Kapitel 79: Weiterreise
"Wir sollten jetzt aber schleunigst von hier verduften, bevor Absol aufwacht." schaltete sich Fennexis ein. Rutena betrachtete sie skeptisch. "Bist du dir sicher, dass du okay bist?", "Ja ja! Wenn ich es doch sage! Und ich wette, dieses Licht, was Lunala verursacht hat, war sicher ziemlich hell, sodass bestimmt noch jemand anderes außer uns das gesehen hat. Wir sollten besser nicht darauf warten, dass sich uns jemand in den Weg stellt. Das können wir nicht gebrauchen, wirklich nicht.", "Das stimmt." sagte Zoroark. "Feelinara... geht's so einigermaßen?", "Ja, ich bin okay. Mach dir um mich keine Sorgen." Sie schüttelte den Kopf. "Und du, Rutena?", "Es könnte zwar besser sein, aber ich schätze, dank Fennexis' Heilmagie ist es nicht mehr so schlimm. Wir können von mir aus die Kurve kratzen.", "Dann lasst uns besser keine Zeit verlieren." beschloss Fennexis. "Wir haben noch zwei Tage vor uns. Und viel davon haben wir hier vertrödelt." Sie sah sich um, wie um zu überprüfen, ob außer ihnen noch jemand hier war. Dann drehte sie sich um und lief los. Die anderen drei folgten ihr.
Bald hatten sie die Felsweide hinter sich gelassen und folgten nun einem Sandweg vorbei an trockenen Sträuchern und Wiesen. In der Ferne ragte eine Hügellandschaft auf. "Wenn wir die Hügel da hinter uns gelassen haben, kann man den Kristallwald schon sehen, denke ich...", "Ich hoffe, wir müssen keine Gebirge überqueren. Bergsteigen kann ich ja am wenigsten leiden." knurrte Feelinara. Rutena kicherte. Plötzlich sah sie etwas funkeln. Sie hob den Blick und entdeckte einen schwarzen Strom, der sich durch die Wiesenlandschaften schlängelte. "Was ist denn das da für ein Fluss?" Sie deutete. "Das?" Fennexis kniff die Augen zusammen. "Ich glaube, dass ist der Mornanen... Der Schwarze Fluss." Sie legte den Kopf schief. "Irgendwas war doch damit...", "Der Mornanen ist ein Fluss dieser Welt. Laut Mythos beherbergt er eine negative Energie, die Pokémon, die davon trinken, so wahnsinnig machen können, das sie durchdrehen." half Feelinara ihr aus. "Er ist sozusagen Gift fürs Hirn.", "Na klasse. Demnächst kommt ihr mir noch mit Beeren, die jemandem eine Gehirnwäsche verpassen können." knurrte Zoroark. "Tja, man weiß nie, was es in einer Welt wie dieser so gibt." sagte Feelinara. "In ihm zu baden stellt übrigens kein Problem dar.", "Warst du da schon mal drin, oder warum weißst du das?" fragte Zoroark. "Ähm... Naja... das hörte ich vom Klanältesten. Ich habe mir oft seine Geschichten angehört." Feelinaras Gesicht wurde düster. Offenbar war ihr der Verlust ihres Klans doch nicht so egal, wie sie vorgab. Oder es war einfach nur die Trauer, die sie abgestumpft hatte. "Also... Wenn ich ein Bad nehmen will, ziehe ich doch eher das Wasser der Blütenbucht vor..." murmelte Rutena. Schlagartig wurde ihr schlecht vor Sehnsucht. Das Wasser der Blütenbucht brandete an den großen Felsen, auf dem die Stadt Blütenburg lag und mit dem Festland verbunden war. Rutena hatte mal von Viskogon erfahren, dass grobe Steintreppen zu einem Strand führten, von dem aus man die Blütenbucht erreichen konnte. Und soweit sie sich noch erinnerte, hatten Psiana, Kirlia und Hypnomorba aus dem Psycho- Prüfer- Team eines der Pokémon aus der Schattengilde in ihrem Wasser ertrinken lassen. Primarene aus dem Wasser- Prüfer- Team war die Herrin der Blütenbucht... Sie seufzte. Zuhause war alles so schön. Ein reines Paradies im Vergleich zu der boshaften Welt der Schattendimension voller Tod und Hass. Sie war froh, wenn sie ihr zuhause wiedersehen konnte. Aber zwischen ihnen und ihrer Heimat lagen noch zwei ekelhafte Tage Fußmarsch und der Kampf gegen den Teufel persönlich. Na klasse. Das waren ja rosige Aussichten. Zoroark hatte offenbar ihren Blick bemerkt, dann er sah sie aufmunternd an. "Heh, lass nicht den Kopf hängen, Rutena." sagte er. "Wir schaffen es nach Hause. Hundert Prozentig." Rutena wusste, dass sie auf Zoroark zählen konnte, wenn es darum ging, sie aufzumuntern. "Ja, ich weiß." sagte sie. Dann betrachtete sie das rabenfederschwarze Wasser des Mornanen. Er plätscherte fröhlich vor sich hin, so, wie es normale Flüsse tun würden. Kleine Wellen kräuselten sich im stetig fließenden Wasser.
