❀ 1
Alisa
Mein Kopf fühlte sich an, als ob ihn jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten würde.
Ein enormes Gewicht presste auf meinen Brustkorb, weshalb ich nach Luft ringend meine Augen aufriss.
Durch ein bodentiefes Fenster fielen Sonnenstrahlen in das Schlafzimmer ein, die sich in meinem Gehirn einbrannten und stechende Schmerzen hinterließen.
Meine Hand wanderte zu meinen Schläfen um sie zu massieren, doch das Pochen in meinem Schädel ließ nicht nach.
Typisch bei einem Kater.
Träge ließ ich meinen Blick zu dem braunhaarigen Typen wandern, der noch friedlich schlief. Ich hiefte schwerfällig seinen Arm von meiner Brust und atmete erstmal durch. Meine Glieder sehnten sich danach noch weiter zu schlafen. Kurz dachte ich sogar daran einfach liegen zu bleiben, aber so war ich nunmal nicht. Deshalb suchte ich meine Sachen zusammen und begab mich auf den Weg in das große Badezimmer, darauf bedacht mich zu beeilen. Ich wollte hier weg sein, bevor er aufwachte.
In dem hellen Badezimmer ließ ich mir zuerst kaltes Wasser über die Handgelenke laufen und wusch anschließend mein Gesicht. Um den widerlichen Geschmack in meinem Mund weg zu bekommen gurgelte ich das Wasser und spuckte es aus.
Nachdem ich noch mit einer Bürste mühevoll die Haare gekämmt hatte, fühlte ich mich schon um Welten besser.
Als ich dann auf dem Klo saß, ließ ich die Nacht nochmals Revue passieren. Eigentlich war ich, wie jeden Samstag, ganz normal feiern. Riss mir einen Typen auf und hatte am nächsten Morgen einen absoluten Filmriss.
Aber heute war es anders. In meinem Unterbewusstsein spielte sich die ganze Zeit sein Lächeln ab. Die zersausten Locken. Das lockere und halb offene Hemd. Sein gut gebauter Körper.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Wenn ich es mir recht überlegte würde ich am liebsten wieder unter seine Decke krabbeln und mich an ihn kuscheln.
'Denk nicht so, Alisa!' mahnte ich mich selbst. Eine Beziehung wäre das letzte, was ich gerade gebrauchen könnte.
Ein klappern ließ mich aufschrecken.
Oh nein. Hoffentlich war er noch nicht aufgestanden.
Schnell zog ich mir meine Kleider an und huschte aus dem Badezimmer.
Blöderweise hatte ich keine Ahnung wo der Ausgang war.
Warum musste die Wohnung auch so groß sein?
Auf gut Glück marschierte ich in den offenen Wohnbereich, realisierte aber erst zu spät, dass das keine gute Idee war.
Noch bevor ich mich hinter der Wand verstecken konnte, hatte mich der junge Mann entdeckt. Erfasst blieb ich stehen und wartete seine Reaktion ab.
Als dann aber bloß ein "Morgen" kam nickte ich ihm zu.
Unbeholfen starrte ich den Typen an, er trug ein T-Shirt und Jogginghose und hielt eine Schüssel in der Hand.
"Willst du auch was essen?" fragte er und wandte sich ab, um das Müsli zurück in den Schrank zu stellen.
"Nein Danke." presste ich unwohl hervor und griff nach meiner Tasche, die über einem Stuhl hing.
Der Typ hatte sich an der Theke angelehnt und starrte mich belustigt an. Wie eingefroren stand ich da und starrte zurück.
"Willst du schon gehen?" fragte er schließlich, woraufhin ich zögerlich nickte.
Er musste wohl ein Kumpel von meiner nächtlichen bekanntschaft sein.
"Also so schlecht kann es auch nicht gewesen sein, so wie ich euch stöhnen gehört habe" lachte er.
