiegelten sich auf seiner Haut wieder. Er lächelte, als er bei mir ankam.
Und ich konnte es einfach nicht lassen ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht zu spritzen.
Ich lachte laut auf, nachdem er mich total geschockt anschaute.
Ehe sich seine Miene spielerisch verfinsterte.
"Oh nein." fluchte ich und drehte mich im nächsten Moment um, um los zu rennen.
"Das bekommst du zurück." hörte ich Leon lachend hinter mir rufen.
Ich hörte wie auch er los lief und drehte mich um, nur um zu sehen wie viel Vorsprung ich noch hatte. Doch der Fußballer hatte schon ein ganzes Stück aufgeholt. Ich hatte in dem knie-hohen Wasser das Gefühl keinen Meter voran zu kommen, dazu versanken meine Füße auch immer mehr in dem weichen Sand und laufen konnte ich sowieso noch nie sehr schnell.
"Fuck. Leon. Bleib bloß weg." rief ich verzweifelt, während mir vor laufen und lachen fast die Luft weg blieb.
Im nächsten Moment spürte ich Hände um meine Hüfte, die mich ruckartig zurück hielten.
Ein erschrockenes Quietschen entfuhr mir und ich versuchte mich aus Leons Armen zu entreißen. Doch sein Griff war fest.
"Leon. Wehe!" drohte ich dem braunhaarigen, der dem ganzen mit einem diabolischen Lachen entgegnete.
Ich erwartete schon, jeden Moment ins Wasser getunkt zu werden und schickte Stoßgebete zum Himmel. Doch stattdessen drehte mich der Münchner zu sich um.
Verwirrt schaute ich ihn an. Seine Hände lagen immernoch an meiner Hüfte, jetzt konnte ich ihn jedoch auch ansehen und spürte nicht nur seine Präsenz hinter mir.
Mit einem Ruck zog mich der Fußballer noch näher an seinen Oberkörper. Ich roch sein Aftershave und der herbe Duft seines Parfüms vermischte sich mit der salzigen Luft.
Leon's Augen glänzten unter den letzten Sonnenstrahlen. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt und gleichzeitig total unruhig.
Der Wind pustete meine Haare in alle Richtungen und verdeckte mir kurzzeitig die Sicht, bevor Leon mir die losen Strähnen zurück hinter die Ohren Strich.
"Leon" meine Stimme war nicht mehr als ein leises Hauchen.
Plötzlich gingen mir so viele Dinge im Kopf umher, die ich ihm sagen wollte.
Alles. Ich wollte ihm alles sagen.
"Alisa-" erwiderte der braunhaarige mit seiner rauen Stimme.
"Weißt du wie verrückt das ist, dass ich mit dir gerade hier in England bin?" fing ich schließlich leise an und beobachtete, wie sich Leons Mundwinkel nach oben zogen.
"Ziemlich verrückt" grinste er.
"Du hast mich in den letzten Wochen glaube ich besser kennengelernt, als es jemals jemand getan hat-" ich zögerte und mir entkam ein verzweifeltes Lachen "Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hab wirklich keine Ahnung, wie man sowas macht."
Leon lachte kurz auf "Ich weiß es auch nicht, Alisa."
Und dann spürte ich, wie er meinen Kopf langsam zu sich zog. Wie von selbst verschlossen sich meine Hände in seinem Nacken.
Sein Atem traf auf meinen, mein Herz pochte wie ein Presslufthammer in meiner Brust.
Ich schloss meine Augen. Ehe seine Lippen meine berührten. Ganz zart. Ganz anders als ich es in Erinnerung hatte.
Sie waren weich, bewegte sich im Einklang mit meinen. Leon's Hände hielten bestimmend mein Gesicht fest, während meine Hände in seinen fluffigen Haaren versanken.
Es war einfach ein himmlisches Gefühl, von dem ich niemals genug bekommen könnte.
Selbst das eisig kalte Wasser war mir gerade egal, obwohl meine Füße beinahe abstarben.
Doch die Hitze die in mir entfacht wurde, machte das ganze nur noch halb so schlimm.
Ruckartig löste sich Leon von mir und ungefähr zeitgleich öffneten wir unsere Augen.
Bevor wir im selben Moment befreit los lachten.
Manchmal wogen Taten wohl doch mehr, als Worte es jemals tun würden.
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We're getting closer to #Lelisa oder auch #Alieon
Welcher Ship Name gefällt euch besser? XD
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