Epilog
Der Himmel war verborgen hinter aschgrauen Wolken, als wollte er sich verstecken vor dem Schatten, der wie ein unvorgesehener Sturm heraufzog. Der wie ein Kleoparda leise und geschmeidig durch die Welt zog. Ja, hier würde es passieren. Hier, an jenem Ort, an dem einst gewaltige Naturkatastrophen ihr Heim hatten und der Boden ihre Erinnerungen mit sich trug. Hier, wo er stand, der gewaltige Berg, der in der Dunkelheit nur schwarz erschien wie ein Ungetüm, dass auf sein unschuldiges Opfer wartete, zu seinen Füßen die Asche, ausgebreitet wie pechschwarzes Blut. Rauch stieg gen Horizont, von dem alles Licht der warmen Sonne verschwunden war. Wie der stinkende Atem eines feuerspeienden Drachen kroch er in die Höhe und vergiftete die Luft. Plötzlich jedoch erstrahlte helles, gleißend blaues Licht am Himmel, eine lang verloren geglaubte Schönheit. Erst sah es aus, wie ein schmaler Riss, von dem aus blaue Wellen durch die Luft wogten, wie Wasser, das von einem Regentropfen getroffen worden war. Eine Narbe des Lichts, das den Himmel ein letztes Mal zum Leuchten zu bringen versuchte. Dann aber verbreiterte sich der Riss und wuchs zu einem Portal heran. Und aus dem Portal schwebte etwas. Ein Wesen, welches wie eine Gestalt aus einem Mythos aussah. Ein Geschöpf von Reinheit und Schönheit, eine Kreatur des gleißendsten, weißen Lichtes. Doch die mythengleiche Gestalt fühlte sich verloren und fremd in einer Welt voller Dreck und Roheit. Eine Welt, die der ihren in keinster Weise glich. Eine Welt, deren Unfreundlichkeit und Unreinheit das Geschöpf nur abstoßend fand. In ihrer Welt war es schön, friedlich, rein und legendär. Diese Welt jedoch war verdorben in ihren Augen. Sie sah sich um, hoffte, durch die Pforte zurück zu können, durch die sie hierher geraten war. Es lief aus dem Ruder. Noch nie hatten sich solche Löcher in der Barriere zwischen ihrer Welt und dieser aufgetan. Das Portal war verblasst, als hätte es nie existiert. Panik machte sich breit im Körper des fremden Wesens, Wut, Angst, Verzweiflung. Es schrie. Leuchtende Juwelen bildeten sich um es herum, strahlend hell wie die Sterne und funkelnd wie das Wasser eines Flusses, auf dessen Oberfläche das Sonnenlicht schien. Die Edelsteine rasten auf den Boden zu, wo sie mit donnerndem Lärm einschlugen und Krater am Boden hinterließen. Solch eine zerstörerische Kraft, die man einer solch schönen Kreatur mitnichten zugetraut hätte. Voll Wut schleuderte es noch mehr Juwelen fort, die in den Hang des Berges flogen, der erzitterte, als gäbe es ein Erdbeben. Weitere Juwelen wurden auf den Berg gefeuert, der auf einmal ein lautes Rumoren von sich gab. Die Bestie erwachte aus seinem Jahrzehnte lang währenden Schlaf. Ein Rumoren, welches sich alsbald in das Gebrüll eines zornigen Monsters verwandelte. Funken stoben aus dem Krater des Berges, flogen hoch in den Himmel und verglühten, als würde das Gift des Schattens sie morden. Glühende Gesteinsbrocken flogen durch die Luft wie brennende Bomben. Das Wesen hielt inne, wusste nicht, was geschah. Es geriet nur noch mehr in Panik und beschoss den Vulkan weiter, in der Hoffnung, das Spektakel würde aufhören. Doch es wurde nur schlimmer. Magma brach aus dem Schlund des Berges hervor. Der Drache spie sein Feuer. Die Lava rann den Berghang hinab wie brennende Flüsse. Orangerotes Licht erfüllte die lange unerschüttert gebliebene Dunkelheit. Plötzlich spürte das Wesen sie. Die Energie, die sie nach Hause führen würde. Das einzige, was ihr vertraut war. Es beruhigte es ein wenig. Das Geschöpf schwebte auf den Boden zu. Gestalten waren auf der Flucht vor dem Etwas, was geschah. Die Kreatur sah sich um. Die Energie war hier, deutlich spürbar. Aber wo war das Licht? Es schwebte näher heran und erkannte kein Licht. Es war falsch. Es war nicht die Energie der Pforte, die sie nach Hause bringen würde. Voller Wut schleuderte sie Juwelen auf die fliehenden Gestalten, die aufschrien. Ob vor Schmerz oder Angst war der Kreatur egal. Sie schwebte wieder gen Himmel und schrie vor Wut. Eine andere Energiequelle zog plötzlich die Aufmerksamkeit des Wesens auf sich. Licht erstrahlte die Finsternis, als sich wieder eine Pforte öffnete. Die Kreatur kreischte und flog so schnell sie konnte darauf zu, bevor sie sich wieder schloss. Das Licht der Reinheit hüllte sie ein, als es das Portal erreicht hatte. All die Angst hatte ein Ende. Sie würde wieder zuhause sein. An einem Ort, den sie nur zu gut kannte, der ihr vertrauter war als alles andere.
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