❀21
"Und alles klar?" hakte ich direkt nach, als Leon wieder ins Auto stieg.
Der Termin hatte fast eine ganze Stunde gedauert und da es mir im Auto wirklich zu warm wurde hatte ich mich auf dem Gelände umgesehen.
Leider bin ich nicht viel weiter als vom Parkplatz gekommen, da überall Sicherheits Leute standen.
Es kam mir fast schon ein wenig suspekt vor, wie krass ein Gelände überwacht werden konnte. Aber ich hatte mich mal im Internet umgesehen und wusste jetzt, dass sich hier Leute aufhielten die mehrere Millionen Euro wert waren.
Konnte man das so sagen?
Waren die Menschen so viel wert oder ihre Leistungen?
Ich nahm mir vor Leon jenes noch zu fragen.
"Jaja, alles gut." murmelte der Fußballer, eher nebensächlich und startete sofort den Motor. Ohne ein weiteres Wort zu sagen fuhr er unter der geöffneten Schranke und somit vom Gelände des FC Bayern hinunter.
Seine Gesichtszüge waren verhärtet, seine Augen strikt auf die Straße fixiert, irgendwas stimmte ganz und gar nicht.
Aber um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht den Mut ihn darauf anzusprechen, so gut kannte ich ihn nunmal auch nicht. Vielleicht brauchte er einfach ein wenig Ruhe, das Fußball-Business war sicherlich kein leichtes.
Die Fahrt über blieb ich ruhig und blickte auf die vorbeiziehende Landschaft.
Mein Handy lag in meinem Schoß, ich hatte es jedoch aus geschalten. Vorhin hatte ich Luisa noch geschrieben, dass ich für eine Weile bei Leon unterkommen würde. Ich wollte sie in Ruhe wissen, dass ich nicht alleine sein würde. Jedoch war mir auch bewusst, dass sie es nicht gut heißen würde, dass ich in Leon's Wohnung leben durfte.
Deshalb wollte ich ihre Antwort nicht abwarten, schließlich war ich alt genug um zu entscheiden, was für mich richtig ist. Luisa sollte nur wissen, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte.
Wir waren schon ein Stück aus München hinaus gefahren, ich konnte mich noch wage an das teure Wohnviertel erinnern, das sich einige Straßen weiter von meinem Haus befand.
Kurz darauf bog Leon in eine Einfahrt ein, die direkt in eine Tiefgarage führte.
"Voila" seufzte der braunhaarige, als er den Motor abgestellt hatte.
Ich staunte nicht schlecht als ich die ganzen teuren Sportwagen dort sah.
Klar war mir bewusst, dass ich hier in einer wohlhabenden Gegend war, aber, dass sie dort so protzige Autos hatten?
"Das sind jetzt aber nicht alles deine, oder?" fragte ich nun doch leicht entrüstet, als wir ausgestiegen waren.
Ich entlockte Leon nach der stillen Fahrt tatsächlich ein Lachen "Wo denkst du hin?" rief er leicht pikiert, schüttelte dann aber seinen Kopf "Das gehört noch mir" mit einer Handbewegung deutete er auf die Stelle an der Wand, wo ein Fahrzeug von einer Plane verdeckt wurde.
Mit einer schnellen Handbewegung hatte er die Plane weggezogen und ich staunte nicht schlecht, als darunter eine rot glänzende Maschine zu Vorschein kam.
"Krass" murmelte ich hingerissen und trat einen Schritt näher.
Leon grinste bloß "Ich hätte echt nicht gedacht, dass du auf Autos und so Zeug stehst." er fuhr mit dem Finger über das Tachometer des Motorrads, welches wohl schon etwas eingestaubt zu sein schien.
Ich zuckte mit den Schultern und ließ von dem Kawasaki Schriftzug ab "Ich mag eigentlich alles, das Feuer unterm Hintern hat" gab ich unmissverständlich zu.
Das ganze hatte schon in meiner Kindheit angefangen, als ich Sonntag morgens dauerhaft vor dem Fernseher geklebt hatte und mein Opa mit mir Formel 1 ansehen musste.
Der Fußballer öffnete seinen Mund, als wolle er noch etwas anmerken, klappte ihn daraufhin aber sofort wieder zu und lächelte blöde in sich hinein.
Irritiert verzogen sich meine Lippen zu einem Schmunzeln
"Und fährst du oft?" hakte ich weiter nach, während meine Hand über das Material der Sitzpolster fuhr.
Seufzend lehnte sich der braunhaarige an der Wand an und versteckte seine Hände in den Hosentaschen. "Um ehrlich zu sein bin ich, seit ich nach München gekommen bin, kein einziges mal gefahren." erwiderte er.
