Kapitel 83: Der Kristallwald
Rutena rannte zu Zoroark. "Zoroark, geht es dir gut?!" Zoroark reagierte nicht. Seine Augen vielen zu und er kippte zur Seite. Rutena fing ihn auf. "Uff!" Vorsichtig legte sich ihn auf den Boden. "Er ist heiß!" kreischte sie. Fennexis humpelte zu ihr und legte eine Hand auf Zoroarks Stirn. "Fieber... Eine typische Nebenerscheinung von Gift..." Sie hob Zoroarks Arm an und betrachtete die Wunde. "Das sieht böse aus... Sieh mal, Rutena." Rutena sah auf die Verletzung. Violette Flüssigkeit lief Zoroarks Arm hinab, zusammen mit seinem Blut. Die Bisswunde war tief. Lilane Linien gingen von der Wunde weg. "Das sieht mies aus... Diese Vergiftung ist schwer.", "Tu doch was!" jammerte Rutena. "Ja, ruhig!" Fennexis kramte in ihrem Beutel herum. Iksbat lachte und wollte mit Zen- Kopfstoß angreifen, aber Feelinara sprang mit Eisenschweif dazwischen, obwohl sie so erschöpft war. "Uff..." Sie warf einen Blick über ihre Schulter. "I- ich halte das nicht lange...", "Geh und hilf ihr, Rutena. Ich kümmere mich um ihn." sagte Fennexis. Rutena schluckte. "Gut." Sie stand auf und hob die Fackel. "Ich zähle auf dich, Mama." Fennexis sah auf. Ihre Ohren zuckten. "Mama...." Sie lächelte. "Sie hat das selten zu mir gesagt, seid dem ich sie wiedergesehen habe..." Dann holte sie einige ihrer verbliebenen Fragiabeeren aus ihrem Beutel. Eine davon schlitzte sie mit ihren Krallen auf und presste den Saft in Zoroarks Wunde. Eine weitere stopfte sie in seinen Mund. "Komm schon, halt durch!" Fennexis verengte sie Augen. Sie presste eine Hand auf seinen Hals und befühlte seinen Puls. Er war schwach. Dann wischte sie ihm das Gift vom Arm und drückte mehr Fragiasaft in die Wunde. Aber Zoroarks Zustand wurde nicht besser. "Was ist das nur?" Fennexis öffnete eines von Zoroarks Augen. Seine eisblauen Augen waren leer wie Spiegel. "Ngh..." Sie fluchte. Noch eine Fragiabeere wurde in Zoroarks Wunde ausgedrückt. Dann nahm sie Vitalkraut aus ihrem Beutel. "Das sollte helfen..." Sie zerstückelte die Pflanze und zerstampfte sie mit einem Mörser in einer Schüssel zu Brei. Diesen kippte sie in Zoroarks Mund. Dann wartete sie. Nach einer Weile hustete Zoroark und riss die Augen auf. "UÄÄÄÄ! Was ist das für ein widerlicher Geschmack? Da sterben ja die Geschmackssinneszellen ab!" Fennexis lachte. "Das war Vitalkraut.", "Das schmeckt übelst bitter!" Er spuckte auf den Boden. "Bah! Ekelhaft!", "Tja, was soll ich denn sonst benutzen, um dich gesund zu kriegen, wenn Fragiabeeren kaum noch helfen?", "Was... anderes! Etwas, was nicht so widerwärtig schmeckt.", "Gibt's nicht. Und jetzt?" fragte Fennexis. Zoroark murrte. "Danke jedenfalls, das du mich geheilt hast." knurrte er. "Kein Ding. Vielleicht mische ich dir das nächste mal ein bisschen Heilpuder ins Wasser. Dann wirst du aber ein Gesicht ziehen.", "Bleib ja weg mit diesem bitteren Krautgedöns!" maulte er. "Hm... das könnte eine gute Rache dafür sein, dass du Feelinara letzte Spätnacht angestachelt hast.", "Heh, das tut mir Leid, okay?", "In deinen Augen lese ich aber was anderes." Fennexis kicherte. "Willst du mir jetzt damit sagen, dass du Gesichtsausdrücke deuten kannst?", "Hexen können viel. Das hast du ja selber gesagt." Fennexis hielt Zoroark die Hand hin. Er ergriff sie und ließ sich von der Füchsin hochziehen. "Glaubst du, du bist kräftig genug, um zu kämpfen?" fragte sie. "Ich... ich glaube, ich warte noch." sagte Zoroark. "Nicht, dass sich das verbliebene Gift doch noch in meinem Körper verteilt.", "Das ist clever." Fennexis nickte. "Bleib trotzdem wachsam." Sie hob die Fackel. Dann wandte sie sich Iksbat zu. "Psychoschock."
