45. Friedensfest
Julius knetete eine Weile lang Cecilias Hand, bis diese ihn fragte: "Bist du irgendwie nervös oder so?" Der starrte immer wieder auf Isaak und kaute auf seinen Lippen: "Ich bin gleich wieder da, Ceci."
Die schwarzhaarige Lady warf ihm einen fragenden Blick hinterher, zuckte mit den Schultern und wandte sich zu Bernd.
Mit trockener Kehle bat der junge Teaker um Aufmerksamkeit: "Sir Avila? Kann ich Euch kurz sprechen?" Isaak wandte sich mit großen Augen um: "Bitte! Was bedrückt dich?"
Julius nickte in Richtung Terrasse: "Unter vier Augen, wenn's Euch keine Umstände macht." "Na, jetzt wird es aber interessant. Natürlich", meinte der feine Mann und erhob sich.
Vor dem Königspalast lehnte sich der Ältere gegen das Geländer: "Also? Was kann ich für dich tun?"
Er räusperte sich: "Wie ist es für Euch... Ich meine, was mein Vater Eurer Frau angetan hat und..." "Und dass du mit meiner Tochter zusammen bist?"
Still nickte der dunkelblonde Kerl. Isaak seufzte aus: "Ich bin nicht sicher, wessen Los das schlimmere ist; meines, weil der Mörderssohn meiner Frau mit meiner Tochter liiert ist. Deines, weil du mit der Tat deines Vaters umgehen musst. Oder das von Cecilia, weil sie sich ausgerechnet in jenen Mörderssohn verliebt hat."
"Seid Ihr gar nicht erzürnt oder wütend auf mich?"
Der feine Herr verdrehte die Augen: "Nein, ich denke nicht. Wieso solltest du für die Tat eines anderen büßen?"
Stille. Schweiß trat auf Julius Stirn und er biss sich in die Lippen. Er stieß aus: "Sir Avila?"
"Ja?"
"Darf ich um die Hand Eurer Tochter anhalten?"
Tristan weigerte sich, sich wieder auf dem Heldenplatz zu setzen und quetschte sich stattdessen zwischen Elena und Lars. Die anfängliche Befremdung zwischen ihm und der Deserteurin war wie weggeblasen.
Der junge Mann war ihr wieder so nah wie damals in Ebenholz oder als sie auf dem Silberberg gemeinsam kämpften. Elenas Anwesenheit fühlte sich so vertraut an; so, als würde nichts die beiden entzweien können.
Nach so langer Zeit hätte sich auch alles ändern können. Sein Mädchen hätte sich in einen anderen verlieben und Tristan vergessen können. Aber nichts von all den schlimmen Befürchtungen, die der junge Mann über Wochen hinweg in Indigo hegte, waren eingetreten.
Es war wieder so, wie die beiden vereinbart hatten; sie waren ein Paar, wenngleich keiner von den beiden diesen Fakt aussprach.
Tristan wusste es einfach und er genoss die Nähe seines Mädchens. Es war Balsam für seine Seele. Endlich gab es auch was zu essen. Wie erwartet verspottete seine Freundin ihn: "Schau mal Stani, die haben nur für dich 'nen Fisch gemacht."
"Ein Karpador", grinste er über beide Ohren.
Doros vorwurfsvoller Blick traf ihn: "Du kannst doch nicht im Ernst 'n Karpador essen."
"Hat er in Rosalia schon", zuckte Elena mit ihren Schultern.
Sofort merkte er an: "Das war übrigens auch das letzte Mal, seit ich Fisch gegessen habe. Das ist wie lange her? Fast ein halbes Jahr?"
Als die Kapelle begann, Musik zu spielen, forderte Tristan seine Angebetete zum Tanz auf.
"Aber ich kann doch gar nicht tanzen."
Der junge Mann zog sie auf ihre Beine: "Ist halb so wild; ich kann es nämlich auch nicht."
"Was?", kreischte die Jugendliche aus, doch ehe sie sich versah, war sie auf der Tanzfläche. Eine Hand hielt Tristan, die andere Hand ruhte auf seiner Brust.
Sein Herz pochte, als er Elena ununterbrochen in die Augen blickte. Der schwarzhaarige Kerl wollte sie küssen, am besten hier und jetzt und vor all diesen Leuten. Es wusste doch sowieso jeder Bescheid. Aber ob ihr es nicht peinlich wäre?
So blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach nur in ihren dunkelblauen Augen zu versinken und ihren wunderschönen Anblick zu genießen.
Um nicht komplett wahnsinnig zu werden, sprach Tristan von all den Geschehnissen, die die beiden erlebt haben; wie alles begann und wie sich ihre Beziehung zueinander gewandelt hat: "Von der Deserteurin, die ich fangen sollte, zu meiner Frau, die mir das Leben gerettet hat."
