Kapitel 24
Nach einigen Minuten Ruhe richtete sich Reptain auf. „Ich wäre dann soweit..." sagte er. „Was ist mit dir, Floette?" Floette nickte ihm zu. „Super, dann kann es ja weiter gehen." sagte Snibunna. Sie erhob sich und sah kurz jeden einzelnen des Teams an, bevor sie sich umdrehte und voraus lief. Vivillon flog zu ihr vor. Ihre Flügel gaben ein leises, raschelndes Geräusch von sich. Die anderen drei folgten ihnen auf den Fersen. Waaty betrachtete das Wasser. Der Boden war zum Teil mit groben Steinen bedeckt, zum Teil sah er weißen, weichen Sand im Wasser. Das Wasser glitt mit leisem Plätschern darüber hinweg. Seine Oberfläche schimmerte im Sonnenlicht, wie als hätte ihn jemand mit Glitzer übergossen. Zwischen den Steinen ragten lange, grüne Wasserpflanzen heraus. Sie ähnelten Seegras. Das Ufer war überwuchert mit hohem Gras und dahinter ragten die hohen Bäume des Energiewaldes in die Höhe. Leichter, warmer Wind fuhr durch die Baumkronen und das Gras, welches ein leises, beruhigendes Rascheln von sich gab. Der Wind heulte leise. Die Bäume warfen einen Schatten auf das Gras. Die Sonne strahlte hell am Horizont. Er atmete tief die frische Luft ein. Für einen Moment folgten sie still schweigend dem Weg. Sie lauschten der Natur und wagten es nicht, die Ruhe zu unterbrechen. Nach kurzer Zeit wichen die Bäume des Energiewaldes einer Weide- Landschaft.
Doch als sie mehrere Kilometer zurückgelegt hatten, mindestens 3, durchzuckte etwas Waatys Körper. Er blieb stehen. Snibunna drehte sich sofort zu ihm um. „Waaty? Alles okay?" Waatys Nackenhaare stellten sich auf. „Ich... ich habe wieder dieses ungute Gefühl aus dem Wildwucherwald..." sagte er. Snibunnas Blick verfinsterte sich. „Du kannst hier die Dunkelheit schon spüren?" fragte sie. „Wir haben doch gerade erst die Hälfte des Weges zurückgelegt...", „Das klingt nicht gut." sagte Vivillon. „Ich spüre es auch. Wenn man die Finsternis schon hier deutlich spüren kann... Dann muss sie schon ziemlich weit fortgeschritten sein." Snibunna nickte. „Die Luft ist klamm, der Wind hat einen drohenden Unterton... Das Gras ist matter als vorhin..." murmelte Vivillon. Reptain sah auf den Fluss hinaus. „Das Glitzern... es ist verschwunden. Aber die Sonne scheint doch noch immer." Dann sah er nach oben. „Die Wolken sind plötzlich aschgrau... Das ist seltsam. Die Dunkelheit macht sich schon eindeutig bemerkbar!" Snibunna nickte. „Jetzt bemerke ich es auch... Dann müssen wir uns beeilen." Vivillon nickte und sie legten einen Zahn zu. Vivillons Fühler zuckten unregelmäßig. „Vivillon?" fragte Floette beunruhigt. „Der Wind bringt Angst mit sich. Er ist unterschiedlich stark wie stockender Atem. Die Luft bebt...." Sie schüttelte den Kopf. „Ich spüre es so intensiv..." Snibunna nickte. „Sicher, dass es seine Sinne nicht überwältigen wird?" Vivillon schüttelte den Kopf. „N- nein, ich halte das schon aus." versicherte ihr das Käfer- Pokémon.