Splitter bildeten sich um Iksbat herum. Die Fledermaus hielt inne. "Was ist das?" Die Splitter crashten in ihn hinein und bohrten sich in seine Haut. "Riaaaargh!" kreischte er. Rutena sah sich um. "Gut gemacht, Fennexis." Fennexis lächelte. "Na los, Rutena. Schnapp ihn dir. Ein bisschen Nahkampf schadet durchaus nicht." Rutena nickte. "Okay!" Sie rannte auf Iksbat zu, mit gehobener Fackel. "Wahas wird das?" kreischte er. Rutena sprang in die Luft und knallte ihm von oben die Fackel gegen den Schädel. Iksbat knallte auf den Boden. Dann rief Rutena: "Renia!" Ihre Fackel wurde zum Besen und sie hob ab. Iksbat flog wieder in die Luft. "Na warte!" Aber tun konnte er nichts, denn in dem Moment rammte Rutena sich und ihren Besen mit aller Macht gegen Iksbat. Ein ekelhaftes Knacken fuhr durch ihn und er stürzte zu Boden. "Ich glaube, du hast ihm gerade so einige Knochen ramponiert." kommentierte Fennexis, als Rutena landete und ihre Fackel wieder wegsteckte. "Ja... kann sein." Dann lief sie zu Zoroark. "Bist du in Ordnung?", "Ja, alles gut." Er nickte. "Ich schone mich nur ein bisschen." Fennexis nickte. "Das wird schon. Wir können weiter gehen, bevor noch jemand außer diese beiden Rabauken hier sich uns in den Weg stellt. Wir müssen die Düsterlande auf dem schnellsten Weg verlassen.", "Ganz deiner Meinung." sagte Feelinara. "Kommt, folgt mir. Ich führe euch um die Fearima herum." Fennexis nickte allen Dreien zu und sie setzten sich in Bewegung.
Sie schafften es, die Düsterlande ohne weitere Angriffe hinter sich zu lassen. Einmal nur musste Fennexis einen wildgewordenen Biborschwarm mit ihrer Fackel verjagen. Bald jedoch erreichten sie den Rand des Kristallwaldes. "Wow..." entfuhr es Zoroark, als sie vor dem Wald stehen blieben. Die Wurzeln der Bäume waren dick und gruben sich tief in den Boden. Ihre Stämme waren düster und mit bläulichem Moos bewachsen. Aus den knorrigen Baumstämmen wuchsen blauweiße Bergkristalle, die, anders, als man es in der Schattendimension erwarten würde, von innen heraus zu leuchten schienen. Der Boden schien aus schmutziger Erde zu bestehen. Die Wege seltsamerweise waren aber mit Steinen ausgeliegt wie ein Hausflur. "Das hier... habe ich nicht erwartet.", "Nein, wahrlich nicht." Fennexis schüttelte den Kopf. "Spürt ihr das?", "Was?" Rutena sah sie an. "Schließt eure Augen." wies Fennexis sie an. "Konzentriert euch." Alle schlossen die Augen. Rutena konnte ein leichtes pulsieren in der Erde spüren. Warum kam ihr das so vertraut vor? Diese Wellenlänge... "Licht..." murmelte sie. "Ich kenne dieses Gefühl... Es ist wie an der Regenbogenquelle damals...", "Du hast recht." Zoroark öffnete die Augen wieder. "Ich kann das Licht hier wogen spüren. Aber... was macht es hier?", "Der Kristallwald... er scheint das Portal zu einer anderen Welt zu sein." sagte Fennexis. "Eine Welt, die vom Licht durchflutet wird. Eure Welt." Rutenas Augen wurden feucht. "Wir sind... so nahe an unserem Zuhause..."
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