Bald erreichten sie die Hügel. "Ich glaube, hier bleiben wir für die Spätnacht." sagte Fennexis. "Die Hügelebene ist ziemlich groß, sofern ich das in Erinnerung habe.", "Nichts dagegen." sagte Rutena. "Ich bin eh schon sehr müde...", "Wir sollten Wache halten." sagte Fennexis. "Einer von uns zumindest. Ich melde mich freiwillig für die erste. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass uns jemand bis hierher folgen könnte, aber ausgeschlossen ist es nicht. Da wir nicht mehr in Absols Revier sind, glaube ich auch nicht, dass es uns nochmal angreifen wird.", "Sicher ist sicher." sagte Zoroark. "Uff, meine Füße fühlen sich an wie Matsch." Er ließ sich im Schatten eines vielleicht 6 Meter hohen Hügels nieder und rollte sich zusammen. Feelinara legte sich zu ihm. Rutena und Fennexis entzündeten zusammen ein Feuer, bevor auch Rutena sich schlafen legte. Fennexis starrte mit müden Augen in das tanzende Feuer. Das Holz knackte und Funken stoben in die Luft. Dann hob sie ihren Blick in Richtung des dunklen Himmels. Grauschwarze Wolken bedeckten ihn, so wie immer. Hinter dieser Wolkendecke... In der Welt der Wirklichkeit befand sich dort also eine nachtschwarze Unendlichkeit mit abertausenden von Sternen aus silbernem Licht... Was sich wohl jenseits des Himmels der Schattenwelt befand? Niemand wusste das, aber vielleicht war es nur eine schwarze Leere, wie ein riesiges, schwarzes Loch. Sie seufzte. Das orangene Licht des Feuers tanzte in ihrem Gesicht und die Flammen spiegelten sich in ihren Augen.
Als die Frühnacht anbrach, rüttelte eine sanfte Pfote an Zoroarks Schulter. "Hey, du Faulpelz. Steh auf." Zoroark schlug die Augen auf und sah Feelinaras blaue Augen über ihm. Er setzte sich auf. "Uff...", "Ich habe die letzte Wache übernommen. Es ist Zeit, dass wir weitergehen." Sie sah zu Rutena und Fennexis, die immer noch schliefen. "Hilf mir mal, die beiden Hexen zu wecken. Ich kann Fennexis einfach nicht wachkriegen." Zoroark lachte. "Brüll ihr doch ins Ohr. Ich glaube, ihre Hörzellen danken es dir.", "Gute Idee." Feelinara kicherte und beugte sich zu Fennexis flauschigem Ohrenfell. "HEY, GENUG GESCHLAFEN!!" brüllte sie. Binnen Sekunden war Fennexis in der Senkrechte. "Was zur Hölle?!" Wütend starrte sie auf Feelinara. "Was sollte das denn?! Wolltest du meine Ohren abtöten?!?" Feelinara lachte. "Wie soll ich dich denn sonst wach kriegen, wenn nicht so?" Fennexis murrte etwas auf ihrer Zaubersprache. Währenddessen hatte Zoroark Rutena aufgeweckt. "Wir können gehen." sagte er. "Dann lasst uns besser keine Zeit verlieren." drängte Feelinara. Fennexis sah sie an. "Das gibt Rache." knurrte sie.
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