Meine Augenbrauen hoben sich "Du kannst das Teil doch nicht einfach so hier verlottern lassen" empört stemmte ich mir einen Arm in die Hüften.
Leon grinste leicht "Hab eben nicht so viel Zeit." meinte er bloß.
Mit spitzen Fingern sammelte ich eine fette Staub Schicht von der Oberfläche auf "Man hat nie Zeit, bis man sich welche nimmt" murmelte ich mehr zu mir selbst, während sich Leon murrend von der Wand abstieß
"Das Ding muss echt mal wieder gefahren werden-" er ging gar nicht erst weiter auf meine Aussage ein "Wenn du willst können wir am Wochenende eine Runde drehen?" zum Ende hin wurde seine Stimme immer unsicherer.
Sofort riss ich meinen Kopf in die Höhe und starrte den Münchner an. "Wirklich?" fragte ich mit riesigen Augen.
Leon nickte langsam "Klar, wenn ich schon mal fahre kann ich dich auch mitnehmen." er zog die Plane wieder über das Motorrad.
"Einen Helm müsste ich sogar noch hier haben."
"Cool" antwortete ich möglichst ruhig, während ich innerlich tobte. Genau das hatte ich mir ehrlich gesagt gewünscht. Eine Spritztour mit diesem heißen Teil. Und dann auch noch Leon als Fahrer. Ich konnte es kaum erwarten.
"Komm, ich zeig dir das Gästezimmer." er lief in die Richtung, in der ich den Aufzug vermutete. Verträumt trottete ich ihm hinterher, bis wir vor den Schiebetüren warteten und anschließend gemeinsam in den Fahrstuhl stiegen.
Ich erinnerte mich noch daran, dass Leon's Wohnung ganz oben war. Leider keimten gleichzeitig auch die Erinnerung an jene Nacht auf, die ich bislang erfolgreich verdrängt hatte. Vorallem die Begegnung mit Leons Kumpel war mir immernoch ziemlich peinlich.
"Wohnt dein Kumpel eigentlich auch hier?" hakte ich schließlich nach, ohne diesen Gedanken weiter zu überdenken, was im Nachhinein äußerst schlau gewesen wäre.
Irritiert schaute Leon mich an "Mein-" er stockte und schien nachzudenken "Marius?" fragte er, während sich die Türen des Fahrstuhls öffneten.
Langsam und verunsichert nickte ich.
"Hä? Jetzt steh ich auf dem Schlauch." gab der Fußballer stirnrunzelnd von sich.
Mein Mund formte ein 'O'.
Dann hatte Marius erstaunlicherweise ja wirklich die Klappe gehalten und nichts von meinem Verschwinden erzählt.
An seiner Stelle hätte ich Leon das sicher sofort erzählen müssen.
"Ähm, also, er war hier, als ich-" stotterte ich unbehaglich "naja, gegangen bin." beendete ich leise meine Erklärung. Erntete jedoch lediglich ein schiefes Lachen von Leon's Seite.
"Das hat er ja noch gar nicht erwähnt." meinte er grübelnd und öffnete die Wohnungstür.
Leise schlich ich an ihm vorbei, ins innere des Appartements und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie peinlich mir diese Situation war. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen nicht mehr über jenen Abend zu sprechen, zumindest auf keinen Fall in Leon's Anwesenheit.
"Ähm, ja, er hat uns scheinbar nach Hause gefahren." stammelte ich unbeholfen vor mich hin. Der Fußballer runzelte die Stirn, bevor er seine Jacke und Schuhe auszog. Ich tat ihm gleich und lief hinterher in den Wohnbereich.
"Ja, dafür hatte ich ihn ja organisiert, aber ich wusste nicht, dass er auch hier schlafen würde." erklärte Leon nun.
Mir ging ein Licht auf, als ich realisierte, dass er Marius gar nicht erst gesehen hatte.
Ich überlegte schon, mich zu entschuldigen, was die Situation wiederum noch komischer gemacht hätte, als sie ohnehin schon war.
Doch Leon redete schon gleich weiter "Unfair, dass Marius dich noch sehen durfte und ich nicht." sein Mund verzog sich zu einer beleidigten Miene.
Ich hob meine Augenbrauen und musterte ihn akribisch, als der braunhaarige zwei Gläser aus dem Küchenschrank holte.
Wie in Trance war ich ihm hinterher gelaufen und hatte gar nicht auf das Drumherum geachtet. Jedoch erkannte ich die luxuriöse Einrichtung sofort wieder.
Leon räusperte sich "Ich hätte uns sogar Frühstück gemacht." zuckte er gespielt beleidigt mit den Schultern.
Mit einem Kichern quittierte ich seine Aussage. Realisierte aber erst danach, anhand seiner ernsten Miene, dass das sein voller Ernst gewesen sein musste.
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