Sie näherten sich immer mehr dem Silbersee. Und nach zwei weiteren Kilometern bemerkten sie, dass die Natur sich verändert hatte. Das Gras war plötzlich heufarben und vertrocknet. Der Fluss reflektierte das Sonnenlicht noch weniger als zuvor und wirkte düster und träge. Die Pflanzen im Fluss wirkten ebenfalls tot und die Steine matt und grau wie Staub. Der Himmel hatte die Farbe von Asche und die Wolken wirkten schwarz wie Rabenfedern und bedrohlich, wie als würde bald ein verheerender Sturm aufziehen. Tote, welke Blätter wirbelten durch die Luft landeten im Gras oder auf der Oberfläche des Silivren. Das Wasser kräuselte sich leicht. "Es ist nicht mehr weit." sagte Vivillon. "Dort hinten in der Ferne ist der See, seht ihr ihn?" Snibunna kniff die Augen zusammen. "Ja, ich kann ihn sehen." antwortete sie dann. "Der Wind weint..." flüsterte Floette. Dann liefen sie wortlos auf den Fleck in der Ferne zu.
Als sie das Ufer des Sees erreichten, lag eine verräterische und ungewohnte Stille in der Luft. Leichter Nebel waberte am Ufer entlang. Das Wasser des Sees war dunkel. Fast schon schwarz. Die Luft hier war ziemlich erdrückend. "Die Dunkelheit hat schon viel, ziemlich viel Einfluss hier auf die Umgebung..." stellte Reptain fest. "Wir kommen spät. Viel zu spät." sagte Vivillon. "Wir müssen uns beeilen." Ihre Augen verengten sich. Aus den tiefen des Sees kam ein düsteres Schimmern. "Na super." murmelte Vivillon. "Der Schattenorb des Silbersees... Er befindet sich auf dessen Grund.", "Wie tief ist der See denn?" fragte Floette. "Nicht sehr tief. Vielleicht gerade mal 20 Meter oder so." Reptain atmete tief ein. "Dann muss wohl jemand untertauchen und einen Angriff abfeuern, um das Portal zu öffnen, nicht wahr?" Vivillon nickte. "Aber so fern ich sehe, sind wir alle nicht fürs Schwimmen geschweige denn Tauschen gemacht." Reptain überlegte kurz. "Ich kann es übernehmen." sagte er dann. "Ich kann Schwimmen und Tauchen." Alle drehten sich zu ihm. "Bist du sicher, dass das geht, mit deinen Wunden?" fragte Snibunna besorgt. "Das Wasser ist von der Dunkelheit verpestet." fügte Vivillon hinzu.. Reptain winkete ab. "Es muss doch schließlich getan werden. Und dann muss ich es eben machen, wenn kein anderer es kann." Waaty nickte. "Er hat recht. Er ist der einzige, der Tauchen kann. Ein Angriff von der Oberfläche aus würde nicht funktionieren." Snibunna nickte langsam. "Na gut. Aber du wirst unter Wasser nichts sehen können, fürchte ich. Leben Pokémon im Wasser, Vivillon?" Das Schmetterlings- Pokémon bestätigte mit einem Nicken. "Dann musst du extrem vorsichtig sein. Sie würden dich angreifen. Und sie sind dir im Wasser klar im Vorteil." Reptain nickte. "Ja, ich weiß.", "Gut, dann beeil dich. Folge immer dem Schimmern!" Reptain nickte und trat an das Ufer des Sees heran. Es seufzte. Dann setzte er einen Fuß in das seichte Wasser des Sees. Er biss die Zähne zusammen, als ein ungewohntes Wutgefühl in ihm aufstieg. Das musste die Dunkelheit im Wasser sein. Er machte weitere Schritte vorwärts. 'Ich muss bei klarem Verstand bleiben.' redete er sich ein. 'Sonst übernimmt mich die Dunkelheit noch.' Als das Wasser ihm bis zur Hüfte reichte, holte er tief Luft und tauchte unter.
Unter Wasser vernebelten Schatten seine Sicht, die in seinen Augen brannten wie Säure. Er kniff die Augen zusammen. 'Mist!' Er machte eine Ruderbewegung und glitt durch das Wasser. Er machte ein Auge kurz auf, um nach dem geheimnisvollen Schimmern zu suchen. Das lilafarbene Licht kam von weiter hinten und tiefer unten. 'Solange kann ich die Luft gar nicht anhalten!' dachte er. Mit einer kräftigen Bewegung tauchte er auf das Leuchten zu. Das matte, schaurig bedrohliche Licht kam immer näher.
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