Elena rollte mit den Augen und brachte ihre Zusammenfassung: "Von dem Arschloch, der mich gejagt hat, zu dem Kerl, den ich liebe."
Er wisperte ihr ins Ohr: "Ich liebe dich auch."
Die Musik verstummte. Fragend blickte das Paar um sich, wie alle anderen tanzenden Leute auch. Lorenz mit Christa viel ihr zuerst ins Auge... "Die waren vor 100 Jahren schon mal zusammen, aber funktioniert hat es wohl nicht", merkte der junge Mann an.
"Vielleicht klappts ja dies-"
Julius übertönte die Anwesenden: "Jetzt hat heute jeder schon was sagen dürfen. Jetzt möchte ich auch noch gern was los werden. Ich bin nicht der große Redner und ich hab auch nichts vorbereitet, aber ich möchts gern versuchen.
Ceci, ich hoffe du kannst es mir verzeihen. Albert, du Arschloch, wegen dir hätte ich sie beinahe verloren. Aber dank Lugia hat sie überlebt. Und dank Bernd hab ich sie in Anemonia wiedergefunden. Was mein Vater getan hat, hätte uns entzweien können. Ich hätte es verstanden, wenn sie mich nicht mehr gewollt hätte. Ich hätte damit leben müssen.
Aber Ceci... Cecilia. Ich bin dir von Herzen dankbar, dass du mich deswegen nicht hast fallen lassen. Seit wir jetzt endlich zusammen sind, und mit endlich meine ich, dass ich die letzten zehn Jahre meines Lebens nur darauf gewartet habe, dass aus uns was wird, ist mein Leben bedeutend besser. Ich bin besser. Ich bin vollständig. Dank dir. Für mich steht eine Sache fest, nämlich die, dass ich nie wieder ohne dich sein will."
Der junge Teaker ging vor seiner Angebeteten auf die Knie, mit einer kleinen Schachtel in der Hand: "Und deswegen frage ich dich, ob du meine Frau werden willst?"
Von Albert war nur ein leiser Kommentar zu hören: "Wenn sie jetzt nein sagt, wird's peinlich."
Ansonsten herrschte Stille. Die junge Lady hatte sich vor Erstaunen beide Hände über den Mund gelegt und starrte mit wässrigen Augen auf ihren Freund. Sie schüttelte den Kopf und fiel auf ihre Knie. Dann umarmte sie Julius und wisperte: "Ja. Ja, verdammt."
Ein Applaus ging durch die Menge, als sich die beiden küssten. Mit verweintem Gesicht erhob sich Cecilia. In Julius Armen liegend wandte sie sich in die Richtung ihres Vaters: "Ist das für dich eigentlich auch okay?" Isaak hielt den Daumen nach oben und nickte: "Er hat mich schon gefragt."
Ihr erstaunter Blick fiel auf ihren Verlobten: "Du hast ihn schon um Erlaubnis gebeten?"
"Ja, natürlich!", meinte er mit einem Schulterzucken und nahm Cecilias Hand. Er holte den Ring aus der kleinen Schachtel und steckte ihn seiner Angebeteten an den Ringfinger.
Vor Erleichterung seufzte der junge Teaker tief aus und grinste verlegen: "Lugia sei Dank ist das glimpflich ausgegangen."
"Wow, wie schön. Sie haben sich", freute sich Elena für die beiden. Der junge Mann zwinkerte ihr zu: "Aber so toll wie unsere Liebesgeschichte ist ihre nicht."
"Weil wir die besten sind", nickte sein Mädchen. Tristan fiel mit der Tür ins Haus: "Willst du auch irgendwann mal heiraten?"
"Ähm...", stammelte sie und lief rot an: "Irgendwann schon. Ich weiß sogar schon wen, aber..."
Er verzog beiden Augenbrauen in die Höhe: "Aber?"
"Zuerst muss derjenige, der mich heiraten will, meinen Papa um Erlaubnis fragen", grinste Elena überlegen.
"Dein Papa ist aber verschollen, oder nicht? Wahrscheinlich ist er sogar schon tot?"
Die Jugendliche schüttelte den Kopf: "Marco hat mir gesagt, dass Papa noch nicht dort war. Er muss also noch leben. Und erst, wenn er sein Einverständnis gegeben hat, dann erst werde ich heiraten."
Tristan schmunzelte: "Dann willst du mir damit sagen, dass ich zuerst deinen Vater finden muss?"
Sein Mädchen winkte ab: "Das mach ich schon selber."
Er prustete aus: "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich das allein machen lasse?"
Verlegen blickte sie auf seine Brust: "Um ehrlich zu sein nicht, nein." Natürlich war immer klar, dass Tristan sie bei all ihren Vorhaben unterstützen würde.
Und so blieb Elenas Zimmer in dieser Nacht leer. Die Suite, die dem Auserwählten gestellt wurde, war im obersten Stock und bot die abgeschiedenste Lage im gesamten Palast. Er überreichte ihr ein paar Klamotten von sich, die das Mädchen zum Schlafen haben konnte.
Am hohen Bogenfenster lehnten die beiden Arm in Arm und genossen den Anblick auf das schwarze Meer, das nur ein klein wenig von der silbernen Mondsichel beleuchtet wurde. Seine warme Hand ruhte auf Elenas Taille und obwohl der Rest ihres Körpers schon durchgefroren war, wollte sie, dass diese Nacht nie enden würde.
Tristan holte ihr seine Bettdecke und legte sie seinem Mädchen um. "Und was ist mit dir?", fragte sie bestürzt: "Dich friert's doch auch."
Er schlüpfte zu ihr unter die Decke und genoss ihre Nähe. Überhaupt küssten sich die beiden noch die halbe Nacht, da sie nicht genug voneinander bekommen konnten.
Doch irgendwann übermannte die Müdigkeit die beiden und zwang sie ins Bett. Eng aneinander gekuschelt schliefen sie ein und genauso erwachten sie in den Strahlen der Morgensonne.
Tristan war wie immer schon vor ihr wach, aber war er zufrieden damit, seinem Mädchen den Rücken zu streicheln und sie beim Schlafen zu beobachten. Einmal zuckte Elena dann doch zusammen und schlug die Augen auf. Dann legte sie ihren Kopf wieder quer über seine Brust und murmelte: "Wenn ich gewusst hätt, wie schön das ist, dann hätten wir das schon während unserer Reise machen können."
"Tsss... Du hättest mir ja den Kopf abgeschlagen, wenn ich dich versehentlich irgendwie berührt hätte", entgegnete Tristan: "Ich hätte nie eine Chance gehabt."
Sie grinste: "Das ist wahr. Das spricht für dich. Immerhin konntest du es abwarten."
Das frisch verliebte Paar schaffte es einfach nicht aus dem Bett. Als Tristan doch aufstehen wollte, spürte er einen Widerstand. Ein wenig verdutzt blickte er auf Elena, als die ihn am Arm festhielt.
"Hey Kleine, wir müssen langsam mal raus und frühstücken... Ich mein, ich hab Hunger."
Sie seufzte aus und jammerte: "Aber... wenn wir jetzt aufstehen, dann sind wieder überall Leute. Und dann haben wir gegessen, sind fertig... und ich muss wieder zurück nach Ebenholz. Und dann? Dann nehmen wir Abschied..."
"Deswegen willst du mich verhungern lassen? Weil du fürchtest, zu wenig Zeit mit mir zu verbringen?", fragte der junge Mann sicherheitshalber nach.
Mit hängenden Mundwinkeln nickte Elena: "Jetzt haben wir uns doch grad erst wieder. Für mich zählt jede Sekunde. Verstehst du?"
"Hm...", bestätigte Tristan: "Aber wovon gehst du aus, dass ich jetzt tun werde?"
"Hä?", entfuhr es ihr und sie blickte mit großen Augen auf ihren Geliebten: "Was meinst du?"
"Na, was ich jetzt hier tun werden, in Johto?"
Die Jugendliche zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung. Auserwählten-Dinge, mit deinem Vater in der Firma arbeiten oder deiner Schwester in Dukatia helfen..."
Er verdrehte die Augen und winkte ab: "Ja ja, schöne Ideen, aber ich werde gar nichts davon tun."
Schweigen. Obwohl er es nicht wollte, überkam Tristan ein breites Grinsen: "Ich denke, ich werde meiner Freundin in Ebenholz helfen."
"Was?", kreischte Elena aus mit leuchtenden Augen aus: "Echt jetzt? Warum sagst du das nicht gleich?"
"Überraschung", sagte der junge Mann lapidar mit einem Schulterzucken: "Du kannst nicht ernsthaft gedacht haben, dass ich dich noch einmal sitzen lasse."
Sie kaute auf ihren Lippen: "Aber Ebenholz; du magst die Stadt noch nicht mal."
"Die Stadt mag ich schon, nur die Kälte. Aber daran werde ich mich gewöhnen", winkte er ab. Er wusste, dass es für sie nie eine andere Heimat geben würde als diese Stadt.
Hier noch ein Happy End für Cecilia und Julius.
I know; Kitsch im Überfluss :) Ich hoffe, es ist nicht too much xD
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