Meine Augen weiteten sich "Du warst die ganze Nacht da?" fragte ich nun doch ein wenig schockiert. Er bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht "Ja Alisa-" sprach er extra betont meinen Namen aus "Ich bin immernoch Marius und hab euch zwei Turteltauben gestern Nacht sicher hier her gebracht." Ein frustriertes "Oh Scheiße" rutschte mir über die Lippen und kleinlaut schob ich ein Sorry hinterher, konnte dabei aber auch selbst ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken.
Marius räusperte sich "Ich glaube er wird sich an genauso wenig erinnern können" lachend nickte ich.
"Und du willst wirklich nicht warten bis er wach wird?" hakte der Blonde nach. Bevor ich es mir noch mal anders überlegen konnte schüttelte ich den Kopf.
"Sag ihm bitte auch nichts" bat ich den jungen Mann, als ob ich es ungeschehen machen könnte.
Für mich waren das immer einmalige Sachen und daran durfte sich auch nichts ändern.
Marius hob die Hände "Ich bin still" schwor er mir.
"Also dann geh ich mal" ließ ich meinen Beschluss als Frage erklingen.
Er grinste, während er die Schüssel in die Spüle stellte "Ich steh dir nicht im Wege"
Langsam drehte ich mich um und ging auf die Tür zu, etwas tief in meinem inneren sträubte sich die Wohnung zu verlassen, doch meine Willenskraft widerlegte dieses Gefühl. Ohne nochmals Tschüss zu sagen, zog ich die Tür auf und trat auf den Gang.
Wieso um Himmels Willen fiel es mir so schwer aus dieser Wohnung zu gehen? Irritiert über mich selbst lief ich auf den Aufzug zu, der zum Glück gerade in dieser Etage war, und fuhr ins Erdgeschoss.
Meine Laune stieg deutlich, als ich spürte, wie warm es draußen war. Die Sonne wärmte mich auf, während ein leichter Windhauch meine Beine umspielte. Es war perfektes Frühlingswetter.
Außerdem stellte ich fest, dass ich mich in einer recht wohlhabenden Gegend befand, so war der Weg nach Hause auch nicht allzu weit.
Als ich unsere Einfahrt erreicht hatte, sank meine Laune allerdings schon wieder in den Keller. Das Auto meines Vaters stand mal wieder nicht auf dem Parkplatz. "Arbeiten". Und das an einem Sonntag.
Langsam wurde ich misstrauisch. Das ging schon seit einer ganzen Weile so.
Ich wusste, wie viel er als Vorsitzender von Daimler zu tun hatte, aber dafür, dass er an einem Sonntag arbeiten ging reichte das auch wieder nicht. Zumal er auch von zuhause aus arbeiten könnte.
Frustriert warf ich meine Tasche auf die Kommode und schlüpfte aus meinen hohen Schuhen. Eigentlich hatte ich gehofft mal wieder mit meinem Papa brunchen zu können, aber er hatte wohl doch immer besseres zu tun, als Zeit mit seiner Tochter zu verbringen.
Nachdem ich mir eine lange Dusche gegönnt hatte, hatte ich mich in meine Hängematte im Garten verkrochen und versuchte etwas Schlaf nachzuholen, aber immer wieder musste ich an vergangene Nacht denken. Wir hatten wahnsinnig viel Spaß, aber das hatte ich davor auch schon. Das war kein Grund, warum ich das alles nicht aus dem Kopf bekam.
Es war sein Lächeln, dass sich so sehr in mein Hirn eingebrannt hatte.
Innerlich sehnte ich mich danach ihn wieder zu sehen, jedoch musste ich diesen Gedanken so schnell, wie möglich verdrängen. Es passte einfach nicht zu mir, ich war der Typ für einen außerordentlich guten one-night stand. Aber dafür bekannt irgendwelchen männlichen Wesen hinterher zu trauern war ich nun wirklich nicht.
Ich schüttelte den Kopf über meine Gedankengänge, als ich merkte, dass mein Vater gerade sein Auto in der Einfahrt parkte.
Glücklich sprang ich auf, um ihn zu begrüßen, doch schon von weitem konnte ich die grimmige Miene erkennen, die sich über sein ganzes Gesicht zog.
~~~
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro